[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Behandlung einer Faserstoffbahn, insbesondere
einer Papier- oder Kartonbahn innerhalb einer Maschine zur Herstellung und/oder Veredelung
der Faserstoffbahn, wobei die Faserstoffbahn auf ihrem Laufweg durch die Maschine
eine Vielzahl der Behandlung dienenden Walzen, insbesondere Walzenpaare, passiert
und wobei zwischen der betreffenden Walze und der ablaufenden Faserstoffbahn ein sich
öffnender Auslaufspalt bildet.
[0002] Bei der Herstellung von Papier- oder Kartonbahnen, werden aus Wirtschaftlichkeitsgründen
zunehmend immer höhere Maschinengeschwindigkeiten und größere Bahnbreiten gefordert.
Den Laufeigenschaften der Maschine kommt daher eine besonders hohe Bedeutung zu.
[0003] Bei gegebenen Bahnzügen treten solche Kräfte in Erscheinung, die ein für den weiteren
Behandlungs- bzw. Laufweg der Faserstoffbahn notwendiges Ablösen der Faserstoffbahn
von der glatten Oberfläche einer rotierenden Walze erschweren. Die Faserstoffbahn
hat dadurch das Bestreben, mit einer solchen glatten Walze weiter zu laufen. Je feuchter
die Bahn ist, desto stärker ist ihre Haftung an der betreffenden Walze, wodurch wiederum
ihre Abrissgefährdung steigt.
[0004] In der DE 197 41 517 A1 ist eine Lösung zur Beseitigung dieses Problemes angegeben,
wonach zwischen der Walze einer Nasspresse oder eines Trockenzylinders und der Faserstoffbahn
ein Dampfpolster erzeugt wird. Als eine Möglichkeit ist dazu das Einblasen von Dampf
in den zwischen Walze und Faserstoffbahn bestehenden Einlaufspalt vorgesehen. Diese
Lösung wird allerdings als weniger erfolgreich angesehen, da das Einblasen von Dampf
auf die noch feuchte Bahn vor dem Press- oder Trocknungsvorgang die geschilderten
negativen Wirkungen eher noch verstärkt, anstelle sie zu beseitigen.
[0005] Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zu entwickeln, bei
welchem die dem Stand der Technik anhaftenden Nachteile vermeidbar sind.
[0006] Die Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale des Anspruches 1 gelöst.
[0007] Die Erfinder haben erkannt, dass für eine Verringerung der Haftungsneigung der Faserstoffbahn
an der glatten Walze, nicht die Erzeugung eines Dampfpolsters am Einlaufspalt geeignet
ist, sondern ein verbessertes Bahnablösen dadurch erreicht wird, indem der Dampf rückwärtig
- also am Auslaufspalt, bzw. Auslaufzwickel - eingeblasen wird.
[0008] Vorteil des rückwärtigen Eindüsens ist, dass aufgrund des Unterdruckes an der Abzugslinie
der Dampf förmlich angesaugt wird und so sicher an die Zwickelstelle gelangt.
Der Dampf kondensiert dabei, wodurch die Temperatur der im Auslaufspalt befindlichen
Flüssigkeit (aus beispielsweise ausgepresstem Wasser und klebenden Substanzen der
Faserstoffbahn) erhöht und damit die Viskosität und die Oberflächenspannung herab
gesetzt wird. Dadurch verringert sich die Kraft, mit der die Bahn von der Walze abgezogen
werden muss. Die Abrissgefahr ist deutlich verringert.
[0009] Besonders vorteilhaft ist das erfindungsgemäße Verfahren daher in der Nasspresse
innerhalb der Pressenpartie der Papiermaschine anwendbar. Dabei sind nur geringe Bahnzüge
erforderlich und das Abrissrisiko kann auf ein Mindestmaß sinken.
[0010] Eine weitere denkbare Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann beim Glätten
der Faserstoffbahn mittels beheizten, an sich bekannten Soft- und/oder Hartnip-Glättwalzen
erfolgen. Auch hierbei besteht der Vorteil in geringeren Bahnabzugskräften. Darüber
hinaus wird ein Ausgleich des beim Glätten sich einstellenden Feuchteverlustes im
Glättspalt erreicht und außerdem eine Vorfeuchtung für einen nachfolgenden Glättnip
möglich.
[0011] Eine weitere Anwendung kann in der Trockenpartie, bevorzugt in den ersten Trockengruppen
erfolgen, wo die Bahn noch feucht ist und deshalb besonders stark am beheizten Trockenzylinder
zum Haften neigt.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren wird realisiert, indem wenigstens eine Sprühdüse Dampf,
insbesondere Heißdampf in den zwischen der Faserstoffbahn und der betreffenden Walze
bzw. auch Trockenzylinder bestehenden Auslaufspalt richtet. Dabei kann eine einzige
von der Führer- oder Triebseite der Maschine aus wirkenden und über die ganze Maschinenbreite
bzw. die Breite des Auslaufspaltes reichende Düse, oder eine über diese genannte Breite
traversierende Düse oder aber eine Vielzahl von Einzeldüsen eingesetzt werden.
[0013] Der Vollständigkeit halber soll erwähnt sein, dass in Streichmaschinen das Einblasen
von Dampf in den Auslaufspalt von Auftragswalzen und/oder eines Rakelelementes beim
Auftragen und/oder Dosieren eines flüssigen bis pastösen Auftragsmediums auf die laufende
Faserstoffbahn bereits bekannt ist. Auf die EP 0 930 397 wird hierbei verwiesen. Bei
dieser genannten Lösung wird allerdings ein anderer Zweck verfolgt. Durch Verringerung
der Kohäsionskräfte soll sogenanntes Filmsplitting und das sogenannte Misting des
Auftragsmediums verringert werden und damit einer Verbesserung der Gleichmäßigkeit
der Auftragsschicht auf der Faserstoffbahn dienen.
[0014] Nachfolgend soll die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles beschrieben werden.
[0015] Es zeigen:
- Fig. 1:
- einen Querschnitt einer schematisch dargestellten Nasspresse bei der das erfindungsgemäße
Verfahren angewendet wird
- Fig. 2:
- einen Querschnitt eines schematisch dargestellten Glättwalzenpaares
- Fig. 3:
- einen Querschnitt eines schematisch dargestellten Trockenzylinders
[0016] In den Figuren sind gleiche Bauteile auch mit gleichen Bezugszeichen versehen.
[0017] Aus der Figur 1 ist eine sogenannte Nasspresse, die Teil der Pressenpartie einer
Papierherstellungsmaschine ist, und aus den Presswalzen 1 und 2 besteht, zu entnehmen.
Die Faserstoffbahn, d.h. Papierbahn 3 (nachfolgend nur mit "Bahn" bezeichnet) wird
gemeinsam mit einem Entwässerungsfilz 4 durch einen Press-Spalt N (Nip) geführt.
[0018] Um das Ablösevermögen der Bahn 3 von der Walze 2 zu verbessern oder überhaupt erst
zu ermöglichen, wird Dampf D, insbesondere Heißdampf in den Auslaufspalt, bzw. Zwickel
5 zwischen der Bahn 3 und Walze 2 eingeblasen. Die vorhandene Zwickelflüssigkeit ist
mit 6 bezeichnet. Diese Flüssigkeit 6 wird durch Kondensation des eingesprühten Dampfes
mittels Dampfsprühdüse 7 in ihrer Temperatur heraufgesetzt und damit die Viskosität
herabgesetzt. Dadurch kann die Adhäsion der Bahn 3 an der Walze deutlich reduziert
werden und die Bahn 3 kann so wie vorgesehen, dem weiteren Laufweg L durch die Maschine
folgen.
[0019] Die Dampfsprühdüse 7 kann zusätzlich auch zwischen Filz 4 und Bahn 3 auf der anderen
Bahnseite installiert werden (nicht dargestellt in Fig.1), was den Effekt noch erhöht,
oder auch allein wirken.
[0020] Dieselben positiven Effekte sind auch bei der in Figur 2 gezeigten Anwendungsmöglichkeit
- einem Glättwalzenpaar bestehend aus Walze 8 und 9 - zur Veredelung bzw. Glättung
der Bahn 3 erreichbar.
[0021] Die Bahn 3 läuft wie bei
Figur 1 in Richtung des Pfeiles L durch den Glättnip N. Am Ausgang des Nips, also im Auslaufspalt
5, ist ebenfalls wieder wenigstens eine Dampfsprühdüse 7 vorhanden. Im gewählten Beispiel
des Glättwalzenpaares ist das Düse 7 und 7a. Düse 7 ist oberhalb der Bahn 3 der Walze
8 zugeordnet, wogegen die Düse 7a unterhalb der Bahn 3 der Walze 9 zugeordnet ist.
Die Düse 7 kann zeitgleich mit Düse 7a betrieben werden. Je nach Erfordernis kann
auch nur eine der Düsen 7 oder 7a wirken.
[0022] Bei der in
Figur 3 gezeigten Ausführung läuft die Bahn 3 über einen Trockenzylinder 13, wobei die Bahn
3 in an sich bekannter Weise von einem sogenannten Oberfilz 14 gegen den dargestellten
Trockenzylinder 13 gepresst wird.
Zwischen der ablaufenden Bahn 3 und dem besagten Trockenzylinder 13 besteht (wie bei
Fig. 1 und 2) ebenfalls ein Zwickel bzw. Auslaufspalt 5, in den Dampf mittels Sprühdüse
7 eingeblasen wird.
Das zusätzliche Anordnen eine Dampfsprühdüse 7a zwischen Trockensieb 14 und Bahn 3
ist möglich.
Das ist besonders in den ersten Trockengruppen sinnvoll, wo die Bahn 3 noch sehr feucht
ist.
Über eine Bahnleitwalze 15 wird die Bahn 3 einem oder mehreren weiteren, nicht dargestellten
Trockenzylindern der Herstellungsmaschine zugeführt
[0023] Die in den Beispielen gem.
Figur 1 bis 3 gezeigten Düsen 7 bzw. 7a können jeweils einen einzigen, über den jeweiligen Auslaufspalt
5 reichenden Ausströmquerschnitt aufweisen. Das Einbringen des Dampfes kann aber auch
von außerhalb der Bahnbreite ausgehenden, in Querrichtung zum gegenüberliegenden Bahnrand
hin wirkenden Strahl erfolgen. Eine traversierende Düse ist ebenso denkbar. Es kann
aber auch eine Düsenreihe mit in Querrichtung verteilt angeordneten Ausströmdüsen
Verwendung finden. Dabei ist es möglich, die Ausströmrichtung und oder den Dampfdruck
zu variieren.
[0024] Die Dampfmenge kann in Abhängigkeit des Bahnzuges und/ oder der Differenzfeuchte
der Bahn 3 gesteuert und auch geregelt werden.
[0025] Nachzutragen ist, dass die besagten Walzen 2, 8, 9 und 13 bzw. Walzenpaare eine glatte
Oberfläche aufweisen und sich trotz hoher Bahngeschwindigkeit von ≥ 1800 m/min aufgrund
der Heißdampfeinblasung das Ablöseverhalten der Faserstoffbahn 3 spürbar verbessert.
1. Verfahren zur Behandlung einer Faserstoffbahn, insbesondere einer Papieroder Kartonbahn
innerhalb einer Maschine zur Herstellung und/oder Veredelung der Faserstoffbahn, wobei
die Faserstoffbahn auf ihrem Laufweg durch die Maschine eine Vielzahl der Behandlung
dienenden Walzen, insbesondere Walzenpaare, passiert und wobei zwischen der betreffenden
Walze und der von der betreffenden Walze ablaufenden Faserstoffbahn ein sich öffnender
Auslaufspalt bildet,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Auslaufspalt (5) mit Dampf beaufschlagt wird und dadurch das Ablösevermögen
der laufenden, feuchten Faserstoffbahn (3) von der betreffenden Walze (2, 8, 9, 13)
verbessert wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
seine Anwendung in der Pressenpartie der Maschine bei wenigstens einer Walze (2) eines
oder mehrerer Press-Walzenpaare (1,2) zur Entwässerung der Faserstoffbahn (3).
3. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
seine Anwendung in der Trockenpartie der Maschine bei wenigstens einem Trockenzylinder
(13) einer Anfangs- Trockengruppe (I) zur Trocknung der Faserstoffbahn (3).
4. Verfahren nach Anspruch 1,
gekennzeichnet durch
seine Anwendung bei wenigstens einer Glättwalze (9) eines oder mehrerer Glätt-Walzenpaare
(8, 9) zur Oberflächenglättung der Faserstoffbahn (3).
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Menge des einzudüsenden Dampfes gesteuert und gewünschtenfalls geregelt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Heißdampf verwendet wird.