[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Einrichtung zur Fehllasterkennung an
einem Brückenkran, vorzugsweise für einen Gieß- oder Chargierkran in der Metallurgie.
[0002] Zur Aufnahme von Lasten in schwer zugänglichen oder gefährdeten Räumlichkeiten sind
Lastaufnahmemittel entwickelt worden, welche die Last selbstständig aufnehmen.
Die Lastaufnahme gestaltet sich dabei in den Fällen problematisch, wenn die Sichtbedingungen
des Kranführers beim Anschlagvorgang eingeschränkt sind. Derartige Situationen erfordern
in der Regel eine Einweisung des Kranführers um Gefahrenmomente bei der Lastaufnahme
auszuschließen und einen sicheren Transport zu gewährleisten. Die Einweisung beim
Anschlagvorgang ist aber in der Regel immer mit dem Einsatz einer zusätzlichen Arbeitskraft
verbunden, was sich nachteilig auf die Effektivität des Transportes auswirkt. Insbesondere
in der Metallurgie, wo zum Transport von schmelzflüssigen Metallen Chargiergefäße
und Gießpfannen verschiedener Bauart eingesetzt werden, sind gut funktionierende,
selbstständig aufnehmende Lastmittel notwendig, um einen reibungslosen Transport des
schmelzflüssigen Metalls zwischen den einzelnen Produktionsaggregaten zu gewährleisten.
Trotz des Vorhandenseins derartiger Lastaufnahmemittel kann ein Restrisiko nicht ausgeschlossen
werden. Eine unkorrekte Lastaufnahme kann jedoch zu einem erheblichen Havariefall
mit mehreren Tagen Produktionsausfall führen. Insbesondere in metallurgischen Betrieben
kann der Schaden beträchtlich sein, wenn durch einseitiges Erfassen einer Pfanne mit
Schmelzflüssigkeit es zum Austritt der Schmelzflüssigkeit aus dem Gefäß kommt.
[0003] Zur Vermeidung derartiger Gefahrensituationen beim Anschlagvorgang von selbstaufnehmenden
Lastaufnahmemitteln ist z. B. eine Vorrichtung zur Lastaufnahmekontrolle entwickelt
worden wie sie in der Veröffentlichung DD 300 282 beschrieben ist.
Gemäß dieser Lösung ist das Lastaufnahmemittel mit Lastaufnahmeelementen ausgerüstet,
die einzeln federnd an der Tragkonstruktion des Lastaufnahmemittels angeordnet sind.
Die Lastaufnahmemittel sind an Bolzen befestigt, die in vertikaler Richtung durch
in Stegblechen befindliche Langlöcher geführt werden. Die Bolzen sind federnd gelagert
und mit je einer Schaltfahne versehen, die mit jeweils einem Impulsgeber gekoppelt
ist. Diese Impulsgeber lösen ein Signal aus, wenn nicht alle Impulsgeber das gleiche
Signal abgeben bzw. die Anzahl der Impulsgeber nicht mit der Anzahl der von den Impulsgebern
abgegebenen Signale übereinstimmt.
Eine derartige Lösung hat den Mangel, dass das Lastaufnahmemittel entsprechend konstruktiv
gestaltet sein muss, um die Impulsgeber zu installieren. Weiterhin ist die Anordnung
der Geber im unmittelbaren Bereich der Last, insbesondere bei einem Einsatz in der
Metallurgie, problematisch, da durch die existierenden Belastungen durch Hitze- und
Staubeinwirkung eine derartige Lösung äußerst störanfällig ist.
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Einrichtung für Brückenkrane
zu entwickeln, mit der unter schwierigen äußeren Bedingungen, wie z. B. Hitze- und
Staubeinwirkungen, eine sichere Kontrolle der Lastaufnahme gewährleistet werden kann
und dadurch die Sicherheit beim Anschlagen der Last und deren Transport erhöht sowie
Ausfallzeiten von Produktionsanlagen infolge von Beschädigungen durch havarierte Lasten
vermieden werden.
[0005] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1 gelöst. Eine
Einrichtung zur Realisierung des Verfahrens ist in den Ansprüchen 2 und 3 beschrieben.
[0006] Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren zur Fehllasterkennung und der dazugehörenden
Einrichtung wurde eine Lösung gefunden, mit der das Risiko einer unkorrekten Lastaufnahme
beim Einsatz von selbständig aufnehmenden Lastaufnahmemitteln erheblich gemindert
werden kann. Der Transport von Lasten kann danach unter Anwendung des beschriebenen
Verfahrens sowie der dazu entwickelten Einrichtung sicherer und effektiver gestaltet
werden. Insbesondere durch die Vermeidung der Positionierung von weiteren Sensoren
an dem Lastaufnahmemittel werden keine zusätzlichen Leitungen oder Kabel benötigt,
so dass ein Risiko zu deren Beschädigung im Produktionsprozess, insbesondere bei einem
Einsatz in metallurgischen Produktionsprozessen, nicht gegeben ist. Durch die mögliche
Nutzung der Messwerte von Wägezellen, die an einem Brückenkran zur Erfassung des Gewichtes
der zu transportierenden Last ohnehin angeordnet sind, wird eine weitgehend sichere
Fehllasterkennung möglich, die nur geringe Kosten zu deren Installation verursacht.
Durch die Gewinnung der für die Fehllasterkennung relevanten Messwerte im Bereich
der Laufkatze eines Brückenkranes fallen keine zusätzlichen Wartungsarbeiten an.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren und die dazugehörende Einrichtung sollen nachfolgend
an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. In den dazugehörenden Zeichnungen
zeigen:
- Fig. 1:
- Laufkatze mit Wägezellen und Lastaufnahmemittel
- Fig. 2:
- Schema der Fehllasterkennung
[0008] Das Ausführungsbeispiel bezieht sich auf die Fehllasterkennung an einem Chargierkran
in einem Stahlwerk. Derartige Krane bestehen im wesentlichen aus einer Laufkatze 2
auf der zwei Seiltrommeln 1 zur Aufnahme der Tragseile angeordnet sind, an denen eine
Traverse 8 mit zwei beidseitig daran befestigten Lastaufnahmehaken 9 angehängt ist.
Die Laufkatze 2 besteht aus einem Tragrahmen mit vier an den Eckpunkten des Tragrahmens
angeordneten Laufrädern 4, die auf einem Träger A, in Fig. 1 mit 7, bzw. auf einem
Träger D, in Fig. 1 mit 6 gekennzeichnet, verfahrbar sind. Wie aus Fig. 1 weiterhin
ersichtlich ist, lagert der Tragrahmen der Laufkatze 2 an seinen vier Endpunkten auf
Wägezellen 3a bzw. 3b, wobei die Wägezellen 3a bzw. 3b jeweils einer Lastaufnahmeseite
zugeordnet sind. In diesem Beispiel befinden sich auf jeder der beiden Lastaufnahmeseiten
vier Wägezellen 3a
1-4 bzw. 3b
1-4, die beiderseits eines Laufrades 4 der Laufkatze 2 angeordnet sind.
Kranlaufräder 5 an den Trägern A und D ermöglichen die Verfahrbarkeit der Laufkatze
2 in Längsrichtung zur Chargierhalle. Ein in den Zeichnungen nicht näher dargestellter
Hilfshub dient zur Erzeugung der notwendigen Kippbewegung beim Chargieren.
Erfindungsgemäß erfolgt die Messwerterfassung entgegen der bisherigen Praxis zunächst
für beide Seiten der Laufkatze 2 getrennt, um eine mögliche unsymmetrische Belastung
der Wägezellen bei der Lastaufnahme zu erfassen. Eine unsymmetrische Belastung der
Wägezellen tritt dann auf, wenn ein Kranhaken 9 nicht oder nicht richtig in der Traglasche
/ Pfannengehänge eingesetzt wird. Dann erfolgt eine einseitige Aufnahme der Last durch
den Chargierkran. Dieser Zustand muss unbedingt vermieden werden, da durch eine unsymmetrische
Lastaufnahme die Chargierpfanne zum Kippen gebracht werden kann, wodurch ein hohes
Unfallrisiko entsteht und erhebliche Betriebsstörungen verursacht werden können. Weiterhin
soll mit der Erfindung auch der Fall ausgeschlossen werden, dass beide Kranhakenspitzen
unter den beiden Traglaschen / Pfannengehänge einer Chargierpfanne stehen und somit,
obwohl eine gleichmäßige Lastaufnahme erfolgt, eine hohe Gefährdung durch ein Abgleiten
der Traglaschen / Pfannengehänge von den Kranhakenspitzen gegeben ist.
Zur Vermeidung der Gefährdung durch eine unsymmetrische Lastaufnahme sind die an den
beiden Seiten der Laufkatze 2 angeordneten vier Wägezellen 3a
1-4 bzw. 3b
1-4 auf zwei separate Messkreise aufgeteilt. Die Wägezellen 3a
1-4 der Lastseite A sind über Messleitungen mit einem Schaltkasten 10 und die Wägezellen
3b
1-4 der Lastseite D sind mit einem Schaltkasten 11 verbunden.
In den Schaltkästen 10 und 11 wird ein für die jeweilige Seite A bzw. D äquivalenter
Messwert aus den vier Messwerten der Wägezellen gebildet.
Die beiden Schaltkästen 10 und 11 sind zur weiteren Verarbeitung der Messsignale mit
einer Auswerteeinheit 12 verbunden. Die Auswerteeinheit 12 besteht aus einem mit Bezugsziffer
13 gekennzeichneten Messkreis A zur Bestimmung des Gewichtswertes der Lastseite A
und einem mit Bezugsziffer 14 gekennzeichneten Messkreis D zur Bestimmung des Gewichtswertes
der Lastseite D. Weiterhin sind in der Auswerteeinheit 12 ein Differenzierer 15 sowie
ein Summierer 16 angeordnet, die parallel zu den beiden Messkreisen A und D geschalten
und über entsprechende Leitungen mit diesen verbunden sind. Die Lastaufnahme ist ein
dynamischer Vorgang, dass heißt der Gewichtswert ändert sich bei der Lastaufnahme
in Abhängigkeit von der Zeit. Davon ausgehend wird die Änderung des Gewichtswertes
der Lastaufnahmeseite A mit der Änderung des Gewichtswertes der Lastaufnahmeseite
D durch den Differenzierer zum Zeitpunkt der Lastaufnahme miteinander verglichen.
Der aus dem Vergleich der beiden anliegenden Messsignale der Lastseiten A und D ermittelte
Messwert wird in einer nachgeordneten Anzeige 17 angezeigt. Überschreitet die Differenz
einen vorher definierten Betrag liegt eine Fehllasterkennung vor. Diese kann neben
der optischen Anzeige auch ein akustisches Signal zu Warnung des Personals auslösen.
Die Gefahrerkennung einer beidseitigen Lastaufnahme auf den Kranhakenspitzen wurde
dadurch gelöst, dass eine der beiden Kranhakenspitzen erhöht ist. Durch diese Erhöhung,
die bei einem derartigen Kran ca. 100 mm betragen kann, wird bei beidseitiger Lastaufnahme
über die Kranhakenspitzen ebenfalls eine ungleiche Änderung des Gewichtswertes bei
der Lastaufnahme angezeigt. Nur bei richtigem Sitz der beiden Kranhaken 9 an den Traglaschen
/ Pfannengehänge der Chargierpfanne, der durch eine gleiche Höhe der beiden Tragpunkte
gekennzeichnet ist, kann ein sicherer Transport erfolgen.
Mit der Anwendung der Erfindung kann die Gefahr einer unkorrekten Lastaufnahme ausgeschlossen
und ein gefahrloser Transport gewährleistet werden.
[0009] Der Summierer 16 bildet aus den beiden anliegenden Messsignalen der Lastseiten A
und D durch Summenbildung einen Gesamtwert, der das Gesamtgewicht der der an den beiden
Kranhaken 9 hängenden Chargierpfanne darstellt.
[0010] Neben dem vorstehend beschriebenen Ausführungsbeispiel, welches auf der Grundlage
einer üblichen Ausgestaltung eines Brückenkranes dargestellt wurde, sind weitere Anwendungsfälle,
bei denen z. B. die Wägezellen an der Krantraverse angeordnet sind, denkbar. Wesentlich
ist, dass für beide Lastseiten zunächst eine eigene Messwerterfassung durchgeführt
werden kann, auf deren Basis infolge einer weiteren Messwertverarbeitung eine Fehllasterkennung
sowie eine Erfassung des Gesamtgewichtes möglich ist.
Aufstellung der verwendeten Bezugszeichen
[0011]
- 1:
- Seiltrommel
- 2:
- Laufkatze
- 3a.1-4:
- Wägezellen
- 3b.1-4:
- Wägezellen
- 4:
- Laufräder Katze
- 5:
- Laufräder Kran
- 6:
- Träger D
- 7:
- Träger A
- 8:
- Traverse
- 9:
- Haken
- 10:
- Schaltkasten Träger A
(zur Bildung der Mittelwerte der Wägezellen)
- 11:
- Schaltkasten Träger D
(zur Bildung der Mittelwerte der Wägezellen)
- 12:
- Auswerteeinheit
- 13:
- Messkreis A (Bestimmung des Gewichtswert)
- 14:
- Messkreis D (Bestimmung des Gewichtswert)
- 15:
- Differenzierer
- 16:
- Summierer
- 17:
- Anzeige zur Fehllasterkennung
- 18:
- Gewichtsanzeige (Wiegedaten)
1. Verfahren zur Fehllasterkennung an einem Brückenkran, vorzugsweise einem Chargier-
oder Gießkran, dadurch gekennzeichnet, dass die von den Wägezellen einer Laufkatze eines Brückenkranes bei Lastaufnahme erfassten
Messwerte entsprechend ihrer Zuordnung zu einer der beiden Lastaufnahmeseiten erfasst
werden und daraus für jede Seite ein der Belastung äquivalenter Gewichtswert gebildet
wird, dessen Änderung in einer vorgegebenen Zeiteinheit erfasst und mit der Änderung
des Gewichtswertes der anderen Lastaufnahmeseite miteinander verglichen wird, wobei
bei Überschreitung eines definierten Grenzwertes eine Fehllast angezeigt wird.
2. Einrichtung zur Realisierung des Verfahrens gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die an den vier Lagerpunkten einer Laufkatze (2) eines Brückenkranes zur Erfassung
des Gewichts der Last angeordneten Wägezellen (3a1...4; 3b1...4) mit je einem Schaltkasten (10; 11) elektrisch miteinander verbunden sind, wobei
jeweils die Wägezellen (3a1...4) eines äußeren Trägers A der Laufkatze (2) einem Schaltkasten (10) und die Wägezellen
(3b1...4) eines äußeren Trägers D der Laufkatze (2) einem Schaltkasten (11) zugeordnet sind
und diesen Schaltkästen (10) und (11) eine Auswerteeinheit (12) nachgeschaltet ist,
die aus zwei separaten Messkreisen (13) und (14) sowie einem diesen Messkreisen parallel
nachgeschalteten Differenzierer (15) sowie Summierer (16) besteht, wobei der Differenzierer
(15) mit einer Anzeigeeinrichtung (17) zur Fehllasterkennung und der Summierer (16)
mit einer Einrichtung (18) zur Gewichtsanzeige verbunden ist.
3. Einrichtung gemäß Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, dass einer der beiden Kranhaken (9) an seiner Hakenspitze eine Überhöhung aufweist.