[0001] Die Erfindung betrifft Kunststoffässer, die als Spundfässer oder Deckelfässer ausgebildet
und als Ein- oder Mehrschichtbehälter durch Extrusionsblasformen hergestellt sind.
[0002] Aus der DE 196 05 890 A1 bekannte Kunststoffässer dieser Art für flüssige und körnige
Füllgüter weisen eine dauerantistatische Außenschicht auf, um eine elektrostatische
Aufladung der Oberfläche durch Reibung von nebeneinanderstehenden Fässern beim Transport
zu verhindern. Auf diese Weise sollen beispielsweise bei Annäherung von elektrisch
leitfähigen Gegenständen aus Metall an die Faßoberfläche elektrische Entladungen mit
einer Funkenbildung, die zu einer Entzündung von feuergefährlichen Füllgütern der
Fässer sowie von explosionsfähigen Gemischen von Gasen und Dämpfen in geschlossenen
Räumen führen können, vermieden werden. Durch diese äußere Erdung mittels einer dauerantistatischen
Außenschicht der Kunststoffässer können nicht elektrische Ladungen abgeleitet werden,
die beim Befüllen und Entleeren der Fässer und beim Rühren von Flüssigkeiten z. B.
zu Mischzwecken durch Flüssigkeitsreibung an der Faßinnenfläche und in der Flüssigkeit
entstehen.
[0003] Die Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das gattungsgemäße Kunststoffaß für flüssige
und körnige Füllgüter im Hinblick auf eine sichere und umfassende Erdung weiterzuentwickeln.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Kunststoffaß für flüssige und
körnige Füllgüter mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1 sowie die Herstellungsverfahren
für das Faß nach den Patentansprüchen 13 und 14.
[0005] Die Unteransprüche beinhalten vorteilhafte und zweckmäßige Weiterbildungen der Erfindung.
[0006] Das erfindungsgemäße Kunststoffaß zeichnet sich durch folgende Vorteile aus:
[0007] Die in das nichtleitende Kunststoffmaterial des Faßkörpers des als Spundfaß oder
Deckelfaß ausgebildeten Kunststoffasses eingebetteten Streifen aus einem elektrisch
leitenden Kunststoffmaterial, deren Stärke der Wandstärke des Fasses entspricht, bilden
elektrische Verbindungen zwischen der Innenfläche und der Oberfläche des mehrschichtigen
Fasses, das eine dauerantistatische Außenschicht aufweist, so daß sowohl die im flüssigen
Füllgut und an der Innenfläche des Fasses durch Flüssigkeitsreibung auftretenden elektrischen
Ladungen als auch die elektrischen Ladungen, die sich durch Reibung auf der Faßoberfläche
bilden können, über die elektrisch leitenden Streifen im Faßkörper und die dauerantistatische
Außenschicht des Fasses in den Boden abgeleitet werden. Die beschränkte Verwendung
des teuren antistatischen Kunststoffmaterials, beispielsweise ein Polyethylen hoher
Dichte mit einem Leitrußanteil, für die Ausbildung der elektrisch leitenden Streifen
und der dauerantistatischen Außenschicht des ansonsten aus einem preisgünstigen Kunststoffmaterial
wie ein Polyethylen hoher Dichte gefertigten Kunststoffasses führt lediglich zu einer
geringen Verteuerung der Herstellungskosten. Die elektrische Erdung der Faßoberfläche
und des Innenraumes des Kunststoffasses sowie der in diesem zu transportierenden bzw.
zu lagernden Flüssigkeiten ermöglicht die Verwendung des Fasses als Gefahrgutbehälter
für feuergefährliche Flüssigkeiten und Emulsionen sowie Lösungsmittel, Farben und
Lacke mit einem Flammpunkt < 35°C sowie den Einsatz des Fasses in Betriebsräumen,
in denen sich eine explosive Atmosphäre durch Gase, Dämpfe oder Nebel bilden kann.
[0008] Das erfindungsgemäße Kunststoffaß ist nachstehend anhand von Zeichnungen erläutert,
die folgendes darstellen:
- Fig. 1
- eine perspektivische Darstellung eines Spundfasses,
- Fig. 2
- einen vergrößerten Teilquerschnitt der Faßwand des Spundfasses nach Fig. 1, das einen
Dreischichtenaufbau aufweist, und
- Fig. 3
- einen der Fig. 2 entsprechenden Wandausschnitt eines Spundfasses mit einem Sechsschichtenaufbau.
[0009] Das einteilig durch Extrusionsblasformen hergestellte Spundfaß 1 aus Kunststoff,
insbesondere Polyethylen hoher Dichte, besteht aus einem Faßkörper 2 mit einem zylindrischen
Faßmantel 3, einem Unterboden 4, einem Oberboden 5 mit einem Füll- und Entleerspund
6 und einem Be- und Entlüftungsspund 7, die versenkt im Oberboden 5 angeordnet und
deren Öffnungen 6a, 7a durch als Schraubstopfen ausgebildete Spundstopfen verschließbar
sind, sowie mit einem oberen, für das Ansetzen eines Faßgreifers ausgebildeten Tragring
8, der ein L-förmige Querschnittsprofil aufweist.
[0010] Fig. 2 zeigt, daß Faßmantel 3, Unterboden 4 und Oberboden 5 des Spundfasses 1 aus
einer Innenschicht 9, einer Mittelschicht 10 sowie einer dauerantistatischen Außenschicht
11 mit einem Leitrußanteil bestehen, der einen spezifischen Oberflächenwiderstand
≦ 10
5 Ohm und einen spezifischen Durchgangswiderstand ≦ 10
3 Ohm gewährleistet. Die Dicke der Mittelschicht 10 beträgt 1 bis 2, vorzugsweise 1,5
Millimeter und die Stärke der Innen- und der Außenschicht 9, 10 0,1 - 0,5 Millimeter,
vorzugsweise 0,2 Millimeter.
[0011] Für die Herstellung der Mittelschicht 10 wird ein recyceltes Granulat oder Mahlgut
aus reinem Polyethylen und/oder Polyethylen mit einem Leitrußanteil verwendet, und
als Ausgangsmaterial für die Innen- und die Außenschicht 9, 11 dient ein neuwertiges
Polyethylen-Granulat.
[0012] Fig. 3 zeigt einen Sechsschichtenaufbau des Spundfasses 1 mit einer Innenschicht
9 aus reinem Polethylen hoher Dichte (HDPE), einer Sperrschicht 12 aus Polyamid (PA)
oder einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymer (EVA) gegen die Permeation von Sauerstoff
und Kohlenwasserstoffen, die in zwei Haftvermittlerschichten 13, 14 aus einem Polyethylen
niedriger Dichte (LLDPE) eingebettet ist, einer Mittelschicht 10 aus recyceltem Granulat
oder Mahlgut aus reinem Polyethylen hoher Dichte und/oder Polyethylen hoher Dichte
mit einen Leitrußanteil sowie einer dauerantistatischen Außenschicht 11 aus Polyethylen
hoher Dichte mit einen Leitrußanteil.
[0013] In den Faßkörper 2 des Spundfasses 1 sind als Streifen 16 ausgebildete, elektrisch
leitende Abschnitte 15 aus einem Polyethylen hoher Dichte mit einem Leitrußanteil
integriert, die elektrische Verbindungen zwischen der Innenfläche 17 und der Oberfläche
18 des Spundfasses 1 bilden und deren Stärke der Wandstärke 19 des Spundfasses entspricht.
Die elektrisch leitenden Streifen 16, die in Fig. 1 zur Verdeutlichung hell erscheinen,
verlaufen parallel zur Faßlängsachse 20-20 über den zylindrischen Faßmantel 3 und
radial über den Unterboden 4 und den Oberboden 5 des Spundfasses 1.
[0014] Das Spundfaß 1 ist über die elektrisch leitenden Streifen 16 und die dauerantistatische
Außenschicht 11 elektrisch geerdet, so daß elektrische Ladungen, die an der Innenfläche
des Fasses und im flüssigen Füllgut sowie an der Faßoberfläche auftreten, in den Boden
abgeleitet werden.
[0015] Bei einem Deckelfaß wird der Faßdeckel aus Kunststoff, insbesondere Polyethylen hoher
Dichte mit einem Leitrußanteil, spritzgegossen.
[0016] Bei der Herstellung des Spundfasse wird zunächst ein mehrschichtiger, schlauchförmiger
Vorformling aus einem nichtleitenden Grundwerkstoff, insbesondere Polyethylen hoher
Dichte, mit über den Umfang verteilten Streifen aus einem elektrisch leitenden Werkstoff,
insbesondere Polyethylen hoher Dichte mit einer Leitrußanteil, koextrudiert und anschließend
wird der Vorformling in einer Blasform zu einem Faßkörper geblasen, wobei der Extrusionsvorgang
kontinuierlich oder diskontinuierlich abläuft.
[0017] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung des Spundfasses ist gekennzeichnet durch das
Koextrudieren eines mehrschichtigen, schlauchförmigen Vorformlings, wobei der aus
einem Extruderkopf kontinuierlich oder diskontunierlich austretende Materialschlauch
über den Umfang verteilt aufgespaltet und in die Spalträume ein elektrisch leitfähiger
Kunststoff zur Bildung von Streifen eingespritzt wird, die mit dem schlauchförmigen
Vorformling homogen verschweißen, sowie das Blasformen des Vorformlings zu einem Faßkörper
in einer Blasform.
1. Kunststoffaß, das als Spundfaß oder Deckelfaß ausgebildet und als Ein- oder Mehrschichtbehälter
durch Extrusionsblasformen hergestellt ist, gekennzeichnet durch in den Faßkörper (2) integrierte Abschnitte (15) aus einem elektrisch leitenden Kunststoffmaterial,
die elektrische Verbindungen zwischen der Innenfläche (17) und der Oberfläche (18)
des Faßkörpers (2) bilden.
2. Faß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitenden Abschnitte (15) des Faßkörpers (2) als Streifen (16) ausgebildet
sind, deren Stärke der Wandstärke (19) des Faßkörpers (2) entspricht.
3. Faß nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitenden Streifen (16) parallel zur Faßlängsachse (20-20) über den
zylindrischen Mantel (3) des Faßkörpers (2) verlaufen.
4. Faß nach Anspruch 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitenden Streifen (16) radial oder diagonal über den Unterboden (4)
und/oder den Oberboden (5) des Faßkörpers (2) verlaufen.
5. Faß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, gekennzeichnet durch einen einschichtigen Faßkörper (2), insbesondere aus einem Polyethylen hoher Dichte.
6. Faß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Faßkörper (2) aus einer Innenschicht (9) und einer dauerantistatischen Außenschicht
(11) besteht.
7. Faß nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Faßkörper (2) durch eine Innenschicht (9), eine Mittelschicht (10) und eine dauerantistatische
Außenschicht (11) gebildet wird.
8. Faß nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen Innenschicht (9) und Mittelschicht (10) des Faßkörpers (2) eine Sperrschicht
(12) angeordnet ist, die in zwei Haftvermittlerschichten (13, 14) eingebettet ist.
9. Faß nach einem der Ansprüche 5 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenschicht (9) und die Außenschicht (11) des Faßkörpers (2) aus einem Polyethylen
hoher Dichte bestehen, wobei als Ausgangsmaterial neuwertiges Granulat verwendet wird
und die Außenschicht (11) einen Leitrußanteil enthält.
10. Faß nach einem der Ansprüche 7 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Mittelschicht (10) des Faßkörpers (2) aus einem Polyethylen hoher Dichte besteht,
wobei als Ausgangsmaterial recyceltes Granulat oder Mahlgut aus reinem Polyethylen
und/oder Polyethylen mit einem Leitrußanteil verwendet wird.
11. Faß nach einem der Ansprüche 7 bis 10, gekennzeichnet durch einen Faßkörper (2) mit einer Sperrschicht (12) aus Polyamid oder einem Ethylen-Vinylacetat-Copolymer,
die in zwei Haftvermittlerschichten (13, 14) aus einem Polyethylen niedriger Dichte
eingebettet ist.
12. Faß nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die elektrisch leitenden Streifen (16) des Faßkörpers (2) aus einem Polyethylen hoher
Dichte mit einem Leitrußanteil bestehen.
13. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffässern nach den Ansprüchen 1 bis 12, gekennzeichnet durch das Extrudieren eines einschichtigen oder das Koextrudieren eines mehrschichtigen
schlauchförmigen Vorformlings aus einem nichtleitenden Grundwerkstoff mit über den
Umfang verteilten Streifen aus einem elektrisch leitenden Werkstoff sowie das Blasformen
des Vorformlings zu einem Faßkörper in einer Blasform, wobei der Extrusionsvorgang
kontinuierlich oder diskontinuierlich abläuft.
14. Verfahren zur Herstellung von Kunststoffässern nach den Ansprüchen 1 bis 12, gekennzeichnet durch das Extrudieren eines einschichtigen oder das Koextrudieren eines mehrschichtigen
schlauchförmigen Vorformlings, wobei der aus dem Extruderkopf kontinuierlich oder
diskontinuierlich austretende Materialschlauch über den Umfang verteilt aufgespaltet
und in die Spalträume ein elektrisch leitfähiger Kunststoff zur Bildung von Streifen
eingespritzt wird, die mit dem schlauchförmigen Vorformling homogen verschweißen,
sowie das Blasformen des Vorformlings zu einem Faßkörper in einer Blasform.