[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Datenübertragung von einem Schienenfahrzeug
an eine Abfrageeinrichtung im Nahbereich derselben mittels passiver Transponder sowie
Elementen zur Befestigung von Transpondern an im wesentlichen zylindrischen Bauteilen.
[0002] Für Betreiber von Schienenverkehrsfahrzeugen ist es von grosser Wichtigkeit, jederzeit
einen Überblick über die im Betriebseinsatz befindlichen Radsätze zu haben. Insbesondere
bei der regelmässigen Erfassung von Radparametern (z.B. beim Überprüfen des Verschleisszustandes
eines Rades) ist eine schnelle und zweifelsfreie Identifizierung des Radsatzes von
Bedeutung.
Bislang geschieht dies üblicherweise über eine Identifizierungsnummer, die auf einem
die Achse des Radsatzes umfassenden Stahlband eingraviert bzw. mittels Schlagwerkzeugen
eingeprägt ist und optisch abgelesen wird. Dies erweist sich in der Praxis immer wieder
als nachteilig, da die Stahlbänder aufgrund der herrschenden Betriebsbedingungen stets
stark verschmutzt sind und erst gesäubert werden müssen, damit ein Ablesen der Identifikationsnummer
erst möglich wird. Ebenso ist es nachteilig, dass die Radsätze zum Zeitpunkt des Ablesevorganges
nicht notwendigerweise eine günstige Position hinsichtlich der optischen Ablesbarkeit
durch das Instandhaltungspersonal einnehmen. Wenn das Stahlband nicht manuell in eine
brauchbare Ablese-Position verdreht werden kann, müsste im Extremfall der Radsatz
als ganzes gedreht werden, was in Bezug auf den eigentlich sehr kurzen Ablesevorgang
bei weitem zu zeitaufwendig ist. Zudem fallen die Stahlbänder beim Versuch eines manuellen
Verdrehens immer wieder ab, da sie zum einen wegen Verschmutzung oder Alterung fest
sitzen und zum anderen einer Materialermüdung unterliegen.
Zur Behebung dieser Nachteile sowie zur Automatisierung der Radsatz-ldentifikation
sind bereits einige Vorschläge zur Nutzung von Transpondern bekannt geworden.
So lehrt DE 297 20 652 beispielsweise eine elektromagnetische Reflexionseinrichtung
zur automatischen Identifizierung von Schienenfahrzeugen, deren Radsätze eine zur
Gleismitte hin fest beabstandete Haltevorrichtung zur Aufnahme eines mit einer Ringantenne
versehenen Transponders. Als entsprechende Haltevorrichtung wird eine Spannschelle
mit Spannschraube bzw. ein Spannband mit Spannschloss offenbart. Dem Fachmann erschliesst
es sich jedoch nicht, in welcher Weise diese Haltevorrichtung nebst Transponder in
Anbetracht der extremen Umwelteinflüsse und stark korrosiv wirkenden Umgebungsbedingungen
zur Erzielung einer wirtschaftlich akzeptablen Mindest-Dauerfestigkeit ausgeführt
werden sollen.
[0003] Aus DE 198 17 941 ist eine transponderbasierte Datenübertragungseinrichtung von einem
Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung bekannt, deren Antenne die Achse als Manschette
über einen Winkel von 360° umfasst. Ein solcher technologischer Ansatz ist zwar für
automatisierte Auslesevorgänge geeignet; in der konkreten betrieblichen Anwendung,
die einen Einsatz im Massenbetrieb erfordert, hat sich eine derartige Transpondervorrichtung
jedoch als zu kostenintensiv herausgestellt. Auch die diesbezügliche aus DE 198 47
291 bekannte Modifikation unter Verwendung zweier identischer Antwortgeräte, von denen
jedes mit mindestens einer die Achse partiell umschliessenden, um 180° zueinander
versetzt angeordneten Antenne zusammenwirkt, kann die Probleme hinsichtlich einer
kostengünstigen Herstellung nicht wirksam beseitigen.
Ein grundsätzliches Problem derartiger Systeme, die auf eine automatisierte Auslesung
der Identifikationsmerkmale hin ausgelegt sind, besteht ferner darin, dass zwischen
der streckenseitigen bzw. ortsfesten Auslesevorrichtung und der Radsatzwelle exakte
Abstände eingehalten werden müssen. Andernfalls sind keine nennenswerten Leseabstände
zu erreichen. Die Lesefähigkeit wird durch die bei Überfahrt des Radsatzes über eine
Auslesevorrichtung ausgeführte rotatorische und / oder translatorische Bewegung negativ
beeinflusst. Befinden sich während des Lesevorganges mehrere Transponder im Lesefeld
der Auslesevorrichtung, so kann eine eindeutige Identifizierung einzelner Radsätze
nicht mehr sichergestellt werden (mangelnde Bulkfähigkeit).
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zur Datenübertragung von
einem Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung im Nahbereich derselben mittels
passiver Transponder sowie Elementen zur Befestigung von Transpondern an im wesentlichen
zylindrischen Bauteilen zu entwickeln, die eine hinsichtlich der einsatzbedingten
hohen Belastungen und extremen Umgebungsbedingungen robuste und dauerhafte Konstruktion
aufweist. Ihre Anwendung darf keine besonderen Fertigkeiten beim Bediener voraussetzen
und muss mit geringem Handhabungsaufwand innerhalb sehr kuzer Zeiten ausführbar sein.
Niedrige Anschaffungs- und Instandhaltungskosten sollen dafür sorgen, dass die Vorrichtung
in grosser Anzahl an allen im Betrieb befindlichen Radsätzen zum Einsatz kommen kann.
[0005] Diese Aufgabe wird in Verbindung mit dem Oberbegriff des Schutzanspruches 1 erfindungsgemäß
dadurch gelöst, dass der Transponder (1) und das Befestigungselement (2) mittels einer
Kunststoffvergussmasse oder einer Kunststoffschrumpfmasse (3) formschlüssig miteinander
verbunden sind und das so geschaffene Komposit kraftschlüssig an einer frei wählbaren
Stelle einer Achse (4) des Schienenfahrzeuges angebracht ist.
[0006] Der Erfindungsgedanke wird wirksam unterstützt, wenn der Transponder innerhalb der
Verguss- bzw. Schrumpfmasse auf ein versteifend wirkendes Zwischenelement aufgebracht
ist. Dadurch wird verhinder, dass der Transponder während des Schrumpfvorganges bzw.
durch Schwundprozesse nach dem Vergiessen durch Deformation geschädigt wird.
[0007] Es ist für den Erfindungsgegenstand von besonderem Vorteil, wenn der Transponder
auf einer auf der Fahrzeugachse aufliegenden Schicht aus einem elastisch und / oder
plastisch verformbaren Material zum Ausgleichen von Unebenheiten der Oberfläche der
Fahrzeugachse und / oder zum Anpassen des Transponders an unterschiedliche Achsendurchmesser
aufgebracht ist.
[0008] Eine vorteilhafte Ausgestaltung des Erfindungsgedankens sieht vor dass der Tranponder
in einem frei beschreibbarem Speicherbereich Daten zur eindeutigen Identifikation
des Radsatzes enthält. Hierbei handelt es sich neben einer eindeutig zuscheidbaren
Bauteil-Nummer bevorzugt um eine Identifikationskennung für den Eigentümer bzw. Betreiber
des Fahrzeuges sowie eine Identifikationskennung für die Bauart des vorliegenden Radsatzes.
Dies ermöglicht es in bestimmten Anwendungen auf eine Online-Verbindung zu einer Datenbank,
in der diese Informationen ebenfalls abgespeichert sein könnten, zumindest während
des Erfassens der Radsatz-Kennungen zu verzichten. Somit sind auch autarke Anwendungen
(ohne Energie- bzw. Dateninfrastruktur) im Gleisbereich ausserhalb von Werkstätten
möglich.
[0009] Der Erfindungsgedanke wird anhand eines in Figur 1 (Querschnitt durch Fahrzeugachse
im Bereich der auf der Achse befestigten Datenübertragungsvorrichtung) dargestellten
Ausführungsbeispiels beschrieben.
Die Vorrichtung besteht im wesentlichen aus einem an sich bekannten, handelsüblichen
passiven Transponder (1). Dieser wird mittels eines beidseitig wirksamen Klebebandes
auf ein versteifend wirkendes Zwischenelement (5) aufgebracht. Dieses ist bezüglich
seiner Grundfläche den Abmessungen des Transponders im wesentlichen angepasst und
besteht z.B. aus dem relativ biegesteifen Werkstoff Polyamid. Transponder mit Zwischenelement
sowie der als Befestigungselement (2) dienende handelsübliche Kabelbinder, dessen
Breite 8 mm keinesfalls unterschreiten sollte, werden in ihrer relativen Sollposition
zueinander durch Verkleben fixiert und in einen Schrumpfschlauch (3) aus Elastomer
oder Polyolefin Compound (PO) eingeführt. Der Schrumpfschlauch ist mit einem Längenmass,
das den Umfang der Fahrzeugachse (4) an der vorgesehenen Einbaustelle um circa 10%
unterschreitet, derart bemessen, dass die Verschlussvorrichtung (7) sowie die Verzurrstrecke
des Kabelbinders (2) frei bleiben bzw. nicht abgedeckt werden. In der Minimalausführung
muss zumindest der Kontaktbereich des Transponders (1) (bzw. des versteifenden Zwischenelementes
(5)) mit dem Befestigungselement (2) abgedeckt werden. Sodann werden Befestigungselement,
Zwischenelement und Transponder mittels Heissluft zu einem untrennbaren Komposit verbunden.
Alternativ zum Einsatz eines Schrumpfschlauches bietet sich auch ein Vergiessen mit
Epoxidharz und / oder Polyurethanharz oder ähnlichen Kunststoffen an. Dies kann beispielsweise
durch Eintauchen in ein Kunststoff-Heissbad erfolgen.
Natürlich sind an Stelle eines Kabelbinders auch sonstige Spannringe, bevorzugt aus
rostfreiem Edelstahl einsetzbar. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass die metallischen
Kanten der Spannringe nicht die schützende und stabilisierend KunststoffUmmantelung
im Bereich des Transponders durch Scheuern etc.... schädigen.
Dieses durch Schrumpfen bzw. Vergiessen erhaltene Komposit wird schliesslich in bekannter
Weise auf der Achse des zu kennzeichnenden Radsatzes befestigt. Die Positionierung
des Transponders ist sowohl in axialer als auch in radialer Richtung auf der Fahrzeugachse
frei wählbar und frei von masslichen Randbedingungen.
Zum Auslesen der Identifikationsmerkmale an erfindungsgemäss ausgestatteten Radsätzen
führt das Bedienpersonal bei Fahrzeugstillstand ein Handlesegerät bis auf einen Abstand
von circa 2 bis 4 cm an die Datenübertragungsvorrichtung heran.
Bezugszeichenliste:
[0010]
- 1
- Transponder
- 2
- Befestigungselement
- 3
- Kunststoffverguss- oder -schrumpfmasse
- 4
- Fahrzeug-Achse
- 5
- Versteifendes Zwischenelement
- 6
- Ausgleichsschicht
- 7
- Verschluss
1. Vorrichtung zur Datenübertragung von einem Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung
im Nahbereich derselben mittels passiver Transponder sowie Elementen zur Befestigung
von Transpondern an im wesentlichen zylindrischen Bauteilen,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Transponder (1) und das Befestigungselement (2) mittels einer Kunststoffvergussmasse
oder einer Kunststoffschrumpfmasse (3) formschlüssig miteinander verbunden sind und
das so geschaffene Komposit kraftschlüssig an einer frei wählbaren Stelle einer Achse
(4) des Schienenfahrzeuges angebracht ist.
2. Vorrichtung zur Datenübertragung von einem Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung
nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Transponder (1) innerhalb der Verguss- bzw. Schrumpfmasse (3) auf ein versteifend
wirkendes Zwischenelement (5) aufgebracht ist.
3. Vorrichtung zur Datenübertragung von einem Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung
nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Transponder (1) auf einer auf der Fahrzeugachse (4) aufliegenden Schicht (6)
aus einem elastisch und / oder plastisch verformbaren Material zum Ausgleichen von
Unebenheiten der Oberfläche der Fahrzeugachse und / oder zum Anpassen des Transponders
an unterschiedliche Achsendurchmesser aufgebracht ist.
4. Vorrichtung zur Datenübertragung von einem Schienenfahrzeug an eine Abfrageeinrichtung
nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Transponder (1) in einem frei beschreibbaren Speicherbereich Daten zur eindeutigen
Identifikation des aus der Fahrzeugachse (4) und den beiden zugehörigen Radkörpern
bestehenden Radsatzes enthält.