[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Galvanisieren
von Bauteilen, insbesondere die galvanische Herstellung von metallischen Überzügen
auf Armaturen, vorzugsweise aus Messing.
[0002] In der Armaturenindustrie werden große Mengen an gegossenen oder gepressten Messingkörpern
verarbeitet. Dabei sind für einzelne Artikel Stückzahlen von mehreren Hunderttausend
pro Jahr keine Seltenheit. Andererseits ist bei allen Herstellern ein bedeutender
Teil des Sortimentes in der Produktion nur wenig bis selten vertreten, da die Anforderungen
an Vielfalt und spezifische Ausstattung des Sortiments ständig steigt.
[0003] Das optische Erscheinungsbild und die Qualität der aufgebrachten Schichten ist mit
das wichtigste Qualitätsmerkmal der Produkte. Die Armaturen werden daher zu dekorativen
Zwecken über galvanische Prozesse mit verschiedenen Metallschichten (Cr, Au, Pt) versehen.
Über die Qualität und Vielfalt der Schichten kann auch die Abgrenzung gegen den Wettbewerb
stattfinden. Daher ist die galvanische Beschichtung der Bauteile einer der entscheidenden
Fertigungsschritte.
[0004] Für die galvanische Beschichtung der beschriebenen Messingteile werden heute praktisch
in allen Unternehmen der Armaturenbranche konventionelle Galvanikautomaten mit Galvanisiergestellen
eingesetzt. Dabei werden alle Bauteile auf Gestelle aufgebracht (aufgesteckt), welche
die Bauteile auf dem Weg durch die Prozessbehälter der Beschichtungsanlage frei im
Elektrolyt halten und für die Stromzuführung zu jedem einzelnen Teil sorgen. Die Gestelle
werden teilweise im Galvanikbad in zyklischer Weise hin- und herbewegt.
[0005] Die Bestückung der Gestelle erfolgt heute meist von Hand(wie es auch allgemein beim
Galvanisieren üblich ist). Die Gestelle werden spezifisch für einzelne Bauteile oder
Bauteilfamilien konstruiert und gebaut. Die Teile des Gestells, die keine Bauteile
halten, sind zum Schutz gegen chemischen Angriff und gegen Beschichtung mit Kunststoffbeschichtungen
versehen. Diese werden jedoch im Laufe der Zeit von den Prozeßflüssigkeiten angegriffen,
dadurch kommt es zu Beschädigungen auch der Gestelle, die dann aufwendig repariert
oder erneuert werden müssen.
[0006] Im Wesentlichen bestehen bei dieser Beschichtungstechnik die Nachteile in zwei Punkten:
- bei der erreichbaren Spezifität der Beschichtungsparameter für die einzelnen Bauteile;
- beim Handhabungsaufwand für die sorgfältige Bestückung der Gestelle sowie das Abnehmen
der beschichteten Bauteile.
[0007] Die verwendeten Gestelle müssen zwei Anforderungen der Beschichtungspraxis in möglichst
idealer Weise realisieren:
- Die Bauteile müssen in einer solchen räumlichen Stellung in die Beschichtungsbäder
und vor die dort angebrachten Anoden gebracht werden, dass eine möglichst ideale Stromverteilung
erreicht wird. Nur so kann auch an allen Stellen des Bauteils eine Beschichtung in
optimaler Qualität erzeugt werden. Dies kann je nach Bauteilgeometrie sehr schwierig
sein, da es vor allem bei komplexen Geometrien Winkel und abgeschirmte Gebiete des
Teils gibt, die nur sehr schwer in eine akzeptable Position gegen die Anoden gebracht
werden können.
- Die Bauteile müssen so auf den Gestellen positioniert werden, dass sie beim Ausheben
aus den Prozessflüssigkeiten möglichst schnell vollständig und rückstandsfrei auslaufen.
Dies ist notwendig, damit es zu keinen Kontaminationen der Prozessflüssigkeiten durch
mitgeschleppte Volumina aus den vorhergehenden Prozessstufen kommt und der Transport
der Bauteile zur jeweils nächsten Prozessstelle möglichst schnell erfolgen kann.
[0008] Diese beiden Anforderungen widersprechen sich in der Praxis oft, so dass sie jeweils
nur zum Teil realisiert werden können. Dies führt entweder zu Einbußen in der Beschichtungsqualität
bzw. zu einer erhöhten Fehlerrate oder zu einem großen notwendigen Aufwand für die
Spültechnik, um Restkontaminationen sicher entfernen zu können.
[0009] Das Aufbringen der Bauteile auf die Galvanisiergestelle erfolgt heute in den meisten
Fällen per Hand.
[0010] Die Gestelle unterscheiden sich je nach Bauteil in ihrer Geometrie, Bauteilanordnung
und der notwendigen Bewegung der Bauteile für das Aufbringen auf das Gestell. Dadurch
ist eine Automatisierung dieses Vorgangs schwierig. Gerade die Automatisierung ist
jedoch bei den heutigen Fertigungsprozessen wichtig. Nur mit einer durchgängigen Automatisierung
lassen sich die heutigen Ansprüche an Reproduzierbarkeit und Dokumentierbarkeit der
Prozesse einerseits und an die Produktivität andererseits erfüllen. Diese Automatisierung
ist in den anderen Fertigungsbereichen zum Teil schon recht weit fortgeschritten,
z.B. können heute Bauteile fast vollautomatisch geschliffen und poliert werden.
[0011] Es gibt also heute noch kein flexible Konzept für eine Handhabungstechnik, die das
weite Artikelspektrum in der Armaturenindustrie abdecken könnte und sich problemlos
mit der Beschichtungstechnik verknüpfen lässt.
[0012] Zusammenfassend lässt sich also die herkömmliche Vorgehensweise so darstellen, dass
Bauteile, insbesondere Armaturen oder auch Anbauteile und dergleichen, in großen Galvanikautomaten
beschichtet werden, wozu alle Bauteile auf Gestelle aufgebracht bzw. aufgesteckt werden,
welche die Bauteile auf dem Weg durch die Prozessbehälter der Beschichtungsanlage
frei im Elektrolyt halten und für die Stromzuführung in jedem einzelnen Teil sorgen.
Die Bestückung der Gestelle erfolgt dabei von Hand.
[0013] Demgegenüber werden in der übrigen Fertigung Industrieroboter zur Handhabung der
Bauteile in den Prozessen Schleifen und Polieren eingesetzt. Auch die Zuführung der
Bauteile zu den einzelnen Stationen bzw. der jeweilige Transfer zwischen den einzelnen
Stationen erfolgt automatisch.
[0014] Der Bruch der logistischen Kette zwischen Polieren und Galvanisieren sorgt dabei
für erhebliche Schwierigkeiten im Durchlauf der Bauteile. Denn es wird hier von einer
Einzelteilfertigung in eine Batch-Fertigung übergegangen. Da die großen Galvanisieranlagen
immer mit Mindestmengen bestimmter Bauteile gefahren werden müssen, um eine hohe Qualität
zu erhalten, stimmen die logistischen Konzepte der Bauteilbearbeitung und der Galvanik
nicht überein.
[0015] Hier stellt sich nun die vorliegende Erfindung die Aufgabe, ein Verfahren und eine
Vorrichtung zur Verfügung zu stellen, mit denen auch einzelne Bauteile oder kleine
Losgrößen bei deutlicher Verkürzung der Prozesszeit galvanisiert werden können.
[0016] Diese Aufgabe wird durch das Verfahren nach Anspruch 1 sowie die Vorrichtung nach
Anspruch 12 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens
und der erfindungsgemäßen Vorrichtung werden in den jeweiligen abhängigen Ansprüchen
gegeben.
[0017] Gemäß der vorliegenden Erfindung wird ein zu beschichtendes Bauteil einzeln von einem
Greifer aufgenommen und in das galvanische Bad eingetaucht. Entscheidend ist nun,
dass während des galvanischen Beschichtungsprozesses die Position und/oder die Orientierung
des getauchten Bauteils in vorbestimmter Weise durch Bewegungen des Greifers verändert
wird. Auf diese Weise ist es möglich, ein beliebig geformtes Bauteil in ein galvanisches
Beschichtungsbad einzubringen, wobei während der Beschichtung eine ideale Position
gegenüber den Anoden eingenommen wird. Hierdurch ist es möglich, Bauteile aus einem
weiten Spektrum mit nur geringen Umrüstungen zu verarbeiten und einer Galvanisiereinheit
zuzuführen. Insbesondere ist es vorteilhaft, dass durch die Veränderung der räumlichen
Orientierung der Bauteile während der galvanischen Beschichtung die Verteilung der
elektrischen Fälllinien während des Beschichtungsprozesses beeinflusst werden kann.
Dadurch lassen sich spezifische, vorbestimmte Schichtdickenverteilungen auf dem Bauteil
erzielen.
[0018] Durch die Aufnahme des Bauteils mit einem Greifer ist es weiterhin möglich, das Bauteil
im Anschluß an den Beschichtungsprozess aus dem Bad zu entnehmen und dann neu auszurichten
mit der Zielsetzung, dass die Badflüssigkeit vollständig von dem Bauteil bzw. aus
dem Bauteil abläuft. Auch hier wird vorteilhafterweise während des Abtropfens des
Bauteils die Position und/oder Lage des Bauteils geändert, um wirklich sämtliche Hohlräume
etc. auslaufen zu lassen.
[0019] Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist es, dass nunmehr die Beschichtung
der Bauteile bei sehr hohen Stromdichten erfolgen kann, die beispielsweise um einen
Faktor 10 höher als üblich sind. Beispielsweise lassen sich in einem Watts-Nickelelektrolyten,
der konventionell bei 3 bis 5 A/dm
2 betrieben wird, Stromdichten bis zu 100 A/dm
2 erreichen.
[0020] Das Handhabungssystem, beispielsweise ein Industrieroboter kann dabei auch die Bauteile
nicht nur durch den Galvanikprozeß führen, sondern auch durch sämtliche Prozessstufen,
die zur Fertigung des Bauteils führen. Da gewöhnlicherweise lediglich einzelne Bauteile
ergriffen werden, wobei es jedoch auch möglich ist, mit geeigneten Greifern mehrere
Bauteile gleichzeitig zu greifen, ist die Galvanisierung von sehr kleinen Losen, beispielsweise
kleiner 10 Bauteile, wirtschaftlich möglich. Durch die Einzelausrichtung der Bauteile
wird vermieden, dass die bei hohen Stromdichten herkömmlicherweise auftretenden Probleme
mit der Schichtqualität vermieden werden, da die Beschichtung gezielt gesteuert werden
kann.
[0021] Vorteilhafterweise wird der Greifer zur Feinsteuerung der Position des Bauteiles
mit einem Bildverarbeitungssystem zur Positionserkennung entweder des Greifers und/oder
des Bauteiles ausgestattet.
[0022] Durch die vorliegende Erfindung können also Armaturen bzw. Teile von Armaturen sehr
schnell, beispielsweise innerhalb von 1 bis 2 Minuten, statt herkömmlicherweise 15
Minuten, und dabei mit hoher und reproduzierbarer Qualität galvanisch beschichtet
werden. Gleichzeitig kann das erfindungsgemäße Handhabungssystem mit einer automatisierten
Fertigung verknüpft werden, so dass manuelle Bestückungsvorgänge, die oft fehlerträchtig
sind, vermieden werden.
[0023] Vorteilhafterweise überträgt der erfindungsgemäß eingesetzte Greifer den Strom auf
die zu galvanisierenden Bauteile. Weiterhin kann er einen Auslaß für Luft aufweisen,
mit dem Luft, z.B. als Sperrluft, auf die Bauteile übertragen werden kann. Auch ein
Auslaß für Flüssigkeiten, wie beispielsweise Wasser, zur Greifstelle, beispielsweise
zu Spülzwecken, kann an dem Greifer vorgesehen sein.
[0024] Besonders vorteilhafte Bewegungsvorgänge des Bauteiles betreffen eine Rotation um
eine Achse, die gegebenenfalls endlos erfolgen kann, ein Schwenken um zwei weitere
Achsen oder eine Bewegung in drei aufeinander senkrechten Raumachsen innerhalb des
galvanischen Bades. Die Bewegungen sollen dabei vollständig willkürlich und gesteuert
möglich sein, so dass die Bewegung jederzeit in Gang gesetzt oder angehalten werden
kann. So ist es dann auch möglich, die Bewegung des Greifers mit anderen Prozessen
im Beschichtungsreaktor, beispielsweise dem Zuschalten von Anodensegmenten oder einer
Änderung in der Badströmung zu synchronisieren. Auch der Beschichtungsstrom, d.h.
dessen Stärke, kann mit derartigen Änderungen im Beschichtungsreaktor synchronisiert
werden.
[0025] Vorteilhafterweise kann auch der Bereich der Anode, der dem Bauteil jeweils am nächsten
ist, während des Prozesses durch Änderung der Position des Bauteiles variiert werden,
ebenso wie der Abstand zwischen dem Bauteil und der Anode.
[0026] Mittels einer gerichteten Strömung in dem verwendeten Galvanikbad kann bewirkt werden,
dass an bestimmten Teilen des Bauteiles durch entsprechende Positionierung des Bauteiles
ein höherer Stoffaustausch mit dem Galvanikbad für die Ablagerung einer höheren Schichtdicke
sorgt.
[0027] Im Folgenden werden Beispiele erfindungsgemäßer Vorrichtungen und Verfahren gegeben.
[0028] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Greifer;
- Fig. 2
- eine Galvanisieranordnung; und
- Fig. 3
- die Anordnung von Anoden in einem Galvanisierbad.
[0029] Fig. 1 zeigt die Prinzipskizze eines Greifers 20, der sich für die vorliegende Erfindung
eignet. Mit dem in Fig. 1 dargestellten Greifer 20 können rotationssymmetrische Bauteile
aufgenommen werden und auf diese Strom für den Beschichtungsvorgang in einem galvanischen
Bad übertragen werden. Weiterhin ermöglicht der Greifer 20 die Rotation des gegriffenen
Bauteiles.
[0030] Der Greifer 20 weist ein Gehäuse 2 auf, das an einer Gehäusebefestigung 1 angebracht
ist. Dieses Gehäuse besitzt eine Öffnung, aus der das eigentliche Greifelement nach
unten hervorragt. Diese Öffnung ist rotationssymmetrisch und über einen Schrumpfschlauch
9 abgedichtet. In dem Gehäuse selbst befindet sich eine herkömmliche Anordnung eines
Robotergreifers mit einem Luftverteiler 3 und einem Innenteil 3a des Luftverteilers,
über die Druckluft zum Drehen und Betätigen des Greifers dem Greifer zugeführt wird.
Weiterhin befindet sich zentralsymmetrisch innerhalb des Gehäuses 2 und die Öffnung
durchdringend ein Stössel 4 mit Stösselverlängerung 8, die ihrerseits eine Innenbohrung
18 aufweisen, über die ein Spülmedium zwischen die Klemmbacken 14 des Spannfutters
des Greifers eingebracht werden kann. Diese Zuleitung 18 geht über in ein Kanal 12
für das Spülmedium, der sich axialsymmetrisch innerhalb des Stössels erstreckt. Am
Ende des Stössels, außerhalb des Gehäuses 2 sind die genannten Klemmbacken 14 angeordnet.
Diese sind von einer Spannhülse 10 umgeben. Über einen Gewindebolzen 11 ist die Spannhülse
10 mittels des Stössels 8 nach oben oder unten verfahrbar. Da das Spannfutter 14 und
die Spannhülse 10 komplementäre Schrägen besitzen, gleiten diese Schrägen beim Verfahren
der Spannhülse 10 gegeneinander, so dass das Spannfutter beim Hochfahren der Spannhülse
10 sich verengt und dabei ein Bauelement, das in diesem Falle rotationssymmetrisch
sein sollte, ergreifen kann. Beim Zurückschieben der Spannhülse 10 weichen die Klemmbacken
des Spannfutters 14 auseinander, so dass durch eine derartige Bewegung ein ergriffenes
Bauelement wieder freigegeben wird. Die Bewegung der Spannhülse relativ zum Spannfutter
wird durch den Gewindebolzen 11 und eine axiale Bewegung des Stössels 4, 8 verursacht.
[0031] Sowohl das Spannfutter 14 als auch die Spannhülse 10 weisen Öffnungen bzw. Durchbrechungen
16 bzw. 15 auf, mit denen das über den Spülmedienkanal 12 eingebrachte Spülmedium
nach außen abfließen kann.
[0032] Fig. 2 zeigt eine Galvanisierungsanordnung, bei der ein Greifer nach Fig. 1 eingesetzt
werden kann. Der Greifer 20 befindet sich am Ende eines Roboterarmes 21 eines Roboters
22. Der Roboterarm ist teleskopartig ausfahrbar und zum anderen um sein Lager drehbar.
Den Roboter 22 umgeben eine Einschleusestation 25 sowie verschiedene Bäder zum Entfetten
26, zum ersten Spülen 27a, zum Dekapieren 28, zum zweiten Spülen 27b, zum Galvanisieren
mit Nickel 29, zum dritten Spülen 27c, zum Galvanisieren mit Chrom 30, zum vierten
Spülen 27d, zum Trocknen 31 sowie eine Station 32 zum Ausschleusen des Bauteils.
[0033] Der Roboter greift nun Bauteile, die beispielsweise in einer speziellen Palette angeliefert
werden in der Station 25 zum Einschleusen von Bauteilen und bewegt sie anhand eines
vorgegebenen Programms durch die verschiedenen Prozessstationen 26 bis 31. Die Stromparameter
so wie die Bewegung des Bauteils durch Drehung und/oder Schwenken oder andere Bewegungen
sind dabei in dem Programm des Roboters vollständig vordefiniert und aufeinander abgestimmt.
[0034] Das Greifen sowie die Kontaktierung des jeweiligen Bauteils erfolgt über einen gegebenenfalls
speziell an die Geometrie der Bauteilunterseite angepassten Greifer, wie er beispielsweise
in Fig. 1 dargestellt ist. Dieser Greifer 20 ist in seinem Material so gewählt, dass
er einerseits den notwendigen Strom auf das Bauteil übertragen kann, andererseits
aber den verschiedenen agressiven Prozessmedien standhält. Er ist weiterhin so konstruiert,
dass er sich in den Spülbädern 27a bis 27d leicht spülen lässt, so dass von dem Greifer
keine Kontamination der jeweils nachfolgenden Prozessflüssigkeit durch Verschleppung
ergibt. Dies kann beispielsweise durch Beschichtung aller nicht zur Stromübertragung
auf das Bauteil verwendeten Komponenten des Greifers 20 mit einer hydrophoben chemikalienbeständigen
Polymerschicht erreicht werden. Bei der Ausgestaltung des Greifers 20 ist es weiterhin
wesentlich, möglichst wenige Spalte oder Hinterschneidungen zu erzeugen, um ein Abtropfen
des Greifers zu erleichtern.
[0035] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden nun in den Beschichtungsbädern 29 und
30 sehr viel höhere Ströme eingesetzt, als es bei einem normalen Galvanisierprozess
möglich wäre. Dies ist deshalb möglich, weil das Bauteil geeignet gegenüber den jeweiligen
Anoden angeordnet werden kann. So kann die Prozesszeit des gesamten Beschichtungsprozesses
in diesem Beispiel auf ca. 10% der konventionellen Prozesszeit verkürzt werden.
[0036] Fig. 3 zeigt beispielhaft eine Anordnung von Anoden, wie sie sich zur Beschichtung
eines in Fig. 3 dargestellten Bauteiles 19 eignen. Dabei sind parallel zueinander
Hauptanoden 40 vorgesehen, mittels derer die wesentlichen Teile des Bauteils 19 beschichtet
werden. Weiterhin sind unterhalb des Bauteils 19 in den Bereichen, in denen sich Ausnehmungen
bzw. Winkel in dem Bauteil befinden, spezielle Anoden 41 angeordnet, die für eine
Beschichtung auch in diesen Ausnehmungen sorgen. Die speziellen Anoden 41 sind über
eine Leitung 42 mit einer Stromquelle verbunden. Weiterhin ist in Fig. 3 die Polarität
der jeweiligen Anoden 40, 41 bzw. des Bauteiles 19 dargestellt.
[0037] Mit der in Fig. 3 dargestellten Anodenanordnung können nunmehr also auch die spitzen
Winkel der Ausnehmungen in dem Bauteil 19 ausreichend beschichtet werden. Unter Einsatz
lediglich der Hauptanoden wurde dort beispielsweise lediglich eine Schichtdicke von
1 µm erreicht, während sie auf der Außenfläche des Bauteiles bei 12 bis 15 µm lag.
Durch den Einsatz der Zusatzanoden 41 wurde die Feldlinienverteilung in den abgeschirmten
Winkeln bzw. Ausnehmungen so verbessert, dass dort eine ausreichende Schichtdicke
bis zu 3 µm abgeschieden wurde.
1. Verfahren zum Galvanisieren von Bauteilen (19) mit metallischen Überzügen in einem
galvanischen Bad (29, 30), dadurch gekennzeichnet, dass das zu beschichtende Bauteil (19) einzeln von einem Greifer (20) aufgenommen, in
das galvanische Bad (29, 30) eingetaucht, während des Tauchens die Position und/oder
Orientierung des getauchten Bauteils (19) in vorbestimmter Weise durch Bewegung des
Greifers (20) verändert und zuletzt das Bauteil (19) aus dem galvanischen Bad (20)
entfernt wird.
2. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass das getauchte Bauteil (19) gedreht, geschwenkt und/oder in der Lage bezüglich der
drei Raumachsen verändert wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das getauchte Bauteil (19) zumindest zeitweise kontinuierlich um eine oder mehrere
vorbestimmte Achsen rotiert wird.
4. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Position und/oder Orientierung des getauchten Bauteils (19) bezüglich der Anode
(40, 41) des galvanischen Bades (29, 30) in vorbestimmter Weise verändert wird.
5. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der Abstand des getauchten Bauteils (19) von der Anode (40, 41) des galvanischen
Bades (29, 30) verändert wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Bauteil (19) nach der Entnahme aus dem galvanischen Bad (29, 30) in eine räumlich
und/oder bezüglich der Dauer vorbestimmte Position bzw. Abfolge von Positionen zum
Auslaufen restlicher Badflüssigkeiten aus dem Bauteil positioniert wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass über die Greifvorrichtung (20) während des Tauchens und/oder des Abtropfens Strom,
Luft und/oder Wasser auf das Bauteil (19) in vorbestimmter Weise übertragen wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der auf das Bauteil (19) übertragene Strom in vorbestimmter Weise verändert wird.
9. Verfahren nach dem vorhergehenden Anspruch, dadurch gekennzeichnet, dass der auf das getauchte Bauteil (19) übertragene Strom in Abhängigkeit von der Position
und Lage des Bauteils (19) verändert wird.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass während des Tauchens des Bauteils (19) in dem galvanischen Bad (29, 30) eine gegebenenfalls
veränderliche Flüssigkeitströmung in vorbestimmter Weise erzeugt wird.
11. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass während des Tauchens des Bauteils (19) verschiedene Anoden (40, 41) mit unterschiedlichem
Abstand zu dem Bauteil (19) und/oder unterschiedlicher Form in unterschiedlicher Anzahl
in vorbestimmter Abfolge zugeschaltet bzw. abgeschaltet werden.
12. Vorrichtung zum Galvanisieren von Bauteilen (19) mit metallischen Überzügen mit mindestens
einem galvanischen Bad (29, 30), gekennzeichnet durch einen Greifer (20) zum Erfassen eines zu galvanisierenden Bauteils (19), Eintauchen
des Bauteils (19) in das galvanische Bad (29, 30), Halten des Bauteils (19) in dem
Bad (29, 30), sowie Entnahme des Bauteils (19) aus dem Bad (29, 30), wobei der Greifer
(20) mit dem Bauteil (19) während des Tauchens in vorbestimmter Weise verschiebbar,
schwenkbar und/oder drehbar ist, sowie
eine Bewegungssteuervorrichtung zur Steuerung der Bewegung des Greifers während des
Tauchens in vorbestimmter Weise.
13. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, gekennzeichnet durch einen Roboter (21, 22) bzw. Roboterarm (21) zum Bewegen des Greifers.
14. Vorrichtung nach einem der beiden vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Greifer (20) nach Entnahme des Bauteils (19) aus dem Bad (29, 30) durch die Steuervorrichtung
in vorbestimmter Weise zum Abtropfen bewegbar ist.
15. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 14, gekennzeichnet durch eine mit dem Greifer (20) verbundene Spannungsquelle zur Übertragung von Strom auf
das Bauteil (19) über den Greifer (20).
16. Vorrichtung nach dem vorhergehenden Anspruch, gekennzeichnet durch eine Stromsteuervorrichtung zur Steuerung des auf das Bauteil (19) übertragenen Stromes
in Abstimmung mit der Bewegungssteuervorrichtung.
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass der Greifer (20) einen Auslaß für Druckluft zum Beaufschlagen des Bauteiles mit Druckluft
aufweist.
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass der Greifer einen Auslaß (13) für Flüssigkeiten, insbesondere Wasser, zur Beaufschlagung
des Bauteils (19) mit Flüssigkeit aufweist.
19. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 18, gekennzeichnet durch eine Mehrzahl unterschiedlich angeordneter und/oder unterschiedlich gestalteter Anoden
(40, 41) in dem galvanischen Bad (29, 30), die einzeln oder in Gruppen in vorbestimmter
Weise zuschaltbar und/oder abschaltbar sind.
20. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass die Bewegungssteuervorrichtung und/oder die Stromsteuervorrichtung die Position und/oder
Lage des Bauteils (19) in dem galvanischen Bad (29, 30) und/oder den beaufschlagten
Strom in Übereinstimmung mit den zugeschalteten Anoden (40, 41) steuert.
21. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 12 bis 20, gekennzeichnet durch eine Vorrichtung zur Erzeugung einer vorbestimmten gerichteten Strömung der Flüssigkeit
in dem Bad (29, 30).
22. Verwendung eines Verfahrens oder einer Vorrichtung nach einem der vorhergehenden Ansprüche
zum Beschichten von Armaturen, Sanitärarmaturen, insbesondere Armaturen aus Messing
mit Metallen oder Metalllegierungen, mit Chrom, Gold, Platin oder Legierungen hiervon.