[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Wechseln von Bobinen, im wesentlichen
umfassend eine Aufnahme für eine erste Bobine, eine Aufnahme für eine zweite Bobine,
eine Einrichtung zum Verbinden einer von der ersten Bobine ablaufenden Materialbahn
mit einer von der zweiten Bobine zulaufenden Materialbahn sowie Mittel zur Aufnahme
und zum Entsorgen nicht zur Verarbeitung geeigneter Materialstreifen beider Materialbahnen.
[0002] Des weiteren befaßt sich die Erfindung mit einem Verfahren zum Wechseln von Bobinen,
umfassend die Schritte: Zuführen einer ablaufenden Materialbahn von einer alten, nahezu
vollständig abgelaufenen Bobine und einer zulaufenden Materialbahn von einer neuen,
vollen Bobine zu einer Einrichtung zum Verbinden der Materialbahnen, Verbinden beider
Materialbahnen und Entsorgen nicht zur Verarbeitung geeigneter Materialstreifen, nämlich
eines Vorspanns der neuen Bobine sowie eines Restmaterials der alten Bobine.
[0003] In der tabakverarbeitenden Industrie ist es üblich, bei der Herstellung z.B. von
Zigaretten die Materialbahnen aus Zigarettenpapier, Filterpapier oder dergleichen,
die auf sogenannten Bobinen aufgewickelt sind, automatisiert zu Verbinden, damit eine
kontinuierliche Produktion erfolgen kann. Dies kann durch Rändeln, Prägen, Kleben
oder andere übliche Verbindungstechniken erfolgen. Dabei wird eine ablaufende Materialbahn
einer bereits weitestgehend abgewickelten Bobine mit einer zulaufenden Materialbahn
einer neuen, vollen Bobine verbunden. Durch das Verbinden der Materialbahnen bei hoher
Geschwindigkeit entstehen jedoch zwangsläufig nicht zur Verarbeitung geeignete Materialreste,
und zwar einerseits durch einen beim Öffnen der neuen, noch nicht abgewickelten Bobinen
entstehenden ersten Materialstreifen, auch Vorspann genannt, und andererseits durch
einen nicht vollständig von der alten Bobine abgewickelten Materialstreifen, der auch
als Restmaterial bezeichnet wird. Sowohl der Vorspann als auch das Restmaterial müssen
von der kontinuierlichen und aus zwei einzelnen Materialbahnen gebildeten, zur Verarbeitung
gelangenden Materialbahn getrennt und entsorgt werden.
[0004] Bei bekannten Vorrichtungen wird der Vorspann bzw. das Restmaterial durch separate
Trennelemente, z.B. Messer, getrennt, mittels des Venturi-Prinzips vom Kern der Bobinen
durch Abwickeln und Absaugen gelöst und über ein Rohrsystem in einen Aufnahmebehälter,
den sogenannten Schußkasten, gefördert. Dort wird das aus Vorspann und Restmaterial
gebildete Schußmaterial verdichtet, indem die abgetrennten Materialstreifen mit einem
Stampfer oder dergleichen komprimiert werden. Sobald der Schußkasten eine bestimmte
Füllhöhe erreicht hat, wird er manuell geleert und gereinigt.
[0005] Die bekannten Vorrichtungen bzw. Verfahren weisen allerdings den Nachteil auf, daß
sie aufgrund des komplexen Aufbaus eine hohe Teilevielfalt aufweisen, was zu hohen
Kosten bei der Herstellung und der Wartung führt. Des weiteren sind die Vorrichtungen
bzw. die Verfahren - bedingt durch die Venturidüsen - sehr geräuschintensiv. Auch
ist die Entsorgung, insbesondere das Entleeren des Schußkastens, bzw. die Reinigung
desselben sowie der Umgebung sehr aufwendig. Weiterhin weist das entsorgte Restmaterial
ein sehr großes Volumen auf, was die Handhabung und Entsorgung insgesamt erschwert.
[0006] Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine einfach handhabbare Vorrichtung
zu schaffen, die geeignet ist, Schußmaterial sicher, zuverlässig und platzsparend
zu entsorgen. Des weiteren ist es Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren vorzuschlagen,
mit dem Schußmaterial sicher, zuverlässig und platzsparend entsorgt werden kann.
[0007] Diese Aufgabe wird zum einen durch eine Vorrichtung der eingangs genannten Art dadurch
gelöst, daß das Mittel mindestens eine Wickelvorrichtung zur Aufnahme und zum Entsorgen
eines nicht zur Verarbeitung geeigneten Materialstreifens umfaßt. Durch die Wickelvorrichtung
läßt sich ein verdichteter, also komprimierter Ballen aus Schußmaterial bilden, der
auf einfache Weise in den Schußbehälter geleitet werden kann. Diese definierte Aufnahme
des Schußmaterials gewährleistet eine einfache Handhabung sowie eine einfache und
saubere, insbesondere Staub vermeidende Entsorgung des Schußmaterials. Besonders vorteilhaft
ist auch die Lärmreduzierung durch das Vorsehen der Wickelvorrichtung für das Schußmaterial.
[0008] Vorteilhafterweise ist die Wickelvorrichtung zur Aufnahme und zum Entsorgen eines
Vorspanns der neuen, vollen Bobine in Transportrichtung der Materialbahnen hinter
der Einrichtung zum Verbinden und die andere Wickelvorrichtung zur Aufnahme und zum
Entsorgen eines Restmaterials von der alten, nahezu vollständig abgelaufenen Bobine
in Transportrichtung der Materialbahnen vor der Einrichtung zum Verbinden angeordnet.
Dadurch ist auf platzsparende Weise die Aufnahme und Entsorgung des gesamten Schußmaterials
gewährleistet, das zudem noch leicht abgeführt werden kann, ohne die Umgebung zu verunreinigen.
[0009] In einer bevorzugten Ausführungsform ist mindestens eine Wickelvorrichtung zusätzlich
als Trennmittel ausgebildet. Dadurch können zum einen Einzelteile eingespart werden,
was die Kosten und den Wartungsaufwand reduziert. Zum anderen ist die Handhabung besonders
vereinfacht, da das Abtrennen durch die ohnehin rotierenden Wickelvorrichtungen bzw.
Spulen erfolgen kann.
[0010] Des weiteren wird die Aufgabe durch ein Verfahren mit den eingangs genannten Schritten
dadurch gelöst, daß mindestens ein Materialstreifen aufgewickelt und automatisiert
entsorgt wird. Dadurch lassen sich komprimierte Ballen aus den nicht zur Verarbeitung
geeigneten Materialstreifen formen, die eine wesentlich vereinfachte und verbesserte,
staubfreie Entsorgung ermöglichen.
[0011] Vorzugsweise werden sowohl der Vorspann als auch das Restmaterial aufgewickelt und
dadurch komprimiert, wodurch sich das Volumen des Schußmaterials insgesamt weiter
verringert.
[0012] Weitere Merkmale und bevorzugte Ausführungsformen sowie vorteilhafte Schritte ergeben
sich aus den Unteransprüchen und der Beschreibung. Eine besonders bevorzugte Ausführungsform
sowie das Verfahren werden anhand einer Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung
zeigt:
- Fig. 1
- eine schematische Darstellung einer Vorrichtung zum Wechseln von Bobinen,
- Fig. 2a bis 2c
- ein Einzelteil, nämlich eine Spule zum Aufnehmen eines Materialstreifens, der Vorrichtung
gemäß Figur 1 mit aufzuwickelndem bzw. aufgewickeltem Materialstreifen in unterschiedlichen
Zuständen, und
- Fig. 3
- ein Einzelteil, nämlich eine weitere Ausführungsform einer Spule, der Vorrichtung
gemäß Figur 1.
[0013] Die in den Figuren dargestellten Vorrichtungen dienen zum Wechseln von Bobinen, insbesondere
zum Verbinden zweier Materialbahnen beim Bobinenwechsel mit laufender Spleißung in
einem Bobinenautomat.
[0014] Die Vorrichtung 10 zum Wechseln bzw. Verbinden von Bobinen umfaßt eine erste Aufnahme
11. Auf dieser Aufnahme 11 ist eine erste Bobine 12 angeordnet. Die Bobine 12 ist
aus einem Kern 13 gebildet, auf den eine Materialbahn 14 gewickelt ist. Des weiteren
weist die Vorrichtung 10 eine weitere Aufnahme 15 zur Aufnahme einer zweiten Bobine
16 auf. Die Bobine 16 weist ebenfalls einen Kern 17 auf, auf den eine Materialbahn
18 gewickelt ist. Beide Bobinen 12, 16 sind jeweils über einen eigenen Antrieb 19
bzw. 20 antreibbar. An die beiden Bobinen 12, 16 schließt sich in Transportrichtung
der Materialbahnen 14, 18 eine Einrichtung 21 zum Verbinden der Materialbahnen 14,
18 an. Im gezeigten Ausführungsbeispiel ist die Einrichtung 21 aus zwei Walzen 22,
23 gebildet, die jeweils über einen eigenen Antrieb 24 bzw. 25 verfügen. Die Umfangsfläche
26 der Walze 22 bildet eine glatte Rändelfläche 27. Die Walze 23 weist ein Segment
28 auf, das auf seiner der Walze 23 abgewandten Oberfläche 29 eine strukturierte Rändelfläche
30 aufweist. Der Abstand der Walzen 22, 23 bzw. deren Rotationsachsen 31, 32 ist variabel
einstellbar und in Abhängigkeit der Materialstärke der zu verbindenden Materialbahnen
14, 18 derart gewählt, daß sich die Materialbahnen 14, 18 durch Quetschung zwischen
der Walze 22 und dem Segment 28 verbinden. Andere Einrichtungen zum Verbinden, beispielsweise
Klebevorrichtungen oder dergleichen sind jedoch ebenfalls verwendbar.
[0015] In Transportrichtung, angedeutet durch den Pfeil 33, der Materialbahnen 14, 18 vor
der Einrichtung 21 ist eine erste Wickelvorrichtung 34 angeordnet. Die Wickelvorrichtung
34 ist quasi innerhalb der Materialbahn 14 angeordnet, derart, daß die Materialbahn
14 durch die Wickelvorrichtung 34 läuft bzw. in dieser eingefädelt ist. Die Wickelvorrichtung
34 weist eine Spule 35 auf. Die Spule 35 ist rotierend antreibbar und zwar durch einen
Antrieb 36. In Transportrichtung hinter der Einrichtung 21 ist eine zweite Wickelvorrichtung
37 angeordnet, die ebenfalls eine rotierend antreibbare Spule 38 aufweist. Hierzu
ist die Spule 38 an einen Antrieb 39 angeschlossen. Die Spule 38 ist innerhalb der
Materialbahn 18 angeordnet, derart, daß ein freies Ende 40 der Materialbahn 18 durch
die Wickelvorrichtung 37 läuft bzw. in dieser eingefädelt ist.
[0016] Die Spulen 35, 38, die auch durch andere übliche Wickelelemente ersetzt werden können,
weisen Aufnahmen zur Aufnahme der Materialbahnen 14, 18 auf. Die Aufnahmen können
z.B. durch einen Schlitz 41 gebildet sein (siehe Figur 3). Eine andere Möglichkeit
besteht z.B. darin, mehrere um den Umfang einer Scheibe 42 verteilte Stifte 43 vorzusehen.
Die Stifte 43 sind beabstandet zueinander und gleichmäßig über den Umfang verteilt,
so daß ebenfalls ein Schlitz 41 gebildet ist (siehe Figuren 2a bis 2c). Durch Rotation
der Spulen 35, 38 sind die in den Schlitz 41 bzw. zwischen den Stiften 43 eingefädelten
Materialbahnen 14, 18 aufwickelbar. Um die aufgewickelten Materialbahnen 14, 18 von
der Spule 35, 38 abschieben zu können, ist die Spule 35, 38 im Beispiel der Ausführungsform
gemäß Figur 3 in ihrer axialen Längserstreckung verschiebbar ausgebildet, so daß die
Materialbahn 14, 18 beim Zurückziehen der Spule 35, 38 durch einen innenseitig verzahnten
Abstreifer 44 oder dergleichen abschiebbar bzw. abstreifbar ist. Im Beispiel der Ausführungsform
gemäß Figur 2 weist die Spule 35, 38 zusätzlich zur Scheibe 42 eine Abstreiferscheibe
44 auf, die in axialer Richtung der Spule 35, 38 bewegbar ist. Diese Abstreiferscheibe
44 ist auf den Stiften 43 geführt. Es ist auch eine überlagerte axiale Bewegung von
Abstreifer 44 bzw. Abstreiferscheibe 44 einerseits und Spule 35, 38 andererseits vorstellbar.
[0017] Sämtliche Antriebe 19, 20, 24, 25, 36, 39 sind an einer gemeinsamen Steuerung 51
angeschlossen. Die Steuerung 51 steuert die Zeitpunkte und die Rotations-Geschwindigkeiten
der einzelnen Bobinen 12, 16 bzw. Walzen 22, 23 bzw. Spulen 35, 38. Die Zeitpunkte
und die Rotations-Geschwindigkeiten der Bobinen 12, 16, der Walzen 22, 23 sowie der
Spulen 35, 38 sind individuell steuer- bzw. regelbar.
[0018] Im Bereich zwischen der Einrichtung 21 und der Wickelvorrichtung 34 ist im Bereich
der Materialbahn 14 ein Mittel zur Fixierung der Materialbahn 14 angeordnet. Vorzugsweise
oberhalb der Materialbahn 14 ist das Mittel, das als Saugleiste 60 ausgebildet ist,
verstellbar angeordnet. Die Saugleiste 60 bewirkt, sobald sie in Eingriff mit der
Materialbahn 14 ist, daß eine Zugkraft auf die Materialbahn aufgebracht wird, die
entgegengesetzt zur Transportrichtung gemäß Pfeil 33 wirkt. Die Saugleiste 60 kann
jedoch auch durch andere übliche Mittel zur Fixierung ersetzt werden.
[0019] Des weiteren ist in Transportrichtung der Materialbahnen 14, 18 hinter der Einrichtung
21 im Bereich der zur Verarbeitung gelangenden Materialbahn (in der Ausführungsform
gemäß Figur 1 die Materialbahn 14) ein Mittel angeordnet, das zur Speicherung der
Materialbahn 14 sowie zum Ausgleich von Geschwindigkeitsdifferenzen dient. Dieses
Mittel weist eine sogenannte Tänzervorrichtung 62 auf, die aus mehreren Rollen bzw.
Walzen gebildet ist. Mindestens eine der Walzen ist federbelastet und in Richtung
des Pfeils 62 bewegbar. Die Materialbahn 14 ist in diese Tänzervorrichtung 62 eingefädelt.
Für den Fall, daß die nachfolgende Maschine mehr Material benötigt, als tatsächlich
von der Bobine 12 geliefert wird, wird dieses aus dem Speicher bzw. Puffer gezogen,
so daß Geschwindigkeitsdifferenzen beim Transport der Materialbahn 14 ausgleichbar
sind. Entsprechend funktioniert das Prinzip auch bei anderen Materialbahnen.
[0020] Im folgenden wird das Verfahrensprinzip der vorliegenden Erfindung näher beschrieben:
In der tabakverarbeitenden Industrie werden streifenförmige Materialbahnen 14, 18,
wie z.B. Zigarrettenpapier, kontinuierlich verarbeitet. Hierzu wird das Zigarrettenpapier
von einer sogenannten Bobine abgewickelt. Sobald eine alte Bobine 12 nahezu abgewickelt,
also fast leer ist, muß die ablaufende Materialbahn 14 der alten Bobine 12 mit einer
zulaufenden Materialbahn 18 einer neuen, noch vollen Bobine 16 verbunden werden.
[0021] Bei diesem Vorgang, der auch als laufende Spleißung bezeichnet wird, fallen sowohl
bei der alten Bobine 12 als auch bei der neuen Bobine 16 nicht zur Verarbeitung geeignete
bzw. nicht zu verarbeitende Materialstreifen 52, 53 an. Ein erster Materialstreifen
53, der entsorgt werden muß, ist der sogenannte Vorspann, der beim Öffnen einer neuen,
vollen Bobine 16 entsteht. Ein zweiter Materialstreifen 52 ist das auf dem Kern 13
der Bobine 12 verbleibende Restmaterial der alten, nahezu leeren Bobine 12.
[0022] Beim kontinuierlichen Betrieb z.B. einer Zigarettenherstellmaschine wird das Zigarettenpapier
von einer Bobine 12 abgewickelt. Das Zigarettenpapier, also die Materialbahn 14 bzw.
ein Materialstreifen 52, ist in der Spule 35 eingefädelt und durch die Einrichtung
21 zum Verbinden der Materialbahnen 14, 18 geführt. Die Materialbahn 14 wird über
Walzen 45, 46 in Richtung einer weiteren Verarbeitung (siehe Pfeil 47) mit vorgegebener
Transport-Geschwindigkeit v
1 abgezogen. Bevor die Materialbahn 14 vollständig von der Bobine 12 abgewickelt ist,
muß sie mit der Materialbahn 18 der neuen vollen Bobine 16 während des laufenden Betriebs,
also bei kontinuierlich geförderten Materialbahnen 14, 18, verbunden werden. Hierzu
ist die Materialbahn 18 bereits vor dem Verbinden in die Einrichtung 21 eingefädelt,
so daß die Materialbahnen 14, 18 im Bereich der Einrichtung 21 etwa parallel zueinander
verlaufen. Das freie Ende 40 bzw. der Materialstreifen 53 der Materialbahn 18 ist
hinter der Einrichtung 21 in der Spule 38 eingefädelt. Die Spule 38 ist permanent
angetrieben, so daß die auf der Bobine 16 aufgewickelte Materialbahn 18 vorgespannt
ist, da die Bobine 16 zunächst steht. Daher ist die Materialbahn 18 in einem stationären
Zustand. Die wie eine endlose Feder wirkende Spule 38 hält also die Materialbahn 18
bzw. den Materialstreifen 53 unter Spannung. Zusätzlich ist die Spule 38 mit einer
Trägheitsmasse derart ausgebildet, daß die Spule 38 schnellen Geschwindigkeitsänderungen
nicht folgen kann.
[0023] Für den Fall, daß die Materialbahnen 14, 18 nunmehr miteinander verbunden werden
sollen, wird vor dem Einleiten des eigentlichen Verbindungsprozesses durch Rändeln
zunächst die Bobine 16 beschleunigt, und zwar auf eine Geschwindigkeit v
2, die größer ist als die ursprüngliche Transport-Geschwindigkeit v
1 der Materialbahn 14 während der Verarbeitung. Durch das Vorschieben der Materialbahn
18 wickelt sich nunmehr auch das freie Ende 40 der Materialbahn 18 bzw. der Materialstreifen
53 um die angetriebene Spule 38, und zwar mit der durch die Bobine 16 vorgegebenen
Geschwindigkeit v
2.
[0024] Ebenfalls vor dem Einleiten des Verbindungsprozesses oder während desselben wird
die Materialbahn 14, die zunächst mit der Transport-Geschwindigkeit v
1 während der Verarbeitung gefördert wird, auf eine Geschwindigkeit v
3 abgebremst, wobei v
2>v
1>v
3 ist. Das Abbremsen der Materialbahn 14 erfolgt im wesentlichen über den Antrieb 19
der Bobine 12. Zusätzlich wird die Saugleiste 60 vorzugsweise kurz vor dem eigentlichen
Verbindungsprozeß eingeschaltet, die die Materialbahn 14 bzw. den Materialstreifen
52 quasi festhält bzw. eine Zugkraft auf die Materialbahn 14 entgegen der durch den
Pfeil 33 angedeuteten Transportrichtung aufbringt. Sobald die Saugleiste 60 in Eingriff
mit der Materialbahn 14 ist, steigt die Spannung der Materialbahn 14 zwischen der
Einrichtung 21 und der Saugleiste 60 noch weiter an, ohne die Geschwindigkeit zu verändern.
Die sich aus dem Abbremsen der Materialbahn 14 - bedingt durch den Antrieb 19 - ergebende
Materialdifferenz wird bei kontinuierlich fortlaufender Verarbeitung hinter der Einrichtung
21 mit der Geschwindigkeit v
1 mittels der Tänzervorrichtung 62 ausgeglichen, die als Puffer bzw. Speicher ausgebildet
ist.
[0025] Nachdem der Verbindungsprozeß eingeleitet ist, und zwar unmittelbar mit Kontakt einer
ersten Kante 49 des Segments 28 mit der Walze 22, steigt die Spannung der Bahn, also
des Materialstreifens 53 hinter der Einrichtung 21 an. Die Spannungssteigerung ist
in erster Linie ein Ergebnis der Geschwindigkeitsdifferenz zwischen der mit der Geschwindigkeit
v
2 geförderten Materialbahn 18 vor dem Kontakt des Segmentes 28 mit der Walze 22 und
der Geschwindigkeit der Materialbahn 18 während des Kontaktes zwischen dem Segment
28 und der Walze 22, die vorzugsweise etwa der Geschwindigkeit v
1 entspricht, in jedem Falle jedoch kleiner als v
2 ist. Bedingt durch die Massenträgheit der Spule 38 kann diese der abrupten Geschwindigkeitsdifferenz
v
2v
1 nicht folgen. Mit anderen Worten wird die Materialbahn 18 beim Kontakt des Segments
28 mit der Walze 22 von v
2 auf v
1 abgebremst, während die Spule 38 mit v
2 weiter dreht. Dadurch wird die Materialbahn 18 bzw. der Materialstreifen 53 zwischen
der Wickelvorrichtung 37 und der Einrichtung 21 zum Verbinden derart unter Spannung
gesetzt, was bei einer bestimmten Belastung zum Abtrennen des Materialstreifens 53
hinter der Einrichtung 21 führt. Üblicherweise reißt der Materialstreifen 53 an der
durch die Kante 49 geschwächten Stelle. Die Spule 38 wird dann solange rotierend angetrieben,
bis das abgerissenen Ende der Materialbahn 18, nämlich der Materialstreifen 53 vollständig
aufgewickelt und dadurch komprimiert ist. Anschließend wird der komprimierte, aufgewickelte
Vorspann automatisiert entsorgt, indem er von der Spule 38 geschoben wird. Hierzu
wird entweder die Spule 38 selbst oder ein Hilfsmittel wie z.B. die Abstreiferscheibe
44 axial bewegt. Das komprimierte Schußmaterial fällt in einen (nicht dargestellten)
Behälter, der leicht angehoben und entleert werden kann.
[0026] Durch gegenläufiges Drehen der Walzen 22, 23 wird der Verbindungsprozeß weitergeführt,
indem sich das Segment 28 auf der Umfangsfläche 26 der Walze 22 abrollt. Dadurch,
daß das Segment 28 und die Walze 22 mit einer Geschwindigkeit von vorzugsweise etwa
v
1, in jedem Fall aber mit einer Geschwindigkeit, die größer als die Geschwindigkeit
v
3 ist, angetrieben werden, die Materialbahn 14 jedoch durch den Antrieb 19 auf die
Geschwindigkeit v
3 abgebremst wurde, wird eine Geschwindigkeitsdifferenz erzeugt, die zur Erhöhung der
Spannung der Materialbahn 14 bzw. des Materialstreifens 52 zwischen der Einrichtung
21 und der Bobine 12 führt. Wenn jetzt die Einrichtung 21 die Materialbahnen 14 und
18 verbindet, und zwar etwa mit der Geschwindigkeit v
1 der abziehenden Maschine, die in Transportrichtung hinter der Wechselvorrichtung
angeordnet ist, wird die durch die Saugleiste 60 auf die Materialbahn 14 zusätzlich
aufgebrachte Zugkraft bzw. die dadurch erhöhte Bahnspannung zwischen der Einrichtung
21 und der Saugleiste 60 dazu führen, daß die Materialbahn 14 im Bereich der Einrichtung
21 reißt. Kurz bevor eine hintere Kante 50 des Segments 28 in Anlage mit der Walze
22 ist bzw. unmittelbar nach Beendigung des Verbindungsprozesses, wird die Spule 35
angetrieben, so daß die Materialbahn 14 bzw. der Materialstreifen 52 aufgewickelt
wird. Die Spule 35 wird solange rotierend angetrieben, bis der Materialstreifen 52
vollständig von der Bobine 12 abgewickelt und auf der Spule 35 aufgewickelt ist. Dabei
wirkt die Saugleiste 60 als eine Fangeinrichtung, die das abgetrennte Ende der Materialbahn
52 solange hält, bis das Schußmaterial vollständig aufgewickelt ist. Anschließend
wird das Restmaterial automatisch entsorgt, und zwar in gleicher Weise wie der Vorspann.
Nunmehr kann der wieder verwendbare Kern 13 der Bobine 12 entnommen werden. Auf die
Aufnahme 11 wird dann eine neue, volle Bobine gesetzt, die wiederum mit der nunmehr
ablaufenden Materialbahn 18 der Bobine 16 verbunden werden kann.
1. Vorrichtung zum Wechseln von Bobinen, im wesentlichen umfassend eine Aufnahme (11)
für eine erste Bobine (12), eine Aufnahme (15) für eine zweite Bobine (16), eine Einrichtung
(21) zum Verbinden einer von der ersten Bobine (12) ablaufenden Materialbahn (14)
mit einer von der zweiten Bobine (16) zulaufenden Materialbahn (18) sowie Mittel zur
Aufnahme und zum Entsorgen nicht zur Verarbeitung geeigneter Materialstreifen beider
Materialbahnen (14, 18), dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel mindestens eine Wickelvorrichtung (34, 37) zur Aufnahme und zum Entsorgen
eines nicht zur Verarbeitung geeigneten Materialstreifens (52, 53) umfaßt.
2. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwei Wickelvorrichtungen (34, 37) zur Aufnahme und zum Entsorgen von nicht zur Verarbeitung
geeigneter Materialstreifen (52, 53) vorgesehen sind.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Wickelvorrichtung (37) zur Aufnahme und zum Entsorgen eines Vorspanns der neuen,
vollen Bobine (16) in Transportrichtung (33) der Materialbahnen (14, 18) hinter der
Einrichtung (21) zum Verbinden angeordnet ist und die andere Wickelvorrichtung (34)
zur Aufnahme und zum Entsorgen eines Restmaterials von der alten, nahezu vollständig
abgelaufenen Bobine (12) in Transportrichtung (33) der Materialbahnen (14, 18) vor
der Einrichtung (21) zum Verbinden angeordnet ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine Wickelvorrichtung (34, 37) zusätzlich als Trennmittel ausgebildet
ist.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß sich jede Wickelvorrichtung (34 bzw. 37) im Bereich der jeweiligen Materialbahn (14
bzw. 18) bzw. der Materialstreifen (52, 53) befindet.
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen der Einrichtung (21) und der Bobine (12) ein Mittel zum Fixieren der Materialbahn
(14) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß jede Wickelvorrichtung (34, 37) eine rotierend antreibbare Spule (35, 38) oder dergleichen
aufweist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen (35, 38) zur Aufnahme einer Materialbahn (14, 18) bzw. eines Materialstreifens
(52, 53) ausgebildet sind.
9. Vorrichtung nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen (35, 38) einen Schlitz (41) aufweisen.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen (35.38) Abstreiferscheiben (44) aufweisen, die in axialer Richtung der
Spulen (35, 38) bewegbar sind.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 7 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Spulen (35, 38) selbst in axialer Richtung bewegbar sind.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß im Bereich der zur Verarbeitung gelangenden Materialbahn hinter der Einrichtung (21)
ein Speichermittel angeordnet ist.
13. Verfahren zum Wechseln von Bobinen, umfassend die Schritte:
- Zuführen einer ablaufenden Materialbahn (14) von einer alten, nahezu vollständig
abgelaufenen Bobine (12) und einer zulaufenden Materialbahn (18) von einer neuen,
vollen Bobine (16) zu einer Einrichtung (21) zum Verbinden der Materialbahnen (14,
18),
- Verbinden beider Materialbahnen (14, 18),
- Entsorgen nicht zur Verarbeitung geeigneter Materialstreifen (52, 53), nämlich eines
Vorspanns der neuen Bobine (16) sowie eines Restmaterials der alten Bobine (12),
dadurch gekennzeichnet, daß
- mindestens ein Materialstreifen (52, 53) aufgewickelt und entsorgt wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß beide Materialstreifen (52, 53), nämlich der Vorspann und das Restmaterial, aufgewickelt
und automatisiert entsorgt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß die Materialstreifen (52, 53) beim Aufwickeln komprimiert und nach dem vollständigen
Aufwickeln von den entsprechenden Materialbahnen (14 bzw. 18) abgetrennt werden.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß die aufgewickelten Materialstreifen (52, 53) mit einer Linearbewegung von den Spulen
(35, 38) abgestreift und in einem Schußbehälter aufgenommen werden.