[0001] Die Erfindung betrifft eine Strahlungsabschirmungsanordnung im Allgemeinen und eine
Strahlungsabschirmungsanordnung zur Abschirmung von Neutronenstrahlung und Gammastrahlung
von Teilchenbeschleunigern oder -speicherringen, insbesondere für Synchrotronstrahlungsquellen
im Speziellen.
[0002] Bei der Beschleunigung von Teilchen entsteht biologisch schädliche Strahlung, insbesondere
Gammastrahlung, d.h. hochenergetische Photonenstrahlung bzw. elektromagnetische Strahlung.
Zur Abschirmung von Gammastrahlung wird bislang typischerweise Beton verwendet.
[0003] In den letzten Jahrzehnten hat jedoch die mögliche maximale Energie und Intensität
der Teilchen in Teilchenbeschleunigern, insbesondere in solchen, die oberflächennah
aufgebaut sind, zugenommen. Hierzu zählen Synchrotronanlagen zur Erzeugung von Synchrotronstrahlung,
der neue Freie Elektronen Laser (FEL) TESLA bei DESY in Hamburg und neue Beschleunigeranlagen
bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt. Bei zukünftigen
Beschleunigern, insbesondere Synchrotrons sind Teilchenenergien im Bereich mehrerer
hundert GeV oder sogar größer als 1 TeV zu erwarten.
[0004] Bei derartigen Hochenergie-Beschleunigern fällt jedoch nicht nur hochenergetische
Photonenstrahlung an, sondern es werden in besonderem Maße auch schnelle Neutronen
erzeugt. Letztere können aber sogar bereits bei Teilchenenergien im MeV-Bereich auftreten
und sind biologisch besonders wirksam, d.h. schädlich. Z.B. werden bei den vorstehend
beschriebenen Synchrotrons mit Teilchenenergien von einigen 100 MeV oder größer 1
TeV eine maßgebliche Zahl von schnellen Neutronen mit Energien im Bereich von 100
MeV erzeugt. Auf der anderen Seite ist Beton zur Abschirmung von schnellen Neutronen
aber wenig geeignet.
[0005] Daher besteht, insbesondere für derartige Beschleuniger und Speicherringe, aber auch
für Targeteinrichtungen sowie Experimentier- und Analyseeinrichtungen ein Bedarf an
effektiven Strahlungsabschirmungen, welche auch schnelle Neutronen, insbesondere im
MeV- oder sogar GeV-Bereich wirksam abschirmen, was im Vergleich zu elektromagnetischer
Strahlung und zu thermalisierten oder zumindest relativ langsamen Neutronen im Bereich
einiger Elektronenvolt (eV) eine völlig neue Anforderung darstellt. Gerade die Kombination
einer wirksamen Abschirmung gegen elektromagnetische Strahlung und gleichzeitig gegen
schnelle Neutronen erweist sich in der Praxis als schwierig.
[0006] Ein weiteres Problem resultiert aus der Aktivierung, insbesondere auch durch die
schnellen Neutronen, welche zum Teil zu langlebigen Radionukliden führt. Dies macht
den Abbau und die Entsorgung des Abschirmungsmaterials höchst problematisch. Auch
diesbezüglich besteht ein Bedarf an einer vorteilhaften Alternative zu Beton.
[0007] Ferner ist die oben genannte Entwicklung hin zu höheren Energien naturgemäß mit einer
wesentlichen Vergrößerung der Anlagen verbunden. So besitzt z.B. HERA einen Umfang
von 6,3 km, so dass Kosteneinsparungen von besonderem Interesse sind.
[0008] Daher ist es eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Strahlungsabschirmungsanordnung
bereit zu stellen, welche sowohl Gammastrahlung als auch schnelle Neutronen wirksam
abschirmt und kostengünstig in großem Maßstab herstellbar ist.
[0009] Noch eine Aufgabe der Erfindung ist es, eine Strahlungsabschirmungsanordnung bereit
zu stellen, welche auch bei hohen Gamma- und Neutronenenergien eine geringe Aktivierung
aufweist.
[0010] Eine weitere Aufgabe ist es, eine Strahlungsabschirmungsanordnung bereit zu stellen,
welche die Nachteile des Standes der Technik meidet oder zumindest mindert.
[0011] Die Aufgabe der Erfindung wird in überraschend einfacher Weise bereits durch den
Gegenstand der unabhängigen Ansprüche gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen sind Gegenstand
der Unteransprüche.
[0012] Vorteilhafter Weise enthält die erfindungsgemäße Strahlungsabschirmungsanordnung
ein Abschirmungselement aus wasserhaltigem Material, z.B. mit chemisch gebundenem
Wasser, insbesondere Kristallwasser. Vorzugsweise beträgt der Wasseranteil des Materials
zumindest 5, 10 oder 20 Gewichtsprozent. Die darin enthaltenen Wasserstoffkerne, respektive
Protonen moderieren Neutronen aufgrund der fast identischen Masse und des damit verbundenen
maximalen Impulsübertrags nahezu ideal.
[0013] Bevorzugt besteht das Abschirmungselement zumindest zu 75, Gewichtsprozent, zumindest
zu 90 Gewichtsprozent oder im wesentlichen vollständig aus Gips. Die Verwendung von
Gips, insbesondere einer Gipswand im wesentlichen bestehend aus abgebundenem oder
ausgehärteten Gips, chemisch CaSO
4*2H
2O, hat sich als besonders geeignet erwiesen, da das Calcium aufgrund seiner Kernladung
von 20 relativ wirksam Gammastrahlung absorbiert. Das gebundene Kristallwasser mit
einem Gewichtsanteil von etwa 20 bezüglich des Gesamtgewichts des Gipses stellt wiederum
die Protonen zur Verfügung.
[0014] Im Gegensatz zu Normalbeton, der neben kleineren Mengen Calcium, Aluminium, Eisen
oder erheblich teurerem Barium bei Schwerbeton, als Hauptbestandteil Silicium mit
der Ordnungszahl 14 enthält, schirmt Calcium mit der Ordnungszahl 20 Gammastrahlung
sogar besser ab. Dies gleicht den Dichte-Unterschied zwischen Gips (2,1 g/cm
3) und Normalbeton (2 bis 2,8 g/cm
3) zumindest wieder aus. Damit ist Gips bei gleicher Abschirmwirkung für Gammastrahlung
vorteilhafter Weise leichter als Beton.
[0015] Die Dicke des Abschirmungselements ist insbesondere an die Strahlungsspektren eines
Hochenergieteilchenbeschleunigers und/oder Hochenergieteilchenspeicherrings für Elektronen,
Positronen oder Ionen, z.B. eines Synchrotrons, insbesondere bei Teilchenenergien
von größer als 10 GeV oder größer als 30 GeV angepasst.
[0016] In Bezug auf die Abschirmung von Neutronen ist es weiter vorteilhaft, eine Neutronenabsorberschicht
aus einem Material vorzusehen, welches die moderierten Neutronen absorbiert. Hierzu
haben sich insbesondere Bor, Bor-Parafin, Cadmium und/oder Gadolinium bewährt.
[0017] Eine mehrschichtige Anordnung, insbesondere das Anbringen einer separaten Neutronenabsorberschicht
auf der Gipswand ist diesbezüglich besonders vorteilhaft, da die Stabilität des Gipses
erhalten bleibt. Vorzugsweise muss also bei dieser Ausführungsform kein Bor oder anderes
neutronenabsorbierendes Material in den Gips eingemischt werden.
[0018] Alternativ oder ergänzend kann die Anordnung modular, z.B. blockweise ausgebildet
sein.
[0019] Dennoch kann es weiter vorteilhaft sein, ein- oder zweiseitig Tragschichten oder
Verschalungen, z.B. aus Beton vorzusehen, welche einen Doppelnutzen, nämlich eine
Stabilisierung und eine zusätzliche Abschirmung gegen Gammastrahlung bewirken. Je
nach gewünschter Höhe können die Verschalungen aus Beton die nötige Stabilität erbringen,
so dass Strahlungsabschirmungsanordnungen verwendet werden können, deren Gipswand
alleine nicht selbsttragend wäre, jedoch in Verbindung mit der Verschalung dann selbsttragend
sind, d.h. die Strahlungsabschirmungsanordnung aufgrund der Tragschicht oder Tragschichten
selbstragende Stabilitätseigenschaften aufweist. Die Dicke der Tragschicht wird insbesondere
danach bemessen sein.
[0020] Bevorzugt ist noch eine Neutronenabsorberschicht, welche ein neutronenabsorbierendes
Material enthält, vorgesehen. Diese ist auf der beschleunigerabgewandten Seite, insbesondere
unmittelbar an dem Abschirmungselement angebracht. Die Neutronenabsorberschicht, enthält
z.B. Bor, Bor-haltiges Glas oder Bor-Parafin.
[0021] Ferner ist die Neutronenabsorberschicht bevorzugt innerhalb der Verschalung und/oder
zwischen der Verschalung und der Wand aus Gips angeordnet.
[0022] Gemäß einer besonders bevorzugten Weiterbildung der Erfindung enthält die Verschalung,
insbesondere die Betonverschalung, selbst ein neutronenabsorbierendes Material, z.B.
ein Bor-haltiges Material. Es kann z.B. Borsäure oder Borkarbid dem Verschalungsmaterial,
z.B. dem Beton beigemischt werden. Als noch vorteilhafter hat sich jedoch erwiesen,
wenn die Verschalung Bor-haltiges Glas aufweist. Dieses ist deutlich kostengünstiger
als Borkarbid und erhält, auch wenn es eingemischt wird, die Stabilität des Betons
besser als Borsäure. Bor-haltiges Glas kann insbesondere anstatt von oder zusätzlich
zu üblicherweise verwendeten Zusätzen wie z.B. Kies zugesetzt werden. Alternativ oder
ergänzend kann auch das Material des Abschirmungselementes, insbesondere der Gips,
Bor-haltiges Glas enthalten.
[0023] Besonders bevorzugt ist die Verwendung von Gips aus Rauchgas-Entschwefelungsanlagen
(sogenannter REA-Gips). Dieser wird zu Millionen Tonnen teuer auf Halden deponiert.
Jährlich fallen in Deutschland über 3 Millionen Tonnen REA-Gips an. Daher sind die
Stromanbieter unter Umständen sogar dankbar, wenn sie das Material abgeben können.
[0024] Der Vorteil der Verwendung von REA-Gips ist erstaunlicher Weise sogar vielschichtig.
[0025] Erstens wird ein Material verwendet, dessen physikalische Abschirmungswirkung besser
ist als von Beton.
[0026] Zweitens ist der REA-Gips chemisch sehr rein, wodurch vermindert langlebige strahlende
Aktivitäten aus Elementen mit hoher Ordnungszahl erzeugt werden. Daher ist REA-Gips
auch unter dem Gesichtspunkt der Aktivierung geeigneter als Beton.
[0027] Drittens müssen die Stromerzeuger den Gips, der als Abfall bei Rauchgas-Entschwefelung
anfällt, nicht mehr teuer deponieren. Selbst der Transport ist zur Zeit noch subventioniert,
da auch die Deutsche Bahn Gips entsorgt.
[0028] Die Erfinder haben ferner heraus gefunden, dass zur Abschirmung kommender Generationen
von Hochenergieteilchenbeschleunigern und/oder Hochenergieteilchenspeicherringen,
welche Teilchenenergien in der Größenordnung von 100 GeV bis 1 TeV oder darüber liegen
können, Abschirmungselemente oder Gipswände von etwa 1 m bis 10 m, bevorzugt 2 m bis
8 m, besonders bevorzugt 4 m bis 7 m Dicke erforderlich sein werden. Die Gipsmenge
dürfte je nach Beschleuniger also mindestens 100 000 Tonnen oder sogar ein Vielfaches
davon betragen.
[0029] Die erfindungsgemäße Strahlungsabschirmungsanordnung ist also insbesondere bezüglich
der Abschirmwirkung bzw. der Dicke des Abschirmungselements hergerichtet zur Abschirmung
von Neutronenstrahlung und Gammastrahlung von Hochenergieteilchenbeschleunigern, -speicherringen,
Target-, Experimentier- und/oder Analyseeinrichtungen, insbesondere bei Teilchenenergien
größer als 1 GeV oder sogar größer als 10 GeV.
[0030] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Ausführungsbeispielen und unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen näher erläutert.
Kurzbeschreibung der Figuren
[0031] Es zeigen
- Figur 1:
- Ergebnisse einer Monte-Carlo-Simulationsrechnung und
- Figur 2:
- einen schematischen Querschnitt durch eine beispielhafte Ausführungsform einer erfindungsgemäßen
Strahlungsabschirmungsanordnung.
Detaillierte Beschreibung der Erfindung
[0032] Es wurde eine Simulationsrechnung bezüglich der Strahlung durchgeführt, welche entsteht,
wenn 30 GeV Protonen auf ein 10 cm dickes Eisen-Target geschossen werden. Dies entspricht
etwa den Bedingungen, die bei den Hochenergiebeschleunigern herrschen, für welche
die Erfindung eingesetzt werden soll. Hierbei entsteht ein maßgeblicher Anteil an
schnellen Neutronen mit Energien im Bereich bis zu einigen GeV.
[0033] Figur 1 zeigt die Simulationsergebnisse der durchdringenden Dosis oder Reststrahlungsdosis
durch ein Abschirmungselement oder eine Abschirmungswand in Pico-Sievert (pSv) je
Proton als Funktion der Abschirm- oder Wanddicke in Zentimetern (cm).
[0034] Die Ergebnisse sind aufgeschlüsselt nach Neutronendosis und Dosis der elektromagnetischen
Strahlung (Gammadosis) sowie der Gesamtdosis jeweils für Gips und Beton.
[0035] Hierbei repräsentieren:
- Die Kurve 1 die Gesamtdosis für Beton,
- die Kurve 2 die Gesamtdosis für Gips,
- die Kurve 3 die Gammadosis für Beton,
- die Kurve 4 die Gammadosis für Gips,
- die Kurve 5 die Neutronendosis für Beton und
- die Kurve 6 die Neutronendosis für Gips.
[0036] Es ist zu sehen, dass insbesondere die Neutronendosis im Maximum für Gips um mehr
als einen Faktor 2 geringer, d.h. die Abschirmwirkung um mehr als einen Faktor zwei
höher ist als für Beton und die Abschirmung bezüglich der Gesamtdosis ist bei Gips
dort etwa 20 % bis 25 % besser als bei Beton.
[0037] Das Maximum der Kurven repräsentiert das Sekundärstrahlungsgleichgewicht, ab welchem
ein Abschwächungseffekt eintritt. Die Sekundärstrahlungsgleichgewichtsdicke liegt
etwa zwischen 60 cm und 70 cm.
[0038] Diese erheblich höhere Abschirmwirkung der Neutronendosis von Gips in Vergleich zu
Beton bei den durch solche Hochenergieteilchenbeschleuniger erzeugten hohen Neutronenenergien
war auch für Fachleute auf dem Gebiet der Beschleunigertechnik durchaus überraschend.
[0039] Aus den Berechnungen ergibt sich, dass bei einer Gesamtanzahl von 10
12 Protonen und bereits einer Wanddicke von 4 m eine Gesamtdosis von lediglich noch
etwa 25 Micro-Sievert (µSv) die Wand durchdringt.
[0040] Im folgenden werden die Vorteile hinsichtlich der Aktivierung von Gips gegenüber
Beton aufgezeigt.
[0041] Tabelle 1 zeigt Werte für die Erzeugung von Radioaktivität bei einem 30-jährigen
Strahlbetrieb und einer darauffolgenden Abklingzeit von 5 Jahren für Beton und Gips.
[0042] Es werden hauptsächlich die in der Tabelle 1 genannten Radionuklide erzeugt, nämlich
H-3, Na-22, Mn-54 und Fe-55.
[0043] Die Werte für die Aktivität sind auf die Gesamtaktivität von Gips normiert.
[0044] Hierbei sind:
- C_i:
- die spezifische Aktivität in Becquerel pro Gramm [Bq/g] und
- C_i/R_i:
- das Verhältnis aus der freizugebenden spezifischen Aktivität und dem jeweiligen Freigabewert
nach dem zum Anmeldezeitpunkt in Deutschland geltenden Strahlenschutzrecht.
Tabelle 1:
| |
C_i |
C_i/R_i |
| Nuklid |
Beton |
Gips |
Beton |
Gips |
| H-3 |
1,01E+00 |
9,74E-01 |
6,05E-02 |
5,86E-02 |
| Na-22 |
1,20E-01 |
2,61E-02 |
4,34E+00 |
9,41E-01 |
| Mn-54 |
1,03E-03 |
0,00E+00 |
1,24E-02 |
0,00E+00 |
| Fe-55 |
7,63E-02 |
0,00E+00 |
1,38E-03 |
0,00E+00 |
| Summe |
1,20E+00 |
1,00E+00 |
4,41E+00 |
1,00E+00 |
[0045] Es ist ersichtlich, dass in Gips eine um einen Faktor von etwa 1,2 geringere Radioaktivität
erzeugt wird. Ferner ist die Art der erzeugten Radioaktivität, d.h. die Verteilung
der erzeugten Radionuklide bei Gips vorteilhafter als bei Beton, wenn man die Freigabewerte
nach dem derzeitigen Strahlenschutzrecht als Maßstab nimmt (Faktor 4,41). Hieraus
ergibt sich, dass die Kosten für eine spätere Entsorgung nach Beendigung der Nutzung
der erfindungsgemäßen Strahlungsabschirmungsanordnung geringer sein werden als bei
herkömmlichen Abschirmungen.
[0046] Figur 2 zeigt eine mehrschichtige Strahlungsabschirmungsanordnung 10 mit einer, der
Strahlungsquelle bzw. dem Teilchenstrahl 20 zugewandten ersten Schicht oder Spallationsschicht
11 bestehend aus oder enthaltend ein Metall, insbesondere mit einer Kernmasse > 50
atomare Masseneinheiten (amu), z.B. Eisen. Unmittelbar anschließend an die Spallationsschicht
11 ist ein erstes Abschirmungselement, eine Wand oder eine erste Abschirmungsschicht
12 bestehend aus oder enthaltend ein Material zur Abbremsung von Neutronen, z.B. Gips
und/oder Beton angeordnet. Unmittelbar anschließend an das erste Abschirmungselement
12 ist eine Neutronenabsorberschicht 13 bestehend aus oder enthaltend ein Material,
welches zur Absorption von thermalisierten Neutronen geeignet ist, z.B. Bor, Cadmium
oder Gadolinium. Wiederum unmittelbar anschließend an die Neutronenabsorberschicht
13 ist eine zweite Abschirmungsschicht 14, welche von geringerer Dicke als die Wand
12 ist, bestehend aus oder enthaltend ein Material zur Abbremsung von Neutronen, z.B.
Gips und/oder Beton angeordnet.
[0047] Das Eisen bewirkt, induziert durch die schnellen bzw. hochenergetischen Neutronen
21, unter anderem Spallationsreaktionen, welche wiederum Neutronen 22 mit geringerer
Energie freisetzen. Dadurch wird eine indirekte erste Moderation erzielt.
[0048] Danach werden die Spallationsneutronen 22 weiter in der Wand 12 abgebremst, um dann
schließlich von den Atomkernen der Neutronenabsorberschicht 13 eingefangen und absorbiert
zu werden.
[0049] Das Material für die Spallationsschicht 11 kann auch aus der Entsorgung von Materialien
aus kerntechnischen Anlagen kommen, wo schwach aktivierte Metalle in größeren Mengen
anfallen.
[0050] Es ist dem Fachmann ersichtlich, dass die Erfindung nicht auf die vorstehend beschriebenen
Ausführungsbeispiele beschränkt ist und dass die Erfindung in vielfältiger Weise variiert
werden kann ohne den Geist der Erfindung zu verlassen.
1. Strahlungsabschirmungsanordnung, insbesondere zur Abschirmung von Neutronenstrahlung
und/oder Gammastrahlung von Teilchenbeschleunigern, - speicherringen, Target-, Experimentier-
oder Analyseeinrichtungen, umfassend
zumindest ein Abschirmungselement aus einem ersten Material, welches gebundenes
Wasser enthält.
2. Strahlungsabschirmungsanordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
das erste Material Gips, insbesondere in abgebundenem Zustand in der chemischen Zusammensetzung
CaSO4*2H2O enthält.
3. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschirmungselement eine Wand aus Gips umfasst.
4. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wand aus Gips eine Dicke aufweist, welche an die Strahlungsspektren eines Hochenergieteilchenbeschleunigers
und/oder Hochenergieteilchenspeicherrings für Elektronen, Positronen oder Ionen angepasst
ist.
5. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Wand eine Dicke, welche größer oder gleich der Sekundärstrahlungsgleichgewichtsdicke
ist, insbesondere eine Dicke von zumindest 2 m, zumindest 5 m oder zumindest 7 m aufweist.
6. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen mehrschichtigen Aufbau.
7. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen modularen Aufbau.
8. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Tragschicht, welche an einer ersten Seite des Abschirmungselements angeordnet
ist und die Tragschicht wenigstens eine Mindestdicke aufweist, welche derart bemessen
ist, dass die Strahlungsabschirmungsanordnung, insbesondere die Anordnung aus Abschirmungselement
und Tragschicht selbsttragend ist.
9. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Tragschicht eine Verschalung aus Beton umfasst.
10. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Abschirmungselement mit einer beidseitigen Verschalung, insbesondere aus Beton
versehen ist.
11. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Neutronenabsorberschicht, welche ein neutronenabsorbierendes Material enthält.
12. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Neutronenabsorberschicht, welche Bor, Cadmium und/oder Gadolinium enthält.
13. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine Neutronenabsorberschicht, welche Bor-Parafin enthält.
14. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Neutronenabsorberschicht innerhalb der Verschalung und/oder zwischen der Verschalung
und der Wand aus Gips angeordnet ist.
15. Strahlungsabschirmungsanordnung nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass die Tragschicht ein neutronenabsorbierendes Material umfasst.
16. Strahlungsabschirmungsanordnung, insbesondere zur Abschirmung von Neutronenstrahlung
und/oder Gammastrahlung von Teilchenbeschleunigern, - speicherringen, Target-, Experimentier-
oder Analyseeinrichtungen, und insbesondere nach einem der vorstehenden Ansprüche,
umfassend
zumindest eine Spallationsschicht umfassend ein Material, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass mittels Neutronenbestrahlung Spallationsreaktionen ausgelöst werden, insbesondere
ein Metall.
17. Verwendung von Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen zur Herstellung einer Strahlungsabschirmungsanordnung,
insbesondere zur Abschirmung von Neutronenstrahlung und/oder Gammastrahlung von Hochenergieteilchenbeschleunigern,
-speicherringen, Target-, Experimentier- oder Analyseeinrichtungen, und insbesondere
nach einem der vorstehenden Ansprüche.
18. Verwendung eines Abschirmungselementes, welches Gips enthält, insbesondere nach einem
der vorstehenden Ansprüche, zur Abschirmung von Strahlung eines Teilchenbeschleunigers,
-speicherringes, einer Target-, Experimentier- oder Analyseeinrichtung.