Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf das Gebiet der Möbelindustrie. Sie betrifft einen
Mehrzweckstuhl mit einem wegklappbaren Schreibtablar, welcher beispielsweise als Reihenstuhl
in einem Konferenzsaal eingesetzt werden kann.
Stand der Technik
[0002] Schreibtablare für Sitzmöbel können auf unterschiedliche Weise an den Sitzmöbeln
angebracht werden. Es ist einerseits bekannt, derartige Schreibtablare in Sitzmöbel
zu integrieren, so dass die Armlehne eine andere Gestalt annehmen muss, andererseits
ist bekannt, das Schreibtablar bei einem Stuhl ohne Armlehnen individuell zu konstruieren.
Eine allgemeine Anforderung an Sitzmöbel mit Schreibtablaren besteht darin, das die
Schreibtablare bei Nichtbenutzung so weggeklappt werden, dass der Stuhl normal nutzbar
ist. Dies wird bei bekannten Ausführungsformen dadurch erreicht, dass mehrere Schwenkvorgänge
ausgeführt werden, welche komplizierte und teure Beschläge erforderlich machen.
[0003] Aus DE 39 03 423 A1 ist ein Sitzmöbel mit wegklappbarer Schreibplatte bekannt, bei
dem ein am Sitzmöbel seitlich zu diesem einstellbar und fixierbar angebrachter Klemmkopf
vorgesehen ist, in dem eine Säule schräg nach hinten führt und feststellbar ist, wobei
am oberen Ende der Säule die Schreibplatte aus einer senkrechten Nichtgebrauchsstellung
in eine waagerechte Gebrauchsstellung schwenkbar gelagert ist. Das obere Ende der
Säule bildet einen Auflageanschlag für die sich in Gebrauchsstellung befindende Schreibplatte.
In Nichtgebrauchsstellung kann die senkrecht hochgeklappte Schreibplatte seitlich
am Stuhl abgesenkt werden, indem die Klemmvorrichtung gelöst und die Säule schräg
nach hinten und nach unten geführt und wieder fixiert wird. Diese technische Lösung
ist zwar relativ einfach und kostengünstig zu realisieren, eine Absenkung der Schreibplatte
in Nichtgebrauchsstellung und damit eine vollständige Freigabe des Sitzes ist aber
nur manuell durch Lösen der seitlichen Klemmvorrichtung möglich. Dies stellt in Paniksituationen,
wenn z. B. in der Konferenzhalle ein Feuer ausbricht, einen entscheidenden Nachteil
dar, weil die Bewegungsfreiheit der Benutzer eingeschränkt ist. Außerdem ist diese
Lösung für Reihenstühle, welche mittels Verbindungseinrichtungen seitlich miteinander
verbunden und daher dort nur erschwert zugänglich sind, nicht geeignet.
[0004] Aus DE 198 50 879 ist ein Reihenstuhl bekannt, der entweder eine Armlehne oder eine
Schreibauflage aufweist, welche jeweils über ein spezielles Kupplungselement wahlweise
temporär am Stuhl befestigt sind. Das Schreibtablar ist dabei schwenkbar angeordnet,
indem an der Unterseite des Schreibtablars Lagerösen befestigt sind, durch welche
sich eine Schwenkachse (Endabschnitt eines Auslegerelementes) spielfrei hindurchstreckt.
Zur definierten Festlegung der horizontalen Schreibposition der Schreibplatte ist
am Endabschnitt des Auslegerelementes ein Bügel fixiert, durch den eine entsprechende
horizontale Schreibebene bestimmt ist. Das Schreibtablar ist somit in Gebrauchsstellung
horizontal, in Nichtgebrauchsstellung vertikal angeordnet und behindert durch das
Aufrechtstehen in Paniksituation die Bewegung eines Stuhlbenutzers, zumal es auch
möglich ist, dass unter solchen Umständen das Schreibtablar ungewollt in die Gebrauchsstellung
zurückschwenkt. Außerdem ist ein derartiger Stuhl mit Schreibtablar nachteilig nicht
stapelbar, sondern die Stapelbarkeit ist nur dann gegeben, wenn zuvor das Schreibtablar
vom Stuhl abmontiert wird.
[0005] Schließlich ist aus DE 298 19 878 U1 ein Sitzmöbel mit Schreibtablar bekannt, welches
insbesondere einen für die Reihenbestuhlung bestimmten Stuhl darstellt. Es wird ein
Stuhl offenbart, bei dem das zwischen einer Gebrauchs- und Nichtgebrauchsstellung
verschwenkbare Schreibtablar in einfacher Weise entfernt werden kann, ohne dass es
in den genannten Stellungen zu einem zufälligen Trennen vom jeweiligen Sitzmöbel kommt.
Bei dieser technischen Lösung ist das Schreibtablar am Ende eines Lenkers abklappbar
angeordnet, wobei der Lenker mittels eines seitlich auskragend von dem Lenker vorstehenden
sowie in einer Lagerausnehmung eines Schwenklagers aufgenommenen Lagerzapfen an einer
Seitenwange des Stuhltraggestelles verschwenkbar angelenkt ist. Der Lagerzapfen des
Lenkers ist in den beiden Endlagen des Schreibtablars axialfest im Schwenklager fixiert,
jedoch in wenigstens einer Zwischenstellung zwischen den genannten Endlagen aus der
Lagerausnehmung herausziehbar. Bei diesen Ausführungsformen müssen also zwischen Gebrauchs-
und Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars nachteilig mehrere Schwenkvorgänge (Hochklappen
des Schreibtablars von der Horizontal- in die Vertikalstellung, Nachhintenklappen
des Schreibtablars mitsamt dem Lenker) nacheinander ausgeführt werden, was sich in
Paniksituation sehr ungünstig auswirkt. Außerdem ist der Stuhl nachteilig nur dann
stapelbar, wenn zuvor das Schreibtablar mitsamt dem Lenker vom Stuhl abgetrennt wird.
Darstellung der Erfindung
[0006] Die Erfindung versucht, diese genannten Nachteile des bekannten Standes der Technik
zu vermeiden. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, einen Mehrzweckstuhl mit wegklappbarem
Schreibtablar vorzuschlagen, welcher beispielsweise als Reihenstuhl in einem Konferenzsaal
eingesetzt werden kann, und bei welchem einerseits ein paniksicheres Wegschwingen
des Schreibtablars und andererseits eine gute Stapelbarkeit des Stuhles ohne vorherige
Demontage des Schreibtablars ermöglicht werden. Außerdem soll das Schreibtablar so
konzipiert sein, dass damit problemlos bereits vorhandene stapelbare Mehrzweckstühle
nachgerüstet werden können.
[0007] Erfindungsgemäß wird dies bei einem Mehrzweckstuhl gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches
1 dadurch erreicht, dass das Schreibtablar über eine an seiner Unterseite angebrachte
kombinierte Dreh- und Kippvorrichtung mit einer der Armlehnen verbunden ist.
[0008] Das hat den Vorteil, dass das Schreibtablar beim Aufstehen des Benutzers infolge
der gleichzeitigen Dreh- und Kippbewegung automatisch wegschwenkt. Daher ist der erfindungsgemäße
Stuhl vor allem in Paniksituationen von großem Vorteil. Hinzu kommt, dass der Reihenstuhl
auch in abgeschwenkter Haltung infolge des abgewinkelten Haltebügels gut stapelbar
ist. Außerdem ist das Schreibtablar so konzipiert sein, dass damit problemlos bereits
vorhandene stapelbare Mehrzweckstühle nachgerüstet werden können.
[0009] Weiterhin ist es vorteilhaft, wenn die Dreh- und Kippvorrichtung aus einer Kippachse
besteht, deren erstes Endstück im an der Unterseite der Armlehne fixierten horizontalen
Teil des Haltebügels angeordnet ist und deren zweites Endstück sich durch ein Aufnahmeelement
hindurchstreckt, wobei das Aufnahmeelement ein kreisförmiges Abschlussteil aufweist
und dieses Abschlussteil von einem Ring aufgenommen wird, welcher an der Unterseite
des Schreibtablars befestigt ist und eine Drehbewegung des Schreibtablars um den Mittelpunkt
des kreisförmigen Abschlussteiles ermöglicht.
[0010] Schließlich ist es von Vorteil, wenn im Aufnahmeelement zwei Endanschläge für einen
Stift vorgesehen sind, die gewährleisten, dass bei Bewegung der Kippachse entweder
die horizontale Gebrauchsstellung des Schreibtablars oder die vertikale Nichtgebrauchsstellung
des Schreibtablars einstellbar sind. Außerdem ist es zweckmäßig, wenn im Schreibtablar
ein Gegengewicht zur Unterstützung der Drehbewegung angeordnet ist.
[0011] Die Erfindung lässt sich mit geringen Kosten realisieren.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0012] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung dargestellt.
[0013] Es zeigen:
- Fig. 1
- eine Explosionsdarstellung der erfindungsgemäßen Lösung mit Schreibtablar, Kipp- und
Drehvorrichtung, Armlehne und Haltebügel;
- Fig.2
- eine perspektivische Darstellung der erfindungsgemäßen Lösung nach Fig. 1 im zusammengebauten
Zustand;
- Fig. 3
- eine Seitenansicht des Schreibtablars in Gebrauchsstellung und
- Fig. 4
- eine Seitenansicht des Schreibtablars in Nichtgebrauchsstellung.
[0014] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Gleiche Elemente sind in den verschiedenen Figuren mit jeweils gleichen Bezugszeichen
versehen.
Wege zur Ausführung der Erfindung
[0015] Nachfolgend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles und der Figuren
1 bis 4 näher erläutert.
[0016] Fig. 1 und Fig. 2 zeigen jeweils eine Explosionsdarstellung bzw. eine perspektivische
Darstellung eines Teiles des erfindungsgemäßen Mehrzweckstuhles. Zum besseren Verständnis
der Erfindung sollten beide Figuren möglichst gleichzeitig zur Betrachtung herangezogen
werden.
[0017] Der nicht als Ganzes dargestellte Mehrzweckstuhl weist ein Schreibtablar 1 sowie
mindestens eine Armlehne 2 und einen abgewinkelten Haltebügel 3 auf. Der Haltebügel
3 besteht aus einem nahezu horizontalen Teil 4, auf welchem die Armlehne 2 mit ihrer
Unterseite fest verbunden ist und aus einem abgewinkelten Teil 5, der mit dem nicht
dargestellten restlichen Tragegestell des Mehrzweckstuhles verbunden ist. Der Winkel
α zwischen den beiden Teilen 4 und 5 ist vorzugsweise größer als 90°, so dass eine
gute Stapelbarkeit des Stuhles gegeben ist.
[0018] Weiterhin ist in den Fig. 1 und 2 deutlich die Dreh- und Kippvorrichtung 6 zu erkennen.
Diese besteht aus einer Kippachse 7, einem Aufnahmeelement 8 mit kreisförmigem Abschlussteil
9 und einem Ring 10. Ein Endstück der Kippachse 7 ist im horizontalen Teil 4 des Haltebügels
3 der Armlehne 2 befestigt. Das zweite Endstück der Kippachse 7 streckt sich durch
das Aufnahmeelement 8 hindurch. Das Aufnahmeelement 8 ist innerhalb eines bestimmten
Anschlagbereiches um die Kippachse 7 drehbar. An der Unterseite des Schreibtablars
1 sind mehrere Öffnungen 11 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln, beispielsweise Schrauben,
vorhanden, mittels derer der Ring 10, welcher ebenfalls entsprechende Öffnungen 12
aufweist, an der Unterseite des Schreibtablars 1 befestigt wird. Der Ring 10 nimmt
dabei das kreisförmige Abschlussteil 9 des Aufnahmeelementes 8 derart auf, dass eine
Drehbewegung des Schreibtablars 1 um den Mittelpunkt des kreisförmigen Abschlussteiles
9 ermöglicht wird. Im Aufnahmeelement 8 sind zwei Endanschläge für einen Stift ausgebildet,
die gewährleisten, dass bei Bewegung der Kippachse 7 entweder die horizontale Gebrauchsstellung
des Schreibtablars 1 oder die vertikale Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars
1 einstellbar sind.
[0019] Fig. 3 zeigt in einer Seitenansicht die Gebrauchsstellung des Schreibtablars 1 eines
Mehrzweckstuhles. Das Schreibtablar 1 hat eine horizontale Position. Es stellt praktisch
eine Verlängerung der Armlehne 2 dar. Die Erfindung ermöglicht nun ein paniksicheres
Wegschwingen des Schreibtablars 1, denn wenn der Benutzer aufsteht, kommt es zu einer
gleichzeitigen Dreh- und Kippbewegung, die zu einem automatischen Wegschwingen des
Schreibtablars 1 und damit zu einer völligen Bewegungsfreiheit für den Benutzer führt.
Dies ist in Fig. 4 gut zu erkennen, welche eine Seitenansicht des Schreibtablars 1
in Nichtgebrauchsstellung (vertikale Position, wobei das Schreibtablar 1 sowohl nach
unten und als auch nach vorn geschwenkt ist) darstellt. Durch ein innerhalb des Schreibtablars
1 angeordnetes Gegengewicht wird vorteilhaft die Drehbewegung des Schreibtablars 1
beim Aufstehen des Benutzers verstärkt. Es sind keine komplizierten Gelenke und Beschläge
notwendig, so dass bei der Umsetzung der Erfindung nur geringe Kosten entstehen. Der
erfindungsgemäße Mehrzweckstuhl ist zudem gut stapelbar, und die Schreibtablare lassen
sich mit der Dreh- und Kippvorrichtung auch zum Nachrüsten bereits vorhandener Mehrzweckstühle
einsetzen.
Bezugszeichenliste
[0020]
- 1
- Schreibtablar
- 2
- Armlehne
- 3
- Haltebügel
- 4
- Nahezu horizontaler Teil des Haltebügels 3
- 5
- Abgewinkelter Teil des Haltebügels 3
- 6
- Dreh- und Kippvorrichtung
- 7
- Kippachse
- 8
- Aufnahmeelement
- 9
- Kreisförmiges Abschlussteil des Aufnahmeelementes 8
- 10
- Ring
- 11
- Öffnungen im Schreibtablar 1 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln
- 12
- Öffnungen im Ring 10 zur Aufnahme von Befestigungsmitteln
- α
- Winkel zwischen den beiden Teilen 4 und 5 des Haltebügels 3
1. Mehrzweckstuhl mit einem wegklappbaren Schreibtablar (1) und mit Armlehnen (2), welche
zwecks Stapelbarkeit des Mehrzweckstuhles auf dem nahezu horizontalen Teil (4) eines
abgewinkelten Haltebügel (3) fixiert sind, dadurch gekennzeichnet, dass das Schreibtablar (1) über eine an seiner Unterseite angebrachte kombinierte Dreh-
und Kippvorrichtung (6) mit einer der Armlehnen (2) verbunden ist.
2. Mehrzweckstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehund Kippvorrichtung (6) aus einer Kippachse (7) besteht, deren erstes Endstück
im an der Unterseite der Armlehne (2) fixierten horizontalen Teil (4) des Haltebügels
(3) angeordnet ist und deren zweites Endstück sich durch ein Aufnahmeelement (8) hindurchstreckt,
wobei das Aufnahmeelement (8) ein kreisförmiges Abschlussteil (9) aufweist und dieses
Abschlussteil (9) von einem Ring (10) aufgenommen wird, welcher an der Unterseite
des Schreibtablars (1) befestigt ist und eine Drehbewegung des Schreibtablars (1)
um den Mittelpunkt des kreisförmigen Abschlussteiles (9) ermöglicht.
3. Mehrzweckstuhl nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass im Aufnahmeelement (8) zwei Endanschläge für einen Stift vorgesehen sind, die gewährleisten,
dass bei Bewegung der Kippachse (7) entweder die horizontale Gebrauchsstellung des
Schreibtablars (2) oder die vertikale Nichtgebrauchsstellung des Schreibtablars (1
) einstellbar sind.
4. Mehrzweckstuhl nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass im Schreibtablar (1 ) ein Gegengewicht zur Unterstützung der Drehbewegung angeordnet
ist.