[0001] Die Erfindung betrifft eine aus zwei Werkzeughälften aufgebaute Werkzeugmaschine
zum Außenhochdruckumformen von Platinen, insbesondere zum Herstellen von Wandpaneelen,
mit einem in der ersten Werkzeughälfte ausgebildeten, in Richtung der zweiten Werkzeughälfte
über ein Druckmittel verschiebbaren Formstempel und einem in der zweiten Werkzeughälfte
ausgebildeten, mit einem die Platine abstützenden, druckbeaufschlagten Wirkmedium
gefüllten Formhohlraum eines Formhohlkörpers, wobei die Platine an ihrem umlaufenden
Rand zwischen einem in der ersten Werkzeughälfte vorgesehenen Niederhalter und der
Berandung des Formhohlraums einklemmbar ist.
[0002] Die Technologie des Außenhochdruckumformens von Platinen als Tiefziehverfahren mit
Wirkmedium, d.h. ohne feste Matrize, ist seit vielen Jahren bekannt (DE 1 240 801
B; EP 1 095 717 A2). Das Prinzip dieses Verfahrens besteht darin, daß die umzuformende
Platine unter Festklemmen ihres umlaufenden Randbereichs auf der einen Seite von einem
Formstempel druckbeaufschlagt wird und auf der anderen Seite an einem in einen Formhohlkörper
gefüllten, unter Druck stehenden Wirkmedium, beispielsweise einer Flüssigkeit oder
einem Gel, abgestützt ist. Dabei wird die neue Form der Platine durch die Form des
Formstempels vorgegeben. Der Vorteil des Außenhochdruckumformens besteht darin, daß
es die Produktion von Bauteilen mit hoher Maßhaltigkeit erlaubt. Zudem zeichnet sich
das Außenhochdruckumformen dadurch aus, daß die Platine auf der Wirkmedienseite sehr
schonend behandelt wird. Deshalb wird dieses Verfahren bevorzugt dann eingesetzt,
wenn eine Seite der Platine eine empfindliche Oberfläche, z.B. eine lackierte Oberfläche,
aufweist.
[0003] Im Falle mittels Außenhochdruckumformens hergestellter Wandpaneele ermöglicht die
hohe Maßhaltigkeit ein exaktes Fugenbild an einer mit Wandpaneelen verkleideten Gebäudefassade
und somit ein hochwertiges optisches Erscheinungsbild.
[0004] Wie bei vielen anderen Umformverfahren ist auch beim Außenhochdruckumformen als nachteilig
anzusehen, daß dieses Verfahren hinsichtlich auch nur geringfügiger Änderungen der
zu erzeugenden Bauteilgeometrie unflexibel ist, d.h. daß eine Geometrieänderung nur
durch den Aufbau eines völlig neuen Werkzeugs möglich ist. Dies erschwert eine wirtschaftliche
Produktion von Bauteilserien kleiner und mittlerer Stückzahl oder von Sonderbauteilen.
[0005] Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Werkzeugmaschine der eingangs genannten
Art anzugeben, mit der sich Bauteile unterschiedlicher Geometrie kostengünstig produzieren
lassen.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einer Werkzeugmaschine der eingangs beschriebenen Art dadurch
gelöst, daß
- die auf die Platine einwirkenden Flächen des Niederhalters und des Formstempels jeweils
von einem auswechselbaren Einsatz gebildet sind, und
- der Formhohlkörper einen auswechselbaren, mit dem Wirkmedium gefüllten Einsatz aufweist,
dessen seinen Formhohlraum begrenzende Berandung mit dem auswechselbaren Einsatz des
Niederhalters zum Einklemmen der Platine zusammenwirkt.
[0007] Der besondere Vorteil der erfindungsgemäßen Werkzeugmaschine besteht darin, daß durch
die Verwendung auswechselbarer Einsätze in beiden Werkzeughälften, d.h. sowohl für
den Niederhalter und Formstempel als auch für den das Wirkmedium aufnehmenden Formhohlkörper,
eine kostengünstige und schnell durchführbare Umrüstung der Werkzeugmaschine zur Modifikation
der Werkzeuggeometrie bzw. der Werkzeugoberfläche möglich ist. Vor allem braucht der
auswechselbare Einsatz der Formhohlkörpers nicht aus einem hochfesten Material zu
sein, weil er an dem übrigen Formhohlkörper abgestützt ist. Er kann also aus einem
Material bestehen, aus dem sich preisgünstig die gewünschte Form herstellen läßt.
Eine weitere Variationsmöglichkeit kann ohne größeren Aufwand erhalten werden, wenn
der Formstempel zwischen seinem platinenseitig angeordneten Einsatz und einem Sockelelement,
über das er mit dem Druckmittel verbunden ist, eine auswechselbare Distanzplatte zur
Variation des Verschiebeweges aufweist. Diese Distanzplatte dient auch zur Überbrückung
des Übergangs vom Sockelelement zum auswechselbaren Einsatz des Niederhalters, der
den sonst freiliegenden Formstempel umgibt. Insbesondere im Bereich der Prototypen-
und Kleinserienfertigung führen diese mit wenig Aufwand verbundenen Umrüstmöglichkeiten
zu einer nennenswerten Senkung der Bauteilkosten.
[0008] Im Falle von mittels Außenhochdruckumformens herzustellender Wandpaneele kann durch
das Auswechseln der Einsätze für Niederhalter, Formstempel und Formhohlkörper einfach
eine Modifikation der Abmessungen der Paneele, beispielsweise zur Anpassung an Gebäudeecken,
Fenstern oder Türen erfolgen, ohne daß, wie bisher üblich, eine Nachbearbeitung von
Paneelen in Standardgröße erforderlich wäre. Ebenso lassen sich zur Aufwertung des
äußeren Erscheinungsbildes Designelemente, Graphiken in die Paneele einbringen. Es
versteht sich dabei, daß die Anwendung einer erfindungsgemäßen Werkzeugmaschine nicht
auf den Baubereich beschränkt, sondern ebenso in der Automobil- oder Weißwarenindustrie
möglich ist.
[0009] Nach einer zweckmäßigen Ausgestaltung der Erfindung weist der auswechselbare Einsatz
des Formhohlkörpers im Bereich der Berandung seines von ihm umschlossenen Formhohlraums
mindestens eine Aussparung auf, in die auswechselbare Formsegmente zur Variation der
Geometrie des Öffnungsquerschnittes des Formhohlraums einsetzbar sind. Dies ermöglicht,
daß beispielsweise im Falle allein bezüglich ihrer äußeren Abmessungen unterschiedlich
gestalteter Bauteile, insbesondere im Falle unterschiedlich dimensionierter Flachbauteile,
der mit dem Wirkmedium gefüllte Einsatz im Formhohlkörper belassen werden kann und
lediglich sein Öffnungsquerschnitt durch den Austausch einzelner Formsegmente entsprechend
den geometrischen Vorgaben angepaßt wird.
[0010] Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß die auswechselbare
Distanzplatte und/oder mindestens einer der auswechselbaren Einsätze und/oder Segmente
aus Kunststoff bestehen. Durch der Verwendung von Kunststoff als Werkstoff lassen
sich die genannten Werkzeugkomponenten kostengünstig und mit hoher geometrischer Variabilität
herstellen. Gleichzeitig ist somit eine schonende Einwirkung auf die Oberfläche der
umzuformenden Platine gewährleistet. Neben dem Einsatz von Kunststoff ist jedoch ebenso
denkbar, daß die auswechselbare Distanzplatte und/oder mindestens einer der auswechselbaren
Einsätze und/oder Segmente aus Werkzeugstahl, einer Zinklegierung oder Beton bestehen.
[0011] Bei der Verwendung von Werkzeugstahl ist darüber hinaus die Fertigung der Einsätze
bzw. Formsegmente als Lamellenwerkzeuge im Rahmen eines Rapid-Tooling-Prozesses denkbar.
[0012] Im folgenden wird die erfindungsgemäße Werkzeugmaschine anhand einer Ausführungsbeispiele
darstellenden Zeichnung näher erläutert. Im einzelnen zeigen:
- Fig. 1
- eine Werkzeugmaschine zum Außenhochdruckumformen in Querschnitt und
- Fig. 2a, b
- jeweils einen Formhohlkörpereinsatz mit eingesetztem Formsegment in Draufsicht.
[0013] Die Werkzeugmaschine umfaßt zwei Werkzeughälften 1,2, die nach Art einer Presse unter
Einschluß einer umzuformenden Platine zusammengefahren werden können.
[0014] Gemäß Fig. 1 weist die untere, stationäre Werkzeughälfte 2 einen aus einem nach unten
geschlossenen, formsteifen Aufnahmerahmen 3 z.B. aus Metall und einen darin eingesetzten
Formhohlkörpereinsatz 4 z.B. aus Kunststoff bestehenden Formhohlkörper auf. In dem
Formhohlkörpereinsatz 4 ist ein wannenförmiger Formhohlraum 5 ausgebildet. Über eine
in dem Aufnahmerahmen 3 und dem Formhohlkörpereinsatz 4 ausgebildete Druckleitung
6 ist der Formhohlraum 5 mit einem Wirkmedium, beispielsweise Wasser, befüllbar. Der
Formhohlkörpereinsatz 4 weist an der oberen Berandung 4a des Formhohlraums 5 innenseitig
eine umlaufende, abgerundete Ziehkante 4b auf. Auf die Berandung 4a ist eine den Formhohlraum
überdeckende, umzuformende Platine 7 aufgelegt.
[0015] Die obere Werkzeughälfte 1 umfaßt eine Niederhaltereinheit 8, welche ihrerseits eine
Umformeinheit 9 umgibt.
[0016] Im einzelnen umfaßt die Niederhaltereinheit 8 einen Antrieb 8a, der mit einem darunter
befindlichen Sockelelement 8b verbunden ist, so daß dieses in Richtung der unteren
Werkzeughälfte 2 verstellbar ist. Das Sockelelement 8b ist unterseitig mit einem auswechselbaren
Einsatz 8c, welcher beispielsweise aus Kunststoff gefertigt ist, versehen.
[0017] Die Umformeinheit 9 umfaßt ein Sockelelement 9a, welches durch ein nicht dargestelltes
Druckmittel, z.B. einen Hydraulikzylinder, in Richtung der unteren Werkzeughälfte
2 verstellbar und mit Druck beaufschlagbar ist. Das Sockelelement 9a weist unterseitig
eine beispielsweise aus Stahl gefertigte, auswechselbare Distanzplatte 9b auf, die
teilweise in die Ausnehmung des auswechselbaren Einsatzes 8c hineinragt. In Abhängigkeit
der Dicke der jeweils eingesetzten Distanzplatte 9b läßt sich der Stellweg des Druckmittels
einstellen. An der Unterseite der Distanzplatte 9b wiederum ist ein Formstempeleinsatz
9c montiert, dessen auf die Platine 7 einwirkende Oberfläche die Form des aus der
Platine 7 zu formenden Bauteils bestimmt.
[0018] Zum Umformen der Platine 7 wird diese zunächst an ihrem umlaufenden Rand zwischen
der oberen Berandung 4a des Formhohlraums 5 und der Unterseite des auswechselbaren
Einsatzes 8c der Niederhaltereinheit 8 eingeklemmt und dadurch der Hohlraum 5 so abgedichtet,
daß kein Wirkmedium zwischen der Berandung 4a und der Platine 7 austreten kann. Dies
erfolgt durch entsprechendes Verfahren des Sockelelementes 8b und des Einsatzes 8c
durch den Antrieb 8a. Sodann wird die Umformeinheit 9 durch das nicht dargestellte
Druckmittel so weit nach unten verstellt, daß der Formstempeleinsatz 9c in den des
Formhohlkörpereinsatzes 4 eintaucht, wobei die nachgebend an ihrem Rand eingeklemmte
Platine 7 über die den Formhohlraum 5 begrenzende Ziehkante 4b des Formhohlkörpereinsatzes
4 gezogen und in der gewünschten Weise umgeformt wird.
[0019] In den in Fig. 2a in Draufsicht dargestellten Aufnahmerahmen 10 ist ein Formhohlkörpereinsatz
11 eingesetzt, welcher dahingehend von dem in Fig. 1 dargestellten abweicht, daß er
im Bereich der einen Längskante des eingeschlossenen Hohlraums 12 eine Aussparung
aufweist, in die ein auswechselbares Formsegment 13 eingesetzt ist, das den Öffnungsquerschnitt
des Formhohlkörpereinsatzes 11 bestimmt. Wie in Fig. 2b dargestellt, kann durch einfaches
Ersetzen des Formsegmentes 13 durch ein anderes Formsegment 13' der Öffnungsquerschnitt
schnell, insbesondere ohne Austauschen des in der Regel großen Formhohlkörpereinsatzes
11 in der Breite verändert werden, wodurch die Flexibilität der Werkzeugmaschine weiter
erhöht wird.
[0020] Es versteht sich, dass in diesem Fall auch der Einsatz 8c des Sockelelementes 8b
und der Formstempeleinsatz 9c ausgewechselt werden müssen.
1. Aus zwei Werkzeughälften (1,2) aufgebaute Werkzeugmaschine zum Außenhochdruckumformen
von Platinen, insbesondere zum Herstellen von Wandpaneelen, mit einem in der ersten
Werkzeughälfte (1) ausgebildeten, in Richtung der zweiten Werkzeughälfte (2) über
ein Druckmittel verschiebbaren Formstempel (9) und einem in der zweiten Werkzeughälfte
ausgebildeten, mit einem Formhohlkörper(3,4), in dem ein mit einem die Platine (7)
abstützenden, druckbeaufschlagten Wirkmedium gefüllter Formhohlraum (5) ausgebildet
ist, wobei die Platine (7) an ihrem umlaufenden Rand zwischen einem in der ersten
Werkzeughälfte vorgesehenen Niederhalter (8) und der Berandung (4a) des Formhohlraums
(5) des Formhohlkörpers (3,4) einklemmbar ist,
dadurch gekennzeichnet, daß
- die auf die Platine (7) einwirkenden Flächen des Niederhalters (8) und des Formstempels
(9) jeweils von einem auswechselbaren Einsatz (8c,9c) gebildet sind, und
- der Formhohlkörper einen auswechselbaren, mit dem Wirkmedium gefüllten Einsatz (4)
aufweist, dessen Berandung (4a) mit dem auswechselbaren Einsatz (8c) des Niederhalters
(8) zum Einklemmen der Platine (7) zusammenwirkt.
2. Werkzeugmaschine nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Formstempel zwischen seinem platinenseitig angeordneten Einsatz (9c) und einem
Sockelelement (9a), über das er mit dem Druckmittel verbunden ist, eine auswechselbare
Distanzplatte (9b) zur der Einstellung seines Stellweges aufweist.
3. Werkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
der auswechselbare Einsatz (4) des Formhohlkörpers (3, 4) im Bereich der Berandung
(4a) des von ihm umschlossenen Formhohlraums (5) mindestens eine Aussparung aufweist,
in die auswechselbare Formsegmente (13,13') zur Variation der Geometrie des Öffnungsquerschnittes
des Formhohlraums (4) einsetzbar sind.
4. Werkzeugmaschine nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die auswechselbare Distanzplatte (9b) und/oder mindestens einer der auswechselbaren
Einsätze (8c, 9c,4) und/oder Formsegmente (13,13') aus Kunststoff bestehen.
5. Werkzeugmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
die auswechselbare Distanzplatte (9b) und/oder mindestens einer der auswechselbaren
Einsätze (8c, 9c,4) und/oder Formsegmente (13,13') aus Werkzeugstahl, einer Zinklegierung
oder Beton bestehen.