[0001] Die Erfindung betrifft ein Intraokularlinsen-Set nach dem Oberbegriff des Patentanspruches
1.
[Stand der Technik]
[0002] Ein derartiges Intraokularlinsen-Set ist aus der EP 0 563 783 B1 bekannt. Das bekannte
Intraokularlinsen-Set besitzt eine erste Intraokularlinse und eine zweite Intraokularlinse.
Jede Linse ist bifokal ausgebildet, d.h. sie besitzt einen Nachfokus und einen Fernfokus.
Die jeweilige Brechkraft für den Nahfokus und den Fernfokus sind aus einem diffraktiven
und refraktiven Anteil der Linse zusammengesetzt. Die erste Linse weist für ihren
Fernfokus einen höheren Anteil an Lichtverteilung auf als die zweite Linse. Die zweite
Linse weist für ihren Nahfokus eine höhere Lichtverteilung auf als die erste Linse.
Der Fernfokus der ersten Linse und der Nahfokus der zweiten Linse liegen auf der Retina
der beiden Augen, in die die Linsen implantiert sind. Der refraktive Anteil wird beim
bekannten Intraokularlinsen-Set an der Rückseite jeder Linse von einem diffraktiven
Strukturprofil gebildet. Die Profilhöhe entspricht einer Wellenlänge im grünen Spektralbereich
des sichtbaren Lichtes.
[0003] Bei der Entfernung von Nachstar an der Rückseite der implantierten Linse mit Hilfe
von Laserbestrahlung besteht die Gefahr, dass die in unmittelbarer Nähe liegende diffraktive
Struktur an der Linsenrückseite zerstört werden kann.
[Aufgabe der Erfindung]
[0004] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Intraokularlinsen-Set der eingangs genannten Art
zu schaffen, bei dem die jeweilige Linse des Intraokularlinsen-Sets für eine gute
Faltbarkeit dünn ausgebildet ist und die Gefahr der Zerstörung der diffraktiven Struktur
bei der Nachstarbehandlung durch Laserstrahlen verringert ist.
[0005] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die kennzeichnenden Merkmale des Patentanspruches
1 gelöst.
[0006] Bei der Erfindung besitzen die erste und die zweite Intraokularlinse an der jeweiligen
vorderen Begrenzungsfläche eines zentralen Linsenbereichs eine zusammen mit dem refraktiven
Anteil des zentralen Linsenbereiches den Nahfokus bildende diffraktive Struktur. Der
zentrale Linsenbereich wird von einem ringförmigen Randbereich umgeben, welcher ringförmige
monofokale diffraktive Zonen aufweist, die zusammen mit dem refraktiven Anteil die
Basiskrümmung der beiden Begrenzungsflächen des zentralen Linsenbereiches den Fernfokus
bilden. Der refraktive Anteil des zentralen Linsenbereiches wird von den Basiskrümmungen
an der vorderen und hinteren Begrenzungsfläche und dem Material des zentralen Linsenbereiches
bestimmt.
[0007] Die diffraktiven Zonen sowohl auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches als
auch die diffraktiven Zonen im Randbereich der Linse sind so bemessen, dass die optischen
Weglängen einer diffraktiven Zone zur benachbarten diffraktiven Zone sich um eine
Designwellenlänge oder um ein ganzzahliges Vielfaches der Designwellenlänge unterscheidet.
Vorzugsweise wird die Designwellenlänge im grünen Spektralbereich des sichtbaren Lichtes
ausgewählt. Es besteht daher Kohärenz des durch die diffraktiven Zonen des Randbereiches
der Linse gehenden Lichts, welches zusammen mit dem refraktiven Anteil des zentralen
Linsenbereiches den Fernfokus bildet. Ferner besteht Kohärenz für das durch die diffraktiven
Zonen an der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches hindurchgehenden Licht, welches
im Nahfokus gebündelt ist. Die beiden Begrenzungsflächen des zentralen Linsenbereiches
besitzen vorzugsweise eine asphärische Basiskrümmung. Der zentrale Linsenbereich besitzt
vorzugsweise einen Durchmesser von etwa 4 mm ± 15 % und der ringförmige Randbereich
eine Breite von etwa 1 mm ± 15 %. Vorzugsweise sind am ringförmigen Randbereich sowohl
an der Vorderseite als auch an der Rückseite die diffraktiven Zonen vorgesehen.
[0008] Der zentrale Linsenbereich besitzt einen Radius, der etwa 2/3 des Gesamtradius des
optischen Linsenteils entspricht. Der ringförmige Randbereich besitzt eine Breite,
die etwa einem Drittel des Gesamtradius des optischen Linsenteils entspricht.
[0009] Die unterschiedliche Lichtverteilung bei den beiden Intraokularlinsen für das aus
dem Fernbereich kommende Licht im Fernfokus und für das aus dem Nahbereich kommende
Licht im Nahfokus kann mittels der Beugungseffizienz der diffraktiven Struktur auf
der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches sowie der diffraktiven Zonen im Randbereich
entsprechend eingestellt werden. Dies wird durch die geometrische Gestaltung der diffraktiven
Struktur, insbesondere deren Stufenhöhe und Stufenbreite erzielt. Hierdurch lässt
sich eine Variation der Beugungseffizienz zwischen 10 % bis 90 % und damit eine entsprechende
Einstellung der Lichtverteilung auf den jeweiligen Nahfokus und Fernfokus erzielen.
[Beispiele]
[0010] Anhand der Figuren wird die Erfindung noch näher erläutert.
[0011] Es zeigt
- Fig. 1
- eine schnittbildliche Darstellung einer Linsenhälfte in einem die Linsendicke und
den Linsenradius angebenden Koordinationssystem; und
- Fig. 2
- die beiden Linsen des Intraokularlinsen-Sets mit den zugehörigen Lichtverteilungen.
[0012] Die in Fig. 1 dargestellte Intraokularlinse besitzt einen zentralen Linsenbereich
1 mit einem Durchmesser von etwa 4 mm. Der zentrale Linsenbereich 1 wird von einem
ringförmigen Randbereich 2 umgeben. Der ringförmige Randbereich besitzt eine ringförmige
diffraktive Zone 10 mit etwa Sägezahnstruktur. Wie aus der WO 00/76426 bekannt ist,
unterscheiden sich die optischen Weglängen des durch die diffraktiven Zonen 10 hindurchgegangenen
Lichts um ein ganzzahliges Vielfaches der Designwellenlänge. Vorzugsweise entspricht
die Profilhöhe der diffraktiven Zonen 10 einer Wellenlänge im grünen Spektralbereich
des sichtbaren Lichts. Das durch die diffraktiven Zonen 10 im Randbereich 2 der Linse
hindurchgehende Licht ist kohärent. Die monofokalen diffraktiven Zonen 10 des Randbereiches
2 wirken mit dem refraktiven Teil des zentralen Linsenbereiches 1 zur Bildung des
Fernfokus zusammen. Der zentrale Linsenbereich 1 besitzt an der Vorderseite und an
der Rückseite Begrenzungsflächen 3 und 4 mit vorzugsweise asphärischer Basiskrümmung,
welche bei vorgegebenem Linsenmaterial zur Einstellung des refraktiven Anteils des
zentralen Linsenbereiches 1 dienen.
[0013] Auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches 1 befinden sich ringförmige diffraktive
Zonen 9, welche zusammen mit dem refraktiven Anteil des zentralen Linsenbereiches
1 einen Nahfokus 7 der Linse bilden. Die Breite des Randbereiches 2 entspricht etwa
einem Drittel des Radius des optischen Teils der Linse. Bei einem Radius des optischen
Linsenteils von 3 mm hat der Randbereich 2 eine Breite von etwa 1 mm ± 15 % und der
Radius des zentralen Linsenbereiches beträgt etwa 2 mm ± 15 %.
[0014] In der Fig. 2 sind die beiden Linsen 5 und 6 des Intraokularlinsen-Sets mit den Lichtverteilungen
für den jeweiligen Nahfokus 7, in welchem das aus dem Nahbereich kommende Licht 12
gesammelt wird, und den jeweiligen Fernfokus 8, in welchem das aus der Ferne kommende
Licht 13 gesammelt wird, dargestellt. Die erste Linse 5 besitzt für den auf einer
Retina 11 eines Auges liegenden Fernfokus 8 einen höheren Anteil an Lichtverteilung
als der Nahfokus 7 dieser Linse. Der höhere Anteil der Lichtverteilung für den Fernfokus
8 liegt vorzugsweise bei 60 % bis 70 % oder mehr der Gesamtlichtverteilung. Die zweite
Intraokularlinse 6 besitzt für den auf der Retina 11 des anderen Auges liegenden Nahfokus
7 einen höheren Anteil an Lichtverteilung als der Fernfokus 8. Der höhere Anteil der
Lichtverteilung auf der Retina 11 liegenden Nahfokus 7 kann ebenfalls 60 % bis 70
% oder mehr der Gesamtlichtverteilung, welche durch die Linse 6 hindurchtritt, betragen.
In der Fig. 2 ist mit durchgezogenen Linien der jeweils höhere Anteil der Lichtverteilung
und mit strichlierten Linien der jeweils geringere Anteil der Lichtverteilung dargestellt.
Das aus der Ferne kommende Licht 13 wird im Fernfokus 8 und das aus dem Nahbereich
kommende Licht 12, beispielsweise von Gegenständen, die im Abstand von etwa 30 bis
40 cm vom Auge entfernt sind, im Nahfokus 7 jeweils auf der Retina 11 gesammelt. Die
Brennweiten für die Nah- und Fernfoki 7 und 8 entsprechen daher im wesentlichen den
Abständen der implantierten Linsen 5 und 6 von den Retinae der beiden Augen.
[0015] Mit der Vorderseite der Linse ist die Seite der Linse bezeichnet, auf welche im implantierten
Zustand das von außen kommende Licht 14 auftrifft. Die Rückseite der Linse ist im
implantierten Zustand die der Retina zugewandte Linsenseite.
[Bezugszeichenliste]
[0016]
- 1
- zentraler Linsenbereich
- 2
- ringförmiger Randbereich
- 3
- vordere Begrenzungsfläche des zentralen Linsenbereiches
- 4
- hintere Begrenzungsfläche des zentralen Linsenbereiches
- 5
- erste Intraokularlinse
- 6
- zweite Intraokularlinse
- 7
- Nahfokus
- 8
- Fernfokus
- 9
- diffraktive Struktur auf der Vorderseite des zentralen Linsenbereiches
- 10
- diffraktive Zonen im Randbereich
- 11
- Retina
- 12
- aus dem Nahbereich kommendes Licht
- 13
- aus der Ferne kommendes Licht
- 14
- von außen in das Auge einfallende Licht
1. Intraokularlinsen-Set mit einer ersten Intraokularlinse und einer zweiten Intraokuarlinse,
von denen jede Linse einen Nahfokus und einen Fernfokus aufweist und bei denen die
jeweilige Brechkraft aus einem diffraktiven und einem refraktiven Anteil zusammengesetzt
sind, wobei die erste Linse für ihren Fernfokus einen höheren Anteil an Lichtverteilung
hat als die zweite Linse und die zweite Linse für ihren Nahfokus eine höhere Lichtverteilung
hat als die erste Linse,
dadurch gekennzeichnet, dass die erste und zweite Linse (5, 6) jeweils an ihrer Vorderseite an einer Begrenzungsfläche
(3) eines zentralen Linsenbereiches eine den Nahfokus (7) bildende diffraktive Struktur
(9) aufweist und der zentrale Linsenbereich (1) von einem ringförmigen Randbereich
(2) umgeben ist, welcher ringförmige monofokale diffraktive Zonen (10) aufweist, die
zusammen mit der Basiskrümmung der beiden Begrenzungsflächen (3, 4) des zentralen
Linsenbereiches (1) den Fernfokus (8) bilden.
2. Intraokularlinsen-Set nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die optischen Weglängen einer diffraktiven Zone (9, 10) zur benachbarten diffraktiven
Zone an der vorderen Begrenzungsfläche (3) des zentralen Linsenbereiches (1) und im
Randbereich (2) der Linse (5, 6) sich um eine Designwellenlänge oder um ein ganzzahliges
Vielfaches der Designwellenlänge unterscheiden.
3. Intraokularlinsen-Set nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass wenigstens eine der beiden Begrenzungsflächen (3, 4) des zentralen Linsenbereiches
eine asphärische Basiskrümmung aufweist.
4. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass die Strukturhöhe der jeweiligen diffraktiven Zone auf eine Designwellenlänge im grünen
Spektralbereich des sichtbaren Lichts bemessen ist.
5. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass der zentrale Linsenbereich (1) einen Radius von etwa 2/3 des Gesamtradius des optischen
Linsenteils und der ringförmige Randbereich eines Breite, die etwa einem Drittel des
Gesamtradius des optischen Linsenteils entspricht, aufweisen.
6. Intraokularlinsen-Set nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass im ringförmigen Randbereich (2) auf der Vorderseite und Rückseite der Linse (5, 6)
diffraktive Zonen (10) vorgesehen sind.