[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Farbwerksteuerung sowie eine Vorrichtung
zur Durchführung des Verfahrens gemäß dem Oberbegriff des Verfahrens- bzw. Vorrichtungsanspruchs.
[Stand der Technik]
[0002] Bei Bogenoffsetdruckmaschinen erfolgt die Farbzufuhr über eine mit einem Farbkasten
zusammenwirkende Farbkastenwalze, eine Heberwalze sowie nachfolgende Farb- und Farbauftragwalzen.
Durch die Vielzahl von Spaltvorgängen im Farbwerk erfährt die Druckfarbe eine Konditionierung,
d.h. sie wird in einen für den Druck optimalen rheologischen Zustand versetzt. Die
rheologischen Eigenschaften der Druckfarbe hängen von der Temperatur ab, so dass bei
Änderung der Temperatur im Farbwerk bei unverändert eingestellter Farbdosierung (Drehzahl
Duktor, Taktfrequenz Heberwalze, Einstellung Farbdosierelemente) sich die Farbschichtdicken
auf den Walzen und dem Bedruckstoff ändern.
[0003] Aus der DE 43 12 459 C2 ist eine Messeinrichtung zum Erfassen der Temperatur eines
Farbwerkes von Druckmaschinen bekannt. Es wird die aus einem Raum im Bereich der Farbwerkwalzen
abgesaugte Luft über einen Temperaturmessfühler geleitet, dessen Signale dann zum
Steuern einer Temperiereinrichtung verwendet werden. Durch die Temperiereinrichtung
ist es möglich, die Farbwerkswalzen und die darauf befindliche Druckfarbe auf ein
vorgesehenes Temperaturniveau zu verbringen und insbesondere eine optimale Drucktemperatur
einzustellen. Nachteilig ist hierbei aber, das Temperiereinrichtungen zum einen sehr
aufwendig sind und zum anderen auch die gewünschte Temperatur erst nach einer bestimmten
Zeit erreichbar ist.
[0004] Wegen der großen Anzahl von Farbwalzen im Farbwerk einer Bogenoffsetdruckmaschine
nimmt das Farbwerk eine große Farbmenge auf weswegen diese Systeme relativ träge reagieren.
Insbesondere bei Schichtbeginn bzw. bei einem Auftragwechsel ist zur Vermeidung von
Anlaufmakulatur nötig, einen Farbeinlauf durchzuführen und in einem sich diesem Prozess
überlagernden bzw. anschließenden weiteren Vorgang eine derartige Schichtdickenstufung
auf den Walzen zu erzeugen, wie sie im späteren Druck auch vorliegt (Farbvoreinstellung).
[0005] Aus der DE 33 38 143 A1 sowie der DE 198 57 218 A1 sind Farbeinlauf- und Farbvoreinstellmethoden
bekannt, wie sie zu Druckbeginn bzw. bei Auftragwechsel angewendet werden. Diese Verfahren
bieten aber nur dann eine bestmögliche Reduktion der Anlaufmakulatur nach Schichtbeginn
bzw. einem Auftragwechsel, wenn die in das Farbwerk eingefüllte Farbe sowie die Einstellungen
an der Farbdosierung einerseits exakt an das zu verdruckende Motiv als auch an die
sonstigen Maschinenparameter angepasst sind.
[Aufgabe der Erfindung]
[0006] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Steuerung eines
Farbwerkes sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach dem Oberbegriff
des Verfahrens- bzw. Vorrichtungsanspruches derartig zu erweitern, so dass eine Makulatur
spürbar reduzierende und vorzugsweise auch automatische Füllung und Voreinstellung
eines Farbwerkes möglich ist.
[0007] Gelöst wird diese Aufgabe durch die kennzeichnenden Merkmale des Verfahrens- bzw.
Vorrichtungsanspruches. Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den jeweiligen
Unteransprüchen.
[Beispiele]
[0008] Nach der Erfindung ist vorgesehen, dass ein der Temperatur des Farbwerkes entsprechender
Wert erfasst wird, und dass die die Farbzufuhr beeinflussenden Einstellungen des Farbwerkes
vor Druckbeginn in Abhängigkeit dieses Wertes erfolgen.
[0009] Es ist vorgesehen, die Einstellungen für das Vorfüllen und/oder das Voreinstellen
in Abhängigkeit der Farbwerkstemperatur zu wählen, wozu ein oder mehrere Temperatursensoren
im Farbwerk angeordnet sind. Temperaturwerte können alternativ auch über die Laufzeit
der Maschine (Historie) abgeleitet werden. Dazu wird die Laufzeit der Maschine in
Verbindung mit weiteren Parametern erfasst und es wird insbesondere empirisch berücksichtigt,
welche Temperatur das Farbwerk aufweist, wenn die Druckmaschine zuvor eine bestimmte
Zeit in einer bestimmten Betriebsweise gefahren wurde.
[0010] Die erfindungsgemäß vorgesehene temperaturabhängige Vorfüllung und/oder Voreinstellung
des Farbwerkes erfolgt durch Variationen derjenigen Einstellungen, welche beim Vorfüllen
bzw. Voreinstellen des Farbwerkes vorgenommen werden. Hier ist insbesondere nach der
Erfindung vorgesehen, die in das Farbwerk einzubringende Farbmenge temperaturabhängig
zu gestalten und dazu durch Modellrechnung gebildete bzw. empirisch erfasste Zusammenhänge
zugrunde zu legen, die wiedergeben, wie bei einer gegebenen Temperatur die Farbdosierung,
die Heberwalze usw. eingestellt werden muss.
[0011] Da während des Druckes die Farbschichtdicke und somit die Farbdichte auf dem Bedruckstoff
mit der Temperatur zunimmt, wird auch die Farbmenge, die beim Vorfüllen und Voreinstellen
die in das Farbwerk einzubringen ist, entsprechend von der Temperatur im Farbwerk
abhängig gemacht. Dieser Zusammenhang wird durch Modellrechnung bzw. durch Versuche
bestimmt. Somit ist also eine Kennlinie ermittelbar, die wiedergibt, welche Farbmenge
bei welcher Farbwerkstemperatur in das Farbwerk einzubringen ist. Nun können die Einstellparameter
für beispielsweise die Farbdosierelemente, für die Farbkastenwalze (Drehzahl), die
Heberwalze (Frequenz) und weitere die Farbzufuhr bestimmende Stellglieder bestimmt
werden. Diese Parameter für die Voreinstellung und/oder Vorbefüllung können gemäß
einer weiteren Ausführungsform der Erfindung vorzugsweise in Abhängigkeit des Sujets,
d.h. dem Anteil druckender Fläche gewählt werden. Dies erfolgt vorzugsweise durch
eine Unterteilung in Klassen mit geringem Anteil druckender Fläche, mittlerem Anteil
druckender Fläche, hohem Anteil druckender Fläche.
[0012] Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird ein gegebenes Programm zum automatischen
Vorbefüllen und Voreinstellen eines Farbwerkes zugrunde gelegt. Dies besteht beispielsweise
aus einer bestimmten Abfolge von Einstellungen an den Farbdosierelementen gegenüber
der Farbkastenwalze, dem Betreiben der Farbkastenwalze mit einer bestimmten Anzahl
von Umdrehungen und mit gegebener Drehzahl, dem Betreiben der Heberwalze mit einer
bestimmten Anzahl Takten und vorgegebener Frequenz sowie beispielsweise dem gezielten
Schalten von Stellgliedern für die Farbzugtrennung (Unterbrechung des Walzenzuges).
Nach der Erfindung ist nun vorgesehen, beispielsweise ausschließlich die Anzahl der
Hebertakte, durch welche Farbe von der Farbkastenwalze in den unteren Teil des Farbwerkes
transportiert wird, in Abhängigkeit der Farbwerkstemperatur zu variieren. Auch kann
gemäß einer Ausführungsform der Erfindung vorgesehen sein, durch Einstellung der Duktordrehzahl
(Farbkastenwalze) die in das Farbwerk hinein zu fördernde Farbmenge temperaturabhängig
zu gestalten oder über eine Einstellung der Farbdosierelemente gegenüber der Farbkastenwalze
die Menge des in das Farbwerk hinein zu fördernde Druckfarbe in Abhängigkeit der Farbwerkstemperatur
vorzunehmen.
[0013] Bei einer Farbvoreinstellung, bei welcher zu bestimmten Zeiten der Farbwalzenzug
getrennt bzw. wieder zusammen geschaltet wird, können die Zeitintervalle in Abhängigkeit
der Farbwerkstemperatur gewählt werden. Die entsprechenden Einstellwerte werden durch
Modellrechnung bestimmt bzw. empirisch festgelegt. In vorteilhafter Weise kann dies
dadurch erfolgen, dass durch Probedrucke festgestellt wird, wie sich die Farbdichte
in Abhängigkeit der Temperatur ändert. Daraus ist dann ein Korrekturfaktor berechenbar,
der angibt, wie ein entsprechender Einstellungswert zu verändern ist, um einer Abnahme
der Farbschichtdicke bei abnehmender Temperatur entgegen zu wirken. Somit sind Kennlinien
ermittelbar und werden in einem der Steuerung des Farbwerkes zugeordneten Speicher
abgelegt.
[0014] Des weiteren erfolgt die Erläuterung eines Ausführungsbeispieles der Erfindung anhand
der einzigen Zeichnung. Diese zeigt ein Farbwerk einer Bogenoffsetdruckmaschine mit
den entsprechenden Stellgliedern zur Beeinflussung der Farbführung sowie eine zugeordnete
Steuerung.
[0015] Die Figur zeigt den oberen Teil eines Druckwerkes einer Bogenoffsetdruckmaschine.
Die zu verdruckende Farbe wird von einem mit der Farbkastenwalze 1 zusammenwirkenden
Farbkasten in vorgesehenen Schichtdicken auf der Farbkastenwalze 1 aufgetragen. Mit
dem Farbkasten wirken an dessen Unterseite über Stellantriebe 2 gesteuert verfahrbare
Farbdosierelemente 3 zusammen. So ist die Farbe zonal unterschiedlich über die Breite
der Farbkastenwalze 1 zuführbar.
[0016] Die Farbkastenwalze 1 weist einen Antrieb 4 auf, vermittels dem diese mit einer vorgebbaren
Drehzahl bzw. nach einem vorgebbaren Bewegungsgesetz antreibbar ist.
[0017] Der Farbkastenwalze 1 nachgeordnet ist eine Heberwalze 5, welche über einen Antrieb
6 mit einer vorgebbaren Frequenz zwischen der Farbkastenwalze 1 und der nachgeordneten
Farbwerkswalze 7 hin- und herbewegbar ist. Die Farbe wird über eine Anzahl Farbwerkwalzen
7 über die Farbauftragwalzen 8 auf die auf dem Formzylinder 9 befindliche Druckform
übertragen.
[0018] Im Walzenzug der Farbwerkwalzen 7 ist an einer oder mehreren Stellen eine Farbzugtrennung
angeordnet, die über ein über ein Stellglied 10 aktivierbar ist. Dadurch können an
ein oder mehreren Stellen die Farbwalzen 7 voneinander getrennt werden, was ein gestuftes
An- bzw. Abstellen und eine entsprechende Unterbrechung der Farbzufuhr bewirkt. Dadurch
lässt sich gerade beim Farbeinlaufen eine dem Fortdruck nahe Farbschichtdickenverteilung
erzielen.
[0019] Die Stellantriebe 2 für die Farbdosierelemente 3, die Stellglieder 10 für die Farbzugtrennung
und die Antriebe 4 und 6 für die Farbkastenwalze 1 bzw. die Heberwalze 5 stehen mit
einer Steuerung in Signalverbindung, von der aus Signale zum Antrieb der Elemente
in vorgesehener Weise gegeben werden. Die Steuerung 11 steht mit einem Temperatursensor
12 in Signalverbindung, durch den die Temperatur des Farbwerkes erfasst wird. Die
Steuerung 11 steht weiterhin mit einem Speicher 13 in Signalverbindung, in dem beispielsweise
in Form von Kennlinien temperaturabhängige Vorgaben zum Antrieb der Farbkastenwalze
1 und/oder der Farbdosierelemente 3 und/oder der Heberwalze 5 und/oder der Farbzugtrennung
10 abgelegt sind. So ist beispielsweise die Zahl der Takte, mit der die Heberwalze
5 Farbe zum Befüllen ins Farbwerk fördert, in Abhängigkeit der Temperatur steuerbar.
Auch die Einstellung der Farbdosierelemente 3 sowohl beim Befüllen als auch beim Voreinstellen
des Farbwerkes kann auf diese Weise temperaturabhängig erfolgen. Gleiches gilt für
den Antrieb der Farbkastenwalze 1 über den Antrieb 4 sowie eine beim Voreinstellen
des Farbwerkes betätigbare Walzenzugtrennung.
[Bezugszeichenliste]
[0020]
- 1
- Farbkastenwalze
- 2
- Stellantrieb (Farbdosierelemente 3)
- 3
- Farbdosierelemente
- 4
- Antrieb (Farbkastenwalze 1)
- 5
- Heberwalze
- 6
- Antrieb (Heberwalze 5)
- 7
- Farbwerkwalze
- 8
- Farbauftragwalze
- 9
- Formzylinder
- 10
- Stellglied (Walzenzugtrennung)
- 11
- Steuerung
- 12
- Temperatursensor
- 13
- Speicher
1. Verfahren zur Steuerung eines Farbwerkes einer Druckmaschine, insbesondere Bogenoffsetdruckmaschine,
bei welcher vor Druckbeginn zum Füllen und/oder Voreinstellen des Farbwerkes die Farbzufuhr
beeinflussende Einstellungen vorgenommen werden,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein der Temperatur des Farbwerkes entsprechender Wert erfasst wird, und dass die
die Farbzufuhr beeinflussenden Einstellungen des Farbwerkes vor Druckbeginn in Abhängigkeit
dieses Wertes erfolgen.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Farbwerkstemperatur über einen Sensor erfasst wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein der Temperatur des Farbwerks entsprechender Wert über den Betriebszustand sowie
die Betriebsdauer der Druckmaschine ermittelt wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Heberfarbwerk die Zahl der Hebertakte in Abhängigkeit Farbwerktemperatur
eingestellt wird.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Farbwerk mit antreibbarer Farbkastenwalze die Drehzahl der Farbkastenwalze
in Abhängigkeit der Temperatur des Farbwerkes gesteuert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Farbwerk mit Farbdosierelementen die Einstellung der Dosierelemente in
Abhängigkeit der Temperatur vorgenommen wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Farbwerk mit Walzenzugtrennung diese in Abhängigkeit der Temperatur des
Farbwerkes geschaltet wird.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem Farbwerk, bei
welchem die Menge der zuzuführenden Farbe durch wenigstens ein Stellglied bzw. Antrieb
beeinflussbar ist und vor Druckbeginn zum Befüllen und/oder Voreinstellen des Farbwerkes
dieses wenigstens eine Stellglied bzw. Antrieb durch eine zugeordnete Steuerung aktivierbar
ist,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei Steuerung (11) ein der Temperatur des Farbwerkes entsprechender Wert zuführbar
ist, und dass die Steuerung (11) mit einem Speicher (13) in Signalverbindung steht,
in welchem temperaturabhängige Einstellungen für das Stellglied (2, 10) bzw. den Antrieb
(4, 6) abgelegt sind, welche dann durch die Steuerung (11) zur Einstellung gebracht
werden.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Steuerung (11) mit einem Temperatursensor (12) im Farbwerk in Signalverbindung
steht.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Steuerung (11) der Antrieb (4) einer Farbkastenwalze (1) in Abhängigkeit
der Temperatur steuerbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Farbwerk mit Farbdosierelementen (3) diese durch die Steuerung (11) über
zugeordnete Stellantriebe (2) in Abhängigkeit der Temperatur einstellbar sind.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Heberfarbwerk der Antrieb (3) der Heberwalze (5) durch die Steuerung (11)
in Abhängigkeit der Temperatur des Farbwerkes einstellbar ist.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12,
dadurch gekennzeichnet,
dass bei einem Farbwerk mit Walzenzugtrennung ein zugeordneter Antrieb (10) durch die
Steuerung (11) in Abhängigkeit der Temperatur des Farbwerkes schaltbar ist.