[0001] Die Erfindung betrifft einen Schließzylinder mit einem in einem Gehäuse drehbar gelagerten
Zylinderkern, der einen Schlüsselkanal aufweist, und mit Bohrungen, die vom Gehäuse
ausgehend bis in den Schlüsselkanal des Zylinderkernes hineinragen, wobei in jeder
Bohrung ein durch Federkraft verschiebbares Stiftpaar aus Gehäusestift und Kernstift
vorgesehen ist und die Einschubtiefe mindestens eines Kernstiftes in den Schlüsselkanal
gegenüber der Einschubtiefe der anderen Kernstifte durch einen Anschlag verkürzt ist.
[0002] Abgesehen von Gewaltanwendungen auf eine Türe oder einen Schließzylinder in einem
Türschloss sind Einbruchsmethoden bekannt, bei welchen mit Einbruchswerkzeugen versucht
wird, die Kernstifte in die Freigabestellung zu verschieben. Dies ist schon bei einem
Schließzylinder mit fünf Stiftpaaren nahezu unmöglich, da bei Erreichen der Teilung
eines Stiftpaares die durch eine Vorspannung auf den Kern festgehaltene Positionierung
eines anderen Stiftpaares in aller Regel verloren geht. Durch elektrisch oszillierende,
langgestreckte schmale zungenförmige Plättchen wie auch durch mechanische Methoden
wurde versucht, die Stiftpaare in eine Auf- und Abbewegung zu versetzen. Dabei könnten
vermeintlich allenfalls durch Zufall für einen Augenblick alle Stiftpaare gleichzeitig
in der Freigabestellung stehen. Wenn in diesem Augenblick ein Drehmoment an dem Zylinderkern
anliegt, dann besteht die Möglichkeit, dass der Zylinderkern aus der Sperrstellung
weggedreht werden kann.
[0003] Aus der EP 771 920 A1 ist es bekannt, dass zur Erschwernis des Abtastens (DIN 18
252 Punkt 2.10) ein Kernstift in Richtung auf die Teilungsfläche zwischen Zylinderkern
und Zylindergehäuse zurückversetzt ist. Dadurch erreicht eine Abtastnadel die Angriffsfläche
des betreffenden Kernstiftes nur erschwert. Die zurückversetzte Lage dieses Kernstiftes
wird durch eine verkürzte Kernbohrung erreicht.
[0004] Aus der DE 633 934 B ist ein Schließzylinder mit sternförmig ausgerichteten Kern-
und Gehäusebohrungen und mit einem kreiszylindrischen Schlüsselkanal beschrieben.
Die Kernstifte sind als abgesetzte Stifte ausgebildet, sodass der Verschiebungsweg
in das Innere des Schlüsselkanals begrenzt ist.
[0005] Die Erfindung zielt darauf ab, der letztgenannten Einbruchsmethode durch bauliche
Maßnahmen im Schließzylinder in mehrfacher Weise entgegenzuwirken. Dies wird dadurch
erreicht, dass der Anschlag als ein im Zylinderkern liegender Durchmessersprung der
Bohrung ausgebildet ist, wobei die Bohrung im Gehäuse und die Bohrung im Zylinderkern
bis zum Durchmessersprung hin einen größeren Durchmesser aufweisen, als die sich im
Zylinderkern fortsetzende Bohrung und dass der Gehäusestift einen der Gehäusebohrung
entsprechenden Durchmesser aufweist und sein Verschiebungsweg in den Zylinderkern
hinein durch den Durchmessersprung begrenzt ist. Durch diesen Anschlag kann ein Kernstift
gegenüber den anderen mit seiner Angriffsfläche im Schlüsselkanal zurückversetzt werden,
wobei die Ausbildung des Anschlages für den Gehäusestift gleichzeitig eine falsche
Teilungsfläche vortäuscht. Wenn also der betreffende Kernstift überhaupt erreicht
wird und die Freigabestellung der anderen Stiftpaare tatsächlich vorliegen sollte
und festgehalten werden kann, dann gelangt das eine Stiftpaar in eine scheinbare Freigabestellung,
bei der der Zylinderkern weiterhin gegenüber dem Zylindergehäuse drehfest bleibt.
[0006] Alle Gehäusebohrungen können stets mit gleichem Durchmesser und alle Kernbohrungen
stets mit geringfügig kleinerem Durchmesser auch bei Schließzylindern ohne der hier
in Rede stehenden Sicherheitsebene ausgebildet sein. Die Kernbohrungen können auch
durchwegs eine Ansenkung mit Durchmessersprung aufweisen. Wenn Gehäusestifte mit dem
üblichen großen Spiel verwendet werden, dann können diese auch in die Kernbohrung
eingeschoben werden. Nur bei der Realisierung der Erfindung muss der Gehäusestift
der Gehäusebohrung genauer angepasst sein, sodass er am Durchmessersprung im Zylinderkern
anschlägt.
[0007] Bei der Ausführung gemäß der Erfindung dringt die Kernbohrung tiefer in den Schlüsselkanalquerschnitt
hinein, als es der Länge des Kernstiftes entspricht. Damit ist der Kernstift in der
Kernbohrung frei beweglich. Die übliche Einbaulage eines Schließzylinders wird vorausgesetzt.
[0008] Um eine reibungsarme Funktion zu gewährleisten ist es zweckmäßig, wenn der Querschnitt
der Gehäusestifte einem Polygon, z.B. Achteck, mit einem Umkreisdurchmesser gemäß
dem Bohrungsdurchmesser entspricht.
[0009] Dies gilt insbesondere für den Gehäusestift, der in der Gehäusebohrung genauer geführt
wird, also ein geringeres Spiel hat. Es ist zudem zu beachten, dass ein sehr exakt
geführter Stift in Kreiszylinderform beim Zurückschieben gegen eine meist unerwünschte
Luftdämpfung anläuft, wodurch das Einschieben eines Schlüssels in den Schlüsselkanal
behindert wird. Dies entfällt bei einem Querschnitt gemäß einem Polygon od. dgl.
[0010] Für den Fall, dass die Einbausituation des Schließzylinders beispielsweise eine kopfüber-
Montage erfordert, ist es ferner zweckmäßig, dass das Stiftpaar mit verkürzter Einschubtiefe
an der Berührungsstelle zwischen Kern- und Gehäusestift einen magnetischen Kraftschluss,
z.B. durch mindestens einen in die Stirnfläche des einen Stiftes eingesetzten Magneten
bei ferromagnetischer Ausbildung des anderen Stiftes aufweist.
[0011] Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes sind in den Zeichnungen dargestellt.
Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch einen Schließzylinder mit einem Schlüssel als
illegales Einbruchswerkzeug, Fig. 2 einen Schnitt durch den Berührungsbereich eines
Gehäuse- und Kernstiftes in stark vergrößertem Maßstab und Fig. 3 eine Draufsicht
auf einen Gehäusestift gemäß Fig. 2.
[0012] Um einen Schließzylinder sperren zu können, verschiebt ein passender Flachschlüssel
die z.B. fünf jeweils aus einem gefederten Gehäusestift und einem Kernstift bestehenden
Stiftpaare so, dass alle Berührungsflächen der Kernstifte mit den Gehäusestiften genau
in der Mantelfläche des Zylinderkernes zu liegen kommen. Bevor der Flachschlüssel
in den Schlüsselkanal eingeführt wird, schieben die Gehäusestifte ihre jeweiligen
Kernstifte unter Federkraft bis an das Ende der jeweiligen radialen Kernstiftbohrung
im Zylinderkern. Von dieser Sperrstellung ausgehend verschiebt der passende Flachschlüssel
die als Zuhaltungen wirkenden Stiftpaare in die individuelle Freigabestellung wie
dies oben beschrieben wurde. Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch einen Schließzylinder
mit einem Zylindergehäuse 1, in dem ein Zylinderkern 2 drehbar gelagert ist. In Bohrungen
3, 4 im Zylindergehäuse 1 wie auch im Zylinderkern 2 liegen jeweils ein durch eine
Feder 5 vorgespannter Gehäusestift 6 und je ein Kernstift 7. Die Linie 8 markiert
die Mantelfläche des Zylinderkernes 2 im Schnitt der Fig. 1. Bis genau zu dieser Linie
8 muss ein passender Schlüssel die Berührungsflächen zwischen allen Kernstiften 7
und Gehäusestiften 6 verschieben um so bei erreichter Teilung ein Verdrehen des Zylinderkernes
2 im Zylindergehäuse 1 zu ermöglichen.
[0013] In Fig. 1 ist als Besonderheit zu erkennen, dass ein Kernstift 9 von seinem Gehäusestift
10 nicht zur Gänze in die Kernstiftbohrung 11 eingeschoben wird. Gemäß Fig. 2 ist
nämlich der Durchmesser der Bohrung 12 im Zylindergehäuse 1 sowie in einem Teil des
Zylinderkernes 2 größer als die daran anschließende Kernbohrung 11. In Übereinstimmung
mit den Bohrungsdurchmessern hat der Gehäusestift 10 einen größeren Durchmesser als
der Kernstift 9. Somit liegt der Gehäusestift 10 an einem Anschlag 14 an, der durch
den Durchmessersprung der Kernbohrung 11 gebildet wird. Daraus folgt, dass der Kernstift
9 in der gezeichneten Gebrauchslage des Schließzylinders nach Fig. 1 das Ende seiner
Kernstiftbohrung 11 nicht erreicht. Ein als Einbruchswerkzeug vorgesehener Schlüssel
15 weist ein Profil auf, das ein Einschieben in den Schlüsselkanal des Zylinderkernes
2 ermöglicht. Ferner ist dieser Schlüssel 15 mit einer Zahnung 16 ausgestattet, die
die Kernstifte 7 nur kontaktieren, also berühren soll. Zweck ist es, dass durch einen
Stoß oder eine Oszillation des Schlüssels 15 im Schlüsselkanal gemäß Pfeil 17, Stöße
auf die Stiftpaare derart übertragen werden sollen, dass die jeweiligen Berührungsflächen
zwischen Gehäusestiften 6 und Kernstiften 7 zumindest bis zur Linie 8 gelangen. Durch
ein Drehmoment auf den Zylinderkern 2 soll diese Zufallsstellung genutzt und ein Öffnen
des Schließzylinders ermöglicht werden.
[0014] Wie Fig. 1 jedoch zeigt, verhindert der Anschlag 14 einen Kontakt des Kernstiftes
9 mit der Zahnung 16 des Schlüssels 15. Der vom Einbrecher gewünschte Effekt der Schwingungsoder
Stoßübertragung findet mangels Berührung mit dem Kernstift 9 bei diesem Stiftpaar
nicht statt. Dieses Stiftpaar 9, 10 sperrt daher weiterhin und die Teilung wird natürlich
nicht erreicht. Zudem täuscht der Anschlag 14 eine Teilungsfläche vor, so wie auch
die Vielzahl der Ringnuten in den Gehäusestiften 6.
[0015] In der üblichen Einbaulage liegen die gefederten Gehäusestifte 6, 10 unterhalb des
Zylinderkernes 2 und die radiale Öffnung des Schlüsselkanals im Zylinderkern 2 weist
nach oben. Es gibt aber Einbausituationen, wo der Schließzylinder nicht in der üblichen
Einbaulage montiert werden kann, sondern um 180° um die Zylinderlängsachse verdreht
eingebaut werden muss. Eine derartige Einbausituation ist gelegentlich bei Zusatzschlössern
oder einfachen Zusatzriegeln anzutreffen. In dieser kopfüber-Einbausituation des Schließzylinders
fällt der Kernstift 9 ohne Gegenmaßnahmen gravitationsbedingt bis auf den Boden der
Kernstiftbohrung 11. Dieser ungewollte Effekt kann verhindert werden, wenn an der
Berührungsstelle zwischen dem Kernstift 9 und dem Gehäusestift 10 ein magnetischer
Kraftschluss vorgesehen ist. Der magnetische Kraftschluss kann beispielsweise durch
Einsetzen eines Magneten in die Stirnfläche des einen Stiftes und ferromagnetischer
Ausbildung des gegenüberliegenden Stiftes realisiert werden.
Dadurch klebt gewissermaßen der Kernstift 9 magnetisch am Gehäusestift 10 und wird
auf diese Weise in der gewünschten, mit seiner Angriffsfläche zurückversetzten, Lage
gehalten.
[0016] Gemäß Fig. 3 hat der Gehäusestift 10 eine von der Kreisform abweichende Querschnittsform,
sodass es zu einer Linienberührung und damit zu besseren Gleiteigenschaften in der
Gehäusebohrung 12 kommt. Dies gilt sinngemäß auch für alle anderen Stifte.
1. Schließzylinder mit einem in einem Gehäuse drehbar gelagerten Zylinderkern, der einen
Schlüsselkanal aufweist und mit Bohrungen, die vom Gehäuse ausgehend bis in den Schlüsselkanal
des Zylinderkernes hineinragen, wobei in jeder Bohrung ein durch Federkraft verschiebbares
Stiftpaar aus Gehäusestift und Kernstift vorgesehen ist und die Einschubtiefe mindestens
eines Kernstiftes in den Schlüsselkanal gegenüber der Einschubtiefe der anderen Kernstifte
durch einen Anschlag verkürzt ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Anschlag (14) als ein im Zylinderkern (2) liegender Durchmessersprung der Bohrung
(11) ausgebildet ist, wobei die Bohrung (12) im Gehäuse (1) und die Bohrung (11) im
Zylinderkern (2) bis zum Durchmessersprung hin einen größeren Durchmesser aufweisen,
als die sich im Zylinderkern (2) fortsetzende Bohrung (11) und dass der Gehäusestift
(10) einen der Gehäusebohrung (12) entsprechenden Durchmesser aufweist und sein Verschiebungsweg
in den Zylinderkern (2) hinein durch den Durchmessersprung begrenzt ist (Fig. 2).
2. Schließzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt der Gehäusestifte (10) einem Polygon, z.B. Achteck, mit einem Umkreisdurchmesser
gemäß dem Bohrungsdurchmesser (12) entspricht.
3. Schließzylinder nach den Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Stiftpaar mit verkürzter Einschubtiefe an der Berührungsstelle zwischen Kern-
(9) und Gehäusestift (10) einen magnetischen Kraftschluss, z.B. durch mindestens einen
in die Stirnfläche des einen Stiftes eingesetzten Magneten bei ferromagnetischer Ausbildung
des anderen Stiftes aufweist.