[0001] Die Erfindung betrifft einen Schutzanzug nach dem Oberbegriff von Anspruch 1.
[0002] Bei den bekannten Seenotrettungsanzügen für Piloten tritt bei einem Notausstieg aus
dem im Flug befindlichen Flugzeug das Problem auf, dass bei einer Öffnung des Cockpits
aufgrund des raschen Druckabfalls auf den tatsächlichen Höhendruck der Seenotrettungsanzug
zunächst aufgebläht und anschließend wieder zusammengepresst wird. Zu einem Aufblähen
des Schutzanzuges kann es ferner bei einer Dekompression im Cockpit des Flugzeuges
kommen, welche beispielsweise in der Aufstiegsphase des Flugzeugs oder bei einem Ausfall
der Druckregelanlage kommen kann. Das starke Aufblähen des Schutzanzuges kann dazu
führen, dass der Pilot bewegungsunfähig wird, weil die Ärmel und Beine des Schutzanzuges
steif werden. Der Pilot ist deshalb möglicherweise nicht mehr in der Lage, das Flugzeug
zu steuern und insbesondere in einen Sturzflug zu bringen. Weiterhin treten bei den
bekannten Seenotrettungsanzügen ähnliche Probleme bei einem Sturzflug auf, denn schrumpft
der Schutzanzug zusammen und engt die Bewegungsfreiheit des Piloten beträchtlich ein.
Der Grund für das Aufblähen bzw. Zusammenschrumpfen des Anzuges ist darin zu sehen,
dass das Gewebe des Anzugs sowohl wasser- als auch luftdicht ausgebildet ist. Dies
ist erforderlich, um dem Piloten, insbesondere bei einem Ausstieg über Wasser, ausreichenden
Schutz vor Nässe und Kälte zu geben. Weiterhin ist erforderlich, dass der Rettungsanzug
den Piloten vor Feuer schützen kann, weshalb die Anzüge gewöhnlich aus einem schwer
entflammbaren Gewebe gefertigt sind.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Schutzanzug für Piloten bereit zu
stellen, bei dem ein unerwünschtes Aufblähen bzw. Schrumpfen des Anzuges bei einer
Druckänderung vermieden wird.
[0004] Gelöst wird diese Aufgabe mit einem Schutzanzug mit den Merkmalen des Anspruchs 1.
Vorteilhafte Ausführungsbeispiele des Schutzanzugs sind den Unteransprüchen zu entnehmen.
[0005] Gemäß der Erfindung ist der Schutzanzug aus einem wasserdichten Gewebe gebildet,
wobei in das Gewebe eine luftdurchlässige Zone eingearbeitet ist und ein aus einem
luftdichten Material gebildeter Entlüftungskanal vorgesehen ist, welcher im Inneren
des Schutzanzugs verlaufend an einem Ende mit der luftdurchlässigen Zone in Verbindung
steht und dessen anderes, als Mündung ausgebildetes Ende in das Innere des Schutzanzugs
mündet um einen Luftaustausch zwischen dem Inneren des Schutzanzugs und der Umgebung
zu ermöglichen. Bei einer Druckänderung in der Umgebung, beispielsweise im Cockpit
des Flugzeugs, ist damit ein Druckausgleich zwischen dem Inneren des Schutzanzugs
und der Umgebung möglich, wodurch ein unerwünschtes Aufblähen des Anzugs vermieden
wird.
[0006] Damit bei einer Seenotrettung das Eindringen von Wasser durch die luftdurchlässige
Zone in das Innere des Schutzanzugs verhindert wird, ist die Mündung des Entlüftungskanals
bevorzugt so angeordnet, dass sie bei angelegtem Schutzanzug oberhalb des Brustbereichs
liegt, bevorzugt im Bereich der Schulter oder des Kragens. Falls Wasser durch die
luftdurchlässige Zone in das Innere des Schutzanzugs eindringen sollte, kann dieses
Wasser dennoch nicht in das Anzuginnere laufen, solange die Mündung des Entlüftungskanals
oberhalb der Wasseroberfläche liegt. Einen zusätzlichen Schutz gegen das Einlaufen
von Wasser in das Anzuginnere bietet ein wasserabsorbierendes Medium, welches bei
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des Schutzanzugs im Lüftungskanal, insbesondere
in der Nähe der luftdurchlässigen Zone, eingebracht ist. Bei Eindringen von Wasser
durch die luftdurchlässige Zone saugt dieses wasserabsorbierende Medium das eindringende
Wasser auf und verhindert auf diese Weise ein Einlaufen von Wasser in das Anzuginnere.
Erst wenn das wasserabsorbierende Medium gesättigt ist, besteht die Gefahr des Eindringens
von Wasser in das Anzuginnere. Bevorzugt handelt es sich bei dem wasserabsorbierenden
Medium um ein Polymer, welches bei Kontakt mit Wasser ein Hydrogel bildet.
[0007] In einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des Schutzanzugs ist das mit der luftdurchlässigen
Zone in Verbindung stehende Ende des Entlüftungskanals durch eine wasser- und luftdichte
Verbindung, insbesondere eine mit Polyurethanschweißbändern abgedichtete Naht, an
der Innenseite des Gewebes befestigt.
[0008] Um ein Aneinanderhaften der Innenwände des Entlüftungskanals zu verhindern, ist in
einem bevorzugten Ausführungsbeispiel des Schutzanzugs ein luftdurchlässiges Distanzmaterial
in den Entlüftungskanal eingeschoben. Die Innenwände des Entlüftungskanals sind bevorzugt
aus polyurethanbeschichtetem Polyamid gebildet. Die luftdurchlässige Zone im wasserdichten
Gewebe des Schutzanzugs ist beispielsweise von einer mit einem Reißverschluß verschließbaren
Öffnung gebildet. Auch bei geschlossenem Reißverschluß ist ein Luftdurchlass durch
den Reißverschluß gewährleistet. Bei dem Gewebe, aus dem der Schutzanzug gefertigt
ist, handelt es sich bevorzugt um ein schwer entflammbares Laminat, welches wasserdampfdurchlässig,
jedoch luftdicht ist.
[0009] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel des Schutzanzugs unter Bezugnahme auf die
begleitenden Zeichnungen näher erläutert. Die Zeichnungen zeigen:
- Figur 1:
- Vorderseite eines erfindungsgemäßen Schutzanzugs;
- Figur 2:
- Querschnitt entlang der Linie J-J von Figur 1 in einem Teilbereich des Schutzanzugs.
- Figur 3:
- Bevorzugtes Ausführungsbeispiel des Teilbereichs des Schutzanzugs von Figur 2.
[0010] Die Figur 1 zeigt einen einteiligen Pilotenanzug aus einem wasserdichten Gewebe 1.
Bei dem Gewebe 1 handelt es sich um ein schwer entflammbares, dreilagiges Laminat
mit einem Flächengewicht von etwa 245 g/m
2. Das Gewebe 1 erfüllt insbesondere Index 3 bei der Prüfung und Beurteilung der Schwerentflammbarkeit
nach EN 532/533. Um einen möglichst guten Tragekomfort zu gewährleisten ist das Gewebe
1 wasserdampfdurchlässig.
[0011] Im Brustbereich des Anzugs ist in das wasserdichte und luftundurchlässige Gewebe
1 eine luftdurchlässige Zone 2 eingearbeitet. Diese luftdurchlässige Zone 2 wird in
dem in Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel von einem Reißverschluß 15 gebildet.
Bei diesem Reißverschluß handelt es sich um einen herkömmlichen Reißverschluß mit
zwei Kuppelgliederreihen 16, 17, welche bei geschlossenem Reißverschluß miteinander
im Eingriff stehen (Figur 2). Die Kuppelglieder der beiden Kuppelgliederreihen 16,
17 sind jeweils an den äußeren Enden von Stoffbändern 18, 19 befestigt. Der Reißverschluß
15 ist somit luftdurchlässig ausgebildet.
[0012] Wie aus Figur 2 ersichtlich sind die den Kuppelgliederreihen 16, 17 gegenüberliegenden
Kanten der Stoffbänder 18 und 19 auf der Außenseite des Gewebes 1 angenäht und Überbrücken
eine Öffnung 24 im Gewebe 1. An die beiden Stoffbänder 18, 19 des Reißverschlusses
15 schließen sich auf der Außenseite des Anzugs zwei Besatzstreifen 20, 21 aus textilem
Gewebe an. Diese Besatzstreifen 20, 21 und die Bänder 18, 19 des Reißverschlusses
15 sind durch abgedichtete Nähte 10 auf der Außenseite des Gewebes 1 angenäht. Die
Nähte 10 sind durch Polyurethan-Schweißbänder abgedichtet.
[0013] Wie aus Figur 2 ersichtlich, schließt sich im Inneren 6 des Schutzanzugs unterhalb
der Öffnung 24 im Gewebe 1 ein von einer Wandung 22 umschlossener Raum 23 an. Die
Wandung 22 ist aus einem luft- und wasserdichten Material, beispielsweise Kunststoff,
insbesondere polyurethanbeschichtetes Polyamid, gebildet. Die Wandung 22 ist an der
Innenseite 11 des Gewebes 1 über abgedichtete Nähte 10 befestigt. Die Wandung 22 und
die Innenseite 11 des Gewebes 1 umschließen damit einen Hohlraum 23, welcher bis auf
die durch den Reißverschluß 15 gebildete luftdurchlässige Zone 2 bezüglich der Umgebung
7 luft- und wasserdicht abgeschlossen ist.
[0014] Der sich in Figur 2 unterhalb der Öffnung 24 befindliche Raum 23 geht in einen Entlüftungskanal
3 über, welcher sich vom Brustbereich des Anzugs bis etwa zur Schulter 8 beziehungsweise
zum Kragen im Inneren des Schutzanzuges erstreckt (Figur 1). Der Entlüftungskanal
3 ist rohrförmig ausgebildet, wobei die Rohrwandungen aus demselben Material wie die
Wandung 22 des Hohlraums 23 gebildet sind und ineinander übergehen. Das sich im Bereich
der Schulter 8 beziehungsweise des Kragens 9 befindliche Ende des Entlüftungskanals
3 ist als Mündung 5 ausgebildet, d. h. dieses Ende des Entlüftungskanals 3 mündet
in das Innere des Schutzanzugs. Das andere Ende 4 des Entlüftungskanals 3 liegt im
Bereich des Raumes 23 und steht mit der luftdurchlässigen Zone 2, also insbesondere
mit der Öffnung 24, in Verbindung. Auf diese Weise ist ein Luftaustausch zwischen
der Umgebung 7 und dem Inneren 6 des Schutzanzugs über die luftdurchlässige Zone 2
und durch den Entlüftungskanal 3 bis zu dessen Mündung 5 gewährleistet.
[0015] Um zu verhindern, dass die Innenwände 13 des Entlüftungskanals 3 aneinander haften
ist in den Entlüftungskanal 3 ein luftdurchlässiges Distanzmaterial 12 eingebracht.
Bei diesem Distanzmaterial kann es sich beispielsweise um einen aufgeschäumten Kunststoff
oder ein Vlies handeln.
[0016] Im Bereich des Raumes 23, insbesondere nahe der luftdurchlässige Zone 2, ist in den
Entlüftungskanal 3 ein wasserabsorbierendes Medium 14 eingebracht. Bei diesem Medium
kann es sich beispielsweise um ein Polymer handeln, welches bei Kontakt mit Wasser
ein Hydrogel bildet. Dieses wasserabsorbierende Medium wirkt bei Wassereintritt durch
die luftdurchlässige Zone 2, also insbesondere durch den wasserdurchlässigen Reißverschluß
15 und die Öffnung 24, wie ein Schwamm und saugt das eintretende Wasser auf. Dadurch
wird vermieden, dass bei Wassereintritt durch die luftdurchlässige Zone 2 das eingetretene
Wasser durch den Entlüftungskanal 3 in das Innere 6 des Anzugs fließen kann. Erst
wenn das wasserabsorbierende Medium mit Feuchtigkeit gesättigt ist, kann das eingetretene
Wasser in den oberen Bereich des Entlüftungskanals 3 und bis zur Mündung 5 gelangen.
Bei Verwendung von superabsorbierenden Medien 14 kann der Pilot daher bis zu mehreren
Stunden im Wasser sein, ohne dass Wasser durch den Entlüftungskanal 3 in das Anzuginnere
6 eindringen kann.
[0017] Die Figur 3 zeigt ein bevorzugtes Ausführungsbeispiels des Schutzanzugs. Gegenüber
dem in Figur 2 dargestellten Ausführungsbeispiel unterscheidet sich dieses durch eine
zusätzliche Abdeckfolie 25, welche auf dem wasserabsorbierenden Medium 14 im Bereich
unterhalb der Öffnung 24 aufgebracht ist. Die Abdeckfolie 25 ist wasser- und luftundurchlässig
und beispielsweise aus einer Kunststofffolie gebildet. In ihren Randbereichen ragt
sie über die Ränder der Öffnung 24 hinaus uns sie ist an diesen Randbereichen mit
dem wasserabsorbierenden Medium beispielsweise durch Nähte oder durch Verklebungsstreifen
befestigt. Sollte durch Wassereintritt das wasserabsorbierende Medium 14 in Sättigung
gelangt sein, quillt das wasserabsorbierende Medium 14 auf und drückt dadurch die
Abdeckfolie 25 in den Bereich der Öffnung 24 und gegen den Reißverschluss 15. Dadurch
wird weiteres Eindringen von Wasser durch den Reißverschluss 15 verhindert.
1. Schutzanzug, insbesondere Seenotrettungsanzug für Piloten, aus einem wasserdichten
Gewebe (1), dadurch gekennzeichnet, dass in das Gewebe eine luftdurchlässige Zone (2) eingearbeitet ist und dass ein aus einem
luftdichten Material gebildeter Entlüftungskanal (3) vorgesehen ist, welcher im Innern
(6) des Schutzanzugs verlaufend an einem Ende (4) mit der luftdurchlässigen Zone (2)
in Verbindung steht und dessen anderes, als Mündung (5) ausgebildetes Ende in das
Innere (6) des Schutzanzugs mündet um einen Luftaustausch zwischen dem Innern (6)
des Schutzanzugs und der Umgebung (7) zu ermöglichen.
2. Schutzanzug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Mündung (5) bei angelegtem Schutzanzug oberhalb des Brustbereichs liegt, bevorzugt
im Bereich der Schulter (8) oder des Kragens (9).
3. Schutzanzug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das mit der luftdurchlässigen Zone (2) in Verbindung stehende Ende (4) des Entlüftungskanals
(3) durch eine wasser- und luftundurchlässige Verbindung an der Innenseite (11) des
Gewebes (1) befestigt ist.
4. Schutzanzug nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Befestigung des mit der luftdurchlässigen Zone in Verbindung stehenden Endes
(4) des Entlüftungskanals (3) an der Innenseite (11) des Gewebes (1) durch eine mit
Polyurethanschweißbänder abgedichtete Naht (10) gebildet ist.
5. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in den Entlüftungskanal (3) ein luftdurchlässiges Distanzmaterial (12) eingebracht
ist, welches verhindert, dass die Innenwände (13) des Entlüftungskanals (3) aneinander
haften.
6. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in den Entlüftungskanal (3), insbesondere in der Nähe der luftdurchlässigen Zone
(2), ein wasserabsorbierendes Medium (14) eingebracht ist.
7. Schutzanzug nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass das wasserabsorbierende Medium (14) ein Polymer umfaßt, welches bei Kontakt mit Wasser
ein Hydrogel bildet.
8. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Innenwände (13) des Entlüftungskanals (3) aus polyurethanbeschichtetem Polyamid
gebildet sind.
9. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die luftdurchlässige Zone (2) durch eine mit einem Reißverschluß (15) verschließbare
Öffnung (24) im wasserdichten Gewebe (1) gebildet ist.
10. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewebe (1) wasserdampfdurchlässig und luftdicht ist.
11. Schutzanzug nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Gewebe (1) ein schwerentflammbares Laminat ist.
12. Schutzanzug nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem wasserabsorbierenden Medium (14) im Bereich unterhalb der luftdurchlässigen
Zone (2) eine wasserdichte Abdeckfolie (25) aufgebracht ist.