[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Lautsprechersystem mit einem Gehäuse, einem
in einer ersten Öffnung des Gehäuses eingefügten Lautsprecher und einer zweiten Öffnung,
die mit einer Rückseite des Lautsprechers über einen Gang kommuniziert. Derartige
Lautsprechersysteme sind als Reflexboxen bekannt; sie ermöglichen eine Erhöhung der
Schallabstrahlungsleistung im Vergleich zu Lautsprechersystemen ohne einen solchen
Gang, indem die in dem Gang stehende Luft effizient zu Schwingungen mit hoher Schnelle
angeregt wird.
[0002] Ein derartiges Lautsprechersystem, bei der der Gang zwischen der Lautsprecherrückseite
und der zweiten Öffnung eine Wendelstruktur hat, ist aus JP 1 010 829 1A bekannt.
Die Wendel dient hier dazu, in einem begrenzten Volumen des Lautsprechergehäuses einen
Gang von großer Länge unterzubringen. Das Abstrahlungsverhalten des Schalls an der
quer zur Wendelachse ausgerichteten zweiten Öffnung ist durch die Wendel nicht beeinflusst.
[0003] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist, ein Lautsprechersystem mit hohem Wirkungsgrad
und geringer Verzerrung insbesondere im unteren Frequenzbereich zu schaffen.
[0004] Die Aufgabe wird durch ein Lautsprechersystem mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst.
Der gewendelte Gang dieses Lautsprechersystems induziert eine Wirbelbewegung der in
dem Gang zu Schwingungen angeregten Luft um die Wendelachse. Da die zweite Gehäuseöffnung
in Verlängerung der Achse angeordnet ist, pflanzt sich bei dem erfindungsgemäßen Lautsprechersystem
die von dem gewendelten Gang induzierte Wirbelbewegung der Luft bis zu der zweiten
Öffnung und darüber hinaus in den freien Raum fort.
[0005] Der gewendelte Gang kann in einfacher Weise durch ein zylindrisches Rohrstück und
eine Mehrzahl von in dem Rohrstück angeordneten, radial orientierten Wänden gebildet
sein. Je nach Zahl dieser Wände ergibt sich eine Unterteilung des gewendelten Gangs
in zwei oder mehrere Kanäle.
[0006] Vorzugsweise sind die Wände als Teil eines in das Rohrstück eingefügten Schraubenkörpers
ausgebildet. Ein solcher gewendelter Gang ist einfach zu fertigen. Denkbar wäre auch,
die Wände einteilig mit dem Rohrstück, z.B. als Strangpressprofil, auszubilden.
[0007] Vorzugsweise bilden die Wände gemeinsam einen Querschnitt in Form eines Sterns mit
n = 3, 4, ... Spitzen oder einer geraden Linie, d.h. eines "degenerierten" Sterns
mit n = 2 Spitzen.
[0008] Die Drehung der Spitzen des Sterns zwischen entgegengesetzten Längsenden der Wendel
beträgt vorzugsweise zwischen π/n und 3π/n, besonders bevorzugt ca. 2 π/n. Dies ist
die Mindestdrehung der Spitzen, die erforderlich ist, um einen geradlinigen Durchgang
von Luft durch den gewendelten Gang parallel zur Achse auszuschließen.
[0009] Die Steigung des gewendelten Gangs ist vorzugsweise größer als sein Durchmesser,
so dass die Schwingrichtung der Luft in dem gewendelten Gang überwiegend axial ist
und eine gute Ausrichtung der Schallabstrahlung in axialer Richtung gewährleistet.
[0010] Zur Bekämpfung von Turbulenz am Ausgang des gewendelten Ganges in Höhe der zweiten
Öffnung des Gehäuses ist dort vorzugsweise ein in das Innere des Gehäuses hinein verjüngter
Körper angeordnet. Dieser Körper kann insbesondere einteilig mit den Wänden ausgebildet
sein. Vorzugsweise hat er eine Rotationssymmetrie in Bezug auf die Wendelachse.
[0011] Vorzugsweise ist auch der gewendelte Gang in Höhe des verjüngten Körpers ins Innere
des Gehäuses hinein verjüngt.
[0012] Auch an einer in einen Innenraum des Gehäuses mündenden Öffnung des gewendelten Gangs
kann ein solcher verjüngter Körper angeordnet sein.
[0013] Als günstig hat sich auch erwiesen, dem verjüngten Körper eine aerodynamisch geformte
Spitze zu geben, wobei deren Länge vorzugsweise wenigstens so groß wie ihr Durchmesser
sein sollte.
[0014] Weitere Merkmale und Vorteile der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung
von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die beigefügten Figuren. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Schnitt durch eine erfindungsgemäße Lautsprecherbox entlang der in Fig. 2 mit
I-I bezeichneten Ebene;
- Fig. 2
- eine perspektivische Ansicht der Lautsprecherbox;
- Fig. 3
- einen Schnitt durch den gewendelten Gang gemäß einer zweiten Ausgestaltung der Erfindung;
- Fig. 4
- eine perspektivische Ansicht des Schraubenkörpers aus Fig. 3;
- Fig. 5
- einen Schnitt durch den gewendelten Gang gemäß einer dritten Ausgestaltung der Erfindung;
und
- Fig. 6
- einen Schnitt durch den gewendelten Gang gemäß einer vierten Ausgestaltung der Erfindung.
[0015] Als erstes Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Lautsprechersystem zeigen
die Fig. 1 und 2 im Schnitt bzw. in einer perspektivischen Ansicht eine Lautsprecherbox
1, an deren Vorderseite drei Öffnungen gebildet sind, eine große Öffnung 2, in der
ein Basslautsprecher 3 montiert ist, eine kleine Öffnung 4, in der sich ein Hochtonlautsprecher
5 befindet, und eine weitere kleine Öffnung 6, in der eine Resonatoranordnung 7 angebracht
ist.
[0016] Der Schnitt der Fig. 1 verläuft entlang einer in Fig. 2 mit I-I bezeichneten, geknickten
Ebene, die die Resonatoranordnung 7 und den Basslautsprecher 3 jeweils axial schneidet.
Die Resonatoranordnung umfasst in an sich bekannter Weise ein zylindrisches, an beiden
Enden offenes Resonatorrohr 8. Ein Ende des Resonatorrohrs 8 ist an der Vorderseite
des Gehäuses 1 befestigt, das andere Ende ragt in dessen Innenraum hinein. Die Besonderheit
der Resonatoranordnung 7 ist ein Schraubenkörper 9, bei diesem Ausführungsbeispiel
mit n = 4 Wänden 10, die einander entlang einer Längsachse A des Resonatorrohrs 8
berühren und deren Außenränder jeweils einen schraubenlinienförmigen Verlauf aufweisen.
Die vier Wände 10 bilden hier einen Querschnitt quer zur Achse A in Form eines vierzackigen
Sterns oder Kreuzes. Andere Zahlen von Wänden bzw. Zacken des Sterns sind ohne Weiteres
möglich.
[0017] Die vier Wände 10 des Schraubenkörpers 9 beschreiben jeweils über dessen Länge hinweg
eine Vierteldrehung, so dass ein geradliniger Weg parallel zur Achse A entlang des
Schraubenkörpers 9 nicht existiert und in dem von Resonatorrohr 8 und Schraubenkörper
9 gebildeten gewendelten Gang oszillierende Luft sich nicht nur entlang der Achse
A bewegt, sondern darüber hinaus auch zu einer Wirbelbewegung um die Achse A herum
gezwungen wird.
[0018] Bei der Ausgestaltung der Fig. 1 sind das Resonatorrohr 8 und der Schraubenkörper
9 zweiteilig ausgebildet, und der Schraubenkörper 9 ist in dem Rohr 8 durch in der
Figur nicht dargestellte, dünne Speichen gehalten. Denkbar wäre auch, Resonatorrohr
und Schraubenkörper einteilig, z.B. in Form eines Strangpressprofils, auszubilden,
wobei eine Wendelung der inneren Wände 10 durch eine entsprechende schräge Orientierung
der die Wände formenden Schlitze einer Strangpressdüse zu erzielen wäre. Bei einer
solchen einteiligen Ausbildung der Resonatoranordnung könnte auch die in Fig. 1 und
2 vorhandene Verbindung der Wände untereinander entlang der Achse A entfallen und
der Querschnitt der Resonatoranordnung 7 in der Umgebung der Achse A freigelassen
werden, da eine Verwirbelung der Luft in diesem achsnahen Bereich ohnehin gering ist
und wenig zum Abstrahlverhalten des Lautsprechersystems beiträgt.
[0019] Fig. 3 zeigt in einer Detailvergrößerung eine Resonatoranordnung 7 gemäß einer Weiterentwicklung
der Erfindung. Bei dieser Ausgestaltung greift in Höhe der Öffnung 6 des Gehäuses
ein kegelähnlicher, ins Innere des Gehäuses 1 hinein sich verjüngender Körper 11 ein.
Nach außen hin ist der Körper durch eine flach gewölbte Kappe 15 abgeschlossen. Der
Körper 11 ist hier einteilig mit den Wänden 10 ausgebildet und durch diese symmetrisch
zur Achse A gehalten. Dieser Körper 11 zwingt den im Resonatorrohr 8 schwingende Luft
in der Nähe der Öffnung 6 auf Bahnen mit einem im Vergleich zum Innern des Rohrs 8
vergrößerten Durchmesser und damit mit einem bezüglich der Achse A vergrößerten Drehimpuls.
[0020] Fig. 4 zeigt eine perspektivische Ansicht des Schraubenkörpers 9 von der Rückseite
her, wobei die eingezeichneten Netzlinien lediglich dazu dienen, die dreidimensionale
Struktur des Schraubenkörpers 9 bzw. des verjüngten Körpers 11 deutlicher zu machen.
[0021] Während der verjüngte Körper 11 aus Fig. 3 zur Außenseite des Gehäuses hin praktisch
flach oder allenfalls mit einer geringen Wölbung abschließt, ist bei der Ausgestaltung
der Fig. 5 der verjüngte Körper 11 nach außen hin durch eine aerodynamisch geformte,
um die Achse A rotationssymmetrische Kappe 12 verlängert. Die Kappe 12 begünstigt
eine turbulenzfreie und damit effektive Ausbreitung der Schallschwingungen aus dem
Resonatorrohr 8 hinaus entlang der Achse A und ermöglicht so einen besonders hohen
Wirkungsgrad des Lautsprechersystems bei Abstrahlung entlang der Achse A.
[0022] Eine weitere Verbesserung des Turbulenzverhaltens wird mit der in Fig. 6 gezeigten
Ausgestaltung erzielt, bei der ein verjüngter Körper 11' und eine Kappe 12' jeweils
symmetrisch zu den entsprechend in Höhe der Öffnung 6 des Gehäuses angeordneten Elementen
11, 12 vorgesehen sind. Auch das Resonatorrohr 8 weist an seinem inneren Ende eine
zum an der Gehäusewand befestigten äußeren Ende symmetrische trichterartige Aufweitung
16 auf.
[0023] Die Abmessungen des Resonatorrohrs 8 können nach den für die Berechnung von Bassreflexboxen
bekannten Regeln ermittelt werden. Der maximale Durchmesser D1 des verjüngten Körpers
11 ist ca. zweimal so groß wie der Durchmesser D2 des Resonatorrohrs 8. Die Länge
der Kappe 12 entlang der Achse A ist geringfügig größer als der Durchmesser D1, und
die Schallaustritts-Querschnittsfläche zwischen den äußeren Rändern 13, 14 des verjüngten
Körpers 11 bzw. des Resonatorrohrs 8 sind größer als der freie Querschnitt des Resonatorrohrs
8 beim Durchmesser D2.
[0024] Bei den hier gezeigten Beispielen hat der Schraubenkörper 9 jeweils einen rechtshändigen
Drehsinn. Selbstverständlich ist bei einem einzelnen Lautsprecher der Drehsinn für
die akustischen Eigenschaften nicht entscheidend, so dass sowohl ein rechtshändiger
als auch ein linkshändiger Schraubenkörper verwendet werden kann. Bei einem Lautsprecherpaar
für Stereobetrieb kann es zweckmäßig sein, jeweils an einem Lautsprecher einen rechtshändigen
Schraubenkörper und am anderen einen linkshändigen Schraubenkörper zu verwenden.
1. Lautsprechersystem mit einem Gehäuse (1), einem in einer ersten Öffnung (2, 4) des
Gehäuses eingefügten Lautsprecher (3, 5), und einer zweiten Öffnung (6), die mit einer
Rückseite des Lautsprechers (3, 5) über einen entlang einer Achse (A) gewendelten
Gang kommuniziert, dadurch gekennzeichnet, dass die zweite Öffnung (6) in Verlängerung der Achse (A) angeordnet ist.
2. Lautsprechersystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der gewendelte Gang durch ein zylindrisches Rohrstück (8) und eine Mehrzahl von in
dem Rohrstück angeordneten, radial orientierten Wänden (10) gebildet ist.
3. Lautsprechersystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Wände (10) Teil eines in das Rohrstück (8) eingefügten Schraubenkörpers (9) sind.
4. Lautsprechersystem nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Wände (10) gemeinsam einen Querschnitt in Form einer geraden Linie oder eines
Sterns mit n Spitzen, vorzugsweise vier Spitzen, bilden.
5. Lautsprechersystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehung der Spitzen des Sterns zwischen entgegengesetzten Längsenden der Wände
(10) zwischen π/n und 3π/n beträgt.
6. Lautsprechersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Steigung des gewendelten Gangs größer als sein Durchmesser ist.
7. Lautsprechersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in der zweiten Öffnung (6) ein ins Innere des Gehäuses hinein verjüngter Körper (11)
angeordnet ist.
8. Lautsprechersystem nach Anspruch 7 und Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der verjüngte Körper (11) einteilig mit den Wänden (10) ausgebildet ist.
9. Lautsprechersystem nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass in Höhe des verjüngten Körpers (11) der gewendelte Gang ins Innere des Gehäuses (1)
hinein verjüngt ist.
10. Lautsprechersystem nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der gewendelte Gang eine in einen Innenraum des Gehäuses (1) mündende Öffnung aufweist,
und dass in der Öffnung ein zu dem Gang hin verjüngter Körper (11') angeordnet ist.
11. Lautsprechersystem nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass der verjüngte Körper (11, 11') eine aerodynamisch geformte Spitze (12, 12') trägt.
12. Lautsprechersystem nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Länge der Spitze (12, 12') wenigstens so groß ist wie ihr Durchmesser.