[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft beschichtete Textilmaterialien, die sich u.a.
für Anwendungen im Außenbereich oder in Feuchträumen eignen und insbesondere auch
unter extremen Umweltbedingungen lange haltbar sind.
[0002] Flächenmaterialien auf Textilbasis, die extremen Umweltbelastungen widerstehen sollen,
z.B. hoher Feuchtigkeit, Regen und Spritzwasser, Temperaturschwankungen, intensiver
Sonnenbestrahlung und/oder einer häufigen Behandlung mit Reinigungsmitteln, sind üblicherweise
mit PVC beschichtet. Die Eigenschaften solcher Materialien sind sehr gut. Allerdings
ist die Verwendung von PVC bedenklich und sollte möglichst vermieden werden. Denn
dessen Herstellung und seine Applikation als Beschichtungsmaterial von Textilien ist
mit schweren Umweltbelastungen verbunden, desgleichen die Entsorgung dieses Materials.
Außerdem entstehen im Brandfall giftige Gase (z.B. Chlorwasserstoff).
[0003] Ähnliches gilt für mit Kautschukmaterialien sowie mit Acrylaten oder Polyurethanen
auf Lösungsmittelbasis beschichtete Materialien. Auch deren Herstellung und Aufbringung
auf den entsprechenden Textilmaterialien ist mit hohen Umweltbelastungen verbunden,
und außerdem werden dabei die hervorragenden Eigenschaften von PVC in Hinblick auf
die Belastungsfähigkeit des textilen Materials nicht erreicht.
[0004] Beschichtungen auf wässriger Basis sind zwar wesentlich umweltfreundlicher; sie sind
aber den oben genannten Anforderungen nicht gewachsen.
[0005] PVC ist ein sehr preisgünstiger Werkstoff. Er wird deshalb und wegen seiner günstigen
Eigenschaften in Textilbeschichtungen in hohen Anteilen eingesetzt.
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, beschichtete oder imprägnierte Textilmaterialien
bereitzustellen, die insbesondere in Hinblick auf ihre chemische und mechanische Reinigungsstabilität
(z.B. gegenüber Hochdruckreinigern oder Bürstenreinigern), Wasserfestigkeit und Bewitterungsstabilität,
aber auch sonstigen Umwelteinflüssen ähnlich gute Eigenschaften wie PVC besitzen,
dabei aber umweltfreundlich zu verarbeiten sind, im Brandfall keine giftigen Gase
freisetzen und kostengünstig herstellbar sind.
[0007] Überraschend konnte festgestellt werden, dass solche Textilmaterialien dann die genannten
Anforderungen erfüllen, wenn das Bindemittel der oder mindestens einer der darauf
aufgebrachten Beschichtung(en) oder der Imprägnierung einen merklichen Anteil eines
Acrylat/VeoVa-Copolymeren besitzt. Dieser Anteil liegt bei mindestens 30 Gew.-%, vorzugsweise
bei mindestens 50 Gew.-%, stärker bevorzugt bei 70-100 Gew.-% und besonders bevorzugt
bei 85-100 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge des Bindemittels.
[0008] Acrytat/VeoVa-Copolymere sind bekannt. VeoVa steht in dieser Bezeichnung für Vinylester
von tertiären Carbonsäuren (z.B. sog. Versatic-Säuren). VeoVa's werden seit langem
zur Copolymerisation mit Vinylacetat z.B. für Dispersionsfarben, Putze oder Betonzusatzmittel
eingesetzt. Copolymerisate von VeoVa's mit Acrylaten sind im Handel erhältlich, der
sie vor allem zur Herstellung von Putzen und von Lacken vertreibt.
[0009] Die Erfindung ist auf alle Textilmaterialien anwendbar, die mit bindemittelhaltigen
Beschichtungen oder Imprägnierungen versehen sein sollen. Beschichtet bzw. imprägniert
werden können alle textilen Flächengebilde, unabhängig von der Art, wie deren Fasern
miteinander verbunden sind, z.B. Gewebe, Vliese, Maschenware etc.. Das für das textile
Flächengebilde vorgesehene Material kann ebenfalls frei, in Abhängigkeit vom vorgesehenen
Verwendungszweck gewählt werden. Dabei ist gegebenenfalls die mechanische Beanspruchung
der Fasern zu berücksichtigen. Je nach Einsatzgebiet der erfindungsgemäß beschichteten
Textilmaterialien erfolgt die Auswahl der Trägermaterialien dabei in geeigneter Weise.
So können beispielsweise Trägermaterialien aus Synthesefasern (Polyester, Polyamid,
Polyacrylnitril oder andere solche Fasern) für den Einsatz von außenliegendem Sonnenschutz,
außenliegendem Sichtschutz, Deponieabdeckungen, Raumteilern für Feuchträume und ähnlichem
eingesetzt werden. Sind die erfindungsgemäßen Materialien für Anwendungen vorgesehen,
die mit hohen mechanischen Belastungen verbunden sind, so können beispielsweise hochfeste
Polyesterfilamente, Glasfilamente oder Paraaramidfaser als Trägermaterialien eingesetzt
werden. Trägermaterialien aus unbrennbaren bzw. schwerentflammbaren Materialien (z.B.
Glasfasern, Aramidfasern, Melaminharzfasern, Keramikfasern usw., oder durch zusätzliche
Ausrüstung flammgeschützte Fasern) wiederum wird der Fachmann dann besonders in Betracht
ziehen, wenn ein Einsatz in besonders gegen Brände zu schützender oder brandgefährdeter
Umgebung vorgesehen ist, z.B. wenn die erfindungsgemäßen Textilmaterialien für Fluchtwegabgrenzungen
oder Wandverkleidungen, insbesondere bei Tunnelwandverkleidungen, im Messebau, im
Bühnenbau oder dgl. vorgesehen sind.
[0010] Je nach Anwendungszweck können die textilen Substrate einseitig oder beidseitig mit
der erfindungsgemäßen Beschichtung versehen sein. Diese Beschichtung kann als einzige
oder als eine von mehreren Beschichtungen vorhanden sein. Alternativ (ggf. auch zusätzlich)
können sie mit einer Imprägnierung versehen sein, die durch Tränken des Textilmaterials
oder eine andere übliche Imprägniertechnik aufgebracht wurde.
[0011] Die erfindungsgemäße Beschichtung/Imprägnierung kann im wesentlichen oder ausschließlich
aus Bindemittel bestehen. Dieses kann neben dem Acrylat/VeoVa-Copolymer weitere, übliche
Bindemittel enthalten, beispielsweise Polymere auf Basis von Acrylsäureestern, Polyvinylalkohol,
Polyurethan, Latices oder hochvernetzbare Harze wie Melaminharze, die vorzugsweise
halogenfrei sind und die, ebenfalls vorzugsweise, vernetzbar sind, damit sie entsprechend
fixiert werden können. Allerdings ist es besonders günstig, wenn das Bindemittel überwiegend,
in besonders bevorzugter Weise ausschließlich oder fast ausschließlich aus Acrylat/VeoVa-Copolymer
besteht. Das Bindemittel wird in Form einer Lösung, Emulsion, Dispersion oder Suspension
eingesetzt, mit der das Textilsubstrat beschichtet oder imprägniert wird. Ist die
Paste zu dünnflüssig, kann die Viskosität mit einem Verdickungsmittel (z.B. einem
Acrylsäureester) eingestellt werden. Ggf. werden der Paste geeignete Vernetzungskatalysatoren
zugemischt.
[0012] Stattdessen kann die erfindungsgemäße Beschichtung/Imprägnierung auch weitere Bestandteile
enthalten, die ihre Eigenschaften beeinflussen. In einer wesentlichen Ausgestaltung
der Erfindung wird ein beschichtetes oder imprägniertes Material bereitgestellt, das
brandhemmende Eigenschaften aufweist und sich beispielsweise zur Auskleidung von Tunneln
eignet. In dieser Ausgestaltung der Erfindung enthält die Beschichtung/Imprägnierung
neben dem Bindemittel und ggf. weiteren Substanzen vor allem ein stark brandhemmendes
Material wie Blähgraphit und/oder ein phosphorhaltiges Material, z.B. Polyammoniumphosphat.
Beim Vorhandensein eines festen brandhemmenden Materials wie Blähgraphit ist das Beschichten
der Textilsubstrate gegenüber einer Imprägnierung bevorzugt. Das brandhemmende Material
kann der Beschichtungsmischung in geeigneter Form zugesetzt werden, beispielsweise
in Pulver-, Granulat- oder Flockenform, wenn es sich um ein festes Material handelt.
Das Mengenverhältnis von Bindemittel zu brandhemmendem Mittel, z.B. und insbesondere
zu Blähgraphit, kann in geeigneter Weise frei gewählt werden, wobei es natürlich günstig
ist, einen hohen Anteil an Flammschutzmittel vorzusehen, z.B. 10-80 Gew.-%, bezogen
auf alle Bestandteile des Beschichtungsmaterials. Die Obergrenze wird in der Regel
durch die mechanischen Eigenschaften der ausgehärteten Beschichtung bestimmt: Für
den Fall eines festen Flammschutzmittels wie Blähgraphit ist darauf zu achten, dass
genügend Bindemittel vorhanden ist, um das Flammschutzmittel mechanisch stabil in
die Schicht einzubinden. Die Untergrenze wird durch die Flammschutzeigenschaften des
erhaltenen Materials bestimmt: Die Beschichtung sollte eine ausreichende Menge an
Flammschutzmittel enthalten, damit dessen Flammschutzwirkung und ggf. seine durch
die Volumenzunahme erzielte Isolierwirkung voll zur Geltung kommt. Im Falle von Blähgraphit
sind dies in der Regel mindestens etwa 30 g Blähgraphit pro Quadratmeter Textilmaterial,
vorzugsweise etwa 50 bis 500 g/qm. In Bezug auf den Gehalt an VeoVa/Acrylat-Copolymer
im Bindemittel gilt das im vorstehenden Absatz Gesagte.
[0013] Es ist besonders für den Fall eines lichtabsorbierenden Brandschutzmittels wie Blähgraphit
bevorzugt, dass die voranstehend beschriebene, brandhemmende Beschichtung weiterhin
ein Weißpigment enthält, beispielsweise Titandioxid, Alabasterbrillantweiss, Kaolin
oder ein ähnliches Material. Alternativ oder zusätzlich kann auch auf das fertig aufgetragene
Beschichtungsmaterial vor oder nach dem Aushärten eine weißpigmenthaltige Schicht
aufgetragen werden, die ebenfalls ein Bindemittel enthalten kann. Wird das Weißpigment
in die Blähgraphit enthaltende Beschichtungsmischung eingearbeitet, ist es günstig,
etwa 3-10 Gew.-% Weißpigment, bezogen auf das Gesamtgewicht der Paste, vorzusehen.
Wird das Weißpigment als zusätzlicher Überzug auf die Blähgraphit-Beschichtung aufgebracht,
genügt es, eine nur geringe Menge von etwa 2-10 g/qm aufzutragen. Das Weißpigment
kann hierfür als Aufschlämmung in geeigneten Suspensions- bzw. Stellmitteln eingesetzt
und z.B. in einer Menge von ca. 1:4 einer Suspension oder Dispersion eines geeigneten
Bindeoder Vernetzungsmittels, insbesondere bestehend oder vorwiegend bestehend aus
VeoVa/Acrylat-Copolymer, zugemischt werden, wie oben für die den Blähgraphit enthaltende
Beschichtungsmischung angegeben.
[0014] Das Beschichtungs- bzw. Imprägniermaterial kann ggf. weitere Bestandteile enthalten,
wie sie üblicherweise eingesetzt werden, z.B. Farbstoffe oder -pigmente, Verdickungsmittel,
Puffer oder Mittel zum Einstellen eines spezifischen pH-Wertes, Stabilisatoren, Füllstoffe
und dergleichen.
[0015] Um die erfindungsgemäßen beschichteten/imprägnierten Textilmaterialien gegenüber
chemischer und vor allem starker mechanischer Reinigung (z.B. mit Hochdruckreinigern
oder Bürstenreinigern, die z.B. im Falle von LKW-Planen oder Tunnelabdeckungen häufig
eingesetzt werden) besonders stabil zu machen, kann ihre Oberfläche in geeigneter
Weise modifiziert werden. Dies kann beispielsweise durch eine Hydrophobierung der
Oberfläche und/oder durch eine Verbesserung ihrer mechanischen Beständigkeitswerte
geschehen. Um die Oberfläche hydrophob zu machen, können z.B. Fluorcarbonharze, Paraffinwachse,
Silikone oder Polytetrafluorethylen-Dispersionen in die erfindungsgemäße Beschichtungs/Imprägniermischung
eingearbeitet werden, wenn diese allein bzw. als einzige bzw. oberste Schicht vorgesehen
ist. Auch eine zusätzliche Vernetzung durch ein weiteres Vernetzungsmittel kann die
mechanische Stabilität verbessern und die Beschichtung ggf. hydrophober machen. Alternativ
kann die oberste Schicht mit einem geeigneten Hydrophobierungsmittel imprägniert werden,
oder es wird eine Deckschicht ("Topcoat") aufgebracht, die besonders kratzfest ist.
Weitere Möglichkeiten sind eine Beschichtung oder Imprägnierung mit Materialien, die
bestimmte Oberflächenstrukturen mit extrem guten schmutzabweisenden Eigenschaften
erzeugen (z.B. sog. "Nanobeschichtungen" mit "Lotuseffekt"), oder eine Plasmabehandlung
mit hydrophobierenden Gasen.
[0016] Die Beschichtungshärte ist durch das Mischungsverhältnis von harten und weichen Polymeren
gut steuerbar. Der Fachmann wird dementsprechend für den jeweiligen Verwendungszweck
Polymere mit geeigneten Glasübergangstemperaturen auswählen. Verschiedene Varianten
an Acrylat/VeoVa-Copolymeren mit unterschiedlichen Härtegraden sind im Handel erhältlich.
[0017] Wenn erfindungsgemäß eine Beschichtung auf dem Textilmaterial vorgesehen ist, wird
diese vorzugsweise in Form einer Paste oder eines Schaums auf das Textilmaterial aufgebracht.
Das Aufbringen kann durch Rakeln, z.B. Walzenrakeln, Aufstreichen oder jede andere
beliebige Methode erfolgen, deren Auswahl sich unter anderem nach der Viskosität des
Beschichtungsmaterials richten wird. Die geeigneten Mengen kann der Fachmann leicht
ermitteln, günstig ist beispielsweise ein Nassauftrag von 25-400 g/qm. Anschließend
wird ggf. überschüssiges Lösungs- oder Dispersionsmittel entfernt, z.B. durch Trocknen,
und die aufgestrichene Paste wird je nach Art der vorhandenen Komponenten kalandriert
oder anderweitig verfestigt/gehärtet, z.B. durch Wärme oder Licht; ggf. kann auch
eine selbsthärtende vernetzbare Komponente vorhanden sein. Es kann sich auch anbieten,
das Beschichtungsmaterial in mehr als nur einem Arbeitsgang auf das Textilmaterial
aufzubringen und nach jedem Arbeitsgang oder aber erst nach Aufbringen des gesamten
Beschichtungsmaterials einen Verfestigungsschritt, z.B. nach Trocknen, vorzusehen.
[0018] Soll die auf diese Weise gebildete Beschichtung mit einer oder weiteren Schichten
(z.B. einer Weißpigment-Paste oder einem Topcoat) überzogen werden, so können die
erforderlichen Trocknungs- bzw. Härtungsschritte auch erst nach Aufbringen mehrerer
oder sogar aller Schichten vorgenommen werden.
[0019] Nachstehend soll die Erfindung anhand von Beispielen näher erläutert werden.
Beispiel 1:
[0020] Ein Glasgewebe aus EC-9 68tex mit einem Flächengewicht von 205 g/m
2 wurde mit folgender Rezeptur beidseitig beschichtet:
- Enorex AVE 191 60 Teile
(Copolymer aus Acrylat/VeoVa, von Collano Ebnöther AG, Schweiz)
- Enorex H 276 AV 20 Teile
(schwach carboxyliertes VeoVa/Acrylat-Copolymer von Collano Ebnöther AG, Schweiz)
- Dicrylan FLN 16 Teile
(Ammonium-Alkylaminstearat von Ciba)
- Pigmentfarbstoff 4 Teile
[0021] Der Ansatz wurde mit einem Hansamixer verschäumt (Schaumlitergewicht 260 g/l) und
auf einer Mageba-Beschichtungsanlage nach dem Walzenrakelverfahren mit einer Spalthöhe
von 0,85 mm appliziert. Daraus resultierte ein Gesamtflächengewicht von 370 g/qm bei
einer Dicke von 0,3 mm. Das beschichtete Gewebe wurde unmittelbar nach der Trocknung
(80-140°C) heiß (140°C Walzentemperatur) kalandriert (Liniendruck: 180 N/mm).
[0022] Man erhielt ein beidseitig beschichtetes Gewebe mit sehr guter Kratzfestigkeit und
folienartiger, PVC-ähnlicher Oberfläche, das sich blockfrei aufwickeln ließ. Die Beschichtung
ist stabil gegen Wasser (kalt und heiß), auch bei mehrmonatiger Lagerung darin. Außerdem
ist sie stabil gegen verdünnte Laugen und Öl und bedingt stabil gegen Essigsäure (60
%ig), Benzin und Lösungsmittel (geprüft durch 24-stündiges Einlegen in das jeweilige
Medium). Auch Wasserdampfstabilität ist gegeben. Die Stabilität ist hinsichtlich der
Mehrzahl der oben genannten Medien mit der von PVCbeschichtetem Gewebe vergleichbar,
die Widerstandsfähigkeit des Materials gemäß Beispiel 1 gegen Aceton ist jedoch wesentlich
besser.
Beispiel 2:
[0023] Ein Polyestergewebe aus OE-Garn Nm 34 mit einem Flächengewicht von 110 g/m
2 wurde mit folgender Rezeptur einseitig beschichtet:
- Enorex AVE 191 60 Teile
(Copolymer aus Acrylat/VeoVa, von Collano Ebnöther AG, Schweiz)
- Pyrovatim SB 12 Teile
(Flammschutzmittel Polyammoniumphosphat, mit Anteilen an Melamin/Formaldehydkondensaten,
Ciba)
- Appretan 9213 18 Teile
(Acrylat-Copolymer-Dispersion, selbstvernetzend, Clariant, Frankfurt/M)
- Salmiakgeist 25% 1,6 Teile
- TC-Verdicker SD 2,4 Teile
(Acrylatverdicker, Textilcolor AG, Sevelen/CH)
[0024] Der Ansatz mit einer Viskosität von 1,7-1,8 Pas wurde auf einem Brückner-Spannrahmen
nach dem Luftrakelverfahren 3 mal einseitig beschichtet. Getrocknet und vernetzt wurde
die Beschichtung 90 sec lang bei 150°C. Das Beschichtungsgewicht ist 150 g/qm trocken.
[0025] Man erhielt ein einseitig beschichtetes, schwer entflammbares Gewebe. Die Beschichtung
ist mechanisch sehr belastbar, vor allem gegen Abrieb, und sehr stabil gegen die Reinigung
mit Hochdruckreinigern. Das Flammschutzmittel spült sich auch nach mehrmaligen Reinigungszyklen
nicht aus dem Beschichtungsverbund heraus.
Beispiel 3:
[0026] Ein Gewebe mit einem Quadratmetergewicht von 225 g aus Nm 40/2 Basofil (Melaninharzfaser
der Firma BASF) und Technora oder Kevlar (Para-Aramidfaser; Kevlar ist eine Marke
von Dupont) im Verhältnis 60:40 mit 27,5 Kettfäden pro cm und 15 Schußfäden pro cm
in 2/1 Köperbindung wurde einseitig mit einer Paste aus
- Kappaflamm T2/163 50 Gew.-Teile
(Paste mit 55% Blähgraphit der Kapp-Chemie)
- Enorex AVE 191 40 Gew.-Teile
- Pyrovatim SB 10 Gew.-Teile
- Kronos RN 43 7 Gew.-Teile
(Titandioxid, Fa. Kronos)
- Baysilone Öl 1 Gew.-Teil
(Silikonöl, Fa. Bayer)
- Salmiakgeist 25% auf pH 10
- TC-Verdicker auf Viskosität 1,9 Ps/S
beschichtet. Das Beschichtungsgewicht betrug 300 g/qm. Anschließend erfolgte eine
Imprägnierung mit 30 g/l Oleophobol SD (Fluorcarbonharz der Ciba Spezialitätenchemie).
Die Beschichtung und die Imprägnierung wurden anschließend bei 160°C vernetzt.
[0027] Man erhielt ein Produkt von guter Flexibilität mit einer grauweißen Beschichtungsseite.
Im Vergleich zu einer Blähgraphitbeschichtung ohne Weißpigment wurden die folgenden
optischen Messwerte erhalten:
| |
Mit Weißpigment |
ohne Weißpigment |
| Absorption |
45 % |
90 % |
| Reflexion |
55 % |
10 % |
[0028] Gemessen wurde das sichtbare Wellenspektrum von 400 bis 700 nm.
[0029] Eine Probe des Materials wurde verschmutzt und mit einem Hochdruckreiniger gereinigt.
Bereits nach einer relativ kurzen Reinigungszeit wurde ein sehr gutes Reinigungsergebnis
erhalten; die Beschichtung blieb dabei unbeschädigt.
[0030] Zur Prüfung des Intumeszenzverhaltens wurde das Material mit einem Bunsenbrenner
beflammt. Im Bereich der Beflammung kam es zu einer Volumenzunahme von bis zu 180
%. Es entstand ein in sich stabiler Blähschaum mit guten Isoliereigenschaften. Das
Gewebe zeigte keine Schmelztropfenbildung. Der Basofilanteil erzeugte ein stabiles
Kohlenstoffgerüst.
1. Flächenmaterial auf Textilbasis, umfassend
(a) ein textiles Flächengebilde und
(b) mindestens eine Imprägnierung des textilen Flächengebildes oder eine auf das textile
Flächengebilde aufgebrachte Beschichtung,
dadurch gekennzeichnet, dass das Beschichtungs- oder Imprägniermaterial ein Bindemittel enthält, das einen Anteil
von mindestens 30 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmenge des Bindemittels, eines Acrylat/VeoVa-Copolymeren
aufweist.
2. Flächenmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Anteil an Acrylat/VeoVa-Copolymerem mindestens 50 Gew.-%, stärker bevorzugt mindestens
70 Gew.-% beträgt und vorzugsweise in einem Bereich von 80-95 Gew.-% liegt.
3. Flächenmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde ein Vliesmaterial, ein Fasergewebe oder ein Fasergewirke
ist.
4. Flächenmaterial nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Material des textilen Flächengebildes vorwiegend oder ausschließlich aus Synthesefasern,
insbesondere solchen aus Polyester, Polyamid oder Polyacrylnitril oder Mischungen
hieraus, Polyesterfilamenten, Glasfilamenten oder Paraaramidfasern, die ggf. schwer
entflammbar sind oder gemacht wurden, Glasfasern, Aramidfasern, Melaminharzfasern,
Keramikfasern oder Kevlarfasern oder aus Mischungen der vorgenannten Fasern bzw. Filamenten
besteht oder diese umfasst.
5. Flächenmaterial nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Imprägnierung des textilen Flächengebildes oder die auf das textile Flächengebilde
aufgebrachte Beschichtung ausschließlich oder vorwiegend aus Bindemittel besteht.
6. Flächenmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Imprägnierung des textilen Flächengebildes oder die auf das textile Flächengebilde
aufgebrachte Beschichtung weiterhin ein flammhemmendes Material enthält.
7. Flächenmaterial nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das textile Flächengebilde eine darauf aufgebrachte Beschichtung aufweist und dass
das flammhemmende Material ein phosphorhaltiges Material oder Blähgraphit ist.
8. Flächenmaterial nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die auf das textile Flächengebilde aufgebrachte Beschichtung etwa 20 bis 70 Gew.-%
Bindemittel und etwa 20 bis 80 Gew.-% flammhemmendes Material enthält.
9. Flächenmaterial nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass die auf das textile Flächengebilde aufgebrachte Beschichtung weiterhin ein Weißpigment
enthält.
10. Flächenmaterial nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die auf das textile Flächengebilde aufgebrachte Beschichtung weiterhin einen Farbstoff
oder ein Farbpigment enthält.
11. Verwendung eines Flächenmaterials nach einem der voranstehenden Ansprüche als außenliegender
Sonnenschutz, außenliegender Sichtschutz, Deponieabdeckung, Raumteiler für Feuchträume,
LKW-Planen-Material, Lagerbehälterstoff, Zeltstoff, Schwimmbadabdeckung, Schwimmwesten-Material,
Material für Fluchtwegabgrenzungen, Wandverkleidung, insbesondere für Tunnelwände,
oder Material im Messebau oder Bühnenbau, oder als Bestandteil der vorgenannten Materialien.