[0001] Die Erfindung betrifft eine Rohrwaffe, bei der das Waffenrohr in einem Wiegenrohr
verschiebbar gelagert ist.
[0002] Eine derartige Rohrwaffe ist beispielsweise aus der DE 31 48 265 A1 bekannt. Dabei
wird das Waffenrohr in zwei Gleitbuchsenlagern gelagert, die am mündungs- und am bodenseitigen
Ende des Wiegenrohres angeordnet sind. Nachteilig ist bei einer derartigen bekannten
Gleitbuchsenlagerung, daß das Waffenrohr, z.B. einer Panzerkanone, massebedingt auf
dem unteren Lagerinnenrand aufliegt und sich durch die bei Schußabgabe auftretende
Rohraufweitung hochhebt. Dieser Vorgang führt dann zu Schwingungen des Waffenrohres
und wirkt sich negativ auf den Abgangsfehler des jeweiligen Geschosses aus.
[0003] Aus der DE 39 36 454 A1 ist es bekannt, zur Vermeidung der beim Abfeuern entstehenden
Rohrschwingungen statt herkömmlicher Gleitbuchsenlager hubeffektfreie Lager zu verwenden,
bei denen das Waffenrohr bei Schußabgabe in radialer Richtung gegen keinen festen
Anschlag stößt, so daß sowohl in horizontaler wie in vertikaler Richtung eine Rohraufweitung
erfolgen kann. Zur Lagerung des Waffenrohres in dem Wiegenrohr sind an dem Waffenrohr
umfangseitig vier gleichmäßig verteilt angeordnete, sich in Richtung der Längsachse
erstreckende und als Gleitschienen ausgebildete Führungsschienen vorgesehen, die in
entsprechenden Führungsnuten des Wiegenrohres eingreifen, derart, daß die Richtungen
der Auflagerkraft und der radialen Rohraufweitung jeweils senkrecht zueinander stehen.
[0004] Nachteilig ist bei dieser Lagerung vor allem, daß die Führungsschienen und Führungsnuten
sich über beide Lagerstellen hinweg erstrecken und daher ein hoher fertigungstechnischer
Aufwand erforderlich ist. Außerdem ist der Wechsel des Waffenrohres bei derartigen
Rohrwaffen kompliziert und damit zeitaufwendig.
[0005] Aus der nicht vorveröffentlichten deutschen Patentanmeldung Nr. 102 26 534.8 ist
schließlich eine Rohrwaffe bekannt, bei der ein Hubeffekt des Waffenrohres weitgehend
dadurch vermieden wird, daß an dem Waffenrohr mindestens mündungsseitig, vorzugsweise
aber auch heckseitig, ein Gleitbuchsenlager angeordnet ist, welches eine Rohrbuchse
umfaßt, in der das Waffenrohr hubeffektfrei angeordnet ist und deren Außenflächen
in dem Wiegenrohr formschlüssig gleitend (d.h. mit geringst möglichem Spiel) gelagert
ist, so daß eine unabhängig voneinander wirkende axiale und radiale Gleitführung des
Waffenrohres stattfindet. Dabei erfolgt die radiale Gleitführung des Waffenrohres
bei Schußabgabe mittels leistenförmiger Vorsprünge, die in entsprechende nutenförmige
Ausnehmungen der Rohrbuchse eingreifen und das Waffenrohr zentrisch in der Rohrbuchse
halten. Ein radialer Aufweitungsausgleich erfolgt wiederum durch vorhandene Spielvorgabe
zwischen Waffenrohr bzw. einem mit dem Waffenrohr drehfest verbundenen, die leistenförmigen
Vorsprünge tragenden Innenring und der inneren Oberfläche der Rohrbuchse.
[0006] Nachteilig bei diesem Waffenrohr ist unter anderem die relativ aufwendige Anordnung
der leistenförmigen Vorsprünge, die entweder direkt oder über einen Zwischenring an
dem Waffenrohr befestigt werden müssen.
[0007] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine in einem Wiegenrohr verschiebbar gelagerte
Rohrwaffe anzugeben, bei der ein Hubeffekt des Waffenrohres weitgehend vermieden wird
und weder aufwendige Führungsnuten in dem Wiegenrohr noch Leisten an dem Waffenrohr
erforderlich sind.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale des Anspruchs 1 gelöst. Weitere,
besonders vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung offenbaren die Unteransprüche.
[0009] Die Erfindung beruht im wesentlichen auf dem Gedanken, an dem Waffenrohr mündungsseitig
ein erstes Gleitbuchsenlager anzuordnen, welches eine Rohrbuchse umfaßt, die sich
an der Innenwand des Wiegenrohres über mindestens drei gleichmäßig über den Umfang
verteilt angeordnete segmentartige Abstützstege formschlüssig abstützt. Die Rohrbuchse
weist zwischen den jeweils benachbarten Abstützstegen segmentartige außenseitige Ausnehmungen
sowie auf ihrer den Abstützstegen gegenüberliegenden Innenwand segmentartige innenseitige
Ausnehmungen auf, so daß bei Aufweitung des Waffenrohres sich die Rohrbuchse elastisch
verformt, derart, daß die an dem Waffenrohr anliegenden Bereiche der Rohrbuchse nach
außen in die außenseitigen Ausnehmungen gewölbt werden und die nicht an der Innenwand
der Rohrbuchse anliegenden Bereiche des Waffenrohres in die innenseitigen Ausnehmungen
der Rohrbuchse auswandern können.
[0010] Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn die Rohrbuchse sich über vier oder mehr
als vier gleichmäßig über den Umfang verteilt angeordnete segmentartige Abstützstege
an der Innenwand des Wiegenrohres abstützt, wobei zweckmäßigerweise jeweils zwei horizontal
und zwei vertikal an der Rohrbuchse angeordnete Abstützstege vorgesehen sind. Allerdings
können aber auch noch mehr Abstützstege vorgesehen werden.
[0011] Da die axiale Führung des Waffenrohres über die Abstützstege der Rohrbuchse erfolgt,
hat es sich als vorteilhaft erwiesen, wenn die Abstützstege auf ihrer der Innenwand
des Wiegenrohres zugewandten Fläche mit einer Gleitbeschichtung versehen sind.
[0012] Aufgrund einer fehlenden axialen Schienenführung sowie fehlender Leisten an dem Waffenrohr
ist ein gegenüber diesen Rohrwaffen geringerer Fertigungsaufwand erforderlich. Außerdem
ist die vorgeschlagene Lagerung des Waffenrohres sehr robust und es ist ein einfacher
schneller Waffenrohrwechsel im Felde durchführbar.
[0013] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus den folgenden anhand
von Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen. Es zeigen:
Fig.1 eine schematische Darstellung eines in einem Wiegenrohr gelagerten Waffenrohres
mit einem am mündungsseitigen Ende und einem am bodenstückseitigen Ende des Wiegenrohres
angeordneten Gleitbuchsenlager;
Fig.2 einen Querschnitt durch ein Ausführungsbeispiel eines Gleitbuchsenlagers entlang
der in Fig.1 mit II-II bezeichneten Schnittlinie;
Fig.3 einen Längsschnitt durch das in Fig.2 dargestellte Gleitbuchsenlager entlang
der dort mit III-III bezeichneten Schnittlinie.
[0014] In Fig.1 ist mit 1 eine Rohrwaffe bezeichnet, bei der das Waffenrohr 2 in einem Wiegenrohr
3 einer Wiege 4 axial verschiebbar gelagert ist. Hierzu sind am mündungsseitigen Ende
des Wiegenrohres 3 ein erstes Gleitbuchsenlager 5 und am bodenstückseitigen Ende des
Wiegenrohres 3 ein zweites herkömmliches Gleitbuchsenlager 6 mit vorhandener Passungsspielvorgabe
angeordnet.
[0015] Das erste Gieitbuchsenlager 5 umfaßt eine elastisch verformbare Rohrbuchse 7 und
sitzt mit diagonal angeordneten segmentartigen Lagerschalen 8 spielfrei auf dem Waffenrohr
2 (Fig. 2 und 3). Die Rohrbuchse 7 ist mittels Konterring 9, welcher über ein Gewinde
10 mit dem Waffenrohr 2 verschraubt ist, axial gegen eine Rohrschulter 11 des Waffenrohres
2 verschraubt. Zwei Verdrehsicherungen 12 verhindern ein Verdrehen der Rohrbuchse
7 um die Rohrachse 13.
[0016] Auf dem äußeren Umfang der Rohrbuchse 7 befinden sich jeweils zwei horizontal und
zwei vertikal angeordnete segmentartige Abstützstege 14 zur längsverschiebbaren Lagerung
des Waffenrohres 2 innerhalb des Wiegenrohres 3. Die Abstützstege 14 sind zur Reibungsverminderung
mit einer Gleitbeschichtung 15 versehen. Zwischen benachbarten Abstützstegen 14 weist
die Rohrbuchse 7 segmentartige außenseitige Ausnehmungen 16 auf.
[0017] Gegenüber den außenseitigen Ausnehmungen 16 sind auf der Innenwand 17 der Rohrbuchse
7 die segmentartigen Lagerschalen 8 angeordnet, während gegenüber den Abstützstegen
14 sich vier segmentartige innenseitige Ausnehmungen 19 befinden.
[0018] Nachfolgend wird auf die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Rohrwaffe 1 und damit
auch auf die Funktionsweise des Gleitbuchsenlagers 5 eingegangen: Nach Zündung einer
Patrone weitet sich das Waffenrohr 2 beim Durchlauf des entsprechenden Geschosses
durch das Waffenrohr 2 elastisch auf. Hierbei verformt sich die Rohrbuchse 7 elastisch
derartig in sich, daß der jeweilige Bereich der Rohrbuchse 7, der sich radial an die
spielfrei auf dem Waffenrohr 2 sitzende segmentartige Lagerschale 8 anschließt, nach
außen in die außenseitigen Ausnehmungen 16 gewölbt wird und die restlichen, nicht
aufliegenden Rohrwandungen in die innenseitigen Ausnehmungen 19 der Rohrbuchse 7 auswandern
können. Somit wird eine Übertragung der Rohraufweitung auf die segmentartigen Abstützstege
14 und damit auf das Wiegenrohr 3 vermieden. Ein wie bei herkömmlichen Rohrwaffen
auftretender Hubeffekt findet nicht statt.
Bezugszeichenliste
[0019]
- 1
- Rohrwaffe
- 2
- Waffenrohr
- 3
- Wiegenrohr
- 4
- Wiege
- 5
- erstes Gleitbuchsenlager
- 6
- zweites Gleitbuchsenlager
- 7
- Rohrbuchse
- 8
- Lagerschale
- 9
- Konterring
- 10
- Gewinde
- 11
- Rohrschulter
- 12
- Verdrehsicherung
- 13
- Rohrachse
- 14
- Abstützsteg
- 15
- Gleitbeschichtung
- 16
- außenseitige Ausnehmung
- 17
- Innenwand
- 19
- innenseitige Ausnehmung
1. Rohrwaffe, bei der das Waffenrohr (2) in einem Wiegenrohr (3) axial verschiebbar gelagert
ist, mit den Merkmalen:
a) das Waffenrohr (2) ist in einem ersten am mündungsseitigen Ende und in einem zweiten
am bodenstückseitigen Ende des Wiegenrohres (3) angeordneten Gleitbuchsenlager (5,
6) gelagert;
b) das erste Gleitbuchsenlager (5) umfaßt eine an dem Waffenrohr (2) befestigte Rohrbuchse
(7), die sich an der Innenwand des Wiegenrohres (3) über mindestens drei gleichmäßig
über den Umfang verteilt angeordnete segmentartige Abstützstege (14) formschlüssig
abstützt;
c) die Rohrbuchse (7) weist zwischen den jeweils benachbarten Abstützstegen (14) segmentartige
außenseitige Ausnehmungen (16) sowie auf ihrer den Abstützstegen (14) gegenüberliegenden
Innenwand (17) segmentartige innenseitige Ausnehmungen (19) auf, so daß bei Aufweitung
des Waffenrohres (2) sich die Rohrbuchse (7) elastisch verformt, derart, daß die an
dem Waffenrohr (2) anliegenden Bereiche der Rohrbuchse (7) nach außen in die außenseitigen
Ausnehmungen (16) gewölbt werden und die nicht an der Innenwand (17) der Rohrbuchse
(7) anliegenden Bereiche des Waffenrohres (2) in die innenseitigen Ausnehmungen (19)
der Rohrbuchse (7) auswandern können.
2. Rohrwaffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Rohrbuchse (7) sich über vier oder mehr als vier gleichmäßig über den Umfang
verteilt angeordnete Abstützstege (14) an der Innenwand des Wiegenrohres (3) abstützt.
3. Rohrwaffe nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß auf gegenüberliegenden Seiten jeweils zwei Abstützstege (14) horizontal und zwei
Abstützstege (14) vertikal an der Rohrbuchse (7) angeordnet sind.
4. Rohrwaffe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Abstützstege (14) auf ihrer der Innenwand des Wiegenrohres (3) zugewandten Fläche
mit einer Gleitbeschichtung (15) versehen sind.
5. Rohrwaffe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Rohrbuchse (7) in den Bereichen, in denen sie an dem Waffenrohr (2) anliegt,
mit Lagerschalen (8) versehen ist.