[0001] Die Erfindung betrifft einen Platten-, bzw. Formzylinder einer Rotations-insbesondere
Offsetdruckmaschine nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
[0002] Der Platten-, bzw. Formzylinder kann als Träger- oder Aufnahmeelement einer plattenförmigen,
in abgerundeter Form in axial verlaufenden Spannkanälen fixierbaren, oder einer hülsenförmigen
und in dieser Form aufschiebbaren Druckform insbesondere im Offsetdruck angewandt
werden, ist aber nicht darauf beschränkt. Das Druckwerk kann dabei wie ein klassisches
Offsetdruckwerk aussehen mit Platten-, bzw. Formzylinder, d.h. Druckform-, sowie Gummituch-
und Gegendruckzylinder.
[0003] So beschreibt beispielsweise die DE 44 36 973 A1 eine lithografische Offset-Schön-
und Widerdruckmaschine, die im Druckwerk einen oberen und unteren Gummituchzylinder
und einen oberen und unteren Plattenzylinder, der sich jeweils an den Druckspalten
im Rollkontakt mit einem Gummituchzylinder befindet.
[0004] In solchen Offset-Rotationsdruckmaschinen wird bekanntlich das Druckbild vom Plattenzylinder
auf dem Gummituchzylinder und von diesem auf das über den Druckzylinder laufende Papier
übertragen. Die Übertragung der Farbe, sowohl von der Platte auf das Gummituch, wie
auch vom Gummituch auf das Papier ist nur dann möglich, wenn ein bestimmter Mindestdruck,
der sogenannte Liniendruck zwischen Gummituch- und Platten-, bzw. Formzylinder, vorhanden
ist.
[0005] Der Druckformzylinder (d.h. die Druckform) erbringt somit nur bei richtiger Anstellung
(Beistellung) dauerhaft die gewünschte Funktion, d.h. eine konstante Druckqualität.
Eine zu geringe Anstellung führt infolge der Toleranzen von Rundlauf und Zylindrizität
zu einem ungleichmässigen Farb- oder Feuchtmitteltransport. Eine zu hohe Anstellung
wirkt sich infolge der inneren Reibung und Drucküberlastung nachteilig auf die Lebensdauer
der Zylinderoberfläche aus.
[0006] Hinsichtlich dieses Zusammenhangs ergibt sich ein Problem für die Qualitätssicherung
aus der Forderung nach immer grösserer Produktivität, bzw. durch das Bestreben, möglichst
leichte und kostengünstige Druckformzylinder herzustellen. Gerade der sogenannte kanallose
Druck, insbesondere also die Sleevetechnik, die sich durch ein auf eine Hülse nahtlos
aufgebrachte Druckform oder einer zu einer Rundform laserverschweissten Druckplatte
auszeichnet, erlaubt wegen der verringerten Schwingungsanregung aufgrund der fehlenden
Zylinderkanäle eine reduzierte Steifigkeit. Damit wird das Längen/Dickenverhältnis
der Druckzylinder, bzw. ihre relative Steifigkeit bezüglich einer Durchbiegung immer
ungünstiger. Dies hat zur Folge, dass sich während des Druckbetriebes die Form und
Lage der Druckzylinder zueinander unerwünscht verändern, d.h. dass die Druckzylinder
sich durchbiegen.
[0007] Aber auch bei Verwendung herkömmlicher Plattenzylinder wird die Druckzylinderkontur
in das Gummituch eingedrückt, die damit verbundene Flächenbelastung bewirkt ein Durchbiegen
der Zylinder, was zu einer höheren Randbelastung und zu einer deutlich niedrigeren
Belastung in der Mitte der Zylinder führt.
[0008] Diese niedrigere Belastung in der Zylindermitte ist nicht durch eine erhöhte Zylinderpressung
zu kompensieren, denn dadurch würden in erster Linie die Randzonen und nur im geringeren
Masse die Mittelzonen profitieren.
[0009] Die Lageveränderung in Folge einer Durchbiegung ändert die Druckbeistellung, d.h.
den Anstelldruck zwischen den im Druckwerk zusammenwirkenden Druckzylindern, der über
die Zylinderbreite gesehen ungleichmässig wird. Ermittelt in Wertzahlen wird diese
Druckbeistellung in der Regel durch die Messung der sogenannten Abdruckbreite, d.h.
der Breite der Zone, die bei zueinander angestellten, d.h. auf Pressung gefahrenen
Zylindern den Kontaktbereich der Zylinder definiert. Diese Messung ist beim Offsetdruck
besonders einfach, da hier immer ein Zylinder eines Zylinderpaares eine kompressible
(weiche) Oberfläche aufweist.
[0010] Die Druck- bzw. Übertragungskennlinie, d.h. die Tonwertzunahme, hängt nun direkt
von dieser Abdruckbreite ab, wobei eine erhöhte Abdruckbreite eine erhöhte Tonwertzunahme
und umgekehrt bedeutet. Der beschriebene Effekt führt also zu einer über die Zylinderbreite
betrachtet sich unerwünscht verändernden Druckkennlinie.
[0011] Um diese über die Zylinderbreite variierenden Druckkennlinienwerte zu stabilisieren,
werden bisher entweder unter dem Gummituch eine entsprechende Unterlage plaziert oder
beispielsweise wie in der oben bereits erwähnten DE 44 36 973 A1 das Profil des Gummituches,
d.h. seine Dicke dadurch variiert, dass die Mantelfläche in Achsrichtung des Zylinders
eine konvexe oder konkave Form auf dem Gummituchzylinder annimmt. Durch ein konvexes
Profil der Gummituchzylinderoberfläche kann zwar die Durchbiegung zwischen einem Gummituchzylinder
und einem Platten-, bzw. Formzylinder ausgeglichen werden, jedoch verschlechtert sich
andererseits der Kontakt zwischen den beiden Gummituchzylindern in einem Druckwerk
für Schön- und Widerdruck. Damit wird sowohl der Bahntransport als auch die Farbübertragung
zur Papierbahn negativ beeinflusst. Durch eine konkave Gummituchzylinderoberfläche
berbessert sich zwar der Kontakt der beiden Gummituchzylinder im Druckspalt, jedoch
wird nun die Farbübertragung vom Platten- bzw. Formzylinder zum Gummituchzylinder
verschlechtert.
[0012] Hiervon ausgehend ist es die Aufgabe vorliegender Erfindung, für einen Platten-,
bzw. Formzylinder einer Rotations- insbesondere Offsetdruckmaschine eine Qualitätssichering
im Rotationsdruck hinsichtlich der Druck- bzw. Übertragungskennlinien zu ermöglichen,
die die Kompensation von Lageveränderungen aufgrund einer Durchbiegung bewerkstelligt.
[0013] Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale nach Anspruch 1 gelöst.
[0014] Durch die konvex in Achsrichtung des Zylinders ausgebildete Mantelfläche, d.h. durch
die "Balligkeit" des Platten-, bzw. Formzylinder einer Rotations-insbesondere Offsetdruckmaschine
lassen sich die Linienkraftdifferenzen zwischen Druckrand und Druckmitte im Kontakt
Gummituch-Plattenzylinder erheblich verkleinern. Eine konstante Farbübertragung von
Platten- zu Gummituchzylinder und von Gummituchzylinder auf die Papierbahn ist somit
gewährleistet.
[0015] Im Folgenden soll anhand der Zeichnung die Erfindung verdeutlicht werden. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Längsschnitt durch einen erfindungsgemässen Platten-, bzw. Formzylinder
einer Rotations- insbesondere Offsetdruckmaschine,
- Fig. 2
- einen Teilschnitt durch einen Plattenzylinder einer Rotations-insbesondere Offsetdruckmaschine
mit einer Zylindergrube zur Fixierung einer Druckplatte,
- Fig. 3a
- eine schematische Ansicht einer Druckplatte, wie sie für einen erfindungsgemässen
Plattenzylinder vorgesehen ist,
- Fig. 3b
- die Druckplatte gemäss Fig. 3a in ausgerollter Form,
- Fig. 4a
- eine schematische Druckwerkseitenansicht einer Offsetdruckmaschine für Schön- und
Widerdruck,
- Fig. 4b
- die Situation der Lageveränderungen der Zylinder einer Druckmaschine gemäss Fig. 4a
ohne die erfinderischen Massnahmen und
- Fig. 5
- die Situation bei kompensierten Lageveränderungen der Zylinder gemäss der Fig. 4b
mit den erfindungsgemässen Massnahmen.
[0016] Fig. 4b zeigt die unerwünschten Lageveränderungen (Durchbiegung) der beiden Platten-,
bzw. Formzylinder 1 eines Offset-Druckwerks für Schön- und Widerdruck der Fig. 4a
zueinander während des Druckbetriebs. Der Anstelldruck wird über die Zylinderbreite
ungleichmässig, d.h. es entsteht ein Liniendruck, der über die Zylinderbreite unregelmässig
wird. Bei breiten Maschinen verbiegen sich die Platten-, bzw. Formzylinder einer Rotations-
insbesondere Offsetdruckmaschine durch die Reaktionskräfte der Gummitücher bzw. Gummisleeves
10 in der Druckmitte. Die Gummituchzylinder 11 verbiegen sich dabei etwas geringer
als die Platten- bzw. Formzylinder 1, da sie durch die Platten-, bzw. Formzylinder
1 abgestützt werden. Dabei wird die Druckzylinderkontur in das Gummituch eingedrückt,
die damit verbundene Flächenbelastung bewirkt ein Durchbiegen der Zylinder, was zu
einer höheren Randbelastung und zu einer deutlich niedrigeren Belastung in der Mitte
der Zylinder führt.
[0017] Die Durchbiegung des Druckformträgers kann aufgrund theoretischer Rechnungen mit
bekannten Materialparametern und Flächen- und Linienkräften, beispielsweise auch durch
Finite-Elemente-Rechnung bestimmt werden.
[0018] Gemäss der Fig.1 ist die Oberfläche 2 der Mantelfläche des Platten- oder Formzylinders
1 in Achsrichtung rubdum in Umfangsrichtungmit einem konvexen Profil, das empirisch
oder wie voran angedeutet rechnerisch bestimmt wurde, angefertigt, d.h. ballig ausgelegt.
Die Formkurve 2 der Balligkeit der Zylinderoberfläche kann ein Kreisbogen oder eine
Parabel mindestens zweiter Ordnung sein. D.h., dass das konvexe Profil der Mantelfläche
2 in axialer Richtung so variiert, dass der Durchmesser der Platten-, bzw. Formzylinder
1 in der Achsmitte am grössten und an den seitlichen Rändern am kleinsten ist.
[0019] Handelt es sich bei der verwendeten Druckform um eine Druckplatte, die in einer Zylindergrube
5 eines Plattenzylinders 1 fixiert werden muss, so zeigt Fig. 2, dass die Übergänge
3, 4 (Radien) der Zylindergrube 5 entlang der balligen Zylinderoberfläche 2 entsprechend
ausgeführt ist, derart, dass die Grubenbreite "s" über die axiale Länge der Zylindergrube
5 konstant bleibt.
[0020] Gemäss der Fig 3a ist eine bei einem Plattenzylinder gemäss der Fig. 2 zu verwendende
Druckplatte 6 derart gestaltet; dass die Biegelänge vom vorlaufenden Druckplattenradius
7 und nachlaufenden Druckplattenradius 8 in der Druckmitte I
Mitte , wie in Fig. 3b gezeigt, länger gebogen ist, als an den Druckrändern, so dass die
Länge an den Druckrändern I
Rand kürzer als die Länge in der Mitte I
Mitte ist.
[0021] Damit beschreibt der nachlaufende Druckplattenradius 8 eine Formkurve 9, die mit
der Formkurve 2 der Oberfläche des Plattenzylinders 1 harmonisieren muss.
[0022] Bei einem Druckmaschinenkonzept mit zwei aneinander angestellten Gummituchzylindern
für Schön- und Widerdruck, wie in Figs. 4a, 4b angedeutet, kann selbstverständlich
die erfindungsgemässe Ausgestaltung bei beiden Platten-, bzw. Formzylindern gemäss
der Fig. 5 vorgesehen werden.
[0023] Wie weiterhin in Fig. 5 im Vergleich zu Fig. 4b zu sehen ist, ist durch die erfindungsgemässe
ballige Ausführung der Oberfläche eines Platten- bzw. Formzylinders 1 mittels einer
in Achsrichtung konvex gekrümmten Mantelfläche 2 nicht nur der Kontakt zwischen Gummituchzylinder
11 und Platten- bzw. Formzylinder 10 verbessert, sondern ebenfalls der Kontakt zwischen
den beiden Gummituchzylindern 11 positiv beeinflusst.
1. Platten-, bzw. Formzylinder einer Rotations-, insbesondere Offsetdruckmaschine mit
einer zylindrischen Mantelfläche, die zur Aufnahme einer Druckform vorgesehen ist,
dadurch gekennzeichnet, dass die Oberfläche des Platten-, bzw. Formzylinders (1) mit einer in Achsrichtung konvex
gekrümmten Mantelfläche (2) versehen ist, derart, dass das rechnerisch bestimmte konvexe
Profil der Mantelfläche (2) so variiert, dass der Durchmesser des Platten-, bzw. Formzylinders
(1) in der Achsmitte am grössten und an den seitlichen Rändern am kleinsten ist.
2. Platten-, bzw. Formzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das konvexe Profil der Mantelfläche (2) einen Kreisbogen beschreibt.
3. Platten-, bzw. Formzylinder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das konvexe Profil der Mantelfläche (2) eine Parabel mindestens zweiter Ordnung beschreibt.
4. Platten-, bzw. Formzylinder nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass bei Verwendung zur Aufnahme einer plattenförmigen Druckform (6) im Plattenzylinder
(1) durch die Manteloberfläche (2) eine Zylindergrube (5) vorgesehen ist, deren Übergänge
(3, 4) entlang der konvexen Manteloberfläche (2) entsprechend ausgeführt sind, so
dass die Grubenbreite (s) über die axiale Länge der Zylindergrube (5) konstant ist.
5. Platten-, bzw. Formzylinder nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch die Verwendung mit einer Druckplatte (6), die derart gestaltet ist, dass die Biegelänge
vom vorlaufenden Druckplattenradius (7) und nachlaufenden Druckplattenradius (8) in
der Druckmitte IMitte länger gebogen ist, als an den Druckrändern, so dass die Länge an den Druckrändern
IRand kürzer als die Länge in der Mitte IMitte ist.
6. Platten-, bzw. Formzylinder nach Anspruch 1 bis 5, gekennzeichnet durch die Verwendung bei zwei aneinander angestellten Gummituchzylindern für Schön- und
Widerdruck.