[0001] Die Erfindung betrifft eine hydraulische Antriebsvorrichtung für eine mit einem Bearbeitungswerkzeug
koppelbaren Arbeitszylinder, der einen zwischen einem unteren Totpunkt (UT) und einem
oberen Totpunkt (OT) bewegbaren, eine Kolbenstange umfassenden Arbeitskolben aufweist,
mit einem Messsystem zur Bestimmung der Position des Arbeitskolbens, wobei der Arbeitskolben
über eine Rückmeldung ein den Arbeitszylinder ansteuerndes Arbeitsventil betätigt,
und wobei die Rückmeldung ein in einem Pilotzylinder geführten, das Arbeitsventil
betätigenden Pilotkolben umfasst.
[0002] Derartige hydraulisch Antriebsvorrichtungen, wie sie beispielsweise aus der EP 1
138 958 A2 bekannt geworden sind, finden insbesondere bei Stanz-, Präge-, Nippel-
oder Biegemaschinen Verwendung. Über die in der Regel mechanisch ausgeführte Rückmeldung
zwischen dem Arbeitskolben und dem Arbeitsventil kopiert das Arbeitsventil den Bewegungsablauf
des Arbeitskolbens. Aus diesem Grund wird das Arbeitsventil in der Regel auch mit
Kopierventil bezeichnet.
[0003] Der aus der EP 1 138 958 A2 bekannte Pilotzylinder dient zur Einstellung des OT.
Ein Umsteuern des Arbeitsventils im unteren Totpunkt des Arbeitskolbens wird hierbei
durch das Messsystem, das die Position des Arbeitskolbens bestimmt, eingeleitet. Durch
Verstellung der Position des Pilotkolbens im Pilotzylinder kann die OT-Position des
Arbeitskolbens eingestellt werden. Während des Arbeitshubs ist die Rückmeldung von
der Ventilbetätigung des Arbeitsventils getrennt.
[0004] Der bekannte Stand der Technik gemäß der EP 1 138 958 A2 weist allerdings den Nachteil
auf, dass eine genaue Einstellung des OT nur bei relativ langsamer Geschwindigkeit
des Pilotkolbens und somit auch des Arbeitskolbens möglich ist. Bei größeren Geschwindigkeiten
macht sich ein Nachlaufen des Pilotkolbens und des Arbeitskolbens bemerkbar, was zu
einem Abweichen des OT von seiner Sollposition führt. Bei einem Prägehub wird sowohl
der OT als auch der UT über das Pilotventil und den Pilotzylinder mittelbar gesteuert.
Die Ungenauigkeiten durch das Nachlaufen machen sich dann also auch im UT bemerkbar.
Gerade die Genauigkeit des UT ist aber für die Qualität des Arbeitsprozesses entscheidend.
[0005] Insbesondere beim Prägevorgang ist es erforderlich, dass der UT des Arbeitskolbens
exakt vorgebbar ist.
[0006] Ein Nachlaufen des Arbeitskolbens tritt insbesondere deshalb auf, weil die Reaktion
der Betätigung des Arbeitskolbens zweifach verzögert wird. Zum einen durch die Schaltzeit
eines den Pilotzylinder ansteuernden Ventils und zum anderen durch das Nachlaufverhalten
des Arbeitsventils. Das Signal des Messsystems des Arbeitszylinders ist folglich um
die Summe dieser beiden Laufzeiten verzögert.
[0007] Weitere Ausführungen zum Stand der Technik gemäß der EP 1 138 958 A2 finden sich
in der Beschreibung zu den Figuren 1 bis 4.
[0008] Der vorliegenden Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, eine hydraulische Antriebsvorrichtung
der eingangs beschriebenen Art dahingehend weiterzubilden, dass auch bei hohen Geschwindigkeiten
des Arbeitskolbens der OT und UT sehr genau vorgegeben werden kann und sich innerhalb
eines sehr engen Toleranzfensters bewegt.
[0009] Diese Aufgabe wird durch eine hydraulisch Antriebsvorrichtung der eingangs beschriebenen
Art erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass eine Positionsabfrage zur Bestimmung des
Pilotkolbens vorgesehen ist und dass ein in Abhängigkeit von der Position des Arbeitskolbens
und der Position des Pilotkolbens betätigbares, den Pilotkolben ansteuerbares Pilotventil
vorgesehen ist. Durch die zusätzliche Bestimmung der Position des Pilotkolbens und
durch die damit einhergehende Ansteuerung des Pilotkolbens, kann das Arbeitsventil
aktiv betätigt werden. Ein Nachlaufen des Arbeitskolbens, wie es aus der EP 1 138
958 A2 bekannt ist, kann gezielt verhindert werden. Die Positionsabfrage erfolgt erfindungsgemäß
vorzugsweise kontinuierlich. Allerdings kann sie auch diskontinuierlich sein.
[0010] Erfindungsgemäß kann vorgesehen sein, dass das Arbeitsventil ausschließlich vom Pilotkolben
betätigt wird. Dies hat den Vorteil, dass weitere Einflussgrößen, die ein Betätigen
des Arbeitsventils bewirken, nicht auftreten. Das Arbeitsventil wird folglich lediglich
durch den Pilotkolben der Rückmeldung betätigt. Das Arbeitsventil folglich keine direkte
elektrische oder hydraulische Betätigung. Die Betätigung erfolgt ausschließlich indirekt
über das Pilotsystem.
[0011] Die Position des Arbeitskolbens kann bei einer Ausführungsform der Erfindung unmittelbar
über die Position der Kolbenstange bestimmt werden. Dabei kann an der Kolbenstange
ein Signalgeber angeordnet sein, der mit einem ortsfest angeordneten Signalempfänger
zusammenwirkt.
[0012] Andererseits ist denkbar, dass das Messsystems die Position des Arbeitskolbens mittelbar
über die Position des Arbeitsventils und die Position des Pilotkolbens bestimmt. Dies
hat den Vorteil, dass auf ein Messsystem im Bereich des Arbeitskolbens verzichtet
werden kann.
[0013] Erfindungsgemäß ist außerdem denkbar, dass der Pilotzylinder mit dem Arbeitskolben
in beide Bewegungsrichtungen des Arbeitskolbens starr gekoppelt ist. Die Bewegung
des Arbeitskolbens wird folglich unmittelbar auf den Pilotzylinder übertragen.
[0014] Außerdem kann vorgesehen sein, dass der Pilotkolben mit dem Arbeitsventil in beide
Bewegungsrichtungen des Pilotkolben starr gekoppelt ist. Die Bewegung des Pilotkolbens
wird folglich unmittelbar zur Schaltung des Arbeitsventils verwendet. Alternativ dazu
ist allerdings auch denkbar, dass der Pilotkolben das Arbeitsventil lediglich in eine
Richtung betätigt, und dass die Betätigung des Arbeitsventils in die andere Richtung
über beispielsweise entsprechende Federmittel erfolgt.
[0015] Eine weitere Ausführungsform der Erfindung ergibt sich dann, wenn der Pilotkolben
zur Betätigung des Arbeitsventils wenigstens einseitig druckbeaufschlagbar ist. Bei
einer Kopplung des Pilotkolbens mit dem Arbeitsventil ist die druckbeaufschlagbare
Seite des Pilotkolbens diejenige, die dem Arbeitsventil abgewandt ist. Beim Verfahren
des Kolbens in Richtung des UT kann damit eine rechtzeitige Einleitung des Schaltvorgangs
zur Umsteuerung des Arbeitskolbens erreicht werden.
[0016] Eine weitere vorteilhafte Vorrichtung ergibt sich durch Vorsehen eines mit dem Messsystem
und der Positionsabfrage verbundenen Regel-/Steuergeräts, welches das Pilotventil
in Abhängigkeit von der Position des Arbeitskolbens und der Position des Pilotkolbens
ansteuert. Das Regel-/Steuergerät vergleicht hierbei insbesondere die Istposition
des Pilotzylinders mit einer Sollposition, die abhängig von der Position des Arbeitskolbens
ist, und betätigt in Abhängigkeit der Differenzgröße das Pilotventil.
[0017] Eine besonders bevorzugte Ausführungsform der Erfindung zeichnet sich dadurch aus,
dass das Regel-/Steuergerät das Pilotventil so ansteuert, dass ein vorauseilendes,
frühes Betätigen des Arbeitsventils zur Kompensation von Reaktionszeiten erfolgt.
Kompensiert werden sollen insbesondere die Reaktionszeiten des Arbeitsventils, Arbeitskolbens,
Pilotventils und Pilotkolbens. Die Reaktionszeiten hängen insbesondere von den Massen
und den Hubgeschwindigkeiten der Kolben ab. Dabei ist vorteilhaft nutzbar, dass die
Eigenfrequenz des Systems bestehend aus Pilotzylinder, Pilotkolben und Pilotventil
deutlich höher ist, als die Eigenfrequenz des Systems bestehend aus Arbeitszylinder,
Arbeitskolben und Arbeitsventil. Diese Systeme stellen jeweils Feder/Masse-Systeme
dar. Die Federkonstante wird gebildet durch die Steifigkeit der jeweils eingeschlossenen
Hydrauliksäule im Pilotkreis oder Arbeitskreis, die Masse wird repräsentiert durch
die Masse des Pilotkolbens für den Pilotkreis und die Masse der Arbeitskolbens plus
Masse des Arbeitswerkzeuges. Da die Eigenfrequenz des Pilotsystems in der Praxis um
den Faktor 3 oder mehr höher ist, als die des Arbeitssystems, kann das Pilotsystem
sehr dynamisch zur vorausschauenden Sollwertgabe benutzt werden.
[0018] Die eingangs genannte Aufgabe wird außerdem durch ein Verfahren zum Betreiben einer
hydraulisch Antriebsvorrichtung, insbesondere einer erfindungsgemäß hydraulisch Antriebsvorrichtung,
gelöst, die sich dadurch kennzeichnet, dass die Position des Pilotkolbens bestimmt
wird und dass ein den Pilotkolben ansteuerndes Pilotventil in Abhängigkeit von der
Position des Arbeitskolbens und des Pilotkolbens betätigt wird. Der Pilotkolben wird
also im geschlossenen Regelkreis betrieben.
[0019] Dabei ist besonders vorteilhaft, wenn ein vorauseilendes, frühes Betätigen des Arbeitsventils
zur Kompensation der bereits beschriebenen Reaktionszeiten erfolgt. Ein derartiges
Verfahren bewirkt folglich eine Vorsteuerung des Umsteuervorgangs des Arbeitszylinders.
Der Arbeitszylinder wird über das Arbeitsventil, das seinerseits über den Pilotkolben
angesteuert wird, so rechtzeitig umgesteuert, dass der UT des Arbeitskolbens exakt
erreicht wird. Dazu wird der Pilotkolben so bewegt, dass das Arbeitsventil den Arbeitskolben
in Richtung UT bewegt. Wird der Arbeitskolben in einer Position kurz vor dem UT (UT
- dS) detektiert, so kann mit einer gezielten Vorsteuerung des Pilotkolbens das Arbeitsventil
betätigt werden, so dass sich der Arbeitskolben in Richtung OT bewegt. Der Wert dS
hängt hierbei von den Massen und Hubgeschwindigkeiten der einzelnen Kolben, insbesondere
des Arbeitskolbens, ab. Damit können die Reaktionszeiten kompensiert werden.
[0020] Ein vorteilhaftes Verfahren ergibt sich dann, wenn die Position des Pilotkolbens
(Istwert) mit einem Sollwert verglichen wird und wenn das Differenzsignal als Führungsgröße
für die Bewegung des Pilotventils herangezogen wird. Der Sollwert kann hierbei insbesondere
abhängig von der Position des Arbeitskolbens sein.
[0021] Die Erfindung betrifft außerdem ein Regel-/Steuergerät zur Anwendung in einem erfindungsgemäßen
Verfahren oder in einer erfindungsgemäßen Vorrichtung.
[0022] Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Einzelheiten der Erfindung sind der folgenden
Beschreibung zu entnehmen, in der die Erfindung anhand des in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiels näher beschrieben und erläutert ist.
[0023] Es zeigen:
- Figur 1 bis 4:
- verschiedene Weg-Zeit-Diagramme der Ventilstellungen und der Hubpositionen den Stand
der Technik gemäß der EP 1 138 958 A2 betreffend,
- Figur 5:
- eine erfindungsgemäße hydraulische Antriebsvorrichtung, und
- Figuren 6 und 7:
- verschiedene Weg-Zeit-Diagramme der Ventilstellungen und der Hubpositionen gemäß der
Erfindung.
[0024] Der Gegenstand der EP 1 138 958 A2 muss zwischen "schnellem" Stanzbetrieb und "präzisem"
Umformbetrieb unterscheiden.
[0025] Der Stanzbetrieb ohne Werkstück ist in Figur 1 dargestellt. UP und DN bezeichnen
die Schaltzustände des Pilotventils (Bezugszeichen 6 in der Figur 1 der EP 1 138 958
A2), welches wiederum das Hauptventil (Bezugszeichen 5 in Figur 1 der EP 1 138 958
A2) betätigt. Beim kritische Umsteuern im unteren Totpunkt UT werden nach dem Start
die Schaltmittel in den Zustand DN gebracht. Die Vorrichtung zum Verstellen des oberen
Totpunkt (OT bzw. TDC in der EP 1 138 958 A2) ist während des Arbeitshubes nicht mehr
an der Steuerung beteiligt. Der Ablauf des Arbeitshubes ist in Figur 1 gezeigt. Der
Arbeitshub beginnt in POS1, als unterer Totpunkt soll POS2 gelten. Im Schaltzustand
DN wird das Signal des Sensors (Bezugszeichen 20 in Figur 1 der EP 1 138 958 A2) überwacht.
Bei Überschreiten der Umsteuerposition POS2b gemäß Figur 1 wird zum Zeitpunkt T2 von
Schaltzustand DN auf UP gewechselt. Sowohl Pilot- als auch Hauptventil haben endliche
Schaltzeiten und der bewegte Arbeitskolben hat eine Massenträgheit. Deshalb wird zum
Umsteuern insgesamt die Zeit T2 bis T2c benötigt. In dieser Zeit erfährt der Hauptkolben
den Nachlaufweg POS2b bis POS2.
[0026] Der Stanzbetrieb mit Werkstück ist in Figur 2 dargestellt. Stößt das Stanzwerkzeug
und somit der Arbeitskolben z.B. bei POS2e1 gemäß Figur 2 auf den mechanischen Widerstand
des Werkstückes, dann wird die Kolbengeschwindigkeit reduziert. Das Umsteuern geschieht
nach wie vor bei Erreichen von POS2b des Arbeitskolbens zum Zeitpunkt T2. Pilot- und
Hauptventil schalten mit gleicher Geschwindigkeit, aber der Arbeitskolben kann viel
schneller umgesteuert werden, weil er bereits durch den Widerstand des Werkstückes
abgebremst wurde. Es ergibt sich nunmehr nur noch ein Überlauf bis zur Position POS2e2.
Der verbleibende Weg bis zum erwünschten Umsteuerpunkt POS2 wird nicht mehr ausgeführt.
Es entsteht der Positionsfehler Perr gemäß Figur 2.
[0027] Die beschriebenen Probleme werden in der Praxis dadurch gelöst, dass der Umsteuerpunkt
POS2b werkstückabhängig so programmiert wird, dass auch mit der realen Umsteuerposition
POS2e2 der Stanzprozess korrekt ausgeführt ist. Dies führt dazu, dass bei geringerem
Widerstand durch das Werkstück der Überlaufweg mit einer erheblichen Unschärfe definiert
ist und der Arbeitszyklus in der tatsächlichen Umsteuerposition POS2 bis POS2e2 streuen
kann. In der Folge benötigt der Arbeitszyklus mehr Zeit und Energie, was einen Nachteil
darstellt.
[0028] Der Umformbetrieb gemäß dem Stand der Technik nach der EP 1 138 958 A2 ist in Figur
3 Auftreffen auf ein Werkstück gezeigt. Dieser Betrieb duldet die unscharfe Bestimmung
des UT nicht, weil aus dieser UT Position direkt eine maßlich eng tolerierte Verformung
des Werkstückes abgeleitet werden soll. In dieser Betriebsart wird im Schaltzustand
DN vom Schaltmittel (Bezugszeichen 6 in Figur 1 der EP 1 138 958 A2) der Pilotkolben
(Bezugszeichen 4 in Figur 1 der EP 1 138 958 A2) betätigt. Die Bewegung wird typischerweise
deutlich langsamer sein als im zuvor beschriebenen Stanzzyklus. Die Sollwertbewegung
des Pilotkolbens ist in der Figur 3 und 4 mit Sp bezeichnet. Die mechanische Kopiersteuerung
durch das Ventil (Bezugszeichen 5 der Figur 1 der EP 1 138 958 A2) erzeugt das Nachlaufverhalten
des Arbeitskolben (Bezugszeichen 1 in der Figur 1 der EP 1 138 958 A2), dargestellt
durch die Kurve Sr in der Figur 3 und 4.
[0029] Bei Erreichen von POS2b des Hauptkolbens (Sr in Figur 3) wird vom Zustand DN in einen
Haltezustand (weder DN noch UP) gewechselt. Der Pilotkolben hält nach einem geringen
Überlaufweg (von POS2c nach POS2) in POS2 an. Der Hauptkolben benötigt für seinen
größeren Nachlaufweg (POS2b bis POS2) etwas mehr Zeit (bis T2c), was durch die Steuereinrichtung
zu berücksichtigen ist. Außerdem kann das Erreichen von POS2 durch den Hauptkolben
über den Sensor (Bezugszeichen 20 in der Figur 1 der EP 1 138 958 A2) abgefragt werden.
Nach einer Wartezeit (T2 bis T2d) und/oder nach dem Sensorsignal wird nun der Schaltzustand
UP aktiviert und Pilot- und Hauptkolben bewegen sich zurück.
[0030] In der Praxis trifft der Arbeitskolben nun wiederum gemäß Figur 4 auf einen Widerstand,
z.B. in POS2d. Der Arbeitskolben verlangsamt sich , siehe Sr, während der Pilotkolben
sich linear weiterbewegt, siehe Sp. Bis der Hauptkolben die Schaltposition POS2b erreicht
hat, ist der Pilotkolben nun aber bereits über die POS2 hinausgefahren auf POS2c.
Dies kann durch die Steuereinrichtung nicht erkannt werden, weil für den Pilotkolben
gemäß der EP 1 138 958 A2 keinen Positionssensor zur Abfrage dessen Position vorgesehen
ist.
[0031] So wird in der Folge der Sensor das Erreichen von POS2 durch den Arbeitskolben melden
und unverzüglich durch das Steuergerät den Schaltzustand UP auslösen. Der Umsteuervorgang
des Pilotkolbens dauert von T2 bis T2C gemäß der Figur 4. Unvermeidlich bewegt sich
der Arbeitskolben über das Maß POS2 hinaus bis zum tatsächlichen Umsteuerpunkt POS2e.
Das Fehlermaß Perr gemäß Figur 4 ist nachteilhaft und muss in der Anordnung nach EP
1 138 958 A2 in Kauf genommen werden.
[0032] In der Figur 5 ist eine erfindungsgemäße hydraulische Antriebsvorrichtung 10 für
einen Arbeitszylinder 12 gezeigt, der einen zwischen einem unteren Totpunkt UT und
einem oberen Totpunkt OT bewegbaren Arbeitskolben 14 aufweist. Der Arbeitskolben 14
umfasst eine Kolbenstange 16. Der Kolben 14 beziehungsweise die Kolbenstange 16 betätigt
über eine Rückmeldung 18 ein den Arbeitszylinder 12 ansteuerndes Arbeitsventil 20.
Die Rückmeldung 18 umfasst hierbei ein mit der Kolbenstange 16 gekoppeltes Joch 22
und einen an dem Joch 22 angeordneten Pilotzylinder 24, in dem ein Pilotkolben 26
verschiebbar gelagert angeordnet ist. Das Arbeitsventil 20 wird über eine Kolbenstange
28 des Pilotkolbens 26 betätigt.
[0033] Bei dem Arbeitsventil 20 handelt es sich um ein federvorgespanntes 3/3-Stetigventil.
Der Pilotkolben 26 wirkt dabei über die Kolbenstange 28 gegen ein Federmittel 30.
Das Arbeitsventil 20 sieht insgesamt drei Anschlüsse vor, einen Druckanschluss P,
einen Tankanschluss T und einen Verbraucheranschluss A zum oberen Druckraum 32 des
Arbeitszylinders 14. Der dem Druckraum 32 gegenüberliegende, durch den Kolben 14 abgetrennte
Druckraum 34 ist über einen Anschluss B und über eine Leitung 36 mit dem Druckanschluss
P verbunden.
[0034] Der Druckraum 32 ist in der in der Figur dargestellten Mittelstellung n des Arbeitsventils
20 geschlossen; der Druckraum 34 ist mit der Druckleitung P verbunden. In der Betätigungsstellung
a des Ventils 20 wird der Druckraum 32 mit dem Druckanschluss P verbunden. Da die
dem Druckraum 32 zugewandte Kolbenfläche größer ist als die dem Druckraum 34 zugewandte,
wird dann eine nach unten gerichtete Kraft zur Verfügung gestellt und der Arbeitskolben
wird nach unten bewegt. In der Betätigungsstellung b ist der Druckraum 32 mit der
Tankleitung T verbunden. Aufgrund des in dem Druckraum 34 anstehenden Drucks wird
der Kolben 14 nach oben bewegt.
[0035] Die Vorrichtung 10 weist außerdem ein Messsystem 38 auf, mit dem die Position des
Arbeitskolbens 14 beziehungsweise der Kolbenstange 16 bestimmt werden kann. Das Messsystem
kann beispielsweise einen an der Kolbenstange 16 angeordneten Signalgeber und vorzugsweise
mehrere ortsfest angeordnete Signalempfänger aufweisen. Besonders vorteilhaft sind
in der Praxis potentiometrische Sensoren, Sensoren auf der Basis von Magnetostriktion
(Laufzeitmessung), sowie incrementelle magnetische oder optische Sensoren. Das Messsystem
38 ist mit einem Steuer-/Regelgerät 40 verbunden, in dem die von dem Messsystem 38
erfassten Werte ausgewertet werden.
[0036] Die Vorrichtung 10 umfasst außerdem eine die Position des Pilotkolbens 26 beziehungsweise
dessen Kolbenstange 28 kontinuierlich erfassende Positionsabfrage 42. Entsprechend
dem Messsystem 38 kann die Positionsabfrage ebenfalls Signalgeber am Pilotkolben und
ortsfest angeordnete Signalempfänger aufweisen. Zur Datenauswertung ist die Positionsabfrage
42 mit dem Steuer-/Regelgerät 40 verbunden. Die Positionsabfrage 42 kann als elektrisches
oder hydromechanisches System ausgeführt sein bzw. kann auch durch einen Sensor gleicher
Bauart wie für den Arbeitskolben ausgeführt sein, oder vorteilhaft durch eine mechanische
Rückführung.
[0037] Der Pilotkolben 24 wird über ein Pilotventil 44 angesteuert, das von dem Steuer-/Regelgerät
40 betätigt wird. Zur Bestimmung der Position des Arbeitskolbens 14 kann anstelle
des Messsystems 38 die Position des Arbeitskolbens 14 über die Stellung des Arbeitsventils
20 in Verbindung mit der Position des Pilotkolbens 28 bestimmt werden.
[0038] Durch die Bestimmung der Position des Arbeitskolbens 14 zum einen und der Position
des Pilotkolbens 26 zum anderen kann vorteilhafterweise der Arbeitskolben 14 mit einer
erhöhten Dynamik bei gleichzeitig verbesserter Prozesssicherheit angesteuert werden.
Dazu wird die Position des Pilotkolbens 28 bestimmt und das den Pilotkolben ansteuernde
Pilotventil 44 in Abhängigkeit von der Position des Arbeitskolbens 16 und des Pilotkolbens
28 betätigt. Die Positionsabfrage 42 liefert hierzu ein Istwertsignal 46, das mit
einem Sollwertsignal 48 verglichen wird, wobei das Differenzsignal 50 als Führungsgröße
für die Bewegung des Pilotventils 44 herangezogen wird. Das Sollwertsignal 48 ist
hierbei insbesondere abhängig von der Istposition des Arbeitskolbens 16. Das Sollsignal
48 resultiert folglich aus dem Istsignal 52 des Messsystems 38. Die Führungsgröße
für die Betätigung des Arbeitsventils 20 und damit für die Bewegung des Arbeitskolbens
14 wird folglich durch einen inneren Regelkreis gebildet, der das Pilotventil 44,
die Position des Pilotkolbens 28, die Positionsabfrage 42 und den Vergleich des Istwerts
46 mit dem Sollwert 48 im Steuer-/Regelgerät 40 umfasst.
[0039] In dem Fall, in dem die Positionsabfrage 42 des Abreitskolbens als mechanischen Rückführung
ausgebildet ist, kann zur Auswertung des Differenzsignals ein Vergleicher vorgesehen
sein, der als Drehschieberventil ausgebildet ist. Ein solches Drehschieberventil ist
beispielsweise in DE 198 36 042 A1 beschrieben.
[0040] Die erfindungsgemäße Vorrichtung 10 hat insbesondere den Vorteil, dass mit ihr eine
gezielte Vorsteuerung des Umsteuervorgangs des Arbeitskolbens 14 durchgeführt werden
kann. Dazu wird der Arbeitskolben 14 in Richtung UT bewegt. Mit dem Messsystem 38
kann bestimmt werden, wann der Arbeitskolben 14 eine Position nahe dem Umkehrpunkt
UT erreicht. Von einer Position UT-dS, also kurz vor Erreichen des Umkehrpunkts UT,
betätigt das Steuer-/Regelgerät 40 das Pilotventil 44, wodurch der Pilotkolben 26
den Umsteuervorgang durch Betätigung des Arbeitsventils 20 einleitet. Durch eine derart
gezielte Vorsteuerung des Umsteuervorgangs kann erreicht werden, dass der UT exakt
erreicht wird beziehungsweise in seinem sehr kleinen Toleranzfenster liegt. Der Wert
dS hängt hierbei insbesondere von den Massen, Hubgeschwindigkeiten und Reaktionszeiten
der einzelnen Kolben und Ventile ab.
[0041] Durch Zwischenschaltung eines aktiv betätigbaren Pilotzylinders 24 mit eigenem Meßsystem
und eigenem, äußeren Regelkreis in die in die Rückmeldung 18 kann folglich die Dynamik
und die Prozesssicherheit erhöht werden.
[0042] Der Ablauf für schnelles Stanzen und präzises Umformen unterscheidet gemäß der Erfindung
im wesentlichen nicht. Dies wir anhand der Figuren 6 und 7 erläutert und dargestellt.
[0043] In der Figur 6 ist der Ablauf ohne ein Auftreffen auf ein Werkstück gezeigt. Im Arbeitszustand
DN wird der Pilotkolben auf die Position POS2 bewegt. Dies kann schnell und präzise
erfolgen, weil das Meßsystem in Form der Positionsabfrage 42 mit dem Vergleicher und
dem Stellglied in Form des Pilotventils 44 einen äußeren Regelkreis bilden. Durch
die mechanische Nachlaufsteuerung folgt der Arbeitskolben dem Pilotkolben bis zu POS2.
Ein "Überfahren" dieser POS2 ist nicht möglich, weil das Arbeitsventil 20 durch die
mechanische Rückführung der Wirkungskette: 16, 22, 24, 26, 28 den Kolben des Hauptventils
wieder schließt.
[0044] In der Figur 7 wird der Störfall betrachtet, bei dem die Bewegung des Hauptkolbens
in POS2d auf mechanischen Widerstand durch das Werkstück trifft. Der Hauptkolben verlangsamt
sich gemäß der Wegkurve Sr. Durch den unabhängigen, äußeren Lageregelkreis mit der
Positionsabfrage 42 kann der Pilotkolben trotzdem sicher auf POS2 gestellt werden.
Auch wenn bei Erreichen von POS2e der Arbeitskolben stark beschleunigt, weil das Werkstück
sich nun verformt hat oder durchgestanzt wurde und keinen Widerstand mehr leistet,
kann der Arbeitskolben nicht über POS2 hinausfahren, weil diese als Endposition der
Bewegung durch den Pilotkolben bereits mechanisch vorgegeben ist. Schließlich wird
durch das Messsystem 38 das Erreichen von POS2 erkannt und die Umsteuerung erfolgt
durch den Wechsel in den Zustand UP.
1. Hydraulische Antriebsvorrichtung (10) für einen mit einem Bearbeitungswerkzeug koppelbaren
Arbeitszylinder (12), der einen zwischen einem unteren Todpunkt (UT) und einem oberen
Todpunkt (OT) bewegbaren, eine Kolbenstange (16) umfassenden Arbeitskolben (14) aufweist,
mit einem Messsystem (38) zur Bestimmung der Position des Arbeitskolbens (14), wobei
der Arbeitskolben (14, 16) über eine Rückmeldung (18) ein den Arbeitszylinder (12)
ansteuerbares Arbeitsventil (20) betätigt, und wobei die Rückmeldung (18) ein in einem
Pilotzylinder (24) geführten, das Arbeitsventil (20) betätigenden Pilotkolben (26,
28) umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass eine Positionsabfrage (42) zur Bestimmung der Position des Pilotkolbens (26, 28)
vorgesehen ist und dass ein in Abhängigkeit von der Position des Arbeitskolbens (14,
16) und der Position des Pilotkolbens (26, 28) betätigbares, den Pilotkolben (26,
28) ansteuerbares Pilotventil (44) vorgesehen ist.
2. Vorrichtung (10) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass das Arbeitsventil (20) ausschließlich vom Pilotkolben (26, 28) betätigt wird.
3. Vorrichtung (10) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Messsystem (38) die Position des Arbeitskolbens (14, 16) unmittelbar über die
Position der Kolbenstange (16) bestimmt.
4. Vorrichtung (10) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Messsystem (38) die Position des Arbeitskolbens (14) mittelbar über die Position
des Arbeitsventils (20) und die Position des Pilotkolbens (26) bestimmt.
5. Vorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Pilotzylinder (24) mit dem Arbeitskolben (14, 16) in beide Bewegungsrichtungen
des Arbeitskolben starr gekoppelt ist.
6. Vorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dadurch gekennzeichnet, dass der Pilotkolben (26, 28) mit dem Arbeitsventil (20) in beide Bewegungsrichtungen
des Pilotkolben (26) starr gekoppelt ist.
7. Vorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass der Pilotkolben (26, 28) zur Bestätigung des Arbeitsventils (20) wenigstens einseitig
druckbeaufschlagbar ist.
8. Vorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass ein mit dem Messsystem (38) und der Positionsabfrage (42) verbundenes Regel/Steuergerät
(40) vorgesehen ist, welches das Pilotventil (44) in Abhängigkeit von der Position
des Arbeitskolbens (14, 16) und der Position des Pilotkobens (26, 28) ansteuert.
9. Vorrichtung (10) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass das Regel-/Steuergerät (40) das Pilotventil (24) so ansteuert, dass ein vorauseilendes,
frühes Betätigen des Arbeitsventils (20) zur Kompensation von Reaktionszeiten erfolgt.
10. Verfahren zum Betreiben einer hydraulischen Antriebsvorrichtung (10), nach insbesondere
einem der vorhergehenden Ansprüche, für einen mit einem Bearbeitungswerkzeug koppelbaren
Arbeitszylinder (12), der einen zwischen einem unteren Todpunkt (UT) und einem oberen
Todpunkt (OT) bewegbaren, eine Kolbenstange (16) umfassenden Arbeitskolben (14) aufweist,
wobei die Position des Arbeitskolbens (14, 16) bestimmt wird und der Arbeitskolben
(14, 16) über eine Rückkopplung (18) ein den Arbeitszylinder (12) ansteuerndes Arbeitsventil
(20) betätigt, und wobei die Rückkopplung (18) einen in einem Pilotzylinder (24) geführten
Pilotkolben (26, 289 umfasst, dadurch gekennzeichnet, dass die Position des Pilotkolbens (26, 28) bestimmt wird und dass ein den Pilotkolben
(26, 28) ansteuerndes Pilotventil (44) in Abhängigkeit von der Position des Arbeitskolbens
(14, 16) und des Pilotkolbens (26, 28) betätigt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, dass ein vorauseilendes, frühes Betätigen des Arbeitsventils (20) zur Kompensation von
Reaktionszeiten erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Position des Pilotkolbens (26, 28) (Istwert 46) mit einem Sollwert (48) verglichen
wird und dass das Differenzsignal als Führungsgröße (50) für die Betätigung des Pilotventils
(44) herangezogen wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, dass der Sollwert (48) abhängig von der Position (52) des Arbeitskolbens (14, 16) ist.
14. Regel-/Steuergerät (40) zur Anwendung in einem Verfahren nach einem der Ansprüche
10 bis 13 und/oder zur Verwendung in einer Vorrichtung (10) nach einem der Ansprüche
8 oder 9.