[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, insbesondere
mit Kraftstoff-Direkteinspritzung, insbesondere Dieselmotor, insbesondere eines Kraftfahrzeugs,
mit einem Luftpfad für Ansaugluft, wobei in dem Luftpfad für Ansaugluft ein Kompressor,
ein Abgasturbolader und eine Verdichtungsdrosselklappe angeordnet sind, wobei ein
Ausgang des Kompressors mit einem Eingang des Abgasturboladers verbunden ist und ein
den Kompressor überbrückender sowie durch die Verdichtungsdrosselklappe wahlweise
schließbarer Luftkanal (Bypass-Leitung) vorgesehen ist, gemäß dem Oberbegriff des
Anspruchs 1.
[0002] Bei doppelt aufgeladenen Brennkraftmaschinen ist neben einem Abgasturbolader zusätzlich
ein Kompressor im Frischluftpfad angeordnet. Eine Bypass-Leitung mit Verdichtungsdrosselklappe
überbrückt wahlweise den Kompressor, da die Förderleistung des Kompressors im oberen
Drehzahlbereich nicht ausreicht, um den Motor mit genügend Frischluft zu versorgen.
Wird die Verdichtungsdrosselklappe geöffnet, so kann der Abgasturbolader über die
Bypass-Leitung im oberen Drehzahlbereich und bei ausgeschaltetem Kompressor im unteren
Teillastbereich seine Frischluft entnehmen. Die Verdichtungsdrosselklappe dient zum
Regeln der Verdichtung des Kompressors. Um eine unerwünschte Rückströmung über die
Verdichterdrosselklappe in solchen Situationen zu verhindern, in denen der Kompressor
weniger Luft fördert als der Abgasturbolader aus dem Raum nach der Verdichterdrosselklappe
absaugt, ist üblicherweise eine Rückschlagklappe in der Bypass-Leitung vorgesehen,
die sich bei Unterdruck in der Bypass-Leitung automatisch öffnet.
[0003] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der obengenannten
Art zur bzgl. der Steuerung der Frischluftzufuhr bei doppelt aufgeladenen Brennkraftmaschinen
zu verbessern.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren der o.g. Art mit den in Anspruch
1 gekennzeichneten Merkmalen gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind
in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0005] Dazu ist es erfindungsgemäß vorgesehen, daß ein Frischluft-Massenstrom
ṁK durch den Kompressor und ein Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader bestimmt wird; daß der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁK mit dem Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁATL verglichen wird; und daß die Verdichtungsdrosselklappe geschlossen wird, wenn der
Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁK gleich oder größer als der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁATL ist.
[0006] Dies hat den Vorteil, daß eine Strömungsumkehr an der Verdichtungsdrosselklappe überwacht
und bei erkannter Strömungsumkehr die Verdichtungsdrosselklappe aufgesteuert wird.
Dadurch kann eine zusätzliche Rückschlagklappe in der Bypass-Leitung entfallen.
[0007] Um den Abgasturbolader auf der Saugseite nicht anzudrosseln wird ein Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader mit einem Druck
pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe verglichen und die Verdichtungsdrosselklappe komplett
aufgesteuert, wenn der Druck
pvATL gleich dem Druck
pvVDK ist. Der Druck
pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe wird gemessen oder berechnet oder gleich einem
Umgebungsdruck
pu gesetzt.
[0008] In einer bevorzugten Ausführungsform wird ein Frischluft-Massenstrom
ṁVDK durch die Verdichtungsdrosselklappe berechnet und aus der Summe
ṁK -
ṁVDK -
ṁATL von zuströmenden und abströmenden Frischluft-Massenströmen vor dem Abgasturbolader
ein Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader berechnet. Hierbei wird der Druck
pvATL durch Integration der Gleichung

berechnet, wobei
VK_ATL das Volumen des Luftpfades zwischen dem Kompressor und dem Abgasturbolader,
R die Gaskonstante und
TL die Temperatur der Luft zwischen dem Kompressor und dem Abgasturbolader ist. Der
Frischluft-Massenstrom
ṁVDK wird bevorzugt aus einem Modell für die Verdichtungsdrosselklappe mit den Eingangsparametern
Umgebungstemperatur t
u, Umgebungsdruck p
u und Stellung
αVDK der Verdichtungsdrosselklappe berechnet.
[0009] Zweckmäßigerweise werden die Frischluft-Massenströme
ṁATL und
ṁK berechnet. Hierzu wird der Frischluft-Massenstrom
ṁK aus einem Modell für den Kompressor mit den Eingangsparametern Kompressordrehzahl
nK und Umgebungsdruck
pu und der Frischluft-Massenstrom
ṁATL aus einem Modell für den Abgasturbolader mit den Eingangsparametern Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader und Drehzahl
nATL des Abgasturboladers und/oder Leistung
PATL des Abgasturboladers berechnet. Die Drehzahl
nATL des Abgasturboladers wird dabei bevorzugt aus einem Turbinenmodell für den Abgasturbolader
mit einem Abgas-Massenstrom
ṁAbg, einer Abgastemperatur
TAbg, einem Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader aus einer vorhergehenden Berechnung, einer Temperatur
TATL am Abgasturbolader, einem Abgas-Massenstrom
ṁWG durch ein Wastegate und einem Öffnungswert
αWG für das Wastegate als Eingangswerte berechnet. Der Abgas-Massenstrom
ṁAbg wird beispielsweise aus einer Füllungserfassung und die Abgastemperatur
TAbg wird beispielsweise aus einem Abgastemperaturmodell bestimmt.
[0010] Um ein Leersaugen des Volumens zwischen Abgasturbolader und Kompressor zu verhindern,
wird die Verdichtungsdrosselklappe nur dann zugesteuert, wenn der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁK größer als der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁATL ist.
[0011] Weitere Merkmale, Vorteile und vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben
sich aus den abhängigen Ansprüchen, sowie aus der nachstehenden Beschreibung der Erfindung
anhand der beigefügten Zeichnungen. Diese zeigen in
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung des Luftpfades und einer Abgasseite einer doppelt aufgeladenen
Brennkraftmaschine,
- Fig. 2
- eine schematische Darstellung der Modellierung von Motorkomponenten der Brennkraftmaschine
gemäß Fig. 1,
- Fig.3
- eine schematische Darstellung der Modellierung des Luftpfades der Brennkraftmaschine
gemäß Fig. 1, und
- Fig. 4
- eine schematische Darstellung eines Turbinenmodells.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend lediglich beispielhaft anhand einer
doppelt aufgeladenen Brennkraftmaschine erläutert. Obwohl die Erfindung bei doppelt
aufgeladenen Brennkraftmaschine besondere Vorteile bietet, ist sie nicht auf doppelt
aufgeladene Brennkraftmaschinen beschränkt. Wie aus Fig. 1 ersichtlich, umfaßt die
Brennkraftmaschine einen Luftpfad, in dem ein Luftfilter 10, ein Kompressor 12, ein
den Kompressor 12 überbrückender Luftkanal 14, eine den Luftkanal 14 wahlweise verschließende
Verdichtungsdrosselklappe 16, ein Abgasturbolader 18, ein Ladeluftkühler 20, eine
Drosselklappe 22 und ein Saugrohr 24, welches in jeweilige Brennräume in einem Zylinderkurbelgehäuse
26 der Brennkraftmaschine mündet, angeordnet sind. An einem Abgaskrümmer 28 ist ein
Wastegate 30 angeordnet, welches eine Turbine 32 des Abgasturboladers 18 mit einem
Abgasstrom beaufschlagt. Der Abgasturbolader 18 umfaßt ferner einen Verdichter 33.
Ein Ausgang des Kompressors 12 mündet in einen Eingang des Abgasturboladers 18. Der
Kompressor 12 wird über einen Riemen 34 von einer Kurbelwelle der Brennkraftmaschine
angetrieben. Hierbei ist der Antrieb des Kompressors 12 mittels einer Kupplung 36,
beispielsweise einer Magnetkupplung, wahlweise von der Kurbelwelle trennbar. Das Konzept
dieser Anordnung liegt darin, in einem niedrigen Drehzahlbereich eine Aufladung durch
den Kompressor 12 zu realisieren und ab einer bestimmten Drehzahl, ab der der Abgasturbolader
18 eine ausreichende Aufladung gewährleistet, den Kompressor 12 abzuschalten. Jeweilige
Sensoren 38, 40, 42 und 44 messen jeweils einen Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader 18, einen Druck
pvDK vor der Drosselklappe 22, einen Druck
ps im Saugrohr 24 und einen Umgebungsdruck
pu.
[0013] Der Saugrohrdruck
ps wird modelliert, d.h. aus einem Modell zu berechnet. Hierbei liegt der Berechnung
einer Druckänderung in einem Volumen folgende Überlegung zugrunde: Wenn in ein vorgegebenes
Volumen
VASR ein Massenstrom
ṁE einströmt und ein Massenstrom
ṁA abströmt, dann ist eine Druckänderung über dieses Volumen proportional zu einer Summe
aller einströmenden und ausströmenden Massenströme, wobei abströmende Massenströme
negativ in die Summe eingehen. Es gilt daher

[0014] Aus der Gleichung

folgt dann

[0015] Bei bekannten Massenströmen, Volumen und Temperatur berechnet sich dann der Druck
durch Integration dieser Gleichung.
[0016] Fig. 2 zeigt eine Darstellung der modellierten Motorkomponenten. Ein Druck 46 vor
dem Kompressor 12, beispielsweise der Umgebungsdruck, wird einem Modell 48 für den
Kompressor 12 und einem Modell 50 für die Verdichtungsklappe 16 zugeführt. Zusätzlich
erhält das Modell 50 bei 51 einen Istwinkel (Winkelstellung) der Verdichtungsdrosselklappe
16. Diese beiden Modelle 50 und 48 werden in Echtzeit gleichzeitig berechnet und liefern
einen Druck 52 vor dem Abgasturbolader 18. Der Druck 52 vor dem Abgasturbolader 18
wird einem Modell 54 für den Abgasturbolader 18 zugeführt und daraus zusammen mit
einer Laderdrehzahl und/oder Laderleistung 56 aus einem Turbinenmodell 58 ein Druck
60 vor der Drosselklappe 22 berechnet. Der Druck 60 vor der Drosselklappe 22 wird
einem Modell 62 für die Drosselklappe 22 zugeführt, welches zusätzlich bei 63 den
Istwinkel (Winkelstellung) der Drosselklappe 22 erhält, und es wird daraus der modellierte
Saugrohrdruck 64 berechnet. Dieser modellierte Saugrohrdruck 64 wird einem Saugrohrmodell
66 zugeführt, mittels welchem die Berechnung zur Füllungserfassung durchgeführt wird.
Zusätzlich wird dem Saugrohrmodell 66 ein aus den gemessene Größen 67 für die Drücke
vor Abgasturbolader 18 und Drosselklappe 22 sowie dem gemessenen Druck im Saugrohr
24 abgeleiteter Saugrohrdruck bei 69 zugeführt. Aus dem Saugrohrmodell 66 werden Abgas-Massenstrom
68 und Abgastemperatur 70 berechnet und dem Turbinenmodell 58 zugeführt, wodurch sich
ein geschlossenes, numerisches Modell ergibt. In der Darstellung gemäß Fig. 2 bezeichnet
72 denjenigen Teil, welcher den Frischluftpfad modelliert.
[0017] Fig. 3 veranschaulicht die Modellierung des Frischluftpfades 72 gemäß Fig. 2 im einzelnen.
Der Frischluftpfad ist in vier Teilsysteme 74, 76, 78 und 80 aufgeteilt. Das erste
Teilsystem 74 beschreibt den Teil des Frischluftpfades vor der Verdichtungsdrosselklappe
16. Das zweite Teilsystem 76 beschreibt den Teil des Frischluftpfades zwischen der
Verdichtungsdrosselklappe 16, dem Kompressor 12 und dem Abgasturbolader 18. Das dritte
Teilsystem 78 beschreibt den Teil des Frischluftpfades zwischen dem Abgasturbolader
18 und der Drosselklappe 22. Das vierte Teilsystem 80 beschreibt den Teil des Frischluftpfades
zwischen der Drosselklappe 22 und den Eingängen in Brennräume der Brennkraftmaschine,
d.h. den Teil des Frischluftpfades, welcher durch das Saugrohr 24 gebildet ist.
[0018] Dem Modell 50 für die Verdichtungsdrosselklappe 16 werden bei 82 als Eingangswerte
die Umgebungstemperatur
TU, der Umgebungsdruck
pu und die Stellung der Verdichtungsdrosselklappe
αVDK zugeführt. Bei 84 gibt das Modell 50 für die Verdichtungsdrosselklappe 16 einen Frischluft-Massenstrom
ṁVDK durch die Verdichtungsdrosselklappe 16 aus. Dem Modell 48 für den Kompressor 12 werden
bei 86 als Eingangswerte eine Kompressordrehzahl
nK und ein Umgebungsdruck
pu zugeführt. Bei 88 gibt das Modell 48 für den Kompressor 12 einen Frischluft-Massenstrom
ṁK durch den Kompressor 12 aus. Dem Modell 54 für den Abgasturbolader 18 wird bei 90
als Eingangswert ein Druck vor dem Abgasturbolader
pvATL zugeführt. Bei 91 wird dem Modell 54 für den Abgasturbolader 18 zusätzlich die im
Turbinenmodell 58 berechnete Drehzahl
nATL des Abgasturboladers 18 und/oder Leistung
PATL des Abgasturboladers 18 zugeführt. Bei 92 gibt das Modell 54 für den Abgasturbolader
18 einen Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader 18 und eine Temperatur am Abgasturbolader
TATL aus.
[0019] Bei 94 werden dem Modell 62 für die Drosselklappe 22 als Eingangswerte eine Temperatur
TvDK vor der Drosselklappe 22, ein Druck
ps im Saugrohr 24, der Druck
pvDK vor der Drosselklappe 22 und eine Stellung (Winkelstellung)
αDK der Drosselklappe 22 zugeführt. Bei 96 gibt das Modell 62 für die Drosselklappe 22
einen Frischluft-Massenstrom
ṁDK durch die Drosselklappe 22 aus.
[0020] Bei 98 erfolgt die Summenbildung

und diese Summe wird einem Berechnungsblock 100 zugeführt, der die folgende Gleichung
Integriert,

wobei
VK_ATL das Volumen des Luftpfades zwischen dem Kompressor und dem Abgasturbolader,
R die Gaskonstante und
TL die Lufttemperatur zwischen dem Kompressor 12 und dem Abgasturbolader 18, d.h. im
zweiten Teilsystem 76, ist. Der so berechnete Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader 18 wird bei 102 ausgegeben. Dieser Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader 18 wird über 104 sowohl an das Modell 50 für die Verdichtungsdrosselklappe
16 als auch an das Modell 48 für den Kompressor 12 zurück geführt. Außerdem dient
er nach dem Anlaufen der Berechnung als Eingangswert bei 90 für das Modell 54 für
den Abgasturbolader 18.
[0021] Bei 106 erfolgt die Summenbildung

und diese Summe wird einem nachfolgenden Berechnungsblock 108 zugeführt, der die
folgende Gleichung Integriert,

wobei
VATL_DK das Volumen des Luftpfades zwischen dem Abgasturbolader und der Drosselklappe,
R die Gaskonstante und
TL die Lufttemperatur zwischen dem Abgasturbolader 18 und der Drosselklappe 22, d.h.
im dritten Teilsystem 78, ist. Der so berechneten Druck
pvDK vor der Drosselklappe 22 wird bei 110 ausgegeben. Dieser Druck
pvDK vor der Drosselklappe 22 wird über 112 an das Modell 54 für den Abgasturbolader 18
zurückgeführt. Außerdem dient er nach dem Anlaufen der Berechnung als Eingangswert
bei 94 für das Modell 62 für die Drosselklappe 22.
[0022] Bei 114 erfolgt die Summenbildung

wobei
ṁBr ein Frischluft-Massenstrom in einen Brennraum der Brennkraftmaschine ist und bei
115 zugeführt wird. Dieser Wert
ṁBr beschreibt ein Schluckverhalten der Brennkraftmaschine und ist ein motorspezifischer
und im wesentlichen konstanter Wert. Diese Summe wird einem nachfolgenden Berechnungsblock
116 zugeführt, der die folgende Gleichung Integriert,

wobei
Vs das Volumen des Saugrohres 24, R die Gaskonstante und
TL die Lufttemperatur im Saugrohr, d.h. im vierten Teilsystem 80, ist. Der so berechneten
Druck
ps im Saugrohr wird bei 118 ausgegeben.
[0023] Fig. 4 veranschaulicht im Detail das Turbinenmodell 58. Dieses weist ein Modell 120
für das Wastegate 30 auf, dem als Eingangswerte bei 122 der Abgas-Massenstrom
ṁAbg und bei 124 ein Öffnungswert
αWG für das Wastegate 30 zugeführt wird. Der Öffnungswert
αWG beschreibt, welchen Anteil des Abgas-Massenstromes
ṁAbg das Wastegate 30 in die Turbine 32 leitet. Dieser Öffnungswert ist beispielsweise
ein Tastverhältnis eines das Wastegate ansteuernden, elektrischen Signals. Das Tastverhältnis
beschreibt, mit welchem Öffnungsquerschnitt der Ladedruck oder der Umgebungsdruck
auf das Wastegateventil geleitet wird. Der Überdruck durch den Lader öffnet dann das
Wastegateventil. Der Anteil des Abgasmassenstroms in die Turbine wird somit von dem
Tastverhältnis und dem anliegenden Ladedruck bestimmt:
ṁWG =
f(tvWG, pvDK, pu), wobei
tvWG das Tastverhältnis für das Wastegate,
pvDK der Druck vor der Drosselklappe 22 und
pu der Umgebungsdruck ist. Bei 126 gibt das Wastegatemodell 120 einen Abgas-Massenstrom
ṁWG durch das Wastegate 30 aus. Bei 128 gibt das Wastegatemodell 120 einen Abgas-Massenstrom
ṁTurb durch die Turbine 32 aus. In einem nachfolgenden Berechnungsblock 130 wird aus dem
Abgas-Massenstrom
ṁTurb durch die Turbine 32 und einem bei 132 zugeführten Wert für die Abgastemperatur
TAbg mittels eines Kennfeldes für die Turbine 32 ein Druckverhältnis
ΠTurb über die Turbine 32 bestimmt und bei 134 ausgegeben. In einem nachfolgenden Berechnungsblock
136 wird über eine Funktion
PTurb =
f(π) eine Turbinenleistung
PTurb bestimmt und bei 138 ausgegeben. In einem nachfolgenden Berechnungsblock 140 wird
über die Leistungsbilanz des Abgasturboladers 18
PTurb =
PVerd, wobei
PVerd eine Verdichterleistung ist, und den Eingangswerten Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader 18 bei 142 sowie Abgastemperatur
TATL bei 144 ein Druckverhältnis
ΠVerd über den Verdichter 33 bestimmt und bei 146 ausgegeben. In einem nachfolgenden Block
148 wird aus dem Druckverhältnis
ΠVerd und dem bei 150 zugeführten Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader 18 aus einer vorhergehenden Berechnung über ein Kennfeld
für den Verdichter 33 die Drehzahl
nATL des Abgasturboladers 18 iterativ bestimmt und bei 152 ausgegeben.
[0024] Zum Regeln der Druckes vor dem Abgasturbolader 18 wird die Verdichtungsdrosselklappe
16 je nach Bedarf geschlossen oder geöffnet. Mit zunehmender Drehzahl saugt der Abgasturbolader
18 immer mehr Luft ab. Sobald die vom Abgasturbolader 18 abgesaugte Luftmasse der
vom Kompressor 12 geförderten entspricht, herrscht Druckausgleich zwischen der Saugseite
des Abgasturboladers 18 und der Druckseite bzw. dem Druck des Kompressors 12. Dieser
Zustand wird erkannt und die Verdichtungsdrosselklappe 16 dann komplett aufgesteuert,
um den Abgasturbolader 18 nicht anzudrosseln. Zur Erkennung des Druckausgleichs wird
der Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader 18 und der Druck
pvDK vor der Verdichtungsdrosselklappe 16 mittels des Modells gemäß Fig. 2 in oben angegebener
Weise berechnet. Erfindungsgemäß werden diese Drücke
pvATL und
pvDK verglichen und zusätzlich die Frischluft-Massenströme
ṁATL durch den Abgasturbolader 18 und
ṁK durch den Kompressor 12 mittels des Modells gemäß Fig. 2 in oben angegebener Weise
berechnet. Ist der Frischluft-Massenstrom
ṁK durch den Kompressor 12 gleich oder größer dem Frischluft-Massenstrom
ṁATL durch den Abgasturbolader 18, wird Strömungsumkehr an der Verdichtungsdrosselklappe
16 erkannt und diese geschlossen. Das Schließen der Verdichtungsdrosselklappe 16 erfolgt
erst, wenn der Frischluft-Massenstrom
ṁK durch den Kompressor 12 größer wird als vom Abgasturbolader 18 benötigte Frischluft-Massenstrom
ṁATL. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform wird der Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader gemessen.
[0025] Die Aufsteuerung der Verdichtungsdrosselklappe 16 erfolgt in Abhängigkeit von einem
Vergleich des Druckes
pvATL vor Abgasturbolader 18 mit dem Druck
pvDK vor der Verdichtungsdrosselklappe 16. Das Schließen der Verdichtungsdrosselklappe
16 erfolgt dagegen in Abhängigkeit von einem Vergleich des Frischluft-Massenstromes
ṁATL durch den Abgasturbolader mit dem Frischluft-Massenstrom
ṁK durch den Kompressor. Der Massenstromvergleich, also der größer werdende Kompressormassenstrom
ṁK gegenüber dem ATL-Massenstrom
ṁATL ist für das Schließen der Verdichtungsdrosselklappe 16 ein notwendiges Kriterium.
Der umgekehrte Fall, also das kleiner werden des Kompressormassenstroms
ṁK gegenüber dem ATL-Massenstrom
ṁATL, stellt für das Öffnen der Verdichtungsdrosselklappe 16 lediglich ein hinreichendes
Kriterium dar. Wichtig ist in diesem Fall der Druckvergleich, also daß der Druck
pvATL vor dem Abgasturbolader gleich dem Druck
pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe 16 ist.
[0026] Die zum Vergleich benötigten Drücke werden wahlweise nach den oben angegebenen Gleichungen
modelliert oder alternativ gemessen. Die bevorzugte Ausführungsform ist das Messen
des Druckes
pvATL vor dem Abgasturbolader 18 und das Berechnen des Druckes
pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe 16 aus dem Umgebungsdruck. Die Modellierung des
Druckes
pvATL vor dem Abgasturbolader 18 erfolgt beispielsweise bei Entfall des Sensors 38 vor
dem Abgasturbolader 18.
1. Verfahren zum Betreiben einer Brennkraftmaschine, insbesondere mit Kraftstoff-Direkteinspritzung,
insbesondere Dieselmotor, insbesondere eines Kraftfahrzeugs, mit einem Luftpfad für
Ansaugluft, wobei in dem Luftpfad für Ansaugluft ein Kompressor, ein Abgasturbolader
und eine Verdichtungsdrosselklappe angeordnet sind, wobei ein Ausgang des Kompressors
mit einem Eingang des Abgasturboladers verbunden ist und ein den Kompressor überbrückender
sowie durch die Verdichtungsdrosselklappe wahlweise schließbarer Luftkanal (Bypass-Leitung)
vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß ein Frischluft-Massenstrom ṁK durch den Kompressor und ein Frischluft-Massenstrom ṁATL durch den Abgasturbolader bestimmt wird; daß der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁK mit dem Wert des Frischluft-Massenstromes ṁATL verglichen wird; und daß die Verdichtungsdrosselklappe geschlossen wird, wenn der
Wert des Frischluft-Massenstromes ṁK gleich oder größer als der Wert des Frischluft-Massenstromes ṁATL ist.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Frischluft-Massenströme ṁATL und ṁK berechnet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Druck pvATL vor dem Abgasturbolader mit einem Druck pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe verglichen wird und die Verdichtungsdrosselklappe
komplett aufgesteuert wird, wenn der Druck pvATL gleich dem Druck pvVDK ist.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck pvVDK vor der Verdichtungsdrosselklappe gemessen oder berechnet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck pvDK vor der Verdichtungsdrosselklappe gleich einem Umgebungsdruck pu gesetzt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß ein Frischluft-Massenstrom ṁVDK durch die Verdichtungsdrosselklappe berechnet wird und daß aus der Summe ṁK - ṁVDK - ṁATL von zuströmenden und abströmenden Frischluft-Massenströmen vor dem Abgasturbolader
ein Druck pvATL vor dem Abgasturbolader berechnet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet, daß der Druck
pvArL durch Integration der Gleichung

berechnet wird, wobei
VK-ATL das Volumen des Luftpfades zwischen dem Kompressor und dem Abgasturbolader,
R die Gaskonstante und
TL die Temperatur der Luft zwischen dem Kompressor und dem Abgasturbolader ist.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Frischluft-Massenstrom ṁVDK aus einem Modell für die Verdichtungsdrosselklappe mit den Eingangsparametern Umgebungstemperatur
tu, Umgebungsdruck pu und Stellung αVDK der Verdichtungsdrosselklappe berechnet wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Frischluft-Massenstrom ṁK aus einem Modell für den Kompressor mit den Eingangsparametern Kompressordrehzahl
nK und Umgebungsdruck pu berechnet wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Frischluft-Massenstrom ṁATL aus einem Modell für den Abgasturbolader mit den Eingangsparametern Druck pvATL vor dem Abgasturbolader und Drehzahl n ATL des Abgasturboladers und/oder Leistung PATL des Abgasturboladers berechnet wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Drehzahl nATL des Abgasturboladers aus einem Turbinenmodell für den Abgasturbolader iterativ mit
einem Abgas-Massenstrom ṁAbg, einer Abgastemperatur TAbg, einem Frischluft-Massenstrom ṁATL durch den Abgasturbolader aus einer vorhergehenden Berechnung, einer Temperatur TATL am Abgasturbolader, einem Abgas-Massenstrom ṁWG durch ein Wastegate und einem Öffnungswert αWG für das Wastegate als Eingangswerte berechnet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß der Abgas-Massenstrom ṁAbg aus einer Füllungserfassung und die Abgastemperatur TAbg aus einem Abgastemperaturmodell bestimmt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Druck pvATL vor dem Abgasturbolader gemessen wird.
14. Verfahren nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Verdichtungsdrosselklappe nur dann zugesteuert wird, wenn der Wert des Frischluft-Massenstromes
ṁK größer als der Wert des Frischluft-Massenstromes ṁATL ist.