[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbokompressoren
mit einer Pumpgrenzregelung und einem Pumpgrenzregelventil, wobei der Kompressor Gase
mit unterschiedlicher Zusammensetzung fördert und die Zusammensetzung des Gases (Molekulargewicht)
das Kennfeld des Turbokompressors und damit die Lage der Pumpgrenze im Kennfeld beeinflußt.
[0002] Aus der DE 198 28 368 C2 ist ein Verfahren zum Betreiben von zwei- oder mehrstufigen
Verdichtern bekannt, bei denen jede Verdichterstufe ein eigenes zwischen einer Druckleitung
über eine Umblaseleitung und einer Ansaugleitung angeordnetes Pumpgrenzregelventil
aufweist. Dabei bläst jeweils das Pumpgrenzregelventil in die Ansaugleitung der zugehörigen
Verdichterstufe ab. Weiterhin ist jeweils ein Durchflußrechner zum Berechnen des Ansaugdurchflusses
sowie ein Rechner für den minimalen zulässigen Solldurchfluß vorgesehen, der aus dem
Enddruck oder der Förderhöhe ermittelt wird.
[0003] Weiter ist aus der EP 0 810 358 A2 ein Verfahren zum Regeln von Gasdrücken eines
Regenerators mit einer Gasentspannungsturbine in der Rauchgasleitung mit einem Generator
bekannt, wobei ein Prozeßregler die Eintrittsarmaturen einer Gasentspannungsturbine
und/oder die Bypaßarmaturen öffnet oder die Bypaßarmaturen drosselt. Dabei sind dem
Prozeßregler mehrere Funktionsgeber nachgeschaltet, welche die Stellgrößen für die
nachgeschalteten Armaturen vorgeben.
[0004] Darüber hinaus ist aus der DE 100 12 380 A1 ein Verfahren zum Schutz eines Turbokompressors
mit nachgeschaltetem Prozeß vor einem Betrieb im instabilen Arbeitsbereich bekannt,
wobei ein Maschinenregler verwendet wird, der neben einem Pumpgrenzregler gegebenenfalls
einen Saugdruckregler, einen Enddruckregler und einen Bypaßregler aufweist. Aus der
Stellung eines den Durchfluß zum Prozeß bestimmenden Stellorgans wird unter Berücksichtigung
von gegebenenfalls weiteren Einflußgrößen, wie Kompressoransaugdruck und Kompressoraustrittsdruck
und Kompressoransaugtemperatur sowie dem Prozeßdruck, eine Steuermatrix ermittelt.
Anhand der Steuermatrix wird bei einer schnellen transienten Arbeitspunktänderung
die erforderliche Position des Pumpgrenzregelventils sowie des Bypaßventils, des Saugdruckregelventils
und des Stellantriebes für die Kompressoreintrittsschaufeln direkt ermittelt. Die
ermittelte Steuergröße wird dann dem Pumpgrenzregelventil, dem Saugdruckregler, dem
Enddruckregler und dem Bypaßregler direkt als Stellgröße aufgeschaltet.
[0005] Weiterhin ist aus der EP 0 757 180 B1 ein Verfahren zur Vermeidung von Reglerinstabilitäten
an Pumpgrenzregelungen zum Schutz eines Turboverdichters vor Pumpen bei groß gewählter
Proportionalverstärkung des Pumpgrenzreglers mittels Abblasen über ein Abblaseventil
bekannt. Die zeitliche Steuerung der Schließgeschwindigkeit des Abblaseventils erfolgt
dabei durch einen asymmetrisch aufgebauten Gradientenbegrenzer, wobei in Öffnungsrichtung
keine zeitliche Begrenzung wirksam ist. In Schließrichtung ist jedoch eine parametrierbare
zeitliche Begrenzung des Schließvorganges des Abblaseventils vorgesehen.
[0006] Bei den bekannten Verfahren wird davon ausgegangen, dass die Lage der Pumpgrenze
im Kennfeld des Kompressors bekannt ist. Die Koordinaten des Arbeitspunktes im Kennfeld
werden üblicherweise als Kompressionsarbeit oder Enthalpiedifferenz oder Förderhöhe
über dem Ansaugvolumenstrom aufgetragen. Dabei müssen die Parameter der jeweiligen
Größen ebenfalls bekannt sein.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum sicheren
Betreiben eines Turbokompressors anzugeben, der in der Lage ist, auch Gase mit unterschiedlicher
Zusammensetzung sicher zu verarbeiten, die insbesondere hinsichtlich der Größen für
die Gaskonstante R und den Isentropenexponent k nicht hinreichend bekannt ist.
[0008] Die zugrundeliegende Aufgabe wird dadurch gelöst, dass die verschiedenen Zusammensetzungen
der Gase mit dem Einfluss auf die Lage der Pumpgrenze und damit auch auf die Lage
der Pumpgrenzregellinie kompensiert werden, indem innerhalb der Pumpgrenzregelung
für die Erfassung von Förderhöhe (Enthalpiedifferenz) Δ h und Volumenstrom V vorbestimmte
Auslegungswerte für Gaskonstante R, Isentropenexponent k und Kompressibilitätszahl
z verwendet werden und in Form einer vorbestimmten Pumpgrenzlinie (Fig. 2, Fig. 4)
innerhalb der Pumpgrenzregelung abgebildet werden, wobei Sollwert und Istwert für
die Pumpgrenzregelung aus der Abbildung ermittelt werden und der Kompressor mit den
ermittelten Soll- und Istwerten für die Pumpgrenzregelung mit einem minimal erforderlichen
Abstand zur Pumpgrenze betrieben wird.
[0009] Weiterhin hat sich als vorteilhaft erwiesen, dass eine Anzahl von Kennlinien mit
jeweils konstanter Drehzahl oder mit jeweils konstanter Geometrie (Leitschaufelstellung
oder Stellung einer Drosselarmatur) abgebildet wird, wobei eine Kurvenschar jeweils
mit Pumpgrenzregellinien für eine konstante Drehzahl oder konstante Kompressorgeometrie
beschrieben wird, dass zwischen den verschiedenen Kurven interpoliert und die Pumpgrenzregellinie
bei jeder Drehzahl oder Kompressorgeometrie korrekt ermittelt wird und der Pumpgrenzregler
mit dem minimal erforderlichen Abstand zur Pumpgrenze betrieben wird.
[0010] Darüber hinaus hat sich als besonders vorteilhaft herausgestellt, dass anstelle der
Interpolation zwischen verschiedenen Pumpgrenzregellinien eine einzige "fiktive" Regellinie
abgebildet wird, deren Lage vom Kennfeld abhängig ist und von den am weitesten rechts
liegenden Pumppunkten bestimmt wird.
[0011] Alternativ ist das Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbokompressoren mit einer
Pumpgrenzregelung und einem Pumpgrenzregelventil in vorteilhafter Weise anwendbar,
bei dem der Kompressor Gase mit unterschiedlicher Zusammensetzung fördert und die
Zusammensetzung der einzelnen Gase (Molekulargewicht) das Kennfeld des Turbokompressors
und damit die Lage der Pumpgrenze im Kennfeld unbeeinflußt läßt, wobei innerhalb der
Pumpgrenzregelung für die Erfassung von Förderhöhe Δ h und Volumenstrom V ein vorbestimmter
Auslegungswert für Gaskonstante R, Isentropenexponent k und Kompressibilitätszahl
z verwendet wird und in Form einer vorbestimmten Pumpgrenzlinie (Fig. 1) innerhalb
der Pumpgrenzregelung abgebildet wird, wobei der Sollwert für die Pumpgrenzregelung
aus der Abbildung ermittelt und der Istwert aus erfaßten Meßgrößen berechnet werden
und der Kompressor mit den ermittelten Soll- und Istwerten für die Pumpgrenzregelung
mit einem minimal erforderlichen Abstand zur Pumpgrenze betrieben wird.
[0012] In der Pumpgrenzregelung als einer der wesentlichen Maschinenschutzeinrichtungen
für Turbokompressoren wird von der Lage der Pumpgrenze im Kennfeld eines Kompressors
Gebrauch gemacht. Innerhalb der Pumpgrenzregelung wird aus der Enthalpiedifferenz
der minimal zulässige Durchfluß durch den Kompressor als Sollwert für den Pumpgrenzregler
ermittelt. Bei Kenntnis von Enthalpiedifferenz und Volumenstrom ist dann eine korrekte
Pumpgrenzregelung und damit ein sicherer Maschinenschutz möglich.
[0013] Die Formeln zur Bestimmung der Koordinaten von Enthalpiedifferenz delta h oder Δh
und Volumenstrom V lauten:

und

wobei
R gleich Gaskonstante
k gleich Isentropenexponent
z gleich Kompressibilitätszahl
T
1 gleich Temperatur Saugseite
p
1 gleich Druck auf Saugseite
p
2 gleich Druck auf Druckseite
K gleich Parametrierkonstante für Durchfluß
Δp
1 gleich Differenzdruck über Wirkdrucksensor auf Saugseite
[0014] Die Parameter R und k sowie auch z sind von der Gaszusammensetzung abhängig. R ist
die Gaskonstante, k ist der Isentropenexponent und z die Kompressibilitätszahl. Üblicherweise
ist die Zusammensetzung des vom Kompressor verdichteten Gases bekannt. In den allermeisten
Fällen wird nur ein Gas verdichtet, z.B. Luft, Stickstoff oder ein Prozessgas mit
zeitlich unveränderlicher Zusammensetzung in einem chemischen Prozess. Die Größen
R, k und z sind über die gesamte Betriebsdauer des Kompressors konstant und können
daher als Konstanten in den Formeln zur Berechnung von Enthalpiedifferenz und Volumenstrom
berücksichtigt werden. Die Größen Enthalpiedifferenz und Volumenstrom werden in diesem
Fall physikalisch korrekt erfaßt.
[0015] In einigen Anwendungen, insbesondere in der chemischen Industrie, sind jedoch auch
Verfahren bekannt, in denen sich die Zusammensetzung des Gases über die Zeit ändern
kann. Die Größen R, k und z sind dann nicht mehr konstant, sondern diese müssen als
zeitlich veränderliche Variable betrachtet werden. Sofern die Größen R, k und z jeweils
als bekannt vorauszusetzen oder jederzeit meßtechnisch genau bestimmbar sind, können
diese innerhalb der zugrundeliegenden Formeln berücksichtigt werden. Enthalpiedifferenz
und Volumenstrom werden dann auch in diesen Fällen jeweils physikalisch korrekt bestimmt.
Ein sicherer Maschinenschutz mittels korrekt ermittelter Größen für Sollwert und Istwert
ist möglich.
[0016] In anderen Anwendungsfällen werden dagegen Kompressoren mit variabler Gaszusammensetzung
betrieben, deren Zusammensetzung im Einzelfall nicht bekannt ist. Je nach Zusammensetzung
des Gases ergibt sich bei verschiedenen Kompressoren ein anderer Verlauf der Pumpgrenze,
der innerhalb der Pumpgrenzregelung zu berücksichtigen ist. Ohne Kenntnis der Gasparameter
R, k und z ist die Berücksichtigung eines anderen Verlaufs der Pumpgrenze jedoch normalerweise
nicht möglich.
[0017] Das vorliegende Verfahren ist deshalb bei den Kompressoren einzusetzen, bei denen
der Verlauf der Pumpgrenze bzw. der Pumpgrenzregellinie im Kennfeld eine Abhängigkeit
von zumindest einer Gaszusammensetzung aufweist.
[0018] Nachfolgend wird ein Verfahren angegeben, mit dessen Hilfe es möglich ist, auch bei
fehlender Kenntnis der Gaszusammensetzung die Differenz aus Sollwert und Istwert für
die Pumpgrenzregelung exakt zu bestimmen und damit den Kompressor optimal vor einem
Betrieb im instabilen Bereich zu schützen.
[0019] Das Verfahren wird nachfolgend anhand von Ausführungsbeispielen beschrieben, deren
charakteristische Kennlinien jeweils dargestellt sind. Zum besseren Verständnis wird
das Verfahren zunächst für einen Kompressor mit konstanter Drehzahl und konstanter
Geometrie (feste Leitschaufeln und ohne Drosselarmatur) beschrieben. Anschließend
wird das Verfahren verallgemeinert für beliebige Kompressoren. Es zeigen:
- Fig. 1
- die Kennlinie eines Kompressors mit konstanter Drehzahl und feststehender Geometrie;
- Fig. 2
- Kennlinien eines Kompressors für zwei Gase;
- Fig. 3
- Kennlinien eines Kompressors für fünf verschiedene Gase;
- Fig. 4
- Kennlinien eines Kompressors für ähnlich verschiedene Gase wie in Fig. 3;
- Fig. 5
- Kennlinien eines Kompressors für verschiedene Winkel der verstellbaren Leitschaufeln;
- Fig. 6
- Kennlinien eines Kompressors bei prozentualer Nenndrehzahl für zwei Gase und
- Fig. 7
- Regelkennlinien eines Kompressors mit Pumpgrenzen zweier Gase und eine gewählte Regellinie.
[0020] Fig. 1 zeigt die Kennlinie eines Kompressors mit konstanter Drehzahl und feststehender
Geometrie.
[0021] Es gibt Kompressoren, bei denen das Kennfeld gemäß Fig. 1 unabhängig von der Gaszusammensetzung
ist. Die Kennlinie im Kennfeld delta h über V ist derart ausgebildet, dass diese allgemeine
Gültigkeit für alle geförderten Gase besitzt.
[0022] Andere Kompressoren sind derart konstruiert, dass sich für jede Gaszusammensetzung
eine andere Kennlinie mit einem anderen Pumpgrenzpunkt ergibt.
[0023] Fig. 2 zeigt beispielsweise die Kennlinie eines Kompressors, dessen Kennlinienverlauf
und damit auch die Lage des Pumpgrenzpunktes abhängig ist von der Gaszusammensetzung.
[0024] Der wesentliche Unterschied zwischen dem Fall gemäß Fig. 1 und Fig. 2 besteht nun
darin, dass bei einer universell gültigen Kennlinie gemäß Fig. 1 die Kennlinie und
damit der Pumpgrenzpunkt nur für eine Gaszusammensetzung errechnet zu werden braucht.
Bei den Abnahmemessungen im Prüffeld braucht der Verlauf der Kennlinie nur für ein
Gas verifiziert zu werden.
[0025] Wenn für jede Gaszusammensetzung, wie in Fig. 2 gezeigt, eine andere Kennlinie wirksam
wird, ist der Kompressor thermodynamisch für alle vorkommenden Gaszusammensetzungen
oder zumindest für einige repräsentative Gaszusammensetzungen auszulegen. Im Prüffeld
sind die Kennlinien dann durch entsprechende Messungen mit verschiedenen Gasen zu
verifizieren.
[0026] Für das nachfolgend beschriebene Verfahren ist der aufgezeigte Unterschied nicht
von besonderer Bedeutung. Der Unterschied wird lediglich der Vollständigkeit halber
erwähnt.
[0027] Nachfolgend soll zunächst von einem Kompressor gemäß Fig. 1 ausgegangen werden.
[0028] Zur Bestimmung der Lage des Arbeitspunktes im Kennfeld ist die genaue Bestimmung
von Förderhöhe delta h und Volumenstrom V erforderlich. Dadurch kann die Lage des
aktuellen Arbeitspunktes relativ zum Pumpgrenzpunkt erfaßt werden. Das setzt aufgrund
der bekannten Formeln für die Förderhöhe delta h und den Volumenstrom V eine genaue
Kenntnis von den Größen R, k und z voraus. Diese Größen sind jedoch häufig nicht bekannt.
Daher wird davon ausgegangen, dass die Größen R, k und z meßtechnisch nicht erfassbar
und zur Bestimmung von delta h und V nicht als bekannt einzusetzen sind. Bei der Bestimmung
des Arbeitspunktes kann demnach nur ein einziger Parametersatz für R, k und z herangezogen
werden. Unterschiedliche Parametersätze können nicht verwendet werden, da kein Kriterium
vorliegt, nach dem zwischen den verschiedenen Parametersätzen umgeschaltet werden
kann.
[0029] Üblicherweise werden zur Umschaltung auf verschiedene Parametersätze die Daten der
Gaszusammensetzung verwendet, mit welcher der Kompressor die meiste Zeit betrieben
wird, oder es werden die Werte der Gaszusammensetzung verwendet, für die der Kompressor
ausgelegt wurde (nachfolgend auch Auslegungswerte genannt). Solange das geförderte
Gas in seiner Zusammensetzung genau der Auslegung entspricht, wird die Lage des Arbeitspunktes
im Kennfeld auch korrekt erfaßt.
[0030] Hat sich dagegen die Zusammensetzung des Gases geändert, kann wegen der meßtechnisch
nicht erfaßbaren Größen R, k und z ein vorgesehener Rechner zur Bestimmung von Förderhöhe
delta h und Volumenstrom V diese Werte nicht mehr korrekt bestimmen. Statt der korrekten
Werte für R, k und z verwendet der Rechner lediglich nicht korrekt vorgegebene Werte.
Es stellt sich ein Fehler ein, dessen Größe abhängig ist von der Abweichung der aktuellen
Gaszusammensetzung von den in den Berechnungsformeln für delta h und V verwendeten
Auslegungswerten.
[0031] Die Kennlinie aus Fig. 1 läßt sich unter Kenntnis der angenommenen Fehler aufgrund
der meßtechnisch nicht erfaßbaren Größen von R, k und z in "fiktive" Kennlinien umwandeln.
Dann entstehen die Kennlinien, die der Pumpgrenzregler unter Verwendung der nicht
korrekt vorgegebenen Werte für R, k und z ermittelt.
[0032] Fig. 3 zeigt den Verlauf der jeweiligen Kompressorkennlinien für verschiedene Gaszusammensetzungen
gemäß Fig. 1, wie der Verlauf von einem Pumpgrenzregler ohne Kenntnis der tatsächlichen
Gaszusammensetzung erfaßt wird. Für jedes Gasgemisch ergibt sich eine andere Kennlinie
mit einem anderen Pumpgrenzpunkt. Aus dem Pumpgrenzpunkt in Fig. 1 werden verschiedene
Pumpgrenzpunkte, die sich durch eine Linie verbinden lassen. Aus dem Pumpgrenzpunkt
in Fig. 1 wird somit eine "fiktive" Pumpgrenzlinie.
[0033] Innerhalb der Pumpgrenzregelung läßt sich die fiktive Pumpgrenzlinie nachbilden,
und dem Schutzsystem des Kompressors (Pumpgrenzregelung) kann eine Regellinie gemäß
der "fiktiven" Pumpgrenzlinie vorgegeben werden. Hierzu werden normale Merkmale der
Pumpgrenzregelung verwendet. Jede Pumpgrenzregelung ist z.B. ausgelegt, einen Kompressor
mit variabler Drehzahl oder variabler Geometrie zu regeln. Jeder solcher Kompressoren
wird durch ein Kennfeld mit verschiedenen Drehzahlkennlinien oder verschiedenen Geometrien
(Leitschaufelstellung oder Drosselklappenstellung) beschrieben. Jede der Kennlinien
eines solchen "normalen" Kompressors endet in einem Pumpgrenzpunkt. Die Verbindung
solcher Pumpgrenzpunkte ergibt die Pumpgrenzlinie. Analog hierzu ergibt sich für einen
Kompressor mit fester Geometrie und fester Drehzahl bei variabler Gaszusammensetzung
eine Pumpgrenzlinie von gleicher Ausprägung. Der Pumpgrenzregler bedarf also keiner
zusätzlichen Merkmale, um auch den Fall beliebiger variabler Gaszusammensetzung bei
fester Geometrie und fester Drehzahl abzudecken.
[0034] Das Verfahren arbeitet nach der Methode, dass der Regelungsfehler, der sich beim
Pumpgrenzregler eines Kompressors aufgrund der nicht bekannten tatsächlichen Gaszusammensetzung
ergibt, bei der Ermittlung der "fiktiven" Pumpgrenze vorherbestimmt wird. Dem Pumpgrenzregler
wird der sich zwangsläufig ergebende Fehler somit vorab überlagernd durch den vorgesehenen
Rechner aufgeschaltet, bei dem der auftretende Fehler vorab berücksichtigt worden
ist. Der Kompressor kann durch die vorherige Berücksichtigung der auftretenden Fehler
beim Betrieb eines Kompressors mit verschiedenen Gasen sicher und genau geschützt
werden, auch wenn die Gaszusammensetzung des tatsächlich geförderten Gases gar nicht
bekannt ist.
[0035] Das Verfahren läßt sich auch bei einem Kompressor anwenden, dessen Kennlinienverlauf
eine Abhängigkeit von der Gaszusammensetzung gemäß Fig. 2 aufweist. Für die Bestimmung
der Größen delta h und V beim Pumpgrenzregler sollen beispielhaft die Daten für die
Gaszusammensetzung verwendet werden, mit welcher der Kompressor häufig betrieben wird.
Die entsprechenden Daten seien die gemäß der oberen Kennlinie in Fig. 2.
[0036] In Fig. 4 sind ähnlich wie in Fig. 3 fünf Kennlinien aufgetragen. Die obere Kennlinie
entspricht exakt der oberen Kennlinie gemäß Fig. 3. Die anderen Kennlinien sind gegenüber
denen in Fig. 3 verschoben. Die Kennlinien wurden derart umgewandelt, dass statt der
korrekten Werte für R, k und z die gleichen Werte eingesetzt wurden, wie sie für die
anderen Kennlinien gelten. Damit entspricht die Darstellung in Fig. 4 der Darstellung
in Fig. 3. In beiden Fällen ergibt sich eine "fiktive" Pumpgrenze, die universelle
Gültigkeit besitzt, auch wenn die Zusammensetzung des aktuell geförderten Gases nicht
bekannt ist.
[0037] Aus der "fiktiven" Pumpgrenzlinie gemäß Fig. 3 und 4 lässt sich eine universelle
Regellinie herleiten, die den Kompressor auch ohne Kenntnis der Gaszusammensetzung
im gesamten Einsatzbereich optimal schützt.
[0038] Es ist gleichgültig, welcher Parametersatz für welche Gaszusammensetzung verwendet
wird, wichtig ist lediglich, dass stets der gleiche Parametersatz verwendet wird.
[0039] Der Zweck der Pumpgrenzregelung besteht darin, den Kompressor stets so dicht wie
möglich an der Pumpgrenze zu betreiben. Dazu wird eine Regeldifferenz aus minimal
zulässigem Durchfluss und aktuellem Durchfluss gebildet und dem Pumpgrenzregler aufgeschaltet.
Die fiktive Pumpgrenzregellinie erhält durch die Bildung einer Regeldifferenz einen
derartigen Verlauf, dass die auftretenden Rechenfehler aufgrund der nicht bekannten
Größen R, k und z einer Gaszusammensetzung bei der Bestimmung von delta h und aktuellem
Volumenstrom V sich gegenseitig aufheben.
[0040] Wird die so ermittelte Pumpgrenzregellinie innerhalb der Pumpgrenzregelung verwendet,
ist der Kompressor stets ausreichend vor Betrieb im instabilen Kennfeldbereich geschützt,
auch wenn die Gaszusammensetzung größeren Schwankungen unterworfen ist.
[0041] Etwas aufwendiger wird das Verfahren, wenn der Kompressor mit variabler Drehzahl
bzw. mit variabler Geometrie (Leitschaufeln, Dralldrossel oder Drosselarmatur) und
variabler Gaszusammensetzung betrieben wird. Bei Kompressoren einer solchen Bauart
ergibt sich allein bei konstanter Gaszusammensetzung schon eine Pumpgrenzlinie bzw.
eine Pumpgrenzregellinie. Bekanntermaßen darf der Kompressor niemals jenseits, d.h.
links der Pumpgrenzlinie betrieben werden. Damit dies sichergestellt werden kann,
wird eine Regellinie rechts von der Pumpgrenze in ausreichendem Sicherheitsabstand
derart positioniert, dass der Pumpgrenzregler auch unter extremen Betriebsbedingungen
den Kompressor stets außerhalb des Pumpgrenzbereichs betreiben kann.
[0042] Es gibt eine ganze Reihe von Turbokompressoren, insbesondere vielstufige Maschinen,
bei denen insbesondere der Verlauf der Pumpgrenzlinie im Kennfeld abhängig ist von
der Gaszusammensetzung.
[0043] Bei variabler Geometrie bzw. variabler Drehzahl und variabler Gaszusammensetzung
kann sich für jede Gaszusammensetzung ein anderer Verlauf der Pumpgrenzlinie bzw.
der Pumpgrenzregellinie ergeben. Aus der Pumpgrenzlinie bzw. der Pumpgrenzregellinie
wird eine Schar von Pumpgrenzlinien und Pumpgrenzregellinien.
[0044] Jede Kennlinie des ursprünglichen Kennfelds (Fig. 5) wird nach dem zuvor beschriebenen
Verfahren für die verschiedenen Gaszusammensetzungen vorherbestimmt. Aus dem Pumpgrenzpunkt
der Kennlinie ergibt sich eine Pumpgrenzlinie, die nur Gültigkeit für diese Drehzahl
bzw. diese Drosselklappenstellung oder Leitschaufelstellung hat. Eine Anwendung dieses
Verfahrens auf alle Kennlinien des Ursprungskennfelds führt zu einer Schar von Pumpgrenzlinien.
Jede dieser Linien gilt für eine Drehzahl oder Leitschaufelstellung oder Drosselklappenstellung.
Da Drehzahl und Stellung der Drosselklappe oder Leitschaufel meßtechnisch einfach
erfasst werden können, kann dem Pumpgrenzregler stets die für die jeweilige Drehzahl
und Drosselklappenstellung oder Leitschaufelstellung gültige Pumpgrenzlinie vorgegeben
werden. Zwischen den Kennlinien kann über die zentrale Rechnereinheit interpoliert
werden, so dass die Vorgabe nur für eine begrenzte Zahl von Kennlinien erfolgen muss.
[0045] Ein anderer, einfacherer Ansatz verzichtet auf die Messung von Drehzahl und Leitschaufelstellung
oder Drosselklappenstellung. Hierdurch wird der apparative Aufwand einfacher und damit
das Gesamtsystem kostengünstiger, allerdings wird der nutzbare Kennfeldbereich etwas
eingeschränkt, da bei diesem Verfahren stets vom ungünstigsten Fall ausgegangen wird.
[0046] Ein Vorteil des vereinfachten Ansatzes ist, dass eine klassische Pumpgrenzregelung
ohne jegliche Modifikation zum Schutz solcher Kompressoren eingesetzt werden kann.
Hierzu sind vorzugsweise die erforderlichen Pumpgrenzpunkte für die verschiedenen
Kompressorgeometrien bzw. Drehzahlen und die möglichen Gaszusammensetzungen in einem
gemeinsamen Kennfeld zu berücksichtigen. Hierdurch ergibt sich ein Pumpgrenzband.
Der Verlauf der für die Pumpgrenzregelung maßgebenden Pumpgrenzlinie ergibt sich durch
eine Verbindung der jeweils am weitesten rechts, d.h. bei den größten Volumenströmen
liegenden Pumpgrenzpunkte. Hierdurch ist sichergestellt, dass unabhängig von der jeweils
gefahrenen, aber unbekannten Gaszusammensetzung ein ausreichender Sicherheitsabstand
zur aktuellen Pumpgrenze besteht.
[0047] Fig. 6 zeigt die beiden Kennfelder einer Pumpgrenzregelung bei prozentualer Nenndrehzahl
für zwei Gase.
[0048] Fig. 7 zeigt die Lage der vorherbestimmten "fiktiven" Pumpgrenzlinien für die beiden
Gase sowie die zugehörige gewählte Regellinie, deren Lage sich an der am weitesten
rechts liegenden Pumpgrenze orientiert.
[0049] Durch die Änderung der Gaszusammensetzung erweitert sich die fiktive Pumpgrenzlinie
bzw. die universelle Pumpgrenzregellinie zu einem Kennfeld fiktiver Pumpgrenzlinien
bzw. universeller Regellinien.
[0050] Dargestellt sind die Kennfelder fiktiver Pumpgrenzlinien oder universeller Regellinien
in den Fig. 5 und 6. Aus der Kennlinie in Fig. 1 wird aufgrund der variablen Drehzahl
bzw. der variablen Geometrie das Kennfeld gemäß Fig. 5. Jede dieser Kennlinien (für
feste Gaszusammensetzung) gemäß Fig. 5 läßt sich nach dem oben beschriebenen Verfahren
in ein Kennfeld (für variable Gaszusammensetzung) umwandeln. Da jede der Kennlinien
durch einen Pumppunkt begrenzt wird, ergibt sich in jedem der Kennfelder eine Pumpgrenzlinie.
Da jede Kennlinie in Fig. 5 durch eine feste Drehzahl und eine feste Kompressorgeometrie
gekennzeichnet ist, wird auch jedes Kennfeld in Fig. 6 und damit jede Pumpgrenzlinie
in Fig. 6 durch eine feste Drehzahl und eine feste Kompressorgeometrie charakterisiert.
[0051] Da sowohl Drehzahl als auch Kompressorgeometrie (veränderbar durch verstellbare Leitschaufeln
oder Drosselarmaturen) meßtechnisch leicht erfassbar sind, kann durch Messung der
Drehzahl und der Kompressorgeometrie stets die für die jeweilige Betriebsweise relevante
Kennlinie ausgewählt werden.
[0052] Dabei können Betriebspunkte zwischen zwei Kennlinien durch numerische Interpolation
genau bestimmt werden.
1. Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbokompressoren mit einer Pumpgrenzregelung
und einem Pumpgrenzregelventil, wobei der Kompressor Gase mit unterschiedlicher Zusammensetzung
fördert und die Zusammensetzung des Gases (Molekulargewicht) das Kennfeld des Turbokompressors
und damit die Lage der Pumpgrenze im Kennfeld beeinflußt, dadurch gekennzeichnet, dass die verschiedenen Zusammensetzungen der Gase mit dem Einfluss auf die Lage der Pumpgrenze
und damit auch auf die Lage der Pumpgrenzregellinie kompensiert werden, indem innerhalb
der Pumpgrenzregelung für die Erfassung von Förderhöhe Δ h und Volumenstrom V vorbestimmte
Auslegungswerte für Gaskonstante R, Isentropenexponent k und Kompressibilitätszahl
z verwendet werden und in Form einer vorbestimmten Pumpgrenzlinie (Fig. 2, Fig. 4)
innerhalb der Pumpgrenzregelung abgebildet werden, wobei Sollwert und Istwert für
die Pumpgrenzregelung aus der Abbildung ermittelt werden und der Kompressor mit den
ermittelten Soll- und Istwerten für die Pumpgrenzregelung mit einem minimal erforderlichen
Abstand zur Pumpgrenze betrieben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass eine Anzahl von Kennlinien mit konstanter Drehzahl oder mit konstanter Geometrie
(Leitschaufelstellung oder Stellung einer Drosselarmatur) abgebildet wird, wobei eine
Kurvenschar jeweils mit Pumpgrenzregellinien für eine konstante Drehzahl oder konstante
Kompressorgeometrie beschrieben wird, dass zwischen den verschiedenen Kurven interpoliert
und die Pumpgrenzregellinie bei jeder Drehzahl oder Kompressorgeometrie korrekt ermittelt
wird und der Pumpgrenzregler mit dem minimal erforderlichen Abstand zur Pumpgrenze
betrieben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass anstelle der Interpolation zwischen verschiedenen Pumpgrenzregellinien eine einzige
"fiktive" Regellinie abgebildet wird, deren Lage vom Kennfeld abhängig ist und von
den am weitesten rechts liegenden Pumppunkten bestimmt wird.
4. Verfahren zum sicheren Betreiben von Turbokompressoren mit einer Pumpgrenzregelung
und einem Pumpgrenzregelventil, wobei der Kompressor Gase mit unterschiedlicher Zusammensetzung
fördert und die Zusammensetzung der einzelnen Gase (Molekulargewicht) das Kennfeld
des Turbokompressors und damit die Lage der Pumpgrenze im Kennfeld unbeeinflußt läßt,
dadurch gekennzeichnet, dass innerhalb der Pumpgrenzregelung für die Erfassung von Förderhöhe Δ h und Volumenstrom
V ein vorbestimmter Auslegungswert für Gaskonstante R, Isentropenexponent k und Kompressibilitätszahl
z verwendet wird und in Form einer vorbestimmten Pumpgrenzlinie (Fig. 1) innerhalb
der Pumpgrenzregelung abgebildet wird, wobei Sollwert und Istwert für die Pumpgrenzregelung
aus der Abbildung ermittelt werden und der Kompressor mit den ermittelten Soll- und
Istwerten für die Pumpgrenzregelung mit einem minimal erforderlichen Abstand zur Pumpgrenze
betrieben wird.