[0001] Die Erfindung betrifft eine Achsmanschette zur Gelenkabdichtung, insbesondere am
Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen, mit einem im wesentlichen rotationssymmetrischen
Faltenbalg, der mit einem Anschlußbund einstückig ausgeführt ist, und mit am Anschlußbund
verteilt angesetzten Ausgleichsstücken zur Anpassung an eine, mehrere radiale Vertiefungen
aufweisende Außenkontur eines Gelenkgehäuses.
[0002] Derartige Achsmanschetten dienen dazu, Gelenke im Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen
abzudichten, deren Gelenkgehäuse eine Außenkontur mit mehreren radialen Vertiefungen
aufweist. Da üblicherweise drei radiale Vertiefungen am Umfang vorgesehen sind, ergibt
sich eine dreilappige, auch als trilobe-förmig bezeichnete Außenkontur, die gleichzeitig
die Schnittstelle zu der üblicherweise durch Klemmen befestigten Achsmanschette darstellt.
Die Abdichtung des Gelenkbereichs ist erforderlich, um Schmutz und Feuchtigkeit vom
Gelenk fernzuhalten und die Fettfüllung im Gelenk zu erhalten.
[0003] Zur Anpassung des Anschlußbundes des Faltenbalgs an die nicht-rotationssymmetrische
Außenkontur des Gelenkgehäuses ist es bekannt, bei aus Elastomeren im Spritzgießverfahren
hergestellten Achsmanschetten Verdickungen des Anschlußbunds vorzusehen, die als Ausgleichsstücke
die Radiusdifferenzen der Außenkontur des Gelenkgehäuses ausgleichen, so dass zur
Klemmung eine kreisförmige Klemmschelle verwendet werden kann.
[0004] Am Übergang vom Anschlußbund zum Faltenbalg entstehen hierbei an der Innenseite starke
Hinterschneidungen. Der verwendete Elastomer-Werkstoff ermöglicht trotz dieser starken
Hinterschneidungen eine einfache Entformung, da er ausreichend reversibel dehnbar
ist. Dieses Herstellungsverfahren ist jedoch nicht mehr möglich, wenn die Achsmanschette
aus einem thermoplastischen Copolyester (TPE) hergestellt werden soll. Dann würde
ein Formteil mit so starken Hinterschneidungen bei der Entformung zerstört werden,
da es die erforderlichen Dehnungen nicht erträgt. Außerdem bedingt die Ausbildung
starker Wanddickenunterschiede bei thermoplastischen Formteilen lange Abkühlzeiten
im Werkzeug und führt zu Einfallstellen oder Lunkerbildung am Formteil.
[0005] Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, wird bei einer bekannten Achsmanschette (EP
0 924 450 A2) der Anschlußbund zylindrisch ausgeführt. Zur Anpassung an die mit radialen
Vertiefungen versehene Außenkontur des Gelenkgehäuses ist ein vom Anschlußbund umgebenes
ringförmiges Einlegeteil vorgesehen, das mehrere nach innen ragende Vorsprünge aufweist,
die in die radialen Vertiefungen des Gelenkgehäuses passen. Die Achsmanschette kann
zwar verhältnismäßig einfach hergestellt werden, weil insbesondere der Anschlußbund
eine gleichbleibende Wanddicke hat und keine Hinterschneidungen bilden, die beim Ausformen
stören würden. Nachteilig ist jedoch, dass der Faltenbalg oder zumindest sein Anschlußbund
in einem zweiten Fertigungsschritt erneut erwärmt werden muss, um die Verbindung mit
dem Einlegeteil herzustellen. Dadurch werden die Festigkeit und die Geometrie durch
Molekülumlagerungen nachteilig beeinflußt. Außerdem besteht zwischen dem Anschlußbund
und dem Einlegeteil eine weitere Fuge, die keine Gebrauchsfunktion hat, aber ebenfalls
dichtend ausgelegt werden muss.
[0006] Eine solche Fuge wird bei einer Achsmanschette der eingangs genannten Gattung (EP
0 915 264 A2) dadurch vermieden, dass an der Innenseite des Anschlußbundes Ausgleichsstücke
einstückig angeformt werden, die in die radialen Vertiefungen des Gelenkgehäuses passen.
Die bekannte Achsmanschette ist in einem kombinierten Spritz-Blasverfahren hergestellt,
das einen automatisierten Fertigungsablauf ermöglicht. Die Ausgleichsstücke müssen
durch radiale Stege ausgesteift werden, um die Klemmkraft zur Verbindung der Achsmanschette
mit dem Gelenkgehäuse zu übertragen. Die notwendige Optimierung der Wanddickenverteilung
macht etwaige Änderungen der Ausgleichsstücke aufwendig und teuer, weil dafür die
Spritzgießform geändert werden muss.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es daher, eine Achsmanschette der eingangs genannten Gattung
so auszugestalten, dass sie aus TPE, unter Berücksichtigung der materialspezifischen
Radbedingungen, herstellbar ist. Außerdem sollen die technischen Schwierigkeiten bekannter
Lösungen nicht auftreten.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass der Anschlußbund mehrere
nach innen vorspringende Einbuchtungen aufweist, die an die radialen Vertiefungen
der Außenkontur des Gelenkgehäuses angepaßt sind, und dass die Ausgleichsstücke an
der Außenseite des Anschlußbundes angesetzt sind und dessen Außenkontur zu einer zylindrischen
Umfangsfläche ergänzen.
[0009] Zwischen der Achsmanschette und dem Gelenkgehäuse besteht nur eine einzige abzudichtende
Fuge. Da die Berührungsflächen zwischen dem Anschlußbund und den Ausgleichsstücken
an der Außenseite liegen, ist hier keine Abdichtung erforderlich.
[0010] Der die Schnittstelle der Achsmanschette zum Gelenkgehäuse bildende Anschlußbund
wird unmittelbar beim ersten Fertigungsschritt angeformt. Durch die trilobe-förmige
Kontur des Anschlußbundes wird eine unnötige zusätzliche Dichtfläche vermieden. Die
bisherigen Werkzeuge für Achsmanschetten aus thermoplastischem Copolyester in radialsymmetrischer
Ausführung des Anschlußbundes können nach geringfügiger Änderung zur Herstellung der
erfindungsgemäßen Achsmanschetten mit nichtrotationssymmetrischem Anschlußbund eingesetzt
werden. Wie schon beim herkömmlichen Verfahren können Wanddickenunterschiede durch
die verfügbare Maschinentechnik minimiert werden.
[0011] Gleichwohl ist wie bisher die Verwendung einer kreisrunden Klemmschelle möglich,
weil die Abstände zur Außenkontur des Anschlußbundes durch an der Außenseite angesetzte
Ausgleichsstücke überbrückt werden. Die Ausgleichsstücke übertragen die Klemmkraft
von der Klemmschelle auf den Anschlußbund und damit auf die abzudichtende Fuge. Eine
dichte Verbindung der Ausgleichsstücke mit dem Anschlußbund ist nicht erforderlich.
[0012] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung ist vorgesehen, dass die Umfangslänge jedes
Anschlußstücks angenähert der Umfangslänge der zugeordneten radialen Vertiefung entspricht.
Die Anschlußstücke bestehen hierbei aus mehreren, von einander getrennten und in Umfangsabstand
zueinander angeordneten Bauteilen.
[0013] Um den Montageaufwand bei der Kraftfahrzeugfertigung zu verringern, können alle Anschlußstücke
zusammenhängend als ein sich um den gesamten Umfang des Anschlußbundes erstreckendes
einstückiges Bauteil ausgeführt sein. Dadurch wird auch eine Druckmesserreduzierung
erreicht.
[0014] Vorzugsweise können die Anschlußstücke mit einer umlaufenden Klemmschelle für den
Anschlußbund verbunden sein. Die Anschlußstücke können auch mit der Klemmschelle als
integriertes Mehrkomponentenbauteil ausgeführt sein. Alle diese Maßnahmen dienen im
wesentlichen zur Vereinfachung der Montage.
[0015] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen des Erfindungsgedankens sind Gegenstand weiterer
Unteransprüche.
[0016] Nachfolgend werden Ausführungsbeispiele der Erfindung näher erläutert, die in der
Zeichnung dargestellt sind. Es zeigt:
Fig. 1 in räumlicher Darstellungsweise ein Gelenkgehäuse mit einer daran angebrachten
Achsmanschette,
Fig. 2 die Achsmanschette nach Fig. 1 mit den zugehörigen Ausgleichsstücken in teilweise
aufgeschnittener Darstellung,
Fig. 3 die Achsmanschette nach den Fig. 1 und 2 in räumlicher Darstellung,
Fig. 4 die Achsmanschette nach Fig. 3 mit daran angelegten Ausgleichsstücken,
Fig. 5 die Achsmanschette nach Fig. 3 mit ringförmig miteinander verbundenen Ausgleichsstücken,
Fig. 6 die ringförmig miteinander verbundenen Ausgleichsstücke gemäß Fig. 5 und
Fig. 7 die ringförmig miteinander verbundenen Ausgleichsstücke gemäß Fig. 5 und 6,
wobei die die Ausgleichsstücke verbindenden Ringabschnitte mäanderförmig ausgebildet
sind.
[0017] In Fig. 1 ist ein aus Metall bestehendes Gelenkgehäuse 1 eines Gelenks im Antriebsstrang
eines Kraftfahrzeugs dargestellt. Die Außenkontur des Gelenkgehäuses 1 weist mehrere,
beim dargestellten Ausführungsbeispiel drei radiale Vertiefungen 2 auf. Eine aus einem
thermoplastischen Copolyester (TPE) bestehende Achsmanschette 3 weist einen rotationssymmetrischen
Faltenbalg 4 auf und dient zur Abdichtung des Gelenks im Antriebsstrang des Kraftfahrzeugs.
[0018] Ein Anschlußbund 5 der Achsmanschette 3 ist einstückig mit dem Faltenbalg 4 ausgeführt.
Der Anschlußbund 5 weist mehrere nach innen vorspringende Einbuchtungen 5a auf, die
an die radialen Vertiefungen 2 der Außenkontur des Gelenkgehäuses 1 angepaßt sind.
An der Außenseite des Anschlußbundes 5 sind mehrere, beim dargestellten Ausführungsbeispiel
drei Ausgleichsstücke 6 jeweils an der Außenseite der Einbuchtungen 5a angesetzt.
Die Ausgleichsstücke 6 ergänzen die Außenkontur des Anschlußbundes 5 zu einer zylindrischen
Umfangsfläche, um die eine aus Metall oder Kunststoff bestehende Klemmschelle 7 gespannt
ist, um den Anschlußbund 5 dichtend gegen die Außenfläche des Gelenkgehäuses 1 zu
drücken.
[0019] Bei dem in den Fig. 1-4 dargestellten Ausführungsbeispiel sind die drei einzelnen
Ausgleichsstücke 6 mit der Klemmschelle 7 verbunden, beispielsweise durch Niete 8.
[0020] Abweichend hiervon sind beim Ausführungsbeispiel gemäß den Fig. 5 und 6 die Ausgleichsstücke
6' durch Ringabschnitte 9 und Biegegelenke 10 zu einem einstückigen Bauteil (Fig.
6) verbunden, das sich um den gesamten Umfang des Anschlußbundes 5 erstreckt.
[0021] Abweichend von Fig. 6 sind beim Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 7 die Ausgleichsstücke
6` durch Ringabschnitte 9`, die mäanderförmig ausgeführt sind, zu einem einstückigen
Bauteil verbunden, das sich um den gesamten Umfang des Anschlussbundes 5 erstreckt.
An dieser Ausführung ist vorteilhaft, dass die einander in Umfangsrichtung benachbarten
Ausgleichsstücke durch Ringabschnitte verbunden sind, die in Umfangsrichtung elastisch
nachgiebig ausgebildet sind. Der Ring, umfassend die Ausgleichsstücke 6, 6` und die
Ringabschnitte 9, 9`, kann positive und negative Umfangsänderungen, wie sie bei der
Montage auftreten, bruchfrei und mit geringer erforderlicher Formänderungskraft ausgleichen.
[0022] Abweichend von den dargestellten Ausführungsbeispielen können die Ausgleichsstücke
6 auch mit der Klemmschelle 7 als integriertes Mehrkomponentenbauteil ausgeführt sein.
[0023] Bei den dargestellten Ausführungsbeispielen weisen die Ausgleichsstücke 6 bzw. 6'
jeweils einen radialen Stützsteg 11 auf, der zur Übertragung der Anpreßkraft von der
Klemmschelle 7 auf den Anschlußbund 5 dient. Abweichend hiervon können auch mehrere
Stützstege die Anpresskraft in einer Fachwerkstruktur übertragen. Darüber hinaus können
die Ausgleichsstücke auch fluidgefüllte Hohlkörper mit flexibler Wandung sein. Es
ist auch möglich, die Ausgleichsstücke als Mehrkomponentenbauteile aus unterschiedlich
harten Materialkomponenten auszuführen, um eine sehr homogene Druckverteilung zwischen
dem Anschlußbund 5 und dem Gelenkgehäuse 1 zu erreichen. Dem gleichen Zweck dient
die mögliche Ausführung der Ausgleichsstücke als Mehrkomponentenbauteile aus unterschiedlich
harten Materialkomponenten.
1. Achsmanschette zur Gelenkabdichtung, insbesondere am Antriebsstrang von Kraftfahrzeugen,
mit einem im wesentlichen rotationssymmetrischen Faltenbalg, der mit einem Anschlußbund
einstückig ausgeführt ist, und mit am Anschlußbund verteilt angesetzten Ausgleichsstücken
zur Anpassung an eine, mehrere radiale Vertiefungen aufweisende Außenkontur eines
Gelenkgehäuses, dadurch gekennzeichnet, dass der Anschlußbund (5) mehrere, nach innen vorspringende Einbuchtungen (5a) aufweist,
die an die radialen Vertiefungen (2) der Außenkontur des Gelenkgehäuses (1) angepaßt
sind, und dass die Ausgleichsstücke (6, 6') an der Außenseite des Anschlußbundes (5)
angesetzt sind und dessen Außenkontur zu einer zylindrischen Umfangsfläche ergänzen.
2. Achsmanschette nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, dass die Umfangslänge jedes Ausgleichsstücks (6) angenähert der Umfangslänge der zugeordneten
radialen Vertiefung (2) entspricht.
3. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass alle Ausgleichsstücke (6') zusammenhängend als ein sich um den gesamten Umfang des
Anschlußbundes (5) erstreckendes einstückiges Bauteil ausgeführt sind.
4. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die einander in Umfangsrichtung benachbarten Ausgleichsstücke (6, 6`) durch Ringabschnitte
(9, 9`) verbunden sind und dass zumindest einer der Ringabschnitte (9, 9`) in Umfangsrichtung
elastisch nachgiebig ausgebildet ist.
5. Achsmanschette nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Ringabschnitt (9, 9') mäanderförmig ausgebildet ist.
6. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgleichsstücke (6) mit einer umlaufenden Klemmschelle (7) für den Anschlußbund
(5) verbunden sind.
7. Achsmanschette nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgleichsstücke (6) mit der Klemmschelle (7) als integriertes Mehrkomponentenbauteil
ausgeführt sind.
8. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgleichsstücke (6, 6') als Mehrkomponentenbauteile aus unterschiedlich harten
Materialkomponenten ausgeführt sind.
9. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausgleichsstücke (6, 6') als fluidgefüllte Hohlkörper mit flexibler Wandung ausgeführt
sind.
10. Achsmanschette nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Faltenbalg aus einem thermoplastischen Copolyester (TPE) besteht.