[0001] Die Erfindung betrifft eine Offenend-Spinnvorrichtung mit einem in einem Rotorgehäuse
umlaufenden Spinnrotor und einem koaxial zur Rotorachse angeordneten, bezüglich des
Spinnrotors drehbar gelagerten Spinneinsatz nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Aus der DE-OS 25 52 955 ist es bekannt, innerhalb des Spinnrotors einer Offenend-Spinnvorrichtung
einen Spinneinsatz drehbar zu lagern. Der als Hohlwelle ausgebildete Rotorschaft des
Spinnrotors läuft auf einer Stützscheibenlagerung um. Die Antriebs- und Lagerwelle
des Spinneinsatzes ist innerhalb der Hohlwelle in Wälzlagern gelagert. Spinnrotor
und Spinneinsatz werden über einen gemeinsamen Tangentialriemen angetrieben. Um die
bei solchen Rotorspinnvorrichtungen notwendigen Drehzahlunterschiede zwischen Spinnrotor
und Spinneinsatz zu erhalten, sind die Antriebswirtel der beiden Wellen unterschiedlich
dimensioniert. Mit dieser Offenend-Spinnvorrichtung sollen Nachteile in der Beschaffenheit
des gesponnenen Fadens wie beispielsweise geminderte Garnfestigkeit, die dieser spinnverfahrensbedingt
gegenüber dem Ringspinnverfahren aufweist, behoben werden können. Offenend-Rotorspinnvorrichtungen
dieser Art haben sich in der Praxis jedoch nicht bewährt.
[0003] Die gattungsbildende DE 44 11 342 A1 beschreibt ebenfalls eine Offenend-Rotorspinnvorrichtung
mit einem im Spinnrotor drehbar gelagerten Spinneinsatz. Der Spinneinsatz ist über
eine Kupplungseinrichtung zeitweise am Spinnrotor festlegbar. Dabei wird der Spinneinsatz
bei normalem Spinnbetrieb durch den rotierenden Fadenschenkel angetrieben. Mittels
der Kupplungseinrichtung ist es möglich, in der Beschleunigungsphase der Spinnvorrichtung
den Spinneinsatz auf Rotordrehzahl zu beschleunigen, indem dieser durch den Spinnrotor
mitgenommen wird. Dadurch wird eine Überlastung des Fadens während des Anspinnens,
die zu einem Fadenbruch oder zu einem Mißlingen des Anspinners führen kann, vermieden.
Die Kupplung ist als Fliehkraftkupplung oder alternativ als Elektromagnetkupplung
ausgebildet, wobei über Federelemente ein Reibschluß zwischen Spinnrotor und Spinneinsatz
bewirkt wird. Die Zeitdauer der Mitnahme des Spinneinsatzes durch den Spinnrotor muß
jeweils definiert eingestellt und gegebenenfalls nachträglich korrigiert werden. An
den Federelementen und dem Spinnrotor kann ein nachteiliges Aufrauhen der Oberfläche
und bei langer Betriebsdauer Verschleiß auftreten. Das Lösen der Kupplung und damit
das Aufheben des den Spinnrotor und den Spinneinsatz verbindenden Reibschlusses ist
nicht im gewünschten Maß exakt auf den Zeitpunkt des Einbindens des Fadens beim Anspinnvorgang
abstimmbar. Nach dem Einbinden muß die Kupplung gelöst sein, damit unterschiedliche
Umlaufgeschwindigkeiten von Spinnrotor und Spinneinsatz möglich sind. Das zu späte
Lösen der Kupplung kann zu fehlerbehafteten Anspinnern führen.
[0004] Ausgehend vom vorgenannten Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde,
eine verbesserte Offenend-Rotorspinnvorrichtung zu schaffen.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Offenend-Spinnvorrichtung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 gelöst.
[0006] Weitere vorteilhafte Ausführungen der erfindungsgemäßen Offenend-Spinnvorrichtung
sind'Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Eine gemäß der Erfindung ausgebildete Offenend-Spinnvorrichtung ist keinerlei Verschleiß
oder Verkratzen der Oberfläche des Spinnrotors mit der möglichen Folge unerwünschter
Faser- oder Staubansammlungen im Rotor ausgesetzt. Zusätzliche Antriebseinrichtungen
sowie Steuerungseinrichtungen für Antrieb oder Kupplung sind nicht erforderlich.
[0008] Auf besonders einfache Art und mit wenig Aufwand wird die Mitnahme mittels Dauermagneten
bewirkt. Die Dauermagnete sind am Spinneinsatz nicht lösbar befestigt. Der Platzbedarf
der Dauermagnete ist gering. Diese sind leicht in den Spinneinsatz zu integrieren
und benötigen keinen zusätzlichen Bauraum. Dies ist besonders von Vorteil, da der
zur Verfügung stehende Bauraum innerhalb der Spinnrotoren sehr begrenzt ist.
[0009] Der frei innerhalb des Spinnrotors drehbare Spinneinsatz weist einen Führungskanal
gemäß Anspruch 4 für den abzuziehenden Faden auf. Vorteilhaft wird dadurch der Spinneinsatz
vom Faden zuverlässig mitgeschleppt, und der Faden liegt relativ geschützt. Auch beim
Anspinnvorgang wird das freie Fadenende des Anspinnfadens beim Einbringen durch den
Führungskanal geführt.
[0010] Weitere Einzelheiten der Erfindung sind den anhand der Figuren erläuterten Ausführungsbeispielen
entnehmbar.
[0011] Es zeigen:
- Fig. 1
- schematisch eine Prinzipdarstellung einer Offenend-Rotorspinneinrichtung mit einem
innerhalb des Spinnrotors angeordneten Spinneinsatz in Seitenansicht, teilweise im
Schnitt,
- Fig. 2
- eine Teilansicht einer Offenend-Rotorspinneinrichtung mit erfindungsgemäßer Kupplungseinrichtung,
- Fig. 3
- eine Vorderansicht des in Fig. 2 dargestellten Spinnrotors mit eingelagertem Spinneinsatz.
[0012] Die in Figur 1 dargestellte Offenend-Spinnvorrichtung 1 weist einen Spinnrotor 2
auf. Der Spinnrotor 2 umfaßt einen Rotorteller 3 und einen Rotorschaft 4. Der Rotorschaft
4 ist in einer Stützscheibenlagerung 5 gelagert und in axialer Richtung durch ein
Axiallager 6 fixiert. Der Antrieb des Spinnrotors 2 erfolgt über einen Endlosflachriemen
7. Das Rotorgehäuse 9 bildet eine Unterdruckkammer 8, in der der Rotorteller 3 umläuft.
Das Rotorgehäuse 9 ist über eine Unterdruckleitung 10 mit einer Unterdruckquelle 11
verbunden. Das Rotorgehäuse 9 ist während des Spinnbetriebs durch eine Kanalplatte
12 mittels einer Ringdichtung 13 luftdicht verschlossen. Die Kanalplatte 12 weist
einen Kanalplattenfortsatz 14 auf, in dem eine Fadenabzugsdüse 15 und ein Fadenabzugsröhrchen
16 gehaltert sind. Über den Faserleitkanal 17 werden die Einzelfasern eines aufgelösten
Vorlagebandes pneumatisch in den Rotorteller 3 gefördert. Innerhalb des Rotortellers
3 ist ein Spinneinsatz 18 drehbar am Rotorschaft 4 angeordnet. Der Spinneinsatz 18
weist an seiner Vorderseite eine Ausnehmung 19 auf, in die die Fadenabzugsdüse 15
hineinragt. Von der Ausnehmung 19 ausgehend, verläuft im wesentlichen radial ein Fadenführungskanal
20 zum äußeren Rand des Spinneinsatzes 18.
[0013] Figur 2 zeigt eine Teilansicht einer erfindungsgemäßen Offenend-Spinneinrichtung
mit einem Spinnrotor 21. Im Rotorteller 22 des Spinnrotors 21 ist ein Spinneinsatz
24 mittels eines Wälzlagers 25 drehbar am Rotorschaft 23 gelagert. Das Wälzlager 25
ist mit seinem Innenring mittels eines Schraubenbolzens 26 am Rotorschaft 23 befestigt.
Das Wälzlager 25 und der Schraubenbolzen 26 sind durch eine Abdeckscheibe 27 gegen
die Fadenabzugsdüse 28 verschlossen. Die Fadenabzugsdüse 28 ist am Kanalplattenfortsatz
29 befestigt. An die Fadenabzugsdüse 28 schließt das Fadenabzugsröhrchen 30 an. Der
Spinneinsatz 24 weist einen Fadenführungskanal 31 auf. Der Spinneinsatz 24 umfaßt
außerdem vier zylinderförmige Dauermagnete 32, die diametral und in gleichem Abstand
zur Rotorachse 33 angeordnet sind.
[0014] Offenend-Rotorspinnvorrichtungen werden bekanntlich nach einem Fadenbruch durch einen
selbsttätig arbeitenden Anspinnwagen, wie es zum Beispiel in der DE 44 11 342 A1 beschrieben
ist, neu angesponnen. Dabei wird ein entsprechend vorbereitetes Fadenende durch das
Fadenabzugsröhrchen 30 in den Spinnrotor 21 eingeführt. Das Fadenende gelangt über
den Fadenführungskanal 31 des mit dem Spinnrotor 21 umlaufenden Spinneinsatzes 24
zur Fasersammelrille 34 des Spinnrotors 21 und legt sich dort an den aus Einzelfasern
gebildeten Faserring an.
[0015] Durch den Faserleitkanal 35 werden die Einzelfasern pneumatisch in den Rotorteller
22 gefördert und legen sich dort in der Fasersammelrille 34 ab.
[0016] Wird der Spinnrotor 21 für den Spinnbetrieb in Richtung des Pfeiles 36 in Drehung
versetzt, wird der Spinneinsatz 24 durch die Magnetwirkung der Dauermagnete 32 mitgenommen
und rotiert gleichsinnig mit dem Spinnrotor 21 in Richtung des Pfeiles 37.
[0017] Der angesponnene Faden wird über die Fadenabzugsdüse 28 und das Fadenabzugsröhrchen
30 abgezogen. Dabei verläuft der Faden durch den Fadenführungskanal 31. Durch das
Abziehen des angesponnenen Fadens wird der Spinneinsatz 24 durch den Faden mitgeschleppt.
Wird der Spinnrotor 21 auf seine Betriebsdrehzahl beschleunigt, wird der Spinneinsatz
24 ebenfalls in gleicher Drehrichtung beschleunigt. Die Umlaufgeschwindigkeit des
Spinneinsatzes 24 des Ausführungsbeispiels der Fig. 2 und 3 ergibt sich dabei weitestgehend
aus der Umlaufgeschwindigkeit der Fasersammelrille 34 zuzüglich der jeweiligen Fadenabzugsgeschwindigkeit.
Ein Ein- oder Auskuppeln ist nicht erforderlich. Die Drehbewegung des Spinneinsatzes
24 stellt sich selbsttätig ein.
[0018] Die Erfindung ist nicht auf die beschriebenen Ausführungsbeispiele beschränkt. Es
sind insbesondere hinsichtlich der Ausbildung des Spinneinsatzes weitere Ausführungsformen
im Rahmen der Erfindung möglich.
1. Offenend-Spinnvorrichtung mit einem in einem Rotorgehäuse umlaufenden Spinnrotor und
einem koaxial zur Rotorachse angeordneten, bezüglich des Spinnrotors drehbar gelagerten
Spinneinsatz und mit einer Kupplungseinrichtung, mit der der Spinneinsatz abhängig
von der Drehbewegung des Spinnrotors in Rotation versetzbar ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Kupplungseinrichtung so ausgebildet ist, daß sie die Drehbewegung des Spinnrotors
(2, 21) kontaktlos so auf den Spinneinsatz (18, 24) überträgt, daß dieser aufgrund
zusätzlich einwirkender, durch den Garnschenkel aufgebrachter Momente mit einer von
der Drehzahl des Spinnrotors (2, 21) abweichender Drehzahl rotieren kann.
2. Offenend-Spinnvorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mitnahme mittels der Magnetwirkung mindestens eines Dauermagneten (32) erfolgt.
3. Offenend-Spinnvorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Dauermagnet (32) am Spinneinsatz (18, 24) befestigt ist.
4. Offenend-Spinnvorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein Fadenführungskanal (20, 31) eingangsseitig in Drehrichtung des Spinnrotors (2,
21) gekrümmt ist.