[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines für die Verarbeitung zu
nicht kornorientiertem Elektroband bestimmten Warmbands. Darüber hinaus betrifft die
Erfindung ein zur Herstellung von nicht kornorientiertem Elektroband bestimmtes Warmband
und ein daraus erzeugtes nicht kornorientiertes Elektroband.
[0002] Unter dem Begriff "nichtkornorientiertes Elektroblech" werden hier unter die DIN
EN 10106 ("schlussgeglühtes Elektroblech") und DIN EN 10165 ("nicht schlussgeglühtes
Elektroblech") fallende Produkte verstanden. Darüber hinaus werden auch stärker anisotrope
Sorten einbezogen, solange sie nicht als kornorientierte Elektrobleche gelten. Insoweit
werden im Folgenden die Begriffe "Stahlband für elektromagnetische Zwecke" und "Stahlblech
für elektromagnetische Zwecke" sowie "Elektroband" und "Elektroblech" synonym verwendet.
[0003] "J
2500" bezeichnet im Folgenden die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke
von 2500 A/m und einer Frequenz von 50 Hz. Unter "P
1,5" wird der Ummagnetisierungsverlust bei einer Polarisation von 1,5 T und einer Frequenz
von 50 Hz verstanden.
[0004] Von der verarbeitenden Industrie wird die Forderung gestellt, nicht kornorientierte
Elektrobleche zur Verfügung zu stellen, bei denen die magnetischen Polarisationswerte
gegenüber herkömmlichen Elektroblechen nicht nur angehoben sind, sondern bei denen
ebenso verbesserte Verlustwerte realisiert sind. Eine Absenkung der Werte der magnetischen
Verluste ist stets vorteilhaft, wenn die Gesamtverluste von elektrischen, auf Basis
von Elektroblechen der in Rede stehenden Art hergestellten elektrischen Maschinen
abgesenkt und damit einhergehend der Wirkungsgrad dieser Maschinen verbessert werden
soll.
[0005] Durch die Erhöhung der magnetischen Polarisation wird der für die äquivalente Magnetisierung
erforderliche Feldbedarf reduziert. In allen Anwendungsfällen, in denen der Aufbau
des magnetischen Feldes auf Basis einer elektrischen Erregung erfolgt, lassen sich
auf diese Weise neben den Eisenverlusten vor allem auch die Kupferverluste senken,
so dass im Ergebnis ebenfalls ein verbesserter Wirkungsgrad erreicht wird.
[0006] Üblicherweise umfasst die Herstellung von nicht kornorientiertem Elektroblech (NO-Elektroblech)
die Schritte:
- Erschmelzen des Stahls,
- Vergießen des Stahls zu Brammen oder Dünnbrammen,
- soweit erforderlich, Wiedererwärmen der Brammen oder Dünnbrammen,
- Einsetzen der Brammen oder Dünnbrammen in eine Warmwalzstraße,
- Vorwalzen der Brammen oder Dünnbrammen,
- Fertigwarmwalzen der Brammen oder Dünnbrammen zu einem Warmband, dessen Enddicke typischerweise
zwischen 2 mm und 3 mm liegt,
- soweit erforderlich Glühen und Beizen des Warmbands,
wobei diese Warmbandbehandlungen als kombiniertes Glühbeizen ausgeführt werden können,
- ein- oder mehrstufig mit zwischengeschalteter Glühung erfolgendes Kaltwalzen des Warmbands
zu einem Kaltband, und
- Schlussglühen solcher Kaltbänder, die mit einem > 65 % betragenden Gesamtumformgrad
kaltgewalzt worden sind, oder
- Glühen und Nachwalzen solcher Kaltbänder, die mit einem höchstens 20 % betragenden
Gesamtumformgrad kalt nachgewalzt worden sind.
[0007] Die große Zahl der bei solch konventioneller Vorgehensweise durchzuführenden Arbeitsschritte
führt zu hohem apparativen und kostenmäßigen Aufwand. Daher wird seit jüngerer Zeit
verstärkt daran gearbeitet, das Vergießen des Stahls und die anschließenden Walzprozesse
bei der Warmbandherstellung so aufeinander abzustimmen, dass eine kontinuierliche
Abfolge des Gieß- und des Walzvorgangs unter Einsparung des Wiedererwärmens und des
Vorwalzens bei gleichzeitig optimalem Arbeitsergebnis ermöglicht ist.
[0008] Zu diesem Zweck sind sogenannte "CSP-Anlagen" errichtet worden. In diesen auch "Gieß-Walz--Anlagen"
genannten Vorrichtungen wird der Stahl zu einem kontinuierlich abgezogenen Strang
vergossen, von dem "in-line" Dünnbrammen abgeteilt werden, die dann ebenso "in-line"
zu Warmband warmgewalzt werden. Die beim Betrieb von Gieß-Walz-Anlagen gewonnenen
Erfahrungen und die Vorteile des "in-line" erfolgenden Gieß-Walzens sind beispielsweise
in W. Bald u.a. "Innovative Technologie zur Banderzeugung", Stahl und Eisen 119 (1999)
Nr. 3, Seiten 77 - 85, oder C. Hendricks u.a. "Inbetriebnahme und erste Ergebnisse
der Gießwalzanlage der Thyssen Krupp Stahl AG", Stahl und Eisen 120 (2000) Nr. 2,
Seiten 61 - 68, dokumentiert worden.
[0009] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein Warmband zu schaffen, welches sich in
besonderer Weise zur Erzeugung von hochwertigem nicht kornorientiertem Elektroband
eignet. Darüber hinaus sollte ein nicht kornorientiertes Elektroblech entwickelt werden,
das gegenüber den aus dem Stand der Technik bekannten Elektroblechen überlegene magnetische
Eigenschaften besitzt. Schließlich sollte ein Verfahren angegeben werden, mit dem
sich kostengünstig ein Vorprodukt für ein nicht kornorientiertes Elektroblech oder
- band erzeugen lässt, das gegenüber dem Stand der Technik weiter verbesserte magnetische
Eigenschaften besitzt.
[0010] In Bezug auf das Vorprodukt wird diese Aufgabe durch ein Warmband für die Herstellung
von nicht kornorientiertem Elektroband gelöst, wobei das Warmband aus einem Stahl
mit (in Massen-%) C: ≤ 0,010 %, Si: 1,0 - 1,5 %, Al: < 0,4 %, mit Si + 2Al ≤ 1,85
%, Mn: ≤ 0,5 %, Cu: < 0,05 %, Ti: < 0,01 %, P: < 0,1 %, Sn: < 0,15 %, Sb: < 0,15 %,
wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte dieser Elemente ≤ 0,02 % ist, und
als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen, erzeugt ist und in dem Warmband
eine weitgehende Ausscheidung derart erfolgt ist, dass die vorhandenen Ausscheidungen
im Mittel eine Partikelgröße von mindestens 300 nm besitzen. Die Größe der Partikel
sollten dabei vorzugsweise so verteilt sein, dass unter den vorhandenen Ausscheidungen
der Anteil der Ausscheidungen mit Partikelgrößen von 50 bis 190 nm auf geringe Spuren
reduziert ist. Dazu sollte die Partikelgröße der Ausscheidungen zum überwiegenden
Teil mehr als 300 nm betragen.
[0011] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, dass sich deutlich verbesserte magnetische
Eigenschaften bei Elektroblechen mit Silizium- und Aluminium-Gehalten der erfindungsgemäß
ausgewählten Größenordnung einstellen lassen, wenn die Bildung von Ausscheidungen
so gesteuert wird, dass die Anzahl feiner Ausscheidungen auf ein Minimum reduziert
wird. Überraschend hat sich gezeigt, dass bei einer auf die Bildung von möglichst
wenigen und gleichzeitig möglichst großen Ausscheidungen mit Partikelgrößen von mehr
als 300 nm gerichteten Verfahrensführung der Gefüge- und Ausscheidungszustand des
erfindungsgemäßen Warmbandes so gestaltet ist, dass sich diese günstige Ausscheidungscharakteristik
des Warmbandes über die zur Herstellung des fertigen Elektroblechs üblicherweise erfolgenden
weiteren Schritte bis zur Fertigstellung des Produkts vererbt mit der Folge, dass
ein Endprodukt mit hervorragenden magnetischen Eigenschaften erhalten wird.
[0012] Das Gefüge des fertigen nicht kornorientierten Elektrobands ist dabei infolge des
erfindungsgemäß eingestellten Ausscheidungszustandes des Warmbandes über die gesamte
Banddicke besonders homogen, da keine kleineren Ausscheidungen mehr vorhanden sind,
die die Entstehung eines solchen homogenen Gefüges bei der Weiterverarbeitung des
erfindungsgemäßen Warmbandes stören könnten. Dementsprechend liegen die guten Werte
der Polarisation und der magnetischen Verluste von erfindungsgemäßem Elektroblech
auch besonders gleichmäßig verteilt vor.
[0013] Hinsichtlich des nicht kornorientierten Elektroblechs wird die oben angegebene Aufgabe
durch ein kaltzgewalztes und schlussgeglühtes nicht kornorientiertes Elektroband oder
- blech gelöst, welches aus einem erfindungsgemäß beschaffenen Warmband hergestellt
ist und eine Enddicke von bis zu 0,75 mm und Polarisationswerte J
2500 aufweist, die für ein 0,50 mm dickes Elektroband bei 50 Hz und Ummagnetisierungsverlusten
P
1,5 von 4,4 W/kg bis 5 W/kg mindestens 1,65 T und bei 50 Hz und Ummagnetisierungsverlusten
P
1,5 von weniger 4,4 W/kg mindestens 1,67 T betragen.
[0014] Dies wird durch den vom Warmband vererbten Ausscheidungszustand und die sich dadurch
einstellende Korngrößenverteilung des Gefüges bewirkt. Dieser führt zu mittleren Korndurchmessern
D
K des fertigen Elektrobandes von 50 µm bis 80 µm bei einem Medianwert von 35 µm bis
65 µm. Gleichzeitig erfüllen 90 % der Gefügekörner bei Betrachtung ihrer prozentualen
Summenhäufigkeitsverteilung (SHV) die Bedingung:

[0015] Erfindungsgemäßes Elektroblech mit diesen Gefügeeigenschaften weist gegenüber herkömmlich
erzeugtem nicht kornorientiertem Elektroblech gleicher Zusammensetzung deutlich verbesserte
elektromagnetische Eigenschaften auf.
[0016] In Bezug auf das Herstellverfahren wird diese Aufgabe gemäß der Erfindung dadurch
gelöst, dass ein für die Verarbeitung zu nicht kornorientiertem Elektroband bestimmtes
Warmband erzeugt wird, wobei dazu folgende Schritte durchlaufen werden:
- Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Massen-%) C: ≤ 0,010 %, Si: 1,0 - 1, 5 %,
Al: < 0, 4 %, mit Si + 2Al ≤ 1,85 %, Mn: ≤ 0,5 %, Cu: < 0,05 %, Ti: < 0,01 %, P: <
0,1 %, Sn: < 0,15 %, Sb: < 0,15 %, wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte
dieser Elemente ≤ 0,02 % ist, und als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen
enthält,
- Vergießen der Schmelze zu einer Dünnbramme,
- unmittelbar anschließend erfolgendes Ausgleichswärmebehandeln der Dünnbramme bei einer
1040 °C bis 1160 °C betragenden Ofentemperatur TE, wobei sich die jeweils eingehaltene Behandlungsdauer tH in Minuten wie folgt berechnet:

mit: -40 °C ≤ ΔT ≤ 40 °C,
- unmittelbar auf die Ausgleichswärmebehandlung folgendes Warmwalzen und
- Haspeln des Warmbandes.
[0017] Genauso wird die oben genannte Aufgabe in Bezug auf das Herstellungsverfahren auch
durch ein Verfahren zum Herstellen eines für die Verarbeitung zu nicht kornorientiertem
Elektroband bestimmten Warmband gelöst, bei dem folgende Schritte durchlaufen werden:
- Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Massen-%) C: ≤ 0,010 %, Si: 1, 0 - 1,5 %,
Al: < 0,4 %, mit Si + 2Al ≤ 1, 85 %, Mn: ≤ 0, 5 %, Cu: < 0, 05 %, Ti: < 0,01 %, P:
< 0, 1 %, Sn: < 0,15 %, Sb: < 0,15 %, wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte
dieser Elemente ≤ 0,02 % ist, und als Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen
enthält,
- Vergießen der Schmelze zu einer Dünnbramme,
- unmittelbar anschließend erfolgendes Ausgleichswärmebehandeln der Dünnbramme bei einer
25 bis 70 Minuten betragenden Behandlungsdauer tH, wobei sich die jeweils eingehaltene Ofentemperatur TE in Grad Celsius der Ausgleichswärmebehandlung wie folgt berechnet:

mit: -40 °C ≤ ΔT ≤ 40 °C,
- unmittelbar auf die Ausgleichswärmebehandlung folgendes Warmwalzen und
- Haspeln des Warmbandes.
[0018] Beide Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens entsprechen einander. Während
jedoch im ersten Fall die Behandlungsdauer in Abhängigkeit von der Ofentemperatur
ermittelt wird, ist im zweiten Fall die betreffende Berechnungsformel so umgestellt
worden, dass die erforderliche Ofentemperatur T
E basierend auf einer vorgegebenen Behandlungsdauer ermittelt werden kann. Auf diese
Weise ist einerseits der praktischen Vorgehensweise Rechnung getragen worden, bei
der üblicherweise eine Ofentemperatur bekannt ist, nach der sich die Behandlungsdauer
richtet. Andererseits gibt der zweite Ansatz die Möglichkeit, den Gesamtablauf des
erfindungsgemäßen Verfahrens zeitlich zu optimieren, indem eine in den Prozessfluss
passende Behandlungsdauer vorgegeben wird, nach der sich die Ofentemperatur zu richten
hat.
[0019] Die Dicke der im Zuge der Durchführung der erfindungsgemäßen Verfahrensvariante erzeugten
Dünnbramme beträgt typischerweise 35 bis 100 mm.
[0020] Ein bei Befolgung der durch die Erfindung vorgegebenen Arbeitsschritte erzeugtes
Warmband zeichnet sich erfindungsgemäß dadurch aus, dass in dem fertigen Warmband
eine weitgehende Ausscheidung derart erfolgt ist, dass die im fertigen Warmband vorhandenen
Ausscheidungen im Mittel eine Partikelgröße von mindestens 300 nm besitzen. Die Partikelgrößen
sollten dabei so verteilt sein, dass unter den vorhandenen Ausscheidungen der Anteil
der Ausscheidungen mit Partikelgrößen von 50 bis 190 nm auf geringe Spuren reduziert
ist. Dazu sollte die Partikelgröße der Ausscheidungen zum überwiegenden Teil mehr
als 300 nm betragen.
[0021] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, dass sich deutlich verbesserte magnetische
Eigenschaften bei Elektroblechen mit Silizium- und Aluminium-Gehalten der erfindungsgemäß
ausgewählten Größenordnung einstellen lassen, wenn diese Elektrobleche auf einer Gießwalzanlage
erzeugt und im Zuge der Verarbeitung eine geeignete Ausgleichswärmebehandlung durchgeführt
wird. Diese Wärmebehandlung hat dabei innerhalb von engen Grenzen einer präzis vorgegebenen
Temperatur bzw. Zeitführung zu folgen. Auf diese Weise wird die Bildung von Ausscheidungen
in dem erfindungsgemäß erzeugten Warmband so gesteuert, dass die Anzahl feiner Ausscheidungen
auf ein Minimum reduziert wird.
[0022] Überraschend hat sich gezeigt, dass bei erfindungsgemäßer, auf die Bildung von möglichst
wenigen und gleichzeitig möglichst großen Ausscheidungen mit Partikelgrößen von mehr
als 300 nm gerichteten Verfahrensführung der Gefüge- und Ausscheidungszustand des
erfindungsgemäßen Warmbandes so gestaltet ist, dass sich diese günstige Ausscheidungscharakteristik
des Warmbandes über die zur Herstellung des fertigen Elektroblechs üblicherweise erfolgenden
weiteren Schritte bis zur Fertigstellung des Produkts vererbt mit der Folge, dass
ein Endprodukt mit hervorragenden magnetischen Eigenschaften erhalten wird.
[0023] Das Gefüge des fertigen nicht kornorientieren Elektrobands ist dabei infolge des
erfindungsgemäß eingestellten Ausscheidungszustandes des Warmbandes über die gesamte
Banddicke besonders homogen, da keine kleineren Ausscheidungen mehr vorhanden sind,
die die Entstehung eines solchen homogenen Gefüges bei der Weiterverarbeitung des
erfindungsgemäßen Warmbandes stören könnten. Dementsprechend liegen die guten Werte
der Polarisation und der magnetischen Verluste von erfindungsgemäßem Elektroblech
auch besonders gleichmäßig verteilt vor.
[0024] Die Erfindung nutzt auf diese Weise die sich durch konsequenten Einsatz einer Gießwalzanlage
bietenden Möglichkeiten einer hinsichtlich des Arbeitsaufwands und der Kosten optimierten
Verfahrensweise, indem beginnend mit dem Guss der Dünnbramme die einzelnen Schritte
der erfindungsgemäßen Warmbandherstellung "in-line" unmittelbar aufeinander folgend
durchgeführt werden. Wesentlich ist dabei die Ausgleichswärmebehandlung der Dünnbrammen,
die bei vorgegebener Dauer in einem bestimmten Temperaturfenster und bei vorgegebener
Temperatur in einem definierten Zeitfenster durchzuführen ist. Der Korridor, innerhalb
dessen die erfindungsgemäß genutzten Effekte eintreten, ist auf eine geringe Temperatur-
bzw. Zeitspanne begrenzt, die sich durch die in den erfindungsgemäß vorgegebenen Formeln
zur Bestimmung der Wärmebehandlungstemperatur bzw. -dauer enthaltenen Abweichungen
ΔT der Ofenzieltemperatur ausdrücken.
[0025] Erst durch Einhaltung der durch die Erfindung bestimmten Verfahrensparameter während
der Wärmebehandlung der Dünnbramme wird die erfindungsgemäß angestrebte Entstehung
möglichst weniger und, sofern vorhanden grober Ausscheidungen bei gleichzeitig weitgehender
Unterdrückung der wegen ihres negativen Einflusses auf die magnetischen Eigenschaften
besonders unerwünschten Ausscheidungen mit Partikelrößen im Bereich von 50 nm bis
190 nm sicher erreicht.
[0026] Die Anzahl, Größe und Verteilung der in erfindungsgemäßem Warmband vorhandenen Ausscheidungen
lässt sich in bekannter Weise elektronenmikroskopisch oder mittels anderer geeigneter
Erkennungs- und Auswertverfahren feststellen. So lässt sich der Ausscheidungszustand
beispielsweise mit einem Transmissionenelektronenmikroskop (TEM) über Kohlenstoffausziehabdrücke
bei einer unteren Nachweisgrenze von 5 nm sowie bei Ausscheidungen ab einem Durchmesser
von 30 nm mit einem Personal Scanning Electron Microscope (PSEM) per Bildanalyse über
den Massenkontrast ermitteln. Für die Bestimmung der chemischen Zusammensetzung der
Ausscheidungen steht beispielsweise die EDX-Analyse zur Verfügung.
[0027] Wird das erfindungsgemäß erzeugte Warmband zu nicht kornorientiertem Elektroblech
fertig verarbeitet, so kann das Warmband dazu zunächst einer Warmbandlühung unterzogen
werden. Diese zusätzliche Glühung des Warmbandes bewirkt eine Verbesserung der Textur.
Sie sollte allerdings stets so durchgeführt werden, dass es zu keiner im Hinblick
auf die angestrebte Verbesserung der magnetischen Eigenschaften unerwünschten Veränderung
der Ausscheidungen kommt.
[0028] Gemäß einer besonders geeigneten Ausgestaltung der Erfindung wird das Warmband nach
dem Walzen in der Fertigstaffel bei einer Haspeltemperatur von weniger als 600 °C,
idealerweise insbesondere weniger als 530 °C, gehaspelt. Das Haspeln bei diesen Temperaturen
führt bei den betreffenden Legierungen zu einem verfestigten Warmbandzustand, so dass
im Ergebnis verbesserte magnetische Eigenschaften erzielt werden.
[0029] Alternativ kann es günstig sein, wenn die Haspeltemperatur mindestens 720 °C, idealerweise
mindestens 750 °C beträgt. Bei Einhaltung derart hoher Haspeltemperatur kann eine
Warmbandglühung ganz oder zumindest zum wesentlichen Teil eingespart werden. Das Warmband
wird schon im Coil entfestigt, wobei die seine Eigenschaften bestimmenden Merkmale,
wie Korngröße, Textur und Ausscheidungen, positiv beeinflusst werden. So lassen sich
geglühte Warmbänder mit besonders guten magnetischen und technologischen Eigenschaften
herstellen.
[0030] Vor oder nach der gegebenenfalls erfolgenden Warmbandglühung wird das Warmband üblicherweise
gebeizt. Anschließend an die Beizung oder die Warmbandglühung wird das Warmband dann
kaltgewalzt, wobei dieses Kaltwalzen in bekannter Weise zwei- oder mehrstufig mit
zwischengeschalteter Glühung durchgeführt werden kann. An das Kaltwalzen schließt
sich in der Regel eine Schlusswärmebehandlung an, die so durchgeführt wird, dass es
zu keiner Austenitbildung kommt.
[0031] Zum Nachweis der sich bei erfindungsgemäßer Vorgehensweise einstellenden Verbesserungen
wurden zwei Stahlschmelzen mit der in Tabelle I angegebenen Zusammensetzung erschmolzen
(Gehaltsangaben in Massen-%):
Tabelle I
Rest jeweils Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen |
Element |
Stahl I |
Stahl II |
C |
0,0019 |
0,0025 |
Si |
1,14 |
1,42 |
Al |
0,132 |
0,117 |
Mn |
0,22 |
0,225 |
Cu |
0,010 |
0,010 |
Ti |
0,0034 |
0,0031 |
P |
0,052 |
0,052 |
Sn |
< 0,002 |
- |
Sb |
- |
- |
S |
0,032 |
0,010 |
O |
0,0006 |
- |
N |
0,0027 |
0,0034 |
[0032] Aus dem Stahl I sind dann in einer Gießwalzanlage in bekannter Weise drei Dünnbrammenproben
I-P1, I-P2 und I-P3 erzeugt worden, während der Stahl II zu Dünnbrammenproben II-P1
und II-P2 vergossen worden ist. Anschließend sind die Dünnbrammenproben I-P1, I-P2,
I-P3, II-P1 und II-P2 "inline" mit einer Temperatur T
VO in einen Ausgleichsofen eingelaufen, in dem sie für eine Haltezeit t
H auf eine Ofentemperatur T
E erwärmt worden sind.
[0033] Nach Beendigung der derart durchgeführten Ausgleichswärmebehandlung sind die Dünnbrammenproben
I-P1, I-P2, I-P3, II-P1 und II-P2 wiederum unmittelbar anschließend in eine Warmwalzstaffel
eingelaufen, in der sie ausgehend von einer Warmwalzanfangstemperatur W
AT und bei einer Warmwalzendtemperatur W
ET auf Warmbandenddicke fertig warmgewalzt worden sind.
[0034] Die aus den Dünnbrammenproben I-P1, I-P2, I-P3, II-P1 und II-P2 fertig warmgewalzten
Warmbänder sind dann im walzheißen Zustand geteilt worden. Die so erhaltene erste
Hälfte der Warmbänder ist bei einer Temperatur T
H ausgelagert worden, um ein Haspeln bei höheren Temperaturen T
H zu simulieren.
[0035] Die zweite Hälfte der Warmbänder wurde dagegen direkt an Luft auf Raumtemperatur
RT abgekühlt, um eine Haspelvariante zu simulieren, bei der mit Temperaturen unter
500 °C gehaspelt wird. Nach der Auslagerung sind die der Auslagerung unterzogenen
Warmbandhälften gebeizt und in konventioneller Weise zu einem Elektroband EI-1, EI-2
und EI-3 sowie EII-1 und EII-2 mit einer Dicke von 0,50 mm kaltgewalzt worden.
[0036] Die derart kaltgewalzten Elektrobänder EI-1, EI-2 und EI-3 sowie EII-1 und EII-2
sind schließlich in einem Durchlaufofen in ebenso bekannter Weise einer Schussglühung
unterzogen worden.
[0037] In Tabelle II sind die bei der Verarbeitung der Dünnbrammenproben I-P1, I-P2, I-P3,
II-P1 und II-P2 zu den Elektrobändern EI-1, EI-2 und EI-3 sowie EII-1 und EII-2 jeweils
eingestellten Betriebsparameter angegeben.
Tabelle II
Probe |
TVO [°C] |
TE [°C] |
tH [min] |
WAT [°C] |
WET [°C] |
TH [°C] |
I-P1 |
1000 |
1050 |
60 |
1045 |
830 |
RT |
I-P2 |
900 |
1050 |
60 |
1040 |
830 |
RT |
I-P3 |
800 |
1050 |
60 |
1040 |
825 |
RT |
II-P1 |
980 |
1150 |
45 |
1040 |
830 |
750 |
II-P2 |
1000 |
1050 |
40 |
1040 |
810 |
750 |
RT = Raumtemperatur |
TVO = Temperatur vor dem Ausgleichsofen |
TE = Ofentemperatur im Ausgleichsofen |
tH = Haltezeit |
WAT = Warmwalzanfangstemperatur |
WET = Warmwalzendtemperatur |
TH = Auslagerungstemperatur |
[0038] Die elektromagnetischen Eigenschaften der fertigen Elektrobänder EI-1, EI-2 und EI-3
sowie EII-1 und EII-2 in Längsrichtung sind in Tabelle III verzeichnet. Dabei sind
mit P
1,0 der Ummagnetisierungsverlust bei einer Polarisation von 1,0 T, mit P
1,5 der Ummagnetisierungsverlust bei einer Polarisation von 1,5 T und mit P
1,7 der Ummagnetisierungsverlust bei einer Polarisation von 1,7 T bei einer Frequenz
von jeweils 50 Hz bezeichnet. Des weiteren sind in Tabelle III mit J
800 die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke von 800 A/m, mit J
1000 die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke von 1000 A/m, mit
J
2500 die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke von 2500 A/m, mit
J
5000 die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke von 5000 A/m und mit
J
10000 die magnetische Polarisation bei einer magnetischen Feldstärke von 10000 A/m bezeichnet.
Tabelle III
Probe |
Elektro- blech |
P1,0 [W/kg] |
P1,5 [W/kg] |
P1,7 [W/kg] |
J800 [T] |
J1000 [T] |
J2500 [T] |
J5000 [T] |
J10000 [T] |
I-P1 |
EI-1 |
2,07 |
4,32 |
5,69 |
1,608 |
1,619 |
1,698 |
1,773 |
1,871 |
I-P2 |
EI-2 |
2,09 |
4,36 |
5,78 |
1,617 |
1,627 |
1,702 |
1,780 |
1,878 |
I-P3 |
EI-3 |
1,95 |
4,12 |
5,50 |
1,621 |
1,629 |
1,707 |
1,783 |
1,883 |
II-P1 |
EII-1 |
2,21 |
4,53 |
5,92 |
1,590 |
1,608 |
1,691 |
1,768 |
1,864 |
II-P2 |
EII-2 |
1,97 |
4,13 |
5,44 |
1,589 |
1, 604 |
1,684 |
1,759 |
1,855 |
[0039] Im beigefügten Diagramm 1 sind aufgetragen über den Ummagnetisierungsverlust P
1,5 die für die Elektrobänder EI-1, EI-2 und EI-3 sowie EII-1 und EII-2 in Längsrichtung
ermittelten Werte der magnetischen Polarisation J
2500 dem Mischwert A
M und dem in Längsrichtung ermittelten Wert A
L der magnetischen Polarisation J
2500 gegenübergestellt, die für konventionell ohne Warmbandglühung erzeugte nicht kornorientierte
Bleche vergleichbarer Zusammensetzung ermittelt werden konnten.
[0040] Im beigefügten Diagramm 2 ist für die Elektrobänder EI-1 und EI-3 die Korngrößenverteilung
dargestellt. Durch die senkrecht verlaufenden Geraden G1, G2 ist der gemäß der Erfindung
als optimal festgelegte Bereich der Medianwerte eingegrenzt.
[0041] Im Diagramm 3 ist für die Elektrobänder EI-1 und EI-3 die sich dementsprechend ergebende
Summenhäufigkeitsverteilung SHV dargestellt. Dabei ist der optimale Bereich der Summenhäufigkeitsverteilung
ebenfalls durch Geraden G umgrenzt.
[0042] Im Diagramm 4 ist der Bereich dargestellt, innerhalb dessen die erfindungsgemäße
Ausgleichswärmebehandlung durchgeführt wird. Dabei ist durch die obere waagerecht
verlaufende Gerade G
o die maximal zulässige Temperatur von 1160 °C und durch die untere waagerecht verlaufende
Gerade G
u die minimal erforderliche Temperatur von 1040 °C festgelegt. Die beiden gestrichelt
dargestellten, von oben links nach unten rechts verlaufenden Linien L grenzen die
Zeitspanne ein, innerhalb der sich bei gegebener Temperatur die erfindungsgemäße Wärmebehandlung
durchführen lässt. Die jeweils optimale Behandlungsdauer ist durch die durchgezogene,
mittig zwischen den Linien L verlaufende Linie L
opt verdeutlicht.
[0043] Schließlich ist im hinsichtlich der Geraden G
o, G
u und der Linien L,L
opt mit dem Diagramm 4 übereinstimmenden Diagramm 5 für eine gegebene Zeitdauer t1 die
sich bei Beachtung der erfindungsgemäßen Vorschriften ergebende optimale Temperatur
T
opt sowie die innerhalb der Toleranz zulässigen Grenztemperaturen T
min und T
max angegeben. Ebenso sind in Diagramm 5 für eine gegebene Temperatur T1 die sich bei
Beachtung der erfindungsgemäßen Vorschriften ergebende optimale Dauer t
opt und die innerhalb der Toleranz minimal zulässige Dauer t
min sowie die maximal zulässige Dauer t
max eingetragen.
[0044] In der Praxis wird im Allgemeinen die Temperatur des Ofens vorgegeben und ein bestimmtes
Intervall der erforderlichen Dauer der Ausgleichswärmebehandlung unter Berücksichtigung
der jeweiligen Taktzeit der eingesetzten Gießwalzanlage bestimmt werden.
1. Warmband für die Herstellung von nicht kornorientiertem Elektroband, wobei das Warmband
aus einem Stahl, der (in Massen-%)
C |
≤ 0,010 % |
Si |
1,0 - 1,5 %, |
Al |
< 0,4 %, mit Si + 2Al ≤ 1,85 %, |
Mn |
≤ 0,5 %, |
Cu |
< 0,05 %, |
Ti |
< 0,01 %, |
P |
< 0,1 %, |
Sn |
< 0,15 %, |
Sb |
< 0,15 %, |
wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte dieser Elemente ≤ 0,02 % ist,
und als
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen enthält,
erzeugt ist
und
wobei in dem Warmband eine weitgehende Ausscheidung derart erfolgt ist, dass die vorhandenen
Ausscheidungen im Mittel eine Partikelgröße von mindestens 300 nm besitzen.
2. Warmband nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass unter den vorhandenen Ausscheidungen der Anteil der Ausscheidungen mit Partikelgrößen
von 50 nm bis 190 nm auf Spuren reduziert ist.
3. Warmband nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Partikelgröße zum überwiegenden Teil mehr als 300 nm beträgt.
4. Kaltgewalztes und schlussgeglühtes nicht kornorientiertes Elektroband oder -blech,
hergestellt aus einem gemäß einem der Ansprüche 1 bis 3 beschaffenen Warmband,
- mit einer Enddicke ≤ 0,75 mm,
- und mit Polarisationswerten J2500, die für ein 0,50 mm dickes Elektroband bei 50 Hz und Ummagnetisierungsverlusten
P1,5 von 4,4 W/kg bis 5 W/kg mindestens 1,65 T und bei 50 Hz und Ummagnetisierungsverlusten
P1,5 von weniger 4,4 W/kg mindestens 1,67 T betragen,
- indem der mittlere Korndurchmesser DK des fertigen Elektrobandes 50 µm bis 80 µm mit einem Medianwert von 35 bis 65 µm
beträgt und
- in der prozentualen Summenhäufigkeitsverteilung (SHV) 90 % der Körner folgende Bedingung
erfüllen:

5. Verfahren zum Herstellen eines für die Verarbeitung zu nicht kornorientiertem Elektroband
bestimmtem Warmbands, bei dem folgende Schritte durchlaufen werden:
- Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Massen-%)
C |
≤ 0,010 %, |
Si |
1,0 - 1,5 %, |
Al |
< 0,4 %, mit Si + 2Al ≤ 1,85 %, |
Mn |
≤ 0,5 %, |
Cu |
< 0,05 %, |
Ti |
< 0,01 %, |
P |
< 0,1 %, |
Sn |
< 0,15 %, |
Sb |
< 0,15 %, |
wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte dieser Elemente ≤ 0,02 % ist, und
als
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen enthält,
- Vergießen der Schmelze zu einer Dünnbramme,
- unmittelbar anschließend erfolgendes Ausgleichswärmebehandeln der Dünnbramme bei
einer 1040 °C bis 1160 °C betragenden Ofentemperatur TE, wobei sich die jeweils eingehaltene Behandlungsdauer tH in Minuten wie folgt berechnet:

mit: -40 °C ≤ ΔT ≤ 40 °C,
- unmittelbar auf die Ausgleichswärmebehandlung folgendes Warmwalzen und
- Haspeln des Warmbandes.
6. Verfahren zum Herstellen eines für die Verarbeitung zu nicht kornorientiertem Elektroband
bestimmten Warmbands, bei dem folgende Schritte durchlaufen werden:
- Erschmelzen einer Stahlschmelze, die (in Massen-%)
C |
≤ 0,010 % |
Si |
1,0 - 1,5 %, |
Al |
< 0,4 %, mit Si + 2Al ≤ 1,85 %, |
Mn |
≤ 0,5 %, |
Cu |
< 0,05 %, |
Ti |
< 0,01 %, |
P |
< 0,1 %, |
Sn |
< 0,15 %, |
Sb |
< 0,15 %, |
wahlweise S, O und N, wobei die Summe der Gehalte dieser Elemente ≤ 0,02 % ist,
und als
Rest Eisen und unvermeidbare Verunreinigungen enthält,
- Vergießen der Schmelze zu einer Dünnbramme,
- unmittelbar anschließend erfolgendes Ausgleichswärmebehandeln der Dünnbramme bei
einer 25 bis 70 Minuten betragenden Behandlungsdauer tH, wobei sich die jeweils eingehaltene Ofentemperatur TE der Ausgleichswärmebehandlung in Grad Celsius wie folgt berechnet:

mit: -40 °C ≤ ΔT ≤ 40 °C,
- unmittelbar auf die Ausgleichswärmebehandlung folgendes Warmwalzen und
- Haspeln des Warmbandes.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Dicke der Dünnbramme 35 bis 100 mm beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Haspeltemperatur weniger als 600 °C beträgt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch
gekennzeichnet, dass die
Haspeltemperatur weniger als 530 °C beträgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 5 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Haspeltemperatur mehr als 720 °C beträgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch
gekennzeichnet, dass die
Haspeltemperatur mehr als 750 °C beträgt.