[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Spinnvliesbahn aus Mehrkomponenten-Filamenten.
- Mehrkomponenten-Filamente meint Filamente, die aus mehreren unterschiedlichen thermoplastischen
Kunststoffen bestehen und Bikomponenten-Filamente meint Filamente, die aus zwei unterschiedlichen
thermoplastischen Kunststoffen bestehen. Die Querschnittsfläche eines solchen Filamentes
wird dabei teilweise von einem ersten thermoplastischen Kunststoff gebildet und zum
Teil von zumindest einem zweiten thermoplastischen Kunststoff. Diese Verteilung der
unterschiedlichen Kunststoffe erstreckt sich in der Regel über die gesamte Länge des
Filamentes.
[0002] Verfahren zur Herstellung von Spinnvliesen bzw. von Spinnvliesbahnen aus Mehrkomponenten-Filamenten
sind aus der Praxis bekannt. Diese bekannten Verfahren weisen aber oftmals den Nachteil
auf, dass die damit hergestellten Spinnvliese im Hinblick auf ihre mechanischen Eigenschaften
und insbesondere im Hinblick auf ihre Bauschigkeit zu wünschen übrig lassen. Ein besonderer
Nachteil dieser bekannten Verfahren liegt darin, dass sich die mechanischen Eigenschaften
und insbesondere die Bauschigkeit der hergestellten Spinnvliese nicht reproduzierbar
einstellen lässt. Deshalb resultieren häufig Spinnvliesbahnen, die im Hinblick auf
die gewünschten Eigenschaften wenig brauchbar sind und insoweit zeichnen sich viele
dieser Verfahren durch eine nachteilhaft hohe Ausschussrate aus.
[0003] Demgegenüber liegt der Erfindung das technische Problem zugrunde, ein Verfahren der
eingangs genannten Art anzugeben, mit dem Spinnvliesbahnen bzw. Spinnvliese hergestellt
werden können, die ausgezeichnete mechanische Eigenschaften, insbesondere eine hohe
Bauschigkeit aufweisen und mit dem diese Eigenschaften vor allem sehr reproduzierbar
einstellbar sind.
[0004] Zur Lösung dieses technischen Problems lehrt die Erfindung ein Verfahren zur Herstellung
einer Spinnvliesbahn aus Mehrkomponenten-Filamenten,
wobei die Mehrkomponenten-Filamente auf einer Ablage zur Spinnvliesbahn abgelegt
werden,
wobei die Spinnvliesbahn durch Wasserstrahlbehandlung verfestigt wird,
und wobei die Spinnvliesbahn anschließend zur Aktivierung einer Filamentkräuselung
einer Wärmebehandlung unterzogen wird.
[0005] Filamente meint im Rahmen der Erfindung Endlosfäden aus thermoplastischem Kunststoff,
die zur Spinnvliesbahn abgelegt werden. Grundsätzlich können im Rahmen der Erfindung
aber auch kürzere Fasern zur Herstellung der Spinnvliesbahn eingesetzt werden. Insoweit
meint der Begriff Filamente nach einer Ausführungsform auch kürzere Fasern.
[0006] Nach sehr bevorzugter Ausführungsform der Erfindung wird mit Bikomponenten-Filamenten
gearbeitet. Die Bikomponenten-Filamente bestehen also aus zwei unterschiedlichen thermoplastischen
Kunststoffen mit verschiedenen Eigenschaften, insbesondere mit unterschiedlichem Ausdehnungsverhalten
bzw. Schrumpfverhalten. Bikomponenten-Filamente haben sich für das erfindungsgemäße
Verfahren besonders bewährt.
[0007] Sehr bevorzugt werden bei dem erfindungsgemäßen Verfahren Mehrkomponenten-Filamente
mit Seite-an-Seite-Struktur eingesetzt. Ganz besonders bevorzugt ist die Verwendung
von Bikomponenten-Filamenten mit Seite-an-Seite-Struktur. Dabei wird entlang der Länge
der Filamente ein Teil der Filamentoberfläche von einem ersten Polymer gebildet und
der andere Teil der Filamentoberfläche von einem zweiten Polymer. Der Einsatz von
Bikomponenten-Filamenten in Seite-an-Seite-Anordnung hat sich im Hinblick auf die
Lösung des technischen Problems besonders bewährt und zu überraschenden, weiter unten
noch genannten Vorteilen geführt.
[0008] Die Mehrkomponenten-Filamente bzw. Bikomponenten-Filamente werden mit einem geeigneten
Düsenkopf bzw. mit einer geeigneten Spinnerette hergestellt. Es liegt im Rahmen der
Erfindung, dass die austretenden Filamente gekühlt werden. Es liegt fernerhin im Rahmen
der Erfindung, dass die Filamente verstreckt werden. Zweckmäßigerweise werden die
Filamente auf einer als endlos umlaufendes Ablegesiebband ausgebildeten Ablage zur
Spinnvliesbahn abgelegt.
[0009] Erfindungsgemäß erfolgt die Verfestigung der abgelegten Spinnvliesbahn durch Wasserstrahlbehandlung.
Bei dieser Wasserstrahlverfestigung verfestigen feine, sehr schnelle Wasserstrahlen
den Vliesstoff. Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass die erfindungsgemäße
Verfestigung durch Wasserstrahlbehandlung wesentlich zur Lösung des erfindungsgemäßen
technischen Problems beiträgt.
[0010] Im Anschluss an die Wasserstrahlbehandlung wird die Spinnvliesbahn anschließend zur
Aktivierung einer Filamentkräuselung einer Wärmebehandlung unterzogen. Aufgrund des
unterschiedlichen Schrumpfverhaltens der Polymere, aus denen die Mehrkomponenten-Filamente
bzw. die Bikomponenten-Filamente bestehen, entsteht durch die Wärmebehandlung bzw.
thermische Behandlung eine Kräuselung. Nach sehr bevorzugter Ausführungsform, der
im Rahmen der Erfindung ganz besondere Bedeutung zukommt, wird die Wärmebehandlung
als Heißluftbehandlung durchgeführt. Die Kräuselung der Filamente in der Spinnvliesbahn
wird dabei also mit Hilfe von Heißluft aktiviert. Heißluftbehandlung meint insbesondere
eine Behandlung mit Luft einer Temperatur über 60 °C.
[0011] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, dass mit dem erfindungsgemäßen Verfahren
optimale mechanische Eigenschaften, insbesondere eine hohe Bauschigkeit der Spinnvliesbahn
erzielt und eingestellt werden kann. Besondere Bedeutung kommt dabei der Kombination
von Wasserstrahlverfestigung einerseits und nachgeschalteter Wärmebehandlung, insbesondere
Heißluftbehandlung andererseits zu. Besonders bewährt haben sich im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens Bikomponenten-Filamente mit Seite-an-Seite-Struktur. Der Erfindung liegt
die Erkenntnis zugrunde, dass mit einer erfindungsgemäßen Wasserstrahlverfestigung
sehr funktionssicher und gezielt große freie Filamentlängen eingestellt werden können.
Bereits insoweit unterscheidet sich das erfindungsgemäße Verfahren von anderen aus
dem Stand der Technik bekannten Verfestigungsmaßnahmen. Nach der Verfestigung mit
gezielter Einstellung der freien Filamentlängen wird dann bei der nachgeschalteten
Wärmebehandlung, vorzugsweise Heißluftbehandlung, die Filamentkräuselung aktiviert,
die aufgrund der unterschiedlichen Ausdehnungseigenschaften der Polymere zustande
kommt. Aufgrund der bei der Wasserstrahlverfestigung möglichen gezielten und reproduzierbaren
Einstellung der freien Filamentlängen der Bikomponenten-Filamente kann dann bei der
Wärmebehandlung die Filamentkräuselung so aktiviert werden, dass ein Vlies mit überraschend
hoher Bauschigkeit erhalten wird. Freie Filamentlänge meint im Übrigen die Länge eines
Filamentabschnittes zwischen zwei Verfestigungspunkten. Bei der erfindungsgemäßen
Kombination von Wasserstrahlverfestigung und anschließender Wärmebehandlung, insbesondere
Heißluftbehandlung, kann ein überraschend hoher Kräuselungseffekt erzielt werden und
vor allem gezielt eingestellt werden. Im Ergebnis können deshalb mit dem erfindungsgemäßen
Verfahren Vliesstoffe mit hoher Bauschigkeit ohne weiteres reproduzierbar hergestellt
werden.
[0012] Nachfolgend wird die Erfindung anhand einer ein Ausführungsbeispiel darstellenden
Zeichnung näher erläutert. Es zeigen in schematischer Darstellung:
- Fig. 1
- einen Schnitt durch ein Bikomponenten-Filament und
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens.
[0013] Fig. 1 zeigt ein im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens bevorzugt eingesetztes
Bikomponenten-Filament mit Seite-an-Seite-Struktur. Im Ausführungsbeispiel nach Fig.
1 bildet das Polymer A die Hälfte der Querschnittsfläche des Filamentes und das Polymer
B bildet die andere Hälfte dieser Querschnittsfläche. Diese Anordnung erstreckt sich
vorzugsweise über die gesamte Länge des Filamentes. Es versteht sich, dass das Polymer
A oder das Polymer B auch einen größeren Teil der Filamentquerschnittsfläche einnehmen
kann. Fig. 1 zeigt insoweit nur eine mögliche Ausführungsform eines Bikomponenten-Filamentes
mit Seite-an-Seite-Struktur. Die Polymere A und B weisen zweckmäßigerweise unterschiedliche
Schrumpfungseigenschaften bzw. Ausdehnungseigenschaften auf.
[0014] Fig. 2 zeigt ganz schematisch eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens. Die Filamente 1 werden auf einer als endlos umlaufendes Ablegesiebband
2 ausgebildeten Ablage zur Spinnvliesbahn 5 abgelegt. Die Spinnvliesbahn 5 wird auf
dem Ablegesiebband 1 in Richtung des Pfeiles C bewegt. In einer Verfestigungsvorrichtung
3 erfolgt eine Vliesverfestigung durch Wasserstrahlbehandlung bzw. durch Behandlung
mit Hochdruckwasserstrahlen. Im Anschluss daran wird die Filamentkräuselung in einer
Wärmebehandlungsvorrichtung 4 aktiviert, in der die Spinnvliesbahn 5 mit Heißluft
beaufschlagt wird. Die Vorrichtung wurde in Fig. 2 sehr vereinfacht dargestellt und
es versteht sich, dass weitere Verfahrensmaßnahmen und Vorrichtungskomponenten vorgesehen
bzw. zwischengeschaltet sein können.
1. Verfahren zur Herstellung einer Spinnvliesbahn aus Mehrkomponenten-Filamenten,
wobei die Mehrkomponenten-Filamente auf einer Ablage zur Spinnvliesbahn abgelegt
werden,
wobei die Spinnvliesbahn durch Wasserstrahlbehandlung verfestigt wird,
und wobei die Spinnvliesbahn anschließend zur Aktivierung einer Filamentkräuselung
einer Wärmebehandlung unterzogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei mit Bikomponenten-Filamenten gearbeitet wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, wobei Mehrkomponenten-Filamente mit einer
Seite-an-Seite-Struktur eingesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei die Wärmebehandlung als Heißluftbehandlung
durchgeführt wird.