[0001] Die Erfindung betrifft eine Garnabzugsdüse für Offenend-Spinnvorrichtungen, mit einer
ein abzuziehendes Garn umlenkenden gewölbten Kontaktfläche, die von einer im Wesentlichen
ebenen Stirnfläche in einen im Wesentlichen senkrecht dazu verlaufenden Garnabzugskanal
übergeht, und mit in der Kontaktfläche angeordneten linienförmigen Unebenheiten, welche
auf ihrer gesamten Länge das abzuziehende Garn unter einem spitzen Kreuzungswinkel
kreuzen, der deutlich von 0° und 90° abweicht.
[0002] Unebenheiten dieser Art an Garnabzugsdüsen sind bekannt und können entweder als Kerben
oder als höckerartige Vorsprünge ausgebildet sein. Üblicherweise in der Praxis verwendete
derartige Unebenheiten verlaufen entweder radial zum Zentrum der Garnabzugsdüse oder
aber spiralförmig dazu. Das Garn, welches um das Zentrum der Garnabzugsdüse kurbelartig
rotiert, weist zu diesen Unebenheiten am Kreuzungspunkt einen Kreuzungswinkel von
etwa 0° bei radialen Unebenheiten oder einen Kreuzungswinkel von annähernd 90° bei
spiralförmigen Unebenheiten auf. Beispielhaft hierfür seien das US-Patent 3,965,661
für radiale Unebenheiten und die DE 37 07 526 A1 für spiralförmige Unebenheiten genannt.
Dabei ist es auch bekannt (deutsche Auslegeschrift 21 40 157), an ein und derselben
Garnabzugsdüse sowohl radiale als auch konzentrisch zum Zentrum angeordnete Unebenheiten
in Form von Kerben vorzusehen.
[0003] Durch die Figuren 9 und 10 der DE 15 60 302 C3 ist es darüber hinaus bekannt, die
Kontaktflächen von Garnabzugsdüsen mit im Wesentlichen tangential zum Garnabzugskanal
verlaufenden Kerben oder Rippen zu versehen. Dadurch werden die Unebenheiten unter
einem spitzen Kreuzungswinkel gekreuzt, der deutlich von 0° oder 90° abweicht. Die
vorliegende Erfindung geht deshalb im Oberbegriff von der letztgenannten Druckschrift
aus.
[0004] Garnabzugsdüsen führen das ersponnene Garn vom Herzstück der Offenend-Spinnvorrichtung,
dem so genannten Spinnrotor, nach außen. Die Ausbildung der Garnabzugsdüse selbst
hat einen großen Einfluss auf die Qualität des ersponnenen Garnes und auf die Spinnstabilität
der Offenend-Spinnvorrichtung. Die Ausgestaltung der Garnabzugsdüse bestimmt letztlich
die Spinnbedingungen im Spinnrotor. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der Garndrehung,
die vom ersponnenen Garn bis in das Innere einer Fasersammelrille des Spinnrotors
zurückläuft. Das Anbringen von Unebenheiten in Form von Kerben oder Vorsprüngen hat
sich hier als geeignete Kompromisslösung erwiesen. Das abgezogene Garn erhält dadurch
einen so genannten Falschdrall, der die Spinnstabilität erhöht und immer wieder periodisch
unterbrochen wird, indem er von Zeit zu Zeit gewissermaßen "zurückspringt". Leider
hat es sich jedoch gezeigt, dass eine Erhöhung der Spinnstabilität häufig mit einer
Qualitätsverschlechterung der ersponnenen Garne einhergeht.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, eine die eingangs genannten Unebenheiten
aufweisende Garnabzugsdüse zu schaffen, die so wohl hinsichtlich der Spinnstabilität
als auch hinsichtlich der Garnqualität gute Eigenschaften aufweist.
[0006] Die Aufgabe wird dadurch gelöst, dass benachbarte Unebenheiten so dicht beieinander
angeordnet sind, dass das Garn stets mindestens eine Unebenheit kontaktiert.
[0007] Mit den Merkmalen der Erfindung wird eine Garnabzugsdüse mit einer Kontaktfläche
geschaffen, bei der sich der Falschdralleffekt zum Erhöhen der Spinnstabilität verstärkt,
ohne dass Faserschädigungen auftreten, wie sie mit den in der Praxis bekannten gekerbten
Garnabzugsdüsen bekannt sind. Auf Grund der Erfindungsmerkmale wird das Garn auf den
Kanten der Unebenheiten kontinuierlich ziehend abgerollt. Der Verlauf der Unebenheiten
gemäß der Erfindung garantiert, dass - bei Vorhandensein von als Kerben ausgebildeten
Unebenheiten - das Garn nicht etwa in den Kerbgrund hineingezogen wird, sondern auf
den Kerbkanten auf Grund des Radius der Kontaktfläche eine gewisse Umschlingung erfährt,
welche die Falschdrallwirkung der Garnabzugsdüse verstärkt, ohne die Fasern zu schädigen.
[0008] Die genannten Unebenheiten sollten so angeordnet sein, dass der Kreuzungswinkel mit
dem abzuziehenden Garn ständig zwischen 15° und 45° liegt. Dabei ist es besonders
vorteilhaft, wenn der Kreuzungswinkel über die gesamte Länge der Unebenheiten wenigstens
annähernd konstant ist. Dies erfordert für die erfindungsgemäß gestalteten Unebenheiten
zwar eine leicht geschwungene Kurve, führt jedoch andererseits zu einer besonders
kontinuierlichen Krafteinleitung.
[0009] Grundsätzlich gibt es für die Richtung des Kreuzungswinkels zwei Möglichkeiten: Ausgehend
vom Bereich des Garnabzugskanals, können die Unebenheiten entweder in Umlaufrichtung
des Garnes oder entgegen der Umlaufrichtung weisen.
[0010] Weitere Vorteile und Merkmale der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
einiger Ausführungsbeispiele.
[0011] Es zeigen:
Figur 1 in stark vergrößerter Darstellung einen Axialschnitt durch einen Teil einer
Offenend-Spinnvorrichtung mit einer erfindungsgemäßen Garnabzugsdüse,
Figur 2 eine Ansicht in Richtung des Pfeiles II der Figur 1 auf die ebenfalls stark
vergrößert dargestellte Garnabzugsdüse,
Figur 3 in noch weiter vergrößerter Darstellung einen Ausschnitt aus Figur 2 entsprechend
der Schnittfläche III-III, wobei die dargestellte Unebenheit als Kerbe ausgebildet
ist,
Figur 4 eine Darstellung ähnlich Figur 3, wobei die Unebenheit als höckerartiger Vorsprung
ausgebildet ist,
Figur 5 in ebenfalls stark vergrößerter Darstellung eine diagrammähnliche Teilansicht
der Figur 2 zwecks Erläuterung einer besonders vorteilhaften Variante nach der Erfindung.
Die in Figur 1 nur teilweise dargestellte Offenend-Spinnvorrichtung enthält einen
Spinnrotor 1, der aus einem Rotorteller 2 und einem darin eingepressten Schaft 3 besteht.
Der Schaft 3 ist in nicht dargestellter Weise gelagert und angetrieben.
Der Rotorteller 2 rotiert bei Betrieb in einer Unterdruckkammer 4, die durch ein Rotorgehäuse
5 gebildet ist, welches in nicht dargestellter Weise an eine Unterdruckquelle angeschlossen
ist.
[0012] Der Rotorteller 2 weist eine sich konisch zu einer Fasersammelrille 6 erweiternde
Fasergleitfläche 7 auf. In der Fasersammelrille 6 hat der hohle Innenraum des Rotortellers
2 seinen größten Durchmesser. Der Spinnrotor 1 lässt sich durch eine vordere Öffnung
8 des Rotorgehäuses 5 zur Bedienungsseite hin herausziehen. Bei Betrieb ist die Öffnung
8 des Rotorgehäuses 5 zusammen mit der offenen Vorderseite 9 des Rotortellers 2 durch
eine wegbewegbare Abdeckung 10 verschlossen. Die Abdeckung 10 legt sich unter Zwischenschaltung
einer Ringdichtung 11 dann an das Rotorgehäuse 5 an.
[0013] Die Abdeckung 10 enthält einen außerhalb der Zeichenehene liegenden Faserzuführkanal
12, der in nicht dargestellter, weil bekannter Weise an einer Auflösewalze beginnt
und dessen Mündung 13 gegen die Fasergleitfläche 7 gerichtet ist. Durch die Wirkung
der genannten Unterdruckquelle werden bei Betrieb durch die Auflösewalze vereinzelte
Fasern durch den Faserzuführkanal 12 gegen die Fasergleitfläche 7 geschossen, von
wo sie in die Fasersammelrille 6 gleiten, dort einen Faserring bilden und in bekannter
Weise als Garn 14 in axialer Richtung des Schaftes 3 abgezogen werden. Die über den
Faserzuführkanal 12 angesaugte Transportluft kann über einen Überströmspalt 15 an
der offenen Vorderseite 9 des Spinnrotors 1 abfließen.
[0014] Das ersponnene, strichpunktiert dargestellte Garn 14 wird zunächst aus der Fasersammelrille
6 wenigstens annähernd in einer zum Schaft 3 liegenden Normalebene des Spinnrotors
1 und anschließend über einen Garnabzugskanal 17 einer Garnabzugsdüse 18 gemäß der
Abzugsrichtung A mittels eines nicht dargestellten Abzugswalzenpaares abgezogen und
einer ebenfalls nicht dargestellten Auflaufspule zugeführt. Der Garnabzugskanal 17
liegt koaxial zum Schaft 3 des Spinnrotors 1, so dass das Garn 14 mittels der Garnabzugsdüse
18 um etwa 90° umgelenkt wird, wobei das Garn 14 in der genannten Normalebene entsprechend
der Umlaufrichtung B kurbelartig umläuft, siehe auch Figur 2. Die Garnabzugsdüse 18
ist mittels eines Außengewindes 20 in eine entsprechende Bohrung der Abdeckung 10
eingeschraubt.
[0015] Dem Umlenken des Garnes 14 aus der genannten Normalebene in den Garnabzugskanal 17
dient eine trichterförmige gewölbte Kontaktfläche 21, die an einer in der Normalebene
liegenden, im Wesentlichen ebenen Stirnfläche 19 beginnt. In dem in Figur 1 dargestellten
Axialschnitt ist die Kontaktfläche 21 eine kreisbogenartige gewölbte Fläche, der unmittelbar
der kleinste Querschnitt 22 des Garnabzugskanals 17 folgt. Die Kontaktfläche 21 bildet
in dem dargestellten Axialschnitt in etwa einen Viertelkreis mit einem Krümmungsradius,
der beispielsweise 3 mm beträgt.
[0016] In an sich bekannter Weise ist die Kontaktfläche 21 mit linienförmigen Unebenheiten
23 versehen, die gemäß Figur 3 als Kerben 24 oder gemäß Figur 4 als höckartige Vorsprünge
ausgebildet sein können. Speziell auf die Ausgestaltung dieser Unebenheiten 23 bezieht
sich die Erfindung mit dem Ziel, bei hoher Spinnstabilität der Offenend-Spinnvorrichtung
ein qualitativ gutes Garn 14 zu erzeugen.
[0017] Wie insbesondere aus Figur 2 ersichtlich ist, kreuzen die linienförmigen Unebenheiten
23 auf ihrer gesamten Länge das abzuziehende Garn 14 unter einem spitzen Kreuzungswinkel
α, der deutlich sowohl von 0° als auch von 90° abweicht. Zusätzlich jedoch sind benachbarte
Unebenheiten 23 so dicht beieinander angeordnet, dass das Garn 14 stets mindestens
eine Unebenheit 23, jedoch vorzugsweise mehrere Unebenheiten 23 gleichzeitig kontaktiert.
Dadurch wird insbesondere erreicht, dass das abgezogene Garn 14 unter Mitwirkung des
Radius der Kontaktfläche 21 an den Kanten der Unebenheiten 23 eine gewisse Umschlingung
erfährt, ohne beispielsweise in den Kerbengrund hineingezogen zu werden. Der Kreuzungswinkel
α liegt dabei vorteilhaft zwischen 15° und 45°. Die Unebenheiten 23, ausgehend vom
Bereich des Garnabzugskanals 17, weisen bei der in Figur 2 dargestellten Variante
in Umlaufrichtung B des Garnes 14.
[0018] Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Umlaufgeschwindigkeit B sehr viel größer
ist als die Geschwindigkeit des Garnes 14 in Abzugsrichtung A.
[0019] Anhand der diagrammartigen, stark vergrößert dargestellten Figur 5 wird nachfolgend
eine Variante beschrieben, bei welcher der Kreuzungswinkel α über die gesamte Länge
der Unebenheiten 23 wenigstens annähernd konstant ist. Zusätzlich ist, abweichend
von Figur 2, vorgesehen, dass die Unebenheiten 23, ausgehend vom Bereich des Garnabzugskanals
17, entgegen der Umlaufrichtung B des Garnes 14 weisen.
[0020] Zwischen den in Figur 5 erkennbaren beiden Viertelkreisen befindet sich die nur auszugsweise
dargestellte Kontaktfläche 21, auf welcher lediglich drei linienförmige Unebenheiten,
in Form von Kerben oder Vorsprüngen, dargestellt sind. Selbstverständlich ist die
gesamte Kontaktfläche 21 mit solchen Unebenheiten 23 versehen. Man erkennt femer eine
Momentaufnahme eines in Umlaufrichtung B umlaufenden, mit einer durchgezogenen Linie
dargestellten Garnes 14, welches sich außerdem in Abzugsrichtung A bewegt. Strichpunktiert
sind mit 14' und 14" zwei nachfolgende Momente des Garnes 14 dargestellt.
[0021] Man erkennt, dass die Unebenheiten 23 als leicht geschwungene Kurven ausgebildet
sind, was dazu führt, dass an jeder Stelle einer Unebenheit 23 der Kreuzungswinkel
α konstant bleibt. In Figur 5 ist hier eine Vielzahl solcher Kreuzungswinkel α angedeutet.
Weiterhin ist erkennbar, dass benachbarte Unebenheiten 23 so dicht beieinander angeordnet
sind, dass das Garn 14 stets mehrere Unebenheiten 23 kontaktiert.
1. Garnabzugsdüse für Offenend-Spinnvorrichtungen, mit einer ein abzuziehendes Garn umlenkenden
gewölbten Kontaktfläche, die von einer im Wesentlichen ebenen Stirnfläche in einen
im Wesentlichen senkrecht dazu verlaufenden Garnabzugskanal übergeht, und mit in der
Kontaktfläche angeordneten linienförmigen Unebenheiten, welche auf ihrer gesamten
Länge das abzuziehende Garn unter einem spitzen Kreuzungswinkel kreuzen, der deutlich
von 0° und 90° abweicht, dadurch gekennzeichnet, dass benachbarte Unebenheiten (23) so dicht beieinander angeordnet sind, dass das Garn
(14) stets mindestens eine Unebenheit (23) kontaktiert.
2. Garnabzugsdüse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Kreuzungswinkel (α) zwischen 15° und 45° beträgt.
3. Garnabzugdüse nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kreuzungswinkel (α) über die gesamte Länge der Unebenheiten (23) wenigstens annähernd
konstant ist.
4. Garnabzugsdüse nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Unebenheiten (23), ausgehend vom Bereich des Garnabzugskanals (17), in Umlaufrichtung
(B) des Garnes (14) weisen.
5. Garnabzugsdüse nach einem der Ansprüche 1 bis 3. dadurch gekennzeichnet, dass die Unebenheiten (23), ausgehend vom Bereich des Garnabzugskanals (17), entgegen
der Umlaufrichtung (B) des Garnes (14) weisen.