[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen
für einen oder mehrere bestimmte Fahrtstreckenabschnitte an einen Verkehrsteilnehmer.
[0002] Es ist die Verkehrsmeldung als dominierende Darreichungsform für aktuelle Verkehrsinformationen
bekannt. Diese ist ein Datensatz, welcher Auskunft über Lage, Ausmaß, Art und ggf.
weitere Eigenschaften eines den Verkehr betreffenden, in der Regel den Verkehrsfluss
behindernden Sachverhaltes gibt und auf verschiedene Arten und Weisen dem Nutzer präsentiert
werden kann: durch Vorlesen im Radio, durch Abruf über ein menugesteuertes Sprachdialogsystem,
durch Berücksichtigung bei einer Navigationsaufgabe, durch Anzeigen in Textform etc.
[0003] Ein wichtiges Kriterium für Qualität einer in Meldungsform abgefassten Verkehrsinformation
ist deren Aktualität. Je mehr Zeit zwischen dem Zeitpunkt liegt, zu dem die Meldung
gültig ist und dem Zeitpunkt, zu dem sie relevant für den Nutzer ist, desto größer
ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Meldung nicht mehr in allen Einzelheiten der
Situation entspricht, die der Nutzer tatsächlich an Ort und Stelle vorfindet, falls
er sich in Kenntnis der Meldung noch an den entsprechenden Ort begibt.
[0004] Es existieren viele Einflussfaktoren, welche die besagte Zeit, im folgenden als Meldeverzögerung
bezeichnet, bestimmen. Die 4 wichtigsten seien hier genannt:
1. Es vergeht Zeit zwischen der Entstehung eines Ereignisses auf der Strasse und seiner
erstmaligen Beobachtung und Meldung an eine zentrale Stelle.
2. Das Abfassen einer geeigneten Verkehrsmeldung in der Zentrale benötigt Zeit.
3. Die Verbreitung der Meldungen ist an Abläufe gebunden, die Zeit benötigen, z.B.
weil sie periodisch sind.
4. Nutzer tendieren häufig dazu anzunehmen, dass eine Verkehrsmeldung, die sie erreicht
hat, unverändert gültig bleibt bis zu dem Zeitpunkt, zu dem sie den Ort des gemeldeten
Ereignisses erreichen. Diese Annahme ist im Allgemeinen falsch.
[0005] Insbesondere durch den Punkt 4 bekommt die Meldeverzögerung eine subjektive und individuelle
Komponente. Die existierenden Verbreitungskanäle und Endgeräte sind auf Verkehrsinformationen
in der Form von Meldungen ausgerichtet.
[0006] Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, Verkehrsmeldungen derart bereitzustellen,
dass dem Verkehrsteilnehmer die Verkehrsinformationen zugehen, die für ihn zum Zeitpunkt
des Erreichens eines verkehrsrelevanten Ereignisses wesentlich sind.
[0007] Die Erfindung löst die genannte Aufgabe der Bereitstellung von Verkehrsmeldungen
entsprechend der Merkmale des Anspruchs 1.
Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0008] Kern der Erfindung ist, dass nicht nur eine einzelne Meldung
M , sondem ein Bündel von Meldungen
Mi bereitgestellt wird, wobei jede im Bündel enthaltene Meldung das Ereignis zu einem
anderen Zeitpunkt beschreibt, nämlich dem Gültigkeitszeitpunkt
Ti = t0 +
iΔt , wobei
t0 für die Gegenwart (genauer: den Zeitpunkt der Bereitstellung des Meldungsbündels)
und Δ
t für den zeitlichen Abstand der Einzelmeldungen innerhalb des Bündels steht. Ein typischer
Wert könnte sein: Δ
t = 5 min.
[0009] Als unterstützende Information kann Meldungsbündeln ein Bündel von Reisezeitmatrizen
τ

beigegeben werden, dessen Einträge die Reisezeiten angeben, welche zur Zeit
Ti erforderlich sind, um vom Ende einer zu einem Bündel
Mi (k) gehörenden Störung zum Anfang der zum Bündel
Mi(l) gehörenden Störung zu gelangen.
[0010] Da sowohl das Meldungsbündel als auch das Bündel der Reisezeitmatrizen zeitlich diskrete
Objekte sind, aber zu beliebigen Zeiten auf deren Inhalte zugegriffen werden muss,
wird die Zugriffsfunktion
n(
t)
= i benötigt, falls
Ti -

Δ
t ≤
t <
Ti +

Δ
t , welche den Index des zeitlich am nächsten liegenden Eintrags des Meldungsbündels
zurückliefert.
[0011] Zur erfindungsgemäßen Anwendung des Meldungsbündels ist es ebenfalls von Vorteil,
wenn die Einzelmeldungen jeweils das Attribut "Durchfahrungszeit" τ(
Mi) enthalten, welches die Zeit angibt, die zur
Zeit Ti zum Durchfahren der zu
Mi gehörenden Störung erforderlich ist.
[0012] Die interessantesten Einträge in einem Meldungsbündel sind diejenigen, deren Gültigkeitszeitpunkte
noch in der Zukunft liegen. Um diese Einträge zu generieren, gibt es diverse Verfahren
der Verkehrsprognose, die nicht Gegenstand der vorliegenden Erfindungsmeldung sind.
Es besteht z.B. die Möglichkeit, eine bereits bekannte Störung mit einem Verfahren
zur Stauverlaufsprognose zu behandeln, d.h. in Kenntnis der Zu- und Abflüsse in die
Störung und aus der Störung die voraussichtliche Lage der Störungsfronten zu den in
Frage kommenden Gültigkeitszeitpunkten zu bestimmen. Auf diese Weise kann das Wachstum
oder auch die Auflösung einer Störung im Laufe der Zeit beschrieben und im Meldungsbündel
hinterlegt werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, den Verkehrszustand aufgrund
des Verkehrsaufkommens oder aufgrund historischer Daten auch dann in die Zukunft zu
extrapolieren, wenn noch keine Störung beobachtet wurde. Entsprechende Prognosen können
in das Meldungsbündel z.B. eingetragen werden als
"Vermutlich Stau von... bis... um ...Uhr", um explizit die Unsicherheit der Prognose eines "Staus
aus dem Nichts" zu kennzeichnen. Auch die weitere Quantifizierung durch Angabe einer
Stauwahrscheinlichkeit als "Stau von... bis..., Wahrscheinlichkeit 75%" ist denkbar.
[0013] Der Eintrag von Vergangenheitswerten in das Meldungsbündel ist zu Zwecken der dynamischen
Navigation zwar nicht unbedingt erforderlich, kann aber als vertrauensbildende Maßnahme
für den Nutzer (oder auch zu anderen Zwecken, wie z.B. der Rückverfolgung) durchaus
in Erwägung gezogen werden. Wenn im Meldungsbündel explizit sichtbar ist, dass eine
Störung wegen Unfall innerhalb der zurückliegenden 15 Minuten von 5 auf 7 auf 9 km
gewachsen ist, kann sich der Nutzer ein sehr klares Bild der Lage machen.
[0014] Das Meldungsbündel muss nach seiner Bereitstellung ausgewertet werden. Dies kann
entweder durch einen Dienstleister geschehen, der genug über den Nutzer weiß, um die
für ihn relevante Meldung auswählen zu können. Dies kann aber auch erst im Endgerät
oder durch den Nutzer selbst geschehen.
[0015] Die Kenntnis der geplanten Route ist zwar der Genauigkeit der Information, die den
Nutzer erreicht, förderlich, aber nicht zwingend notwendig. So kann die Selektion
aus dem Bündel anstatt mit Distanzen und möglichen Geschwindigkeiten im Straßennetz
auch mit Luftliniendistanzen und für bestimmte Straßenklassen angenommenen Geschwindigkeiten
erfolgen, sollte die vor dem Nutzer liegende Route zur Zeit seiner Anfrage nicht bekannt
sein.
[0016] Das Meldungsbündel muss zeitlich beschränkt sein, d.h. der laufende Index kann nicht
jeden beliebigen Wert annehmen, sondern wird einer beschränkten Indexmenge entnommen.
i ∈ [
imin,...,
imax]. Dabei kann die Untergrenze
imin weitgehend willkürlich festgelegt werden unter Gesichtspunkten wie der maximalen
zu übertragenden Datenmenge oder einer sinnvollen zeitlichen Schranke für Vergangenheitsinformationen.
Die Obergrenze
imax hingegen hängt ab von der Prognosefähigkeit des beteiligten Datenerfassungs- und
- verarbeitungssystems. Hier besteht entweder die Möglichkeit, z.B. aufgrund von Diensteanforderungen
eine feste Obergrenze
imax zu definieren und die Glaubwürdigkeit der entsprechenden Prognose zu kennzeichnen,
etwa durch einen Wert für die Stauwahrscheinlichkeit (s.o.) oder aber Mindestanforderungen
an die Qualität der Prognose zu richten, woraus ein variabler Prognosehorizont und
damit eine variable Obergrenze
imax folgt.
[0017] Schließlich müssen Meldungsbündel in einem größeren Netz datentechnisch nicht notwendig
als solche repräsentiert werden. Es besteht z.B. die Möglichkeit, dass zwei Störungen
zu einer zusammenwachsen oder eine Störung sich in zwei auftrennt. Dies macht die
Darstellung des Zeitverlaufs in Form von Bündeln zwar nicht unmöglich, erschwert sie
aber. Denkbar ist daher auch die Bündelung von Beschreibungen des Gesamtnetzes, die
zu jedem Gültigkeitszeitpunkt unterschiedliche Anzahlen von Meldungen enthalten können.
Dies erleichtert die Bereitstellung, erschwert aber die Verwendung von Meldungsbündeln.
Es ist daher eine der jeweiligen Anwendung angemessene datentechnische Repräsentation
zu wählen.
[0018] Anhand der Zeichnungen soll die Erfindung im Folgenden näher erläutert werden.
[0019] In den Zeichnungen zeigen die Figur 1 ein Straßennetz mit einer Ringstruktur und
die Figur 2 einen Ausschnitt dieser Ringstruktur mit einer Route eines Nutzers.
[0020] In Figur 1 ist das Netz belegt mit den 3 Meldungsbündeln
M(1),
M(2) und
M (3) sowie mit einem Bündel von Reisezeitmatrizen
τ der Form

[0021] Figur 2 verdeutlicht den Fall eines Nutzers, der sich zur Zeit
t0 am Ort
x befindet und sich eine Route
R berechnen lässt, die mit den zwei Meldungsbündeln
M(1) und
M(2) belegt ist.
[0022] Aus der Position des Nutzers zur Zeit der Anfrage lässt sich die erwartete Reisezeit
bis zum Erreichen der durch das Meldungsbündel
M(1) beschriebenen Störung,
T0, bestimmen. Unter Zuhilfenahme der Zugriffsfunktion
n kann somit aus dem Bündel diejenige Meldung selektiert werden, welche voraussichtlich
das Ereignis zum Zeitpunkt des Eintreffens des Nutzers am besten beschreibt, nämlich
M(1)n(t0+T0).
Um aus dem nächsten auf der Route liegenden Meldungsbündel
M(2) die im gleichen Sinne geeignete Meldung zu extrahieren, ist die Zeit zu bestimmen,
die bis zum Eintreffen bei
M(2) voraussichtlich vergehen wird. Es ist zu erkennen, dass bis zum Verlassen von
M(1) die Reisezeit
T'
1 =
T0 + τ(
M(1) n(t0+T0)) und infolgedessen die Reisezeit bis zum Erreichen von
M(2) durch
T1 =
T'1+τ
12(n(t0+T1)) gegeben ist. Somit ist aus
M(2) die Meldung
M(2)n(t0+T1) zu selektieren, um dem Eindruck des Nutzers an Ort und Stelle am nächsten zu kommen.
Auf diese Art und Weise können beliebig viele auf der berechneten Route liegende Meldungsbündel
iterativ berücksichtigt werden.
1. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen für einen oder mehrere bestimmte
Fahrtstreckenabschnitte an einen Verkehrsteilnehmer,
dadurch gekennzeichnet,
dass dem Verkehrsteilnehmer bei Vorhandensein eines verkehrsrelevanten Ereignisses in
einem betroffenen Fahrstreckenabschnitt ein Bündel von Verkehrsmeldungen generiert
wird, wobei jede im Bündel enthaltene Meldung das jeweilige verkehrsrelevante Ereignis
zu einem anderen Zeitpunkt innerhalb einer definierten Zeitspanne beschreibt, und
aus diesem Bündel die relevante Meldung für den Verkehrsteilnehmer ausgewählt wird,
die zu einem für den Verkehrsteilnehmer relevanten Zeitpunkt gültig ist.
2. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Verkehrsteilnehmer selbst die relevante Meldung auswählt.
3. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass das Endgerät die für den Verkehrsteilnehmer relevante Meldung auswählt.
4. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Dienstleister die für den Verkehrsteilnehmer relevante Meldung auswählt.
5. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass jede Verkehrsmeldung ein Attribut "Durchfahrzeit" enthält, welches die Zeit angibt,
die zum Durchfahren des durch die Meldung beschriebenen Verkehrsereignisses erforderlich
ist.
6. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass den Verkehrsmeldungsbündeln ein Bündel von Durchfahrzeitmatrizeninformationen über
die Fahrzeiten beigegeben werden, dessen Einträge die Durchfahrzeiten angeben, welche
zum Durchfahren des jeweiligen Verkehrsereignisses zu dem durch die Verkehrsmeldung
angegebenen Zeitpunkt auf Routen vom Startpunkt bis zum Erreichen des ersten gemeldeten
Ereignisses, zwischen zwei gemeldeten Ereignissen bzw. vom letzten gemeldeten Ereignis
bis zum Erreichen des Zielpunkts erforderlich sind.
7. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Fahrzeitinformationen ebenfalls in Form von Bündeln bereit gestellt werden, deren
Struktur den Bündeln von Verkehrsmeldungen entspricht, so dass sich Reisezeiten auf
Routen als Summen von Fahrzeiten auf freien Strecken und Durchfahrzeiten durch Ereignisse
berechnen lassen.
8. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass für die Selektierung des relevanten Zeitpunkts zur Auswahl der relevanten Verkehrsmeldung
aus dem Verkehrsmeldungsbündel die Zugriffsfunktion n(t)=i, falls

genutzt wird.
9. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Verkehrsmeldungsbündel auch Verkehrsmeldungen enthalten sind, deren Gültigkeitszeitpunkte
in der Zukunft liegen.
10. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die sich auf die Zukunft beziehenden Verkehrsmeldungen mit einer Wahrscheinlichkeitswert
für die Prognose versehen werden.
11. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass im Verkehrsmeldungsbündel auch Verkehrsmeldungen enthalten sind, deren Gültigkeitszeitpunkte
in der Vergangenheit liegen.
12. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Selektierung der relevanten Verkehrsmeldung aus dem Verkehrsmeldungsbündel mittels
Berechnung von Luftliniendistanzen und für bestimmte Straßenklassen angenommene Geschwindigkeiten
erfolgt.
13. Verfahren zur Bereitstellung von Verkehrsinformationen nach einem der vorhergehenden
Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Verkehrsmeldungen in den Verkehrsmeldungsbündeln ein Gesamtstraßennetz bestimmter
Größe betreffen.