[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Steuern eines pneumatisch oder hydraulisch
betätigten Aktuators sowie eine Vorrichtung zum Betreiben eines pneumatisch oder hydraulisch
betätigten Aktuators.
[0002] Wichtig beispielsweise bei der Steuerung der Bewegung der Kolben von pneumatischen
Arbeitszylindern ist die Endlagendämpfung. Diese soll Stöße bei einer möglichst schnellen
Bewegung von einer Endlage zur anderen vermeiden. Das einfachste bekannte System zum
Erreichen einer derartigen Endlagendämpfung ist die Anordnung mechanischer Dämpfer.
Sie haben jedoch den Nachteil, dass sie nicht flexibel einsetzbar sind, da sie jeweils
für eine bestimmte bewegte Masse optimiert sind, um deren kinetische Energie beim
Aufprall zu absorbieren. Zusätzlich unterliegen solche Dämpfer einem Verschleiß und
erfordern einen zusätzlichen Platzbedarf in der Nähe des Zylinders. Ähnliche Nachteile
haben in den Zylinder integrierte Luftkammern mit variablen Auslassöffnungen. Auch
diese sind nicht flexibel, weil sie jeweils an eine bestimmte bewegte Masse angepasst
werden.
[0003] Diese Nachteile soll eine bekannte elektronische Endlagendämpfung beseitigen, bei
welcher eine Geschwindigkeitsrampe vorgegeben ist, welche über einen kontinuierlich
arbeitenden, linearen Regler ausgeregelt wird. Dieses System hat jedoch den Nachteil,
dass es aufgrund der erforderlichen Proportionalventile relativ teuer ist. Ferner
sind auch bei diesem System die tolerierten Änderungen der bewegten Masse eingeschränkt,
da sie höchstens etwa 30% betragen dürfen. Ferner setzt dieses System einen bestimmten,
insbesondere symmetrischen Aufbau des Zylinders, des Kolbens und des Versorgungsaufbaus
voraus.
[0004] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein verbessertes Verfahren zum Steuern eines pneumatisch
oder hydraulisch betätigten Aktuators und eine entsprechende Vorrichtung zu schaffen,
welche eine verbesserte Endlagendämpfung ermöglichen. Diese Aufgabe wird durch ein
Verfahren mit den im Anspruch 1 angegebenen Merkmalen sowie durch eine Vorrichtung
mit den im Anspruch 18 angegebenen Merkmalen gelöst. Bevorzugte Ausführungsformen
ergeben sich aus den jeweiligen Unteransprüchen.
[0005] Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die unterschiedlichen Bewegungsphasen
des Aktuators, beispielsweise Beschleunigungs- und Bremsphasen in Abhängigkeit des
vom Kolben des Aktuators zurückgelegten Weges gesteuert. Dabei findet jedoch innerhalb
der einzelnen Phasen keine Regelung über Proportionalventile statt, vielmehr werden
die Bewegungsphasen lediglich durch Ein- und Ausschalten eines auf den Kolben wirkenden
Fluiddruckes oder eines Fluiddifferenzdruckes gesteuert. Bei dem Fluiddruck handelt
es sich dabei um einen vorgegebenen Versorgungsdruck. Es ist somit möglich, die Steuerung,
insbesondere eine closed loop Steuerung allein über Schaltventile zu bewirken, was
den Aufbau der gesamten Anlage vereinfacht. Bei dem zu steuernden Aktuator kann es
sich um einen beliebigen Aktuator, beispielsweise einen Zylinder oder Rotor mit entsprechend
ausgestaltetem Kolben handeln. Bei einem Rotor entspricht der zurückgelegte Weg einer
zurückgelegten Drehung, d.h. einem Winkel. Das Verfahren ist beispielsweise bei ein-
oder zweiseitig wirkenden Aktuatoren bzw. Zylindern mit oder ohne Kolbenstange anwendbar.
Bei einem einseitig wirkenden Aktuator wird nur eine Seite mit einem Fluiddruck beaufschlagt,
während in entgegengesetzter Richtung vorzugsweise eine Federkraft wirkt. Die Steuerung
der einzelnen Bewegungsphasen abhängig vom Verstellweg ermöglicht, den Aktuator bzw.
einen Kolben des Aktuators an beliebigen Positionen gezielt und vorzugsweise gedämpft
anzuhalten. So ist es möglich, in einem Zylinder beispielsweise auch Zwischenpositionen
anzufahren und zu halten.
[0006] Vorzugsweise werden Beginn und/oder Ende einer oder mehrerer beschleunigender und/oder
bremsender Phasen abhängig vom zurückgelegten Weg bestimmt. Dies ermöglicht, die entsprechenden
Bewegungsphasen abhängig vom Verstellweg bzw. -winkel des Kobens so einzuleiten, dass
eine optimale Endlagendämpfung erreicht wird. Auf eine weitere Regelung, insbesondere
Druckregelung während der einzelnen Phasen wird dabei verzichtet. Die Steuerung und
Endlagendämpfung wird nur durch Steuerung der Schaltzeitpunkte erreicht.
[0007] Weiter bevorzugt werden die Wegpunkte bzw. Winkel, bei denen die Phasen beendet und/oder
begonnen werden, in Abhängigkeit von einem Massenindex der zu bewegenden Masse festgesetzt.
Der Massenindex ist ein Wert, welcher proportional zu der jeweiligen zu bewegenden
Masse ist und ermöglicht, das System und insbesondere die Endlagendämpfung an unterschiedliche
Massen anzupassen.
[0008] Der Beginn und/oder das Ende der einzelnen Phasen wird bevorzugt an aktuelle Systemparameter
angepasst. Auf diese Weise kann eine adaptive Steuerung geschaffen werden, welche
es ermöglicht, die Steuerung des Aktuators, beispielsweise eines Antriebszylinders
während dessen Betrieb an unterschiedliche Umgebungsbedingungen, z. B. verschiedene
zu bewegende Massen anzupassen. Beispielsweise ist es möglich, das Steuerungssystem
zunächst mit einem unspezifischen Parametersatz auszuliefern und die exakten für das
jeweilige Antriebssystem spezifischen Parameter während des ersten Betriebes, z.B.
während einer oder mehrer Lernfahrten, mit dem unspezifischen Parametersatz aus dem
Verhalten des Antriebssystems abzuleiten. Alternativ können die einzelnen Phasen der
Bewegungssteuerung des Kolbens nach voreingestellten Abschnitten des Verstellweges
begonnen werden. Eine derartige Einstellung wird insbesondere bei der Erstinbetriebnahme
des Zylinders bzw. Aktuators gewählt, wobei dieser dann nach einem festen vorgegebenen
Programm gesteuert wird. Dabei kann die Möglichkeit vorgesehen sein, an einer Steuereinrichtung
verschiedene Programme auszuwählen, welche an verschiedene Aktuatoren bzw. Antriebszylinder
oder deren Einsatzgebiete angepasst sind. Insbesondere ist es denkbar, verschiedene
Programme für unterschiedliche zu bewegende Massen vorzusehen, wobei vor Inbetriebnahme
der Steuerung dasjenige Programm ausgewählt wird, welches der zu bewegenden Masse
am nächsten kommt.
[0009] Die aktuellen Systemparameter umfassen vorzugsweise die Kolbenposition, den Fluiddruck,
die Zeit und/oder aus diesen Größen abgeleitete Größen. Vorzugsweise kann der Versorgungsdruck
über entsprechende Sensoren erfasst werden. Die Kolbenposition kann durch bekannte
Wegaufnehmer, beispielsweise Inkrementalgeber oder Potentiometer erfolgen. Die Bewertung
und Adaption der verhaltensbestimmenden Systemparameter erfolgt vorzugsweise nur einmal
während eines Bewegungsvorganges, vorzugsweise am Ende des Bewegungsvorganges. Aufgrund
der Erfassung und Auswertung der aktuellen Systemparameter können sowohl der aktuelle,
gerade ablaufende Bewegungsvorgang als auch die nachfolgenden Bewegungsvorgänge des
Kolbens entsprechend angepasst werden durch Verlagerung des Beginns oder Endes der
jeweiligen Bewegungsphase.
[0010] Vorzugsweise ist das System so ausgebildet, dass der Massenindex der zu bewegenden
Masse von dem System selbsttätig bestimmt wird. Dies ermöglicht eine automatische
Anpassung des Systems bzw. der Steuerung an verschiedene zu bewegende Massen, ohne
dass entsprechende Einstell- oder Programmierarbeiten erforderlich sind. Diese Bestimmung
des Massenindexes ist nicht auf das zuvor beschriebene Verfahren beschränkt, vielmehr
kann einen derartige selbsttätige Erfassung des Massenindexes auch bei anderen Steuer-
bzw. Regelverfahren für pneumatische oder hydraulische Aktuatoren eingesetzt werden.
[0011] Der Massenindex kann vorzugsweise aus den erfolgten Beschleunigungen und/oder Geschwindigkeiten
des Kolbens in einem vorzugsweise vom System selbständig bestimmten Wegintervall oder
nach einer vorbestimmten Zeitspanne ermittelt werden. Die aktuell zu bewegende Masse
kann prinzipiell aus den wirkenden Kräften, d. h. den wirkenden Drücken und der auftretenden
Beschleunigung des Kolbens ermittelt werden. Da es jedoch schwierig ist, die zur Bestimmung
der Masse erforderlichen Größen in jedem Zeitpunkt exakt zu bestimmen und insbesondere
die auftretende Reibung nur schwer zu berücksichtigen ist, kann alternativ lediglich
ein Massenindex aus der genannten Größen bestimmt werden, welcher das Verhältnis zwischen
verschiedenen bewegten Massen darstellt. Bei bekanntem Fluiddruck kann die erfolgte
Beschleunigung dadurch bestimmt werden, dass an einer bestimmten Position oder nach
einer bestimmten Zeit nach Beschleunigungsbeginn die Geschwindigkeit des Kolbens bestimmt
wird. Die Geschwindigkeit wiederum kann durch Messung der Zeitdauer, welche der Kolben
benötigt, um die Distanz zwischen zwei Wegpunkten zurückzulegen, ermittelt werden.
Abhängig von der ermittelten Masse oder dem ermittelten Massenindex können dann die
einzelnen Phasen der Bewegung des Kolbens gesteuert werden. In der Steuerung können
Werte für bestimmte Massen, z.B. für die minimale und die maximale Masse, und insbesondere
die Zeitpunkte für den Beginn der einzelnen bremsenden und/oder dämpfenden Phasen
vorgegeben sein, aus denen dann für die aktuell ermittelte Masse bzw. den aktuell
ermittelten Massenindex die jeweiligen Werte bzw. Zeitpunkte interpoliert werden.
Bevorzugt jedoch werden die jeweiligen Start- und Endpunkte für die einzelnen Bewegungsphasen
jeweils aktuell auf Grundlage des ermittelten Masseindexes berechnet.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere geeignet zum Steuern der Bewegung
eines Kolbens eines doppelt wirkenden, insbesondere pneumatischen Aktuators, wie beispielsweise
eines Antriebszylinders. Das Verfahren betrifft insbesondere die Endlagendämpfung
des Kolbens in dem Zylinder. Dazu ist eine erste, beschleunigende Phase vorgesehen,
in der eine schiebende Kammer an einer ersten Seite, d. h. an der in Bewegungsrichtung
hinteren Seite, des Kolbens belüftet wird. Gleichzeitig wird eine bremsende Kammer
an der entgegengesetzten Seite, d. h. an der in Bewegungsrichtung vorne gelegenen
Seite des Kolbens entlüftet. Dadurch erhöht sich der Druck in der schiebenden Kammer,
während sich der Druck in der bremsenden Kammer verringern kann. Aufgrund dieses Druckgefälles
wird eine Kraft auf den Kolben erzeugt, welche diesen beschleunigt. Wenn der Kolben
in Bewegung ist, so vergrößert sich das Volumen der schiebenden Kammer, während sich
gleichzeitig das Volumen der bremsenden Kammer verringert. Auf die Beschleunigungsphase,
in welcher der Kolben in einer bestimmten Richtung in Bewegung gesetzt wird, kann
zumindest eine erste bremsende Phase folgen, in der die schiebende Kammer weiter belüftet
und die bremsende Kammer geschlossen wird. Dadurch wird erreicht, dass das in der
bremsenden Kammer eingeschlossene Fluid bzw. die in der ersten bremsenden Kammer eingeschlossene
Luft aus dieser nicht entweichen kann. Die weitere Bewegung des Kolbens bewirkt, dass
das Volumen der bremsenden Kammer verringert wird, wodurch das Fluid in der Bremsenkammer
komprimiert wird und der Druck in dieser Kammer weiter ansteigt. Dabei steigt der
Druck in der bremsenden Kammer über den Versorgungsdruck an, welcher von einer Druckluftquelle
zur Betätigung des Zylinders erzeugt wird. Somit steigt der Druck in der bremsenden
Kammer so weit an, dass er höher als der Druck in der schiebenden Kammer ist. Dadurch
wird eine Kraft aufgebaut, die entgegen der Bewegungsrichtung des Kolbens wirkt und
die kinetische Energie des Kolbens abbaut. Wenn der Druck in der bremsenden Kammer
zu stark ansteigen würde, würde die Kraft, die entgegen der gewünschten Bewegungsrichtung
wirkt, irgendwann ausreichen, um die Bewegung des Kolbens umzukehren, so dass er sich
entgegen der gewünschten Bewegungsrichtung bewegt. Der Kolben würde dabei anfangen
zu schwingen. Um dies zu verhindern, muss der Druck in der bremsenden Kammer wieder
verringert bzw. konstant gehalten werden. Dazu wird in zumindest einer zweiten bremsenden
Phase die schiebende Kammer geschlossen und die bremsende Kammer belüftet. Durch das
Belüften der bremsenden Kammer wird eine Verbindung der bremsenden Kammer mit der
Druckluftversorgung hergestellt. Da in der bremsenden Kammer jedoch, wie erläutert,
ein Druck herrscht, der höher als der Versorgungsdruck ist, strömt die Luft von der
bremsenden Kammer nun zurück in die Versorgungsleitung. Dies hat gegenüber der Entlüftung
der bremsenden Kammer zur Umgebung hin den Vorteil, dass das Fluid bzw. die Luft aus
der bremsenden Kammer langsamer entweicht und der Kolben weiter abgebremst wird. Würde
die bremsende Kammer zur Umgebung hin entlüftet, könnte die Luft bzw. das Fluid sehr
schnell entweichen, wodurch der Kolben wieder beschleunigt werden würde. Das Rückströmen
des Fluids aus der bremsenden Kammer in die Versorgungsleitung hat weiter den Vorteil,
dass die Luft bzw. das Fluid nicht verloren geht, so dass der Luftverbrauch des Systems
verringert werden kann. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht somit bei einfachem
konstruktivem Aufbau eine gezielte und wirkungsvolle Endlagendämpfung eines Kolbens
bei gleichzeitig verringertem Luftverbrauch. Das erfindungsgemäße Verfahren braucht
zu seiner Ausführung keinerlei Proportionalventile, es sind lediglich Schaltventile
erforderlich, da die beiden Kammern, d. h. die schiebende und die bremsende Kammer,
entweder vollständig geschlossen sind, oder die End- oder Belüftungsleitungen vollständig
geöffnet sind. Eine einstellbare Drosselwirkung in den Be- und Entlüftungsleitungen
ist nicht erwünscht und nicht erforderlich. Auch wenn das Verfahren hier für einen
pneumatischen Zylinder beschrieben wurde, lässt sich das Verfahren auch entsprechend
bei einem hydraulischen Zylinder anwenden, wobei dann allerdings der Einfluss der
Kompressibilität des Fluids nicht ausgenutzt werden kann.
[0013] Vorzugsweise ist zusätzlich eine dämpfende Phase vorgesehen, in der sowohl die schiebende
als auch die bremsende Kammer belüftet sind. Diese dämpfende Phase schließt sich an
die zweite bremsende Phase an. In dieser Phase wird die schiebende Kammer wieder belüftet,
um sicherzustellen, dass die Kraft, welche gegen die Bewegungsrichtung wirkt, nicht
zu lange auf den Kolben wirkt. Durch das erneute Belüften der schiebenden Kammer wird
die Druckdifferenz zwischen den beiden Kammern wieder verringert. Gleichzeitig wird
das Fluid in der bremsenden Kammer weiterhin in die Versorgungsleitung zurückgespeist,
da der Druck in der bremsenden Kammer weiter höher als der Versorgungsdruck ist. Durch
das Vorsehen dieser dämpfenden Phase kann eine optimierte Dämpfung des Kolbens beim
Erreichen seiner Endlage bewirkt werden.
[0014] Ferner ist in dem Verfahren vorzugsweise zumindest eine Andrückphase vorgesehen,
in welcher die schiebende Kammer belüftet wird und die bremsende Kammer entlüftet
wird, wenn sich der Kolben nahe einer Endlage befindet. Durch diese Einstellung wird
ein aktives Halten des Kolbens in der Endlage erreicht, da durch Belüften der schiebenden
und das Entlüften der bremsenden Kammer eine maximale Druckdifferenz zwischen den
beiden Kammern und damit eine maximale Kraft auf den Kolben erzeugt wird. Diese Kraft
drückt den Kolben in seine Endlage, wodurch er dort den bestmöglichen Halt erreicht.
[0015] Diese Andrückphase folgt vorzugsweise auf die dämpfende Phase. D. h. nachdem der
Kolben gedämpft seine Endlage erreicht hat, wird er dort aktiv gehalten.
[0016] Erfindungsgemäß werden die einzelnen Phasen abhängig vom Verstellweg des Kolbens
begonnen. Der Verstellweg wird dazu durch bekannte Wegaufnehmer, beispielsweise Inkrementalgeber,
erfasst und von einer Steuereinrichtung zum Starten der einzelnen Bewegungsphasen
entsprechend berücksichtigt. Dadurch, dass an bestimmten Positionen des Verstellweges
die bremsenden Phasen eingeleitet werden, kann sichergestellt werden, dass der Kolben
beim Erreichen seiner Endlagen optimal gedämpft ist und nicht mit einer zu hohen kinetischen
Energie die Endlage erreicht. Ferner kann gleichzeitig die maximale Beschleunigung
des Kolbens erreicht werden und sichergestellt werden, dass der Kolben nicht vor Erreichen
der Endlage abstoppt.
[0017] Mit zunehmender Masse wird vorzugsweise der Übergang von der beschleunigenden Phase
zu der bremsenden Phase verlagert, d. h. die bremsende Phase wird früher, nach einem
kürzeren Verstellweg des Kolbens eingeleitet. Das System somit die Phasenübergänge
selbständig an die aktuelle Masse an. Mit größerer Masse weist der bewegte Kolben
auch eine höhere kinetische Energie auf, so dass ein früheres Abbremsen erforderlich
ist. Dazu kann die bewegte Masse oder ein für diese repräsentativer Massenindex während
der aktuell laufenden Bewegung oder bei einer zuvor erfolgten Bewegung des Kolbens
ermittelt werden. Beispielsweise kann die Steuerung des Kolbens bei einer ersten Bewegung
gemäß einer maximalen Masse erfolgen und bei dieser Bewegung die aktuelle Masse bestimmt
werden, so dass bei nachfolgenden Kolbenbewegungen die Steuerung an die entsprechende
Masse angepasst erfolgen kann und der Übergangspunkt von der beschleunigenden Phase
zu der ersten bremsenden Phase entsprechend gewählt werden kann. Auch der Übergang
von der ersten bremsenden Phase in die zweite bremsende Phase sollte in Abhängigkeit
der aktuellen Systemparameter und insbesondere der aktuellen Masse erfolgen. Es ist
dabei wichtig, dass die Rückspeisung des Drucks von der bremsenden Kammer in die Versorgungsleitung
rechtzeitig beginnt. Um die Totzeit der Ventile zu berücksichtigen, muss vorzugsweise
das Signal zum Einschalten des Belüftungsventils der bremsenden Kammer vor dem tatsächlichen
Überschreiten des Versorgungsdruckes in der bremsenden Kammer gegeben werden. Ansonsten
würde in der bremsenden Kammer ein so hoher Druck aufgebaut, welcher ausreichend wäre,
die Bewegungsrichtung umzukehren. Zur Steuerung des Übergangs der ersten bremsenden
Phase zur zweiten bremsenden Phase kann beispielsweise die Ableitung der auftretenden
Kraft verwendet werden, wobei, wenn diese einen vorgegebenen Schwellwert überschreitet,
von der ersten bremsenden Phase in die zweite bremsende Phase übergegangen wird. Die
Dauer der zweiten bremsenden Phase ist wiederum abhängig von der bewegten Masse. Bei
hoher Masse kann diese Phase aufgrund der größeren kinetischen Energie und Massenträgheit
länger andauern.
[0018] Ferner wird der Übergang von der beschleunigenden Phase zu den bremsenden Phasen,
d. h. zu der ersten bremsenden Phase vorverlagert, falls der Kolben beim Auftreffen
auf eine Endlage eine zu große kinetische Energie aufweist. D. h., wenn bei einem
ersten Bewegungsvorgang des Kolbens festgestellt wird, dass dieser beim Erreichen
der Endlage eine zu große kinetische Energie aufweist und einen unerwünschten Stoß
erzeugt, wird bei einem zweiten Bewegungsvorgang die Steuerung so eingerichtet, dass
der Übergang von der beschleunigenden Phase zu der bremsenden Phase nach einem kürzeren
Verstellweg des Kolbens, d. h. frühzeitiger stattfindet.
[0019] Umgekehrt wird der Übergang von der beschleunigenden Phase zu den bremsenden Phasen
vorzugsweise nach hinten verlagert, falls der Kolben vor Erreichen einer Endlage stoppt.
Wenn bei einer ersten Bewegung des Kolbens festgestellt wird, dass dieser zu früh
abgebremst wird und seine Endlage nicht erreicht, kann bei nachfolgenden Bewegungen
die Steuerung so eingerichtet werden, dass die bremsenden Phasen erst nach einem längeren
Verstellweg des Kolbens, d. h. später eingeleitet werden, so dass der Kolben die vorgegebene
Endlage erreicht.
[0020] Ferner wird der Übergang in die Andrückphase vorzugsweise so gesteuert, dass der
Übergang in die Andrückphase vorverlagert wird, falls der Kolben beim Erreichen der
Endlage wieder zurückschwingt. Durch frühzeitiges aktives Halten des Kolbens, bei
welchem die maximale Druckdifferenz zwischen schiebender und bremsender Kammer herrscht,
kann ein Zurückschwingen des Kolbens verhindert werden, da dieser mit der maximal
möglichen Kraft aufgrund der Druckdifferenz zwischen den Kammern gegen die Endlage
gedrückt wird.
[0021] Weiter bevorzugt kann die Steuerung des Aktuators bzw. Kolbens in Abhängigkeit der
Bewegungsrichtung erfolgen. So können für die beiden möglichen Bewegungsrichtungen
bei einem doppelt wirkenden Aktuator bzw. Zylinder unterschiedliche Steuerungsprogramme
vorgesehen sein. Beispielsweise können unterschiedlich große Kolbenoberflächen berücksichtigt
werden.
[0022] Bei einer weiteren bevorzugten Verfahrensvariante wird der Kolben vor seiner Bewegung,
d. h. vor Beginn der beschleunigenden Phase, durch Belüften der Kammern an beiden
Kolbenseiten vorgespannt. Dazu können die Kammern beispielsweise so lange belüftet
werden, bis etwa die Hälfte des Versorgungsdruckes in beiden Kammern herrscht. Durch
die Vorspannung wird erreicht, dass das System weniger empfindlich auf kurze Schaltspiele
reagiert und weniger zum Schwingen neigt. Alternativ oder zusätzlich kann der Kolben
vor Beginn der beschleunigenden Phase in eine Startposition an einem Ende des Zylinders
gebracht werden.
[0023] In dieser Startposition wird der Kolben vorzugsweise aktiv gehalten, d. h. der Kolben
wird gegen die entsprechende Endlage gedrückt. Dabei wirkt die Haltekraft entgegen
der Bewegungsrichtung der nachfolgend stattfindenden Bewegung. Dies bewirkt, dass
zu Beginn der Beschleunigungsphase in der schiebenden Kammer Umgebungsdruck und in
der bremsenden Kammer Versorgungsdruck herrscht. Wenn sich während der Beschleunigung
der Kolben bewegt, verringert sich ferner das Volumen der bremsenden Kammer und vergrößert
sich das Volumen der schiebenden Kammer. Dadurch wird erreicht, dass der Druck in
den Kammern nur vergleichsweise langsam ansteigt bzw. sinkt, so dass während des gesamten
Beschleunigungsvorganges immer ein hohes Druckniveau im gesamten System herrscht,
was sich positiv auf die Kontrollierbarkeit des Prozesses bzw. Bewegungsvorganges
auswirkt.
[0024] Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zum Betreiben eines pneumatisch oder
hydraulisch betätigten Aktuators. In dem Aktuator ist zumindest eine Wegmesseinrichtung
zum Erfassen zumindest eines Wegpunktes eine Kolbens vorgesehen. Bei der Wegmesseinrichtung
kann es sich um ein bekanntes Wegmesssystem handeln, welches ständig bzw. kontinuierlich
die Position des Kolbens bestimmt oder nur vorbestimmte diskrete Kolbenpositionen
erfasst. Wenn eine vorbestimmte Kolbenposition und die Geschwindigkeit des Kolbens
bekannt sind, können die weiteren Wegpunkte, welche zur Steuerung der Bewegungsphasen
des Kolbens relevant sind, über die verstrichene Zeit bestimmt werden. Es wird somit
möglich, mit wenigen Positionssensoren den Aktuator in Abhängigkeit seines Verstellweges
zu steuern. Ferner ist erfindungsgemäß an zumindest einer Seite des Kolbens eine Kammer
vorgesehen, welche über zumindest ein Schaltventil mit einem Fluiddruck beaufschlagbar
und von diesem entspannbar ist. Das bedeutet, der vorgegebene Fluiddruck wird nur
ein- und ausgeschaltet, d.h. im Falle einer Pneumatik wird die Kammer lediglich be-
und entlüftet. Dabei kann nur ein vorgegebener Druck, d.h. ein Versorgungsdruck angelegt
werden, eine Druckregelung zur Bewegungssteuerung des Kolbens findet nicht statt.
Zusätzlich ist ein Steuerungsmodul vorgesehen, welches die unterschiedlichen Bewegungsphasen
des Kolbens in Abhängigkeit von dessen Verstellweg einleitet. Die Steuerung der einzelnen
Bewegungsphasen über die Schaltventile erfolgt dabei in der oben beschriebenen Weise.
[0025] Beispielsweise dient die Vorrichtung zum Betreiben bzw. Bewegen eines doppelt wirkenden,
insbesondere pneumatischen Aktuators bzw. Antriebszylinders. Der doppelt wirkende
Antriebszylinder weist in bekannter Weise zwei an entgegengesetzten Seiten eines Kolbens
angeordnete Kammern auf, welche jeweils über zumindest ein Ventil be- und entlüftbar
sind. Ferner ist ein Steuerungsmodul vorgesehen, über welches die Ventile betätigt
werden und welches eingerichtet ist, die Bewegung des Kolbens gemäß dem oben erläuterten
Verfahren mit seinen bevorzugten Varianten zu steuern. Die erfindungsgemäße Vorrichtung
weist einen einfachen Aufbau auf, da sie mit kostengünstigen Standardbauteilen auskommt
und die erforderliche Endlagendämpfung bei der Bewegung des Kolbens in dem Antriebszylinder
lediglich durch ein in dem Steuerungsmodul hart- oder softwaremäßig abgelegtes Steuerungsprogramm
erreicht wird. Die Ventile sind als Schaltventile ausgebildet. Dies vereinfacht den
Aufbau und reduziert die Kosten der Vorrichtung. Bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens werden die Schaltventile nicht in einfacher Weise gepulst. Dies würde einen
hohen Verschleiß der Ventile bewirken und ferner keine schnelle Beschleunigung des
Kolbens zulassen, da die Beschleunigung aufgrund der Totzeiten der Ventile nur gebremst
erfolgen würde. Die maximale Beschleunigung und maximale Geschwindigkeit wird mit
einer minimalen Anzahl von Schaltspielen erreicht, wodurch ferner die Ventillebensdauer
erhöht wird.
[0026] Die erfindungsgemäße Vorrichtung weist vorzugsweise einzelne Module auf, welche die
Steuerung, insbesondere closed loop Steuerung bzw. Regelung einzelner Bewegungsabläufe
des Kolbens übernehmen. So ist vorzugsweise ein Parkmodul vorgesehen, welches die
Ventile steuert, um den Kolben in eine Parkposition zu bringen. Diese Parkposition
ist vorzugsweise eine Startposition in einer Endlage des Zylinders, in welcher der
Kolben aktiv gehalten wird. Zum aktiven Halten wird die der Endseite des Zylinders
abgewandte Kammer des Kolbens mit Druck beaufschlagt, während die Kammer an der der
Endseite des Zylinders zugewandten Seite des Kolbens entlüftet ist. Dadurch wird der
Kolben mit maximaler Kraft gegen die Endseite des Zylinders gedrückt.
[0027] Alternativ oder zusätzlich ist ein Startmodul vorgesehen, welches die Vorspannung
des Kolbens vor dessen Bewegung steuert. Zur Vorspannung des Kolbens werden, wie oben
erläutert, die Kammern an beiden Seiten des Kolbens mit Druck beaufschlagt, um die
Bewegung des Kolbens besser steuern bzw. kontrollieren zu können. Dieses Vorspannen
und insbesondere die Höhe des zur Vorspannung angelegten Druckes wir durch das Startmodul
gesteuert bzw. geregelt.
[0028] Ferner weist das Steuerungsmodul bevorzugt ein separates Modul zur Endlagendämpfung
auf, welches die Beschleunigung und das Abbremsen des Kolbens steuert. Das Modul zur
Endlagendämpfung übernimmt somit die Steuerung bzw. Regelung der Beschleunigung und
des Abbremsens des Kolbens in der oben beschriebenen Weise, d. h. es leitet die Beschleunigungsphase,
die bremsenden Phasen, die dämpfende Phase und/oder die Andrückphase ein und überwacht
diese. Weiter bevorzugt ist in der Vorrichtung eine Speichereinrichtung zum Speichern
der Steuerungsparameter vorgesehen. So können die in vorangehenden Bewegungsabläufen
des Kolbens ermittelten aktuellen Systemparameter in diesem Speicher abgelegt werden,
um nachfolgende Bewegungsvorgänge entsprechend angepasst zu steuern. Alternativ können
aus den ermittelten Systemparametern, beispielsweise der zu bewegenden Masse, zunächst
entsprechende Steuerungsparameter wie beispielsweise der Beginn der bremsenden Phase,
ermittelt werden und im dem Speicher abgelegt werden. Bei nachfolgenden Bewegungsvorgängen
des Kolbens werden diese Werte dann aus dem Speicher ausgelesen und der Kolben von
dem Steuerungsmodul und insbesondere dem Modul zur Endlagendämpfung entsprechend gesteuert
bzw. geregelt. Ferner können in dem Speicher vorgegebene Steuerungsparameter oder
Programme abgelegt sein, welcher unabhängig von den aktuell ermittelten Systemparametern
zur Steuerung des Kolbens abgerufen werden, beispielsweise um bei Inbetriebnahme einen
ersten Bewegungsablauf des Kolbens zu steuern.
[0029] Nachfolgend wird die Erfindung beispielhaft anhand der beigefügten Figuren beschrieben.
In diesen zeigt:
- Fig. 1
- schematisch den Aufbau der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Betreiben eines Antriebszylinders
und
- Fig. 2
- schematisch den Aufbau des erfindungsgemäßen Steuerungsmoduls.
[0030] Die erfindungsgemäße Vorrichtung dient zum Ansteuern bzw. Betätigen eines doppelt
wirkenden pneumatischen Antriebszylinders 2. Im Inneren des Antriebszylinders 2 ist
ein Kolben 4 angeordnet, welcher in üblicher Weise mit einer oder zwei Kolbenstangen
zum Bewegen externer, hier nicht gezeigter Einrichtungen verbunden ist. Der Kolben
4 ist von beiden Seiten mit Druck beaufschlagbar, es wird somit eine vordere Zylinderkammer
6 und eine hintere Zylinderkammer 8 an entgegengesetzten Seiten des Kolbens 4 gebildet.
Der Kolben 4 ist ferner in bekannter Weise mit einer Positionserfassungseinrichtung
10, beispielsweise einem Inkrementalgeber verbunden, um die Position des Kolbens 4
im Inneren des Zylinders 2 bestimmen zu können.
[0031] Die vordere Zylinderkammer ist mit einem Belüftungsventil 12 und einem Entlüftungsventil
14 verbunden. Entsprechend ist die hintere Zylinderkammer 8 mit einem Belüftungsventil
16 und einem Entlüftungsventil 18 verbunden. Die Belüftungsventile 12 und 16 stehen
mit einer Vorsorgungsleitung 20 in Verbindung, welche mit einer Druckluftquelle verbunden
ist.
[0032] Ferner ist ein Drucksensor 22 zum Bestimmen des Druckes in der vorderen Zylinderkammer
6, ein Drucksensor 24 zum Bestimmen des Druckes in der hinteren Zylinderkammer 8 und
ein Drucksensor 26 zum Bestimmen des Druckes in der Versorgungsleitung 20 vorgesehen.
Die Ventile 12, 14, 16 und 18 werden von einer Steuereinheit 28 vorzugsweise elektrisch
betätigt. Die Positionserfassungseinrichtung 10 sowie die drei Drucksensoren 22, 24
und 26 sind ebenfalls über Signalleitungen mit der Steuereinheit 28 verbunden, so
dass die Steuereinheit 28 Informationen über den Druck in der vorderen Zylinderkammer
6, der hinteren Zylinderkammer 8 und in der Versorgungsleitung 20 sowie über die Position
des Kolbens 4 erhält. Die Steuereinheit 28 kann ferner eine Eingabeeinrichtung 30
zur Eingabe von Befehlen oder Daten durch einen Benutzer der zur Kommunikation mit
weiteren Steuereinrichtungen aufweisen. Die Eingabeeinrichtung 30 kann als Tastatur
oder als uni- oder bidirektionale Schnittstelle ausgebildet sein.
[0033] Die Bewegung des Kolbens 4 in dem Zylinder 2 in Richtung X erfolgt nach folgendem
Steuerverfahren, welches eine Endlagendämpfung des Kolbens 4 beim Erreichen der Endlage
32 in dem Zylinder 2 bewirkt. Bei der Bewegung in Richtung X bildet die hintere Zylinderkammer
8 die schiebende und die vordere Zylinderkammer 6 die bremsende Kammer. Fig. 1 zeigt
eine Position des Kolbens 4 zwischen den Endlagen 32 und 34, d. h. bei seiner Bewegung.
Vor dem Beginn der Bewegung des Kolbens 4 in der Richtung X wird der Kolben 4 vorzugsweise
vorgespannt, indem die vordere Zylinderkammer 6 und die hintere Zylinderkammer 8 mit
Druck beaufschlagt werden. Dadurch kann ein unerwünschtes Schwingen des Kolbens 4
vermieden werden. Alternativ oder anschließend wird der Kolben 4 vorzugsweise zunächst
in die Endlage 34 bewegt bzw. in dieser aktiv gehalten, indem die vordere Zylinderkammer
6 belüftet und die hintere Zylinderkammer 8 entlüftet ist. Beim Be- und Entlüften
ist zu beachten, dass es sich bei den Ventilen 12 bis 18 um reine Schaltventile handelt,
welche nur zwei Zustände, nämlich geöffnet und geschlossen aufweisen. Anstatt für
jede Zylinderkammer ein Be- und ein Entlüftungsventil, d. h. vier 2/2-Wege-Schaltventile
vorzusehen, können auch zwei 5/3-Wege- oder zwei 3/3-Wegeventile vorgesehen werden,
welche die Zylinderkammern 6 und 8 be- und entlüften. Auch diese Ventile weisen jeweils
für den Be- und Entlüftungsvorgang nur zwei Schaltzustände, nämlich Leitung geöffnet
und Leitung geschlossen auf. Wichtig ist, dass die Zylinderkammern 6 und 8 über die
Ventile vollständig geschlossen werden können.
[0034] Aus der Endlage 34 wird der Kolben 4 in Richtung X beschleunigt, indem die hintere
Zylinderkammer 8 durch Öffnen des Belichtungsventils 16 belüftet wird. Gleichzeitig
wird die vordere Zylinderkammer 6 durch Öffnen des Entlüftungsventils 14 entlüftet.
Dies führt zu einem Druckanstieg in der hinteren Zylinderkammer 8 und zu einem Druckabfall
in der vorderen Zylinderkammer 6, wodurch der Kolben 4 in der Richtung X beschleunigt
wird. Die Bewegung bzw. Position des Kolbens 4 in der Richtung X wird durch die Positionserfassungseinrichtung
10 erfasst. Nach einem vorbestimmten Verstellweg beendet die Steuereinheit 28 die
beschriebene Beschleunigungsphase und beginnt die erste Bremsphase. Dazu wird das
Entlüftungsventil 14 der vorderen Zylinderkammer 6 geschlossen. Dies bewirkt, dass
sich der Druck des Fluids in der vorderen Zylinderkammer 6 bei weiterer Bewegung des
Kolbens 4 in der Richtung X erhöht, da sich das Volumen der vorderen Zylinderkammer
6 verringert. Durch den Druck in der vorderen Zylinderkammer 6 wird dabei eine ansteigende
Gegenkraft erzeugt, welche auf den Kolben 4 wirkt und der von dem Druck in der hinteren
Zylinderkammer 8 erzeugten Kraft entgegenwirkt. Dies führt zu einer Verlangsamung
der Bewegung des Kolbens 4.
[0035] Ferner steigt dabei der Druck in der vorderen Zylinderkammer 6 schnell über das Niveau
des Druckes in der Versorgungsleitung 20 an. Sobald der Druck in der Versorgungsleitung
20, welcher von dem Drucksensor 26 erfasst wird, überschritten wird oder kurz bevor
dieser Schwellwert erreicht wird, beginnt die Steuereinheit 28 die zweite Bremsphase.
In der zweiten Bremsphase wird das Belüftungsventil 16 der hinteren Zylinderkammer
8 geschlossen und das Belüftungsventil 12 der vorderen Zylinderkammer 6 geöffnet.
Dadurch, dass zu diesem Zeitpunkt in der vorderen Zylinderkammer 6 nun ein Druck herrscht,
welcher größer ist als der Druck in der Versorgungsleitung 20, wird die vordere Zylinderkammer
6 über die Versorgungsleitung 20 entlüftet. Dieses Entlüften erfolgt relativ langsam,
da die Druckdifferenz zwischen der vorderen Zylinderkammer 6 und dem Druck in der
Versorgungsleitung 20 relativ gering ist. Das Entlüften erfolgt somit wesentlich langsamer
als es über das Entlüftungsventil 14 zur Umgebung hin erfolgen würde. Durch dieses
langsame Entlüften der vorderen Zylinderkammer 6 wird die Bewegung des Kolbens 4 in
der Richtung X weiter abgebremst.
[0036] Nach einem weiteren Verstellweg des Kolbens 4 in der Richtung X, welcher von der
Positionserfassungseinrichtung 10 erfasst wird, beendet die Steuereinheit 28 die zweite
Bremsphase und beginnt eine Dämpfungsphase, in welcher das Belüftungsventil 16 für
die hintere Kolbenkammer 18 wieder geöffnet wird. Dadurch wird die hintere Zylinderkammer
8 wieder mit Druck beaufschlagt, wodurch verhindert wird, dass die durch den Druck
in der vorderen Zylinderkammer 6 erzeugte Kraft so groß wird, dass der Kolben 4 entgegen
der Bewegungsrichtung X zurückbewegt wird. Dadurch kann ein Zurückschwingen des Kolbens
verhindert werden.
[0037] Nach einem weiteren Verstellweg in der Richtung X wird von der Steuereinheit 28 eine
Andrückphase eingeleitet, in welcher das Belüftungsventil 12 der vorderen Zylinderkammer
6 geschlossen und das Entlüftungsventil 14 der vorderen Zylinderkammer 6 geöffnet
wird. Gleichzeitig wird die hintere Zylinderkammer 8 weiter belüftet. Dadurch wird
der Kolben durch die maximale Druckdifferenz zwischen der vorderen Zylinderkammer
6 und der hinteren Zylinderkammer 8 gegen die Endlage 32 gedrückt und an dieser Endposition
aktiv gehalten.
[0038] Der Beschleunigungs- und Bremsvorgang des Kolbens 4 wurde hier für eine Bewegung
in der Richtung X beschrieben. Für eine Bewegung entgegen dieser Richtung erfolgen
Beschleunigung und Abbremsen entsprechend, wobei die hintere Zylinderkammer 8 als
bremsende und die vordere Zylinderkammer 6 als schiebende Kammer dient.
[0039] Wie beschrieben, kann der gesamte Brems- und Dämpfungsvorgang zum Erreichen einer
Endlagendämpfung bei der Bewegung des Kolbens 4 durch wenige Schaltvorgänge der Schaltventile
12, 14, 16 und 18 erreicht werden. Es erfolgt dabei kein Pulsen der Schaltventile,
vielmehr wird lediglich eine minimale Anzahl von Schaltspielen eingesetzt. Dies ermöglicht
eine maximale Beschleunigung und maximale Geschwindigkeit des Kolbens und reduziert
den Verschleiß der Ventile.
[0040] Die Zeitpunkte bzw. Wegpunkte entlang des Verfahrweges in der Richtung X, an denen
die einzelnen Brems-und Dämpfungsphasen begonnen werden, werden von der Steuereinheit
28 entweder nach einem vorgegebenen, beispielsweise über die Eingabeeinrichtung 30
eingegebenen oder eingestellten Programm oder in Abhängigkeit von Systemparametern,
welche über die Sensoren 10, 20, 22 und 24 ermittelt werden, bestimmt. Dabei wird
insbesondere die bewegte Masse oder ein für die bewegte Masse repräsentativer Wert
berücksichtigt, da bei einer großen bewegten Masse aufgrund deren größerer kinetischer
Energie ein früheres Abbremsen erforderlich ist als bei einer geringeren bewegten
Masse. Die Systemparameter werden dabei während des aktuell zu steuernden Bewegungsvorganges
oder in vorangegangenen Bewegungsdurchgängen ermittelt, so dass das System im Betrieb
an aktuelle Systemparameter angepasst werden. Es kann somit eine sehr genaue Steuerung
bzw. Regelung auch für unterschiedlich bewegte Massen erreicht werden. Dabei kann
die bewegte Masse um 100% variieren. Ferner kann das Steuersystem an eine beliebige
Systemkonfiguration, d. h. verwendete Pneumatikkomponenten, insbesondere auch Zylinder
mit einseitiger Kolbenstange, kolbenstangenlose Zylinder und Schwenkantriebe,unterschiedliche
bewegte Massen und Betriebslagen angepasst werden. In der Steuereinheit 28 können
für bestimmte Massen vorgegebene Bremspunkte abgespeichert sein, welche bereits vorher
experimentell ermittelt wurden. Im Betrieb können dann auf Grundlage der ermittelten
Systemparameter für eine bestimmte ermittelte bewegte Masse die richtigen Bremspunkte
mit Hilfe eines Fuzzy-Systems approximiert werden. Dabei werden Zwischenwerte zwischen
den gespeicherten Werten approximiert, welche das Verhältnis zwischen bewegter Masse
und Bremspunkt wiederspiegeln.
[0041] Fig. 2 zeigt schematisch den Aufbau des erfindungemäßen Steuerungsmodul bzw. der
erfindungsgemäßen Steuereinheit 28. Das erfindungsgemäße Dämpfungsverfahren wird kurz
als NEED-Verfahren, d. h. als Neuro-Fuzzy-Elektronische-Endlagen-Dämpfung bezeichnet.
Das Steuerungsmodul erhält Benutzereingaben über die Eingabeeinrichtung 30. Ferner
sind mit dem Steuerungsmodul 28 die Sensoren 10, 20, 22 und 24 (siehe Fig. 1) verbunden.
Die Steuereinheit 28 betätigt als Aktoren die Schaltventile 12, 14, 16 und 18, welche
anhand von Fig. 1 erläutert wurden. Das Steuerungsmodul 28 bzw. die Steuereinheit
28 weist drei Module 36, 38 und 40 auf. Das erste Modul 36 ist ein Parkmodul, welches
dazu dient, den Kolben 4 in eine vorgegebene Parkposition vorzugsweise an einer der
Endlagen 32 und 34 vor Beginn der Beschleunigungsphase zu bringen. Dabei erfolgt nur
eine langsame Bewegung, welche durch Pulsen des Belüftungsventils 12 oder 16 je nach
Bewegungsrichtung des Kolbens 4 erreicht wird. Das zweite Modul 38 ist das Modul zur
Endlagendämpfung bzw. das NEED-Modul, welches die zuvor beschriebene Steuerung bzw.
Regelung zum Beschleunigen und Abbremsen des Kolbens 4 ausführt. Das dritte Modul
40 ist ein Startmodul 40, welches die beschriebene Vorspannung des Kolbens durch Belüften
beider Zylinderkammern 6 und 8 steuert. Übergeordnet über diese drei Module 36, 38
und 40 ist ein Metasystem 42, welches auf Grundlage der von den Sensoren 10, 20, 22
und 24 ermittelten Werte und von Benutzerangaben entscheidet, welches der drei Module
36, 38 und 40 aktiviert werden soll, um die Aktoren 12, 14, 16 und 18 zu betätigen.
[0042] Auch wenn das erfindungsgemäße Verfahren am Beispiel eines linearen Pneumatikzylinders
beschrieben wurde, lässt sich das Verfahren entsprechend auch bei anderen pneumatischen
oder hydraulischen Aktuatoren, beispielsweise Rotoren einsetzen. Ferner ist das Verfahren
auch bei einseitig wirkenden Aktuatoren anwendbar, bei welchen der Fluiddruck gegen
eine Federkraft wirkt.
Bezugszeichen
[0043]
- 2
- Zylinder
- 4
- Kolben
- 6
- Vordere Zylinderkammer
- 8
- Hintere Zylinderkammeer
- 10
- Positionserfassungssystem
- 12, 16
- Belüftungsventile
- 14, 18
- Entlüftungsventile
- 20
- Versorgungsleitung
- 22, 24, 26
- Drucksensoren
- 28
- Steuereinheit
- 30
- Eingabeeinrichtung
- 32, 34
- Endlagen
- 36
- Parkmodul
- 38
- NEED-Modul
- 40
- Startmodul
- 42
- Metasystem
- X
- Bewegungsrichtung
1. Verfahren zum Steuern eines pneumatisch oder hydraulisch betätigten Aktuators, bei
welchem unterschiedliche Bewegungsphasen des Aktuators in Abhängigkeit vom zurückgelegten
Weg seines zumindest einen Kolbens eingeleitet werden und die Bewegungsphasen nur
durch Ein- und Ausschalten eines auf den Kolben wirkenden Fluiddruckes gesteuert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, bei welchem Beginn und/oder Ende einer oder mehrerer beschleunigender
und/oder bremsender Phasen abhängig vom zurückgelegten Weg bestimmt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2, bei welchem die Wegpunkte, bei denen die Phasen beendet
und/oder begonnen werden, in Abhängigkeit von einem Massenindex der zu bewegenden
Masse festgesetzt werden.
4. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem der Beginn und/oder
Ende der einzelnen Phasen an aktuelle Systemparameter angepasst wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, bei welchem die aktuellen Systemparameter die Kolbenposition,
den Fluiddruck, die Zeit und/oder aus diesen Größen abgeleitete Größen umfassen.
6. Verfahren zum Steuern eines pneumatisch oder hydraulisch betätigten Aktuators insbesondere
nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem ein Massenindex der zu bewegenden
Masse von dem System selbsttätig bestimmt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, bei welchem der Massenindex aus erfolgten Beschleunigungen
und/oder Geschwindigkeiten des Kolbens in einem bevorzugt vom System selbständig bestimmtenbestimmten
Wegintervall ermittelt wird.
8. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem der Aktuator ein doppelt
wirkender, insbesondere pneumatische Aktuator ist und
zumindest eine beschleunigende Phase, in der eine schiebende Kammer (8) an einer ersten
Seite des Kolbens belüftet und eine bremsende Kammer (6) an der entgegengesetzten
Seite des Kolbens (4) entlüftet wird,
zumindest eine erste bremsende Phase, in der die schiebende Kammer (8) belüftet und
die bremsende Kammer (6) geschlossen ist, und
zumindest eine zweite bremsende Phase vorgesehen sind, in der die schiebende Kammer
(8) geschlossen ist und die bremsende Kammer (6) belüftet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 8 mit zumindest einer dämpfenden Phase, in welcher sowohl
die schiebende (8) als auch die bremsende Kammer (6) belüftet sind.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9 mit zumindest einer Andrückphase, in welcher die
schiebende Kammer (8) belüftet wird und die bremsende Kammer (6) entlüftet wird, wenn
sich der Kolben nahe einer Endlage (32) befindet.
11. Verfahren nach Anspruch 9, bei welchem die Andrückphase auf die dämpfende Phase folgt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, bei welchem der Übergang von der beschleunigenden
Phase zu den bremsenden Phasen mit zunehmender Masse vorverlagert wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, bei welchem der Übergang von der beschleunigenden
Phase zu den bremsenden Phasen vorverlagert wird, falls der Kolben (4) beim Auftreffen
auf eine Endlage (32) eine zu große kinetische Energie aufweist.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 13, bei welchem der Übergang von der beschleunigenden
Phase zu den bremsenden Phasen nach hinten verlagert wird, falls der Kolben (4) vor
Erreichen einer Endlage (32) stoppt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 14, bei welchem der Übergang in die Andrückphase
vorverlagert wird, falls der Kolben (4) beim Erreichen der Endlage (32) wieder zurückschwingt.
16. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem die Steuerung des Aktuators
(4) in Abhängigkeit der Bewegungsrichtung (X) erfolgt.
17. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem der Kolben (4) vor seiner
Bewegung durch Belüften der Kammern (6, 8) an beiden Kolbenseiten vorgespannt wird.
18. Vorrichtung zum Betreiben eines pneumatisch oder hydraulisch betätigten Aktuators,
wobei in dem Aktuator zumindest eine Wegmesseinrichtung zum Erfassen zumindest eines
Wegpunktes eines Kolbens vorgesehen ist,
an zumindest einer Seite des Kolbens eine Kammer vorgesehen ist, welche über zumindest
ein Schaltventil mit einem Fluiddruck beaufschlagbar und von diesem entspannbar ist,
und
ein Steuerungsmodul vorgesehen ist, welches unterschiedliche Bewegungsphasen des Kolbens
in Abhängigkeit vom zurückgelegten Weg des Kolbens einleiten kann.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18 zum Betreiben eines doppelt wirkenden, insbesondere pneumatischen
Antriebszylinders (2) mit zwei an entgegengesetzten Seiten eines Kolbens (4) angeordneten
Kammern (6, 8), welche jeweils über zumindest ein Ventil (12, 14, 16, 18) be- und
entlüftbar sind, wobei ein Steuerungsmodul (28) vorgesehen ist, welches eingerichtet
ist, die Bewegung des Kolben (4) mittels eines Verfahrens gemäß einem der Ansprüche
8 bis 17 zu steuern.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 oder 19, bei welcher das Steuerungsmodul (28)
ein Parkmodul (36) aufweist, welches die Ventile (12, 14, 16, 18) steuert, um den
Kolben in (4) eine Parkposition zu bringen.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 bis 20, bei welcher das Steuerungsmodul (28)
ein Startmodul (40) aufweist, welches die Vorspannung des Kolbens (4) vor dessen Bewegung
steuert.
22. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 bis 21, bei welchem das Steuerungsmodul (28)
ein Modul (38) zur Endlagendämpfung aufweist, welches die Beschleunigung und das Abbremsen
des Kolbens (4) steuert.
23. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 bis 22, bei welcher ein nicht flüchtiger Speicher
zur Speicherung der Steuerungsparameter vorgesehen ist.