[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Schneiden der Hinterfäden
bei Schiffchenstickmaschinen, welche eine Vielzahl von Stickstellen aufweisen, wobei
jeder dieser Stickstellen hinter einer Stichplatte ein den Hinterfaden lieferndes
Schiffchens zugeordnet ist, welches von einem Treiberbalken hin und her bewegbar ist.
In der im Jahr 1909 veröffentlichten DE 226 828 wird beschrieben, dass man die Fäden
schneiden kann, indem man mit Messer oder Schere in der Hand an der Maschine entlanggeht
und hierbei die zu hunderten in fortlaufender Reihe sich dem Messer entgegenstehenden
Fäden abschneidet. Weiter wird auch eine Vorrichtung beschrieben, welche die Fäden
mechanisch schneidet.
[0002] Im Laufe der Zeit sind immer wieder neue Schneideinrichtungen zum Schneiden der Hinterfäden,
auch Unter- oder Schifflifäden genannt, entwickelt worden. Als Beispiele können die
EP 0 638 682 und die dort angeführten Schriften erwähnt werden. All diesen Schneideinrichtungen
ist gemeinsam, dass sie den Hinterfaden sehr nahe am Stickboden abschneiden.
[0003] In gewissen Fällen ist es aber erwünscht, den Hinterfaden nicht so nahe am Stickboden
abzuschneiden. Dies trifft insbesondere für sogenannte Applikationsarbeiten zu. Bei
diesen wird dann in der vorerwähnten Weise von Hand geschnitten. Dies muss sehr sorgfältig
ausgeführt werden, damit mit der Schere oder dem Messer nicht der Stickboden verletzt
wird. Nachteilig ist dabei weiter, dass es stark vom handwerklichen Geschick der ausführenden
Person abhängt, ob der Schnitt im gewünschten Abstand vom Stickboden erfolgt. Schliesslich
ist auch nachteilig, dass nach dem Schneiden mit dem Messer oder der Schere nur eine
relativ kurze Fadenlängen zum Ansticken zur Verfügung stehen.
[0004] Ein Schneiden des Hinterfadens ist auch notwendig, wenn die Schiffchen ersetzt werden
sollen, z.B. wenn sie praktisch leer sind. Um die Schiffchen zu entfernen, wird daher
zuerst der Hinterfaden geschnitten und dann werden die oberen Treiber individuell
von Hand geöffnet, worauf die Schiffchen entnommen werden können. Statt die Schiffchen
von Hand zu öffnen, sieht die GB 1,063,070 einen Schlitten vor, der parallel zum Treiberbalken
verschoben werden kann und dabei die oberen Treiber erfasst und sie soweit bewegt,
dass sie die Schiffchen zur Entnahme freigeben. Nach dem Einfüllen der neuen Schiffchen
kann der Schlitten auch dazu benützt werden, die oberen Treiber wieder in die Schliessstellung
zu bringen. Diese Vorrichtung hat jedoch den Nachteil, dass die Führung des Schlittens
durch die Köpfe der Spannschrauben für die Spannfedern der oberen Treiber erfolgt,
was keine gute Führung des Schlittens erlaubt. Dieser Nachteil ist durch die neue
Treiberbalkeneinheit gemäss der EP 1,055,761 behoben worden, welche keine Spannschrauben
aufweist. Bei dieser Treiberbalkeneinheit besteht der Treiberbalken aus einem Profil,
in welches die Treibernägel in Bohrungen eingesetzt sind. Am Profil ist oben eine
T-förmige Führung vorgesehen, um den Schlitten zu führen, mit welchem die oberen Treiber
verschoben werden können. Die T-förmige Führung ermöglicht eine praktisch spielfreie
Führung dieses Schlittens.
[0005] Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Vorrichtung zum Schneiden der Hinterfäden
bei Schiffchenstickmaschinen zu schaffen, welche ein gleichmässiges Schneiden aller
Hinterfäden gestattet. Auch sollten die aus dem Stickboden und nach Möglichkeit auch
die aus den Stichlöchern der Stichplatte ragenden Fadenenden die gewünschte Länge
besitzen.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe wird durch eine Vorrichtung der eingangs erwähnten Art
erreicht, welche erfindungsgemäss gekennzeichnet ist durch einen Schlitten, welcher
von einer Führungsbahn geführt längs zum Treiberbalken verschiebbar ist, einen am
Schlitten angeordneten oder ausgebildeten Messerträger, der sich in den Bereich vor
den Stichlöchern zur Stichplatte erstreckt, und ein am Messerträger angeordnetes Messer,
welches im Bereich vor den Stichlöchern der Stichplatte eine Schneide zum Schneiden
des Hinterfadens besitzt.
[0007] Da das Messer durch einen Schlitten geführt wird, erfolgt das Schneiden aller Hinterfäden
an der gleichen Stelle im Raum zwischen Stickboden und Stichplatte. Im Gegensatz zum
manuellen Schneiden der Hinterfäden besteht deshalb keinerlei Gefahr einer Beschädigung
des Stickbodens durch das Messer. Ein besonderer Vorteil besteht auch darin, dass
gemäss einem bevorzugten Ausführungsbeispiel der Schlitten Gleitflächen zum Oeffnen,
bzw. Schliessen, der oberen Treiber aufweisen kann. Dies ermöglicht das Schneiden
der Hinterfäden und das Oeffnen der Treiber in einem einzigen Arbeitsgang.
[0008] Vorteilhaft ist die Schneide, in Schnittrichtung betrachtet, in einem Abstand hinter
der Vorderkante des Messerträgers angeordnet. Nach dem Abschneiden beträgt somit die
aus dem Stichloch ragende Fadenlänge den doppelten Abstand zwischen Schneide und Vorderkante
des Messerträgers. Diese Fadenlänge ist genügend gross, um ein problemloses Wiederansticken
zu ermöglichen.
[0009] Der Messerträger kann einen Fuss aufweisen, dessen freies Ende in einem Abstand von
der Schneide angeordnet ist. Dadurch wird sichergestellt, dass die Schneide nie in
Berührung mit dem Stickboden kommt und diesen beschädigt.
[0010] Zweckmässigerweise ist im Fuss des Messerträgers ein Schlitz zur Halterung des Messers
angeordnet. Dadurch wird eine stabile Halterung des Messers gewährleistet.
[0011] Eine vorteilhafte Ausführungsform sieht vor, dass am Messerträger fest oder verstellbar
ein Abstandhalter angeordnet ist, der sich über die Schnittebene der Schneide hinaus
erstreckt. Durch diesen Abstandhalter wird der Stickboden etwas aus der Stickebene
hinausbewegt, so dass er beispielsweise 3 mm von der Schneide entfernt ist. Diesem
Abstand entspricht nach dem Schneiden der Hinterfäden die Länge der aus dem Stickboden
herausragenden Fadenenden.
[0012] Vorzugsweise ist das Messer nachstellbar am Messerträger befestigt und mit Sollbruchstellen
versehen. Solche Messer sind im Handel erhältlich und erweisen sich als sehr praktisch,
denn beim Stumpfwerden der Schneide kann der stumpfe Abschnitt abgebrochen und das
Messer nachgestellt werden.
[0013] Die Vorderkante des Messerträgers kann eine Aussparung als Fadenfänger aufweisen.
Dadurch wird gewährleistet, dass der Faden sicher erfasst wird.
[0014] Zweckmässigerweise ist die Führungsboden derart ausgebildet, z.B. mit T-förmigem
Querschnitt, dass ein Abheben oder seitliches Kippen des Schlittens bei der Verschiebung
längs zum Treiberbalken verhindert wird.
[0015] Wenn der Schlitten Gleitflächen zum Oeffnen bzw. Schliessen der oberen Treiber aufweist,
ist der Messerträger vorteilhaft lösbar am Schlitten angeordnet. Der Schlitten kann
dann auch zum Oeffnen der oberen Treiber ohne gleichzeitiges Schneiden verwendet werden.
Es hat sich als praktisch erwiesen, den Messerträger derart auszubilden, dass er über
den Griff des Schlittens stülpbar ist.
[0016] Ausführungsbeispiele werden nun unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben.
Sie zeigen:
- Figur 1:
- in perspektivischer Darstellung die Vorrichtung beim Schneiden während der Verschiebung
auf dem Trägerbalken, wobei auch ein Teil des Stöcklis mit den Schifflibahnen und
der Stichplatte sichtbar sind,
- Figur 2:
- den Messerträger mit dem Messer,
- Figur 3:
- eine Teilansicht von oben auf den Messerträger, welche die Befestigung des Messers
am Messerträger darstellt
- Figur 4:
- ein weiteres Ausführungsbeispiel der Vorrichtung zum Schneiden und
- Figur 5:
- eine Ansicht der Vorrichtung von rechts ,
[0017] In Figur 1 ist ein Teil des Treiberbalkens 11 und des sogenannten Stöcklis 13 einer
Schiffchenstickmaschine ersichtlich. Das Stöckli 13 enthält die Schifflibahnen 25
entlang welchen die Schiffli 27 (nur eines ist gezeigt) von den Treibern 19,17 auf-
und abbewegt werden können. Auch Stichplatten 29 stellen Teil des Stöcklis 13 dar.
Die Stichplatten 29 weisen Stichlöcher 31 auf, in welche die Nadeln eindringen können.
Die Stickebene, also die Ebene, in welcher der zu bestickende Stickboden angeordnet
ist, befindet sich beim Sticken direkt vor den Stichplatten 29, so dass der Stickboden
an diesen anliegt.
[0018] Fig.1 zeigt aber das Stöckli 13 und den Treiberbalken 11 in einer Stellung, in der
sie von der Stickebene wegbewegt wurden. Es besteht somit ein Zwischenraum zwischen
dem Stickboden und der Stichplatte 29, um ein Schneiden der Hinterfäden 33 zu ermöglichen.
so dass die Vorrichtung 21 zum Schneiden des Hinterfadens auf den Treiberbalken 11
aufgesetzt werden kann. Der Stickboden ist in der Zeichnung nicht ersichtlich. Er
verläuft aber in einer Ebene praktisch parallel zur Stichplatte 29. Die zu schneidenden
Hinterfäden 33 erstrecken sich von der Stichplatte 29 zu dem nicht dargestellten Stickboden
und ragen dort, wo sie in der Zeichnung zu enden scheinen, aus dem Stickboden.
[0019] Wie in der EP 1 055 761 beschrieben, besteht der Treiberbalken 11 aus einem Aluminiumprofil
15, in welchem die oberen Treiber 17 und die unteren Treiber 19 angeordnet sind. Oben
am Profil 15 befindet sich eine Führungsbahn 20 mit vorzugsweise T-förmigem Querschnitt.
Der Schlitten 35, der vorteilhaft aus Kunststoff besteht, besitzt eine Führung mit
entsprechendem Querschnitt (wie in Fig. 5: 20') und kann zum Schneiden entlang der
Führungsbahn 20 auf dem Treiberbalken 11 in Richtung des Pfeils 23 verschoben werden.
[0020] Die Schneidvorrichtung 21 besteht im wesentlichen aus einem Schlitten 35, einem am
Schlitten 35 angeordneten Messerträger 37 und dem Messer 39. Der Messerträger 37 ist
aus Blech, z.B. Stahlblech geformt. Es wäre aber auch eine Konstruktion aus Kunststoff
möglich. Die Schneide 41 des Messers ist, in Schnittrichtung 23 betrachtet, in einem
Abstand hinter der Vorderkante 43 des Messerträgers 37 angeordnet. Der Messerträger
37 weist einen Fuss 45 auf, der sich gegen den Stickboden hin erstreckt und dessen
freies Ende in einem Abstand von der Schneide 41 angeordnet ist. Der Fuss 45 weist
einen Schlitz 47 zur Halterung des Messers 39 auf. Am Messerträger 37 ist fest oder
verstellbar ein Abstandhalter 49 angeordnet, der sich über die Schnittebene der Schneide
41 hinaus erstreckt und am Stickboden anliegt. Dadurch wird der Stickboden im gewünschten
Abstand zur Schneide 41 gehalten.
[0021] Das Messer 39 ist nachstellbar mit der Schraube 51 (Fig. 3), der Mutter 53 und dem
U-Profil 55 am Messerträger 37 befestigt. Es kann ein handelsübliches Messer Verwendung
finden, das eine Anzahl von Abschnitten aufweist, welche durch Sollbruchstellen voneinander
abgegrenzt sind.
[0022] Der Messerträger 37 weist eine Oeffnung 57 auf, mit welcher er über den Griff 59
des Schlittens 35 gestülpt werden kann.
[0023] Bei dem in Fig. 1 dargestellten Schneidgerät dient der Schlitten 35 nicht nur der
genauen Führung der Schneide 45, sondern auch dem Oeffnen und Schliessen der oberen
Treiber 17. Zu diesem Zweck besitzt der Schlitten 35 die Gleitflächen 52 bzw. 54.
[0024] Zum Oeffnen der oberen Treiber 17 und Schneiden der Hinterfäden 33 wird das Schneidgerät
21 auf den Treiberbalken 11 aufgesetzt und entlang der Führungsbahn 20 in Richtung
des Pfeils 23 verschoben. Dabei werden die Laschen 18 der oberen Treiber 17 von der
Gleitfläche 52 erfasst und die Treiber von der rechts in Fig. 1 befindlichen Stellung
in die links in Fig. 1 gezeigte Stellung gebracht. Gleichzeitig wird der jeweilige
Hinterfaden von der Vorderkante 43 erfasst und etwas aus dem Schiffchen 27 herausgezogen,
bis er von der Schneide 41 geschnitten wird.
[0025] Zum Schliessen der oberen Treiber 17 wird der Schlitten 35 um 180 Grad gewendet und
entlang der Führungsbahn 20 verschoben. Dabei werden die Laschen 18 von der inneren
Gleitfläche 54 erfasst, und die Treiber 17 werden in die links in Fig. 1 gezeigte
Stellung zurückgeführt.
[0026] In Fig. 4 und 5 wird eine Ausführungsform gezeigt, die lediglich dem Schneiden der
Hinterfäden dient, aber sonst im wesentlichen gleich ausgebildet ist, wie dies unter
Bezugnahme auf die Figuren 1 bis 3 beschrieben wurde.
Zusammenfassend kann folgendes festgehalten werden:
[0027] Die Schneidvorrichtung 21 für Hinterfäden besitzt einen Schlitten 35, der von der
T-förmigen Führungsbahn 20 sicher geführt längs zum Treiberbalken 11 verschiebbar
ist. Am Schlitten 35 ist der Messerträger 37 mit dem Messer 39 angeordnet. Der Schlitten
35 weist eine Gleitfläche 52 auf, um beim Schneiden gleichzeitig die oberen Treiber
17 zu öffnen, damit die Schiffchen 27 entnommen werden können. Beim Verschieben des
Schlittens 35 wird der Hinterfaden 33 zuerst von der Vorderkante 43 erfasst und etwas
aus dem Schiffchen 27 herausgezogen, bis er von der Schneide 41 geschnitten wird.
Es steht dann eine genügende Fadenlänge zum Wiederansticken zur Verfügung. Der Abstandhalter
49 bewirkt, dass das nach dem Schneiden aus dem Stoffboden ragende Fadenstück eine
genügende Länge aufweist, wie sie beispielsweise bei Applikationsarbeiten benötigt
wird.
1. Vorrichtung zum Schneiden der Hinterfäden bei Schiffchenstickmaschinen, welche eine
Vielzahl von Stickstellen aufweisen, wobei jeder dieser Stickstellen hinter einer
Stichplatte (29) ein den Hinterfaden (33) lieferndes Schiffchen (27) zugeordnet ist,
welches von einem Treiberbalken (11) hin- und herbewegbar ist, gekennzeichnet durch
einen Schlitten (35), welcher von einer Führung (20) geführt längs zum Treiberbalken
(11) verschiebbar ist,
einen am Schlitten (35) angeordneten oder ausgebildeten Messerträger (37), der sich
in den Bereich vor den Stichlöchern (31) der Stichplatte (29) erstreckt, und
ein am Messerträger (37) angeordnetes Messer, welches im Bereich vor den Stichlöchern
(31) der Stickplatte (29) eine Schneide (41) zum Schneiden des Hinterfadens (33) besitzt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schneide (41) in Schnittrichtung betrachtet, in einem Abstand hinter der Vorderkante
(43) des Messerträgers (37) angeordnet ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Messerträger (37) einen Fuss (45) aufweist, dessen freies Ende in einem Abstand
von der Schneide (41) angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass der Fuss (45) einen Schlitz (47) zur Halterung des Messers (39) aufweist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass am Messerträger (37) fest oder verstellbar ein Abstandhalter (49) angeordnet ist,
der sich über die Schnittebene der Schneide (41) hinaus erstreckt.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass das Messer (39) nachstellbar am Messerträger (37) befestigt und mit Sollbruchstellen
versehen ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Vorderkante (43) des Messerträgers (37) eine Aussparung als Fadenfänger aufweist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Führungsbahn (20) derart ausgebildet ist, z.B. mit T-Profil, dass ein Abheben
oder seitliches Kippen des Schlittens (35) bei der Verschiebung längs zum Treiberbalken
(11) verhindert wird.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass der Schlitten (35) Gleitflächen (52,54) zum Oeffnen bzw. Schliessen der oberen Treiber
(17) aufweist.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Messerträger (37) lösbar am Schlitten (35) angeordnet ist.
11. Vorrichtung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass der Messerträger (37) über den Griff (59) des Schlittens (35) stülpbar ist.