Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur Bestimmung
des Verpressungsgrades einer formschlüssigen Verbindung zwischen wenigstens zwei Bauteilen,
die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens herstellbar ist, bei dem
die zu verbindenden Bauteile zwischen einem Stempel sowie einer, die Raumform der
formschlüssigen Verbindung bestimmenden Matrize eingebracht und durch relatives Absenken
des Stempels gegen die Matrize verpresst werden.
Stand der Technik
[0002] Aus der DE 199 27 101 A1 ist ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zum Clinchen beschrieben,
bei dem zwei flächige Fügeteile im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügevorganges,
der auch als Clinchen bezeichnet wird, miteinander fest verbunden werden. Das Durchsetzfügen,
das beispielsweise in einem Artikel von Budde L. et al. "Stanznieten und Durchsetzfügen",
die Bibliothek der Technik, Bd. 115, Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 1995,
näher beschrieben ist, zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass eine formschlüssige
Verbindung zwischen zwei sich überlappenden, in der Regel flächig ausgebildeten Fügeteilen
aus dem zu verbindenden Material selbst gebildet wird.
[0003] Unter Bezugnahme auf Fig. 2 sei die Kaltumformung nachfolgend kurz erläutert. Zwei
in der Regel flächig ausgebildete Fügeteile 1, 2, bspw. zwei Flachblechteile, werden
mit Hilfe eines Stempels 3 sowie einer diesem gegenüberliegend angeordneten Matrize
4 verpresst, wobei die Fügeteile 1, 2 lokal angenähert zylindrisch verformt werden.
Der Stempel 3 weist einen weitgehend konisch ausgebildeten Stempeldorn 31 auf, der
beim Eindringen in die flächigen Fügeteile 1, 2 eine Materialverdrängung bewirkt,
die neben einem sich ausbildenden Kraftschluss einen Formschlusseffekt zwischen beiden
Fügeteilen 1, 2 bewirkt, der zu einer Hinterschneidung zwischen den Fügepartnem führt,
wobei der Fügevorgang üblicherweise bis zu einer vorgegebenen Bodendicke durchgeführt
wird. Zur qualitativen Beschreibung der im Wege des Durchsetzfügeverfahrens gewonnenen
Fügeverbindung dient zum einen der Stempelhub, der sich aus der vertikalen Absenkbewegung
ergibt und als "X-Maß" bezeichnen wird, durch das die sich ausbildende Bodendicke
der Clinchverbindung bestimmbar ist. Neben dem X-Maß dient zur vollständigen Beschreibung
der Clinchverbindung das sogenannte "Fließmaß", das eine Größe für das in die Hinterschneidung
abgedrängte Materialvolumen innerhalb des Fügebereiches darstellt.
[0004] Eine Clinchverbindung, wie sie bspw. im rechten Teil der Fig. 2 zu entnehmen ist,
ist demzufolge durch zwei Bereiche charakterisierbar, nämlich den abgesenkten Bodenbereich
5, in dem gemäß Ausführungsbeispiel die beiden parallel verlaufenden Blechschichten,
die stempel- und matrizenseitig unterschiedliche Wandstärken besitzen können, in der
Summe über eine konstante Bodendicke verfügen, sowie der Bereich der sogenannten Hinterschneidung
6, in dem eine gegenseitige Verzahnung der beiden Bleche 1 und 2 ausgebildet ist.
Der Grad bzw. das Ausmaß der räumlichen Hinterschneidung ist letztendlich bestimmend
für die Festigkeit der gesamten Clinchverbindung.
[0005] Um eine Aussage über die Qualität und die damit verbundene Belast- und Haltbarkeit
einer derartigen Clinchverbindung anstellen zu können, wird üblicherweise die Wandstärke
im Bodenbereich, d.h. die Bodendicke der Clinchverbindung nach deren Herstellung bestimmt.
Geht man davon aus, dass der Volumenanteil, der im Rahmen des Clinchprozesses aus
dem Bodenbereich in den Bereich der Hinterschneidung verdrängt wird, mit der Bodendicke
korreliert ist, so kann auf das Fließmass indirekt auf der Grundlage des X-Maßes geschlossen
werden.
[0006] Zur Bestimmung der Bodendicke wird üblicherweise der von dem Stempel zurückgelegte
Weg (X-Maß) während des Absenkvorganges manuell oder automatisiert gemessen und bei
Erreichen eines vorgegebenen Stempelhubes eine damit erreichbare Bodendicke bestimmt.
In Abhängigkeit der durch die Stempel- und Matrizenform vorgegebene Raumform der Clinchverbindung
sowie der Materialwahl der miteinander zu verfügenden Flächenteile werden vorab Eichwerte
bestimmt, anhand derer tatsächlich gemessene Bodendicken mit X-Maß-Werten korreliert
sind. Zudem ist es bekannt, durch Online-Erfassen der während des Fügeprozesses investierten
Presskraft, mit der der Stempel gegen die Matrize gepresst wird, Orts-Presskraft-Diagramme
zu ermitteln, anhand derer die erzielte Fügekraft abgeleitet werden kann, die als
weiterer Prozessparameter eine Aussage über die Qualität der Clinchverbindung ermöglicht.
[0007] Eine weitere, alternative verfeinerte Messmethode zur Bestimmung der Qualität einer
Clinchverbindung basiert auf der Bestimmung der individuellen Dicken der Fügeteile
mittels des zerstörungsfreien Ultraschallprüfverfahrens. Ein derartiges, auf dem Impuls-Echo-Prinzip
beruhendes Ultraschallverfahren ermöglicht eine differenzierte und voneinander unabhängige
Überwachung und Vermessung der stempel- und matritzenseitigen Wandstärken der verfügten
Fügeteile innerhalb des Bodenbereiches, wodurch dezidiertere Aussagen über die Qualität
der Fügezone und das individuelle Materialverdrängungsverhalten der einzelnen Fügeteile
möglich wird.
[0008] Aus der DE 198 29 999 C1 ist ein Verfahren sowie ein Messgerät zur Detektierung der
ordnungsgemäßen Einstecktiefe in eine Rohrpressverbindung unter Verwendung eines Wirbelstromgerätes
beschrieben.
[0009] Aus der US 4,677,379 geht eine zerstörungsfreie Prüftechnik für die Rissuntersuchung
an Nietverbindungen hervor, bei der ebenfalls eine Wirbelstrommessung Anwendung findet.
Zur Auswertung der Wirbelstromsignale werden die komplexen Wechselstrom-Impedanzwerte
herangezogen.
Darstellung der Erfindung
[0010] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren sowie eine Vorrichtung zur
Bestimmung des Verpressungsgrades einer formschlüssigen Verbindung zwischen wenigstens
zwei Bauteilen, die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens herstellbar
ist, bei dem die zu verbindenden Bauteile zwischen einem Stempel sowie einer die Raumform
der formschlüssigen Verbindung bestimmenden Matrize eingebracht und durch relatives
Absenken des Stempels gegen die Matrize verpresst werden, derart weiterzubilden, dass
mit möglichst einfachen und kostengünstigen Mitteln eine Qualitätsbestimmung des gesamten
Fügebereiches der Clinchverbindung möglich wird. Insbesondere soll es möglich sein,
eine Online-Kontrolle des gesamten Verformvorganges während des Fügeprozesses durchzuführen,
so dass der Clinchvorgang als solcher überwacht und geregelt erfolgen kann, um letztlich
die Ausschussquote von nicht zu verwendenden Clinchfügeverbindungen erheblich zu reduzieren.
Mit Hilfe der neuartigen Messtechnik, die vorzugsweise berührungslos erfolgen soll,
soll eine möglichst gesamtheitliche Erfassung des Fügebereiches möglich sein.
[0011] Die Lösung der der Erfindung zugrundeliegenden Aufgabe ist im Anspruch 1 angegeben.
Gegenstand des Anspruches 10 ist eine Vorrichtung zur Bestimmung des Verpressungsgrades.
Den Erfindungsgedanken vorteilhaft weiterbildende Merkmale sind den Unteransprüchen
sowie der weiteren Beschreibung, insbesondere in Bezugnahme auf die Ausführungsbeispiele,
zu entnehmen.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1 zur Bestimmung
des Verpressungsgrades einer formschlüssigen Verbindung zwischen wenigstens zwei Bauteilen,
die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens herstellbar ist und der
Qualitätskontrolle der Clinchverbindung dient, basiert grundsätzlich auf der zerstörungsfreien
Wirbelstromprüfung. Hierbei wird mittels wenigstens einem Wirbelstromsensor der gesamte
Bereich der formschlüssigen Verbindung von einem Wirbelstromfeld durchsetzt. Im wesentlichen
kommt es darauf an, dass das von dem Wirbelstromsensor erzeugte und nachweisbare Wirbelstromfeld
die formschlüssige Verbindung sowohl im Bodenbereich als auch in den Bereichen ihrer
Hinterschneidungen durchsetzt. Die auf diese Weise mit Hilfe des Wirbelstromsensors
erhabenen Messsignale werden zur Bestimmung des Verpressungsgrades der formschlüssigen
Verbindung herangezogen, der zugleich auch der Qualitätskontrolle der Clinchverbindung
dient.
[0013] Durch die gezielte Anwendung der an sich bekannten Wirbelstrommesstechnik auf den
speziellen technischen Fall der Qualitätsüberprüfung von Fügeverbindungen, die im
Wege des kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens herstellbar sind, sind eine Reihe
von Vorteilen gegenüber den bisher bekannten Überprüfungsmethoden zu nennen: Der Einsatz
von an sich bekannten Wirbelstromsensoren ist aufgrund ihres einfachen technischen
Aufbaus kostengünstig realisierbar. Die zumeist klein und leicht bauenden Wirbelstromsensoren
arbeiten im Gegensatz zu der bisher eingesetzten Ultraschallprüftechnik ohne jegliche
Kontaktmittel oder zusätzliche Kontaktschichten, so dass ihre Integration in die den
Fügevorgang der jeweiligen Fügepartner bewerkstelligenden Fügewerkzeuge, wie beispielsweise
Stempel oder Matrize, ohne weitere große technische Veränderungsmaßnahmen realisierbar
ist. Hierdurch ist es erstmals möglich, den Verformungsvorgang in situ, d.h. während
der Herstellung der Clinchverbindung zu überwachen und bereits während des Fügevorganges
Regelgrößen zu generieren, die den Verformungsvorgang zu beeinflussen vermögen.
[0014] Schließlich vermag die Wirbelstromprüftechnik Materialverwerfungen zwischen den wenigstens
beiden, miteinander zu verfügenden Fügepartner mit einer hohen Messauflösung zu registrieren,
wodurch bereits kleinste Abweichungen von einem als Ideal vorausgesetzten Fügeverlaufes
feststellbar sind. Dies erfolgt überdies mit einer sehr hohen Messgeschwindigkeit,
die letztlich Voraussetzung für eine Prozess-Integrierbarkeit während des Fügevorganges
ist. Selbstverständlich ist es jedoch auch möglich, bereits fertiggestellte Clinchverbindungen
mit Hilfe wenigstens einem Wirbelstromsensor zur nachträglichen Qualitätsprüfung zu
untersuchen. Die Qualitätsüberprüfung kann sowohl manuell, durch bloßes Annähern eines
Wirbelstromsensors an die zu untersuchende Fügestelle realisiert werden, oder auch
automatisiert mit Hilfe geeigneter Manipulatoren durchgeführt werden.
[0015] Grundsätzlich handelt es sich bei dem Wirbelstromverfahren um eine zerstörungsfreie
Werkstoffprüfung, das auf den Prinzipien der elektromagnetischen Induktion beruht.
Der Wechselstromsensor weist im wesentlichen eine von einem Wechselstrom durchflossene
Spulenanordnung auf, die, sofern sie nahe genug an die zu untersuchende Clinchverbindung
positioniert ist, innerhalb des elektrisch leitfähigen Werkstoffes der Clinchverbindung,
der nicht notwendigerweise ferromagnetisch sein muss, oberflächennahe Wirbelströme
induziert, deren Magnetfeld auf die Spule des Wirbelstromsensors zurückwirkt. Dem
System, bestehend aus Spule und der zu untersuchenden Clinchverbindung, kann eine
komplexe Impedanz zugeordnet werden, die beispielsweise zur Darstellung auf einem
Monitor zur visuellen Auswertung gebracht werden kann. Ausgehend von einer als fehlerfrei
und ideal anzunehmenden Clinchverbindung ist mit Hilfe der Wirbelstrommesstechnik
jeweils ein Referenzwert in der komplexen Impedanzebene bestimmbar, der als fest vorgegebener
Arbeitspunkt dient. Werden nachfolgend von der als ideal vorgegebene Clinchverbindung
abweichende Clinchverbindungen vermessen, so schlägt sich dies in einer Auslenkung
des Arbeitspunktes in der Impedanzebene wieder, die als Fehlernachweis bzw. Qualitätskontrolle
dient.
[0016] In einer besonders vorteilhaften Verfahrensvariante wird der wenigstens eine Wirbelstromsensor
im Wege eines Mehrfrequenzverfahrens bei mehreren unterschiedlichen Wechselstromfrequenzen
betrieben. Durch geeignete Wahl der unterschiedlichen Wechselstromfrequenzen ist es
möglich, den Informationsgehalt der Messsignale deutlich zu erhöhen und durch Anwendung
optimierter Verknüpfungsalgoritmen die Messzuverlässigkeit und Messgenauigkeit deutlich
zu verbessern.
[0017] Insbesondere bei der Überprüfung von aus ferromagnetischen Materialien bestehenden
Clinchverbindungen, beispielsweise aus ferritischem Stahl, eignet sich der Einsatz
eines Wirbelstromsensors zusammen mit einer Vorrichtung zur lokalen Vormagnetisierung
des Materials an der Fügestelle der Clinchverbindung besonders gut. Hierzu eignen
sich beispielsweise kleine Permanentmagnete, die mit einer vorgegebenen Polarisierung
um die Spule des Wirbelstromsensors herum angeordnet sind. So vermag die Vormagnetisierung
das zu untersuchende Material der Fügepartner magnetisch transparenter erscheinen
zu lassen, wobei die durch den Skineffekt beschreibbare Eindringtiefe der Wirbelströme
innerhalb der zu untersuchenden Fügepartner gesteigert werden kann.
[0018] Zur prozessintegrierten Erfassung und letztlich Überwachung des Verformungsvorganges
sieht eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Bestimmung des Verpressungsgrades einer
formschlüssigen Verbindung zwischen wenigstens zwei Bauteilen, die im Wege eines kaltumformenden
Durchsetzfügeverfahrens herstellbar sind, bestehend im wesentlichen aus einem Stempel
und einer Matrize, wenigstens einen Wirbelstromsensor vor, der im Stempel und/oder
in der Matrize integriert ist. Hierbei ist der Wirbelstromsensor derart ausgebildet
und angeordnet, dass das durch den Wirbelstromsensor erzeugbare Wirbelstromfeld die
gesamte formschlüssige Verbindung durchsetzt, wobei zugleich eine Ansteuer- und eine
Messsignalauswerteeinheit mit dem Wirbelstromsensor verbunden sind.
[0019] Durch eine räumlich möglichst nahe Anordnung des Wirbelstromsensors relativ zur Stempel-
und/oder Matrizenoberfläche, wobei die Spulenanordnung des Wirbelstromsensors zu Zwecken
eines mechanischen Schutzes mit wenigstens einer mechanisch robusten Schutzschicht
überdeckt ist, die vorteilhafterweise zugleich die Stempel- und/oder Matrizenoberfläche
darstellt, wird ein unmittelbares Eindringen der Wirbelstromfelder in die zu verformenden
Fügepartner gewährleistet. In einer besonders bevorzugten Ausführungsform besteht
die, den Wirbelstromsensor überdeckende Schutzschicht, aus einem elektrisch leitenden
Edelstahl, durch den die Wirbelstromfelder nahezu ungehindert hindurchtreten können.
Kurze Beschreibung der Erfindung
[0020] Die Erfindung wird nachstehend ohne Beschränkung des allgemeinen Erfindungsgedankens
anhand von Ausführungsbeispielen unter Bezugnahme auf die Zeichnungen exemplarisch
beschrieben. Es zeigen:
- Fig. 1a, b
- Messsituationen zur Erfassung des Verformungszustandes einer Clinchverbindung mit
Hilfe eines Wirbelstromsensors,
- Fig. 2
- sequentielle Prinzipdarstellung zur Herstellung einer Clinchverbindung gemäß Stand
der Technik,
- Fig. 3
- schematisierte Darstellung einer Stempel-Matrizen-Anordnung mit Wirbelstromsensor-Überwachung,
sowie
- Fig. 4
- Messprotokoll für die Vermessung einer Clinchverbindung bei drei unterschiedlichen
Messfrequenzen.
Wege zur Ausführung der Erfindung, gewerbliche Verwendbarkeit
[0021] In den Fig. 1 a und b sind jeweils in schematisierter Darstellung Messkonfigurationen
zur Qualitätsbestimmung einer Fügeverbindung zwischen zwei flächig ausgebildeten Bauteilen
1 und 2 gezeigt, die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügevorganges hergestellt
worden sind. Die zu verfügenden Bauteile bestehen aus elektrisch leitfähigem Material
wie bspw. Verbindungen aus Aluminium oder anderen Materialien bspw. Stahl.
[0022] Im Ausführungsbeispiel gemäß Fig. 1a ist ein Wirbelstromsensor 7 unmittelbar unterhalb
der Clinchverbindung zwischen den beiden Flächenbauteilen 1 und 2 angeordnet. Der
Wirbelstromsensor 7, der im einfachsten Fall aus einer Spulenanordnung besteht, die
mit Wechselstrom geeigneter Frequenz bestromt wird, erzeugt ein magnetisches Wechselfeld,
dessen magnetische Feldlinien 8 den gesamten Bereich der Clinchverbindung durchdringen.
Die Clinchverbindung setzt sich insbesondere aus dem Bodenbereich 5, in dem die durch
den Pressstempel deformierten Flächenbereiche der Flächenteile 1 und 2 eine weitgehend
konstante Bodendicke besitzen, sowie den Bereichen der Hinterschneidungen 6 zusammen.
[0023] Der besondere Vorteil, der mit dem Einsatz von Wirbelstromsensoren verbunden ist,
betrifft die Tatsache, dass die durch die Wechselströme innerhalb des Wirbelstromsensors
hervorgerufenen magnetischen Wechselfelder 8 weitgehend kontaktfrei durch die Flächenbauteile
1 und 2, insbesondere im Bereich der Fügeverbindung hindurchtreten und in diesen Bereichen
Wirbelströme innerhalb der Bauteile 1 und 2 induzieren. Der von den Wirbelströmen
erfüllte Materialanteil in den Flächenbauteilen 1 und 2 wird als Wechselwirkungsvolumen
bezeichnet und bestimmt sich nach der Größe des Wirbelstromsensors 7 sowie der Frequenz
des die Wirbelströme anregenden Magnetwechselfeldes 8. Die Ausbildung der innerhalb
des Fügebereiches induzierten Wirbelströme hinsichtlich ihrer Amplitude und Phase
wird einerseits von dem Materialvolumen im Wechselwirkungsbereich aber insbesondere
durch die Art und Stärke der sich im Wege der Verpressung ausbildenden Materialverformungen
stark beeinflusst. Als Messsignal für die Registrierung der Wirbelströme dient die
Wechselstrom-Impedanz des Wirbelstromsensors 7, die als Abbild der sich ausbildenden
Wirbelströme angesehen werden kann.
[0024] So erfasst die Anordnung des Wirbelstromsensors 7 gemäß Fig. 1a sowohl den Bodenbereich
5 als auch die Bereiche der Hinterschneidungen an der Fügestelle 6. Daraus ergibt
sich der Hauptvorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens gegenüber den bisher bekannten
Überprüfungsmethoden, zumal das von dem Wirbelstromsensor 7 abgegebene Messsignal
die Informationen gesamtheitlich über die Bodendicke sowie auch über die Bereiche
der Hinterschneidungen 6 enthält. Für die Auswertung der Messsignale steht demzufolge
eine direkte Information nicht nur für das X-Maß, sondern auch über die Bereiche der
Hinterschneidung, das Fließmaß betreffen, zur Verfügung. Somit ist es nicht mehr nötig,
auf der Grundlage der gemessenen Bodendicke lediglich auf den letztendlich festigkeitsbestimmenden
Verformungsgrad (Fließmaß) im Bereich der Hinterschneidungen 6 zu schließen.
[0025] Aus diesem Grunde zeichnet sich das erfindungsgemäße Verfahren letztendlich durch
eine höhere Messsicherheit und Messgenauigkeit aus, wobei zusätzlich eine differenziertere
Beurteilung der Fügequalität im gesamten Volumen der Clinchverbindung möglich wird.
[0026] Fig. 1 b zeigt eine Messsituation, in der der Wirbelstromsensor 7 auf der Oberseite
der Clinchverbindung angeordnet ist. Auch in diesem Fall durchdringen die magnetischen
Wechselfelder 8 den Bereich der Clinchverbindung vollständig. Diese Messanordnung
ist insbesondere in Fällen zu wählen, in denen die Rückseite der Clinchverbindung
nicht zugänglich ist.
[0027] Die in den Fig. 1 a und 1 b dargestellten Messsituationen dienen der Veranschaulichung
einer nachträglichen Qualitätskontrolle von bereits bestehenden Clinchverbindungen.
Sollen Clinchverbindungen bereits während ihrer Herstellung hinsichtlich ihrer Qualität
überprüft werden, so eignet sich eine Stempel-Matrizen-Anordnung gemäß dem Ausführungsbeispiel
in Fig. 3, das der bereits in der Beschreibungseinleitung beschriebenen Stempel-Matrizen-Anordnung
unter Bezugnahme auf Fig. 2 entspricht, jedoch zusätzlich durch jeweils einen Wirbelstromsensor
7 in der dargestellten Weise ergänzt ist, der entweder gemäß linker Bilddarstellung
in der Matrize 4 oder gemäß mittlerer Bilddarstellung innerhalb des Stempeldorns 31
integriert ist. Auch ist es möglich beide Varianten miteinander zu kombinieren. Mit
Hilfe der in Fig. 3 angegebenen Stempel-Matrizen-Anordnung ist es möglich, den Verformungsvorgang
innerhalb der flächigen Bauteile 1 und 2 während der Herstellung der Clinchverbindung
zu überwachen und gegebenenfalls Regelgrößen abzuleiten, um eine direkte Einflussnahme
auf den Fügeprozess zu erhalten. So eignet sich hierfür ein Soll-/Ist-Wertvergleich
zwischen den aktuell gemessenen Impedanzwerten und entsprechend vorliegenden Referenzwerten,
um Regelgrößen, bspw. zur Veränderung der investierten Presskraft oder des Stempelhubes,
zu erhalten.
[0028] Zur Auswertung der mittels des Wirbelstromsensors erhaltenen Messsignale, die eine
gesamtheitliche Information über den gesamten Fügebereich umfassen, ist es erforderlich,
die Signalanteile, die aus dem Bodenbereich 5 von jenen Signalanteilen zu separieren,
die aus den Bereichen der Hinterschneidungen 6 stammen, und beide Signalanteile zahlenmäßig
als "X-Maß" und als "Fließ-Maß" zu beziffern. Dies ist möglich unter Verwendung eines
Mehrfrequenz-Prüfverfahrens, bei dem der Wirbelstromsensor mit mehreren unterschiedlichen
Messfrequenzen, vorzugsweise zeitlich voneinander getrennt, betrieben wird. Die Messfrequenzen
werden in Abhängigkeit der Materialart sowie Form der Clinchverbindung ausgewählt.
Zur Messsignalauswertung dienen insbesondere Signalverarbeitungs-Algorithmen mit entsprechender
Zielsetzung, insbesondere geeignet hierfür ist die Regressionsanalyse oder die Verwendung
neuronaler Netzwerke.
[0029] Zur Beurteilung der Qualität jeweils vermessener Clinchverbindungen dienen Werte
für das jeweilige X-Maß und das Fließ-Maß, die anhand geeigneter Kalibrierteile ermittelt
werden. In Fig. 4 sind Messergebnisse in einem Diagramm dargestellt, längs dessen
Abszisse die Anzahl durchgeführter Messungen und längs dessen Ordinate das X-Maß aufgetragen
ist. Der jeweils erste Messwert, der mit einem Kreis umgeben ist, stellt den Kalibrierwert
dar, mit die weiteren gemessenen X-Maßwerte verglichen werden. In dem in Fig. 4 dargestellten
Diagramm sind jeweils Messreihen an drei unterschiedlichen Clinchverbindungen mit
jeweils unterschiedlichen X-Maßwerten 0,5, 0,6 und 0,7 durchgeführt und dargestellt.
Je größer die Abweichungen von dem vorgegebenen Kalibrierwert sind, um so mehr weicht
die Qualität der jeweiligen Clinchverbindung von einer Ideal-Clinchverbindung ab (siehe
hierzu insbesondere die drei Messwertausreisser zum X-Maßwert 0,5 sowie der Einzelpunkt
zu 0,6).
Bezugszeichenliste
[0030]
- 1, 2
- Flächiges Bauteil
- 3
- Stempel
- 31
- Stempeldorn
- 4
- Matrize
- 5
- Bodenbereich
- 6
- Fügebereich, Hinterschneidung
- 7
- Wirbelstromsensor
- 8
- Magnetische Wechselfeldlinien
1. Verfahren zur Bestimmung des Verpressungsgrades einer formschlüssigen Verbindung zwischen
wenigstens zwei Bauteilen, die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens
herstellbar ist, bei dem die zu verbindenden Bauteile zwischen einem Stempel sowie
einer, die Raumform der formschlüssigen Verbindung bestimmenden Matrize eingebracht
und durch relatives Absenken des Stempels gegen die Matrize verpresst werden, wobei
mittels wenigstens einem Wirbelstromsensor die gesamte formschlüssige Verbindung von
einem Wirbelstromfeld durchsetzt wird, und die mittels des Wirbelstromsensors erhaltenen
Messsignale zur Bestimmung des Verpressungsgrades der formschlüssigen Verbindung herangezogen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass die Raumform der formschlüssigen Verbindung wenigstens durch zwei Bereiche charakterisiert
wird, nämlich einem weitgehend dem Stempelquerschnitt entsprechend komprimierten ersten
Raumbereich, dem sogenannten Bodenbereich, dessen Verpressungsgrad durch den von dem
Stempel während der Verpressung zurückgelegten Weg, das sogenannte X-Maß charakterisiert
wird, und einem den ersten Raumbereich umschließenden zweiten Raumbereich, die sogenannte
Fügezone, in der das Material jeweils beider Bauteile seitlich zur Stempelbewegung
gezwungen wird zu fließen und deren Verpressungsgrad durch das seitlich abgedrängte
Materialvolumen, das sogenannten Fließmaß charakterisiert wird,
dass das Wirbelstromfeld den ersten und zweiten Raumbereich durchsetzt, und
dass die Messsignale jeweils die Information über das X-Maß und das Fließmaß enthalten,
die im Wege einer Messsignalauswertung als Messergebnisse separiert werden und den
Verpressungsgrad der Fügeverbindung repräsentieren.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wirbelstrommessung während der Herstellung der formschlüssigen Verbindung durchgeführt
wird, und
dass die gewonnenen Messsignale als online-Regelgrößen für die kraftbeaufschlagte
Stempelabsenkung eingesetzt werden.
4. Verfahren nach einem de Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, dass der Wirbelstromsensor im Wege eines Mehrfrequenzverfahrens bei mehreren unterschiedlichen
Wechselstromfrequenzen betrieben wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, dass die Wechselstromfrequenz in Abhängigkeit der elektrischen Leitfähigkeit der Bauteile
im Bereich der formschlüssigen Verbindung ausgewählt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass das von dem Wirbelstromsensor herrührende Wirbelstromfeld von einem quasistatischen
die Bauteile im Bereich der formschlüssigen Verbindung vormagnetisierenden Magnetfeld
überlagert wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, dass die mittels des Wirbelstromsensors erhaltenen Messsignale als komplexe Wechselstrom-Impedanzwerte
vorliegen, mit Amplitude und Phase bzw. Real- und Imaginärteil, und
dass die Wechselstrom-Impedanzwerte unter Zugrundelegung eines Signalverarbeitungs-Algorithmus
wenigstens einer vorgegebenen Zielgröße zugeordnet werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, dass als Signalverarbeitungs-Algorithmus eine Regressionsanalyse oder eine neuronale Vemetzung
verwendet wird.
9. Verfahren nach Anspruch 5 oder 8,
dadurch gekennzeichnet, dass die Zuordnung der Wechselstrom-Impedanzwerte mit einer bestimmten Zielgröße durch
Referenzierung mit nach bekannten X-Maß und Fließmaß kalibrierten Messwerten erfolgt.
10. Vorrichtung zur Bestimmung des Verpressungsgrades einer formschlüssigen Verbindung
zwischen wenigstens zwei Bauteilen, die im Wege eines kaltumformenden Durchsetzfügeverfahrens
herstellbar ist, bei dem die zu verbindenden Bauteile zwischen einem Stempel sowie
einer, die Raumform der formschlüssigen Verbindung bestimmenden Matrize eingebracht
und durch relatives Absenken des Stempels gegen die Matrize verpressbar ist, wobei
wenigstens ein Wirbelstromsensor im Stempel und/oder in der Matrize integriert ist,
der Wirbelstromsensor derart ausgebildet und angeordnet ist, dass das durch den Wirbelstromsensor
erzeugbare Wirbelstromfeld die gesamte formschlüssige Verbindung durchsetzt, und eine
Ansteuer- und eine Messsignalauswerteeinheit mit dem Wirbelstromsensor verbunden sind.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet, dass der Wirbelstromsensor nahe an der den zu verfügenden Bauteilen zugewandten Stempel-
und/oder Matrizenoberfläche angeordnet ist oder diese selbst begrenzt.