[0001] Die Erfindung betrifft ein Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren für das ein- oder mehrschichtige
Beschichten eines Gegenstandes, insbesondere eines bahnartigen Substrats, wie beispielsweise
eines Papier- oder Kartonmaterials, eines Kunststofffilms, einer Metallfolie oder
eines -bandes oder von bahnartigen Verbundmaterialien. Der zu beschichtende Gegenstand
kann jedoch auch ein Stückgut sein.
[0002] Das Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren, auch bekannt als Vorhang-Beschichtungsverfahren,
ist seit nahezu 100 Jahren bekannt. In den Anfängen wurde es zur einschichtigen Beschichtung
von Stückgütern, wie beispielsweise Pralinen oder Möbelteilen verwendet, wie dies
in der DE 145 517 A beschrieben ist. Seit etwa 1960 wird das Verfahren auch für die
Beschichtung von Endlosbändern, beispielsweise von Kartonmaterialien und Aluminiumfolien,
eingesetzt und beispielsweise von C.C. Poirier in "Curtain Coating of Corrugated Paper
Board" TAPPI 49 (10): 66A-67A, beschrieben. Das erste, technisch hoch entwickelte
Vorhangverfahren für den Auftrag von einer oder gleichzeitig mehreren Schichten auf
ein Endlossubstrat, insbesondere für fotografische Filme und Papiere, wird in der
US-PS 3,508,947 beschrieben. Ein Beispiel für die Beschichtung zur Erzeugung von magnetischen
Aufzeichnungsmaterialien ist aus der US-PS 5,044,305 bekannt, und die Beschichtung
zur Erzeugung eines thermischen Aufzeichnungsmaterials oder eines Tintenstrahlaufzeichnungsmaterials
wird in der DE 100 33 056 A1 beschrieben.
[0003] Den meisten Verfahren ist gemein, dass für das Beschichtungsfluid oder die mehreren
Beschichtungsfluide auf Wasser basierende Trägerflüssigkeiten für das jeweilige Beschichtungsmaterial
verwendet werden. Um die Oberflächenspannung der Trägerflüssigkeit und dadurch die
Oberflächenspannung letztlich des jeweiligen Beschichtungsfluids wunschgemäß einzustellen,
werden den Beschichtungsfluiden, das heißt den wässrigen Trägerflüssigkeiten, Netzmittel
zugesetzt. Die Netzmittel sollen die Oberflächenspannung der Trägerflüssigkeit verringern.
Die DE 100 33 056 A1 beispielsweise schlägt vor, dass die Oberflächenspannung einer
Trägerflüssigkeit eines Beschichtungsfluids, das auf dem zu beschichtenden Gegenstand
die unterste Schicht der Beschichtung bildet, eine Oberflächenspannung von 18 bis
45 mN/m aufweisen sollte. Die DE 100 33 056 A1 lehrt ferner, dass innerhalb der mehreren
Schichten der Beschichtungsfluide ein Oberflächenspannungsgradient herrschen sollte
und dass ein Beschichtungsfluid, das eine auf dem Gegenstand obere Schicht der Beschichtung
bildet, eine geringere Oberflächenspannung haben sollte als ein Beschichtungsfluid,
das auf dem Gegenstand eine untere Schicht der Beschichtung bildet.
[0004] Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die bekannten Beschichtungsverfahren in Bezug auf
die Stabilität des Vorhangs insbesondere bei einem mehrschichtigen Vorhang, aber auch
bereits bei einem einschichtigen Vorhang, problematisch sind. Die Probleme verstärken
sich mit abnehmender Schichtstärke und mit abnehmender Fördergeschwindigkeit des zu
beschichtenden Gegenstands und insbesondere beim Zusammentreffen von geringer Schichtstärke
und niedriger Fördergeschwindigkeit. Der aus dem Beschichtungsfluid oder den mehreren
Beschichtungsfluiden schichtweise aufgebaute Vorhang neigt unter Produktionsbedingungen
zum Reißen.
[0005] Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, die Vorhangstabilität eines Flüssigfilm-Beschichtungsverfahrens
zu verbessern.
[0006] Die Erfindung betrifft ein Flüssigfilm-Mehrschicht-Beschichtungsverfahren, bei dem
ein Vorhang aus wenigstens einem Beschichtungsfluid auf einen quer zu dem Vorhang
geförderten Gegenstand gegossen und dadurch auf dem Gegenstand eine fluide Beschichtung
gebildet wird. Die Förderrichtung des zu beschichtenden Gegenstands kann normal zu
dem Vorhang weisen oder auch eine von der Normalen abweichende Neigung aufweisen.
Die auf dem Gegenstand gebildete fluide Beschichtung wird anschließend verfestigt.
[0007] Nach der Erfindung basiert das Beschichtungsfluid auf einer organischen Flüssigkeit
oder mehreren organischen Flüssigkeiten. Die organische Flüssigkeit oder die mehreren
organischen Flüssigkeiten kann oder können durch eine chemische Reaktion verfestigbar
sein und selbst ein Beschichtungsmaterial oder einen Teil eines Beschichtungsmaterials
bilden oder eine flüchtige Trägerflüssigkeit oder mehrere flüchtige Trägerflüssigkeiten
sein, die selbst nicht Teil des Beschichtungsmaterials ist bzw. sind. Als Beschichtungsmaterial
im Sinne der Erfindung wird dasjenige Material bezeichnet, das nach der Verfestigung
eine Beschichtung oder eine einzelne Schicht einer Beschichtung bildet. Das Beschichtungsmaterial
kann beispielsweise aus Bindemitteln, Pigmenten und Zusatzstoffen bestehen oder kann
ein sonstiges, einer gewünschten Funktion dienendes Material sein. Das Beschichtungsfluid
ist deshalb in vielen Fällen eine Mischung aus verschiedenen Stoffen, wobei nach der
Erfindung mindestens einer dieser Stoffe eine organische Flüssigkeit ist. Diese organische
Flüssigkeit kann wiederum das Beschichtungsmaterial oder ein Teil des Beschichtungsmaterials
bilden oder eine Trägerflüssigkeit für ein Beschichtungsmaterial sein. Die Mischung
kann eine Lösung oder eine Dispersion, beispielsweise eine Suspension oder Emulsion,
sein.
[0008] Die organische Trägerflüssigkeit eines als Mischung gebildeten Beschichtungsfluids
und, falls eine organische Flüssigkeit das Beschichtungsmaterial bildet oder mitbildet,
diese organische Flüssigkeit weist eine Oberflächenspannung von höchsten 40 mN/m,
das heißt von höchstens 40 · 10
-3 N/m, auf. Im Folgenden werden durch chemische Reaktion verfestigbare organische Flüssigkeiten
und organische Trägerflüssigkeiten als organische Flüssigkeiten bezeichnet. Die Bezeichnung
"organische Trägerflüssigkeit" wird nur verwendet, wenn die betreffende organische
Flüssigkeit nach dem Beschichten aus dem Beschichtungsfluid entfernt wird, beispielsweise
durch Verdunstung.
[0009] Durch die Verwendung einer organischen Flüssigkeit kann insbesondere auf den Einsatz
von Netzmitteln verzichtet werden, die bei der Verwendung von Wasser oder wässrigen
Lösungen als Trägerflüssigkeit der Erniedrigung der Oberflächenspannung dienen. Demgemäß
ist die organische Flüssigkeit in einer besonders bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung netzmittelfrei.
[0010] Organische Flüssigkeiten, beispielsweise Ketone, Alkohole, Ester, aliphatische und
aromatische Kohlenwasserstoffe und Ether, weisen die erfindungsgemäß geforderte Oberflächenspannung
von Hause aus auf, so dass sich bei Verwendung mehrerer Beschichtungsfluide eine hervorragende
Gleichförmigkeit der Schichten im Film und auf dem Gegenstand einstellt. Die Gleichförmigkeit
stellt sich insbesondere auch für dünne Schichtstärken bei niedrigen Bahngeschwindigkeiten
zufriedenstellend ein. Gegenüber wässrigen Trägerflüssigkeiten bedeutet dies eine
entscheidende Vergrößerung des Betriebsfensters für das Vorhangbeschichtungsverfahren.
[0011] Die organische Trägerflüssigkeit kann eine bei Erwärmung verdampfende Trägerflüssigkeit
sein, so dass eine einschichtige Beschichtung oder die aus dem Beschichtungsfluid
gebildete Schicht einer mehrschichtigen Beschichtung durch Erwärmung verfestigt wird,
nämlich durch Entfernen des Trägermittels.
[0012] Das Beschichtungsfluid kann alternativ auch eine durch Energieeintrag verfestigbare,
das Beschichtungsmaterial unmittelbar bildende, organische Flüssigkeit ohne flüchtige
Anteile sein oder solch eine organische Flüssigkeit enthalten, insbesondere ein Monomer
oder Oligomer, also eine reaktive organische Flüssigkeit. In dieser Ausführung der
Erfindung kann die organische Flüssigkeit eine durch Erwärmung polymerisierbare Flüssigkeit
sein, um die Beschichtung oder nur die betreffende(n) Schicht(en) durch Erwärmen und
Polymerisieren der organischen Flüssigkeit verfestigen zu können. Die organische Flüssigkeit
kann mit Vorteil auch eine durch Bestrahlung, vorzugsweise durch UV-Bestrahlung oder
Elektronenbestrahlung, polymerisierbare Flüssigkeit sein, so dass die einschichtige
Beschichtung oder die aus dem Beschichtungsfluid gebildete Schicht einer mehrschichtigen
Beschichtung durch entsprechende Bestrahlung polymerisiert und dadurch verfestigt
werden kann.
[0013] Die Erfindung ist in besonderem Maße zur Bildung mehrschichtiger Beschichtungen geeignet.
Sämtliche oder ein Teil der mehreren Beschichtungen können je von einem anderen Beschichtungsfluid
gebildet werden. Es können auch zwei oder mehrere der Schichten von dem gleichen Beschichtungsfluid
gebildet werden. Jede der organischen Flüssigkeiten, die die Beschichtungsfluide bilden
oder mitbilden, ist besonders bevorzugt jedoch eine organische Flüssigkeit, die eine
Oberflächenspannung von höchstens 40 mN/m hat. Jedes der Beschichtungsfluide ist mit
anderen Worten erfindungsgemäß gebildet. Die mehreren Beschichtungsfluide sind vorzugsweise
entweder nur mit organischer Trägerflüssigkeit aufgebaut oder sie enthalten oder sind
nur organische Flüssigkeiten, die durch Polymerisation verfestigt werden. Grundsätzlich
können jedoch auch beide Arten von Beschichtungsfluiden unterschiedliche Schichten
im gleichen Vorhang bilden.
[0014] Die den Vorhang bildenden Beschichtungsfluide können nicht nur mit unterschiedlichen
Beschichtungsmaterialien, sondern auch mit unterschiedlichen organischen Flüssigkeiten
gebildet werden. In diesem Fall sollten die unterschiedlichen organischen Flüssigkeiten
jedoch zumindest angenähert gleiche Oberflächenspannungen aufweisen. Falls die organischen
Trägerflüssigkeiten der Mischungen oder die das Beschichtungsmaterial oder einen Teil
desselben unmittelbar bildenden organischen Flüssigkeiten unterschiedliche Oberflächenspannungen
aufweisen, sollten die Unterschiede nicht mehr als 5 mN/m und vorzugsweise nicht mehr
als 2 mN/m sein. Besonders bevorzugt wird es, wenn sämtliche organischen Flüssigkeiten
die gleiche Oberflächenspannung aufweisen. Am einfachsten lässt sich die Forderung
der gleichen oder zumindest angenähert gleichen Oberflächenspannung bei Mischungen
durch Verwendung je der gleichen organischen Flüssigkeit erfüllen.
[0015] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Figuren und Diagrammen erläutert. Hierbei
offenbar werdende Merkmale bilden je einzeln und in jeder Merkmalskombination die
Gegenstände der Ansprüche vorteilhaft weiter. Es zeigen:
- Fig. 1
- die Beschichtung eines Bahnmaterials im Wege eines Mehrschichtvorhangverfahrens,
- Fig. 2
- die dynamische Oberflächenspannung eines wässrigen Trägermittels über dem Oberflächenalter
eines Beschichtungsfluids,
- Fig. 3
- die Vorhangfallzeit in Abhängigkeit von der Vorhanghöhe, und
- Fig. 4
- die Oberflächenspannung in ein- oder mehrschichtigen Flüssigkeitsfilmen und vorhängen
von wässrigen Lösungen mit Netzmitteln unter Verwendung einer Kaskadendüse.
[0016] Fig. 1 zeigt eine Beschichtungsvorrichtung für eine Flüssigfilm-Beschichtung mittels
eines mehrschichtigen Vorhangs von Beschichtungsfluiden.
[0017] Die Beschichtungsvorrichtung umfasst eine Düseneinrichtung 11 für die Erzeugung des
Vorhangs aus den mehreren Beschichtungsfluiden, im Ausführungsbeispiel aus den vier
unterschiedlichen Beschichtungsfluiden 1 bis 4. Die nachfolgenden Ausführungen gelten
jedoch auch für Vorhänge aus weniger als vier Beschichtungsfluiden, beispielsweise
auch für einen Vorhang aus einem einzigen Beschichtungsfluid. Ebenso gelten sie für
Vorhänge mit mehr als vier unterschiedlichen Beschichtungsfluiden. Solch ein Vorhang
kann mit zehn oder noch mehr Schichten gebildet sein. Ebenso groß kann die Anzahl
der unterschiedlichen Beschichtungsfluide im Vorhang sein.
[0018] Die Düseneinrichtung 11 ist eine mehrschichtige Kaskadendüse, könnte beispielsweise
aber auch von einer mehrschlitzigen Schlitzdüse gebildet werden. Die Beschichtungsfluide
1 bis 4 werden der Düseneinrichtung 11 separat und jeweils in einer dem Verbrauch
entsprechenden Zuführrate dosiert zugeführt. Solche Düseneinrichtungen sind bekannt
und bedürfen daher keiner detaillierteren Beschreibung.
[0019] Unterhalb der Düseneinrichtung 11 wird eine zu beschichtende Materialbahn 10, mit
ihrer zu beschichtenden Oberfläche der Düseneinrichtung 11 zugewandt, durch eine Fördereinrichtung
in eine Förderrichtung F endlos gefördert. Die Materialbahn 10 kann beispielsweise
eine Papierbahn, eine Kunststofffolie oder eine Metallfolie sein.
[0020] Die Düseneinrichtung 11 bildet quer zu der Materialbahn 10 parallel erstreckte, in
Förderrichtung F hintereinander angeordnete Schlitze, durch die die Beschichtungsfluide
1 bis 4 austreten und nach ihrem Austritt auf einer von der Materialbahn 10 abgewandten
Oberseite der Düseneinrichtung 11 in Förderrichtung F fließen. Durch die Anordnung
der Schlitze in Förderrichtung F hintereinander wird auf der Oberseite der Düseneinrichtung
11 ein mehrschichtiger Flüssigkeitsfilm erzeugt. Der Flüssigkeitsfilm auf der Oberseite
der Düseneinrichtung 11 weist bereits den Schichtaufbau der späteren Beschichtung
der Materialbahn 10 auf. Dieser mehrschichtige Flüssigkeitsfilm fließt auf der Oberseite
der Düseneinrichtung 11 in Förderrichtung F der Materialbahn 10 bis zu einer vorderen
Düsenlippe 15 der Düseneinrichtung 11. Nach der Ablösung von der Düsenlippe 15 fällt
der mehrschichtige Flüssigkeitsfilm im freien Fall unter Bildung des Vorhangs 5 im
Wesentlichen lotrecht auf die unterhalb der Düsenlippe 15 durchgeförderte Materialbahn
10, trifft auf deren Oberseite auf und bildet eine mehrschichtige fluide Beschichtung
6. Die quer zu der Förderrichtung F gemessene Breite des Vorhangs 5 wird durch eine
beidseitige Seitenberandung 7 vorgegeben.
[0021] Die auf der Materialbahn 10 gebildete fluide Beschichtung 6 wird anschließend verfestigt,
beispielsweise durch Trocknung.
[0022] Die Beschichtungsvorrichtung umfasst ferner eine unterhalb der Düseneinrichtung 11
angeordnete Gießwalze 12, um die die Materialbahn 10 umgelenkt wird. Der Vorhang 5
trifft auf der Oberseite der Materialbahn 10 in einem Bahnbereich auf, der von der
Gießwalze 12 abläuft, aber von der Gießwalze 12 noch unterstützt wird. An der Außenseite
der Gießwalze 12 bahnaufwärts von der Auftrefflinie des Vorhangs 5 auf der Materialbahn
10 ist ferner eine Auffangwanne 13 mit integrierter Saugvorrichtung 14 angeordnet.
Die Auffangwanne 13 dient zur Auffüllung und Reinigung der Düseneinrichtung 11 sowie
zur Bildung des Flüssigkeitsvorhangs. Während diesen Arbeitsphasen wird die Düseneinrichtung
11 horizontal in eine Parkposition derart zurückverschoben, dass die sich von der
Düsenlippe 15 ablösenden Beschichtungsfluide in die direkt darunterliegende Wanne
13 fallen.
[0023] Die der Giesswalze 12 gegenüberliegende Wand der Wanne 13 ist zudem so ausgebildet,
dass sich ein enger, präziser und konzentrischer Spalt zwischen der Wanne 13 und der
Giesswalze 12 beziehungsweise der die Giesswalze 12 umschlingenden Materialbahn 10
bildet. Die Weite dieses Spalts muss klein sein, vorzugsweise 0.5 mm, so dass die
Wanne 13 mit ihrer Unterseite eine Rakelwirkung erzielt, mit welcher ein wesentlicher
Teil der von der unbeschichteten Materialbahn 10 mitgeschleppten Luftgrenzschicht
entfernt, d.h. abgerakelt wird. Mit der aus einem relativ engen Schlitz und einem
relativ grossen Kanal bestehenden Saugvorrichtung 14 (Staubsaugerprinzip) wird zudem
ein Teil der Grenzschichtluft, die in den konzentrischen Spalt zwischen Wanne 13 und
Giesswalze 12 eintritt, mit Hilfe einer externen Vakuumquelle abgesaugt. Das Abrakeln
und Absaugen eines wesentlichen Teils der Grenzschichtluft bewirkt, dass das Vorhangverfahren
auch bei hohen Geschwindigkeiten der Materialbahn 10 betrieben werden kann, ohne dass
die verbleibende Restmenge der Grenzschichtluft entlang der quer zur Materialbahn
10 verlaufenden Benetzungslinie des auftreffenden Vorhangs 5 zwischen Vorhang 5 und
Materialbahn 10 eingezogen wird.
[0024] Jedes der Beschichtungsfluide 1 bis 4 ist oder enthält eine organische Flüssigkeit,
die als solche gleichzeitig das Beschichtungsmaterial oder einen Teil desselben bildet,
oder eine Mischung aus einem Beschichtungsmaterial und einer organischen Trägerflüssigkeit,
die im Fall einer Lösung des Beschichtungsmaterials in der Trägerflüssigkeit auch
als Lösemittel bezeichnet werden kann. Sämtliche Beschichtungsfluide 1 bis 4, falls
sie Mischungen sind, können Dispersionen, beispielsweise Emulsionen oder Suspensionen,
oder Lösungen sein. Auch Mischformen, bei denen eines oder mehrere der Beschichtungsfluide
1 bis 4 eine Lösung und ein anderes oder mehrere andere der Beschichtungsfluide 1
bis 4 eine Dispersion sind, sind möglich. Es können auch eine oder mehrere der Schichten
eine Mischung und eine andere oder mehrere andere der Schichten eine das Beschichtungsmaterial
oder einen Teil desselben bildende organische Flüssigkeit sein. Wesentlich ist allerdings,
dass sämtliche Flüssigkeiten oder doch deren Mehrzahl organischer Natur sind, um die
Stabilität des Vorhangs 5 zu gewährleisten. Es soll zwar nicht kategorisch ausgeschlossen
sein, dass die eine oder andere der Flüssigkeiten auf Wasser basiert, bei weitem bevorzugt
wird es jedoch, wenn die Flüssigkeiten der den Vorhang 5 bildenden Beschichtungsfluide
1 bis 4 ausnahmslos organischer Natur sind.
[0025] Ein wichtiger Aspekt des Vorhangbeschichtungsverfahrens ist, wie bereits erwähnt,
die Stabilität des Vorhangs. Ein Flüssigkeitsvorhang, beispielsweise der Vorhang 5,
wird als stabil bezeichnet, wenn er über lange Betriebszeiten, das heißt über mehrere
Stunden, von ständig präsenten Störeinflüssen nicht aufgerissen werden kann. Ein solcher
Vorhang wird auch als produktionstauglich bezeichnet, das heißt er kann für die industrielle
Beschichtung eingesetzt werden.
[0026] Die Erfindung hat erkannt, dass eine niedrige Oberflächenspannung von höchstens 40
mN/m der verwendeten Flüssigkeiten der Vorhangstabilität förderlich ist, und zwar
insbesondere dann, wenn dynamische Prozesse reduziert oder idealerweise gänzlich vermieden
werden können. Solche dynamischen Prozesse sind Fließvorgänge und Diffusionsvorgänge
innerhalb der Fluidschichten und zwischen den Fluidschichten des Vorhangs. Solche
dynamischen Prozesse werden erfindungsgemäß bis zur praktischen Bedeutungslosigkeit
dadurch reduziert, dass die Flüssigkeit im Falle eines einschichtigen Vorhangs organischer
Natur ist und im Falle eines mehrschichtigen Vorhangs die Mehrzahl oder deutlich bevorzugt
sämtliche Flüssigkeiten organischer Natur sind. Falls die unterschiedlichen Beschichtungsmaterialien
einer mehrschichtigen Beschichtung es erlauben, sollte für Mischungen mit je einem
anderen Beschichtungsmaterial sogar nur eine einzige organische Flüssigkeit für solche
unterschiedlichen Beschichtungsfluide des Vorhangs verwendet werden, um Oberflächenspannungsidentität
zu erhalten.
[0027] Die Problematik von zeitabhängigen Fließ- und Diffusionsvorgängen in Flüssigkeitsvorhängen
ist grundsätzlich bekannt, beispielsweise aus "Surfactants: Static and Dynamic Surface
Tension", Y. M. Tricot, in Liquid Film Coating, Chapter 4, Chapman & Hall, London.
Bei wässrigen Lösungen ist die Oberflächenspannung von neu entstandenen Oberflächen
eine zeitabhängige und somit dynamische Materialeigenschaft, weil darin enthaltene
oberflächenaktive Moleküle zuerst vom Inneren der Flüssigkeit an die Oberfläche diffundieren
und dort adsorbiert werden, bevor sie die Oberflächenspannung erniedrigen. Vor allem
der Diffusionsvorgang wird stark von der Viskosität der Flüssigkeit und von den lokalen
Strömungsverhältnissen beeinflusst.
[0028] Fig. 2 zeigt den Zusammenhang, der von dem Alter der freien Flüssigkeitsoberfläche,
von der charakteristischen Zeit des Diffusionsvorgangs und der Netzmittelkonzentration
abhängt. Bekannt ist, dass die charakteristische Zeit des Diffusionsvorgangs von der
Art eines eingesetzten Netzmittels, das heißt von seiner Molekülstruktur, und von
der Netzmittelkonzentration abhängt. Die charakteristische Zeit kann bis zu mehreren
Sekunden dauern. Bei ausreichend langer Diffusionszeit wird die Gleichgewichtsoberflächenspannung,
das heißt die statische Oberflächenspannung, erreicht. Bis zum Erreichen der statischen
Oberflächenspannung weisen mit Netzmitteln versetzte wässrige Lösungen daher eine
sich ändernde Oberflächenspannung auf.
Aus Fig. 2 wird insbesondere ersichtlich, dass eine niedrige Oberflächenspannung von
40 mN/m und vorzugsweise weniger bei einem geringen Oberflächenalter der betreffenden
wässrigen Lösung nur dann erreicht werden kann, wenn große Mengen eines schnell diffundierenden
Netzmittels zugegeben werden. Die Zugabe von Netzmitteln mag zwar die Vorhangstabilität
optimieren, ist aber in vielen potenziellen Anwendungen problematisch oder sogar verboten.
In Verpackungsmaterialien z.B. für Nahrungs- oder Arzneimitteln sind Netzmittel unerwünscht
oder werden von den zuständigen Zulassungsbehörden, beispielsweise der FDA in den
USA, nicht erlaubt, wenn die Netzmittelmoleküle mit dem zu verpackenden Produkt in
Berührung kommen und die Gefahr besteht, dass die Produkteigenschaften durch auf das
Füllgut übergehende Netzmittelmoleküle verändert werden könnten. Bei Materialien,
die nach der Beschichtung bedruckt werden sollen, beispielsweise in einem Tintenstrahldruckverfahren,
können Netzmittel ebenfalls problematisch sein, weil sie das Benetzen und das Verlaufen
der Tinte auf dem zu bedruckenden Material negativ beeinflussen können. Die Erfindung
schafft hier Abhilfe, insbesondere wenn auf den Einsatz von Netzmitteln gänzlich verzichtet
wird, wofür die Erfindung gerade die besten Voraussetzungen schafft. Die Erfindung
eröffnet somit den für die Massenproduktion besonders geeigneten Vorhangbeschichtungsverfahren
neue Einsatzgebiete, nämlich insbesondere die vorstehend genannten.
[0029] Für die Analyse der Vorhangstabilität soll im Folgenden die charakteristische Diffusionszeit
mit der charakteristischen Fallzeit des Vorhangs verglichen werden.
[0030] Die Fallzeit hängt von der Vorhanggeschwindigkeit V
v ab, die ihrerseits durch die von der Düsenart abhängige Anfangsgeschwindigkeit V
0, die Fallhöhe x des Vorhangs und die Gravitationsbeschleunigung g näherungsweise
bestimmt wird durch:

[0031] Für die Praxis kann im Allgemeinen die Anfangsgeschwindigkeit V
0 vernachlässigt werden, da deren Abhängigkeit von der Düsenart meist gering und die
Anfangsgeschwindigkeit meist wesentlich kleiner als der Gravitationsterm in Gleichung
(1) ist.
[0032] In Fig. 3 ist ein typisches Beispiel der Abhängigkeit der Vorhangfallzeit von der
Fallhöhe x dargestellt. Für industriell relevante Vorhanghöhen von 50 bis 300 mm beträgt
die Vorhangfallzeit demnach zwischen 50 und 200 ms. Dies ist eine sehr kurze Zeit,
vor allem im Vergleich zu der Diffusionszeit, die erforderlich ist, um in wässrigen
Lösungen die auf Grund des kurzen Oberflächenalters im Vorhang bedeutungsvolle Oberflächenspannung
von höchstens 40 mN/m und vorzugsweise weniger zu erzeugen.
[0033] Wie in "Curtain Coating" von K. Miyamoto und Y. Katagiri, Chapter 11c in Liquid Film
Coating, Chapman & Hall, London, beschrieben, kann das theoretische Stabilitätskriterium
für den Vorhang durch die nachfolgende Gleichung (2) quantifiziert werden:

[0034] We ist die dimensionslose Weberzahl, die das Verhältnis zwischen Trägheits- und Oberflächenspannungskräften
beschreibt, ρ und σ sind die Dichte und die Oberflächenspannung des Beschichtungsfluids,
Q ist das Verhältnis Volumenstrom/Breite, V
v ist die Vorhanggeschwindigkeit gemäß Gleichung (1), U ist die Geschwindigkeit der
zu beschichtenden Bahn und H
F ist die nasse Dicke der Beschichtung auf der Bahn.
[0035] Das Vorhangbeschichtungsverfahren gehört zu der Klasse der sogenannten vordosierten
Beschichtungsverfahren, bei denen nur gerade die exakt benötigte Menge Beschichtungsfluid
zu der Düseneinrichtung gepumpt wird. Im Unterschied zu anderen Beschichtungsverfahren,
wie Walzen-, Rakel- oder Luftmesserverfahren, wird das Vorhangverfahren ohne Überschussflüssigkeit
betrieben. Auf Grund des Massenerhaltungsgesetztes kann deshalb geschlossen werden,
dass der Volumenstrom V* und somit auch der Volumenstrom pro Breite Q gemäß der nachfolgenden
Gleichung (3) von der Gießbreite W, der Bahngeschwindigkeit U und der nassen Filmdicke
H
F abhängen:

[0036] Insbesondere wird der Volumenstrom pro Breite Q durch die Bahngeschwindigkeit U und
die nasse Filmdicke H
F wie folgt bestimmt:

[0037] Aus Gleichung (2) kann nicht nur geschlossen werden, dass die Vorhangstabilität von
der Oberflächenspannung σ und dem Volumenstrom/Breite Q abhängt, sondern dass die
Vorhangstabilität auch bei kleinen Werten von Q gewährleistet bleibt, solange die
Oberflächenspannung σ ausreichend klein ist. Aus Gleichung (4) kann weiter geschlossen
werden, dass bei gegebener Bahngeschwindigkeit U die nasse Filmdicke H
F oder bei gegebener Filmdicke H
F die Bahngeschwindigkeit U umso mehr reduziert werden kann, je tiefer die Oberflächenspannung
σ ist. Das Herstellen von sehr dünnen Schichten und auch das Beschichten bei sehr
tiefen Bahngeschwindigkeiten mit dem Vorhangverfahren sind von industrieller Bedeutung,
weil hierdurch eine äußerst hohe Gleichförmigkeit und damit eine hohe Qualität der
Beschichtung erzeugt werden kann.
[0038] In der US-PS 3,632,374 wird erwähnt, dass der minimale Volumenstrom pro Breite Q
für wässrige Lösungen etwa 0,5 cm
2/s beträgt. Mit diesem Minimalwert für Q kann die Vorhangstabilität jedoch über lange
Betriebszeiten kaum stabil gehalten werden. Vielmehr sollte bei Verwendung wässriger
Lösungen als Trägerflüssigkeit das Minimum von Q für industrielle Anwendungen wenigstens
1,0 cm
2/s betragen. Dieser große Wert macht es andererseits jedoch unmöglich, dünne Schichten
und vor allem dünne Schichten bei gleichzeitig tiefen Bahngeschwindigkeiten zu erzeugen,
was in industriellen Anwendungen des Vorhangbeschichtungsverfahrens oft ein Nachteil
ist.
[0039] Ferner hat die Erfindung erkannt, dass nicht nur die unterste Schicht eines mehrschichtigen
Vorhangs eine geringe Oberflächenspannung haben sollte, wie dies in der DE 100 33
056 A1 gefordert wird. Die Wirkung einer sich rasch einstellenden geringen Oberflächenspannung
auf die Vorhangstabilität beruht auf der Fähigkeit, lokale Querströmungen, so genannte
Marangoni-Strömungen, auf der Vorhangoberfläche zu vermeiden, die durch lokale Oberflächenspannungsdifferenzen
als Folge von Störungen erzeugt werden. Einerseits hat ein Flüssigkeitsvorhang zwei
äußere Oberflächen, an denen Störungen angreifen können. Andererseits müssen bei einer
Mehrschichtanwendung auch die Schichten zwischen den äußersten Schichten die Fähigkeit
haben, ihre Oberflächenspannung rasch auf diese Werte zu reduzieren, damit die Vorhangstabilität
auch dann gewährleistet bleibt, wenn die äußeren Schichten den Störungen nicht widerstehen
können. Ein mehrschichtiger Vorhang ist also insbesondere dann industriell robust
bzw. stabil, wenn alle Schichten des Vorhangs eine erfindungsgemäß geringe Oberflächenspannung
von höchstens 40 mN/m haben. Vorzugsweise sind die Oberflächenspannungen sämtlicher
Schichten noch geringer.
[0040] Weitere Probleme können sich ergeben, wenn das Vorhangbeschichtungsverfahren für
wässrige Lösungen in Kombination mit einer Kaskadendüse angewendet wird, wie sie beispielhaft
in Fig. 1 dargestellt ist. Insbesondere ergibt sich bei dieser Düsenkonfiguration
eine unsymmetrische Situation bezüglich der Oberflächenspannung zwischen der in Förderrichtung
F der Materialbahn 10 vorderen äußeren Vorhangfläche und der hinteren äußeren Vorhangfläche.
[0041] Wie aus Fig. 1 ersichtlich, liegt der Ursprung der vorderen äußeren Vorhangfläche
beim Schlitzaustritt der obersten Schicht 1 auf der schiefen Ebene der Kaskadendüse
11. Je nach Anzahl der Schichten kann dieser Ort weit weg von der Düsenlippe 15 sein.
Bei einer Bildung von drei Fluidschichten beispielsweise, beträgt die Distanz von
Schlitzaustritt bis zur Düsenlippe 15 ungefähr 150 mm. Das Alter der freien Filmoberfläche
am Ort der Düsenlippe 15, das heißt an dem Ort, an dem der Vorhang 5 beginnt, wird
durch die Fließgeschwindigkeit des mehrschichtigen Fluidfilms auf der schiefen Ebene
bestimmt. Die Fließgeschwindigkeit hängt von den Viskositäten der Beschichtungsfluide,
deren Dichten und Volumenströmen und vom Neigungswinkel ab. Für einen dreischichtigen
Fluidfilm mit einer Viskosität von 50 mPas beträgt das Oberflächenalter an der Düsenlippe
15 etwa 2 Sekunden. Während dieser Zeit können Netzmittelmoleküle bei Verwendung wässriger
Trägerflüssigkeiten an die Flüssigkeitsoberfläche diffundieren und infolge Adsorption
die Oberflächenspannung vermindern.
[0042] Wie in Fig. 4 schematisch dargestellt ist, hat die vordere Vorhangfläche beim Vorhanganfang,
das heißt an der Düsenlippe 15, deshalb eine tiefe Oberflächenspannung. Ist die Fließzeit
des Fluidfilms auf der Düsenfläche lang genug, erreicht die Oberflächenspannung sogar
den Gleichgewichtswert, welcher der statischen Oberflächenspannung entspricht. Unterhalb
der Düsenlippe 15 wird die vordere äußere Vorhangfläche infolge der Gravitationsbeschleunigung
gestreckt, das heißt es entsteht dort eine neue Flüssigkeitsoberfläche, die unmittelbar
nach ihrer Entstehung weniger Netzmittelmoleküle enthält, so dass die lokale Oberflächenspannung
zuerst wieder zunimmt, bevor sie infolge Netzmitteldiffusion und -adsorption nach
einer gewissen Fallzeit wieder abnimmt. Fig. 4 zeigt diesen Zusammenhang und zeigt
darüber hinaus auch den Verlauf der Oberflächenspannung in Abhängigkeit vom Oberflächenalter
für die hintere äußere Vorhangfläche.
[0043] Der Ursprung der hinteren äußeren Vorhangfläche (Rückseite) liegt an der Düsenlippe
15. Ebenfalls infolge der Gravitationsbeschleunigung wird diese Oberfläche unmittelbar
nach ihrer Entstehung gestreckt, so dass die Oberflächenspannung, wie vorstehend beschrieben,
nur relativ langsam abnimmt. Als Folge davon besteht zwischen der vorderen und der
hinteren äußeren Vorhangfläche eine Oberflächenspannungsdifferenz Δσ, die an der Düsenlippe
15 sehr groß sein kann und mit zunehmender Fallzeit, das heißt in Abhängigkeit von
der Vorhanghöhe, abnimmt. Diese Oberflächenspannungsdifferenz Δσ zwischen den beiden
äußeren Vorhangflächen führt jedoch zu einer Beeinflussung der Vorhangfallkurve. Insbesondere
kann der Vorhang unmittelbar unterhalb der Düsenlippe 15 stark nach hinten gebogen
werden. Dieses Phänomen ist unter dem Stichwort "tea pot effect" bekannt und führt
zu einer Verminderung der Vorhangstabilität, weil es schwierig wird, die Fallkurve
des Vorhangs mit der Form der Vorhangseitenberandung 7 in Einklang zu bringen. Andererseits
können infolge Wirbelbildung entlang der hinteren Kante der Düsenlippe 15 Linien und
Streifen im Vorhang entstehen, wodurch die Qualität der Beschichtung auf der Materialbahn
10 negativ beeinflusst wird.
[0044] Nach der Erfindung werden die vorstehend beschriebenen Nachteile dadurch vermieden,
dass das Vorhangbeschichtungsverfahren mit Flüssigkeiten durchgeführt wird, die auf
organischen Stoffen basieren, das heißt mit organischen Flüssigkeiten. Viele dieser
Flüssigkeiten haben eine inhärent tiefe Oberflächenspannung von weniger als 40 mN/m.
Eine große Zahl von industriell in anderen Anwendungen gebräuchlichen organischen
Trägerflüssigkeiten, insbesondere Lösemitteln, haben eine Oberflächenspannung im Bereich
von 15 bis 35 mN/m, wie dies für die Zwecke der Erfindung bevorzugt wird. Das Problem
der dynamischen Oberflächenspannung entfällt bei organischen Flüssigkeiten, weil die
Oberflächenspannung nicht erst durch dynamische Effekte wie Diffusion und Adsorption
erniedrigt werden muss. Die Oberflächenspannung solcher Flüssigkeiten ist deshalb
auch für sehr kurze Oberflächenalter gering, und zwar geringer als der erfindungsgemäß
nicht zu überschreitende Maximalwert von 40 mN/m. Dies konnte durch direkte Messung
der Oberflächenspannung im Vorhang mit Hilfe der Machwinkelmethode, wie sie in dem
auf Y. M. Tricot zurückgehenden Beitrag "Surfactants: Static and Dynamic Surface Tension"
beschrieben wird, nachgewiesen werden. Vorteilhaft ist ferner, dass die Oberflächenspannung
nicht erst durch Zugabe von Netzmittelmolekülen verringert werden muss. Bei mehrschichtigen
Anwendungen ist die Forderung einer tiefen Oberflächenspannung für alle Schichten
von vornherein erfüllt.
[0045] Als organische Trägerflüssigkeiten eignen sich sowohl tiefsiedende als auch hochsiedende
Flüssigkeiten, solange nur die Oberflächenspannung den Wert von 40 mN/m nicht überschreitet.
Geeignete Trägerflüssigkeiten sind insbesondere Ketone wie beispielsweise Aceton,
Butanon und Cyclohexanon, des weiteren Alkohole wie beispielsweise Ethanol, Butanol
und Cyclohexanol, ferner Ester wie beispielsweise Ethylacetat, auch Butylacetat und
schließlich auch aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe wie beispielsweise
Siedegrenzenbenzin und Toluol. Nicht zu vergessen sind auch Ether wie Tetrahydrofuran
oder auch solche mit anderen oder mehreren funktionellen Gruppen wie Chlorbenzol oder
2-Methoxy-1-Propyl-Acetat. Auch Mischungen der vorstehend genannten Trägerflüssigkeiten
sind im Sinne der Erfindung verwendbar und werden unter den Begriff der Trägerflüssigkeit
subsumiert.
[0046] Die erfindungsgemäßen Vorteile sind nicht nur mit flüchtigen Trägerflüssigkeiten
enthaltenden, physikalisch-thermisch trocknenden Systemen erzielbar, sondern auch
mit solchen, die reaktive organische Flüssigkeiten einschließlich Flüssigkeitsmischungen
enthalten, die unter Einwirkung von energiereichen Strahlen, vorzugsweise UV-Strahlen
oder Elektronenstrahlen, oder durch Einwirkung von höheren Temperaturen polymerisieren
und dadurch die Verfestigung der fluiden Beschichtung auf der Materialbahn herbeiführen.
[0047] Bei Verwendung von tiefsiedenden, verdampfenden organischen Trägerflüssigkeiten entfallen
zeitabhängige Probleme wie Konzentrationsänderungen, Viskositätsänderungen, Schaumbildung
und dergleichen, die bei Walzen- und Rakelverfahren typisch sind, weil infolge des
geschlossenen Dosiersystems bei dem Vorhangbeschichtungsverfahren die freie Flüssigkeitsoberfläche
kleiner ist. Entsprechend verringern sich die Brand- und Explosionsgefahren und die
arbeitshygienischen Probleme auf Grund der deutlich reduzierten Verdampfungsverluste.
1. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren, bei dem:
a) ein Vorhang (5) aus wenigstens einem Beschichtungsfluid (1) auf einen quer zu dem
Vorhang (5) geförderten Gegenstand (10) gegossen und
b) dadurch auf dem Gegenstand (10) eine fluide Beschichtung (6) gebildet wird,
c) wobei als Beschichtungsfluid (1) eine auf dem Gegenstand (10) verfestigbare organische
Flüssigkeit oder eine Mischung aus einem Beschichtungsmaterial und einer organischen
Flüssigkeit verwendet wird,
d) wobei die organische Flüssigkeit eine Oberflächenspannung von höchsten 40 mN/m
aufweist,
e) und bei dem die fluide Beschichtung (6) verfestigt wird.
2. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Flüssigkeit eine Oberflächenspannung von höchsten 35 mN/m aufweist.
3. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Flüssigkeit netzmittelfrei ist.
4. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die organische Flüssigkeit der auf dem Gegenstand (10) aus der Mischung gebildeten
fluiden Beschichtung (6) durch Verdampfung entzogen wird, um die Beschichtung (6)
zu verfestigen.
5. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als organische Flüssigkeit eine durch Erwärmung polymerisierbare Flüssigkeit verwendet
wird, um die auf dem Gegenstand (10) gebildete fluide Beschichtung (6) durch Polymerisierung
der organischen Flüssigkeit zu verfestigen.
6. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass als organische Flüssigkeit eine durch Bestrahlung, vorzugsweise UV-Bestrahlung oder
Elektronenbestrahlung, polymerisierbare Flüssigkeit verwendet wird, um die auf dem
Gegenstand (10) gebildete fluide Beschichtung (6) durch Polymerisierung der organischen
Flüssigkeit zu verfestigen.
7. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorhang (5) aus einer einzigen Schicht eines Beschichtungsfluids besteht.
8. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Vorhang (5) aus einer Mehrzahl von Schichten von Beschichtungsfluiden (1, 2,
3, 4) besteht oder eine Mehrzahl von Schichten von Beschichtungsfluiden (1, 2, 3,
4) umfasst und jedes der Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl von Schichten
ein Beschichtungsfluid (1, 2, 3, 4) gemäß einem der Ansprüche 1 bis 6 ist.
9. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass jede der organischen Flüssigkeiten, die die Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der
Mehrzahl von Schichten bilden oder mitbilden, eine Oberflächenspannung aufweist, die
von der Oberflächenspannung jeder der anderen organischen Flüssigkeiten um höchstens
5 mN/m, vorzugsweise um höchstens 2 mN/m, abweicht.
10. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass die organischen Flüssigkeiten aller Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl
von Schichten je die gleiche Oberflächenspannung aufweisen.
11. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der drei vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl von Schichten
eine Mischung eines Beschichtungsmaterials und einer organischen Flüssigkeit ist.
12. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass mehrere der Beschichtungsfluide (1, 2, 3) der Mehrzahl von Schichten je eine Mischung
eines Beschichtungsmaterials und der gleichen organischen Flüssigkeit sind, wobei
das Beschichtungsmaterial von wenigstens einer der Mischungen ein anderes ist als
das Beschichtungsmaterial von wenigstens einer anderen der Mischungen.
13. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass jedes der Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl von Schichten eine Mischung
eines Beschichtungsmaterials und der gleichen organischen Flüssigkeit ist.
14. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der zwei vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungsmaterial von jeder der Mischungen ein anderes ist als das Beschichtungsmaterial
von jeder der anderen Mischungen.
15. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eines der Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl von Schichten
eine durch Energieeintrag, vorzugsweise durch Polymerisation, verfestigbare organische
Flüssigkeit ist.
16. Flüssigfilm-Beschichtungsverfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass alle Beschichtungsfluide (1, 2, 3, 4) der Mehrzahl von Schichten durch Energieeintrag,
vorzugsweise durch Polymerisation, verfestigbare organische Flüssigkeiten sind, wobei
sich wenigstens zwei der organischen Flüssigkeiten, die aneinander grenzen, voneinander
unterscheiden.