[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Ringspinnmaschine und eine
Ringspinnmaschine, deren Streckwerke mit pneumatischen Verdichtungseinrichtungen ausgerüstet
sind.
[0002] Mittels den Streckwerken zugeordneter pneumatischer Verdichtungseinrichtungen ist
es möglich, die Fasersubstanz besser auszunutzen, d.h. mehr Fasern mittels der Spinndrehung
in das Garn einzubinden. Damit wird die Haarigkeit eines derartigen Garnes, eines
sogenannten Verdichtungsgarnes, gegenüber einem konventionell gesponnenen Garn deutlich
reduziert. Da die geringe Haarigkeit des gesponnenen Garnes charakteristisch für die
Wirkung von pneumatischen Verdichtungseinrichtungen ist, kann durch Überwachen der
Haarigkeit des gesponnenen Garnes (DE 19824078 A1) festgestellt werden, ob bei einer
Maschine alle Verdichtungseinrichtungen korrekt arbeiten.
[0003] Es ist auch bekannt (EP 0690158 A1), dass bei dem Herstellen von Garnen mit geringer
Haarigkeit mit geringerer Spindeldrehzahl gearbeitet werden muss, da die Läufer und
/ oder die Ringe stärker verschleißen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Ringspinnmaschine so zu betreiben,
dass die mögliche Leistung optimal genutzt werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass ein Grenzwert für die Haarigkeit des jeweils
zu erspinnenden Garns vorgegeben wird und dass die Ringspinnmaschine bei diesem garnabhängigen
Grenzwert der Haarigkeit betrieben wird.
[0006] Mittels der Vorgabe eines Grenzwertes für die Haarigkeit des gesponnenen Garns ist
es möglich, einen Kompromiss zwischen der Substanzausnutzung des Fasermaterials einerseits
und dem Verschleiß an Läufer und / oder Ring andererseits so zu finden, dass die Ringspinnmaschine
mit möglichst hoher Leistung betrieben werden kann. Der für ein bestimmtes Fasermaterial
geeignete Grenzwert kann unter Berücksichtigung der genannten Parameter empirisch
insbesondere beim Hersteller der Ringspinnmaschine ermittelt und dann den Nutzern
der Ringspinnmaschine gegeben werden.
[0007] In vorteilhafter Ausgestaltung der Erfindung wird vorgesehen, dass die Haarigkeit
des zu spinnenden Garnes auf den Grenzwert eingeregelt wird. Mittels einer Regelung
wird sichergestellt, dass über die gesamte Kopsreise gleichmäßige Bedingungen vorliegen.
[0008] Bei einer Ringspinnmaschine wird die Aufgabe dadurch gelöst, dass Mittel zum Einhalten
einer vorgegebenen Haarigkeit des zu erspinnenden Garns vorgesehen sind. Diese Mittel
können mit einer Steuerung oder auch mit einer Regelung realisiert werden. Sie enthalten
ferner Mittel zum Variieren der Verdichtungswirkung der pneumatischen Verdichtungseinrichtung,
die von der Steuerung oder der Regelung zum Erzielen oder Einhalten des Grenzwertes
der Haarigkeit des zu erspinnenden Garnes eingestellt werden.
[0009] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
der in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispiele, wobei die Zeichnungen natürlich
lediglich Ausführungsbeispiele darstellen, die in keiner Weise einschränkend verstanden
werden können.
[0010] Die Zeichnungen 1 und 2 zeigen in schematischer Darstellung jeweils eine Spinnstelle
einer Ringspinnmaschine, deren Streckwerk mit einer pneumatischen Verdichtungseinrichtung
ausgerüstet ist, deren Verdichtungswirkung einstellbar ist. Die Zeichnung 3 zeigt
ein Modul eines Saugeinsatzes.
[0011] Eine modere Ringspinnmaschine hat auf beiden Maschinenseiten eine Vielzahl von Spinnpositionen,
beispielsweise auf jeder Maschinenseite 500, von welchen eine in den Zeichnungen dargestellt
ist. Jede dieser Spinnpositionen enthält ein Streckwerk 13 mit einer Verdichtungseinrichtung,
auf die eine Ringspinneinrichtung 14 mit einem Ring 26 folgt, auf welchem ein Läufer
27 geführt ist.
[0012] Das zu spinnende Fasermaterial 11 wird von einer Vorgarnspule 10 abgezogen und läuft
über eine Umlenkstange oder Umlenkrolle 12 in das Streckwerk 13 ein. Das Streckwerk
13 besitzt ein Eingangswalzenpaar aus einem in Maschinenlängsrichtung durchlaufenden,
angetriebenen Unterzylinder 15 und einer Druckwalze 16. Ferner besitzt es ein Mittelwalzenpaar
aus einem in Maschinenlängsrichtung durchlaufenden, angetriebenen Unterzylinder 17
und einer Druckwalze 18. Diese bilden ein Doppelriemchenaggregat mit einem Unterriemchen
und einem Oberriemchen. Anschließend folgt ein Ausgangswalzenpaar aus einer angetriebenen
perforierten Walze 19 und einer Druckwalze 20. Der perforierten Walze 19 ist eine
weitere Druckwalze 24 zugeordnet. Der mit Erreichen des Druckwalzenpaares 19, 20 fertig
verstreckte Faserverband läuft nach Verlassen der Klemmlinie zwischen perforierter
Walze 19 und Druckwalze 24 durch einen Fadenführer 28 hindurch zu dem Läufer 27, an
welchem der Faserverband umgelenkt und zu Kops 30 geführt wird, der auf einer nicht
dargestellten Spindel angeordnet ist, die in Umfangsrichtung angetrieben ist.
[0013] Innerhalb der perforierten Walze 19 ist ein Saugeinsatz 21 angeordnet, der an eine
Unterdruckquelle, beispielsweise ein Gebläse 22, angeschlossen ist. Der Saugeinsatz
21 besitzt einen auf den Bereich zwischen den beiden Druckwalzen 20, 24 der perforierten
Walze 19 gerichteten Saugschlitz, der gerade in Transportrichtung des Fasermaterials
11 oder auch schräg dazu verläuft.
[0014] Saugeinsatz und Saugschlitz haben jeweils eine besondere Wirkung auf die Verdichtung
und damit auf die Haarigkeit. Zur besonderen Wirkung unterschiedlicher Schlitzformen
und Saugeinsätze sei hiermit nochmals auf unsere früheren Anmeldungen, bspw. DE 100
32 503.3 für eine besondere Schlitzform und DE 199 09 499.3 und DE 199 46 089.2 für
Saugeinsätze verwiesen.
[0015] Als besonders vorteilhaft in diesem Zusammenhang hat sich nicht nur eine Gestaltung
des Randbereiches des Saugschlitzes gezeigt, sondern auch eine eben solche der Auflagestege
(34, Zeichnung 3), die den Abstand des Saugschlitzes vom Faserband bestimmen. Die
Höhe dieser Stege beeinflusst in grossem Masse die Haarigkeit des Garnes, wird also
in jeder vorteilhaften Ausführung der beschriebenen Maschine berücksichtigt werden.
So ist vorstellbar, dass dem Spinner für jede Garnfeinheit eigene, besonders geeignete
Saugeinsätze an die Hand gegeben werden können, mit denen er nach Bedarf die Haarigkeit
einstellen kann, wobei als Faustregel gelten kann: je feiner das Garn, desto geringer
der Abstand des Einsatzes vom Faserband, desto geringer also die Steghöhe. Bevorzugterweise
wird sich die Dimension etwa von 0 mm bei Ne 100 bis etwa zu einem mm bei Ne 10 bewegen.
Setzt man auf derselben Maschine Saugeinsätze mit Stegen von unterschiedlicher Höhe
ein, kann durch die beschriebene Wirkung dem bei den heute üblichen grossen Ringspinnmaschinen
mit sehr vielen Spinnstellen auftauchenden Problem des vom Gebläse bis zur letzten
Spinnstelle hin abfallenden Unterdruckes vorgebeugt werden. Die Saugeinsätze sind
vorzugsweise, wie bisher, aus einem geeigneten Kunststoff gefertigt und können bei
einem Garnwechsel rasch ausgewechselt werden.
[0016] In dem Bereich zwischen den beiden Druckwalzen 20, 24 und dem Saugschlitz 23, der
sogenannten Verdichtungszone, liegt der perforierten Walze 19 außen eine Abdeckung
25 gegenüber, durch welche die pneumatische Verdichtungswirkung in der Verdichtungszone
beeinflusst werden kann.
[0017] Mittels des pneumatischen Verdichtens wird eine bessere Substanzausnutzung des verarbeiteten
Fasermaterials erhalten, da mehr Fasern aufgrund der Spinndrehung in das Garn eingebunden
werden. Das auf diese Weise gesponnene Garn hat eine Haarigkeit, die deutlich gegenüber
der Haarigkeit eines konventionell gesponnenen Garnes geringer ist. Die Praxis hat
gezeigt, dass die verringerte Haarigkeit zu einem erhöhten Verschleiß von Läufer 27
und / oder Ring 26 führt, da offensichtlich eine verringerte Schmierung erhalten wird,
wenn die Haarigkeit verringert wird. Die Erfindung sieht deshalb vor, dass die Haarigkeit
des zu spinnenden Garns nicht auf die maximal mögliche geringste Haarigkeit reduziert
wird, sondern auf einen Grenzwert der Haarigkeit, der mittels eines Kompromisses zwischen
verschiedenen Parametern gefunden werden kann. Diese Parameter sind die Leistung der
Ringspinnmaschine (Spindeldrehzahl), die verbesserte Substanzausnutzung und der Verschleiß
von Ring 26 und / oder Läufer 27. Hierzu wird empirisch ermittelt, mit welchen Spindeldrehzahlen
bei welchen verringerten Werten der Haarigkeit gearbeitet werden, ohne dass ein unzulässiger
Verschleiß an Ring 26 und / oder Läufer 27 auftritt. Mit diesem von dem Fasermaterial
abhängigen Grenzwert wird dann die Ringspinnmaschine betrieben. Bei dem dargestellten
Ausführungsbeispiel 1 ist eine Regelung 30 vorgesehen, mittels der die Abdeckung 25
derart eingestellt wird, dass die Verdichtungswirkung so variiert wird, dass die Haarigkeit
des zu spinnenden Garns konstant auf dem vorgegebenen Grenzwert gehalten wird. Für
die Abdeckung 25 sind Verstellantriebe 31und 32 vorgesehen, mittels derer die Abdeckung
25 in radialer Richtung und in Umfangsrichtung relativ zur perforierten Walze 19 verstellbar
ist.
[0018] Auch bei dem Beispiel der Zeichnung 2 ist eine Regelung 30 vorgesehen, mit der hier
jedoch über einen Frequenzumrichter 35 das Gebläse 22 geregelt wird, um auf diese
Weise den Unterdruck zu variieren.
[0019] Es ist weiterhin möglich, die Haarigkeit über Variationen des Saugeinsatzes zu beeinflussen,
sei es durch die bekannten Abwandlungen der Form des Saugschlitzes, sei es durch den
Abstand des Einsatzes vom Faserband.
[0020] Die Regelung 30 erhält eine Information über die Haarigkeit dadurch, dass die Haarigkeit
des gesponnenen Garns indirekt erfasst wird. Diese indirekte Erfassung erfolgt dadurch,
dass die Temperatur des Ring 26 und / oder des Läufers 27 erfasst wird. Die Temperatur
des Ringes 26 und des Läufers 27 ist repräsentativ für die Reibwirkung zwischen Läufer
27 und Ring 26 und damit indirekt auch wieder repräsentativ für die Haarigkeit des
gesponnenen Garnes, da die Haarigkeit des gesponnenen Garnes maßgeblich für die Reibung
ist. Die Temperaturerfassung erfolgt mittels eines Temperatursensors 33, insbesondere
eines Infrarot-Sensors.
[0021] Selbstverständlich können auch Mittel vorgesehen werden, mittels welcher direkt die
Haarigkeit des gesponnenen Garns erfasst wird. Diese Mittel werden dann zweckmäßig
zwischen der Druckwalze 24 und dem Fadenführer 28 angeordnet.
[0022] Im allgemeinen wird es nicht notwendig sein an allen Spinnpositionen die Haarigkeit
des Garnes zu erfassen. Das kann an ausgewählten Spinnpositionen geschehen, sogar
an nur einer einzigen Position. Die Stellantriebe 31 und 32, die von der Regelung
30 verstellt werden, sind dann so ausgebildet, dass eine Gruppe oder eventuell alle
Abdeckungen der Streckwerke einer Maschinenseite gleichzeitig verstellt werden.
[0023] Bei einer einfachen Lösung wird vorgesehen, dass eine Bedienungsperson an einer oder
mehreren Spinnstellen mittels eines Messgerätes die Haarigkeit des gesponnenen Garnes
überprüft und selbst vergleicht, ob die vorhandenen Einstellungen noch die geforderte
Haarigkeit ergeben und diese, sofern Abweichungen von dem Grenzwert der Haarigkeit
auftreten, manuell verändert.
[0024] Selbstverständlich ist das Einstellen der Verdichtungswirkung auch hier nicht auf
das Verstellen einer Abdeckung 25 beschränkt. Es bieten sich ebenso mindestens die
oben beschriebenen Möglichkeiten an. Zusätzlich sind in der deutschen Patentanmeldung
10145671.9, auf die ausdrücklich Bezug genommen wird, weitere Möglichkeiten für das
Einstellen der Verdichtungswirkung und damit das Einstellen eines Wertes der Haarigkeit
offenbart. Diese Möglichkeiten können selbstverständlich in Verbindung mit der vorliegenden
Erfindung einzeln oder auch in Kombination miteinander eingesetzt werden.
[0025] Auch die dargestellte Verdichtungseinrichtung mit der perforierten Walze 19 ist nur
als ein Beispiel für eine pneumatische Verdichtungseinrichtung zu verstehen. Selbstverständlich
können alle anderen bekannten pneumatischen Verdichtungseinrichtungen ebenso eingesetzt
werden.
1. Verfahren zum Betreiben einer Ringspinnmaschine mit pneumatischen Verdichtungseinrichtungen,
dadurch gekennzeichnet, dass ein Grenzwert für die Haarigkeit des zu spinnenden Garns vorgegeben wird und dass
die Ringspinnmaschine bei diesem Grenzwert der Haarigkeit betrieben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Haarigkeit des zu spinnenden Garns auf den Grenzwert eingeregelt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass an mindestens einer Spinnposition der Ringspinnmaschine die Haarigkeit des gesponnenen
Garns direkt oder indirekt erfasst wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass an mindestens einer Spinnposition die Temperatur eines Ringes, auf dem ein Läufer
geführt ist, oder eines Läufers einer Ringspinneinrichtung gemessen wird.
5. Ringspinnmaschine mit pneumatischen Verdichtungseinrichtungen, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel (21, 22, 23,25, 30, 31, 32, 33, 34,35) zum Einhalten einer vorgegebenen Haarigkeit
des zu spinnenden Garns vorgesehen sind.
6. Ringspinnmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass eine Regelung (30) vorgesehen ist, mittels der die Haarigkeit auf einen vorgegebenen
Grenzwert oder auf einen vorgegebenen Verlauf von Werten eingeregelt wird.
7. Ringspinnmaschine nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass eine, mehrere oder alle Spinnpositionen mit Mitteln (33) zum direkten oder indirekten
Erfassen der Haarigkeit des gesponnenen Garns ausgerüstet sind.
8. Ringspinnmaschine nach einem der Ansprüche 5 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel (23, 25, 31, 32, 34, 35) zum Variieren der Verdichtungswirkung der pneumatischen
Verdichtungseinrichtung der Streckwerke (13) vorgesehen sind.
9. Ringspinnmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass als Mittel zum Variieren der Verdichtungswirkung der pneumatischen Verdichtungseinrichtung
der Streckwerke austauschbare Saugeinsätze (21) so vorgesehen sind, dass der Abstand
des Saugschlitzes (23) vom Faserband in Relation zur vordefinierten Haarigkeit steht.
10. Ringspinnmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand des Saugschlitzes (23) vom Faserband proportional zur Feinheit des Garnes
wählbar ist, bevorzugterweise 0 mm für Ne 100 bis 1 mm für Ne 10.
11. Ringspinnmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass Mittel zum Variieren des Unterdruckes am Faserband (23) vorhanden sind, dergestalt,
dass der Unterdruck im Kanal in reziproker Entsprechung zum Abstand des Saugschlitzes
vom Faserband einstellbar ist, insbesondere entspricht einem Abstand des Saugschlitzes
vom Faserband von 0 mm 700 N/m2 im Absaugkanal oder dem Abstand von 1 mm 2000 N/m2
im Absaugkanal.
12. Ringspinnmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Unterdruck am Faserband über die gesamte Maschine hinweg an allen Spinnstellen
dadurch konstant gehalten wird, dass der abfallende Unterdruck im Absaugkanal durch
einen entsprechenden Abstand des Saugschlitzes (23) vom Faserband ausgeglichen wird,
so dass besagter Abstand insbesondere von 1 mm bei einem Unterdruck von 1800 N/m2
im Absaugkanal bis zu einem Abstand von 0 mm bei einem Unterdruck von 700 N/m2 im
Kanal variieren kann.
13. Ringspinnmaschine nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Entfernung des Saugschlitzes (23) vom Faserband durch mindestens einen Auflagesteg
(34) auf dem Saugeinsatz gegeben ist.