[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Bergen von die Umwelt gefährdenden Flüssigkeiten
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens
nach dem Oberbegriff des Anspruchs 16.
[0002] Ein mögliches Szenario mit Bezug auf die hier anzusprechende Problematik besteht
darin, dass ein mit Rohöl beladener Tanker leck schlägt und auf den Grund sinkt. Aus
dem Tanker tritt danach stetig Rohöl aus, welches an die Wasseroberfläche aufsteigt
und die Umwelt verschmutzt. Zum Bergen dieses Rohöls an der Wasseroberfläche sind
verschiedene Verfahren und Vorrichtungen bekannt, welche jedoch allesamt mit Nachteilen
behaftet sind bzw. nur unter bestimmten Voraussetzungen und unter bestimmten meteorologischen
Bedingungen anwendbar sind. Zudem gibt es bis heute praktisch kaum anwendbare Verfahren
und Vorrichtungen, mittels welchen das Rohöl direkt aus einem gesunkenen Tanker geborgen
werden kann. Diese Problematik tritt noch in verstärktem Masse auf, wenn der Tanker
an einer tiefen Stelle auf Grund gesunken ist.
[0003] Bisherige Bergungsverfahren sehen beispielsweise feste Installationen wie Rohrleitungen
zwischen Leckstelle und Pumpe vor, welche auf eine Meerestiefe bis 3500 m herabgeführt
werden sollen. Solche festen Installationen bergen in sich ein Gefahrenmoment für
die Umwelt, insbesondere bei hohem Seegang. Ferner müssen solche festen Installationen
den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten an der Havariestelle angepasst werden, was
eine entsprechend lange Vorbereitungs- und Installationszeit erfordert. Für schwer
oder nicht pumpbare Medien, welche es zu bergen gilt, sehen bisherige Technologien
das Verdünnen des zu bergenden Mediums mittels geeigneter Verdünner oder Lösemitteln
vor. Das Zuführen solcher Hilfsstoffe erfordert eine zusätzliche Infrastruktur und
zusätzliche Installationen, was mit zusätzlichem Zeitaufwand und zusätzlicher Umweltgefährdung
verbunden ist. Ferner stellt das Entsorgen derart verdünnter Medien oder das Abtrennen
des Hilfsstoffes nach der Bergung eine zusätzliche Umweltbelastung dar.
[0004] Die Aufgabe der Erfindung besteht nun darin, ein Verfahren zum Bergen von die Umwelt
gefährdenden pumpbaren oder in einen pumpbaren Zustand überführbaren Flüssigkeiten
vorzuschlagen, mit welchem die zu bergende Flüssigkeit schnell, sicher, effizient
und unter verschiedensten Rahmenbedingungen geborgen werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angeführten Verfahrensschritte
gelöst. Der grundlegende Erfindungsgedanke besteht darin, eine zum Bergen der Flüssigkeit
vorgesehene Pumpeinrichtung an die zu bergende Flüssigkeit oder an den die zu bergende
Flüssigkeit enthaltenden Hohlkörper heranzuführen, und die zu bergende Flüssigkeit,
je nach ihrer Viskosität, entweder direkt abzupumpen oder zuerst zu verflüssigen und
danach abzupumpen und in einen Behälter zu fördern. Auf diese Weise kann die die Umwelt
gefährdende Flüssigkeit schnell geborgen und eine unmittelbare Gefährdung für die
Umwelt weitgehend vermieden werden. Ist die Flüssigkeit erst einmal geborgen, kann
diese danach ohne Zeitdruck an einem dafür geeigneten Ort entsorgt, weiterverarbeitet
oder aufbereitet werden.
[0006] Bevorzugte Verfahren sind in den abhängigen Ansprüchen 2 bis 15 umschrieben.
[0007] Bei einem bevorzugten Verfahren wird vorgeschlagen, die Flüssigkeit chargenweise
zu bergen, indem diese abgepumpt und in formstabile oder ballonartig entfaltbare Behälter
gefördert wird. Auf diese Weise kann, je nach Bedarf, eine adäquate Anzahl solcher
formstabiler oder ballonartig entfaltbarer Behälter zur Aufnahme der abgepumpten Flüssigkeit
eingesetzt werden, so dass auch sehr grosse Volumina an Flüssigkeit geborgen werden
können, was beispielsweise dann von Vorteil sein kann, wenn die zu bergende Flüssigkeit
mit Wasser vermischt ist oder überwiegend aus Wasser besteht. Dem möglichen Gesamt-Aufnahmevolumen,
insbesondere beim Einsatz von ballonartig entfaltbaren Behältern, sind kaum Grenzen
gesetzt.
[0008] Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine Anordnung vorzuschlagen, welche
sich in vorteilhafter Weise zur Durchführung des Verfahrens eignet.
[0009] Im Anspruch 16 ist dazu eine Anordnung definiert, welche zumindest eine Pumpeinrichtung
zum Pumpen der zu bergenden Flüssigkeit umfasst. Die Pumpeinrichtung ist mit Steuer-
und Antriebsmitteln zum Manövrieren an der Wasseroberfläche oder im Wasser versehen.
Eine solche Pumpeinrichtung kann gezielt an die zu bergende Flüssigkeit herangeführt
und letztere abgepumpt werden.
[0010] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Anordnung sind in den abhängigen Ansprüchen 17
bis 26 definiert.
[0011] Die Erfindung wird nachfolgend anhand einer schematischen Zeichnung näher erläutert.
Es wird im vorliegenden Beispiel davon ausgegangen, dass Rohöl aus einem gesunkenen
Tankschiff T geborgen werden soll.
[0012] Die Anordnung zum Bergen des Rohöls umfasst mehrere Pumpeinrichtungen A1, A2, A3,
A4, A5, A6 und ein Bergungsschiff B. Im vorliegenden Fall sind beispielhaft sechs
Pumpeinrichtungen A1, A2, A3, A4, A5, A6 dargestellt, wovon jede in einer unterschiedlichen
Phase beim Bergen des Rohöls bzw. in einer unterschiedlichen Anwendung gezeigt ist.
Die jeweilige Pumpeinrichtung A1, A2, A3, A4, A5, A6 umfasst eine mit einem Drucktank
11, 21, 31, 41, 51, 61 versehene Pumpvorrichtung 10, 20, 30, 40, 50, 60. Im Innenraum
des jeweiligen Drucktanks 11, 21, 31, 41, 51, 61 ist eine Pumpe angeordnet, die aus
dieser Darstellung nicht ersichtlich ist. Die eine Pumpeinrichtung A3 ist zusätzlich
noch mit einer Einrichtung 5 zum Verändern der Rheologie der Flüssigkeit, insbesondere
zum Verflüssigen von hochviskosen bis strukturviskosen Flüssigkeiten, kombiniert,
deren Aufbau und Wirkungsweise anschliessend noch näher erläutert wird.
[0013] Der Drucktank 11, 21, 31, 41, 51, 61 jeder Pumpvorrichtung 10, 20, 30, 40, 50, 60
ist derart ausgebildet, dass er einem Druck von bis zu 400 bar, entsprechend einer
Wassertiefe von 4000 Metern, standhält. Der jeweilige Drucktank 11, 21, 31, 41, 51
ist auf der einen Seite mit einem Eingangsflansch 12, 22, 32, 42, 52 und auf der gegenüberliegenden
Seite mit einem Ausgangsflansch 13, 23, 33, 43, 53 versehen. Zwischen diesen beiden
Flanschen ist im Innern des Drucktanks 11, 21, 31, 41, 51 die Pumpe zum Fördern der
Flüssigkeit angeordnet. Bei einigen Pumpvorrichtungen 10, 20, 30, 40, 50, 60 ist am
Ausgangsflansch 13, 23, 33, 43 ein ballonähnlicher, entfaltbarer Behälter 16, 26,
36, 46 angeordnet, der zur Aufnahme einer grossen Menge an abgepumpter Flüssigkeit,
beispielsweise bis zu 100m
3, ausgebildet ist. Dieser entfaltbare Behälter 16, 26, 36, 46 ist aus einem synthetischen,
flexiblen, öldichten und ölbeständigen Gewebe gefertigt, das auf der Aussenseite mit
einem wasserdichten Überzug versehen ist. Anstelle von entfaltbaren Behältern können
auch formstabile Behälter verwendet werden, welche vor dem Tauchgang mit Wasser geflutet
werden.
[0014] Im weiteren ist jede Pumpvorrichtung 10 mit zumindest einer Kamera 15, mit Steuerund
Antriebsmitteln 14 zum Manövrieren im Wasser, mit Kontrollinstrumenten sowie mit einer
Beleuchtung versehen, wobei die genannten Elemente teilweise nur angedeutet oder gar
nicht ersichtlich sind. Die jeweilige Pumpvorrichtung 10, 20, 30, 40, 50 ist über
ein Steuer- und Energiekabel 18, 28, 38, 48, 58 mit dem Bergungsschiff B verbunden
und kann ferngesteuert einem Unterseeboot ähnlich navigiert werden. Die Pumpvorrichtungen
10, 20, 30, 40, 50 sind ferner mit Mitteln versehen, welche ein dichtes Andocken und
Verriegeln an demjenigen Hohlkörper ermöglichen, aus dem die Flüssigkeit geborgen
bzw. abgepumpt werden soll. Alternativ dazu sind Trichter bzw. Schnüffeltrichter vorgesehen,
die am Eingangsflansch 12, 22, 32, 42, 52 der Pumpvorrichtung 10, 20, 30, 40, 50 befestigt
werden können und dem Ab- und Einsaugen von Öl von der Wasseroberfläche bis in die
genannten Tiefen von 4000 Meter hinunter dienen. Die Pumpeinrichtung A6 ist mit einem
derartigen, schematisch dargestellten Schnüffeltrichter 70 versehen. Ein solcher Schnüffeltrichter
70 kann insbesondere auch dann eingesetzt werden, wenn das Leck sehr gross oder nicht
direkt zugänglich ist. Der Schnüffeltrichter kann insbesondere auch zum Einfangen
von im Wasser schwimmenden oder aufsteigenden Flüssigkeits- oder Rohölsträngen verwendet
werden. Vorzugsweise ist zwischen dem Schnüffeltrichter und der nachfolgenden Pumpe,
Ko-Kneter oder Schnecken-Extruder ein im Durchmesser verstellbarer Mechanismus, beispielsweise
in Form einer Blende, vorgesehen, der an die Grösse des abzupumpenden Stranges angepasst
werden kann, so dass das Einsaugen von Wasser auf ein Minimum reduziert werden kann.
[0015] Wie bereits erwähnt, ist die eine Pumpeinrichtung A3 mit einer Einrichtung 5 zum
Verflüssigen von hochviskosen bis strukturviskosen Flüssigkeiten versehen, so dass
diese danach pumpbar sind. Diese Einrichtung 5 weist ebenfalls einen Drucktank 6 auf,
der mit einem Eingangsflansch 7 und einem Abgangsflansch 8 versehen ist. Vorzugsweise
ist die Einrichtung ebenfalls mit Steuer- und Antriebsmitteln 9 zum Manövrieren im
Wasser, mit Kontrollinstrumenten, mit einer Beleuchtung sowie mit Mitteln zum Andocken
und Verriegeln am jeweiligen Behälter versehen. Die Einrichtung 5 ist über ein Steuer-
und Energiekabel 68 mit dem Bergungsschiff verbunden.
[0016] Im Innenraum des Drucktanks 6 ist ein kontinuierlich arbeitender Schmelzmischkneter
angeordnet, der beispielsweise als Schneckenextruder ausgebildet ist. Schmelzmischkneter
der hier zur Rede stehenden Art sind in Fachkreisen insbesondere auch unter dem Begriff
Buss KO-KNETER® bekannt und werden beispielsweise in der chemischen- und in der kunststoffverarbeitenden
Industrie eingesetzt, um Materialien durch den Knetprozess und das Einbringen von
mechanischer Scherenergie soweit zu erhitzen, dass eine viskose Schmelz entsteht,
die mittels geeigneten Pumpen pumpbar ist. Mit gattungsgemässen Knetern können sogar
elastische Materialien soweit erhitzt werden, dass sie pumpbar sind. Am Ausgangsflansch
8 des Drucktanks 6 ist eine Pumpvorrichtung 30 angeschlossen. Je nach Viskosität der
zu bergenden Flüssigkeit und der sonstigen Rahmenbedingungen kann die Flüssigkeit
auch durch das Einbringen von thermischer Energie, beispielsweise mittels eines Durchlauferhitzers,
erhitzt werden. Natürlich ist auch das Einbringen von chemischen Zusatzstoffen zum
Verflüssigen der hochviskosen oder strukturviskosen Flüssigkeit denkbar. Im Gegensatz
zur Verwendung eines Schmelzmischkneters hat diese Variante jedoch den Nachteil, dass
der in den Hohlkörper einzubringende Zusatzstoff selber eine Gefahr für die Umwelt
darstellt.
[0017] Nachfolgend werden verschiedene Szenarien zum Bergen von die Umwelt gefährdenden
Flüssigkeiten erläutert.
1. Bergen von in einem gesunkenen Tankschiff T aufgenommenem Rohöl, das eine niedrige
Viskosität aufweist und direkt abgepumpt werden kann.
[0018] Zuerst wird das Bergungsschiff B an den Ort der Havarie bzw. des gesunkenen Tankschiffs
T gefahren. Danach wird zumindest eine mit einem entfaltbaren Behälter 16 versehene
Pumpvorrichtung 10 ins Wasser gelassen. Diese Pumpvorrichtung 10 wird über das Energie-
und Datenkabel ferngesteuert an das gesunkene Tankschiff T herangeführt. Beim Tankschiff
T angekommen wird die Pumpvorrichtung an dem zu entleerenden Tank 1 angedockt, wie
dies stellvertretend durch die Pumpvorrichtung 20 dargestellt ist. Zu erwähnen ist,
dass die Pumpvorrichtung 20 ebenfalls mittels ihrer Antriebsmittel 24 an den Tank
1 heranmanövriert wurde. Das Andocken kann entweder an einem dafür vorgesehenen Flansch
2 oder an einer anderen Stelle, insbesondere an einem allenfalls bereits bestehenden
Leck oder im Bereich desselben, erfolgen. Es versteht sich, dass die Pumpvorrichtung
20 nach dem Andocken über eine Ausnehmung oder Öffnung mit dem Innern des Tanks 1
verbunden ist. Da Rohöl leichter als Wasser ist, wird die Pumpvorrichtung 20 vorteilhaft
an der nach oben gerichteten Seite des Tanks 1 im Bereich der höchsten Stelle an einer
Öffnung angekoppelt, so dass allenfalls in den Tank ein- oder nachströmendes Wasser
das Pumpen des oben aufschwimmenden Rohöls nicht in dem Sinne beeinflusst, dass anstelle
des Rohöls Wasser abgepumpt wird. Sobald die Pumpvorrichtung 20 angedockt ist, kann
mit dem Pumpen des flüssigen Tankinhalts begonnen werden. Das abgepumpte Rohöl wird
dabei in den entfaltbaren Behälter 26 gepumpt. Um den Pumpvorgang, insbesondere bei
nicht beschädigtem bzw. leckgeschlagenem Tank 1, zu unterstützen, wird an einer anderen
Stelle, vorzugsweise an einem tieferen Punkt, eine weitere Pumpvorrichtung 50 an den
Tank 1 angedockt. Diese weitere Pumpvorrichtung 50 wird im Reverse-Modus betrieben,
indem sie mit ihrem Ausgangsflansch 53 am Tank 1 angedockt wird, mit dem Ziel, gezielt
Wasser von aussen in den Tank 1 einzupumpen, um das abgepumpte Rohöl durch Wasser
zu ersetzen, damit der Tank vom herrschenden Umgebungsdruck nicht ein- bzw. zusammengedrückt
wird. Ggf. kann der Tank 1 durch das Einpumpen von Wasser auch unter Überdruck gesetzt
oder gespült werden.
[0019] Nachdem der entfaltbare Behälter 26 mit dem abgepumpten Rohöl bzw. einem Gemisch
aus Rohöl und Wasser gefüllt ist, wird die Pumpvorrichtung 20 abgekoppelt und zusammen
mit dem gefüllten Behälter 26 ferngesteuert an die Wasseroberfläche geführt, wie dies
durch die weitere Pumpvorrichtung 40 mit einem gefüllten Behälter 46 angedeutet ist.
An der Wasseroberfläche kann der gefüllte Behälter entweder abgepumpt oder auf das
Bergungsschiff B gehievt werden. Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Behälter
in Schlepptau zu nehmen und an einen Entsorgungsort zu schleppen. Nach dem Abkoppeln
der Pumpvorrichtung 20 am Tank wird eine neue, mit einem leeren entfaltbaren Behälter
versehene Pumpvorrichtung an der Öffnung am Tank 1 angekoppelt.
[0020] Um das Auslaufen von Rohöl nach dem Abkoppeln der Pumpvorrichtung zu verhindern,
kann der Pumpvorrichtung ein Sicherheitsventil (nicht dargestellt) vorgeschaltet werden,
welches die Öffnung mit dem Entfernen der Pumpvorrichtung verschliesst und ein Auslaufen
des Rohöls verhindert.
[0021] Das zwangsweise Abpumpen von Rohöl aus dem Tank 1 hat den Vorteil, dass insbesondere
auch bei einem leckgeschlagenen Tank 1, bei dem das Leck nicht abgedichtet werden
kann, durch den im Tankinnern beim Pumpen entstehenden Unterdruck das Austreten des
Rohöls über das Leck weitgehend gestoppt wird.
[0022] Wie bereits vorgängig erwähnt, können anstelle von entfaltbaren Behältern auch formstabile
Behälter verwendet werden, welche vor dem Tauchgang mit Wasser geflutet werden. Das
beim Abpumpvorgang in den formstabilen Behälter geförderte Rohöl verdrängt dabei das
Wasser. Um das Austreten des verdrängten Wassers aus dem formstabilen Behälter zu
ermöglichen, ist dieser im unteren Bereich mit zumindest einem Auslass versehen, über
welchen das gegenüber Rohöl schwerere Wasser entweichen kann. Im Bereich des genannten
Auslasses bzw. der Auslässe können Mittel vorgesehen werden, welche ein Austreten
von Rohöl verhindern.
II. Bergen von in einem gesunkenen Tankschiff aufgenommenem, hochviskosem oder strukturviskosem,
d.h. nicht pumpbarem Rohöl.
[0023] In diesem Fall kommt die Einrichtung 5 zum Verflüssigen von zähflüssigen, hochviskosen
oder strukturviskosen Flüssigkeiten zum Einsatz, indem diese der Pumpvorrichtung 30
vorgeschaltet wird. Die Pumpvorrichtung 30 kann vor dem Tauchgang an die Einrichtung
5 angeschlossen werden, so dass die Pumpvorrichtung 30 und die Einrichtung 5 zusammen
zu dem gesunkenen Tankschiff T hinuntertauchen und die Einrichtung 5 mit dem Eingangsflansch
7 an dem zu entleerenden Tank 1 angedockt wird. Durch den Differenzdruck zwischen
dem Innern der Einrichtung 5 und dem Innenraum des Tanks 1 wird das hochviskose Rohöl
der Einrichtung 5 zwangsweise zugeführt. Im Schmelzmischkneter der Einrichtung 5 wird
das hochviskose Rohöl verflüssigt, so dass es über die Pumpvorrichtung 30 in den entfaltbaren
Behälter 36 gepumpt werden kann. Auch in diesem Fall kann das Entleeren des Tanks
1 dadurch begünstigt werden, dass eine oder mehrere im Reverse-Modus betriebene Pumpvorrichtung(en)
50 an einer Öffnung an den Tank 1 angekoppelt werden, was zu dem genannten Differenzdruck
zwischen dem Innenraum des Tanks 1 und der Einrichtung 5 führt, der das zwangsweise
Zuführen des hochviskosen Rohöls in die Einrichtung 5 bewirkt.
[0024] Diese Variante kann beispielsweise dann zum Einsatz kommen, wenn das Tankschiff an
einer tiefen Stelle bis zum Grund abgesunken ist und in mehreren hundert bis einigen
tausend Metern Tiefe liegt. Da in solchen Tiefen niedrige Temperaturen bis zu ca.
4°C vorherrschen, kann das bei über 20°C flüssige und pumpbare Rohöl seine Viskosität
in Richtung hochviskos ändern, so dass es nicht mehr pumpbar ist. In diesem Fall kommt
die beschriebene Einrichtung 5 zum Verflüssigen von zähflüssigen, hochviskosen oder
strukturviskosen Flüssigkeiten zum Einsatz.
III. Druckbeaufschlagung und/oder Reinigen eines gesunkenen Tanks
[0025] Um den zu entleerenden Tank 1 unter Überdruck zu setzen oder zu reinigen, wird zumindest
eine im Reverse-Modus betriebene Pumpvorrichtung(en) 50 an den Tank 1 angekoppelt.
Anstelle eines entfaltbaren Behälters wird ein Förder-Adapter 54 am Einlassflansch
52 angeschlossen. Die im Reverse-Modus betriebene Pumpvorrichtung 50 fördert Umgebungswasser
in den Tank 1. In dieser Konfiguration kann der Tank 1 auch gespült werden, indem
das von der im Reverse-Modus betriebenen Pumpvorrichtung 50 eingepumpte Wasser zusammen
mit im Tank befindlichen Rückständen an einer Stelle mittels einer Pumpvorrichtung
20 abgepumpt wird.
IV. Bergen von Rohöl, das an der Wasseroberfläche schwimmt oder im Wasser schwebt.
[0026] In diesem Fall wird am Einlassflansch der Pumpvorrichtung A6 ein Schnüffeltrichter
70 angeschlossen, über welchen das Rohöl bzw. ein Gemisch aus Wasser und Rohöl ab-
und eingesaugt wird. Das eingesaugte Gemisch kann entweder durch einen entfaltbaren
Behälter aufgenommen werden oder über eine am Auslassflansch der Pumpvorrichtung angeschlossene
flexible Leitung direkt zu dem Bergungsschiff gefördert und dort in einem oder mehreren
dazu vorgesehenen Tank(s) aufgenommen werden.
[0027] Zum Entleeren eines Tanks 1 können gleichzeitig mehrere Pumpeinrichtungen zum Einsatz
kommen. Dies kann insbesondere dann vorteilhaft sein, wenn das Tankschiffwrack im
Gleichgewicht gehalten oder ein möglichst schnelles Entleeren desselben stattfinden
soll.
[0028] Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Rohöl von einer mittleren-newtonschen-Viskosität,
welches direkt pumpbar ist, über Rohöl mit einer hohen-newtonschen-Viskosität bis
zu Rohöl mit hoher nicht-newtonscher-Viskosität, welch letztere nicht direkt pumpbar
sind, geborgen werden kann, indem das Rohöl vor dem Abpumpen ggf. verflüssigt wird.
Das erfindungsgemässe Verfahren kommt ohne Hilfsstoffe aus und braucht nur Versorgung
mit elektrischer Energie. Die Vorrichtung zur Ausführung des erfindungsgemässen Verfahrens
ist mobil, d.h. braucht keine festen Installationen und ist daher rasch einsatzbereit,
flexibel in der Anpassung an die Bedingungen an der Havariestelle und wiederholt einsetzbar.
[0029] Es versteht sich, dass das erfindungsgemässe Verfahren und die erfindungsgemässe
Anordnung auch zum Bergen von anderen Flüssigkeiten als Rohöl eingesetzt werden kann.
Eine Anwendung des Verfahrens bzw. ein Einsatz der Vorrichtung ist ggf. sogar zum
Bergen von nicht flüssigen, beispielsweise pulverförmigen, Stoffen möglich, wenn diese
wasserlöslich sind bzw. mittels Wasser aufgeschlemmt werden können. In diesem Fall
kann eine Pumpvorrichtung zum Fluten des Tanks und eine weitere zum Pumpen des Stoffs
verwendet werden.
[0030] Ein grosser Vorteil des erfindungsgemässen Verfahrens und der erfindungsgemässen
Anordnung ist darin zu sehen, dass sie schnell einsatzbereit ist und die ballonartig
entfaltbaren Behälter ein sehr grosses Aufnahmevolumen besitzen. Die Pumpvorrichtung
und insbesondere die ballonartig entfaltbaren Behälter sind zudem so leicht, dass
sie mittels Flugzeugen oder Hubschraubern transportierbar sind.
1. Verfahren zum Bergen von die Umwelt gefährdenden pumpbaren oder in einen pumpbaren
Zustand überführbaren Flüssigkeiten, die auf oder im Wasser schwimmen oder in im Wasser
gesunkenen oder leckgeschlagenen Hohlkörpern (1) aufgenommen sind, dadurch gekennzeichnet, dass eine zum Bergen der Flüssigkeit vorgesehene Pumpeinrichtung (A1, A2) an die zu bergende
Flüssigkeit oder an eine Öffnung des die zu bergende Flüssigkeit enthaltenden Hohlkörpers
(1) herangeführt wird, und dass die zu bergende Flüssigkeit, je nach ihrer Viskosität,
entweder direkt abgepumpt oder zuerst verflüssigt und danach abgepumpt und in einen
oder mehrere Behälter gefördert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zu bergende Flüssigkeit über eine mit der Pumpeinrichtung verbundene Leitung
in einen Behälter gefördert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zu bergende Flüssigkeit in einen an der Pumpeinrichtung (A1, A2) anschliessbaren,
ballonartig entfaltbaren Behälter (16, 26) gefördert wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die zu bergende Flüssigkeit in einen an der Pumpeinrichtung (A1, A2) anschliessbaren,
formstabilen Behälter gefördert wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der formstabile Behälter vor dem Bergen der Flüssigkeit mit Wasser geflutet und danach
an die zu bergende Flüssigkeit herangeführt wird.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die zu bergende Flüssigkeit vor dem Pumpen verflüssigt wird, insbesondere durch das
Einbringen von thermischer Energie und/oder mechanischer Scherenergie.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpeinrichtung (A1, A2) ferngesteuert an die zu bergende Flüssigkeit herangeführt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 3 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Flüssigkeit chargenweise geborgen wird, indem sie abgepumpt und in formstabile
oder ballonartig entfaltbare Behälter (26, 36, 46) gefördert wird.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, zum Bergen von direkt pumpbaren
Flüssigkeiten aus im Wasser gesunkenen und/oder leckgeschlagenen Hohlkörpern (1),
dadurch gekennzeichnet, dass zumindest eine Pumpeinrichtung (A1, A2) schwimmend an den jeweiligen Hohlkörper (1)
herangeführt und an einer Öffnung angekoppelt wird, und dass danach die im Hohlkörper
(1) aufgenommene Flüssigkeit abgepumpt und in einen formstabilen oder ballonartig
entfaltbaren Behälter (16, 26) gefördert und letzterer danach an die Wasseroberfläche
geführt wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, zum Bergen von hochviskosen oder strukturviskosen
Flüssigkeiten aus im Wasser gesunkenen und/oder leckgeschlagenen Hohlkörpern (1),
dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpeinrichtung (A3) schwimmend an den jeweiligen Hohlkörper (1) herangeführt
und an einer Öffnung angekoppelt wird, dass danach die im Hohlkörper (1) aufgenommene
Flüssigkeit in die Pumpeinrichtung (A3) gefördert und darin zuerst verflüssigt und
danach in einen formstabilen oder ballonartig entfaltbaren Behälter (36) gepumpt und
dieser danach an die Wasseroberfläche geführt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (1) während des Bergens der darin aufgenommenen Flüssigkeit mit dem
umgebenden Wasser geflutet wird.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Hohlkörper (1) während des Bergens der darin aufgenommenen Flüssigkeit durch
zwangsweises Zuführen von Wasser unter Überdruck gesetzt wird.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 9 bis 12, dadurch gekennzeichnet, dass die im Hohlkörper (1) aufgenommene Flüssigkeit an einer Stelle des Hohlkörpers (1)
abgepumpt wird, die oberhalb derjenigen Stelle liegt, an der Wasser in den Hohlkörper
(1) geleitet wird.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter mit der geborgenen Flüssigkeit an einen von der Bergungsstelle entfernten
Ort transportiert wird, und dass die geborgene Flüssigkeit danach entsorgt, weiterverarbeitet
oder aufbereitet wird.
15. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die pumpbare Flüssigkeit ein im Wasser gelöster oder aufgeschlemmter Stoff ist.
16. Anordnung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung zumindest eine Pumpeinrichtung (A1) zum Pumpen der zu bergenden Flüssigkeit
umfasst, welche mit Steuer- und Antriebsmitteln (14) zum Manövrieren an der Wasseroberfläche
oder im Wasser versehen ist.
17. Anordnung nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpeinrichtung (A1, A2) eine mit einer Pumpe versehene Pumpvorrichtung (10,
20) umfasst.
18. Anordnung nach Anspruch 16 oder 17, dadurch gekennzeichnet, dass die Pumpeinrichtung (A3) eine Einrichtung (5) zum Verflüssigen von hochviskosen bis
strukturviskosen Flüssigkeiten aufweist.
19. Anordnung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die Einrichtung (5) zum Verflüssigen von hochviskosen bis strukturviskosen Flüssigkeiten
einen Extruder umfasst, der die hochviskose bis strukturviskose Flüssigkeit durch
das Einbringen von mechanischer Scherenergie verflüssigt.
20. Anordnung nach einem der Ansprüche 16 bis 19, dadurch gekennzeichnet, dass diese zumindest einen formstabilen oder ballonartig entfaltbaren Behälter (16, 26,
36, 46) umfasst, welcher an der Pumpeinrichtung (A1, A2, A3, A4) fixierbar und zur
Aufnahme der geborgenen Flüssigkeit ausgebildet ist.
21. Anordnung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass der Behälter (16, 26, 36, 46) ballonartig entfaltbar, wasserdicht, ölbeständig und
flexibel ist.
22. Anordnung nach einem der Ansprüche 17 bis 21, dadurch gekennzeichnet, dass die Anordnung ein Bergungsschiff (B) umfasst, und dass die jeweilige Absaugvorrichtung
(10, 20, 30, 40, 50) über ein Steuer- und Energiekabel (18, 28, 38, 48, 58) mit dem
Bergungsschiff (B) verbunden ist.
23. Anordnung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, dass das Bergungsschiff (B) mit zumindest einem Tank zur Aufnahme der geborgenen Flüssigkeiten
versehen ist.
24. Anordnung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweilige Pumpvorrichtung über eine Förderleitung mit dem Bergungsschiff (B)
verbunden ist.
25. Anordnung nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweilige Pumpvorrichtung (60) mit einem trichterartigen Ansaugstutzen (70) zum
Einsaugen von Flüssigkeiten, die an der Wasseroberfläche schwimmen oder im Wasser
schweben, versehen ist.
26. Anordnung nach einem der Ansprüche 17 bis 25, dadurch gekennzeichnet, dass die jeweilige Pumpvorrichtung (10, 20, 30, 40, 50, 60) derart druckfest ausgebildet
ist, dass sie Drücken von bis zu 400 bar standhält und in Tiefen von bis zu 4000 Metern
operieren kann.