[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum Richten von Baustahldraht, wobei
der Baustahldraht über eine Richtstrecke ausgerichtet wird.
[0002] Bei der Verarbeitung von Baustahldraht, der von Spulen abgewickelt wird, ist das
Richten des Ausgangsmateriales von ausschlaggebender Bedeutung für die weitere Verarbeitung.
[0003] Derzeit existieren zwei Richttechniken, erstens das Rollenrichtsystem und zweitens
das Rotorrichtsystem.
[0004] Beim Rollenrichtsystem werden meist zwei Gruppen von Rollen eingesetzt, die in zwei
Ebenen um 90° zu einander versetzt sind.
[0005] Der Vorteil dieses Systems liegt in der geringen Trägheitsmasse der Rollen, die ein
schnelles Beschleunigen und Bremsen erlaubt. Eine Mehrdrahtverarbeitung ist durch
mehrere Rillen auf einfache Art möglich.
[0006] Allerdings haften dieser Richttechnik auch verschiedene Nachteile an. Für längere
Stäbe ist die Richtqualität unzureichend. Das Einstellen der Rollen ist schwierig
und langwierig. Es gibt keine Konstanz in der Richtqualität. Die Richtqualität ist
stark von den Eigenschaften des Drahtes (Form und Stahleigenschaften) abhängig. Dadurch
ist das Richten von Baustahldraht unterschiedlicher Drahtlieferanten fast auszuschließen.
[0007] Einsatzgebiete für die Rollenrichttechnik sind meist Maschinen, die gerichteten Baustahldraht
in kurzen Einzellängen produzieren. Bei diesen kurzen Einzellängen hat das konstante
Richtergebnis nicht absolute Priorität.
[0008] Bei der Rotorrichttechnik wird ein drehender Körper verwendet, der mit Richtrollen,
Richtdüsen oder Richtsteinen ausgerüstet ist, die auf seiner Längsachse zueinander
versetzt angeordnet sind. Der Körper dreht sich um seine Längsachse und richtet dabei
in allen Dimensionen. Die Vorteile der Rotorrichttechnik sind wie folgt:
[0009] Das Einstellen des Drahtes kann in den meisten Fällen mit wenigen Handgriffen bewerkstelligt
werden.
[0010] Es wird eine sehr hohe Konstanz der Richtqualität erreicht.
[0011] Der Einfluss der Materialeigenschaften des Baustahles auf das Richtergebnis ist gering.
[0012] Baustahldraht verschiedener Hersteller kann meist ohne große Umstellarbeiten verwendet
werden.
[0013] Aus dem oben angeführten ergibt sich, dass die Rotorrichttechnik für das Richten
längerer Stäbe gegenüber der Rollenrichttechnik unbedingt vorzuziehen ist.
[0014] Die Nachteile dieser Technik liegen in der hohen Trägheitsmasse des Rotors, wodurch
nur geringere Beschleunigungs- und Bremswerte zu erreichen sind.
[0015] Einsatzgebiete für diese Technik sind Maschinen, die aufgrund der Weiterverarbeitung
des Materials ein konstant gutes Richtergebnis liefern müssen. Das sind beispielsweise
Doppelbiegeanlage für große Aufbiegungen, Roboteranlagen, Schweißanlagen usw..
[0016] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung der eingangs erwähnten Art zu schaffen,
die die Vorteile der beiden Richttechniken verbindet und deren Nachtteile eliminiert
oder zumindest verringert.
[0017] Die erfindungsgemäße Aufgabe wird dadurch gelöst, dass entlang der Richtstrecke mindestens
eine Rollenrichtvorrichtung und mindestens eine Rotorrichtvorrichtung zum Richten
des Baustahldrahtes vorgesehen sind.
[0018] Vorteilhaft ist vorgesehen, dass in der Vorschubrichtung des Baustahldrahtes zuerst
eine Rollenrichtvorrichtung und dann eine Rotorrichtvorrichtung angeordnet ist.
[0019] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Figuren der beiliegenden
Zeichnungen beschrieben.
[0020] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein schematisch gehaltenes Schaubild einer erfindungsgemäßen Vorrichtung,
- Fig. 2
- ein Schema einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, wobei die Rotorrichtvorrichtung außer
Betrieb ist,
- Fig. 3
- ein Schema der erfindungsgemäßen Vorrichtung, wobei die Rotorrichtvorrichtung in der
Arbeitsstellung gezeigt ist, und
- Fig. 4 und 5
- je eine schematisch gehaltene Seitenansicht einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, wobei
einmal die Rollenrichtvorrichtung und einmal die Rotorrichtvorrichtung in der Arbeitsstellung
gezeigt ist.
[0021] Die erfindungsgemäße Vorrichtung 1 ist mit zwei Spulenträgern 2 gekoppelt, auf denen
die Spulen 3 aus Baustahldraht 4 lagern. Der Baustahldraht 4 wird innerhalb der Vorrichtung
1 zuerst einer Rollenrichtvorrichtung 5 mit Rollen 6 zugeführt, wo er in einer Ebene
ausgerichtet wird. Über Vorschubrollen 7 wird der Baustahldraht 4 einer zweiten Richtvorrichtung
zugeführt, die wechselweise von einer zweiten Rollenrichtvorrichtung 5 oder einer
Rotorrichtvorrichtung 10 gebildet werden kann. Die Rollen der Richtvorrichtungen 5
und der Rotorrichtvorrichtung 10 sind beide in der Vorrichtung 1 integriert und kommen
entweder wechselweise oder gemeinsam zum Einsatz. Es kann also eine Rollenrichtvorrichtung
5 oder eine Rotorrichtvorrichtung 10 alleine zum Einsatz kommen. Es können mehrere
Rollenrichtvorrichtungen 5 oder mehrere Rotorrichtvorrichtungen 10 zum Einsatz kommen
und es kann mindestens eine Rollenrichtvorrichtung 5 gemeinsam mit mindestens einer
Rotorrichtvorrichtung 10 zum Einsatz kommen. Beispielsweise sind die Richtvorrichtungen
5, 10 im Gehäuse 12 der Vorrichtung 1 schwenkbar gelagert.
[0022] Sind zwei Rollenrichtvorrichtungen 5 im Einsatz, erfolgt das Ausrichten des Baustahldrahtes
4 durch die zweite Rollenrichtvorrichtung 5 in einer Ebene, die zur Richtebene der
ersten Rollenvorrichtung 5 um 90° versetzt ist. Diese Situation ist in der Fig. 2
gezeigt. Zwei Rollenrichtvorrichtungen 5 sind im Einsatz. Die Rotorrichtvorrichtung
10 befindet sich in der Ruhestellung.
[0023] Die Rotorvorrichtung 10 weist ein Gehäuse 8 auf, in dem mehrere Richtkörper 9 mit
Richtdüsen 11 angeordnet sind. Der Baustahldraht 4 wird durch die Richtdüsen 11 geführt.
Die Richtdüsen 11 liegen seitlich einer theoretischen Achse, die dem gerichteten Baustahldraht
4 entspricht. Dadurch, dass die Richtdüsen 11 zueinander versetzt angeordnet sind,
wird der Baustahldraht 4 bei der Drehung des Gehäuses 8 in allen Richtungen gerichtet.
Die Maschineneinstellung, bei der eine Rollenrichtvorrichtung 5 und eine Rotorrichtvorrichtung
10 gemeinsam im Einsatz sind, ist in der Fig. 3 gezeigt.
[0024] Die Rollenrichtvorrichtung 5 und die Rotorrichtvorrichtung 10 lagern auf einem Trägerkörper
14, der von einem Rahmen 16 getragen wird. Der Trägerkörper 14 ist um eine Achse 15
schwenkbar, die Schwenkbewegung erfolgt durch eine hydraulische Kolben-Zylindereinheit
18. Am Trägerkörper 14 ist noch ein Motor 17 für den Antrieb der Rotorrichtvorrichtung
10 gelagert.
[0025] Die Vorrichtung 1 ist anschließend an die beiden Richtvorrichtungen 5, 10 mit einem
Drahtauslauf 13 versehen. Der Drahtauslauf 13 kann mit einer oder mehreren Biegevorrichtungen
ausgestattet sein. Ebenso kann anschließend an die Vorrichtung 1 eine Schneidvorrichtung
und/oder eine Biegevorrichtung für den Stahldraht vorgesehen sein. Gemäß dem Erfolg
kann auch eine Rollenrichtvorrichtung 5 mit mehreren Rotorrichtvorrichtungen 10 kombiniert
sein, ebenso eine Rotorrichtvorrichtung 10 zu mehreren Rollenrichtvorrichtungen 5.
Eine Vorrichtung 1 kann auch mit mehreren Rollenrichtvorrichtungen 5 und mehreren
Rotorrichtvorrichtungen 10 ausgerüstet sein.
[0026] Vorteilhaft ist vorgesehen, dass die Rollenabstände auf unterschiedliche Drahtdurchmesser
einstellbar sind bzw. dass der Versatz der Rotordüsen 11 zur theoretischen Achse des
gerichteten Baustahldrahtes 4 einstellbar ist.
[0027] In einem Ausführungsbeispiel der Erfindung sind die Rollen 6 mit mehreren Rillen
versehen und die gleichzeitige Bearbeitung mehrerer Baustahldrähte 4 zu ermöglichen.
1. Vorrichtung zum Richten von Baustahldraht, wobei der Baustahldraht über eine Richtstrecke
ausgerichtet wird, entlang der mindestens eine Rollenrichtvorrichtung und mindestens
eine Rotorrichtvorrichtung zum Richten des Baustahldrahtes vorgesehen sind, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Rollenrichtvorrichtung (5) und/oder mindestens eine Rotorrichtvorrichtung
(10) wahlweise in eine Arbeitsstellung und eine Ruhestellung bringbar ist.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenrichtvorrichtung (5) und die Rotorrichtvorrichtung (10) alternativ zum
Einsatz kommen.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Rollenrichtvorrichtung (5) schwenkbar gelagert ist.
4. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass mindestens eine Rotorrichtvorrichtung (10) schwenkbar gelagert ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen einer Rollenrichtvorrichtung (5) und einer Rotorrichtvorrichtung (10) Vorschubrollen
(7) angeordnet sind.
6. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass an die Richtvorrichtungen (5, 10) anschließend eine Schneidvorrichtung für den Baustahldraht
(4) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass an die Richtvorrichtungen (5, 10) anschließend eine Biegevorrichtung für den Stahldraht
angeordnet ist.
8. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass anschließend an die Richtvorrichtungen (5, 10) ein Drahtauslauf (13) für längere
Stäbe vorgesehen ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Drahtauslauf (13) mit einer Biegevorrichtung oder mehreren Biegevorrichtungen
ausgestattet ist.
10. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenrichtvorrichtung (5) mehrere achsparallele Rollen (6) umfasst, die beidseitig
des Baustahldrahtes (4) angeordnet sind.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die eine mindestens Rotorrichtvorrichtung (10) mehrere Richtsteine (9) mit Richtdüsen
(11) umfasst, wobei die Richtdüsen (11) in Bezug auf eine Achse, die dem gerichteten
Baustahldraht (4) entspricht, wechselweise seitlich versetzt sind.
12. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollenabstände auf unterschiedliche Drahtdurchmesser einstellbar sind.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Versatz der Rotordüsen (11) zur theoretischen Achse des gerichteten Baustahldrahtes
(4) einstellbar ist.
14. Vorrichtung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die Rollen (6) mehrere Rillen zur gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Baustahldrähte
(4) aufweisen.