[0001] Die Erfindung betrifft einen Breitnip-Kalander mit einem im unbelasteten Zustand
zumindest abschnittsweise eine Zylinderform aufweisenden, umlaufenden Mantel, einer
Gegenwalze und einem Anpreßschuh, der den Mantel an die Gegenwalze drückt und dabei
aus der Zylinderform heraus verformt.
[0002] Ein derartiger Breitnip-Kalander ist beispielsweise aus DE 299 02 451 U1 bekannt.
[0003] Breitnip-Kalander dienen dazu, eine Faserstoffbahn, beispielsweise eine Papier- oder
Kartonbahn, zu satinieren, also mit erhöhtem Druck und in der Regel auch mit einer
erhöhten Temperatur zu beaufschlagen. Im Gegensatz zu Kalandern, die mit zwei gegeneinander
wirkenden Walzen arbeiten, hat der Breitnip-Kalander eine größere Behandlungslänge.
Diese Behandlungslänge wird dadurch gebildet, daß der Mantel über einen Teil der Umfangsfläche
der Gegenwalze an der Gegenwalze anliegt. Dieses Anliegen wird durch den Anpreßschuh
bewirkt, der den Mantel an die Gegenwalze drückt. Der Mantel hat im "Ruhezustand",
also dann, wenn er unbelastet ist, über den größten Teil seiner axialen Länge eine
zylindrische Form. Von außen gesehen ist er also über den gesamten Umfang konvex gekrümmt.
In dem Bereich, wo der Mantel durch den Anpreßschuh gegen die Gegenwalze gedrückt
wird, wird der Mantel konkav verformt. Hinzu kommt, daß der Mantel durch den Anpreßschuh
vielfach auch radial nach außen verformt wird. Damit erzeugt man an den axialen Enden
des Mantels konisch verlaufende Abschnitte, in denen man vermeidet, daß der Mantel
mit der heißen Gegenwalze in Kontakt kommt. Eine derartige Berührung würde den Mantel,
der in der Regel aus einem Kunststoffmaterial gebildet ist, thermisch überbeanspruchen
und damit schädigen.
[0004] Die geschilderte Verformung führt allerdings zu einer teilweise erheblichen Beanspruchung
des Mantels. Diese Beanspruchung, die durch eine permanente Umformung des Mantels
im Betrieb hervorgerufen wird, führt dazu, daß die Lebensdauer eines derartigen Mantels
begrenzt ist. Der Breitnip-Kalander muß also von Zeit zu Zeit stillgesetzt werden,
um den Mantel zu erneuern. Dies erhöht den Anteil der Stillstandszeiten an der Betriebszeit.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Breitnip-Kalander anzugeben, bei
dem der Mantel möglichst wenig belastet wird.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem Breitnip-Kalander der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, daß der Mantel im an die Gegenwalze gedrückten Zustand von der Zylinderform
ausgehend teilweise radial nach außen und teilweise radial nach innen verformt ist.
[0007] Mit dieser Ausgestaltung wird der Mantel zwar nach wie vor verformt. Man hält aber
die Verformung in Grenzen, bei denen die Gesamtbelastung des Mantels möglichst klein
ist. Der Mantel wird nur über einen Teil seines Umfangs radial über die Zylinderform,
die er im unbelasteten Zustand einnimmt, hinaus nach außen verformt. In einem anderen
Teil wird er sogar radial nach innen verformt gegenüber der Zylinderform im unbelasteten
Zustand. Man kann insgesamt davon ausgehen, daß die Druck- und Zugbelastungen dann
so gleichmäßig verteilt sind, daß die Belastung insgesamt relativ gering bleibt. Die
Belastung läßt sich allerdings nicht vollkommen beseitigen. Wenn davon die Rede ist,
daß der Mantel an der Gegenwalze anliegt, dann ist dies im Betrieb natürlich so zu
verstehen, daß er unter Zwischenlage einer Bahn an der Gegenwalze anliegt. Ein direkter
Kontakt zwischen dem Mantel und der Gegenwalze soll nach wie vor möglichst vermieden
werden.
[0008] Vorzugsweise entspricht eine Maximalverformung radial nach außen einer Maximalverformung
radial nach innen. Die Maximalverformung ist der größte Abstand, den der Mantel von
der Zylinderform hat. Dieser größte Abstand ist radial nach außen genauso groß, wie
radial nach innen. Damit erreicht man ein Verformungsgleichgewicht, bei dem die Belastung
des umlaufenden Mantels relativ gering ist.
[0009] Mit Vorteil entspricht in einem Pressenabschnitt ein äußeres Differenzvolumen, das
zwischen der Zylinderform und dem verformten Mantel radial außerhalb der Zylinderform
gebildet ist, einem inneren Differenzvolumen, das zwischen der Zylinderform und dem
verformten Mantel radial innerhalb der Zylinderform gebildet ist. Das äußere und das
innere Differenzvolumen sind natürlich nur theoretische Größen, weil der Mantel im
Betrieb nicht gleichzeitig eine Zylinderform und eine verformte Form aufweisen kann.
Die Zylinderform läßt sich jedoch rechnerisch ohne weiteres nachbilden. Durch die
Anordnung des Anpreßschuhs gegenüber der Gegenwalze und weiterer Elemente, die die
Form des Mantels beeinflussen, beispielsweise Stützscheiben an den axialen Enden des
Mantels, lassen sich also das äußere Differenzvolumen und das innere Differenzvolumen
aneinander angleichen. Eine exakte Übereinstimmung ist allerdings nicht erforderlich.
Auch dies ist eine Maßnahme, die gut geeignet ist, ein Verformungsgleichgewicht herzustellen
und damit die Belastung des Walzenmantels klein zu halten. Wenn man das Ganze in einer
Schnittansicht betrachtet, dann ist der Flächeninhalt zwischen einer Kreislinie, die
die Zylinderform nachbildet, und dem Mäntel radial außerhalb der Kreislinie gleich
einer entsprechenden Fläche radial innerhalb der Kreislinie.
[0010] Vorzugsweise ist der Walzenmantel an seinen Stirnseiten jeweils mit einer Seitenscheibe
abgeschlossen, deren Radius kleiner als ein Radius des verformten Walzenmantels im
Bereich der Maximalverformung radial nach außen ist. Damit wird in den Bereichen,
wo der Walzenmantel radial nach außen verformt wird, also in Umlaufrichtung des Walzenmantels
am Anfang und am Ende des Anpreßschuhs, dafür gesorgt, daß der Walzenmantel von der
Gegenwalze weg gezogen wird. Hier ist zwar eine gewisse Verformung des Walzenmantels
auch in axialer Richtung zu beobachten. Diese Verformung ist jedoch aufgrund der Bemessung
der Seitenscheiben begrenzt.
[0011] Vorzugsweise weist die Seitenscheibe einen Radius auf, der mindestens so groß ist
wie ein Radius des verformten Walzenmantels im Bereich der Maximalverformung radial
nach innen. In diesem Bereich wird der Walzenmantel zwar nicht mehr von der Walze
weg gezogen. Dafür hält man die Verformung des Walzenmantels klein. Da die Kontaktzeit
des Walzenmantels mit der Gegenwalze nur kurz ist, ist eine Berührung unter Umständen
sogar erlaubt.
[0012] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispiels in
Verbindung mit der Zeichnung näher beschrieben. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- einen schematischen Querschnitt durch einen Teil eines Breitnip-Kalanders und
- Fig. 2
- einen schematischen Längsschnitt.
[0013] Fig. 1 zeigt schematisch einen Breitnip-Kalander 1 im Ausschnitt mit einem umlaufenden
Mantel 2, der unter der Wirkung eines Anpreßschuhs 3 gegen eine Gegenwalze 4 gedrückt
wird. Der Anpreßschuh 3 weist dabei eine Preßfläche 5 auf, die der Krümmung der Gegenwalze
4 angepaßt ist. Eine andere Ausformung ist jedoch prinzipiell auch möglich.
[0014] In der Preßfläche 5 sind üblicherweise Mittel vorgesehen, um eine Schmierung zwischen
dem Anpreßschuh 3 und dem Mantel 2 zu bewirken, wenn der Mantel 2 unter Druck zwischen
dem Anpreßschuh 3 und der Gegenwalze 4 hindurchgeführt wird. Derartige Mittel können
beispielsweise Austrittsöffnungen einer hydrostatischen Schmierung sein.
[0015] Der Mantel 2 weist im unbelasteten Zustand eine Zylinderform auf, die im vorliegenden
Fall durch eine Kreislinie 6 dargestellt ist. Es ist nicht erforderlich, daß der Mantel
2 diese Zylinderform über die gesamte axiale Länge einnimmt. An den axialen Enden
können beispielsweise konische Abschnitte vorgesehen sein.
[0016] Wenn der Mantel 2 jedoch gegen die Gegenwalze 4 gedrückt wird, um einen Breitnip
7 zu bilden, dann wird der Mantel 2 aus der Zylinderform heraus verformt. Die Verformung
wird nun so gesteuert, daß der Mantel 2 teilweise von der Kreislinie 6 radial nach
außen und teilweise radial nach innen verformt wird.
[0017] Da der Mantel 2 eine gewisse Dicke aufweist, werden die folgenden Erläuterungen anhand
einer Mittellinie 8 des Mantels 2 vorgenommen, die strichpunktiert in den Mantel 2
eingezeichnet ist.
[0018] Der Anpreßschuh 3 weist in Umlaufrichtung an seinen beiden Enden abgerundete Vorsprünge
9, 10 auf, während er im Bereich seiner Mitte eine Vertiefung 11 aufweist. Natürlich
gehen die Vorsprünge 9, 10 und die Vertiefung 11 ineinander über, beispielsweise entlang
einer Zylindermantelfläche.
[0019] Im Bereich der Vorsprünge 9, 10 wird der Mantel 2 gegenüber der Kreislinie 6 nach
außen verformt. Dabei entsteht eine maximale Verformung 12 im Bereich der "Spitze"
des Vorsprungs 9 (eine entsprechende Verformung ergibt sich auch an der Spitze des
Vorsprungs 10). Eine Verformung radial nach innen ergibt sich im Bereich der Vertiefung
11 und zwar hier in der.Mitte.
Auch hier ergibt sich eine maximale Verformung 13.
[0020] Man kann nun durch eine entsprechende Dimensionierung des Anpreßschuhs 3 und der
Teile, die den Mantel 2 positionieren, dafür sorgen, daß die Maximalverformung 12
radial nach außen der Maximalverformung 13 radial nach innen entspricht. Damit wird
ein Verformungsgleichgewicht zwischen der Verformung radial nach außen und der Verformung
radial nach innen erreicht. Die Gesamtbelastung des Mantels 2 durch die Verformung
in Umlaufrichtung bleibt relativ klein.
[0021] Man kann auch dafür sorgen, daß ein Differenzvolumen, das sich radial außerhalb der
Kreislinie zwischen der Kreislinie 6 und dem Mantel 2, genauer gesagt der Mittellinie
8 des Mantels 2, bildet, etwa genauso groß ist, wie ein entsprechendes Differenzvolumen,
das sich im Bereich der Vertiefung 11 radial innerhalb der Kreislinie bildet. Bezogen
auf die Querschnittsansicht der Fig. 1 könnte man auch sagen, daß die Flächeninhalte
zwischen der Mittellinie 8 und der Kreislinie 6 radial außerhalb der Kreislinie 6
etwa genauso groß sind, wie radial innerhalb der Kreislinie 6. Diese Relation kann
sich allerdings auf den eigentlichen Pressenbereich des Mantels 2 beschränken. Am
übrigen Umfang des Mantels 2, also außerhalb einer Schnittlinie der Kreislinie 6 mit
der Mittellinie 8, ist es nicht mehr von entscheidender Bedeutung, ob der Mantel 2
im Betrieb tatsächlich wieder eine Zylinderform annimmt oder nicht. Die Verformungen
des Mantels 2 in diesem Bereich spielen nur eine untergeordnete Rolle.
[0022] Fig. 1 stellt die Verformung des Mantels in Umlaufrichtung dar. Diese Verformung
ergibt sich praktisch nur in dem Bereich, wo der Anpreßschuh 3 angeordnet ist, also
in einem Teilbereich der axialen Länge des Mantels 2.
[0023] Eine weitere Verformung ergibt sich an den axialen Enden des Mantels 2, wie dies
in Fig. 2 dargestellt ist. Der Mantel 2 ist mit durchgezogenen Linien im Bereich seiner
Maximalverformung radial nach außen dargestellt und mit gestrichelten Linien im Bereich
seiner Maximalverformung radial nach innen.
[0024] Der Mantel 2 ist an seinen axialen Enden mit Seitenscheiben 14 abgeschlossen. Diese
Seitenscheiben 14 haben einen Radius, der dem Radius des Mantels 2 im unverformten
Zustand entspricht. Mit anderen Worten weist jede Seitenscheibe 14 einen Radius auf,
der kleiner ist als ein Radius des verformten Walzenmantels 2 im Bereich der Maximalverformung
12 radial nach außen, aber mindestens so groß wie ein Radius des verformten Walzenmantels
2 im Bereich der Maximalverformung 13 radial nach innen. Auf diese Weise erreicht
man, daß die Verformung im axialen Randbereich ebenfalls in gewissen Grenzen gehalten
werden kann.
1. Breitnip-Kalander mit einem im unbelasteten Zustand zumindest abschnittsweise eine
Zylinderform aufweisenden, umlaufenden Mantel, einer Gegenwalze und einem Anpreßschuh,
der den Mantel an die Gegenwalze drückt und dabei aus der Zylinderform heraus verformt,
dadurch gekennzeichnet, daß der Mantel (2) im an die Gegenwalze (4) gedrückten Zustand von der Zylinderform (6)
ausgehend teilweise radial nach außen und teilweise radial nach innen verformt ist.
2. Kalander nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß eine Maximalverformung (12) radial nach außen einer Maximalverformung (13) radial
nach innen entspricht.
3. Kalander nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß in einem Pressenabschnitt ein äußeres Differenzvolumen, das zwischen der Zylinderform
(6) und dem verformten Mantel (2) radial außerhalb der Zylinderform (6) gebildet ist,
einem inneren Differenzvolumen entspricht, das zwischen der Zylinderform (6) und dem
verformten Mantel (2) radial innerhalb der Zylinderform (6) gebildet ist.
4. Kalander nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Walzenmantel (2) an seinen Stirnseiten jeweils mit einer Seitenscheibe (14) abgeschlossen
ist, deren Radius kleiner als ein Radius des verformten Walzenmantels (2) im Bereich
der Maximalverformung (12) radial nach außen ist.
5. Kalander nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Seitenscheibe (14) einen Radius aufweist, der mindestens so groß ist wie ein
Radius des verformten Walzenmantels (2) im Bereich der Maximalverformung (13) radial
nach innen.