[0001] Die Erfindung betrifft ein textiles Flächengebilde und ein Garn aus Synthesefasern,
beschichtet mit Fluorpolymeren sowie die Herstellung eines textilen Flächengebildes
und eines Garns sowie deren Verwendung.
[0002] Aus der EP 0 327 047 B 1 sind wässrige Fluorpolymerenzubereitungen bekannt, die in
feiner Verteilung 25 bis 60 Gew.-% eines Fluorpolymers, 1 bis 5 Gew.-% einer mindestens
zwei Isocyanatgruppen aufweisenden organischen Verbindung und gegebenenfalls bis zu
10 Gew.-% Hilfs- oder Zusatzstoffe enthalten. Diese Fluorpolymerenzubereitungen werden
zum Beschichten von Garn und textilen Flächengebilden aus gefärbten oder ungefärbten,
glatten oder texturierten synthetischen Filamenten oder Fasern und zum Bondieren von
Nähgarn verwendet. Die mit derartigen Fluorpolymerenzusammensetzungen beschichteten
textilen Flächengebilde weisen zumindest in der unmittelbar an die Faseroberfläche
angrenzenden Fluorpolymerenschicht einen oder mehrere haftvermittelnde Bestandteile
auf, die sich von einer zwei oder mehreren Isocyanatgruppen aufweisenden organischen
Verbindung ableiten. Die Haftfestigkeit der Fluorpolymerschicht, gemessen in Anlehnung
an DIN 53530 beträgt mindestens 10 daN/5cm.
[0003] Aus der EP 0 224 262 A ist es bekannt, flächenförmige Textilmaterialen auf beiden
Seiten mit einem Polyvinylfluoridüberzug zu kaschieren. Bei diesem bekannten Verfahren
wird eine Lösung des Polymeren in einem organischen Lösungsmittel auf einem Transportband
zu einer dünnen Schicht ausgegossen, die durch Wärmezufuhr zum Vergelen gebracht wird.
Die Gelschicht wird dann auf die Oberfläche des zu kaschierenden Textilmaterials aufgepresst.
Bei diesem Verfahren ist der Fluorpolymerüberzug nur oberflächlich auf dem Textilmaterial
fixiert und es tritt praktisch keine Imprägnierung der Einzelfilamente mit dem Fluorpolymeren
auf.
[0004] Aus der deutschen Offenlegungsschrift DE 33 01 270 A ist ein Verfahren bekannt zum
Ummanteln von Faser bzw. Filamentgarnen mit einem fluorhaltigen Polymeren. Bei diesem
aufwendigen Verfahren wird das zu ummantelnde Filament durch eine zentrale Bohrung
in einer Ringspinndüse gezogen, während gleichzeitig aus der Ringspinndüse ein Fluorpolymerenschlauch
extrudiert wird. Der extrudierte Schlauch umgibt daher das aus der zentralen Bohrung
ausgezogene Filament als ein lose aufsitzender Mantel. Eine feste Bindung zwischen
dem Fluorpolymerschlauch und dem davon ummantelten Filament tritt nicht ein.
[0005] Es ist auch bekannt, zur Herstellung von Planen, Traglufthallen, flexiblen Behältern
und ähnlichen Produkten textile Flächengebilde, meist Gewebe, vorzugsweise aus synthetischen
organischen Fasern oder Filamenten mit Polymermassen, meist mit Polyvinylchlorid (PVC)
zu beschichten. Diese Beschichtung erfolgt durch Imprägnieren der Textilmaterialien
in Suspensionen des Polyvinylchlorids in organischen Flüssigkeiten. Hierbei werden
auch die Einzelfilamente des Textilmaterials von dem Polyvinylchloridüberzug eingehüllt.
Um eine ausreichende Haftung zwischen dem Polyvinylchloridüberzug und den Synthesefasern
zu erreichen, erfolgt dieBeschichtung in zwei Stufen: als Haftstrich wird zuerst eine
Mischung einer PVC-Paste oder -Suspension mit einem Haftvermittler aufgetragen und
anschließend erfolgt der Deckstrich mit einer reinenPVC-Zubereitung. Die für dieses
Verfahren geeigneten Haftvermittler sind bekannt. Meistens werden Zweikomponenten-Haftmittel
eingesetzt, bestehend aus einer mehrere Hydroxylgruppen aufweisenden organischen Substanz,
vorzugsweise einem hydroxylgruppenhaltigen Polyester und einer mehrere Isocyanatgruppen
aufweisenden organischen Substanz.
[0006] Es ist auch bereits bekannt, Materialien wie Fäden oder Flächengebilde aus organischen
Synthesefasern mit Fluorpolymeren zu beschichten, um ihren Oberflächen besonders vorteilhafte
Eigenschaften, wie z. B. geringen Reibungskoeffizient, hohe chemische Beständigkeit
und schmutzabweisende Wirkung zu verleihen. Hierzu werden die Synthesefasermaterialien
mit handelsüblichen wässrigen Dispersionen von Fluorpolymeren imprägniert oder eingestrichen
und der erhaltene Polymerauftrag durch eine Hitzebehandlung fixiert.
[0007] Aus der US-A 3 071 565 ist ein Verfahren bekannt, kettenförmige, elastomere oder
thermoplastische Chlor-fluor-polymere, wie z. B. Mono- oder Copolymere aus 2-Chlor-perfluorpropylen,
Chlor-trifluorethylen, Brom-trifluorethylen, Trifluorethylen, Chlor-fluorethylenund
Vinylidenfluorid, in räumlich vernetzte Polymere zu überführen, um ihre Löslichkeit
und ihr thermoplastisches Fließen zu reduzieren und die Elastomeren quasi einer milden
Vulkanisation zu unterwerfen.
[0008] Dieses Ziel wird gemäß dieser Patentschrift dadurch erreicht, dass man die Chlor-fluor-polymere
mit Polyisocyanaten in Gegenwart von Feuchtigkeit reagieren lässt. Die Druckschrift
gibt jedoch keinerlei Hinweise auf die Beschichtung von Fasermaterialien mit Fluorpolymeren
und spricht die Probleme der Haftung zwischen Fluorpolymeren und Synthesefasern in
keiner Weise an.
[0009] Um jedoch Verbundmaterialien aus Synthesefasern mit Fluorpolymeren einem weiten Anwendungsfeld
zugänglich zu machen, wie z. B. der Herstellung von Membranen für textiles Bauen,
flexiblen Behältern, Transportbändern und Gewebeschläuchen, ist eine ausreichende
Haftfestigkeit des Fluorpolymers auf der Synthesefaser eine unabdingbare Voraussetzung.
Unter Haftfestigkeit ist dabei der Trennwiderstand von Träger und Beschichtung eines
5 cm breiten Streifens zu verstehen, wie er in Anlehnung an DIN 53530 bestimmt wird.
Eine ausreichende Gebrauchstüchtigkeit des Verbundes ist dann gewährleistet, wenn
je nach geplanter Anwendung Haftwerte von 100 bis 150 N/5cm erreicht werden. Für manche
Einsatzgebiete sind sogar Haftwerte von mehr als 200 N/5cm wünschenwert.
[0010] Die Erzeugung von festhaftenden Fluorpolymerüberzügen auf Synthesefasermaterialien
bereitet j edoch noch weit größere Schwierigkeiten als die Erzeugung von Polyvinylchloridüberzügen.
Es zeigt sich nämlich, dass Fluorpolymere gegenüber Synthesefasern, wie z. B. Polyesterfasern,
Polyamidfasern oder Aramidfasern weit inerter sind als Polyvinylchlorid, d. h. dass
sie sehr wenig Neigung zeigen, mit den Synthesefaseroberflächen haltbare physikalische
oder chemische Bindungen einzugehen. Hinzu kommt, dass Fluorpolymeren, die von ihren
physikalischen Daten her als Überzugsmittel für Synthesefasern in Betracht kommen
könnten, in der Regel in Form wässriger Dispersionen oder Pasten in den Handel kommen.
Es gelingt daher nicht, unter Verwendung dieser bekannten Fluorpolymeren-Dispersionen
oder -Pasten Überzüge mit einer für alle oben genannten technischen Einsatzgebiete
ausreichenden Haftfestigkeit auf Synthesefasermaterialien herzustellen.
[0011] Es gelingt auch nicht, eine nennenswerte Haftungsverbesserung der Fluorpolymerenüberzüge
durch Einsatz der bei der Herstellung von PVC-Überzügen mit Erfolg verwendeten Ein-
oder Zweikomponenten-Haftvermittler zu erreichen.
[0012] Die aus der EP 0 327 047 B1 bekannten, gut haftenden Fluorpolymerenbeschichtungen
auf Synthesefasern enthalten an Stelle eines herkömmlichen Haftvermittlers eine mehrere
Isocyanatgruppen aufweisende organische Verbindung. Als Fluorpolymere sind im Handel
befindliche Tetrafluorethylencopolymerisate bekannt, die Hexafluorpropylen- und Vinylidenfluoridbaugruppen
enthalten.
[0013] Organische Verbindungen mit mehreren Isocyanatgruppen, die in Fluorpolymerenzubereitungen
eingearbeitet sind, sind als Handelsware erhältlich. Geeignete Di- und Polyisocyanate
sind beispielsweise die isomeren 2,4-Di-isocyanato-toluol und ihre Mischungen, 1,5-Di-isocyanatonaphthalin,
Di-isocyanato-diphenylmethan und seine technischen Isomerenmischungen, dimerisiertes
und trimerisiertes 2,4-Di-isocyanato-toluol, AdduktevonDi-isocyanato-toluol mit Trimethylolpropan
und Tris-[isocyanatohexyl]-biuret. Besonders bevorzugt für den Einsatz in den erfindungsgemäßen
Fluorpolymerenzubereitungen sind die genannten Derivate des Diisocyanato-toluols,
insbesondere sein Dimerisationsprodukt, welches von der Firma Bayer AG unter dem Namen
®Desmodur TT bisher in den Handel gebracht wurde.
[0014] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Verbesserung der Haftung von Fluorpolymerenbeschichtungen
auf Synthesefasern und -filamenten und den daraus hergestellten Garnen und textilen
Flächengebilden sowie auf Nähgarnen, die mit derartigen Fluorpolymerenbeschichtungen
bondiert sind, zu erreichen.
[0015] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß in der Weise gelöst, dass die Oberflächen der
Synthesefasern fluoriert sind und dass eineunmittelbar an die Flächengebildeoberfläche
angrenzende Fluorpolymerenbeschichtung frei von haftvermittelnden Bestandteilen ist.
[0016] Überraschenderweise wurde gefunden, dass sich sehr gut haftende Fluorpolymerenbeschichtungen
auf den Synthesefasern und -filamenten herstellen lassen, wenn die Oberflächen der
Synthesefasern mit gasförmigem Fluor gasphasenfluoriert sind.
[0017] Durch die Gasphasenfluorierung werden polymere Oberflächen langzeitstabil auf hohem
Niveau aktiviert. Fluor ist das reaktivste Element im Periodensystem und kann deshalb
schon bei Raumtemperatur ohne weitere Aktivierung mittels Katalysatoren oder UV-Licht,
mit fast allen anorganischen und organischen Verbindungen zu kontrollierbaren Reaktionen
gebrachtwerden. An der Polymeroberfläche werden bei der Fluorierung Wasserstoffatome
teilweise durch Fluoratome substituiert. Dadurch wird eine aktive Oberfläche geschaffen,
an der mechanischeund chemische Bindungen möglich sind. Die Gasphasenfluorierung wird
von verschiedenen Anbietern im Lohnverfahren vorgenommen und gehört zum Stand der
Technik. Erfolgt die Gasphasenvorbehandlung mit Fluor unter Ausschluss von Sauerstoff,
d. h. die Reaktion läuft im Vakuum oder in einem Fluor-Inertgasgemisch ab, handelt
es sich um eine Fluorierung im eigentlichen Sinne. Ist dagegen im Reaktionsraum auch
Sauerstoff anwesend, dann handelt es sich um eine Oxifluorierung. Bei dieser Art der
Aktivierung werden an den Radiakalstellen der Kohlenstoffkette nicht nur Fluoratome,
sondern auch Hydroxyl-und Carboxylgruppen gefunden, wodurch ebenfalls die Oberflächenaktivität
erhöht wird. Oxifluoriert können alle technischen Textilien, Folien, Schäume und dergleichen
werden, die beispielsweise hydrophil sein sollen. Sowohl bei der eigentlichen Fluorierung
als auch bei der Oxifluorierung kommt ein Gemisch aus bis zu 10 % Fluor in 90 % inertem
Trägergas bzw. sauerstoffangereichertem Trägergas (z.B. Luft) zum Einsatz, wobei die
technischen Textilien, Kunststofffolien, Schäume, Garne und dergleichen im Allgemeinen
nach dem Inline-Verfahren aktiviert werden, bei dem von Rolle zu Rolle gearbeitet
wird und das Material jeweils eine Kammer mit dem reaktiven Medium durchläuft. Dabei
sind die jeweils tatsächlich gewählten Bedingungen unter anderem von der Behandlungsdauer,
dem Polymertyp, den Garneigenschaften (Filamentfeinheit, Verwirbelungsgrad, Oberflächen-Vorbehandlung
etc.) und der Flächenkonstruktion (Dichte, Gewicht etc.) abhängig. (Vergleiche z.B.
Dr. R. Milker, Neuwied, A. Koch, Lauterbach "Oberflächenfluorierung von Textilien
zur Erhöhung der Haftfestigkeit", Chemiefasern / Textilindustrie (Industrie Textilien),
39./91. Jahrgang, Juli/August 1989).
Temperatur und Druck des Fluor/Trägergas-Gemisches, mit dem die Fluorierung durchgeführt
wird, sind nicht kritisch, sofern die Eigenschaften der eingesetzten Materialien (Glaspunkt,
Schmelzpunkt etc.) berücksichtigt werden. Aus praktischen Erwägungen wird die Behandlung
jedoch bevorzugt bei Raumtemperatur und Standard-Atmosphärendruck durchgeführt. Dies
gilt auch für die bei dieser Erfindung angewandte Fluorierung.
[0018] Durch die Fluorierung werden nur die äußeren Schichten des Polymermaterials beeinflußt,
wobei aus Erfahrung die Verteilung des Fluors in diesen Schichten sehr homogen ist.
Es ist daher sinnvoll, den Fluorgehalt des Polymers in Einheiten von mg Fluor pro
Flächeneinheit zu spezifizieren. Aus messtechnischen Gründen ermitteltman diesen Wert
häufig dadurch, dass man zunächst den Fluorgehalt der in der Probe enthaltenen Filamente
pro Gewichtseinheit bestimmt und diesen dann auf die Oberfläche der Filamente unter
Verwendung des Filamentdurchmessers und der Dichte der Filamente umrechnet.
[0019] Erfindungsgemäß beträgt die Fluorkonzentration der Fluorierungsatmosphäre 0,1 bis
10 %, und haben die Synthesefasern einen Fluorgehalt von 1,3 x 10
-4 bis zu 1,2 x 10
-2 mg F/cm
2. Des Weiteren kann die Fluorkonzentration 0,1 bis 5 % betragen. Bevorzugt ist eine
Fluorkonzentration von 0,1 bis 2 %, insbesondere von 0,1 % bis 1 %.
[0020] Der gemessene Fluorgehalt pro Gewichtseinheit wurde dadurch ermittelt, dass die jeweilige
fluorierte Probe (ohne Nachbehandlung) zunächst in reiner O
2-Atmosphäre verbrannt wurde und die entstehenden Verbrennungsgase in H
2O aufgenommen wurden (Schöninger-Aufschluß). Die wässrige Lösung wurde nach Filtration
in einen Ionenchromatographen (DIONEX DX 120) injiziert. Das gemessene Chromatogramm
wurde nach externer Kalibrierung mit Fluorid-Standardlösungen quantitativ über die
Peakflächen ausgewertet. Die untersuchte Probenmenge betrug 30 - 100 mg, je nach Fluorgehalt,
der in einer Vorprüfung getestet wurde. Die Nachweisgrenze des angewendeten Verfahrens
liegt bei 17 mg Fluor pro 1 kg Probenmaterial, die Bestimmungsgrenze bei 46 mg F /
kg.
[0021] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung können die Synthesefasern mit einer Lowick-Präparation
hydrophober Zusammensetzung ausgerüstet sein. Jedoch können ebenso Synthesefasern
verwendet werden, die frei von einer Lowick-Präparation sind.
[0022] Die Weiterbildung der Erfindung ergibt sich aus den Merkmalen der Patentansprüche
10 bis 15.
[0023] Im Rahmen der vorliegenden Aufgabe wird ein Garn aus Synthesefasern oder -filamenten,
beschichtet mit Fluorpolymeren, geschaffen, bei dem die Oberflächen der Synthesefasern
oder -filamente fluoriert sind und die unmittelbar an den Oberflächen der Synthesefasern
oder -filamente angrenzende Fluorpolymerenbeschichtung frei von haftvermittelnden
Bestandteilen ist. Dabei weist die Fluorpolymerenbeschichtung eine solche Haftfestigkeit
auf, dass durch mechanische Beanspruchung, wie sie bei der Weiterverarbeitung von
Fäden aus den Fasern oder Filamenten auftritt, die Fluorpolymerenbeschichtung haften
und defektfrei bleibt.
[0024] Erfindungsgemäß wird auch ein Nähgarn, gebondet mit Fluorpolymeren, geschaffen, bei
dem die Oberflächen der Synthesefasern oder -filamente, aus denen sich das Nähgarn
zusammensetzt, mittels Fluorpolymeren fluoriert sind und die unmittelbar die Einzelfasern
oder Einzelfilamente elastisch und flexibel miteinander verbindende Fluorpolymerenbeschichtung
frei von haftvermittelnden Bestandteilen ist. Dabei weist die bondierende Fluorpolymerenbeschichtung
eine solche Haftfestigkeit auf, dass durch mechanische Beanspruchungen, wie sie beim
Nähen auftreten, ein Ablösen der Fluorpolymerenbeschichtung von den Synthesefasern
oder-filamenten unterbleibt.
[0025] Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes aus
Synthesefasern zeichnet sich dadurch aus, dass die Synthesefasern in einem ersten
Schritt in einer Fluor-Trägergasatmosphäre fluoriert werden und dass in einem zweiten
Schritt die fluorierten Synthesefasern mit einer wässrigen Fluorpolymerenzusammensetzung
auf beiden Seiten des Flächengebildes bestrichen werden.
[0026] In Ausgestaltung der Verfahrens wird das Flächengebilde bei einer Temperatur von
180 bis 210 °C bis zu zwei Minuten lang gesintert. Dabei wird zweckmäßigerweise zuerst
die Vorderseite des Flächengebildes bei einer Temperatur von 180 bis 210 °C bis zu
zwei Minuten lang gesintert und nach der Vorderseite die Rückseite des Flächengebildes
bei einer Temperatur 180 bis 210 °C bis zu zwei Minuten lang gesintert. Gleichzeitige
Beschichtung der Vorder- und Rückseite ist ebenfalls möglich, wobei in diesem Fall
vorzugsweise eine Sinterzeit von 2 bis 3 Minuten angewandt wird.
[0027] In Weiterbildung des Verfahrens werden auf den beiden Seiten des Flächengebildes
mehrere Schichten der wässrigen Fluorpolymerenzusammensetzung aufgetragen und nach
jedem Sintervorgang einer aufgetragenen Schicht erfolgt eine Zwischentrocknung von
bis zu zwei Minuten bei einer Temperatur von 180 bis 210 °C.
[0028] In bevorzugter Weise wird nach dem Aufbringen der letzten Schicht das Flächengebilde
bei einer Temperatur von bis zu 210 °C und einer Verweilzeit von sechs bis zehn Minuten
ausgesintert.
[0029] Bei dem Verfahren zur Herstellung eines fluorbeschichteten Garns aus Synthesefasern
oder - filamenten wird das Garn in einem ersten Schritt in einer Fluor-Trägergasatmosphäre
fluoriert und in einem zweiten Schritt wird das fluorierte Garn in eine wässrige Fluorpolymerenzusammensetzung
eingetaucht.
[0030] In weiterer Ausgestaltung des Verfahrens wird das Garn für ein bis zwei Minuten lang
in einer Umgebung, die eine Temperatur von 180 bis 220 °C hat, erwärmt.
[0031] Die Herstellung eines gebondeten Nähgarns erfolgt in der Weise, dass in einem ersten
Schritt das Nähgarn in einer Fluor-Trägergasatmosphäre fluoriert wird und dass in
einem zweiten Schritt das fluorierte Nähgarn in eine wässrige Fluorpolymerenzusammensetzung
eingetaucht und auf eine Auftragsmenge von 14 bis 21 Gew.-% Trockenauftrag, bezogen
auf das Nähgarngewicht, imprägniert wird.
[0032] In einem weiteren Verfahrensschritt wird das imprägnierte Nähgarn ein bis zwei Minuten
lang in einer Umgebung, deren Temperatur 180 bis 220 °C beträgt, erwärmt.
[0033] Das erfindungsgemäße Garn findet Verwendung bei der Herstellung von textilen Flächengebilden,
Geweben, Gewirken, Gelegen, Vliesen, Schichtstoffen aus gleichen oder unterschiedlichen
textilen Flächengebilden.
[0034] Die erfindungsgemäßen textilen Flächengebilde werden zur Herstellung von flexiblen
Behältern, Kompensatoren, Faltenbälgen, Planen, Zelten, Traglufthallen, Membranen,
Transportbändern, Gewebeschläuchen und dergleichen verwendet.
[0035] Textile Flächengebilde im Sinne der Erfindung sind zweidimensionale Gebilde, beispielsweise
Gewirke, Gewebe, Gelege oder Vliese unterschiedlicher Stärke, ebenso Schichtstoffe
gleicher oder unterschiedlicher Flächengebilde, bei Bedarf in Kombination mit anwendungsspezifischen
Mischungskomponenten. Bei diesen handelt es sich z. B. um Pigmente, Füllstoffe, flammhemmende
Mittel und Modifizierungsmittel, wie Weichmacher, Gleitmittel, die die Oberflächeneigenschaften
des Fluorpolymerüberzugs modifizieren wie z. B. die Gleitreibung modifizierende Mittel.
[0036] Erfindungsgemäße Garne, Filamente oder Fasern sind Fäden, die mit einer Fluorpolymerenzusammensetzung
beschichtet sind und als Fäden bzw. Garne eingesetzt werden.
[0037] Die Filamente oder Fasern können gefärbt oder ungefärbt, glatt oder texturiert sein.
Die Fluorpolymerenbeschichtung kann prinzipiell in einem Arbeitsgang auf das zu beschichtende
Synthesefasermaterial aufgebracht werden. Zur Herstellung stärkerer Fluorpolymerschichten
werden diese schichtweise in mehreren Arbeitsgängen aufgebracht, wobei je nach der
gewählten Zusammensetzung der Fluorpolymerenbeschichtung und der dadurch bedingten
Konsistenz die Imprägnierung der Synthesefasern durch Tauchen, Pflatschen oder Pastenauftrag,
z. B. durch Aufrakeln oder Aufwalzen, erfolgen kann. Werden mehrere Fluorpolymerenschichten
aufgetragen, so ist es zur zweckmäßigen Applikation von Vorteil, den ersten Auftrag,
d. h. den sogenannten Grundstrich, mit einer Fluorpolymerenbeschichtung auszuführen,
diekeine oder nur wenige sonstige Zusätze, insbesondere keine Feststoffzusätze wie
beispielsweise Pigmente oder flammhemmende Zusätze enthält. Der Deckstrich oder mehrere
Deckstriche können dann mit einer normalen wässrigen Fluorpolymerendispersion oder
-paste ausgeführt werden, die weitere Zusätze wie z. B. Dispergiermittel, Netzmittel,
Pigmente, Flammschutzmittel oder sonstige Füllund Hilfsstoffe enthalten kann. Die
Deckschicht kann auch mit Hilfe bekannter Beschichtungsverfahren für Elastomeren,
zum Beispiel Walzenschmelzanlagen oder Extrusionsverfahren, aufgebracht werden. Die
Applikation der Fluorpolymerenausrüstung in einem einzigen Arbeitsgang, beispielsweise
durch Imprägnieren, ist beim Aufbringen der Fluorpolymerenbeschichtung auf Fäden aus
Synthesefasern oder -filamenten vorteilhaft.
[0038] Als Fasermaterial kommen Polyester-, Polyamid- oder Aramidsynthesefasern in Betracht.
Sie können gefärbt oder ungefärbt, glatt oder texturiert sein. Eine Migration handelsüblicher
Textilfarbstoffe aus den Synthesefasern in den Fluorpolymerenüberzug ist nicht festzustellen.
Auf Grund der hohen mechanischen Festigkeitseigenschaften dieser Fasern weisen die
fluorpolymerbeschichteten Materialien ausgezeichnete mechanische Festigkeitswerte
auf, die denBereich ihrer technischen Einsatzmöglichkeiten sehr stark ausweiten. Neben
den für diese Synthesefasern charakteristischen hohen mechanischen Festigkeitswerte
besitzen diese Fasern nach der Fluorpolymerenbeschichtung sehr gleitfähige, chemikalienbeständige,
witterungsbeständige und schmutzabweisende Oberflächen.
[0039] Dies gilt auch für gebondete Nähgarne, die eine besonders hohe Festigkeit und ausgezeichnete
nähtechnische Eigenschaften aufweisen. Besonders gute Nähgarne erhält man aus der
Type 712 der KoSa GmbH & Co. KG, die in einem breiten Bereich von Feinheit/Filamentzahl
(49 dtex f 16 - 940 dtex f 200) hergestellt wird. Unter Bondieren des Nähgarns ist
die flexible Verbindung der Einzelfilamente des Garns durch die Fluorpolymerenbeschichtung
zu verstehen. Der inerte Fluorpolymerenüberzug büßt seine bondierende Wirkung auch
nicht durch das Aufbringen von Präparationen (Avivagen) zurweiteren Verbesserung der
Laufeigenschaft und zur Reduktion der Garnreibung ein.
[0040] Die beschichteten Synthesefasern, Fäden und Synthesefilamente sowie das gebondete
Nähgarn weisen eine große Haftfestigkeit der Fluorpolymerenbeschichtung auf, so dass
durch mechanische Beanspruchung wie sie bei der Weiterverarbeitung der Fäden oder
dem bestimmungsgemäßen Gebrauch des Nähgarns, beispielsweise beim Umspulen, Verwirken,
Verweben oder beim Nähvorgang selbst auftreten, nicht zu einem Ablösen der Fluorpolymerenbeschichtung
führen.
[0041] Die folgenden Ausführungsbeispiele veranschaulichen die Wirkung der Fluorierung auf
die Haftung der Fluorpolymerenbeschichtung an textilen Flächengebilden.
[0042] Es wurden verschiedene Versuchsserien durchgeführt, die zu vergleichbaren Ergebnissen
führten und zeigen, dass die Haftung zwischen gasphasenfluorierten Geweben aus Polyestergamen
der Type 710 und 711 (Lowik) von KoSa GmbH & Co. KG sowie einem speziellen Polyestergarn
aus flüssigkristallinem Polymer (Vectran® der Fa. Celanese) und einer Fluorpolymerenpaste
THV (Hostaflon THV 340 C der Firma Dyneon), ohne Verwendung eines zusätzlichen Haftvermittlers,
mit der Haftung auf nicht fluorierten Geweben, die mit einem Fluor-Copolymerisat behandelt
werden, das einen Haftvermittler enthält, vergleichbar ist oder diese in den meisten
Fällen übertreffen.
[0043] Bei Polyolefin (TPV 8291-80 TB der Fa. AES - Advanced Elastomer Systems) wurden ebenso
positive Haftungseffekte der Fluorpolymerenbeschichtung durch vorherige Fluorierung
der Garne festgestellt, wie sie bei der Haftung des Polyestergarn vom Typ 710 beobachtet
werden.
[0044] Im Gegensatz dazu kann auch nach Fluorierung der Synthesefasern zum Beispiel bei
einer PVC-Beschichtung nicht auf einen zusätzlichen Haftvermittler verzichtet werden,
um ausreichende Haftung zu erzielen.
Durchführung der Versuche
[0045] Es wurden Testgewebe hergestellt, indem auf einer Kette aus Polyester-Monofilamenten
mit einem Durchmesser von 0,15 mm und einer Fadendichte von 12 Fd/cm in P 1/2 Bindung
Polyestergarn der Type T 710 mit 1100 /1670) dtex f200, der Type T 711 mit 1100 (1670)
dtex f 200 oder ein Vectran®-Faden mit 1670 dtex f 300 mit einer Fadendichte von 18
Fd/cm eingeschossen wurde. Diese Garntypen sind auf Grund ihrer mechanischen Festigkeit
(T710, Vectran®) und ihrer Lowick-Eigenschaft (T711 Lowik) für textiles Bauen bzw.
für die Herstellung von Transportsystemen besonders geeignet.
[0046] Die vor dem Fluorieren im allgemeinen nicht weiter behandelten Gewebeproben werden
in den nachfolgenden Tabellen 1, 2 und 3 als "Standard" bezeichnet. Bei Type T711
wurde zusätzlich ein Versuch mit einer Gewebeprobe durchgeführt, die vor dem Fluorieren
gewaschen wurde, um Verunreinigungen (z. B. Präparationsbestandteile) von der Oberfläche
zu entfernen. Hierzu wurden die Gewebeproben in einer Apparatur, die ein Volumen von
200 1 Wasser enthielt, mit einem Flottenverhältnis von etwa 1 : 133 nach folgendem
Temperatur-Zeit-Programm gewaschen:
Stufe |
1 |
2 |
3 |
4 |
5 |
6 |
Temperatur (°C) |
60 |
80 |
80 |
60 |
40 |
kalt |
Zeit (min) |
20 |
20 |
20 |
20 |
20 |
20 |
[0047] Der Flotten-Zusatz setzt sich wie folgt zusammen (in g/l):
Stufe |
1 |
2 |
4 |
Hydrosulfit |
2 |
|
|
Emulsogen EL |
2 |
|
|
Hostapal FA |
0,5 |
0,5 |
|
Soda calc |
2 |
5 |
|
Essigsäure 60 %-ig |
|
|
0,5 |
In den übrigen Waschstufen wurde nur Wasser ohne weitere Zusätze verwendet.
Sowohl die "Standard "-Gewebeproben als auch die gewaschenen Gewebeproben wurden vor
der Beschichtung einer Gasphasenfluorierung in einer Fluor-Trägergasatmosphäre mit
einer Fluorkonzentration von 0,5 bis 10 % unterzogen. Insbesondere erfolgte eine Oxifluorierung
im Bereich von 0,25 bis 10 % Fluorkonzentration in Luft, speziell mit Fluorkonzentrationen
von 0,25 %, 0,5 %, 1 %, 5 % und 10 %, wobei die Behandlungsdauer bei Raumtemperatur
(20 bis 25 °C) und Standard-Atmosphärendruck jeweils 3 min betrug. Der Fluorgehalt
der einzelnen Synthesefasern in den Geweben betrug bis zu 1,2 x 10
-2 mgF/cm
2.
[0048] Ein handelsübliches wässriges Fluor-Copolymerisat aus Tetrafluorethylen-, Hexafluorpropylenund
Vinylidenfluorid-Baugruppen (THV 340 C der Firma Dyneon) wurde mit einem Verdicker
auf Basis eines Polyacrylats (Viscalex VG2 der Firma Ciba) eingedickt, durch Rühren
in einem Kneter für eine Zeit von etwa 15 min bei Raumtemperatur von 20 bis 25 °C.
Als Fluor-Copolymerisat sind handelsübliche Fluorpolymerenzubereitungen mit 40 bis
60 % Tetrafluorethylenbaugruppen, 10 bis 30 Gew.-% Hexafluorpropylenbaugruppen und
20 bis 40 Gew.-% Vinylidenfluoridpolymerbaugruppen geeignet. Der Anteil des Verdickers
an dem Fluor-Copolymerisat beträgt 1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Fluor-Copolymerisatgewicht.
Durch das Rühren des wässrigen Fluor-Copolymerisats mit dem Verdicker wird eine pastenförmige
Fluorpolymerenmasse erhalten, die zur Beschichtung der textilen Flächengebildeund
von Garnen sehr gut geeignet ist. Diese Paste eignet sich insbesondere als Grundstrich
bei der Beschichtung der textilen Flächengebilde, auf die dann gut haftende Fluorpolymerdeckstriche
mit handelsüblichen Fluorpolymerpasten oder -dispersionen aufgebracht werden können,
die keinen Verdicker enthalten.
[0049] Bei der Durchführung der Versuche erfolgt ein Auftrag eines beidseitigen Grundstrichs
mit einer Paste aus THV340 C der Firma Dyneon, die mit 2 Gew.-% Verdicker Viscalex
VG2 der Firma Ciba eingedickt worden war. Nach dem Auftragen des Grundstrichs auf
die Vorderseite (VS) des textilen Flächengebildes wurde die Probe 2 min bei einer
Temperatur von 200 °C gesintert, bevor die Rückseite (RS) in der gleichen Weise behandelt
wurde. Dadurch erfuhr die Vorderseite eine zweifache Temperaturbehandlung.
[0050] Anschließend wurde das textile Flächengebilde mit einem Material verschweißt, das
mit einem handelsüblichen Fluor-Copolymerisat (Fluorguard T) der Firma Mehler Haku
beschichtet war. Das Verschweißen erfolgte in einem 15 kW HF-Gerät unter 5 bar Druck
bei einer Leistung von 75 % über eine Zeitspanne von 15 sec.
[0051] Die Messung der Haftfestigkeit wurde entsprechend DIN 53 530 vorgenommen. Die Ergebnisse
sind in den Tabellen 1 bis 3 wiedergegeben.
[0052] Der Lowick-Effekt wurde mit einem internen Labortest ermittelt, bei dem das Eindringen
einer Testflüssigkeit in die Kante des beschichteten Gewebes sowohl bei horizontaler
als auch vertikaler Anordnung der Proben gemessen wurde.
[0053] Zur Durchführung dieser Messung werden aus dem zu untersuchenden Gewebe 2 cm breite
und ca. 17 cm lange Streifen in Schussrichtung herausgeschnitten.
[0054] Für die horizontale Prüfung (Kriechlänge) wird in der Mitte jeden Streifens ein 5
mm großes Loch gestanzt und an der Rückseite der Probe mit Klebeband (z. B. tesa®-Film)
verschlossen. In die entstehende Vertiefung wird eine Lösung aus 0,5 g Methylenblau
in 150 g destilliertem Wasser (Methylenblaulösung) getropft und drei (3) Stunden lang
ziehen gelassen; falls nötig, wird die Lösung während dieser Zeit ergänzt. Nach Ablauf
der Testzeit wird die überschüssige Lösung mit Wasser entfernt, die Eindringtiefe
der Methylenblaulösung (Blaufärbung) ab Lochkante in mm bestimmt und als Kriechlänge
in das Messprotokoll eingetragen.
[0055] Bei der vertikalen Prüfung wird das Loch am schmalen Ende der Probe eingestanzt und
dieses Ende dann in senkrechter Anordnung der Probe 10 mm tief in die Methylenblaulösung
getaucht; die Prüfdauer beträgt in diesem Fall fünf (5) Stunden. Danach wird die Probe
wieder mit Wasser gereinigt und die Steighöhe der Methylenblaulösung ab Streifenkante
in mm gemessen. Die Messung wird mehrfach wiederholt, um einen zuverlässigen Mittelwert
zu erhalten.
[0056] Die in den nachfolgenden Tabellen eingetragenen Werte stammen aus der vertikalen
Prüfung.
Tabelle 1:
Polyestergarn Type 711 |
Proben-Nr. |
Kennzeichnung |
Fluorkonzentration [%] |
VS- Haftung [N/5 cm] |
RS-Haftung [N/5 cm] |
Lowick nach 5 Std. [mm] |
A1 |
Standard |
0 |
72 |
57 |
1 |
A2 |
Standard |
0,25 |
390 |
103 |
1 |
A3 |
Standard |
0,5 |
400 |
400 |
0,5 |
A4 |
Standard |
1 |
400 |
400 |
0,5 |
A5 |
Standard |
5 |
148 |
120 |
1,5 |
A6 |
Standard |
10 |
144 |
148 |
16 |
|
A7 |
gewaschen |
0 |
85 |
54 |
0,5 |
A8 |
gewaschen |
0,25 |
400 |
132 |
0,5 |
A9 |
gewaschen |
0,5 |
410 |
400 |
0,5 |
A10 |
gewaschen |
1 |
400 |
400 |
0,5 |
A11 |
gewaschen |
5 |
340 |
310 |
1,3 |
A12 |
gewaschen |
10 |
132 |
110 |
15 |
Tabelle 2:
Polyestergarn Type 710 |
Proben-Nr. |
Kennzeichnung |
Fluorkonzentration [%] |
VS- Haftung [N/5 cm] |
RS-Haftung [N/5 cm] |
Lowick nach 5 Std. [mm] |
B1 |
Standard |
0 |
72 |
57 |
39 |
B2 |
Standard |
0,25 |
390 |
103 |
43 |
B3 |
Standard |
0,5 |
400 |
400 |
47 |
B4 |
Standard |
1 |
400 |
400 |
52 |
B5 |
Standard |
5 |
123 |
131 |
65 |
B6 |
Standard |
10 |
133 |
149 |
85 |
Tabelle 3:
Spezialpolyestertype (Vectran®) |
Proben-Nr. |
Kennzeichnung |
Fluorkonzentration [%] |
VS- Haftung [N/5 cm] |
RS-Haftung [N/5 cm] |
Lowick nach 5 Std. [mm] |
C1 |
Standard |
0 |
103 |
87 |
57 |
C2 |
Standard |
1 |
462 |
478 |
61 |
[0057] In den Tabellen 1 bis 3 handelt es sich bei den Proben mit dem Index 1 (Fluorkonzentration
0 %) um die Vergleichsproben, die ohne vorangehende Gasphasenfluorierung mit einem
Fluor-Copolymerisat behandelt wurden (Nullprobe).
[0058] Der Fluorgehalt (FG) aller fluorierten Proben lässt sich im untersuchten Bereich
mit hinreichender Genauigkeit aus der Fluorkonzentration (FK) nach der Formel

berechnen.
[0059] Wie die Tabellen 1 und 2 zeigen und die zugehörigen Abbildungen 1 und 2 veranschaulichen,
wird die Haftung durch die Fluorierung im Vergleich zur Nullprobe in allen Fällen
verbessertund erreicht unter den vorgegebenen Versuchsbedingungen bereits bei kleinen
Fluorkonzentrationen zwischen 0,25 und 1 % (d. h. Fluorgehalten zwischen 2,71 x 10
-4 und 9,3 x 10
-4 mg F/cm
2 ein Maximum.
[0060] Bei höheren Fluorkonzentration nimmt die Haftung wieder deutlich ab; bei der gewaschenen
Gewebeprobe der Type T 711 fällt die Haftung zwar langsamer ab, erreicht aber bei
einer Fluorkonzentration von 10 % (entsprechend einem Fluorgehalt von 8,9 x 10
-3 mg F/cm
2) wie für alle übrigen Proben fast wieder das Niveau der Nullprobe.
[0061] Der breitere Bereich der Fluorkonzentration, der bei den gewaschenen Proben für die
Fluorierung zum Erreichen guter Haftungswerte zur Verfügung steht, macht den Fluorierungsprozess
gegenüber Schwankungen der Fluorkonzentration unempfindlicher.
[0062] Der Vorteil, der sich durch Waschen des Garnes oder Gewebes ergibt, muss jedoch den
Problemen bei der Weiterverarbeitung und dem zusätzlichen Aufwand und den damit verbundenen
erhöhten Produktionskosten gegenübergestellt werden.
[0063] Die Ursache für den Wascheffekt ist bisher nicht erforscht; es wird vermutet, dass
bei den ungewaschenen Proben die durch Fluorierung von auf der Oberfläche des Polymers
vorhandenen "Verunreinigungen" (Präparationsbestandteile etc.) gebildeten Produkte,
die keine chemische Bindung mit dem Polyester eingehen, bei höheren Fluorkonzentrationen
in zunehmendem Maße entstehen und dadurch die Haftung an diesen Stellen blockieren.
Sie stören die Homogenität der Beschichtung, was das Eindringen von Wasser begünstigt
und somit auch zu der beobachteten-Verminderung des Lowick-Effekts beiträgt.
[0064] Auffallend ist, dass ebenso wie die Haftung auch der Lowick-Effekt der Type 711 bei
Fluorkonzentrationen über 4 % (3,6 x 10
-3 mg F/cm
2) in immer stärkerem Maße negativ beeinflusst wird. Hierfür könnte neben der soeben
diskutierten möglichen Ursache auch die in der Literatur berichtete zunehmende Hydrophilierung
des Polyesters verantwortlich sein.
[0065] Der Unterschied zwischen den einzelnen Polyestertypen scheint bezüglich der Haftverbesserung
durch Fluorierung nur gering zu sein, wie aus dem Vergleich der Werte der Tabellen
1 - 3 hervorgeht; dagegen sieht man deutlichere Abweichungen im Lowick-Effekt, der
bei der für diesen Zweck entwickelten Type T 711 insgesamt am stabilsten ist.
[0066] Nachstehend sind in den Abbildungen 1 und 2 die Haftung in N/5cm in Abhängigkeit
von der Fluorkonzentration in Prozenten während der Gasphasenfluorierung der Proben
T 711 und T 710 dargestellt. Diese Abbildungen geben den Kurvenverlauf der Haftung
in Abhängigkeit von der Fluorierung wieder, wie er sich an Hand der in den Tabellen
1 und 2 angegebenen Messdaten darstellt.


Zusammenfassung der Ergebnisse
[0067] Die Ergebnisse zeigen:
a) Durch Fluorierung wird die Haftung im Allgemeinen erhöht; erst bei Fluorkonzentrationen
über 2 % nimmt die Haftung zunehmend deutlich ab und erreicht bei etwa 10 % wieder
das Niveau der unfluorierten Proben. Fluorkonzentrationen von etwa 0,25 % bis 1 %
ergeben die höchsten Haftwerte.
b) Die gewaschenen Proben zeigen bei Fluorkonzentrationen über 2 % gegenüber dem Standard
deutlich erhöhte Haftung, was auf eine geringere Empfindlichkeit gegenüber Änderungen
der Fluorkonzentration während der Fluorierung hindeutet.
c) Geringe Unterschiede in den Werten für Vorder- und Rückseite der Proben könnten
auf einen Einfluss der Sinterbedingungen hindeuten, d. h. auf die zweimalige Temperaturbehandlung
der Vorderseite im Vergleich mit der nur einmaligen Temperaturbehandlung der Rückseite
der Proben.
d) Die Unterschiede zwischen den beiden verwendeten Typen 710 und 711 sowohl in der
absoluten Höhe der Werte als auch in den Werten für Vorder- und Rückseite der Proben
sind nur gering, und vermutlich bedingt durch die Lowick-Präparation der Type 711,
die auch durch Waschen nur sehr schwer zu entfernen ist.
e) Die THV-Haftung der nicht fluorierten Proben liegt unterhalb 100 N/5cm und ist
damit für viele Anwendungen im technischen Bereich unzureichend, da eine ausreichende
Gebrauchstüchtigkeit erst bei Werten von 100 N/5cm bis 150 N/5cm gegeben ist. Für
manche Einsatzgebiete sind sogar Haftwerte von mehr als 200 N/5 cm wünschenswert,
die mit Haftvermittlern nur schwer erreicht werden können.
Eine optimierte Fluorbehandlung leistet dies erfindungsgemäß ohne zusätzlichen
Haftvermittler (s. Proben A3, A4, B3, B4 und C2). Sie bietet darüber hinaus den Vorteil,
dass der Einfluss der Behandlungsmethode auf die physikalischen Eigenschaften der
Gewebe geringer ist als bei Verwendung von Haftvermittlern.
Bondieren eines Nähgarns
[0068] Ein schwarz gefärbtes Nähgarn dtex 266 f 64x3 aus Polyethylenterephthalat, wie es
in der EP 0 327 047 B1, Beispiel 6 beschrieben ist, wird gasphasenfluoriert und in
einer Fluor-Copolymerisat-Zubereitung, wie. sie bei den zuvor beschriebenen Versuchsreihen
verwendet wurde, durch Tauchen auf eine Auftragsmenge von 14 bis 21 Gew.-% Trockenauftrag,
bezogen auf das Garngewicht, imprägniert. Das so imprägnierte Nähgarn wird 1 bis 2
min in einem auf 180 bis 220 °C erhitzten Ofen wärmebehandelt.
[0069] Hierzu wird wie bereits zur Tauchimprägnierung und Beschichtung von Flächengebilden
beispielsweise eine wässrige Fluorpolymerendispersion zubereitet, in dem 2 Gew.-%
eines Netzund Dispergiermittels auf Basis eines oxiethylierten Alkylphenols, 35 Gew.-%
eines Fluor-Copolymerisats und 63 Gew.-% entsalztes Wasser zusammengemischt werden.
Hierzu wird zunächst das Netz- und Dispergiermittel im Wasser gelöst und anschließend
das feingemahlene Fluor-Copolymerisat aus 55 Gew.-% Tetrafluorethylen, 15 Gew.-% Hexafluorpropylen
und 30 Gew.-% Vinylidenfluorid langsam in das Wasser eingetragen und bis zur vollständigen
Homogenisierung der Dispersion gerührt.
[0070] In analoger Weise kann die oben beschriebene Tauchimprägnierung auch mit einer handelsüblichen
35 %-igen Fluorpolymeren-Dispersion (THV 340 C ® der Firma Dyneon) erfolgen.
[0071] Die Qualitätsprüfung des hergestellten Nähgarns erfolgt gemäß dem Nähtest, wie er
in der DE-A 34 31 834 beschrieben ist. Beim Vernähen mit einer Industrienähmaschine
erlaubt der bondierte Nähfaden im Mittel über 4000 Stiche ohne Fadenriss, während
im Vergleich hierzu ein nicht bondierter Faden im Mittel nur ca. 300 Stiche ohne Fadenriss
zulässt.
[0072] Der Nähfaden zeigt keine Migration des Farbstoffs in die Bondierung und auch keine
Nuancenveränderung. Ebensowenig ist ein Abrieb beim Nähen oder beim Umspulen festzustellen
und es kommt auch bei längerer Lagerzeit auf der Spule nicht zu einem Verkleben der
Fadenlagen.
1. Textiles Flächengebilde aus Synthesefasern, beschichtet mit Fluorpolymeren, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen der Synthesefasern fluoriert sind und dass eine unmittelbar an die
Flächengebildeoberfläche angrenzende Fluorpolymerenbeschichtung frei von haftvermittelnden
Bestandteilen ist.
2. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen der Synthesefasern mit gasförmigem Fluor gasphasenfluoriert sind.
3. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorkonzentration der Fluorierungsatmosphäre 0,1 bis 10 % beträgt.
4. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Synthesefasern einen Fluorgehalt von 1,3 x 10-4 bis 1,2 x 10-2 mg F/cm2 haben.
5. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorkonzentration 0,1 bis 5 % beträgt,insbesondere 0,1 % bis 2 %.
6. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Synthesefasern einen Fluorgehalt von 1,3 x 10-4 mg F/cm2 bis 4,45 x 10-3 mg F/cm2 haben, insbesondere von 1,3 x 10-4 mg F/cm2 bis 1,8 x 10-3 mg F/cm2.
7. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorkonzentration 0,1 bis 1 % beträgt.
8. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Synthesefasern mit einer Lowick-Präparation hydrophober Zusammensetzung ausgerüstet
sind.
9. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Synthesefasern frei von einer Lowick-Präparation sind.
10. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorpolymerenbeschichtung 40 bis 60 Gew.-% Tetrafluorethylenbaugruppen, 10 bis
30 Gew.-% Hexafluorpropylenbaugruppen und 20 bis 40 Gew.-% Vinylidenfluoridpolymerenbaugruppen
enthält.
11. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorpolymerenbeschichtung als Zusatzstoffe Netzmittel, Dispergiermttel und/oder
Stabilisatoren enthält.
12. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorpolymerenbeschichtung 1 bis 3 Gew.-% eines Eindickungsmittels, bezogen auf
das Gewicht der Fluorpolymerenbeschichtung, enthält.
13. Textiles Flächengebildenach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, dass sich auf der Vorder- und Rückseite des Flächengebildes je eine gesinterte Fluorpolymerenbeschichtung
befindet.
14. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorpolymerenbeschichtung eine Haftfestigkeit, gemessen nachDIN 53 530, von
mindestens 100 N/5cm aufweist.
15. Textiles Flächengebilde nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Haftfestigkeit, gemessen nach DIN 53530, der Fluorpolymerenbeschichtung im Bereich
von 100 N/5cm bis 450 N/5cm liegt.
16. Garn aus Synthesefasern oder -filamenten, beschichtet mit Fluorpolymeren, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen der Synthesefasern oder -filamente fluoriert sind und dass die unmittelbar
an den Oberflächen der Synthesefasern oder -filamente angrenzende Fluorpolymerenbeschichtung
frei von haftvermittelnden Bestandteilen ist.
17. Garn nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Fluorpolymerenbeschichtung eine solche Haftfestigkeit aufweist, dass durch mechanische
Beanspruchung, wie sie bei der Weiterverarbeitung von Fäden aus den Fasern oder Filamenten
auftritt, die Fluorpolymerenbeschichtung haften und defektfrei bleibt.
18. Nähgarn, gebondet mit Fluorpolymeren, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberflächen der Synthesefasern oder -filamente, aus denen sich das Nähgarn zusammensetzt,
mittels Fluorpolymeren fluoriert sind und dass die unmittelbar die Einzelfasern oder
Einzelfilamente elastisch und flexibel miteinander verbindende Fluorpolymerenbeschichtung
frei von haftvermittelnden Bestandteilen ist.
19. Nähgarn nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die bondierende Fluorpolymerenbeschichtung eine solche Haftfestigkeit aufweist, dass
durch mechanische Beanspruchungen, wie sie beim Nähen auftreten, ein Ablösen der Fluorpolymerenbeschichtung
von den Synthesefasern oder -filamenten unterbleibt.
20. Verfahren zur Herstellung eines textilen Flächengebildes aus Synthesefasern gemäß
dem Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Synthesefasern in einem ersten Schritt in einer Fluor-Trägergasatmosphäre fluoriert
werden und dass in einem zweiten Schritt die fluorierten Synthesefasern mit einer
wässrigen Fluorpolymerenzusammensetzung auf beiden Seiten des Flächengebildes bestrichen
werden.
21. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass das Flächengebilde bei einer Temperatur von 180 bis 210 °C bis zu zwei Minuten lang
gesintert wird.
22. Verfahren nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, dass zuerst die Vorderseite des Flächengebildes bei einer Temperatur von 180 bis 210 °C
bis zu zwei Minuten lang gesintert wird.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass nach der Vorderseite die Rückseite des Flächengebildes bei einer Temperatur von180
bis 210 °C bis zu zwei Minuten lang gesintert wird.
24. Verfahren nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass auf den beiden Seiten des Flächengebildes mehrere Schichten der wässrigen Fluorpolymerenzusammensetzung
aufgetragen werden und nach jedem Sintervorgang einer aufgetragenen Schicht eine Zwischentrocknung
von bis zu zwei Minuten bei einer Temperatur von 180 bis 210 °C erfolgt.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Aufbringen der letzten Schicht das Flächengebilde bei einer Temperatur von
bis zu 210 °C und einer Verweilzeit von sechs bis zehn Minuten ausgesintert wird.
26. Verfahren zur Herstellung eines Garns aus Synthesefasern oder-filamenten gemäß Anspruch
16, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn in einem ersten Schritt in einer Fluor-Trägergasatmosphäre fluoriert wird
und dass in einem zweiten Schritt das fluorierte Garn in eine wässrige Fluorpolymerenzusammensetzung
eingetaucht wird.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, dass das Garn für ein bis zwei Minuten lang in einer Umgebung, die eine Temperatur von
180 bis 220 °C hat, erwärmt wird.
28. Verfahren zur Herstellung eines gebondeten Nähgarns gemäß Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass in einem ersten Schritt das Nähgarn in einer Fluor-Trägergasatmosphäre fluoriert
wird und dass in einem zweiten Schritt das fluorierte Nähgarn in eine wässrige Fluorpolymerenzusammensetzung
eingetaucht und auf eine Auftragsmenge von 14 bis 21 Gew.-% Trockenauftrag, bezogen
auf das Nähgarngewicht, imprägniert wird.
29. Verfahren nach Anspruch 28, dadurch gekennzeichnet, dass das imprägnierte Nähgarn ein bis zwei Minuten lang in einer Umgebung, deren Temperatur
180 bis 220 °C beträgt, erwärmt wird.
30. Verwendung des textilen Flächengebildes nach den Ansprüchen 1 bis 15 zur Herstellung
von flexiblen Behältem, Kompensatoren, Faltenbälgen, Planen, Zelten, Traglufthallen,
Membranen, Transportbändern, Gewebeschläuchen, Transportsystemen.
31. Verwendung des Garns nach den Ansprüchen 16 und 17 zur Herstellung von textilen Flächengebilden,
Geweben, Gewirken, Gelegen, Vliesen, Schichtstoffen aus gleichen oder unterschiedlichen
textilen Flächengebilden.