[0001] Die Erfindung betrifft eine horizontale Gießkammer für das Druckgießen von Metall
mit einem metallischen Mantelkörper, der an seinem maschinenseitigen Ende eine Gußmaterialeinfüllöffnung
und an seinem formseitigen Ende eine Gußmaterialauslaßöffnung aufweist. Des weiteren
betrifft die Erfindung eine vertikale Gießkammer für das Druckgießen von Metall mit
einem im Betrieb aufrecht stehenden metallischen Mantelkörper, in dessen unteres maschinenseitiges
Ende ein Kolben eingreift und an dessen oberem, formseitigen Ende eine Gußmaterialeinfüll-
und Gußmaterialauslaßöffnung vorgesehen ist. Außerdem betrifft die Erfindung eine
Verwendung von austauschbaren Keramiksegmenten.
[0002] Gießkammern der vorstehend genannten Art werden in erster Linie in Druckgießmaschinen
zum Druckgießen von Metallen wie Aluminium, Magnesium und Messing eingesetzt. Dabei
werden einerseits horizontale Gießkammern verwendet, die im Betrieb etwa waagerecht
liegend eingesetzt werden und an ihrem einen, maschinenseitigen Ende obenseitig eine
Gußmaterialeinfüllöffnung und an ihrem anderen, formseitigen Ende eine Gußmaterialauslaßöffnung
aufweisen (DE-A 199 08 392). weiterhin werden auch sogenannte vertikale Gießkammern
eingesetzt, die im Betrieb aufrecht stehen, wobei in diesem Fall der Kolben in die
Gießkammer von unten her eingesetzt ist und an der Oberseite der Gießkammer eine Öffnung
vorgesehen ist, durch welche das Material eingefüllt und ausgegossen wird.
[0003] Im Betrieb sind die Gießkammern zum Teil hohen thermischen und mechanischen Belastungen
ausgesetzt. So werden insbesondere bei horizontalen Gießkammern während des Einfüllvorgangs
je nach dem zu gießenden Metall bzw. der zu gießenden Metallegierung unterhalb der
Einfüllöffnungen Temperaturen von deutlich mehr als 600° C erzielt. Bei dieser Temperatur
können Eisenatome aus der Oberfläche der Gießkammer diffundieren, wodurch die Oberfläche
spröde wird und abplatzt, so daß Auswaschungen entstehen.
[0004] Der beim Einfüllvorgang des Gußmaterials am stärksten durch Auswaschungen durch das
Gußmaterial beanspruchte Bereich der Innenfläche des Mantelkörpers hängt vom Typ der
Gießkammer ab. Im Falle einer horizontalen Gießkammer wird in beschriebener weise
ein der Einfüllöffnung gegenüberliegender Bereich der Innenfläche des Mantelkörpers
am stärksten beansprucht, während bei einer vertikalen Gießkammer ein in Längsrichtung
bzw. im Bereich des maschinenseitigen Endes mittig gelegener Teilbereich der Mantelkörperinnenwand
durch das heiße Gußmaterial am stärksten thermisch beansprucht wird. Des weiteren
treten während des Preßvorgangs neben den durch das heiße Gußmaterial verursachten
hohen Temperaturen insbesondere im Bereich des formseitigen Endes der Gießkammer beim
Zusammenpressen des Materials hohe Drücke auf.
[0005] Um den thermischen Problemen zu begegnen, weist die in der DE-A1-199 08 392 beschriebene
Gießkammer in ihrem Mantel Kühlmittelkanäle auf, durch welche im Betrieb ein Kühlmittel
geleitet wird, um die Gießkammer in den kritischen Bereichen, insbesondere im Bereich
der Einfüllöffnung, zu kühlen. Auf diese weise können zwar Auswaschungen teilweise
verhindert werden. Die Standzeiten der Gießkammer sind jedoch immer noch nicht zufriedenstellend.
Außerdem ist die bekannte "Kühlmittelkanaltechnik" verhältnismäßig aufwendig, da einerseits
der Mantel der Gießkammer mit entsprechenden Kanälen ausgestattet werden muß und andererseits
Pumpen, Kühlmittel, Kälteeinrichtungen etc. für den Kühlmittelbetrieb zur Verfügung
gestellt werden müssen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es daher, Gießkammern der eingangs genannten Art so auszubilden,
daß sie vergleichsweise hohe Standzeiten besitzen.
[0007] Diese Aufgabe ist bei einer horizontalen Gießkammer erfindungsgemäß dadurch gelöst,
daß die Mantelkörperinnenfläche an ihrem der Gußmaterialeinfüllöffnung in Umfangsrichtung
des Mantelkörpers gegenüberliegenden Teilbereich und/oder an ihrem die Gußmaterialauslaßöffnung
umgebenden Teilbereich mit wenigstens einem Keramiksegment versehen ist, um lokal
einen Kontakt zwischen dem Metallmaterial des Mantelkörpers und dem Gußmaterial zu
verhindern.
[0008] Des weiteren ist die Aufgabe bei einer vertikalen Gießkammer dadurch gelöst, daß
ein in Längsrichtung des Mantelkörpers maschinenseitig oder etwa mittig gelegener
Teilbereich der Mantelkörperinnenfläche mit wenigstens einem Keramiksegment versehen
ist, um in dem Teilbereich lokal einen Kontakt zwischen dem Metallmaterial des Mantelkörpers
und dem heißem Gußmaterial zu verhindern.
[0009] Der Erfindung liegt damit die Überlegung zur Grunde, diejenigen Bereiche der Gießkammern,
welche in hohem Maße thermischer und/oder mechanischer Beanspruchung im Betrieb ausgesetzt
sind, vor dem heißen Gußmaterial durch Keramiksegmente zu schützen, die eine hohe
Temperaturbeständigkeit haben und gegen Auswaschungen deutlich resistenter sind als
das Metallmaterial des Mantelkörpers. Es hat sich gezeigt, daß sich durch den Einsatz
von Keramiksegmenten die Lebensdauer der Gießkammern um ein mehrfaches Verlängern
läßt, so daß die Ausfallzeiten gering sind.
[0010] Grundsätzlich ist es möglich, die Mantelkörperinnenfläche in den betroffenen Teilbereichen
direkt mit einem Keramikmaterial zu beschichten. Gemäß einer der bevorzugten Außführungsform
werden jedoch Keramiksegmente in Form von Verschleißringen bzw. Verschleißbüchsen
eingesetzt, die in den Mantelkörper eingeschrumpft sind. Diese Verschleißbüchsen können
im Bedarfsfall ausgetauscht werden, was für eine hohe Wirtschaftlichkeit der Gießkammer
sorgt. Zweckmäßiger weise weisen die Verschleißbüchsen eine Wandstärke von > 2 bis
etwa 20 mm auf. Dies gewährleistet einerseits die erforderliche mechanische Stabilität
und andererseits eine hinreichende Standzeit.
[0011] Als Werkstoff für die Keramiksegmente kommen keramische Materialien aller Art in
Frage. Bevorzugt sind jedoch oxidkeramische Werkstoffe. Dies sind Polykristalline,
kieselsäurefreie Werkstoffe aus reinen Oxiden oder Oxid-Verbindungen, denen Sinterhilfsmittel
oder Stabilisatoren zugesetzt sind, um die Herstellung zu erleichtern oder um bestimmte
Eigenschaften zu erzielen. Die Oxidkeramik wird nach keramischen Methoden hergestellt
und unterscheidet sich von der herkömmlichen Silikatkeramik, bei der Kieselsäure der
wesentliche Werkstoffbestandteil ist. Mit Ausnahme von SiO
2 zählt man zur Oxidkeramik alle festen Oxide und Oxid-Verbindungen, die ohne Zersetzung
gesintert werden können. Das am meisten verwendete Oxid ist Al
2O
3 (Sinterkorund) neben folgenden Oxiden: BeO, MgO, ZrO
2 und MgAl
2O
4 (Spinell). In Frage kommen oxidkeramische Werkstoffe aus Ferriten, Titaniten, Yttrium-,
Thoriumund Uranoxid. Zur Herstellung der Oxidkeramik eignen sich Extrudieren, Gießen
mit anschließendem Sintern, Methoden der Pulvermetallurgie und Flammspritzen.
[0012] Die erfindungsgemäß eingesetzten oxidkeramischen Werkstoffe sind allgemein thermowechselbeständig,
temperaturfest, schlagunempfindlich, widerstandsfähig, zäh und chemisch gegenüber
Metallschmelzen resistent. Als Ausgangsmaterialien bieten sich insbesondere Oxidsysteme
an, welche auf zirkoniumoxid, Zirkoniumkorund, Spinell, Zirkoniumsilikat und/oder
Aluminiumtitanat basieren. Plasmagespritzte Oxidkeramik hat sich wegen der hohen Thermoschockbeständigkeit,
der hohen Temperaturbeständigkeit, der guten chemischen Resistenz, der einfachen Bearbeitbarkeit,
der Unempfindlichkeit gegenüber Oberflächenschäden und wegen der hohen Abrasionsbeständigkeit
besonders bewährt.
[0013] Hinsichtlich weiterer vorteilhafter Ausgestaltungen der Erfindung wird auf die nachfolgende
Beschreibung von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die beiliegende Zeichnung
verwiesen. In der Zeichnung zeigt
- Figur 1
- eine erste Ausführungsform einer einteilig ausgeführten horizontalen Gießkammer gemäß
der vorliegenden Erfindung in seitlicher Schnittansicht,
- Figur 2
- eine zweite Ausführungsform einer zweiteilig ausgebildeten horizontalen Gießkammer
gemäß der vorliegenden Erfindung in seitlicher Schnittansicht und
- Figur 3
- eine dritte Ausführungsform einer einteilig ausgeführten vertikalen Gießkammer gemäß
der vorliegenden Erfindung in seitlicher Schnittansicht.
[0014] In den Figuren 1 bis 3 sind verschiedene Ausführungsformen einer Gießkammer gemäß
der vorliegenden Erfindung dargestellt, wie sie in Druckgießmaschinen für das Druckgießen
von Metallen wie beispielsweise Aluminium, Magnesium oder Messing verwendet werden.
[0015] Die in Figur 1 zeigt eine Gießkammer gemäß der vorliegenden Erfindung mit einem Mantelkörper
3, der einteilig ausgeführt, das heißt in seiner axialen Richtung nicht unterteilt
ist. Der Mantelkörper 3, welcher aus Stahl besteht, besitzt an seinem maschinenseiten
Ende 2 eine Gußmaterialeinfüllöffnung 5, durch welche in den Innenraum der Gießkammer
flüssiges oder verfestigtes (beim Thixocasting) Material eingeführt bzw. eingelegt
werden kann, und an dem anderen formseitigen Ende 1 der Gießkammer ist eine Auslaßöffnung
12 vorgesehen. Des weiteren greift in das maschinenseitige Ende 2 der Gießkammer ein
Kolben 4 ein, der in Richtung des formseitigen Endes 1 bewegbar ist, um das in die
Gießkammer eingefüllte Metallmaterial durch die Auslassöffnung 12 unter Druck in eine
Gießform einzubringen.
[0016] Gemäß der vorliegenden Erfindung ist die Gießkammerinnenwand lokal in denjenigen
Bereichen, die im Betrieb im besonderen Maße thermischen und/oder mechanischen Belastungen
ausgesetzt sind, vor Verschleiß geschützt. Konkret ist in das maschinenseitige Ende
2 des Mantelkörpers 3 eine Verschleißbüchse 6 aus einem Keramikmaterial eingesetzt,
die mit der Mantelkörperinnenwand bündig abschließt. Die Verschleißbüchse 6 ist in
dem Mantelkörper 3 durch einen Schrumpfsitz befestigt und zusätzlich durch einen Haltering
7, der wie der Mantelkörper 3 aus Stahl besteht, gesichert.
[0017] Des weiteren ist in das formseitige Ende 1 der Gießkammer ein Verschleißring 8 eingesetzt,
der innenseitig ebenfalls bündig mit der Mantelkörperinnenfläche abschließt und in
den Mantelkörper 3 eingeschrumpft ist.
[0018] Das temperatur- und verschleißfeste Keramikmaterial der Verschleißbüchse 6 und des
Verschleißrings 8 verhindert einen unmittelbaren Kontakt zwischen dem heißen Gußmaterial
und dem Metallmaterial des Mantelkörpers 3 lokal an dem der Einfüllöffnung 5 gegenüberliegenden
Teilbereich, wo das Gußmaterial auf die Mantelkörperinnenwand trifft, weshalb es dort
üblicher weise zu starken Auswaschungen kommt, und der Verschleißring 8 am formseitigen
Ende 1 schützt den Mantelkörper 3 vor den dort auftretenden hohen Drücken und damit
einhergehenden höheren Temperaturen des Gußmaterials.
[0019] Die Gießkammer kann auch mehrteilig ausgeführt sein. Bei der in Figur 2 dargestellten
Ausführungsform ist der Mantelkörper 3 beispielsweise axial in einen die Gußmaterialauslaßöffnung
12 aufweisenden Grundkörper 9 und eine die Gußmaterialeinfüllöffnung 5 aufweisende
stählerne Wechselbüchse 10 unterteilt. Letztere ist innenseitig mit einer Verschleißbüchse
6 versehen, in welche der Kolben 4 eingreift.
[0020] In Figur 3 ist eine sogenannte vertikale Gießkammer gemäß der vorliegenden Erfindung
dargestellt, die in dem Betrieb aufrecht stehend eingesetzt wird. In diese Gießkammer
greift von der unten gelegenen Maschinenseite her ein Kolben 4 ein, und die offene
Oberseite des Mantelkörpers 3 bildet gleichzeitig die Gußmaterialeinfüllöffnung 5
sowie die Gußmaterialauslaßöffnung 12 der Gießkammer. Auch bei dieser vertikalen Gießkammer
ist derjenige Teilbereich der Mantelkörperinnenfläche, der im stärksten Maße thermischen
und mechanischen Beanspruchungen im Betrieb unterliegt, durch eine Verschleißbüchse
13 aus einem Keramikmaterial geschützt. Diese Verschleißbüchse 13 ist in einer Aussparung
an der Innenseite des Mantelkörpers 3 von der Maschinenseite 2 her eingesetzt und
in Längsrichtung des Mantelkörpers 3 betrachtet etwa im Mittelbereich des Mantelkörpers
3 positioniert. Die Verschleißbüchse 6 ist auch hier in dem Mantelkörper 3 eingeschrumpft
und schließt mit ihrem Innenrand bündig mit der Mantelkörperinnenwand ab. Zusätzlich
ist eine Andrückbüchse 11 vorgesehen, welche die Verschleißbüchse 13 gegen einen Absatz
des Metallkörpers 3 drückt, um sie axial zu positionieren, und welche des weiteren
eine Führung für den Kolben 4 bildet.
[0021] Bei der vertikalen Gießkammer wird durch die Verschleißbüchse 13 der mittige Teilbereich
der Gießkammer geschützt, weil dort beim Eingießen des Gußmaterials von der obengelegenen
Gußmaterialeinfüllöffnung 5 her das Gußmaterial in Kontakt mit der Mantelkörperinnenwand
kommt, weshalb dieser Teilbereich den stärksten Verschleiß unterworfen ist.
1. Horizontale Gießkammer für das Druckgießen von Metall mit einem metallischen Mantelkörper
(3), der an seinem maschinenseitigen Ende eine Gußmaterialeinfüllöffnung (5) und an
seinem formseitigen Ende eine Gußmaterialauslaßöffnung (12) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die Mantelkörperinnenfläche an ihrem der Gußmaterialeinfüllöffnung (5) in Umfangsrichtung
des Mantelkörpers (3) gegenüberliegenden Teilbereich und/oder an ihrem die Gußmaterialauslaßöffnung
(12) umgebenden Teilbereich mit wenigstens einem Keramiksegment (6, 8) versehen ist,
um lokal einen Kontakt zwischen dem Metallmaterial des Mantelkörpers (3) und dem Gußmaterial
zu verhindern.
2. Vertikale Gießkammer für das Druckgießen von Metall mit einem im Betrieb aufrecht
stehenden metallischen Mantelkörper (3), in dessen unteres maschinenseitiges Ende
ein Kolben (4) eingreift und an dessen oberem formseitigen Ende eine Gußmaterialeinfüll-
und Gußmaterialauslaßöffnung (5, 12) vorgesehen ist, dadurch gekennzeichnet, daß ein in Längsrichtung des Mantelkörpers (3) maschinenseitig oder etwa mittig gelegener
Teilbereich der Mantelkörperinnenfläche mit wenigstens einem Keramiksegment (13) versehen
ist, um in dem Teilbereich lokal einen Kontakt zwischen dem Metallmaterial des Mantelkörpers
(3) und dem heißem Gußmaterial zu verhindern.
3. Gießkammer nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das wenigstens eine Keramiksegment (6, 8, 13) ring- oder büchsenförmig ausgebildet
ist.
4. Gießkammer nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das wenigstens eine Keramiksegment (6, 8, 13) in dem Mantelkörper (3) durch einen
Wärmeschrumpfsitz befestigt ist.
5. Gießkammer nach einem der vorherigen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das wenigstens eine Keramiksegment (6, 8, 13) eine Wandstärke von 2 bis etwa 20 mm
aufweist.
6. Verwendung von austauschbaren Keramiksegmenten (6, 8, 13) als Schutz- und Isolierungseinsätze
einer Gießkammer nach einem der Ansprüche 1 bis 5.