(19)
(11) EP 1 449 498 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
25.08.2004  Patentblatt  2004/35

(21) Anmeldenummer: 04001985.3

(22) Anmeldetag:  29.01.2004
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)7A61F 2/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB GR HU IE IT LI LU MC NL PT RO SE SI SK TR
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK

(30) Priorität: 21.02.2003 DE 10307554

(71) Anmelder: Acritec GmbH
16761 Henningsdorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Stork, Wilhelm, Dr.
    76831 Impflingen (DE)
  • Kreiner, Christine, Dr.
    81545 München (DE)

(74) Vertreter: Nöth, Heinz 
Patent Attorney, Arnulfstrasse 25
80335 München
80335 München (DE)

   


(54) Intraokularlinsen-Set


(57) Ein Intraokularlinsen-Set, bei dem die beiden Linsen unterschiedliche Lichtverteilungen für den Fernfokus und den Nahfokus aufweisen, wobei an der vorderen Begrenzungsflächen 3 eines zentralen Linsenbereiches 1 eine den Nahfokus 7 bildende diffraktive Struktur 9 vorgesehen ist, und der zentrale Linsenbereich 1 von einem ringförmigen Randbereich 2 umgeben ist, welcher ringförmige monofokale diffraktive Zonen 10 aufweist, die zusammen mit der Basiskrümmung der beiden Begrenzungsflächen 3, 4 des zentralen Linsenbereiches 1 den Fernfokus 8 bilden.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Intraokularlinsen-Set nach dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.

[Stand der Technik]



[0002] Ein derartiges Intraokularlinsen-Set ist aus der EP 0 563 783 B1 bekannt. Das bekannte Intraokularlinsen-Set besitzt eine erste Intraokularlinse und eine zweite Intraokularlinse. Jede Linse ist bifokal ausgebildet, d.h. sie besitzt einen Nachfokus und einen Fernfokus. Die jeweilige Brechkraft für den Nahfokus und den Fernfokus sind aus einem diffraktiven und refraktiven Anteil der Linse zusammengesetzt. Die erste Linse weist für ihren Fernfokus einen höheren Anteil an Lichtverteilung auf als die zweite Linse. Die zweite Linse weist für ihren Nahfokus eine höhere Lichtverteilung auf als die erste Linse. Der Fernfokus der ersten Linse und der Nahfokus der zweiten Linse liegen auf der Retina der beiden Augen, in die die Linsen implantiert sind. Der refraktive Anteil wird beim bekannten Intraokularlinsen-Set an der Rückseite jeder Linse von einem diffraktiven Strukturprofil gebildet. Die Profilhöhe entspricht einer Wellenlänge im grünen Spektralbereich des sichtbaren Lichtes.

[0003] Bei der Entfernung von Nachstar an der Rückseite der implantierten Linse mit Hilfe von Laserbestrahlung besteht die Gefahr, dass die in unmittelbarer Nähe liegende diffraktive Struktur an der Linsenrückseite zerstört werden kann.

[Aufgabe der Erfindung]



[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Intraokularlinsen-Set der eingangs genannten Art zu schaffen, bei dem die jeweilige Linse des Intraokularlinsen-Sets für eine gute Faltbarkeit dünn ausgebildet ist und die Gefahr der Zerstörung der diffraktiven Struktur bei der Nachstarbehandlung durch Laserstrahlen verringert ist.

[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches 1 gelöst.

[0006] Bei der Erfindung besitzen die erste und die zweite Intraokularlinse an der jeweiligen vorderen Begrenzungsfläche eines zentralen Linsenbereichs eine zusammen mit dem refraktiven Anteil des zentralen Linsenbereiches den Nahfokus bildende diffraktive Struktur. Der zentrale Linsenbereich wird von einem ringförmigen Randbereich umgeben, welcher ringförmige monofokale diffraktive Zonen aufweist, die zusammen mit dem refraktiven Anteil die Basiskrümmung der beiden Begrenzungsflächen des zentralen Linsenbereiches den Fernfokus bilden. Der refraktive Anteil des zentralen Linsenbereiches wird von den Basiskrümmungen an der vorderen und hinteren Begrenzungsfläche und dem Material des zentralen Linsenbereiches bestimmt.

[0007] Die diffraktiven Zonen sowohl auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches als auch die diffraktiven Zonen im Randbereich der Linse sind so bemessen, dass die optischen Weglängen einer diffraktiven Zone zur benachbarten diffraktiven Zone sich um eine Designwellenlänge oder um ein ganzzahliges Vielfaches der Designwellenlänge unterscheidet. Vorzugsweise wird die Designwellenlänge im grünen Spektralbereich des sichtbaren Lichtes ausgewählt. Es besteht daher Kohärenz des durch die diffraktiven Zonen des Randbereiches der Linse gehenden Lichts, welches zusammen mit dem refraktiven Anteil des zentralen Linsenbereiches den Fernfokus bildet. Ferner besteht Kohärenz für das durch die diffraktiven Zonen an der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches hindurchgehenden Licht, welches im Nahfokus gebündelt ist. Die beiden Begrenzungsflächen des zentralen Linsenbereiches besitzen vorzugsweise eine asphärische Basiskrümmung. Der zentrale Linsenbereich besitzt vorzugsweise einen Durchmesser von etwa 4 mm ± 15 % und der ringförmige Randbereich eine Breite von etwa 1 mm ± 15 %. Vorzugsweise sind am ringförmigen Randbereich sowohl an der Vorderseite als auch an der Rückseite die diffraktiven Zonen vorgesehen.

[0008] Der zentrale Linsenbereich besitzt einen Radius, der etwa 2/3 des Gesamtradius des optischen Linsenteils entspricht. Der ringförmige Randbereich besitzt eine Breite, die etwa einem Drittel des Gesamtradius des optischen Linsenteils entspricht.

[0009] Die unterschiedliche Lichtverteilung bei den beiden Intraokularlinsen für das aus dem Fernbereich kommende Licht im Fernfokus und für das aus dem Nahbereich kommende Licht im Nahfokus kann mittels der Beugungseffizienz der diffraktiven Struktur auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches sowie der diffraktiven Zonen im Randbereich entsprechend eingestellt werden. Dies wird durch die geometrische Gestaltung der diffraktiven Struktur, insbesondere deren Stufenhöhe und Stufenbreite erzielt. Hierdurch lässt sich eine Variation der Beugungseffizienz zwischen 10 % bis 90 % und damit eine entsprechende Einstellung der Lichtverteilung auf den jeweiligen Nahfokus und Fernfokus erzielen.

[Beispiele]



[0010] Anhand der Figuren wird die Erfindung noch näher erläutert.

[0011] Es zeigt
Fig. 1
eine schnittbildliche Darstellung einer Linsenhälfte in einem die Linsendicke und den Linsenradius angebenden Koordinationssystem; und
Fig. 2
die beiden Linsen des Intraokularlinsen-Sets mit den zugehörigen Lichtverteilungen.


[0012] Die in Fig. 1 dargestellte Intraokularlinse besitzt einen zentralen Linsenbereich 1 mit einem Durchmesser von etwa 4 mm. Der zentrale Linsenbereich 1 wird von einem ringförmigen Randbereich 2 umgeben. Der ringförmige Randbereich besitzt eine ringförmige diffraktive Zone 10 mit etwa Sägezahnstruktur. Wie aus der WO 00/76426 bekannt ist, unterscheiden sich die optischen Weglängen des durch die diffraktiven Zonen 10 hindurchgegangenen Lichts um ein ganzzahliges Vielfaches der Designwellenlänge. Vorzugsweise entspricht die Profilhöhe der diffraktiven Zonen 10 einer Wellenlänge im grünen Spektralbereich des sichtbaren Lichts. Das durch die diffraktiven Zonen 10 im Randbereich 2 der Linse hindurchgehende Licht ist kohärent. Die monofokalen diffraktiven Zonen 10 des Randbereiches 2 wirken mit dem refraktiven Teil des zentralen Linsenbereiches 1 zur Bildung des Fernfokus zusammen. Der zentrale Linsenbereich 1 besitzt an der Vorderseite und an der Rückseite Begrenzungsflächen 3 und 4 mit vorzugsweise asphärischer Basiskrümmung, welche bei vorgegebenem Linsenmaterial zur Einstellung des refraktiven Anteils des zentralen Linsenbereiches 1 dienen.

[0013] Auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches 1 befinden sich ringförmige diffraktive Zonen 9, welche zusammen mit dem refraktiven Anteil des zentralen Linsenbereiches 1 einen Nahfokus 7 der Linse bilden. Die Breite des Randbereiches 2 entspricht etwa einem Drittel des Radius des optischen Teils der Linse. Bei einem Radius des optischen Linsenteils von 3 mm hat der Randbereich 2 eine Breite von etwa 1 mm ± 15 % und der Radius des zentralen Linsenbereiches beträgt etwa 2 mm ± 15 %.

[0014] In der Fig. 2 sind die beiden Linsen 5 und 6 des Intraokularlinsen-Sets mit den Lichtverteilungen für den jeweiligen Nahfokus 7, in welchem das aus dem Nahbereich kommende Licht 12 gesammelt wird, und den jeweiligen Fernfokus 8, in welchem das aus der Ferne kommende Licht 13 gesammelt wird, dargestellt. Die erste Linse 5 besitzt für den auf einer Retina 11 eines Auges liegenden Fernfokus 8 einen höheren Anteil an Lichtverteilung als der Nahfokus 7 dieser Linse. Der höhere Anteil der Lichtverteilung für den Fernfokus 8 liegt vorzugsweise bei 60 % bis 70 % oder mehr der Gesamtlichtverteilung. Die zweite Intraokularlinse 6 besitzt für den auf der Retina 11 des anderen Auges liegenden Nahfokus 7 einen höheren Anteil an Lichtverteilung als der Fernfokus 8. Der höhere Anteil der Lichtverteilung auf der Retina 11 liegenden Nahfokus 7 kann ebenfalls 60 % bis 70 % oder mehr der Gesamtlichtverteilung, welche durch die Linse 6 hindurchtritt, betragen. In der Fig. 2 ist mit durchgezogenen Linien der jeweils höhere Anteil der Lichtverteilung und mit strichlierten Linien der jeweils geringere Anteil der Lichtverteilung dargestellt. Das aus der Ferne kommende Licht 13 wird im Fernfokus 8 und das aus dem Nahbereich kommende Licht 12, beispielsweise von Gegenständen, die im Abstand von etwa 30 bis 40 cm vom Auge entfernt sind, im Nahfokus 7 jeweils auf der Retina 11 gesammelt. Die Brennweiten für die Nah- und Fernfoki 7 und 8 entsprechen daher im wesentlichen den Abständen der implantierten Linsen 5 und 6 von den Retinae der beiden Augen.

[0015] Mit der Vorderseite der Linse ist die Seite der Linse bezeichnet, auf welche im implantierten Zustand das von außen kommende Licht 14 auftrifft. Die Rückseite der Linse ist im implantierten Zustand die der Retina zugewandte Linsenseite.

[Bezugszeichenliste]



[0016] 
1
zentraler Linsenbereich
2
ringförmiger Randbereich
3
vordere Begrenzungsfläche des zentralen Linsenbereiches
4
hintere Begrenzungsfläche des zentralen Linsenbereiches
5
erste Intraokularlinse
6
zweite Intraokularlinse
7
Nahfokus
8
Fernfokus
9
diffraktive Struktur auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches
10
diffraktive Zonen im Randbereich
11
Retina
12
aus dem Nahbereich kommendes Licht
13
aus der Ferne kommendes Licht
14
von außen in das Auge einfallende Licht



Ansprüche

1. Intraokularlinsen-Set mit einer ersten Intraokularlinse und einer zweiten Intraokuarlinse, von denen jede Linse einen Nahfokus und einen Fernfokus aufweist und bei denen die jeweilige Brechkraft aus einem diffraktiven und einem refraktiven Anteil zusammengesetzt sind, wobei die erste Linse für ihren Fernfokus einen höheren Anteil an Lichtverteilung hat als die zweite Linse und die zweite Linse für ihren Nahfokus eine höhere Lichtverteilung hat als die erste Linse,
dadurch gekennzeichnet, dass die erste und zweite Linse (5, 6) jeweils an ihrer Vorderseite an einer Begrenzungsfläche (3) eines zentralen Linsenbereiches eine den Nahfokus (7) bildende diffraktive Struktur (9) aufweist und der zentrale Linsenbereich (1) von einem ringförmigen Randbereich (2) umgeben ist, welcher ringförmige monofokale diffraktive Zonen (10) aufweist, die zusammen mit der Basiskrümmung der beiden Begrenzungsflächen (3, 4) des zentralen Linsenbereiches (1) den Fernfokus (8) bilden.
 
2. Intraokularlinsen-Set nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die optischen Weglängen einer diffraktiven Zone (9, 10) zur benachbarten diffraktiven Zone an der vorderen Begrenzungsfläche (3) des zentralen Linsenbereiches (1) und im Randbereich (2) der Linse (5, 6) sich um eine Designwellenlänge oder um ein ganzzahliges Vielfaches der Designwellenlänge unterscheiden.
 
3. Intraokularlinsen-Set nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine der beiden Begrenzungsflächen (3, 4) des zentralen Linsenbereiches eine asphärische Basiskrümmung aufweist.
 
4. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Strukturhöhe der jeweiligen diffraktiven Zone auf eine Designwellenlänge im grünen Spektralbereich des sichtbaren Lichts bemessen ist.
 
5. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der zentrale Linsenbereich (1) einen Radius von etwa 2/3 des Gesamtradius des optischen Linsenteils und der ringförmige Randbereich eines Breite, die etwa einem Drittel des Gesamtradius des optischen Linsenteils entspricht, aufweisen.
 
6. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass im ringförmigen Randbereich (2) auf der Vorderseite und Rückseite der Linse (5, 6) diffraktive Zonen (10) vorgesehen sind.
 




Zeichnung