[0001] Die Erfindung betrifft eine Potentialausgleichsanordnung für einen elektrostatischen
Rotationszerstäuber gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Beispielsweise handelt es sich um für die elektrostatische Serienbeschichtung von
Werkstücken wie Fahrzeugkarossen geeignete Hochrotationszerstäuber mit zur Außenaufladung
des Beschichtungsmaterials dienenden Elektroden, die im Betrieb unter Hochspannung
in der Größenordnung von 100 kV stehen, während der im Bereich des Elektrodenfeldes
liegende Glockenteller auf ein definiertes Potential gelegt werden soll, in der Regel
auf Erdpotential (EP 0 796 663 B1). Es kann sich aber auch um Rotationszerstäuber
mit Bauteilen wie z.B. dem Glockenteller handeln, die auf Hochspannung aufgeladen
werden sollen (EP 0 801 991 A2).
[0003] Zum Antrieb des Glockentellers derartiger Zerstäuber dienen bekanntlich mit Druckluft
betriebene Radialturbinen, deren den Glockenteller tragende Hohlwelle kontaktfrei
in Luftlagern rotiert. Zum Potentialausgleich zwischen der mit dem Glockenteller unter
dem Einfluss des Hochspannungsfeldes stehenden Hohlwelle und einem geerdeten Teil
der Lagereinheit der Welle dient bei dem aus der EP 0 796 663 B1 bekannten Zerstäuber
ein stationärer Kontaktring mit Kohlefaserbürsten, die zur Herstellung einer elektrisch
leitenden Verbindung auf der rotierenden Welle schleifen. Nachteilig ist hierbei der
durch den mechanischen Kontakt verursachte Verschleiß. Außerdem kann es in der Praxis
vorkommen, dass der bei Wartungsarbeiten an der Lagereinheit ausgebaute Kontaktring
versehentlich nicht wieder eingebaut wird. Die Folge sind fehlender Potentialausgleich
und Beschädigungen der Lagereinheit durch Funkenerosion.
[0004] Aus der EP 1 118 388 A1 ist es zur berührungslosen Erdung der Welle eines elektrostatischen
Rotationszerstäubers bekannt, in dem Lagergehäuse eine geerdete nachstellbare Schraube
anzuordnen, deren Spitze einer Umfangsfläche der Welle zugewandt ist. Hierdurch wird
das geschilderte Problem nicht befriedigend gelöst, da die Punktentladung an der Schraubenspitze
zu Verschleiß durch Funkenerosion führt. Das manuelle Nachstellen der Schraube, mit
dem die Erosion kompensiert werden soll, ist nicht nur mühsam und zeitraubend, sondern
für einen definierten Potentialausgleich auch zu ungenau.
[0005] Zum Aufladen des Glockentellers des aus der EP 0 801 991 A2 bekannten Zerstäubers
dient eine feststehende Nadelelektrode, die ihre Ladung durch Koronaentladung auf
die Oberfläche der Hohlwelle des Zerstäubers überträgt.
[0006] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Anordnung anzugeben, der dauerhaft
zuverlässigen und nicht durch Wartungsfehler gefährdeten Potentialausgleich zwischen
der Welle und der Lagereinheit eines elektrostatischen Rotationszerstäubers gewährleistet.
[0007] Diese Aufgabe wird durch den in den Patentansprüchen gekennzeichneten Potentialausgleichsanordnung
gelöst.
[0008] Der Potentialausgleich kann hierbei verschleißfrei und einfacher als bisher erfolgen,
da die Erfindung sowohl ohne den bisher als zusätzliches Bauelement verwendeten Kontaktring
als auch ohne eine manuell zu justierende Elektrode auskommt. Die Übertragung elektrischer
Ladungen kann allein durch die spezielle Oberflächenstruktur mit spitzen Elementen
zwischen der Welle und dem das gewünschte Potential liefernden Teil der Lagereinheit
bewirkt werden. Die spitzen Elemente bestehen z.B. aus gewindeartig um die Außenfläche
des Wellenteils und/oder um die Innenfläche des Lagerteils verlaufenden Kanten, damit
es nicht zu dem an sich für Punktentladungen typischen Verschleiß durch unerwünschte
Funkenerosion kommt.
[0009] Wenn gemäß einer Weiterbildung der Erfindung einander gegenüberstehend in der Außenfläche
des Wellenteils und in der Innenfläche des Lagerteils gebildete Gewinde unterschiedliche
und vorzugsweise zueinander entgegengesetzte Steigungsrichtungen haben, sind die Kanten
der beiden Gewinde jeweils punktartig mit bei der Rotation der Welle wandernden Punkten
benachbart. Die elektrische Entladung findet hierbei an den Kreuzungspunkten der verschiedenen
bzw. entgegengesetzt schrägen Gewinde statt, da hier jeweils der radiale Abstand am
geringsten ist, und wegen der kontinuierlichen Verschiebung der Kreuzungspunkte wird
verschleißfreie Punktentladung ermöglicht.
[0010] Zumindest auf der einen der beiden einander gegenüberliegenden Oberflächen können
die Kanten auch kreisförmig ohne Steigung sein. Wenn sich Kanten nur auf der einen
Oberfläche befinden, soll es sich zur Erzeugung einer Koronaentladung um die negativ
geladene Oberfläche handeln. Im Übrigen kann es genügen, wenn die Kanten nur aus einzelnen,
sich nicht über 360° erstreckenden Segmenten bestehen.
[0011] An dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher
erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Axialschnittansicht der Wellenlagerung mit der Potentialausgleichsanordnung;
und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung der Potentialausgleichsanordnung gemäß Fig. 1.
[0012] In Fig. 1 ist die Lagereinheit eines elektrostatischen Rotationszerstäubers dargestellt,
dessen rotierender Glockenteller (nicht dargestellt) in bekannter Weise in das in
der Zeichnung linke Ende einer Hohlwelle 1 geschraubt sein kann. Die Welle 1 ist in
dem Gehäuseteil 2 der Lagereinheit gelagert, wobei der Luftspalt 3 zwischen der Welle
1 und der zylindrischen Innenfläche des Gehäuseteils 2 in ebenfalls an sich üblicher
Weise als Luftlager dient. Das Gehäuseteil 2 und der mit dem Glockenteller verbundene
Teil der Welle 1 unterliegen im Betrieb des Zerstäubers der elektrischen Aufladung
durch das von den Elektroden des Zerstäubers erzeugte Hochspannungsfeld, wie durch
die Pfeile 6 angedeutet ist.
[0013] An ihrem dem Glockenteller abgewandten Ende ist die Welle 1 in einem bei 5 geerdeten
Potentialausgleichsgehäuse 4 der Lagereinheit gelagert und ihrerseits kontaktlos geerdet.
Zur kontaktlosen Erdung der Welle ist ihr Endteil 1' auf dem in dem Gehäuse 4 befindlichen
Teil seines Umfangs darstellungsgemäß mit einem Gewinde versehen, dessen spitz vorspringende
Kanten 8 den Kanten 9 eines ähnlich geformten Innengewindes in der zylindrischen Innenfläche
des Gehäuses 4 gegenüberstehen. Der radiale Abstand zwischen den Kanten 8 und 9 der
beiden Gewinde ist so gering, dass zwischen ihnen elektrische Entladungen in dem zum
gewünschten Potentialausgleich erforderlichen Maße gewährleistet sind, wie durch die
Pfeile 7 angedeutet ist. Der Luftspalt zwischen dem zylindrischen Endteil 1' der Welle
1 und der zylindrischen Lagerfläche des Gehäuses 4 soll im Bereich der durch die Gewinde
gebildeten Entladungsstrecke annähernd die gleiche Größe haben wie der Luftspalt 3
im übrigen Bereich der Wellenlagerung.
[0014] Wie in Fig. 2 ersichtlich ist, die den Verlauf des Gewindes des Endteils 1' der Welle
mit den Kanten 8 gegenüber einer Abwicklung der zylindrischen Innenfläche des Gehäuses
4 mit den Gewindekanten 9 zeigt, haben die beiden Gewinde zueinander entgegengesetzte
Steigungsrichtungen (Rechts- bzw. Linksgewinde). Da sich somit die Kanten 8 und 9
nicht parallel gegenüberstehen, sondern einander kreuzen, kommt es an den Kreuzungspunkten
10 zu Punktentladungen ähnlich wie bei Nadelspitzen, jedoch ohne den Erosionseffekt
von Entladungen an stationären Punkten, da die Kreuzungspunkte 10 entsprechend der
Wellenrotation längs beider Kantengruppen wandern.
[0015] Damit die Entladungen sicher auf den durch die Gewinde gebildeten Potentialausgleichsbereich
beschränkt bleiben, ist es zweckmäßig, den Gehäuseteil 2 von dem geerdeten Potentialausgleichsgehäuse
4 durch eine Isolierschicht 12 oder sonstige Isoliereinrichtung zu trennen. Der Gehäuseteil
2 kann zweckmäßig z.B. über einen hochohmigen Widerstand 13 geerdet sein.
[0016] Das beschriebene Ausführungsbeispiel lässt sich im Rahmen der Erfindung in verschiedener
Hinsicht abwandeln. Eine Möglichkeit besteht beispielsweise darin, dass ein von der
Welle und/oder von dem die Welle umschließenden geerdeten Teil der Lagereinheit vorspringender
Flansch als Potentialausgleichsanordnung dient. Eine andere Möglichkeit ist die Verwendung
einer Welle, die nur zwischen dem Glockenteller und der in dessen Nähe befindlichen
Potentialausgleichsanordnung elektrisch leitend, im Übrigen dagegen isolierend ist.
1. Potentialausgleichsanordnung für einen elektrostatischen Rotationszerstäuber, dessen
Glockenteller im Bereich eines Hochspannungsfeldes rotiert oder auf Hochspannung gelegt
wird, mit einer feststehenden Lagereinheit (2, 4) für die Welle (1) des Glockentellers,
mit einem auf ein festes Potential gelegten Teil (4) der Lagereinheit, in dem ein
elektrisch leitendes Teil (1') der Welle (1) oder ein mit ihr elektrisch leitend verbundenes
Teil rotiert,
und mit einer Einrichtung zur Übertragung elektrischer Ladung zwischen dem leitenden
Teil (1') der Welle und dem potentialfesten Teil (4) der Lagereinheit,
dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung zur Ladungsübertragung durch ein oder mehr von der Oberfläche des
leitenden Teils (1') der Welle (1) und/oder von einer Oberfläche des potentialfesten
Teils (4) der Lagereinheit vorspringende spitze Kanten (8,9) gebildet ist, die mindestens
über ein Winkelsegment ring- oder spiralförmig um die Außenfläche des Wellenteils
(1') und/oder um die Innenfläche des potentialfesten Lagerteils (4) verlaufen.
2. Potentialausgleichsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die einander gegenüberstehend in der Außenfläche des Wellenteils (1') und in der
Innenfläche des Lagerteils (4) gebildeten, wenigstens auf der einen Fläche spiralförmigen
Kanten unterschiedliche Steigungsrichtungen haben, so dass die Kanten (8, 9) jeweils
punktartig mit bei der Rotation der Welle (1) wandernden Punkten (10) benachbart sind.
3. Potentialausgleichsanordnung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kanten (8, 9) zueinander entgegengesetzte Steigungen haben.
4. Potentialausgleichsanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass spitze Kanten zumindest auf der negativ geladenen Oberfläche vorgesehen sind.
5. Potentialausgleichsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein von der Welle und/oder von dem die Welle umschließenden potentialfesten Teil
der Lagereinheit vorspringender Flansch zur Ladungsübertragung vorgesehen ist.
6. Potentialausgleichsanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Welle (1) in einem Luftlager (3) gelagert ist, und dass in dem potentialfesten
Teil (4) der Lagereinheit das dem Glockenteller abgewandte Ende (1') oder ein in der
Nähe des Glockentellers befindlicher Teil der Welle rotiert und die vorspringenden
spitzen Kanten (8, 9) sich in oder an dem zwischen der Welle (1) und der Lagereinheit
gebildeten Luftlager befinden.
7. Potentialausgleichsanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Spalt zwischen der Welle (1') und dem sie umschließenden potentialfesten Lagerteil
(4) im Bereich der Einrichtung zur Ladungsübertragung (8, 9) wenigstens annähernd
die gleiche Größe hat wie der das Luftlager der Welle (1) bildende Spalt (3) im übrigen
Bereich der Lagereinheit oder kleiner ist.
8. Potentialausgleichsanordnung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der dem Glockenteller zugewandte Teil (2) der Lagereinheit von deren potentialfestem
Teil (4) durch eine Isoliereinrichtung (12) getrennt und über einen hochohmigen Widerstand
(13) auf das feste Potential gelegt ist.
9. Rotationszerstäuber mit einer Potentialausgleichsanordnung nach einem der vorangehenden
Ansprüche.