[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Streckwerk für Spinnmaschinen gemäss dem Oberbegriff
des unabhängigen Patentanspruchs 1 sowie eine Spinnmaschine mit einem derartigen Streckwerk
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 8.
[0002] Eine Vorrichtung gemäss dem Oberbegriff der unabhängigen Ansprüche zeigt beispielsweise
die deutsche Schrift DE 30 25 032 A1. Bei dieser Vorrichtung sind die Oberwalzen über
einen Oberwalzentragarm gemeinsam abhebbar. Das Abheben der Ober- von den Unterwalzen
ist notwendig, damit man den zu verziehenden Faserverband richtig zwischen den Walzen
eines Walzenpaares positionieren kann. Jede Walze weist ihre eigene Lagerung auf,
wobei die Oberwalzenlagerung an einem Oberwalzenarm befestigt ist.
[0003] Eine ähnliche Vorrichtung zeigt auch die europäische Patentanmeldung EP 488 007 A1.
Diese Anmeldung zeigt ebenfalls ein Streckwerk für eine Feinspinnmaschine mit drei
in Folge angeordneten Walzenpaaren. Auch hier sind die Oberwalzen an einem gemeinsamen
Belastungsarm gelagert. Im Gegensatz zur weiter oben genannten deutschen Schrift weisen
die Oberwalzen in der europäischen Anmeldung einzelne, jeweils individuell einstellbare
Federn als Belastungsmittel auf. An der Oberseite dieser Federn sind Schrauben angebracht,
mit welchen die Federn mehr oder weniger angezogen werden können. Dadurch lässt sich
der Druck, welcher auf jede Oberwalze übertragen wird individuell einstellen.
[0004] Die meisten Streckwerke weisen drei Walzenpaare auf. Weniger verbreitet sind Streckwerke
mit vier oder mehr Walzenpaaren. Ein Streckwerk kann aber auch aus zwei Walzenpaaren
bestehen. Die Walzenpaare des Streckwerks lassen sich in Einlaufwalzenpaare, Mittelzylinderpaare
und Auslaufwalzenpaare einteilen. Der Verzug in einem Streckwerk findet stufenweise
statt. Sind nur zwei Walzenpaare vorhanden, so ist der Verzug einstufig. Sind drei
Walzenpaare vorhanden - was die Regel ist - so ist der Verzug zweistufig. Mit vier
Walzenpaaren kann der Verzug dreistufig sein. In einem Dreizylinder-Streckwerk ― d.h.
bei Streckwerken mit drei Walzenpaaren - findet die erste Stufe des Verzugs, der sogenannte
Vorverzug, zwischen dem Einlaufwalzenpaar und dem Mittelzylinderpaar statt. Beim Vorverzug
werden die Fasern nur um einen geringen Betrag verzogen. Bei Vorgarn (Vorspinngarn
oder sog. Lunte) beträgt der Vorverzug weniger als das 1,5-fache, bei Sliver bzw.
Streckenbändern (also an der Strecke) beträgt der Vorverzug mehr als das 1,5-fache.
Im Anschluss an das Mittelzylinderpaar folgen das Auslaufwalzenpaar. Dazwischen findet
der Hauptverzug statt, bei welchem das Faserband um ca. das 10- bis 80-fache verzogen
wird. Gewöhnlich weisen die Mittelzylinder Riemchen auf. Diese gewährleisten für den
hohen Hauptverzug eine gute Faserführung. Es existieren auch Streckwerk-Varianten,
bei welchen mehrere Mittelzylinderpaare vorhanden sind. Ein Streckwerk, welches mehrere
Mittelzylinderpaare aufweist, zeigt die Schrift DE 43 23 472 C 2. Der Hauptverzug
findet hier zwischen den beiden Mittelzylinderpaaren statt, während zwischen dem zweiten
Mittelzylinderpaar und dem Auslaufwalzenpaar eine Kompaktierungseinrichtung für den
Faserverband vorhanden ist und kein oder zumindest kein wesentlicher Verzug mehr vorhanden
ist.
[0005] Die Streckwerke gemäss dem Stand der Technik weisen Nachteile auf. Je nach Verwendungszweck
des Streckwerks ist die Abhebbarkeit der Oberwalzen von den Unterwalzen gemäss den
Vorrichtungen des Standes der Technik nicht zweckmässig bzw. umständlich. Die Vorrichtungen
gemäss dem Stand der Technik sind insbesondere dort nachteilig, wo ein Garn oder ein
Garnende zumindest durch die Klemmstelle des Auslaufwalzenpaares geführt werden muss
(notwendig für die Herstellung von Coregarnen oder für bestimmte Ansetzverfahren,
z.B. für das Luftspinnen): Bei Produktionsunterbruch, z.B. bei Garnbruch, muss das
Garnende wieder in das Streckwerk rückgeführt werden. Die Verwendung herkömmlicher
Streckwerke hat sich als nachteilig erwiesen, weil für das Einlegen des Garnendes
in das Streckwerk dieses geöffnet werden muss, wobei sämtliche Oberwalzen abgehoben
werden. Dadurch wird der zwischen dem Einlaufwalzenpaar und dem ersten Mittelzylinderpaar
vorverstreckte Faserverband ebenfalls und unnötigerweise freigelegt, wodurch er sich
verschieben und wieder entspannen kann. Der optimal vorverzogene und für den weiteren
Prozess an der richtigen Stelle positionierte Faserverband wird beeinträchtigt, wodurch
sich der nachfolgende Hauptverzug und der weitere Spinnprozess verschlechtern kann.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, die Abhebbarkeit der
Oberwalzen zu verbessern bzw. zweckmässiger zu gestalten und den beschriebenen Nachteil
zu beseitigen.
Die Erfindung
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale in den unabhängigen Patentansprüchen 1 und
8 gelöst.
[0008] Dank der erfindungsgemässen Vorrichtung ist es möglich, die weiter oben genannten
Nachteile zu vermeiden und nur den Bereich des Streckwerks zu öffnen, der für das
Rückführen des Garnendes, beziehungsweise des Coregarns, auch wirklich notwendig ist.
Sind in der Vorrichtung mehrere Walzenpaare nach dem Hauptverzug vorhanden, so kann
es von Vorteil sein entweder alle Oberwalzen nach dem Hauptverzug oder allenfalls
nur die Oberwalze des Auslaufwalzenpaares abhebbar zu gestalten. Ob alle Oberwalzen
nach dem Hauptverzug oder nur die Oberwalze des letzten Auslaufwalzenpaares (in Faserförderrichtung
gesehen) abhebbar gestaltet sein sollte, hängt davon ab, über wieviele Walzenpaare
man das Garnende Rückführen will. Durch das unabhängige Abheben gewisser Oberwalzen
bleiben die restlichen Walzenpaare geschlossen und folglich der Faserverband im Vorverzug
in geklemmtem und unverändertem Zustand für den folgenden Prozess. Der Nachteil des
Standes der Technik wird dadurch vermieden.
Selbstverständlich ist es auch denkbar, dass man eine oder mehrere der Oberwalzen
im Vorverzugsbereich, z.B. die Oberwalze des Einlaufwalzenpaares, unabhängig abhebbar
gestaltet. Auch hier entstehen analoge Vorteile: Es wird nur diejenige Klemmlinie
oder diejenigen Klemmlinien freigelegt, an denen etwas verändert werden muss, während
bei den restlichen Walzenpaaren die Fasern oder der Faden in optimaler Position gehalten
wird.
[0009] Ein Streckwerk gemäss der Erfindung eignet sich insbesondere für die Herstellung
von Coregarnen in Ringspinn- oder Luftspinnmaschinen. Bei der Herstellung von Coregarnen
wird ein elastisches Coregarn verwendet, um welches sich die verstreckten Fasern des
Streckwerks winden. Es ist von Vorteil, wenn das Coregarn vor dem Auslaufwalzenpaar
zugeführt wird. Für das Ansetzverfahren bei Luftspinnmaschinen spielt die Fadenrückführung
in das Streckwerk eine Rolle (das heisst zum Ansetzen von neuem Garn an ein Fadenende).
Beim Ansetzverfahren von Luftspinnmaschinen wird in der Regel das Fadenende von der
Spule durch die Spinneinheit zurückgeführt und zumindest in der Klemmlinie der Auslaufwalzen
geklemmt. Allenfalls wird das Fadenende noch weiter zurückgeführt, so dass es auch
in der Klemmlinie von Mittelzylinderpaaren gehalten wird.
[0010] Vorteilhafte Ausgestaltungen und Ausführungsformen der Erfindung sind in den abhängigen
Ansprüchen zu finden.
[0011] Im folgenden wird die Erfindung und der Erfindungsgedanke anhand von in Figuren dargestellten
Ausführungsbeispielen erläutert. Es soll aber ausdrücklich darauf hingewiesen werden,
dass sich die Erfindung, beziehungsweise der Erfindungsgedanke, nicht auf die in den
Beispielen gezeigten Ausführungsformen beschränkt. Es zeigen:
- Fig. 1
- Eine erste Ausführungsform der Erfindung, bei welcher die Oberwalze des Auslaufwalzenpaares
unabhängig von den restlichen Oberwalzen abhebbar ist;
- Fig. 2
- Eine weitere Ausführungsform der Erfindung mit einem 4-Zylinder-Streckwerk;
- Fig. 3
- Eine dritte Ausführungsform der Erfindung, bei welcher zwei Oberwalzen unabhängig
von den restlichen Oberwalzen abhebbar sind;
- Fig. 4
- Eine Vorrichtung für das erfindungsgemässe Streckwerk, bei welchem die Oberwalzen
gemeinsam be- und entlastet werden;
- Fig. 5
- Vorrichtung gemäss Fig. 4 in entlasteter Position;
- Fig. 6
- Weitere Variante der Erfindung, bei welcher bei abgehobener Oberwalze des Auslaufwalzenpaares
die Spinndüseneinheit aus der Betriebsposition ausschwenkbar ist.
[0012] Die Fig. 1 zeigt eine erste Ausführungsform der Erfindung. Sie stellt ein Streckwerk
1 für Spinnmaschinen dar mit einem Einlaufwalzenpaar 2, enthaltend die Unterwalze
6 und die Oberwalze 4, einem Mittelzylinderpaar 12 mit der Oberwalze 17 und der Unterwalze
18, sowie ein Auslaufwalzenpaar 3 mit der Unterwalze 7 und Oberwalze 5. Sämtliche
genannte Oberwalzen 4, 17 und 5 sind von ihren gegenüberliegenden Unterwalzen 6, 7
und 18 abhebbar. Die Oberwalzen 4, 17 und 5 sind jeweils einzeln und mit jeweils individuell
einstellbarem Belastungsmittel 8 (in der Figur schematisch dargestellt) belastet.
Bevorzugt werden als Belastungsmittel 8 Federn, insbesondere Spiralfedern, eingesetzt.
Bei geschlossenem Streckwerk wirken die Belastungsmittel üben die Belastungsarme 19
und 20 einen Druck auf die Oberwalzen aus und damit auf die Klemmlinie des jeweiligen
Walzenpaares. Im Gegensatz zu den Streckwerken des Standes der Technik, bei welchen
sämtliche Oberwalzen miteinander über einen Oberwalzenbelastungsarm abhebbar sind,
weist die erfindungsgemässe Vorrichtung eine Konstruktion auf, bei welcher mindestens
eine Oberwalze unabhängig von den restlichen Oberwalzen abhebbar ist. Wie aus der
Fig. 1 ersichtlich ist, ist die Oberwalze 5 des Auslaufwalzenpaares 3 über den unabhängigen
Oberwalzenbelastungsarm 20 separat und unabhängig von den restlichen Oberwalzen des
Streckwerks 4 und 17 abhebbar. Die Fig. 1 zeigt ein typisches Dreizylinder-Streckwerk.
Die Erfindung lässt sich aber auch bei Streckwerken anwenden, die nur zwei, vier oder
mehrere Walzenpaare aufweisen. Bevorzugt weisen die Streckwerke nebst den genannten
Vorrichtungen auch Riemchen auf. In Fig. 1 ist dies durch die strichpunktierten Riemchen
13 dargestellt. Die Verwendung von Riemchen ist für die Erfindung nicht wesentlich.
Vorzugsweise werden bei Streckwerken aber Riemchen eingesetzt. Das Streckwerk, beziehungsweise
deren Oberwalzenbelastungsarme 19 und 20, wird über die Verschlüsse 21 arretiert.
[0013] Die Figur 2 zeigt ein Vierzylinder-Streckwerk, welches ebenfalls erfindungsgemäss
ausgestattet ist. Die Elemente und die Bezugszeichen stimmen mit denjenigen von Figur
1 überein, weshalb hier nur auf die Unterschiede zu den Elementen in Figur 1 eingegangen
wird. Auch hier ist die Oberwalze 5 des Auslaufwalzenpaares 3 unabhängig von den restlichen
Oberwalzen 4 und 17 abhebbar dank dem unabhängigen Oberwaizenbeiastuhgsarm 20. Im
Gegensatz zur Figur 1 weist dieses Streckwerk ein zweites Mittelzylinderpaar 16 auf.
Das erste Mittelzylinderpaar 15 ist mit einem Riemchen 13 ausgestattet. Zwischen dem
zweiten Mittelzylinderpaar 16 und dem Auslaufwalzenpaar 3, welches dank dem unabhängigen
Oberwalzenbelastungsarm 20 separat geöffnet werden kann, kann sich je nach Anwendungsfall
eine Kompaktierungseinheit 14 befinden (gestrichelt dargestellt). Die Kompaktierungseinheit
14 kann beispielsweise für die Herstellung von Kompaktgarn ausgelegt sein. Das Vorhandensein
einer derartigen Einheit 14 ist optional und unwesentlich für die Umsetzung der Erfindung.
Die Erfindung kann allerdings bei Vorhandensein solcher Vorrichtungen 14 die Handhabung
des Streckwerkes wesentlich erleichtern. Statt der Kompaktierungseinheit 14 können
an dieser Stelle auch andere Vorrichtungen vorgesehen sein, bei welchen die separate
und unabhängige Abhebbarkeit der Oberwalze 5 ebenfalls von Vorteil ist.
[0014] Die Figur 3 zeigt ebenfalls ein Vierzylinder-Streckwerk wie die Figur 2, wobei hier
zwei Oberwalzen unabhängig von den restlichen Oberwalzen abhebbar sind. Die mit den
andern Figuren korrespondierenden Elemente sind auch hier mit den gleichen Bezugszeichen
versehen, weshalb auf diese auch hier nicht näher eingegangen wird. Im Gegensatz zum
Streckwerk in Figur 2 weist diese Ausführungsform einen unabhängigen Oberwalzenbelastungsarm
22 für zwei Oberwalzen auf. Je nach Verwendungszweck des Streckwerks kann diese Ausführungsform
von Vorteil sein. Die Figur zeigt ein Streckwerk, bei welchem die Oberwalze 17 des
zweiten Mittelzylinderpaares 16 gemeinsam mit der Oberwalze 5 des Auslaufwalzenpaares
über einen unabhängigen Oberwalzenbelastungsarm 22 abhebbar sind. Auch in diesem Ausführungsbeispiel
kann sich zwischen dem zweiten Mittelzylinderpaar 16 und dem Auslaufwalzenpaar 3 eine
Kompaktierungseinheit 14 befinden (optional).
[0015] Allen erfindungsgemässen Ausführungsbeispielen ist gemeinsam, dass eine oder mehrere
der Oberwalzen unabhängig von den andern Oberwalzen abhebbar sind.
[0016] Unter dem Begriff "abhebbar" ist zu verstehen, dass das entsprechende Walzenpaar
des Streckwerks geöffnet werden kann, indem die Oberwalze des entsprechenden Walzenpaares
von der Unterwalze des Zylinderpaares abgehoben wird. Wie aus den Figuren und bisherigen
Ausführungen leicht zu entnehmen ist, sind natürlich auch die Oberwalzen, welche am
Oberwalzenbelastungsarm 19 angebracht sind, unabhängig von den restlichen Oberwalzen
abhebbar. Das heisst, mit der erfindungsgemässen Vorrichtung kann auch der Oberwalzenbelastungsarm
19 abgehoben werden, ohne dass die restlichen Walzen des Streckwerks (am Oberwalzenbelastungsarm
20 oder 22) geöffnet werden. Der Erfindungsgedanke umfasst aber auch die Möglichkeit,
dass der Oberwalzenbelastungsarm 19 nur dann geöffnet werden kann, wenn vorher oder
gleichzeitig auch der zweite Oberwalzenbelastungsarm 20 oder 22 geöffnet wird. Es
sind viele Varianten denkbar, an denen der Erfindungsgedanke umgesetzt werden kann
und die hier umfasst sein sollen. Die Begriffe "Ober- "und "Unterwalze" sind (insbesondere
in den Ansprüchen) auch nicht auf ihre räumliche Position eingeschränkt zu interpretieren,
ihrer tatsächliche räumliche Anordnung ist für die Umsetzung der Erfindung eigentlich
irrelevant. Als Oberwalze ist in der Regel eine Druckwalze zu verstehen, während die
Unterwalze in der Regel ein angetriebener Zylinder darstellt.
[0017] Bei einer weiteren, nicht dargestellten Variante der Erfindung können die Belastungsmittel
8 von der oberen Seite der Oberwalzenbelastungsarme 19, 20 und 22 verstellt werden.
Mit der Verstellbarkeit der Belastungsmittel 8 kann die ausgeübte Kraft auf die Walzenpaare
verstellt werden (zum Beispiel durch oberhalb der Belastungsmittel 8 angebrachte Schrauben,
die angezogen werden können).
[0018] Die bisher gezeigten Ausführungsformen zeigen lediglich die Verschlussvorrichtung,
mit welcher die Oberwalzenbelastungsarme 19, 20, 22 beziehungsweise das Streckwerk
selbst, geschlossen werden. Bei herkömmlichen Streckwerken findet die Belastung der
Oberwalzen gleichzeitig mit dem Verschliessen der Oberwalzenbelastungsarme statt.
Diese Möglichkeit der Belastung der Oberwalzen ist auch bei der erfindungsgemässen
Vorrichtung denkbar. In einer Weiterentwicklung der erfindungsgemässen Vorrichtung
kann die Belastung der Walzenpaare aber auch durch ein zusätzliches Element bewirkt
werden. Dieses zusätzliche Element wird in den Figuren 4 und 5 gezeigt. Dieses Element
9 kann aber unabhängig von der bisher beschriebenen erfindungsgemässen Vorrichtung
auch an bekannten Oberwalzenbelastungsarmen angebracht werden. Das Vorsehen eines
derartigen Elementes 9 ist daher nicht auf eine Kombination mit bisher beschriebenen
erfindungsgemässen Vorrichtung (unabhängig abhebbare Oberwalzen) beschränkt.
[0019] Die Figur 4 zeigt ein Element 9, welches die Oberwalzen 4 und 5, beziehungsweise
die Walzenpaare 2, 12 und 3, gemeinsam be- und entlastet. Für dieses Element 9sind
verschiedene Ausführungsformen denkbar. Die genannte Figur zeigt als konkrete Ausführungsform
einen gemeinsamen Hebel 9, welcher für die gemeinsame Be- und Entlastung der vorhandenen
Walzenpaare wirkt. Der Hebel 9 ist auf einer Seite schwenkbar gelagert (bevorzugt
auf der gleichen Schwenkachse 23 wie der Oberwalzenbelastungsarm 19) und auf der andern
Seite an einem Druckmittel 10 befestigt. Das Druckmittel 10 ist bevorzugt ein pneumatischer
oder hydraulischer Druckzylinder, welcher einen Druck auf den Hebel 9 ausübt. Somit
übt das Druckmittel 10 über den Hebel 9, die Verschlüsse 21 und die Oberwalzenbelastungsarme
19 und 20 eine gemeinsame Belastung auf die Oberwalzen beziehungsweise auf die Walzenpaare
aus. Wie man dem Pfeil neben dem Druckmittel 10 in der Figur entnehmen kann, werden
durch die Bewegung des Hebels 9 die Belastungsmittel 8 mehr oder weniger angespannt,
das heisst, je nach Position des Hebels 9 werden die Oberwalzen mehr oder weniger
be- oder entlastet. Da der Hebel 9 in der Lagerachse 23 gelagert ist und sich quasi
um diesen Punkt dreht, werden die Oberwalzen des Einlaufwalzenpaares 2 des Mittelzylinderpaares
12 oder des Auslaufwalzenpaares 3 unterschiedlich stark beoder entlastet. Wird der
Hebel 9 etwas bewegt, so erfährt das Auslaufwalzenpaar 3 die grösste Änderung in dessen
Belastung, wohingegen das Einlaufwalzenpaar 2 die geringste Veränderung erfährt. Diese
Eigenschaft des Hebels ist insbesondere aus der folgenden Figur 5 ersichtlich.
[0020] Die Figur 5 zeigt den Hebel 9 in der komplett entlasteten Position (siehe Druckmittel
10 in einer Endposition). In dieser Figur 5 ist sehr gut erkennbar, wie die Belastungsmittel
8 eine unterschiedliche Entlastung erfahren. Man sieht, wie das Belastungsmittel 8
des Einlaufwalzenpaares 2 die geringste Entlastung Δ d1, wie das Belastungsmittel
8 des Mittelzylinderpaares 12 eine grössere Entlastung Δ d2 erfährt und wie die Auslenkung
des unabhängigen Oberwalzenbelastungsarmes 20 sogar derart ist, dass das Belastungsmittel
8 des Auslaufwalzenpaares 3 nicht nur komplett entlastet wird, sondern dass die Oberwalze
5 sogar von der Unterwalze 7 des Auslaufwalzenpaares 3 abgehoben wird.
Die Figur 5 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform, bei welcher, bei kompletter Entlastung,
die Oberwalze 5 des Auslaufwalzenpaares 3 sogar von der gegenüberliegenden Unterwalze
7 abhebt, währenddessen die Walzen des Einlaufwalzenpaares 2 und des Mittelzylinderpaares
12 mit reduzierter Kraft aneinander gepresst bleiben. Diese Ausführungsform hat den
Vorteil, dass bei ausgeschalteter Maschine, beziehungsweise bei ausgeschaltetem Streckwerk,
die Druckwalzen nur mit reduzierter Kraft aneinander gedrückt bleiben. Dadurch wird
ermöglicht, dass der Faserverband im Einlaufbereich fixiert bleibt (das heisst, zwischen
dem Einlaufwalzenpaar 2 und dem Mittelzylinderpaar 12), gleichzeitig aber die Walzen
nicht derart belastet sind, dass sie im Anschluss Druckstellen bzw. Verformungen aufweisen.
Selbstverständlich können die Dimension des Hebels und die Ansetzpunkte der Verschlüsse
21 derart gewählt werden, dass die Oberwalze des Auslaufwalzenpaares 5 nicht abhebt,
wenn dies für den entsprechende Anwendung des Streckwerks ungünstig ist.
[0021] Die Erfindung umfasst auch ein Verfahren und eine entsprechende Vorrichtung, bei
welcher bei Spinnunterburch bzw. Unterbruch des Streckprozesses (z.B. bei Fadenbruch
oder sonstigem Maschinenstillstand) das Streckwerk stillgelegt wird, wobei bei Stillstand
die Oberwalzen gemeinsam, bevorzugt über den Hebel 9, entlastet bzw. teilentlastet
werden.
[0022] Die erfindungsgemässen Streckwerke werden besonders bevorzugt in Spinnmaschinen wie
Luftspinnmaschinen und Ringspinnmaschinen eingesetzt. Die erfindungsgemässe Vorrichtung
eignet sich insbesondere bei Luftspinnmaschinen, bei welchen nach dem Streckwerk eine
Spinndüseneinheit nachgeordnet ist, welche ein Garn nach einem Luftspinnverfahren
herstellt. Die Erfindung lässt sich aber nicht nur an herkömmlichen Streckwerken anwenden,
sondern nebst den erwähnten Spinnmaschinen auch an Spinnmaschinen, welche ein Garn
nach dem Trichterspinnverfahren oder nach dem Plyfil-Spinnverfahren herstellen oder
bei Spinnmaschinen, welche ein Echtdrahtverfahren mit geschlossenem Ende anwenden.
Die Erfindung eignet sich auch für Spinnmaschinen, bei welchen mehrere Faserströme
verspinnt werden.
[0023] Die Figur 6 zeigt eine Weiterentwicklung der Erfindung bei welcher im Streckwerk
1 (nur das Auslaufwalzenpaar mit der Oberwalze 5 und der Unterwalze 7 ist gezeigt)
eine Spinndüseneinheit 11 nachgeordnet ist. Wie der Figur zu entnehmen ist, kann bei
abgehobenem Oberwalzenbelastungsarm 20, beziehungsweise abgehobener Oberwalze 5, die
Spinndüseneinheit 11 aus der Betriebsposition ausschwenken. Es kann auch eine Vorrichtung
vorgesehen werden (nicht gezeigt), welche bei Ausschwenken der Oberwalze 5 beziehungsweise
bei Ausschwenken des unabhängigen Oberwalzenbelastungsarms 20, das Mitschwenken der
Spinndüseneinheit aus der Betriebsposition bewirkt. Die Betriebsposition der Spinndüseneinheit
11 ist in der Figur strichpunktiert dargestellt.
[0024] Das erfindungsgemässe Streckwerk und dessen Weiterentwicklungen wie der Hebel und
die Ausschwenkvorrichtung können in verschiedenen Textilmaschinen Anwendung finden.
Der Hebel kann auch unabhängig von der erfindungsgemässen Vorrichtung für das unabhängige
Abheben gewisser Oberwalzen verwendet werden. Das erfindungsgemässe Streckwerk, beziehungsweise
die Erfindung, ist daher nicht auf die explizit genannten Möglichkeiten und Ausführungsformen
beschränkt. Diese Anwendungen, beziehungsweise diese Varianten, sind vielmehr als
Anregung für den Fachmann gedacht, um die Erfindungsidee möglichst günstig umzusetzen.
Von den beschriebenen Ausführungsformen sind daher leicht weitere vorteilhafte Anwendungen
und Kombinationen ableitbar, die ebenfalls den Erfindungsgedanken wiedergeben und
durch diese Anmeldung geschützt werden sollen. Einige der offenbarten Merkmale wurden
in dieser Beschreibung kombiniert beschrieben und werden in den folgenden Ansprüchen
kombiniert beansprucht. Es ist aber auch denkbar, einzelne Merkmale aus dieser Beschreibung
für sich alleine (z.B. der Hebel 9) oder in einer andern Kombination in Anwendung
des Erfindungsgedankens zu beanspruchen. Die Anmelderin behält sich daher ausdrücklich
vor, allenfalls andere Kombinationen in Anwendung des Erfindungsgedankens vorzusehen.
Legende
[0025]
- 1
- Streckwerk für Spinnmaschine
- 2
- Einlaufwalzenpaar
- 3
- Auslaufwalzenpaar
- 4
- Oberwalze Einlaufwalzenpaar
- 5
- Oberwalze Auslaufwalzenpaar
- 6
- Unterwalze Einlaufwalzenpaar
- 7
- Unterwalze Auslaufwalzenpaar
- 8
- einstellbares Belastungsmittel
- 9
- Hebel
- 10
- Druckmittel
- 11
- Spinndüseneinheit
- 12
- Mittelzylinderpaar
- 13
- Riemchen
- 14
- Kompaktierungseinheit
- 15
- erstes Mittelzylinderpaar
- 16
- zweites Mittelzylinderpaar
- 17
- Oberwalze Mittelzylinderpaar
- 18
- Unterwalze Mittelzylinderpaar
- 19
- Oberwalzenbelastungsarm
- 20
- unabhängiger Belastungsarm
- 21
- Verschluss
- 22
- unabhängiger Belastungsarm für zwei Oberwalzen
- 23
- Lagerachse
1. Streckwerk (1) für Spinnmaschinen mit einem Einlaufwalzenpaar (2), einem Auslaufwalzenpaar
(3), und mindestens einem Mittelzylinderpaar (12, 15, 16), wobei jedes Walzenpaar
eine Oberwalze (4, 17, 5) und eine Unterwalzen (6, 18, 7) umfasst, bei den Walzenpaaren
(2, 12, 15, 16, 3) die Oberwalzen (4, 17, 5) jeweils von den Unterwalzen (6, 18, 7)
abhebbar sind, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Oberwalze (5, 17) unabhängig von den restlichen Oberwalzen (4, 17)
abhebbar ist.
2. Streckwerk (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberwalze (5) des Auslaufwalzenpaares (3) unabhängig von den restlichen Oberwalzen
(4, 17) abhebbar ist.
3. Streckwerk (1) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberwalzen (4, 5, 17) einzeln und mit jeweils individuell einstellbaren Belastungsmitteln
(8), bevorzugt Federn, belastet sind.
4. Streckwerk (1) nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass das Streckwerk (1) Mittel (9) aufweist, um die Oberwalzen (4, 17, 5) gemeinsam zu
belasten oder zu entlasten.
5. Streckwerk (1) nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Mittel (9) als Hebel (9) ausgebildet ist.
6. Streckwerk (1) nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberwalzen (4, 17, 5) unterschiedlich stark be- oder entlastet werden.
7. Streckwerk (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Hebel (9) mit Hilfe eines Druckmittels (10) eine Belastung oder Entlastung der
Oberwalzen (4, 17, 5) bewirkt.
8. Streckwerk (1) nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Druckmittel (10) ein Druckzylinder ist, bevorzugt ein pneumatischer oder hydraulischer
Druckzylinder.
9. Spinnmaschine mit mindestens einem Streckwerk (1) nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, dass die Spinnmaschine ein Garn mittels eines Luftspinnverfahrens herstellt.
10. Spinnmaschine nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass dem Streckwerk (1) eine Spinndüseneinheit (11) nachgeordnet ist, welche bei abgehobener
Oberwalze (5) des Auslaufwalzenpaares (3) aus der Betriebsposition ausschwenkbar ist.
11. Spinnmaschine nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass beim Ausschwenken der Oberwalze (5) des Auslaufwalzenpaares (3) die Spinndüseneinheit
(11) aus der Betriebsposition mitschwenkt.
12. Verfahren zum Betrieb eines Streckwerkes (1) mit einem Einlaufwalzenpaar (2), einem
Auslaufwalzenpaar (3), und mindestens einem Mittelzylinderpaar (12, 15, 16), wobei
jedes Walzenpaar eine Oberwalze (4, 17, 5) und eine Unterwalzen (6, 18, 7) umfasst
und bei diesen Walzenpaaren (2, 12, 15, 16, 3) die Oberwalzen (4, 17, 5) jeweils von
den Unterwalzen (6, 18, 7) abhebbar sind, und mit mindestens einer Oberwalze (5, 17),
welche unabhängig von den restlichen Oberwalzen (4, 17) abhebbar ist, wobei das Streckwerk
(1) im Weiteren ein Mittel (9) aufweist, um alle oder mehrere Oberwalzen (4, 17, 5)
gemeinsam zu belasten oder zu entlasten, dadurch gekennzeichnet, dass
bei Stillstand des Streckwerkes (1) das Mittel (9) derart betätigt wird, dass die
zugehörigen Oberwalzen (4, 17, 5) gemeinsam entlastet oder teilentlastet werden.
13. Streckwerk (1) für Spinnmaschinen mit mindestens zwei Walzenpaaren (2, 3, 12, 15,
16), wobei jedes Walzenpaar (2, 3, 12, 15, 16) eine Oberwalze (4, 17, 5) und eine
Unterwalze (6, 18, 7) umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass das Streckwerk (1) Mittel (9) aufweist, um die Oberwalzen (4, 17, 5) der Walzenpaare
gemeinsam zu belasten oder zu entlasten, vorzugsweise ist das Mittel (9) als Hebel
(9) ausgebildet.