[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Veredeln einer Holzwerkstoffplatte, insbesondere
MDF- oder HDF-Platte mit einer Oberseite und einer Unterseite. Solche Platten werden
beispielsweise für den Möbelbau verwendet. Aus ihnen können auch Paneele, insbesondere
Fußbodenpaneele hergestellt werden.
[0002] Fußbodenpaneele mit einer Trägerplatte aus Holzwerkstoff werden üblicherweise als
Laminatpaneele bezeichnet und sind seit vielen Jahren zur Substitution von Parkett
im Handel. Das gewünschte Dekor (Parkett, Holzmaserung, Fliesen, usw.) wird auf eine
Papierbahn aufgedruckt, die anschließend mit Harz beschichtet und auf eine Rolle aufgerollt
oder als Bogenware gestapelt wird. Die so vorgefertigte Dekorbahn wird bei dem Fußbodenhersteller
auf die Trägerplatte aufgelegt und verpresst. Durch das Aufdrucken des Dekors auf
die Papierbahn, das spätere Versiegeln der Papierbahn mit Kunstharz und das anschließende
Verbinden der Dekorschicht mit der Trägerplatte durch Druck und Temperatur verändert
sich die Papierbahn in ihren Abmessungen. Der Fachmann spricht davon, dass das Papier
wächst. Das Papier wächst sowohl in der Länge (Längenwachstum) als auch in der Breite
(Breitenwachstum). Wenn diese Dekorplatte nun zu einzelnen Paneelen zugeschnitten
werden soll, müssen das Längen- und Breitenwachstum berücksichtigt werden, weil anderenfalls
eine ungleiche Dekorverteilung auf den einzelnen Paneelen vorhanden wäre. Diese hätte
zur Folge, dass der aus einer ungleich verteilten Dekorschicht zusammengesetzte Fussboden
an den Verbindungskanten der Paneele Dekorsprünge aufweist. Selbst wenn solche Dekorsprünge
nur wenige Millimeter betragen, fallen sie bei der Betrachtung auf, was den ästhetischen
Eindruck negativ beeinflusst und damit die Qualität des ausgelegten Fußbodens mindert.
[0003] Um qualitätsgerecht produzieren zu können, muss das Papierwachstum erfasst und die
Säge, die die Paneele aus der Trägerplatte zurechtsägt, entsprechend eingestellt werden.
Eine manuelle Einstellung ist sehr zeitaufwändig. Die DE 100 19 054 C1 beschreibt
ein Verfahren zum Zuschneiden von Paneelen aus einer Trägerplatte, mit dem die Säge
automatisch an das Papierwachstum angepasst werden kann. Hierzu sind Kameras notwendig,
die die Ist-Lage definierter Dekorpunkte ermitteln. Die Ist-Lage wird dann mit der
Soll-Lage verglichen und die Abweichung des Breiten- oder Längenmaßes ermittelt, so
dass die Säge entsprechend eingestellt werden kann.
[0004] Um den Zuschnitt zu optimieren muss also ein hoher Aufwand betrieben werden, der
die Herstellung hochwertiger Paneele verteuert. Um die Optik des Laminatpaneels der
Optik eines Naturholzpaneels weiter anzupassen, kann in der Presse, in der die Dekorschicht
mit der Trägerplatte verpresst wird, eine ein Relief aufweisende Matrize vorgesehen
sein, die ein der Holzmaserung entsprechendes Relief in die Kunstharzschicht prägt.
Da das Papierwachstum nicht reproduzierbar ist, ist es nicht möglich, das Relief vollständig
in Übereinstimmung mit dem Dekor zu bringen. Die Fugen eines Fliesenspiegels können,
da hier Abweichungen sofort sichtbar wären, nicht in die Oberfläche geprägt werden.
[0005] Von dieser Problemstellung ausgehend soll ein Verfahren zum Veredeln einer Holzwerkstoffplatte
angegeben werden, mit dem die vorstehend beschriebenen Nachteile vermieden werden.
[0006] Die Problemlösung erfolgt mit einer gattungsgemäßen Holzfaserplatte durch folgende
Schritte:
a) Auftragen einer Versiegelungsschicht aus Melaminharz auf die Oberseite der Platte,
b) Aufdrucken eines Dekors auf die Versiegelungsschicht,
c) Auftragen einer Schutzschicht aus Melaminharz auf das Dekor,
d) Verpressen der Platte unter Temperatureinwirkung, bis die Schutzschicht und die
Versiegelungsschicht schmelzen und sich unter Einschluss des aufgedruckten Dekors
miteinander verbinden.
[0007] Dadurch, dass das Dekor auf die Platte aufgedruckt wird, fällt nicht nur die mit
dem Papierwachstum verbundene Problematik fort, sondern auch das Handling, das mit
dem Auflegen der Papierbahn auf die Plattenoberseite verbunden ist. Durch das Aufbringen
der Versiegelungsschicht auf der Trägerplatte wird verhindert, dass die Druckfarbe
von der Trägerplatte aufgesaugt wird, was ohne die Versiegelungsschicht der Fall wäre,
da die Trägerplatte als solche saugfähig ist. Durch die Versiegelungsschicht wird
die Dekorfarbe an der Oberfläche gehalten und gebunden, so dass die Dekorschicht an
der Oberfläche bleibt und ein präzises, klar sichtbares Dekor ausbildet. Die Schutzschicht
aus Melaminharz ersetzt das bekannte Overlay, das bei den bekannten Veredelungsverfahren
auf das Dekorpapier aufgelegt wird. Durch das anschließende Verpressen unter Temperatureinwirkung,
bis die Schutzschicht und die Versiegelungsschicht schmelzen, wird das Dekor eingeschlossen
und Versiegelungsschicht und Schutzschicht werden zu einem Verbund. Mit Hilfe der
Pressplatte kann der Glanzgrad der Oberfläche eingestellt werden. Wird eine polierte
Pressplatte verwendet, wird eine hochglänzende Oberfläche erzielt.
[0008] Vorzugsweise wird die Platte noch durch folgende Schritte veredelt:
e) Auftragen einer Versiegelungsschicht aus Melaminharz auf die Unterseite der Platte,
f) Aufbringen einer Farbschicht auf die Versiegelungsschicht,
g) Auftragen einer Schutzschicht aus Melaminharz auf die Farbschicht,
h) Verpressen der Platte unter Temperatureinwirkung, bis die Schutzschicht und die
Versiegelungsschicht schmelzen und sich unter Einschluss der Farbschicht miteinander
verbinden.
[0009] Durch diese Schritte wird der sonst übliche Unterzug bei einem Laminatpaneel ersetzt.
Die einzelnen Schichtdicken entsprechen denen auf der Oberseite, so dass ein Verzug
der Platte ausgeschlossen wird.
[0010] Insbesondere vorteilhaft ist es, wenn die Oberseite und die Unterseite gleichzeitig
veredelt werden, wodurch die Herstellzeit reduziert wird.
[0011] Die Veredelung der Platte kann im Durchlauf erfolgen, wobei vorzugsweise zum Verpressen
eine Durchlaufpresse verwendet wird. Hierdurch wird die Herstellzeit weiter verkürzt,
was die Produktionskosten senkt.
[0012] Die Versiegelungsschichten und/oder die Schutzschichten werden vorzugsweise in mehreren
Einzelschichten aufgetragen, wobei jede Einzelschicht vor dem Auftragen der nächsten
Schicht austrocknet. Die Einzelschichten haben ein Flächengewicht von jeweils 10-40
g/m
2. Die Versiegelungsschicht besteht vorzugsweise aus zwei Einzelschichten; die Schutzschicht
aus vier Einzelschichten. Auch die Druckfarbe kann in mehreren Schichten aufgetragen
werden.
[0013] Damit das Dekor bzw. die Farbschicht beim Verpressen nicht schmilzt oder sich farblich
verändert, muss eine entsprechend hitzebeständige Farbe bzw. hitzebeständiger Lack
verwendet werden.
[0014] Um eine glatte Oberfläche zu erhalten, wird die Platte vorzugsweise geschliffen,
bevor die erste Einzelschicht der Versiegelungsschicht aufgetragen wird. In mindestens
eine Einzelschicht der Schutzschicht ist Korund zur Erhöhung der Abriebfestigkeit
eingemischt oder eingestreut. Auch können in der Schutzschicht antibakterielle und/oder
Antistatik-Additive eingemischt oder aufgestreut werden. Dies kann in derselben oder
in einer anderen Einzelschicht erfolgen. Vorzugsweise sind alle Einzelschichten entsprechend
behandelt. In die Versiegelungsschicht und/oder die Schutzschicht können Füllstoffe
eingebracht werden. Als Füllstoff kommen Holzfasern, Holzstäube, Metalle, Mineralstoffe
(Lehm, Sand), Kunststoffe, Zellulose oder Asche in Frage. Über die Füllstoffe kann
eine Struktur erzielt werden, die korrespondierend zu dem Dekor aufgebracht wird,
so dass filigrane Reliefs erzeugbar sind. In den Einzelschichten auf der Unterseite
dienen die Füllstoffe beispielsweise zur Trittschalldämmung.
[0015] Die Veredelung der Oberseite der Platte kann auch nur bereichsweise erfolgen. Vorzugsweise
erfolgt die Veredelung auf einer gegenüber der Oberseite schräg verlaufenden Fläche
der Platte. Hierzu können mehrere V-Fugen in die Oberseite der Platte eingeprägt werden.
Nach dem Veredeln wird die Platte mittig entlang der V-Fugen zersägt, so dass einzelne
Paneele entstehen, deren Seitenkanten eine Fase aufweisen. Diese Fasen unterstreichen
später die Optik einer Fuge zwischen einzelnen Paneelen eines Fußbodens.
[0016] Da keine Papierschichten verwendet werden, sind die Platten vor Verzug, der durch
die Eigenzugkraft der Papiere entstehen könnte, sicher. Aufgrund der dünnen Schichten
können kurze Prozesszeiten realisiert werden. Die in die Einzelschichten auf der Unterseite
der Platte eingebrachten Füllstoffe können zur Trittschaldämmung vorgesehen werden.
[0017] Anstatt eine Trägerplatte aus HDF oder MDF zu veredeln, können auch OSB-Platten oder
herkömmliche Spanplatten mit einer entsprechend fein gestreuten Deckschicht Verwendung
finden. Auch ist es denkbar, die Versiegelungsschicht so dick auszubilden, dass Unebenheiten
in der Platte (OSB) ausgeglichen werden.
[0018] Die Platten können nicht nur als Fußbodenpaneele Verwendung finden, sondern sie können
auch im Möbelbau eingesetzt werden.
[0019] Teile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind dazu geeignet, einer Platte mit Echtholzoberfläche
(Holzwerkstoffträgerplatte mit Furnierschicht, Massivholz) Laminateigenschaften, nämlich
hohe Abriebfestigkeit, hohe Stoßfestigkeit und einstellbarer Glanzgrad zu verleihen.
Hierzu kann auf das Aufbringen der Dekorschicht auf der Oberseite bzw. der Farbschicht
auf der Unterseite verzichtet werden. Das spätere Versiegeln des verlegten Parketts
kann damit entfallen. Durch Aufdrucken einer entsprechenden Dekorschicht können preiswerte
Hölzer aufgewertet werden. So kann beipielsweise auf ein Kiefernfurnier ein Eichendekor
aufgedruckt und entsprechend farblich hervorgehoben werden.
[0020] Die Pressplatte kann mit einem zum Dekor korrespondierenden Relief versehen sein.
Beim Verpressen der Platte werden dann Vertiefungen in der Schutzschicht erzeugt,
die beispielsweise zu einer Holzmaserung oder zu einem Fliesenspiegel korrespondieren.
Damit wird die Haptik der Oberfläche an einer natürliche Oberfläche angepasst.
[0021] Insbesondere können in die Schutzschicht in Längsrichtung und/oder Querrichtung der
Platte verlaufende V-Fugen eingeprägt werden. Bei der weiteren Verarbeitung werden
dann Paneele aus der Platte ausgesägt, indem mittig entlang der V-Fuge gesägt wird.
Dadurch erhalten die Paneele dann eine gefasste Kante.
1. Verfahren zum Veredeln einer Holz- oder Holzwerkstoffplatte, insbesondere MDF- oder
HDF-Platte mit einer Oberseite und einer Unterseite, mit folgenden Schritten:
a) Auftragen einer Versiegelungsschicht aus Melaminharz auf die Oberseite der Platte,
b) Aufdrucken eines Dekors auf die Versiegelungsschicht,
c) Auftragen einer Schutzschicht aus Melaminharz auf das Dekor,
d) Verpressen der Platte unter Temperatureinwirkung, bis die Schutzschicht und die
Versiegelungsschicht schmelzen und sich unter Einschluss des aufgedruckten Dekors
miteinander verbinden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch folgende Schritte:
e) Auftragen einer Versiegelungsschicht aus Melaminharz auf die Unterseite der Platte,
f) Auftragen einer Farbschicht auf die Versiegelungsschicht,
g) Auftragen einer Schutzschicht aus Melaminharz auf das Dekor,
h) Verpressen der Platte unter Temperatureinwirkung, bis die Schutzschicht und die
Versiegelungsschicht schmelzen und sich unter Einschluss der Farbschicht miteinander
verbinden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Oberseite und die Unterseite gleichzeitig veredelt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass für die Versiegelungsschicht und/oder die Schutzschicht mehrere Einzelschichten aufgetragen
werden und jede Einzelschicht vor dem Auftragen der nächsten austrocknet.
5. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Platte geschliffen wird, bevor die Versiegelungsschicht aufgetragen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass in mindestens eine Einzelschicht der Schutzschicht Korund eingemischt ist.
7. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass auf mindestens eine Einzelschicht der Schutzschicht Korund aufgestreut wird.
8. Verfahren nach Anspruch 4 oder 6, dadurch gekennzeichnet, dass in mindestens eine Einzelschicht der Schutzschicht antibakterielle und/oder Antistatik-Additive
eingemischt werden.
9. Verfahren nach Anspruch 4 oder 7, dadurch gekennzeichnet, dass auf mindestens eine Einzelschicht der Schutzschicht antibakterielle und/oder Antistatik-Additive
aufgestreut werden.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in die Versiegelungsschicht und/oder die Schutzschicht mindestens ein Füllstoff gegeben
wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass als Füllstoff Holzfasern, Holzstäube, Metalle, Mineralstoffe, Kunststoffe oder Asche
verwendet wird.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Veredelung der Oberseite der Platte nur bereichsweise erfolgt.
13. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Veredelung auf einer gegenüber der Oberseite schräg verlaufenden Fläche erfolgt.
14. Verfahren nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in die Schutzschicht eine Struktur oder mindestens eine V-Fuge eingeprägt wird.
15. Holzwerkstoffplatte, insbesondere Fussbodenpaneel, bestehend aus einer HDF- oder MDF-Trägerplatte,
mit einer Oberseite und einer Unterseite, wobei die Oberseite ein Dekor, vorzugsweise
ein Holz- oder Fliesendekor, aufweist, dadurch gekennzeichnet, dass auf der Trägerplatte eine Versiegelungsschicht aufgebracht ist, auf die ein Dekor
aufgedruckt ist und dass das Dekor mit zumindest einer Verschleißschutzschicht abgedeckt
ist.
16. Holzwerkstoff platte nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, dass die Versiegelungsschicht aus Melamin- oder Harnstoffharz ausgebildet ist.
17. Holzwerkstoffplatte nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet, dass das Dekor unmittelbar auf der Versiegelungsschicht aufgedruckt ist.
18. Holzwerkstoffplatte nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Dekor hitzebeständige Farben aufweist, vorzugsweise aus hitzebeständigen Farben
besteht.
19. Holzwerkstoffplatte nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Verschleißschutzschicht eine Lackschicht ist.
20. Holzwerkstoffplatte nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, dass die Lackschicht elektronenstrahlgehärtet oder UV-gehärtet ist.
21. Holzwerkstoffplatte nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass auf dem Dekor Strukturmittel oder Korundkörner zur Erhöhung der Abriebfestigkeit
aufgebracht sind.
22. Holzwerkstoffplatte nach Anspruch 19 und 21, dadurch gekennzeichnet, dass die Strukturmittel oder Korundkörner in der Lackschicht eingebettet sind.
23. Holzwerkstoffplatte nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerplatte auf der Ober- und/oder Unterseite geglättet ist.
24. Holzwerkstoffplatte nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Trägerplatte an der Oberseite und/oder Unterseite geschliffen ist.
25. Holzwerkstoffplatte nach einem oder mehreren der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass in die Verschleissschutzschicht eine Struktur oder mindestens eine V-Fuge eingeprägt
ist.