[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erzeugen eines verdichteten Gasstroms, bei
dem der Gasstrom in mindestens einer ersten Verdichterstufe verdichtet und anschließend
durch indirekten Wärmeaustausch in einem ersten Verdampfer gegen ein verdampfendes
Kältemittel abgekühlt wird, wobei das Kältemittel in.einem Kältekreislauf geführt
wird, in dem es stromabwärts des ersten Verdampfers mindestens zum Teil entspannt,
kondensiert, rückverdichtet und erneut dem ersten Verdampfer zugeleitet wird.
[0002] Bei dem Gasstrom kann es sich beispielsweise um atmosphärische Luft handeln, die
unter erhöhtem Druck benötigt wird. Die Druckluft kann einem anschließenden Prozess
zugeführt werden, beispielsweise einer Luftzerlegungsanlage.
[0003] Verfahren der eingangs genannten Art sind beispielsweise aus JP 10267527 A und EP
1016840 bekannt.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein derartiges Verfahren anzugeben, das
energetisch günstiger ist.
[0005] Diese Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die Entspannung des Kältemittels in dem Kältekreislauf
arbeitsleistend durchgeführt wird. Auf diese Weise kann aus der Abwärme der Verdichtung
des Gasstroms Energie zurückgewonnen werden. Die Energie kann dabei mechanisch auf
einen Energieverbraucher (zum Beispiel einen Verdichter) oder an einen Generator übertragen
werden.
[0006] Die arbeitsleistende Entspannung kann ein- oder mehrstufig durchgeführt werden. Es
ist auch möglich mehrere Entspannungsmaschinen parallel zu schalten (Mehr-Turbinen-Verfahren).
[0007] Bei einstufiger Verdichtung des Gasstroms stellt der erste Verdampfer den Nachkühler
der Verdichtung dar. Bei mehrstufiger Verdichtung ist es günstig, nicht nur eine Nachkühlung
hinter der letzten Stufe durchzuführen, sondern auch zwischen zwei aufeinander folgenden
Stufen, vorzugsweise zwischen jedem Paar von aufeinander folgenden Stufen, eine Zwischenkühlung
in je einem Verdampfer vorzunehmen. Alle Verdampfer werden parallel von dem im Kältekreislauf
verdichteten Kältemittel beaufschlagt. Der Kältemittelstrom wird stromabwärts der
Verdampfer wieder vereinigt und mindestens zum Teil, vorzugsweise vollständig, der
arbeitsleistenden Entspannung zugeführt.
[0008] Die Erfindung betrifft außerdem eine Vorrichtung zum Erzeugen eines verdichteten
Gasstroms gemäß den Patentansprüchen 4 bis 6 sowie die Anwendung des Verfahrens beziehungsweise
der Vorrichtung zur Erzeugung eines verdichteten Luftstroms (Anspruch 7), speziell
für eine Luftzerlegungsanlage, insbesondere eine Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage
(Anspruch 8).
[0009] Die Erfindung sowie weitere Einzelheiten der Erfindung werden im Folgenden anhand
zweier Ausführungsbeispiele näher erläutert, die in den Zeichnungen schematisch dargestellt
sind. Hierbei zeigen:
- Figur 1
- ein Ausführungsbeispiel mit einstufiger Verdichtung des Gasstroms,
- Figur 2
- ein weiteres Ausführungsbeispiel mit dreistufiger Verdichtung des Gasstroms und
- Figur 3
- die Anwendung der Erfindung zur Kühlung eines sonstigen Prozessstroms.
[0010] Ein zu verdichtender Gasstrom 1, der beispielsweise durch atmosphärische Luft gebildet
wird, die zuvor in einem Filter von Feststoffteilchen befreit wurde, wird in
Figur 1 einem einstufigen Verdichter 2 ("erste Verdichterstufe") zugeführt und dort auf den
gewünschten Enddruck komprimiert. Das verdichtete Gas 3 wird einem Verdampfer 4 ("erster
Verdampfer") zugeleitet, in dem es durch indirekten Wärmeaustausch abgekühlt wird,
vorzugsweise auf etwa Umgebungstemperatur. Der abgekühlte Hochdruck-Gasstrom 5 wird
einem Verbraucher, beispielsweise einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage, oder
einem Druckgas-Netzwerk zugeführt.
[0011] In dem Verdampfer 4 wird ein flüssiges Kältemittel 6 aus einem Kältekreislauf 8 -
9 - 10 - 11 - 12 - 13 verdampft. Das verdampfte Kältemittel 8 wird in einer Entspannungsmaschine,
die vorzugsweise als Expansionsturbine ausgebildet ist, arbeitsleistend entspannt
und anschließend über Leitung 11 einem Kondensator 11 durch indirekten Wärmeaustausch,
beispielsweise mit Kühlwasser, verflüssigt. Das kondensierte Niederdruck-Kältemittel
wird in einer Pumpe 13 rückverdichtet und schließlich wieder dem Verdampfer 4 zugeführt.
[0012] Die bei der arbeitsleistenden Entspannung 9 erzeugte mechanische Energie wird in
dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 mittels mechanischer Kopplung 14 auf den Verdichter
2 übertragen. Falls dies nicht zum Antrieb des Verdichters 2 ausreicht, kann dieser
zusätzlich mit einem Motor verbunden sein (nicht dargestellt).
[0013] In
Figur 2 wird der Gasstrom 1 in drei Stufen 2a, 2b ,2c verdichtet. Stromabwärts jeder Verdichterstufe
2a, 2b, 2c wird der Gasstrom 3a, 3b, 3c in je einem Verdampfer (Zwischenkühlen 4a
und 4b und Nachkühler 4c) abgekühlt. Der Kältekreislauf 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13
entspricht im Wesentlichen demjenigen von Figur 1. Allerdings wird das flüssige Hochdruck-Kältemittel
7 in drei Teilströme 7a, 7b, 7c für jeden der Verdampfer 4a, 4b, 4c verzweigt. Das
verdampfte Kältemittel 8a, 8b, 8c wird vor der arbeitsleistenden Entspannung 9 wieder
vereinigt (Leitung 8).
[0014] Die bei der arbeitsleistenden Entspannung 9 erzeugte mechanische Energie wird in
dem Ausführungsbeispiel der Figur 2 in elektrische Energie umgewandelt. Die Entspannungsmaschine
ist daher mit einem Generator 15 gekoppelt.
[0015] In
Figur 3 ist dargestellt, wie die Erfindung allgemein zur Nutzung der Prozesswärme eines exothermen
Prozesses 30 eingesetzt werden kann. Dabei kann es sich um jede Art von Verfahren
oder Vorrichtung handeln, die Wärme erzeugt und ein zu kühlendes Fluid 33 bildet.
[0016] Das zu kühlende Fluid wird analog zu dem Ausführungsbeispiel der Figur 1 unter hoher
Temperatur einem Verdampfer 4 ("erster Verdampfer") zugeleitet, in dem es durch indirekten
Wärmeaustausch abgekühlt wird. Das abgekühlte Fluid 35 wird dem Verdampfer 4 unter
niedrigerer Temperatur entnommen.
[0017] In dem Verdampfer 4 wird ein flüssiges Kältemittel 6 aus einem Kältekreislauf 8 -
9 - 10 - 11 - 12 - 13 verdampft. Das verdampfte Kältemittel 8 wird in einer Entspannungsmaschine,
die vorzugsweise als Expansionsturbine ausgebildet ist, arbeitsleistend entspannt
und anschließend über Leitung 11 einem Kondensator 11 durch indirekten Wärmeaustausch,
beispielsweise mit Kühlwasser, verflüssigt. Das kondensierte Niederdruck-Kältemittel
wird in einer Pumpe 13 rückverdichtet und schließlich wieder dem Verdampfer 4 zugeführt.
[0018] Die bei der arbeitsleistenden Entspannung 9 erzeugte mechanische Energie kann durch
jede bekannte Methode abgeführt werden, beispielsweise durch einen Generator oder
eine dissipative Bremse (z. B. Ölbremse). In dem Ausführungsbeispiel der Figur 3 wird
sie mittels mechanischer Kopplung 44 auf einen Verdichter 32 übertragen, in dem ein
Arbeitsfluid 31 auf einen erhöhten Druck gebracht wird. Das Hochdruck-Fluid 33 kann
dem Prozess 30 zugeführt oder unabhängig von diesem genutzt werden.
[0019] Als Kältemittel kann bei der Erfindung - unabhängig vom spezifischen Ausführungsbeispiel
- jedes geeignete Medium eingesetzt werden, beispielsweise Neopentane, Isopentane,
Polar 1, Acetaldehyde, Ethylamin, Ethylenoxid und/oder H
2O.
1. Verfahren zum Erzeugen eines verdichteten Gasstroms (5), bei dem der Gasstrom (1)
in mindestens einer ersten Verdichterstufe (2, 2a, 2b, 2c) verdichtet und anschließend
durch indirekten Wärmeaustausch in einem ersten Verdampfer (4, 4a, 4b, 4c) gegen ein
verdampfendes Kältemittel (7, 7a, 7b, 7c) abgekühlt wird, wobei das Kältemittel in
einem Kältekreislauf (8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13) geführt wird, in dem es stromabwärts
des ersten Verdampfers (4, 4a, 4b, 4c) mindestens zum Teil entspannt (9), kondensiert
(11), rückverdichtet (13) und emeut dem ersten Verdampfer (4, 4a, 4b, 4c) zugeleitet
wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Entspannung (9) des Kältemittels in dem Kältekreislauf arbeitsleistend durchgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasstrom in mindestens zwei aufeinander folgenden Verdichterstufen, der ersten
(2a, 2b) und einer zweiten Verdichterstufe (2b, 2c), verdichtet wird, wobei der erste
Verdampfer (4a, 4b) stromaufwärts der zweiten Verdichterstufe (2b, 2c) angeordnet
ist und der Gasstrom (3b, 3c) stromabwärts der zweiten Verdichterstufe (2b, 2c) durch
indirekten Wärmeaustausch in einem zweiten Verdampfer (4b, 4c) gegen verdampfendes
Kältemittel (7b, 7c) aus dem Kältekreislauf abgekühlt wird und wobei der zweite Verdampfer
(4b, 4c) kältemittelseitig parallel zum ersten Verdampfer (4a, 4b) geschaltet ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Gasstrom (1) in mehr als zwei aufeinander folgenden Verdichterstufen (2a, 2b,
2c) verdichtet wird, wobei der Gasstrom (3a, 3b, 3c) zwischen jeweils zwei Verdichterstufen
(2a/2b, 2b/2c) und stromabwärts der letzten Verdichterstufe (2c) durch indirekten
Wärmeaustausch in je einem Verdampfer (4a, 4b, 4c) gegen verdampfendes Kältemittel
(7a, 7b, 7c) aus dem Kältekreislauf abgekühlt wird, wobei diese Verdampfer (4a, 4b,
4c) kältemittelseitig parallel zum ersten Verdampfer geschaltet sind.
4. Vorrichtung zum Erzeugen eines verdichteten Gasstroms (5), bei dem der Gasstrom (1)
mit mindestens einer ersten Verdichterstufe (2, 2a, 2b, 2c), deren Eintritt mit einer
Quelle für den zu verdichtenden Gasstrom verbunden (1) ist und deren Austritt mit
einem Verdampfer (4, 4a, 4b, 4c) für den indirekten Wärmeaustausch gegen ein verdampfendes
Kältemittel (7, 7a, 7b, 7c) verbunden ist, wobei der Verdampfer kältemittelseitig
in einen Kältekreislauf (8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13) zur Entspannung (9), Kondensation
(11), Rückverdichtung (13) und Rückführung (7, 7a, 7b, 7c) zum ersten Verdampfer (4,
4a, 4b, 4c) des Kältemittels (8) eingebunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Kältekreislauf eine Entspannungsmaschine (9) zur arbeitsleistenden Entspannung
des Kältemittels aufweist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch mindestens zwei aufeinander folgende Verdichterstufen zur Verdichtung des Gasstroms
(1), die erste (2a, 2b) und eine zweite Verdichterstufe (2b, 2c), wobei der Austritt
des ersten Verdampfers (4a, 4b) mit dem Eintritt der zweiten Verdichterstufe (2b,
2c) verbunden (3a, 3b) und der Austritt der zweiten Verdichterstufe (2b, 2c) mit einem
zweiten Verdampfer (4b, 4c) verbunden (3b, 3c) ist und wobei der zweite Verdampfer
(4b, 4c) kältemittelseitig parallel zum ersten Verdampfer (4a, 4b) geschaltet ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, gekennzeichnet durch mehr als zwei aufeinander folgende Verdichterstufen (2a, 2b, 2c) zur Verdichtung
des Gasstroms (1), wobei zwischen jeweils zwei Verdichterstufen (2a/2b, 2b/2c) und
stromabwärts der letzten Verdichterstufe (2c) je ein Verdampfer (4a, 4b, 4c) zur Abkühlung
des Gasstroms (3a, 3b, 3c) gegen verdampfendes Kältemittel (7a, 7b, 7c) aus dem Kältekreislauf
angeordnet ist und wobei diese Verdampfer (4a, 4b, 4c) kältemittelseitig parallel
zum ersten Verdampfer geschaltet sind.
7. Anwendung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 3 und/oder der Vorrichtung
nach einem der Ansprüche 4 bis 6 zur Erzeugung eines verdichteten Luftstroms.
8. Anwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der verdichtete Luftstrom einer Luftzerlegungsanlage, insbesondere einer Tieftemperatur-Luftzerlegungsanlage,
zugeführt wird.