[0001] Die Erfindung betrifft ein spurwechselfähiges Fahrwerk für Schienenfahrzeuge mit
Radeinheiten und einer Vorrichtung für das Verschieben und Positionieren der Radeinheiten.
[0002] Bei spurweitenverstellbaren Fahrwerken nach dem bekannten Prinzip TALGO ist der herkömmliche
Radsatz, bestehend aus zwei Radscheiben, die auf einer gemeinsamen Welle aufgepreßt
sind, aufgeteilt in zwei Einzelräder mit separaten Radwellen, die beidseitig gelagert
werden. Das Einzelrad, die Radwelle und die beidseitigen Radlagerungen einschließlich
der Lagergehäuse bilden eine Radeinheit. Die Funktion der früheren Radsatzwelle übernimmt
ein Rahmen, die sogenannte Achsbrücke, in der die beiden Radeinheiten gelagert sind
und in der jeweiligen Spurweite zueinander positioniert werden. Die axiale Verriegelung
der Radeinheiten erfolgt über Befestigungsaugen am Radlagergehäuse und in der Achsbrücke
geführte Riegel, die beim Umspuren vertikal gezogen werden und die Radeinheiten zur
axialen Verschiebung freigeben. Während des Umspurvorganges stützt sich das Fahrzeuggewicht
über Gleitkufen an der Achsbrücke auf die Umspuranlage ab, so daß die Radeinheiten
entlastet sind und mit geringem Kraftaufwand verschoben werden können. Die Breite
des Riegels und des Befestigungsauges bestimmen den Verschiebeweg und damit die Spurweitenänderung.
[0003] Ausgehend von dem realisierten und erprobten Umspurkonzept TALGO besteht die Aufgabe
der Erfindung darin, verschiedene Lösungen für die Festlegung der Spurweite vorzustellen,
die insbesondere die bei sehr kleinen Verschiebewegen der Radeinheiten (z. B. nur
wenige Millimeter) bestehenden Anforderungen erfüllen, aber auch für größere Verschiebewege
eingesetzt werden können. Während des Umspurvorganges sollen die Radeinheiten entsprechend
der geforderten Spurweite innerhalb eines Rahmens verschoben, formschlüssig positioniert
und verriegelt werden.
In den folgenden Beschreibungen von erfindungsgemäßen Lösungen der bestehenden Aufgabe
wird stets nur eine Radeinheit betrachtet, die zweite Radeinheit ist spiegelbildlich
aufgebaut. In allen Fällen wird beispielhaft der Übergang von einer Spurweite 1435
mm auf 1450 mm betrachtet, bei umgekehrter Fahrtrichtung (1450 mm auf 1435 mm) ändert
sich die Reihenfolge der Abläufe entsprechend. Als Verschiebeweg werden hier also
7,5 mm betrachtet. Sollte sich durch Spurspielausgleich, unterschiedliche Verschleißbedingungen
etc. ein geringfügig anderer Verschiebeweg ergeben, so kann die Verriegelung durch
Änderung der Kontur der Riegel und Verschlußelemente oder der Verzahnungsgeometrie
adaptiert werden.
Lösung 1 ist in Fig. 1 dargestellt: Zwei Riegel mit Kontur
Aufbau
[0004] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Die Verriegelung
erfolgt wie bei TALGO durch vier Riegel 1, 1' pro Radeinheit. Die Riegel 1, 1' sind
vor und hinter den Radlagern 2, 2' zwischen Lager und Achsbrücke 3 angeordnet. Die
Riegel 1, 1' sind in ihrer Kontur derart gestaltet, daß je nach Stellung der Riegel
die Radeinheit um 7,5 mm verschoben und in der jeweiligen Spurweite fixiert werden
kann.
Umspurvorgang
[0005] Bei einer Spurweite von 1435 mm ist das äußere Radlager 2 das Festlager der Radeinheit.
Die äußeren Riegel 1 sind eingeschoben und verspannen die Befestigungsaugen 4 der
äußeren Lagerung gegen die federvorgespannten Keile 5. Die Riegel 1' am inneren Radlager
2' sind gezogen; dieses Lager 2' erfüllt die Funktion eines Loslagers. Zwischen den
Befestigungsaugen 4' und den gezogenen inneren Riegeln 1' besteht ein Abstand von
ca. 2 mm, zwischen den federvorgespannten Keilen 5' und den Befestigungsaugen 4' ein
Freiraum von ca. 5,5 mm.
[0006] Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis an der Achsbrücke 3 befindliche Gleitkufen Kontakt zu den der Umspureinrichtung
zugehörigen Schienen für Führung und Zentrierung haben. Die Radeinheit senkt sich
gegenüber der Achsbrücke 3 weiter ab, bis sie mit den Befestigungsaugen 4, 4' an den
Gleitflächen der Verriegelung aufliegt. Die Radeinheit wird dann durch einen Radlenker
der Umspureinrichtung 2 mm zur Schienenmitte hin gedrückt. Der Anschlag für diese
Bewegung sind die gezogenen Riegel 1' der inneren Verriegelung. Jetzt können die äußeren
Riegel 1 gezogen werden. Die Radeinheit wird dann durch einen zweiten Radlenker nach
außen bis zu den gezogenen äußeren Riegeln 1 verschoben. Die Riegel 1' der inneren
Verriegelung werden eingeschoben und durch die Befestigungsaugen 4' der inneren Lagerung
2' wird die Spurweite von 1450 mm fixiert.
[0007] Beim Ausfahren aus der Umspureinrichtung wird die Radeinheit von den Gleitflächen
der Verriegelungen abgehoben, nach oben gegen die Achsbrücke 3 gedrückt und trägt
dann wieder die Fahrzeugmasse. Die Gleitkufen heben von den Schienen für Führung und
Zentrierung ab. Der Umspurvorgang ist abgeschlossen. Das äußere Radlager 2 ist jetzt
das Loslager, das innere Radlager 2' ist das Festlager.
Lösung 2 ist in Fig. 2 dargestellt: Ein Riegel mit Kulissenführung
Aufbau
[0008] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Die Verriegelung
erfolgt wie bei TALGO durch Riegel. Es sind jedoch nur zwei Riegel 1 nötig, da diese
in zwei Stellungen verriegeln. Die Verriegelung kann am inneren Radlager 10' oder
am äußeren Radlager 10 angeordnet werden.
Umspurvorgang
[0009] Bei jeder Spurweite ist das innere Radlager 10' das Festlager der Radeinheit. Die
Riegel 1 sind eingeschoben. Untere Riegelelemente 2 verspannen die inneren Befestigungsaugen
3 der Lagerung gegen die inneren federvorgespannten Keile 4. Zwischen den äußeren
Befestigungsaugen 5 und den unteren Riegelelementen 2 sind ca. 3 mm Luft, zwischen
dem federvorgespannten Keil 6 und dem Befestigungsauge 5 ca. 5,5 mm.
Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis die Gleitkufen an der Achsbrücke 11 Kontakt zu den Schienen für Führung und Zentrierung
haben. Die Radeinheit senkt sich gegenüber der Achsbrücke 11 weiter ab, bis sie mit
den Befestigungsaugen an den Gleitflächen der Verriegelung aufliegt. Die Radeinheit
wird jetzt durch einen Radlenker 2 mm zur Schienenmitte hin gedrückt. Der Anschlag
7 für diese Bewegung ist parallel zu den inneren federvorgespannten Keilen 4 angeordnet.
Jetzt können die Riegelelemente gezogen werden. Die Radeinheit wird dabei durch die
Kulissenführung zwischen innerem und äußerem Befestigungsauge 3 bzw. 5 auf die andere
Spurweite verschoben. Eine zweiter Radlenker überdrückt die Radeinheit um 2 mm nach
außen bis zu einem Anschlag 8 parallel zu den äußeren federvorgespannten Keilen 6.
Dadurch können die oberen Riegelelemente 9 eingeschoben werden. Die äußeren federvorgespannten
Keile 6, die äußeren Befestigungsaugen 5 und die oberen Riegelelemente 9 bilden eine
formschlüssige Einheit und fixieren die Spurweite von 1450 mm.
[0010] Beim Ausfahren aus der Umspureinrichtung wird die Radeinheit von den Gleitflächen
der Verriegelungen abgehoben, nach oben gegen die Achsbrücke 11 gedrückt und trägt
dann wieder die Fahrzeugmasse. Die Gleitkufen heben von den Schienen für Führung und
Zentrierung ab. Der Umspurvorgang ist abgeschlossen.
Lösung 3 ist in Fig. 3 dargestellt: Ein Riegel mit Verriegelungswippe
Aufbau
[0011] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Abweichend
von TALGO hat hier jeder Riegel 1 zwei, auf einer drehbaren Lasche angeordnete Riegelelemente
3, 7, die je nach Spurweite abwechselnd eingeschoben werden und so eine Verschiebung
der Radeinheit um 7,5 mm zulassen. Die Verriegelung kann am äußeren Radlager 9 oder
am inneren Radlager 9' angeordnet werden.
Umspurvorgang
[0012] Die Riegel 1 sind eingeschoben und verspannen die Befestigungsaugen 2 mit den äußeren
Riegelelementen 3 gegen die inneren federvorgespannten Keile 4. Zwischen den Befestigungsaugen
2 und dem inneren Anschlag 5 besteht ein Freiraum von ca. 1 mm, zwischen den äußeren
federvorgespannten Keilen 6 und den Befestigungsaugen 2 beträgt der Freiraum ca. 5,5
mm.
[0013] Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis die Gleitkufen an der Achsbrücke 10 Kontakt zu den Schienen für Führung und Zentrierung
haben. Die Radeinheit senkt sich gegenüber der Achsbrücke 10 weiter ab, bis sie mit
den Befestigungsaugen 2 an den Gleitflächen der Verriegelung aufliegt. Die Radeinheit
wird jetzt durch einen Radlenker 1 mm zur Schienenmitte hin gegen den inneren Anschlag
5 gedrückt. Jetzt können die Riegel 1 gezogen werden. Dabei blockiert jeweils das
innere Riegelelement 7; über die Laschen werden daher die äußeren Riegelelemente 3
gezogen. Die Radeinheit wird dann durch einen zweiten Radlenker bis zum äußeren Anschlag
8 verschoben. Beim Einschieben der Riegel 1 werden jetzt jeweils die äußeren Riegelelemente
3 behindert, über die Laschen werden daher die inneren Riegelelemente 7 eingeschoben.
Durch die Befestigungsaugen 2, die äußeren federvorgespannten Keile 6und die inneren
Riegelelemente 7 wird die Spurweite von 1450 mm fixiert.
[0014] Beim Ausfahren aus der Umspureinrichtung wird die Radeinheit von den Gleitflächen
der Verriegelungen abgehoben, nach oben gegen die Achsbrücke 10 gedrückt und trägt
dann wieder die Fahrzeugmasse. Die Gleitkufen heben von den Schienen für Führung und
Zentrierung ab. Der Umspurvorgang ist abgeschlossen.
[0015] Ein besonderer Vorteil dieser 3. Lösung liegt darin, dass die Betätigungselemente,
unabhängig von der Spurweite, nach dem Umspuren immer vollständig eingeschoben sind.
Dadurch fällt der benötigte Bauraum für diese Lösung im Vergleich zu den oben beschriebenen
Lösungen 1 und 3 kleiner aus.
Lösung 4 ist in Fig. 4 dargestellt: Ein Riegel mit Exzentern als Einstellelement
Aufbau
[0016] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Die Befestigungsaugen
am Radlagergehäuse und die in der Achsbrücke geführten Riegel werden durch zwei drehbar
gelagerte Exzenterscheiben ersetzt. Pro Radeinheit 5 wird ein Lager als Festlager
mit zwei Exzenterscheiben, das andere Lager als Loslager ohne Verriegelungselemente
ausgebildet. Durch Verdrehen der Exzenterscheiben 3, die in der Achsbrücke 2 und im
Radlagergehäuse 1 gelagert sind, wird die Spurweite verändert. Jede Exzenterscheibe
wird durch einen Riegel, der in eine Nut eingreift, in seiner Lage gesichert. Durch
eine entsprechende Anordnung der Exzenterscheiben werden Querkräfte hauptsächlich
formschlüssig über die Exzenterscheiben und nicht über die Riegel übertragen. Wird
nun der Riegel gezogen, so kann sich der Exzenter drehen; die Radeinheit 5 schwenkt
in die andere Spurweite um. Auf der Loslagerseite entspricht der Aufbau dem Systems
TALGO ohne Riegel. Beim Umspuren senkt sich die Radeinheit auf eine Gleitfläche der
Achsbrücke ab und wird seitlich verschoben. Durch die Gestaltung des Exzenters ist
der geforderte Verstellweg einstellbar.
Umspurvorgang
[0017] Die Riegel sind in die Exzenterscheiben eingeschoben und behindern das Verdrehen
der Exzenterscheiben. Dadurch ist die Position der Rad- einheit festgelegt, die Spurweite
ist fixiert.
[0018] Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis die Gleitkufen an der Achsbrücke Kontakt zu den Schienen für Führung und Zentrierung
haben. Durch eine parallel zu den Gleisen angeordnete, federnd gelagerte Hilfschiene
wird die Radeinheit 5 nach oben in die Achsbrücke 2 gedrückt. Dadurch können die Riegel
4 weitgehend belastungsfrei gezogen werden und die Radeinheit verkantet sich nicht.
Nachdem die Exzenterscheiben 3 durch die Riegel 4 nicht mehr am Drehen gehindert werden,
wird die Hilfsschiene nach unten geführt. Damit senkt sich die Radeinheit gegenüber
der Achsbrücke weiter ab, bis sie auf der Loslagerseite mit den Befestigungsaugen
an den Gleitflächen der Verriegelung aufliegt, auf der Festlagerseite wird sie durch
die Exzenterscheiben auf eine Kreisbahn gezwungen, und schwingt bis zur unteren Totlage
durch. Ab jetzt muß die Radeinheit 5 durch einen Radlenker weiter nach außen und damit
auch nach oben (auf der Kreisbahn der Exzenter) weiterbewegt werden. Dies muß durch
eine zweite federnd gelagerte Hilfsschiene unterstützt werden, die das belastungsfreie
Einschieben der Riegel ermöglicht; die Spurweite von 1450 mm ist fixiert. Beim Ausfahren
aus der Umspureinrichtung wird die Hilfsschiene übergangslos durch die Gleise der
Umspuranlage ersetzt. Die Radeinheit trägt über die Achsbrücke jetzt das Fahrzeuggewicht,
die Gleitkufen heben von den Schienen für Führung und Zentrierung ab. Der Umspurvorgang
ist abgeschlossen.
[0019] Vorteilhaft ist der Riegel - wie bei Lösung 3 - immer vollständig eingeschoben. Dadurch
fällt der benötigte Bauraum für die zuvor beschriebene Lösung 4 im Vergleich zu den
ersten beiden Varianten klein aus. Die Nuten im Exzenter können aber um 90° gedreht
angeordnet werden. Dadurch kann ein horizontal betätigter Riegel (siehe Fig. 7) zur
Fixierung verwendet werden. Auf diese Weise erhält man eine formschlüssige Verriegelung,
die auch bei beengten Raumverhältnissen ein rein mechanisches Entriegeln und Verriegeln
ermöglicht.
[0020] Die Kombination des Exzenters, als Fixierung der Spurweite, mit der Blattfeder (siehe
Fig. 9), welche die Funktion des Sicherungselements gegen einen Spurwechsel bei Radentlastung
übernimmt, ergibt eine weitere Variante. Die Umspureinrichtung wird dadurch vereinfacht,
weil die federnd gelagerte Hilfsschiene entfällt.
Lösung 5 ist in Fig. 5 dargestellt: Kraftschlüssige Verbindung mit Blechpaketen
Aufbau
[0021] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Anstelle
der Riegel, federvorgespannten Keile und der Befestigungsaugen der Verriegelung wird
zwischen Achsbrücke und Radlagergehäuse eine bestimmte Anzahl von übereinanderliegenden
Scheiben horizontal angeordnet. Die Scheiben sind abwechselnd in der Achsbrücke 2
und im Radlagergehäuse 3 in Y-Richtung formschlüssig eingepaßt. Diese Scheibenpakete
1 werden durch das Eigengewicht des Fahrzeug verpreßt. Zusätzlich wird durch eine
federvorgespannte Zugstange noch eine gewichtsunabhängige Vorspannung auf die Scheiben
ausgeübt. Sie sind so ausgeformt, das eine Verschiebung in Querrichtung um 7,5 mm
zueinander möglich ist. Auf der Loslagerseite entspricht der Aufbau dem System TALGO
ohne Riegel. Beim Umspuren senkt sich die Radeinheit auf eine Gleitfläche der Achsbrücke
ab und wird seitlich verschoben.
Umspurvorgang
[0022] Es bietet sich an, das äußere Radlager das Festlager zu verwenden. Durch die Vorspannung
der Zugstange und das Eigengewicht des Fahrzeugs werden die Scheiben aufeinandergepreßt
und verhindern durch die Reibung zwischen den Scheiben ein Querverschieben der Radeinheit.
[0023] Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis die Gleitkufen an der Achsbrücke Kontakt zu den Schienen für Führung und Zentrierung
haben. Die Radeinheit 3 senkt sich gegenüber der Achsbrücke 2 weiter ab, bis sie mit
den Befestigungsaugen an den Gleitflächen der Verriegelung aufliegt. Die Scheiben
1 werden jetzt nur noch durch die Vorspannung der Zugstange verpreßt, die Spurweite
wird dadurch noch exakt gehalten. Eine zusätzliche Schiene der Umspureinrichtung hebt
jetzt die Vorspannkraft der Zugstange auf. Dadurch wird die Radeinheit seitlich verschiebbar.
Durch einen Radlenker wird der Radsatz gegen einen Anschlag in der Verriegelung um
7,5 mm verschoben. Die Schiene, welche die Vorspannung der Zugstange aufgehoben hat,
endet, die Spurweite von 1450 mm wird jetzt durch die verspannten Scheiben gesichert.
[0024] Beim Ausfahren aus der Umspureinrichtung wird die Radeinheit von den Gleitflächen
der Verriegelung abgehoben und nach oben gegen die Scheibenpakete gedrückt. Dadurch
werden diese zusätzlich verpreßt und die übertragbaren Querkräfte werden größer. Der
Umspurvorgang ist abgeschlossen.
Lösung 6 ist in Fig. 6 dargestellt: Verzahnung
Aufbau
[0025] Die Verzahnung als Kombination von Form- und Kraftschluß stellt eine weitere Möglichkeit
der Festlegung der Spurweite dar. Durch Zahnplatten, die an den Radlagergehäusen der
Radeinheit und an der Achsbrücke angeordnet werden, ist eine Veränderung der Spurweite
entsprechend der Teilung (Zahnabstand) der Verzahnung möglich. Die Teilung kann z.
B. 7,5 mm betragen. Es ist möglich, die Zahnplatten an beiden Radlagern oder wahlweise
an nur einem Radlager anzuordnen.
[0026] Die Radeinheit entspricht von der Anordnung der Bauteile dem System TALGO. Die Riegel,
federvorgespannten Keile und Befestigungsaugen entfallen vollständig, da die Positionierung
bei dieser Lösung komplett neu ausgeführt wird. Die Fixierung der Spurweite erfolgt
über Zahnplatten 1 zwischen den Radlagergehäusen 2 und der Achsbrücke 3. Über diese
Zahnplatten 1 werden neben den Kräften in Y-Richtung (Querkräfte) auch die Kräfte
in Z-Richtung (Fahrzeuggewicht) und X-Richtung (Antrieb und Bremsen) übertragen.
Abhängig von der Neigung der Zahnplatten zueinander und dem Flankenwinkel der Verzahnung
entstehen Reaktionskräfte. Durch die Anordnung und Gestaltung der Verzahnung bzw.
durch zusätzliche Einrichtungen muß sichergestellt werden, daß keinesfalls im Betrieb
ein Klaffen der Verzahnung auftritt oder die Spurweite sich beim Abheben des Fahrzeugs
ändern kann. Im normalen Betrieb stellt das Fahrzeugeigengewicht sicher, daß die Verzahnung
geschlossen bleibt und eine unbeabsichtigte Verstellung der Spurweite unterbleibt.
[0027] Ausführungsbeispiele sind in den Fig. 7, 8 und 9 dargestellt und werden im folgenden
erläutert.
a) horizontaler Riegel, Fig. 7
Durch den Riegel 1 wird verhindert, das die Zahnplatten beim Anheben des Fahrzeugs
oder bei reduzierter Auflast auf die Verzahnung durch die Reaktionskräfte klaffen
können. Die Lagereinheit 2 wird nach einem vertikalen Weg von ca. 1 mm durch den Riegel
gehalten. Jetzt ist ein minimales Querspiel in der Verzahnung möglich, der Wechsel
der Spurweite wird jedoch sicher unterbunden. Die Verzahnung 5 muss so ausgelegt werden,
das sie für diesen Sonderlastfall ausreichende Sicherheiten bietet. Vor dem Umspuren
wird der Riegel durch den Eingriff der Führung 3 in der Umspuranlage gegen die Vorspannung
der Federn 4 gezogen und gibt das Lagergehäuse 2 vertikal frei. Jetzt kann die Radeinheit
aus der Verzahnung in der Achsbrücke ausfahren. Auf den Gleitflächen der Achsbrücke
wird die Radeinheit dann durch die Radlenker der Umspurvorrichtung verschoben.
b) horizontale Klemmung, Fig. 8
Hier wird das Klaffen der Verzahnung möglich; die Querverschiebung außerhalb der Umspurvorrichtung
wird durch die Klemmscheiben behindert 1, die eine Führungsnase 2 am Lager der Radeinheit
3 umgreifen. Die Sicherung gegen Verschieben beruht auf Reibung zwischen den geklemmten
Scheiben, also auf Kraftschluß. Beim Umspuren wird das Fahrzeug von Gleitkufen 4 getragen.
Diese sind in Z-Richtung elastisch (Federn 5) gelagert und heben die Klemmung der
Scheiben durch das Fahrzeuggewicht auf. Dadurch werden die Klemmscheiben zueinander
verschiebbar und die Radeinheit kann umgespurt werden.
c) Blattfeder, Fig. 9
Die Verriegelung erfolgt über eine Blattfeder 1 an der Unterseite des Lagergehäuses
3. Die dargestellte Vorrichtung besteht je Radlager aus zwei Tragplatten 4, die an
die Unterseite der Achsbrücke 5 geschraubt werden und über zwei Zuganker 6 miteinander
verbunden sind, die zur Aussteifung der Achsbrücke dienen. In den Tragplatten ist
die Blattfeder 1 über Zapfen 7 drehbar gelagert. An den frei kragenden Enden der Blattfeder
befinden sich die Gleitkufen 8. Beim Umspuren gleiten diese Kufen auf die Führungsschienen
9 der Umspuranlage auf und werden zunehmend mit dem Fahrzeuggewicht belastet, bis
sie an den Tragplatten 4 anliegen. Dadurch wird die Blattfeder 1 verformt und gibt
das Radlager 3 in vertikaler Richtung frei. Diese Anordnung gewährleistet, daß die
Radlager nur in der Umspuranlage aus der Verzahnung 2 freigegeben werden.
Die Auslegung der Blattfeder erfolgt nach folgenden Kriterien:
Im Fahrbetrieb soll das Radlager mit etwa 4 kN (doppelte Gewichtskraft der Radeinheit)
nach oben gedrückt werden. Beim Umspuren soll das Fahrzeuggewicht die Verzahnung freigeben,
d.h., eine Kraft von ca. 10 kN je Gleitkufe soll die notwendige Durchbiegung der Blattfeder
hervorrufen. Durch Abstimmung der Parameter wie Abstand der Gleitkufen 8, Abstand
der Drehzapfen 7 und Querschnitt des Federblatts 1 sind die vorgenannten Kriterien
realisierbar, wie erste Vorauslegungen und Ermittlungen der Biegelinie ergeben haben.
Umspurvorgang bei Lösung 6
[0028] Beide Lager der Radeinheit werden über Zahnplatten 1 zur Achsbrücke 3 hin fixiert.
Die Zahnplatten 1 werden durch das Fahrzeuggewicht gegeneinander verpreßt und können
daher Querund Längskräfte übertragen. Durch geeignete Anordnung der Zahnplatten 1
muss, abhängig von den auftretenden Kräften, sichergestellt werden, daß die Zähne
immer im Eingriff sind.
[0029] Beim Einfahren in die Umspureinrichtung wird das Fahrwerk nach und nach abgesenkt,
bis die Gleitkufen an der Achsbrücke Kontakt zu den Schienen für Führung und Zentrierung
haben. Bei der Version mit Querriegel (Fig. 7) wird eine federbelastete Schiene benötigt,
um den Riegel ohne Auflast ziehen zu können. Bei den anderen zwei Versionen (Fig.
8 bzw. Fig. 9) wird durch das Aufgleiten der Gleitkufen die Blattfeder verformt bzw.
die Vorspannung der Scheibenpakete aufgehoben und dadurch die Spurweitenänderung ermöglicht.
Die Radeinheit senkt sich gegenüber der Achsbrücke weiter ab, bis sie an den Gleitflächen
der Verriegelung aufliegt. Durch einen Radlenker wird der Radsatz gegen einen Anschlag
in der Verriegelung verschoben.
[0030] Die Spurweite von 1450 mm wird durch die Radlenker während des Ausfahrens aus der
Umspureinrichtung gesichert. Die Radeinheit wird von den Gleitflächen der Verriegelungen
abgehoben und nach oben gegen die Zahnplatten gedrückt. Dabei muß durch exakte Abstimmung
der Parameter Zahnhöhe, Zahnbreite, Lagerabstand, Anordnung der Anschläge und Kraft
der Radlenker sichergestellt werden, das die Zahnspitzen nicht kollidieren sondern
die Zahnflanken aneinander gleiten bis die Verzahnung korrekt eingefahren ist. Je
nach Version wird die Blattfeder bzw. Klemmung beim Abheben der Gleitkufen wieder
vorgespannt. Der Querriegel muß eingeschoben werden, während die Radeinheit durch
eine zusätzliche federbelastete Schiene vor dem Ausfahren aus der Umspuranlage angehoben
wird. Der Umspurvorgang ist abgeschlossen.
[0031] Die Ausführungen a), b) und c) unterscheiden sich bezüglich des Aufwands für die
Umspuranlage und die Verriegelungen am Fahrzeug. Die Versionen a) "horizontaler Riegel"
und c) "Blattfeder" werden bevorzugt, wobei der Aufwand für die Umspureinrichtung
bei der Version c) bei weitem geringer ist. Für die Festlegung der Spurweite über
eine Verzahnung wird deshalb die Blattfeder als Vorspannelement favorisiert.
Zusammenfassende Betrachtung zu den Lösungen 1 bis 6
[0032] Die beschriebenen Lösungen 1 bis 6 stellen eine Auswahl dar; die Kombination untereinander
führt zu weiteren Gestaltungen. So kann die Lösung 6 (Verzahnung) mit einem Exzenter
kombiniert werden, um sicherzustellen, das nach dem Umspuren die Zahnplatten exakt
ineinandergreifen. Der Exzenter erfüllt dann die Funktion einer Führung beim Umspuren,
die Gleitfläche an der Achsbrücke kann entfallen. Ebenso kann der horizontale Riegel
(siehe Z. 007 = Fig. 7) als Betätigungselement über einen Lenker mit Riegeln wie in
Lösung 1 beschrieben, verbunden werden. Dadurch ergibt sich eine Verriegelung, die
sich an das System TALGO anlehnt, aber eine neue Betätigung (horizontal) und einen
zusätzlichen Hebel erfordert.
Umspuranlage
[0033] Die Umspuranlage ist die ortsfeste Einheit, durch die der Spurwechsel am Fahrzeug
vorgenommen wird. Sie ist die Schnittstelle zwischen den beiden Spurweiten und übernimmt
während des Umspurens über die Gleitkufen der Achsbrücke das Fahrzeuggewicht, um die
Radeinheiten ohne Auflast verschieben zu können.
[0034] Beim System TALGO durchfährt das Fahrzeug aus eigener Kraft die Umspuranlage. Mit
einer Geschwindigkeit von ca. 15 km/h wird zuerst der Triebkopf, dann die Wagen und
zuletzt der zweite Triebkopf umgespurt. Diese Vorgehensweise wird auch hier zugrundegelegt.
Die Fahrzeuge sollen die Umspuranlage ohne zusätzliche externe Antriebe befahren können.
Dazu muß das Triebfahrwerk am Ende des Fahrzeugs den Vortrieb gewährleisten, während
das erste Triebfahrwerk in Leerlaufstellung (keine Antriebs- oder Bremsleistung) umgespurt
wird. Nach dem vollständigen Umspuren des ersten Fahrwerks muß dieses wieder aktiviert
werden, während die Lauffahrwerke und das zweite Triebfahrwerk (in Leerlaufstellung)
umgespurt werden. Der Abstand der Triebfahrwerke zueinander und der Verfahrweg zum
Aktivieren und Deaktivieren der Triebfahrwerke beschränkt die Baulänge der Umspureinrichtung.
Diese Abläufe können manuell koordiniert werden oder durch eine Bordsteuerung übernommen
werden.
[0035] Im folgenden wird das Konzept der Umspuranlage für die Verriegelung gemäß Lösung
6 "Verzahnung" und Variante c) "Blattfeder" beschrieben.
Phase 1:
[0036] Das Fahrzeug befindet sich auf einer Strecke mit Spurweite von 1435 mm.
Phase 2:
[0037] Die inneren Gleitschienen und äußeren Gleitschienen beginnen und verlaufen waagerecht
über die ganze Länge der Umspureinrichtung. Die Achsbrücke stützt sich nach dem Absenken
der Gleise beim Umspuren auf diese vier Schienen ab.
[0038] Die äußeren Radlenker haben noch ausreichend Abstand zum Rad. Im weiteren Verlauf
verengt sich der Raum zwischen den äußeren Radlenkern, so daß die Radeinheiten exakt
geführt werden. Die Radlenker werden hierzu federbelastet gegen die Radflanken gedrückt.
Die Elemente der Umspureinrichtung befinden sich alle außerhalb des Fahrzeugprofils,
die Bauteile an der Achsbrücke aller innerhalb der Kontur für die Achsbrücke.
Phase 3:
[0039] Die Gleise (Spurweite 1435 mm) werden mit einem Winkel von 3° zur Ebenen abgesenkt.
Dadurch nähern sich die Gleitkufen der Blattfeder den Gleitschienen der Umspureinrichtung.
Sobald die Gleitkufen die Gleitschienen berühren, wird die Blattfeder verformt und
die Fahrzeuglast wird teilweise über die Achsbrücke und die Gleitschienen abgetragen.
Der Einfahrbereich der äußeren Radlenker endet, sie führen die Radeinheiten jetzt
federbelastet. Dadurch wird die Achsbrücke mit den Radeinheiten genauer zur Mitte
hin zentriert.
Phase 4:
[0040] Die Gleise sind jetzt soweit abgesenkt, das die Blattfedern über die Gleitkufen verformt
werden und an den Anschlägen in der Achsbrücke anliegen. Dadurch können die Radeinheiten
aus der Verzahnung in der Achsbrücke ausgleiten. Die Radlenker führen die Radeinheiten
federbelastet. Dadurch wird die Achsbrücke mit den Radeinheiten genauer zur Mitte
hin zentriert.
Phase 5:
[0041] Die Gleise der Spurweite 1435 mm enden zwischen Phase 4 und 5. Die Fahrzeuglast wird
vollständig über die Achsbrücke auf die Gleitschienen übertragen. Die äußere Gleitschiene
übernimmt im Umspurbereich die Führung der Achsbrücke. Die Radeinheiten sind entlastet,
liegen mit ihrem Eigengewicht auf den Gleitflächen der Achsbrücke auf und werden von
dem äußeren Radlenker federbelastet geführt. Der Einlaufbereich des inneren Radlenkers
beginnt.
Phase 6:
[0042] Die Fahrzeuglast wird über die Achsbrücke auf die Gleitschienen übertragen. Die äußere
Gleitschiene übernimmt noch die Zentrierung der Achsbrücke. Die Radeinheiten liegen
auf den Gleitflächen der Achsbrücke auf und wurden vom inneren Radlenker nach außen
auf die Spurweite von 1450 mm verschoben. Im weiteren Verlauf werden sie in dieser
Position federbelastet gehalten, der äußere Radlenker läuft unterdessen aus.
Phase 7:
[0043] Die Gleise mit der Spurweite 1450 mm beginnen zwischen Phase 6 und 7, sind jedoch
noch abgesenkt und tragen keine Last. Die Gleise steigen an, die Radeinheiten bekommen
Kontakt zu den Gleisen. Die Querführung wird vom inneren Radlenker übernommen, der
federbelastet gegen die Radscheiben drückt. Die Zahnplatten der Lagergehäuse liegen
an den äußeren Anschlägen der Zahnplatten in der Achsbrücke an.
Phase 8:
[0044] Die Gleise steigen weiter an, die Radeinheiten werden von den Gleitflächen der Achsbrücke
abgehoben und nach oben Richtung Zahnplatten gehoben. Die inneren Radlenker drücken
die Radeinheiten noch federbelastet nach außen, dadurch gleiten die Zahnplatten durch
die äußeren Anschläge geführt ineinander. Jetzt übernehmen die Radeinheiten die Fahrzeuglast,
die Blattfedern werden entlastet und verspannen die Lagereinheiten zusätzlich gegen
die Achsbrücke. Der innere Radlenker läuft aus und der Umspurvorgang ist abgeschlossen.
1. Spurwechselfähiges Fahrwerk für Schienenfahrzeuge mit Radeinheiten und einer Vorrichtung
für das Verschieben und Positionieren der Radeinheiten, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Riegel mit Kontur aufweist (Fig. 1).
2. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Riegel mit Kulissenführung aufweist (Fig. 2).
3. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Riegel mit Verriegelungswippe aufweist (Fig. 3).
4. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Riegel mit Exzentern als Einstellelement aufweist (Fig. 4).
5. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine formschlüssige Verbindung mit Blechpaketen (Fig. 5).
6. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach dem Oberbegriff von Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorrichtung Zahnplatten aufweist (Fig. 6).
7. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass den Zahnplatten horizontale Riegel zugeordnet sind (Fig. 7).
8. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass den Zahnplatten Klemmscheiben zugeordnet sind (Fig. 8).
9. Spurwechselfähiges Fahrwerk nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass den Zahnplatten Blattfedern zugeordnet sind (Fig. 9).