[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Einzelradantriebseinheit eines elektrisch
angetriebenen Fahrzeugs, insbesondere eines Schienenfahrzeugs, mit einem Elektromotor,
dessen Motorwelle normal zur Radachse angeordnet ist und der ein Einzelrad antreibt,
wobei zwischen Elektromotor und Einzelrad ein Getriebe angeordnet ist.
[0002] Niederflur-Straßenbahnen zeichnen sich durch ein besonders niedriges Wagenbodenniveau
aus, was das Ein- und Aussteigen erheblich erleichtert. Moderne Straßenbahnen müssen
aber auch hohe Anforderungen an die Beschleunigung der Fahrzeuggarnituren erfüllen,
um möglichst kurze Fahrtzeiten zu ermöglichen. Dadurch ergeben sich zwei Anforderungen
an die Antriebseinheit eines solchen Fahrzeugs: möglichst hohe Leistungsdichte bei
einer möglichsten kompakten Bauweise. Die hohen Leistungsdichten, typischerweise z.B.
40kW für einen Einzelradantrieb, verursachen dabei einen erheblichen Kühlungsaufwand,
da die während des Betriebs im Elektromotor erzeugte Wärme abgeführt werden muss,
da der Motor ansonsten überhitzt und beschädigt bzw. sogar zerstört werden kann. Deshalb
wurden bisher im Traktionsbereich, also bei Antrieben von Schienenfahrzeugen, ausschließlich
wassergekühlte Elektromotoren oder Elektromotoren mit einer Zwangsluftkühlung mittels
Lüfterrad zur Luftumwälzung oder Fremdkühlung über eine eigenständige Kühleinheit
eingesetzt.
Der Nachteil einer Wasserkühlung liegt im aufwendigen Motordesign und an der Notwendigkeit,
einer Umwälzpumpe und eines Wärmetauschers zur Kühlung des Kühlwassers. Besonders
die Pumpe und der Wärmetauscher stehen im krassen Widerspruch zur Forderung eines
kompakten, wartungsarmen, kostengünstigen Antriebs. Gegebenenfalls müssen die Kühleinrichtungen
sogar von der Antriebseinheit entfernt angeordnet werden, z.B. im Dachbereich eines
Waggons, wobei dann natürlich lange Zuleitungen erforderlich sind. In Summe ist eine
Wasserkühlung sicherlich auch eine sehr teure Lösung.
Ein Lüfterrad wiederum, benötigt wertvollen Platz und verursacht darüber hinaus eine
erhebliche Geräuschentwicklung, insbesondere im Fahrgastinnenraum, was gerade im städtischen
Nahverkehrsbereich ein großes Problem darstellt. Außerdem erfordert eine solche Kühlung
einen beachtlichen konstruktiven Aufwand und Planungsaufwand, da die Luftführung genau
geplant und unter Umständen mit speziellen aufwendigen Luftleitsysteme bzw. -bleche
verwirklicht werden muss.
Beiden Kühlungsvarianten eigen ist das Problem der fehlenden Kühlung, wenn ein externes
Aggregat, z.B. Lüfter, Pumpe, etc., und damit die ganze Kühlung ausfällt und im Extremfall
der Motor zerstört wird. Das würde eine aufwendige Wartung bzw. Reparatur der Antriebseinheit
erfordern und damit zwangsweise einen Ausfall der Fahrzeuggarnitur bewirken.
[0003] Eine besonders kompakte Antriebseinheit ist z.B. der AT 403 789 B zu entnehmen, bei
der ein senkrecht angeordneter Elektromotor über ein Getriebe, aber ohne Kupplung,
direkt mit der Einzelradachse verbunden ist, wodurch eine besonders kleine Baugröße
erzielt wird.
[0004] Die gegenständliche Erfindung hat sich nun die Aufgabe gestellt, eine sehr kompakte,
kostengünstige Einzelrad-Antriebseinheit hoher Leistungsdichte mit einer einfachen
und sicheren Kühlung anzugeben.
[0005] Diese Aufgabe wird durch Erfindung gelöst, indem der Elektromotor ein lüfterloser
luftgekühlter Elektromotor ist, wobei die Kühlung des Elektromotors über die äußere
Oberfläche des Elektromotors erfolgt.
Bis jetzt wurde es ausgeschlossen, Elektromotoren für Traktionsanwendungen, wie z.B.
für Schienenfahrzeuge, die Leistungen von bis zu 40kW aufweisen ohne externes Kühlsystem,
wie eine Wasserkühlung oder eine Luftkühlung mit Lüftungsrad oder eine Fremdkühlung
in Betracht zu ziehen. Die gängige Meinung war bisher, dass bei solchen Leistungen
und bei Schienefahrzeugen typischen Belastungen (oftmaliges starkes Beschleunigen)
der Elektromotor überhitzen würde. Versuche der Anmelderin haben aber überraschenderweise
gezeigt, dass moderne Elektromotoren in dieser Leistungsklasse durchaus nur mit Luftkühlung,
ohne zusätzliches Kühlsystem betrieben werden können.
[0006] Der Antrieb wird besonders kompakt, wenn ein Getrieberad direkt an einer ein- oder
mehrstückigen Motorwelle angeordnet ist und zusätzlich ein weiteres Getrieberad direkt
an der Einzelradachse angeordnet ist. Damit kann eine Kupplung eingespart werden,
was eine erhebliche Platzersparnis mit sich bringt.
[0007] Um die Kühlwirkung zu verbessern, sind an der Oberfläche des Elektromotors vorteilhafter
Weise eine Anzahl von Kühlrippen vorgesehen. Damit lässt sich die Kühloberfläche und
folglich auch die Kühlwirkung vergrößern.
[0008] Um die Kühlwirkung noch weiter zu erhöhen, kann an der Motorwelle eine Bremsscheibe
angeordnet werden, die eine erhöhte Luftströmung über zumindest einen Teil der Oberfläche
des Elektromotors erzeugt. Damit kann zusätzlich zum Fahrtwind ein unterstützende
Luftströmung erzeugt werden, die die Kühlleistung verbessert.
[0009] Die gegenständliche Erfindung wird anhand der beispielhaften, schematischen und nicht
einschränkenden Fig. 1 näher beschrieben.
[0010] Fig. 1 zeigt in schematischer Darstellung ein Einzelrad 4 eines Schienenfahrzeugs,
das über einen Elektromotor 2 angetrieben wird und auf einer Schiene 5 abrollt. Das
Einzelrad ist dabei an einem Ende einer Einzelradachse 7 angeordnet, die wiederum
in einer hinlänglich bekannten, nicht näher beschriebenen Lagerung 10 drehbar gelagert
ist. Der Elektromotor 4 ist senkrecht, normal zur Radachse angeordnet und treibt das
Einzelrad 4 über ein Getriebe 3, das beliebig ausgeführt sein kann. In diesem Beispiel
ist das Getriebe 3 ein Kegelradgetriebe, bestehend aus einem Getrieberitzel 8, das
an einem Ende der Motorwelle 6 angeordnet ist, und einem zweiten Getrieberad 9, das
auf der Einzelradachse 7 angeordnet ist. Eine solche Anordnung ist z.B. aus der AT
403 789 B bekannt. Durch den direkten Antrieb des Einzelrades 4 ohne Kupplung zwischen
Elektromotor 2 und Getriebe 3 bzw. Einzelrad 4, kann der Antrieb besonders kompakt
ausgeführt werden.
Es ist jedoch auch möglich, zwischen Einzelradachse 7 und dem Getriebe 3 eine Kupplung
vorzusehen. In diesem Fall wäre das zweite Getrieberad 9 auf einer eigenen Getriebewelle
angeordnet, die über die Kupplung mit der Einzelradachse 7 verbunden wäre.
[0011] Für Traktionsanwendungen, z.B. für Straßenbahnen, muss der Elektromotor 2 auch eine
hohe Leistungsdichte aufweisen. Für einen Einzelradantrieb in diesem Anwendungsbereich
wird typischerweise ein Elektromotor mit einer Leistung von ungefähr 40kW eingesetzt.
Die dabei entstehende Wärme wird hier im Wesentlichen nur über die Oberfläche des
Elektromotors 2 abgeführt, wobei zur Unterstützung der Kühlung an der Oberfläche des
Elektromotors 2 bekannte Kühlrippen 12 vorgesehen sein können.
[0012] Am dem Getriebe 3 abgewandten Ende der Motorwelle 6 ist in diesem Beispiel eine Bremsscheibe
11 angeordnet, auf die zum Bremsen in hinlänglich bekannter Weise ein nicht dargestelltes
Bremsmittel, wie z.B. Bremsbacken, einwirken können. Die Bremsscheibe 11 kann nun
so gestaltet werden, dass durch die Bremsscheibe 11, die sich ja mit der Motorwelle
6 mitdreht, im Vergleich zur Luftströmung während einer Fahrtbewegung des Schienenfahrzeuges
eine erhöhte Luftströmung über die Oberfläche des Elektromotors 2 erzeugt wird. Dazu
könnte die Bremsscheibe 11 zur Erzeugung einer geeigneten Luftströmung z.B. mit Ausnehmungen
bzw. Öffnungen und/oder Erhebungen versehen sein.
[0013] Die Verbindung des Einzelradantriebs wie in Fig. 1 dargestellt mit dem Fahrgestell
bzw. dem Fahrzeugkasten wird hier nicht näher beschrieben, da es dazu eine Vielzahl
von konstruktiven Lösungen gibt, wie z.B. aus der EP 580 566 B1 bekannt.
1. Einzelradantriebseinheit eines elektrisch angetriebenen Fahrzeugs, insbesondere eines
Schienenfahrzeugs, mit einem Elektromotor, dessen Motorwelle im Wesentlichen normal
zur Radachse angeordnet ist und der ein Einzelrad antreibt, wobei zwischen Elektromotor
und Einzelrad ein Getriebe angeordnet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Elektromotor ein lüfterloser luftgekühlter Elektromotor ist, wobei die Kühlung
des Elektromotors über die äußere Oberfläche des Elektromotors erfolgt.
2. Einzelradantriebseinheit nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass ein Getrieberad des Getriebes direkt an einer ein- oder mehrstückigen Motorwelle
angeordnet ist.
3. Einzelradantriebseinheit nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein weiteres Getrieberad des Getriebes direkt an der Einzelradachse angeordnet ist.
4. Einzelradantriebseinheit nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass ein weiteres Getrieberad des Getriebes an einer Getriebewelle angeordnet ist und
die Getriebewelle mittels einer Kupplung mit der Einzelradachse verbunden ist.
5. Einzelradantriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass an der Oberfläche des Elektromotors eine Anzahl von Kühlrippen vorgesehen sind.
6. Einzelradantriebseinheit nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass an der Motorwelle eine Bremsscheibe angeordnet ist, die eine erhöhte Luftströmung
über zumindest einen Teil der Oberfläche des Elektromotors erzeugt.