[0001] Die Erfindung betrifft eine Seilwinde umfassend eine Übersetzungsanordnung und mindestens
eine Antriebseinheit.
[0002] Seilwinden werden in verschiedenen technischen Gebieten eingesetzt, wobei je nach
Anforderung die Seilwinden unterschiedliche Abmessungen besitzen. Insbesondere bei
Seilwinden mit grossen Seillängen ergeben sich entsprechende Abmessungen für die Seilwinde,
die eine Handhabung der Winde bei beispielsweise Transport oder Wartung erschweren.
Für einen Betrieb solcher grosser Seilwinden muss zudem eine dafür ausgelegte Antriebseinheit
bereitgestellt werden. In der Regel weist die Antriebseinheit einen kompakten, aus
wenigen Teilen bestehenden Aufbau auf, der sich allerdings bei Auftreten von Defekten
als nachteilig erweist. Für eine Reparatur muss die gesamte Antriebseinheit ausgebaut
werden, wodurch die Seilwinde nicht betriebsbereit ist und Verzögerungen im Arbeitsablauf
auftreten.
[0003] Aus der SU 1291536 ist bekannt, mehrere Motoren sternförmig um ein Stirnrad anzuordnen
und deren Antriebsritzel mit dem Stirnrad in Eingriff zu bringen. Zur Bremsung der
Seilwinde ist auf einem Hilfsabtrieb eine Bremse angeordnet.
Eine Seilwinde mit einer Anordnung von Motoren, die auf einen mit einem Zahnkranz
versehenen Flansch wirken, beschreibt DE 1920895. Die Seilwinde wird entweder durch
direkt auf die Motoren wirkende Bremsen oder durch eine Lamellenbremse, die auf der
gegenüberliegenden Trommelseite angeordnet ist, gebremst. Derartige Aufbauweisen sind
allerdings nachteilig, da sie eine kompakte Bauweise verhindern bzw. die Wartung der
Seilwinde schwierig gestalten.
[0004] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, die Nachteile des Bekannten zu vermeiden,
insbesondere eine Seilwinde mit einer alternativen Übersetzungsanordnung bereitzustellen.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch eine Seilwinde mit mindestens einer Antriebseinheit
und einer Übersetzungsanordnung entsprechend den kennzeichnenden Merkmalen der unabhängigen
Patentansprüche.
[0006] Eine erfindungsgemässe Seilwinde umfasst eine Übersetzungsanordnung und mindestens
eine Antriebseinheit, wobei die Übersetzungsanordnung ein Stirnrad, und mindestens
zwei mit dem Stirnrad in Eingriff stehende Ritzel aufweist, und die Antriebseinheit
mit einem Ritzel verbunden ist. Die Seilwinde wird durch mindestens eine Bremseinrichtung
gekennzeichnet, die mit dem zweiten Ritzel verbunden ist.
[0007] Unter einer Übersetzungseinrichtung im Sinne der Erfindung ist eine Anordnung zu
verstehen, die eine Umwandlung einer grossen Antriebswinkelgeschwindigkeit in eine
kleinere Abtriebswinkelgeschwindigkeit bzw. in umgekehrter Richtung ermöglicht. Die
Übersetzung u einer solchen Übersetzungseinrichtung, beispielsweise bestehend aus
zwei in Eingriff stehenden Zahnrädern, ergibt sich als Quotient der jeweiligen Zähneanzahl
der Zahnräder, der Drehzahlen, der Winkelgeschwindigkeiten oder der Drehmomente.
[0008] Die Antriebseinheit bewirkt das Auf- oder Ausspulen des Seiles auf bzw. von der Seiltrommel.
Dem Fachmann sind verschiedene geeignete Antriebseinheiten wie Elektromotor, Hydraulikmotor
etc. bekannt. Bevorzugt werden Hydraulikmotoren, insbesondere Axialkolbenmotoren oder
Motoren nach dem System Gehrotore eingesetzt, da sie vorteilhafte Steuerungseigenschaften
aufweisen.
[0009] Eine Bremseinrichtung bewirkt sowohl eine Verlangsamung der Rotationsbewegung der
Seiltrommel, wenn das Seil mit veränderter Geschwindigkeit aus- bzw. aufgespult werden
soll, als auch eine Feststellung der Seiltrommel beim Stillstand der Seilwinde.
[0010] Die unabhängige Wirkung der Antriebseinheit sowie der Bremseinrichtung, jeweils über
entsprechende Ritzel, auf das Stirnrad und so auf die Seiltrommel führt zu Vorteilen
im Betrieb der Seilwinde. Aufgrund der räumlichen Trennung führt ein Ausfall einer
Bremseinrichtung bzw. einer Antriebseinheit im Gegensatz zum Stand der Technik nicht
auch zwangsläufig zum Ausfall einer damit verbundenen Antriebseinheit bzw. Bremseinrichtung.
Die Betriebssicherheit der Seilwinde ist aufgrund dieser Konzeption erhöht.
[0011] Die Antriebseinheit wie auch die Bremseinrichtungen befinden sich gemäss der Erfindung
auf derselben Stirnseite der Seiltrommel und sind gleichzeitig für eine Wartung bzw.
Reparatur zugänglich. Die getrennte Anordnung lässt weiterhin eine schnelle Anpassung
der Antriebseinheit oder der Bremseinrichtung auf veränderte Anforderungen beim Betrieb
der Seilwinde zu. Beispielsweise kann durch den Einbau eines kräftigeren Motors die
Seilgeschwindigkeit (unter Berücksichtigung der Belastungsfähigkeit der Seilwinde)
erhöht werden oder durch einen feiner ansteuerbaren Motor eine genauere Positionierbarkeit
des Seilendes bei entfernteren Lastanschlagsstellen erzielt werden. Ebenfalls lässt
sich eine Seilwinde durch einen Austausch einer Bremseinrichtung gegen eine andersartig
funktionierende Bremseinrichtung leichter umrüsten.
[0012] Als Bremseinrichtung lassen sich Scheibenbremsen oder Lamellenbremsen einsetzen.
Die Anzahl der Bremseinrichtungen richtet sich nach den Erfordernissen, die an die
Seilwinde gestellt werden. Aus Sicherheitsgründen ist jedoch vorteilhaft, eine Redundanz
der Bremseinrichtung vorzusehen. Deshalb wird die Bremseinrichtung mindestens eine
Scheibenbremse oder Lamellenbremse aufweisen. Bevorzugt wird jedoch eine Bremseinrichtung
gewählt werden, die zwei Scheiben- oder Lamellenbremsen aufweist. Weiter bevorzugt
ist die Bremseinrichtung ausgebildet, wenn sie zwei oder mehr verschieden wirkende
Bremsen aufweist. Beispielsweise kann die Bremseinrichtung jeweils zwei Scheibenbremsen
und zwei Lamellenbremsen aufweisen. Während einer dieser Bremsentypen als Betriebsbremse
wirkt, kann der andere Typ als Feststellbremse eingesetzt werden. Dem Fachmann sind
weitere Bremsentypen bekannt, die sich ebenfalls als Bremseinrichtung im Sinne der
Erfindung einsetzen lassen.
[0013] Besonders vorteilhaft ist es, anstatt einer Antriebseinheit zu installieren, den
Antrieb der Seiltrommel durch mehrere, kleinere Antriebseinheiten zu gewährleisten.
Eine Veränderung der Bremseinrichtung ist dabei nicht zwingend erforderlich. Die Aufteilung
der Antriebsleistung auf mehrere Einheiten lässt einen ökonomischeren Betrieb der
Seilwinde zu, da in der Regel die Seilwinde nicht kontinuierlich mit maximaler Leistung
betrieben wird. Eine Anpassung an die jeweils erforderliche Leistung ist durch Zuschalten
und Abschalten der einzelnen Antriebseinheiten vorteilhaft möglich. Auch im Falle
eines Defektes an einer Antriebseinheit kann die Seilwinde mit reduzierter Leistung,
weiterbetrieben werden. Hydraulikmotoren sind in diesem Zusammenhang vorteilhaft einsetzbar,
da sie an ein Flüssigkeitssystem angeschlossen werden können und letztlich nur eine
Pumpe zur Umwälzung der Flüssigkeit erforderlich wird. Die Antriebseinheiten, insbesondere
die Hydraulikmotoren sind zudem getrennt voneinander ansteuerbar.
[0014] Der Einsatz von mehreren kleineren Antriebseinheiten sowie mehreren Bremseinrichtungen
lässt eine gedrängtere Bauweise an der Übersetzungsanordnung zu, die insbesondere
für einen Transport der Seilwinde Vorteile eröffnet.
[0015] Das Stirnrad ist in einer Lageranordnung mit einer Vielzahl von Motorenpositionen
gelagert. Je nach Anwendungsfall lassen sich also verschiedene Antriebseinheiten und
Bremsanordnungen zu einer Baueinheit kombinieren.
[0016] Bevorzugt ist die Seilwinde so ausgebildet, dass die Übersetzungsanordnung an die
Seiltrommel anflanschbar ist. Da die Übersetzungsanordnung nicht fest, d.h nicht untrennbar
mit der Seiltrommel bzw. mit der Welle, auf der die Seiltrommel angeordnet ist, verbunden
ist, wird dem Nutzer die Wartung bzw. Reparatur der Seilwinde einfacher gemacht. Im
Falle eines Defektes kann die Übersetzungsanordnung von der Seiltrommel getrennt werden
und durch eine Ersatz-Übersetzungsanordnung ersetzt werden. Die Seilwinde kann weiterbetrieben
werden und die defekte Übersetzungsanordnung einer Werkstatt zur Reparatur zugeführt
werden. Verschiedene Arten des Anflanschens sind dem Fachmann bekannt.
[0017] Eine erfindungsgemässe Seilwinde ist weiter bevorzugt mit einer Scheiben- oder Bandbremse
als Notbremse ausgerüstet. Für eine mögliche Notfallsituation, in der die Antriebseinheit
bzw. die Bremseinrichtung ausfällt, wird so sichergestellt, dass die Seilwinde zum
Stillstand gebracht und festgesetzt werden kann. Diese von der Antriebseinheit bzw.
Betriebs-Bremseinrichtung unabhängige Band- oder Scheibenbremse ist eine Sicherheitsreserve
für den Betrieb der Seilwinde.
[0018] In einer Ausführungsform ist die Seilwinde so ausgestaltet, dass die Antriebseinheit
zur Energie-Rückgewinnung dient. Die Antriebseinheit wird damit als eine Bremseinrichtung
eingesetzt und führt ebenfalls zu einem ökonomischeren Betrieb der Seilwinde, insbesondere
kann eine längere Lebensdauer der anderen Bremseinrichtungen erzielt werden. Beispielsweise
kann bei einem Einsatz eines Hydraulikmotores die erzeugte Energie in ein weiteres
Flüssigkeitssystem eingebracht werden, von wo aus diese Energie für eine weitere Anwendung
abgerufen werden kann. Vorstellbar sind auch andere, dem Fachmann bekannte Antriebseinheiten,
die für eine Energierückgewinnung einsetzbar sind.
[0019] Die Erfindung wird anhand eines Beispiels sowie der Figuren näher erläutert.
Es zeigen:
[0020]
- Figur 1:
- eine Aufsicht auf die Anordnung von Antriebseinheiten und Bremseinrichtungen;
- Figur 2:
- einen Querschnitt einer Seilwinde mit Antriebseinheit, Übersetzungsanordnung und Seiltrommel;
und
- Figur 3:
- einen Querschnitt einer Seilwinde mit Bremseinrichtung, Übersetzungsanordnung und
Seiltrommel.
[0021] Eine Übersetzungsanordnung 1 mit der entsprechenden Positionierung der Antriebseinheiten
3 und der Bremseinrichtungen 4 und 7 ist in Figur 1 dargestellt. Auf der Übersetzungsanordnung
1 mit Flansch 8 sind fünf Hydraulikmotoren 3 sowie je zwei Scheibenbremsen 4 und Lamellenbremsen
7 angeordnet. Sie wirken über die nicht sichtbaren Ritzel auf das ebenfalls nicht
dargestellte Stirnrad 2. In der Figur 1 ist gut erkennbar, dass die zentralen Achsen
der Motoren 3 bzw. Bremsen 4, 7 auf einem Umfangskreis K liegen. Die Übersetzung u
zwischen Stirnrad 2 und den Ritzeln 5 beträgt 15. Die Hydraulikmotoren 3 sind regelbar,
wodurch unterschiedliche Leistungen von den Motoren 3 auf die Seilwinde übertragen
werden kann. Als Motoren 3 können Axialkolbenmotoren mit einer hydraulischen 2-Punkt-Verstellung
und einem Schluckvolumen von 65 ccm und einem maximalen Druck bis 400 bar eingesetzt
werden. Beispielsweise werden alle fünf Motoren 3 zu Beginn eines Ausstossvorganges
bzw. eines Aufspulvorganges eingesetzt und je nach Last entweder nacheinander in ihrer
Leistung zurückgenommen oder sukzessive in Leerstellung gebracht. Die Motoren 3 werden
somit bedarfsbezogen genutzt. In ähnlicher Weise lassen sich auch die Bremsen betreiben.
Die Lamellenbremsen 7, ausgeführt als hydraulisch gelüftete Federdruck Mehrscheiben-Lamellenbremsen,
dienen in erster Linie zur Feststellung der Seilwinde, wenn kein Seil ausgestossen
oder aufgespult wird. Als Betriebsbremse werden aufgrund ihrer besseren Steuerbarkeit
vorrangig die Scheibenbremsen 4 verwendet. Die Scheibenbremsen sind als hydraulisch
betätigte, belüftete Scheibenbremsen ausgeführt. Die zumindest doppelte Anordnung
der Bremseinrichtungen 4 und 7 beruht auf dem Grundsatz, dass bei Ausfall einer der
Bremse trotzdem noch eine Betriebsfähigkeit der Seilwinde besteht, wenn auch mit möglicherweise
erheblicher Einschränkung.
[0022] Die Figur 2 stellt eine Seilwinde 9 im Querschnitt dar. Auf der Welle 6 sind sowohl
die Übersetzungsanordung 1 als auch die Seiltrommel 10 und als Notfallbremse eine
Bandbremse 11 angeordnet. Die Übersetzungsanordnung 1 ist auf die Welle 6 aufgeschoben
und dort fixiert. Im Querschnitt ist das Stirnrad 2 sowie ein Ritzel 5 der Übersetzungsanordung
1 erkennbar. Der Hydraulikmotor 3, der in der Darstellung in einer abgezogenen Position
gezeigt ist, treibt über das Ritzel 5 das Stirnrad 2 an. Das Stirnrad 2 ist in der
Lageranordnung 13 gelagert. Der Hydraulikknoten 3 befindet sich in einer der Montagepositionen
12 der Lageranordnung 13.
[0023] Die Scheibenbremse 4 und deren Anordnung bezüglich der Seilwinde 9 zeigt Figur 3.
Die Scheibenbremse 4 ist mit einem Ritzel 5 verbunden, welches wiederum mit dem Stirnrad
2 in Eingriff steht. Die übrige Anordnung von Übersetzungsanordung 1 zur Welle 6 bzw.
der Seiltrommel 10 entspricht der Beschreibung zur Figur 2.
1. Seilwinde (9) umfassend eine Übersetzungsanordnung (1) und mindestens eine Antriebseinheit
(3), wobei die Übersetzungsanordnung (1) ein Stirnrad (2) und mindestens zwei mit
dem Stirnrad (2) in Eingriff stehende Ritzel (5) aufweist, und wobei die Antriebseinheit
(3) mit einem Ritzel (5) verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass die Seilwinde (9) mindestens eine Bremseinrichtung (4, 7) aufweist, wobei die Bremseinrichtung
(4,7) mit dem zweiten Ritzel (5) verbunden ist.
2. Seilwinde (9) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremseinrichtung (4, 7) mindestens eine Scheibenbremse (4) umfasst.
3. Seilwinde (9) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Bremseinrichtung (4, 7) mindestens eine Lamellenbremse (7) umfasst.
4. Seilwinde (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinheit (3) ein Hydraulikmotor oder Elektromotor ist.
5. Seilwinde (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinheiten (3) getrennt voneinander steuerbar sind.
6. Seilwinde (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Seilwinde (9) als Notbremse eine Bandbremse (11) oder Scheibenbremse umfasst.
7. Seilwinde (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Übersetzungsanordnung (1) an die Seiltrommel (10) anflanschbar ist.
8. Seilwinde (9) nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Antriebseinheit (3) zur Energie-Rückgewinnung verwendbar ist.
9. Seilwinde (9) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Stirnrad (2) in einer Lageranordnung (13) gelagert ist, welche Lageranordnung
(13) mit einer Mehrzahl von Montage-Positionen (12) zum Anbringen von Antriebseinheiten
(3) und Bremseinrichtungen (4, 7) versehen ist.
10. Seilwinde (9) nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Seilwinde (9) wenigstens zwei Antriebseinheiten (3) aufweist.