[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entschichtung eines Bauteils nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1.
[0002] Betriebsbeanspruchte Bauteile, wie z.B. Turbinenschaufeln von Gasturbinen werden
einer Säurebehandlung unterzogen, so dass das Bauteil wieder verwendet werden kann.
Im Falle von Gasturbinenschaufeln werden die betriebsbeanspruchten MCrAlY-Schichten
auf dem Bauteil abgelöst, indem sie in ca. 50° - 80°C warme 20%-tige Salzsäure getaucht
werden. Nach einer aus Erfahrungswerten abgeleiteten Zeitdauer werden die Schaufeln
aus dem Säurebad genommen, mit Wasser gespült und anschließend abrasiv gestrahlt.
Die Prozessfolge Säurebad und Strahlen wird dabei mehrfach wiederholt, bis die gesamte
MCrAlY-Schicht ab- bzw. aufgelöst ist. Die Wiederholung der einzelnen Prozessschritte
ist in der Regel notwendig, da durch die Säure ausschließlich oberflächennahe aluminiumhaltige
Phasen der MCrAlY-Schicht aufgelöst werden. Tieferliegende Bereiche der MCrAlY-Schicht
können daher nicht in einem Schritt aufgelöst werden. An der Oberfläche bleibt eine
poröse Schichtmatrix zurück, welche nachfolgend mittels Bestrahlen bspw. mechanisch
entfernt wird.
Die Zeitdauer, in der die Schaufeln in der Säure verbleiben, spiegelt dabei nicht
die tatsächliche für die individuelle Schaufel benötigte Zeit bis zum Stopp des Auflösungsprozesses
wieder, sondern wird standardmäßig auf eine bestimmte Zeit festgelegt. Die Verweildauer
im Säurebad wird dabei aufgrund von allgemeinen Erfahrungswerten festgelegt.
[0003] Jedoch ist jedes Bauteil individuell verschieden stark beansprucht, so dass eine
feste Vorgabe zu unterschiedlichen oder nicht vollständigen Auflösungsverhalten der
beanspruchten Oberfläche führt. Vielfach verbleiben die Bauteile auch ohne weiteren
Fortschritt der Entschichtung bis zum Ablauf der vorgegebenen Zeitspanne in dem Säurebad.
[0004] Es ist daher Aufgabe der Erfindung eine individuelle Festlegung der minimal notwendigen
Auflösungsdauer pro individueller Schaufel (Typ Beschichtungsdicke, Zustand nach Betriebsbeanspruchung,
usw.) zu ermöglichen.
[0005] Die Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Entschichtung eines Bauteils gemäß
Anspruch 1.
[0006] Dabei wird eine Spannung zumindest zeitweise an das Bauteil und einem weiteren Pol
angelegt, währenddessen sich das Bauteil in einem Entschichtungsmittel, insbesondere
in einem Säurebad befindet, wodurch ein Strom fließt. Der zeitliche Verlauf des Stroms
weist charakteristische Merkmale auf, die den aktuellen Entschichtungszustand des
Bauteils widerspiegeln und die Bestimmung eines Endpunktes des Entschichtungsverfahrens
ermöglichen. Über den Stromfluss kann also erkannt werden, ob die Entschichtung überhaupt
noch weiter voranschreitet. Somit kann diese Information zur Entscheidung über die
Bearbeitung oder Unterbrechung des Aufenthalts des Bauteils in dem Mittel herangezogen
werden.
[0007] In den Unteransprüchen sind weitere vorteilhafte Verfahrensschritte aufgelistet,
die in vorteilhafter Weise miteinander kombiniert werden können.
[0008] Es zeigen
Figur 1 eine Vorrichtung um das erfindungsgemäße Verfahren durchzuführen und
Figur 2 einen zeitlichen Stromverlauf, der sich bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens ergibt.
[0009] Figur 1 zeigt eine Vorrichtung 1, mit der das erfindungsgemäße Verfahren durchgeführt
werden kann.
[0010] Die Vorrichtung 1 besteht aus einem Behälter 3, beispielsweise metallisch, in dem
ein Mittel 6, eine Säure 6 oder ein Elektrolyt 6 angeordnet ist, die zumindest teilweise
zur Entschichtung eines Bauteils 9 dienen. In dem Mittel 6 oder in einer Säure 6 ist
das Bauteil 9 angeordnet, dessen Oberflächenbereich aufgelöst werden soll. Dies geschieht
beispielsweise durch den Säureangriff auf die bspw. betriebsbeanspruchte Oberfläche
des Bauteils 9. Erfindungsgemäß ist eine Spannungs/Stromquelle 18 vorhanden, die elektrisch
über Verbindungsmittel 15 mit dem Bauteil 9 verbunden ist. Ein Stromkreis kann dadurch
geschlossen werden, dass die Verbindungsmittel 15 mit einem Pol, d.h. einer Elektrode
12, die in der Säure 6 angeordnet ist oder mit dem Behälter 3 verbunden werden, so
dass ein Strom zwischen Bauteil 9 und dem Pol 3, 12 fließen kann, der auch gemessen
werden kann.
Der Strom fließt über das Innere des Bauteils 9 durch die beanspruchte Oberfläche
des Bauteils 9 und durch das Mittel 6 hin zu der Elektrode 12 oder den Behälter 3.
Der Strom kann kontinuierlich oder diskontinuierlich fließen. So kann daher in regelmäßigen
und unregelmäßigen Abständen ein Spannungspuls angelegt werden und der Strom gemessen
werden.
[0011] Ein solcher zeitlicher Verlauf des Stroms ist in Figur 2 dargestellt. Der Strom I
steigt am Anfang mit der Zeit t an und ist nach einem gewissen Zeitpunkt zunächst
im wesentlichen konstant. Die Entschichtung ist noch nicht vollständig erfolgt, d.h.
die Entschichtungsrate ist noch hoch.
Nach einer gewissen Zeit t sinkt der Strom I. Das Absinken (Bereich oder Punkt 27
in der Kurve I(t)) des Stroms I zeigt an, dass nur noch wenig Schichtmaterial aufgelöst
wird. Der Auflöseprozess kann daher gestoppt werden, wenn bspw. ein vorgegebener Vergleichswert
für die Stromstärke erreicht ist.
[0012] Wenn die Messspannung nur für sehr kurze Zeit angelegt wird, wird der Auflösungsprozess
nicht durch den Elektrolyseprozess, sondern allein durch den Säureangriff dominiert.
Wenn bspw. eine konstante Spannung dauerhaft angelegt wird, ergibt sich aber ebenfalls
eine zeitliche Veränderung des Stromes (Fig. 2), der ermittelt und zur Bestimmung
des Endpunktes des Entschichtungsprozesses benutzt werden kann.
[0013] Der zeitliche Verlauf des Stroms I(t) 24 kann auch aus einzelnen Messpunkten 21 ermittelt
werden, die in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen bestimmt werden.
[0014] In einem Behälter 3 können auch mehrere Bauteile 9 zur Entschichtung angeordnet werden,
wobei für jedes Bauteil individuell eine Stromkurve I(t) ermittelt wird, so dass die
Bauteile ggf. unterschiedlich lang in dem einem Behälter 3 sind.
Ein weiteres Bauteil 9 kann auch als Pol 12 dienen.
[0015] Das Verfahren kann auch in Teilschritten durchgeführt werden. Dabei wird jeweils
in einem Verfahrenszwischenschritt eine abrasive Entschichtung durchgeführt, die Rückstände
von Säureprodukten entfernt und/oder zur Beschleunigung der Entschichtung führt, da
sich nach einem gewissen zeitlichen Aufenthalt des Bauteils 9 in dem Mittel 6 bspw.
eine spröde Schicht gebildet hat, die sich abrasiv besser entfernen lässt.
Ebenso kann eine Wässerung des Bauteils 9 in einem Verfahrenszwischenschritt durchgeführt
werden.
Danach wird das Bauteil 9 erneut in dem Mittel (6) angeordnet wird.
Die Verfahrensschritte Behandlung des Bauteils 9 im Mittel 6, abrasive Bestrahlung
können beliebig wiederholt werden.
1. Verfahren zur Entschichtung eines Bauteils (9),
bei dem das Bauteil (9) in einem Mittel (6) angeordnet ist,
das die Oberfläche des Bauteils (9) zumindest teilweise angreift,
dadurch gekennzeichnet, dass
zumindest zeitweise eine Spannung an das Bauteil (9) und einen weiteren Pol (3, 12)
angelegt wird,
so dass ein Strom (I) zumindest durch das Mittel (6) fließt,
dessen zeitlicher Verlauf (I(t)) den Zustand des Entschichtungsprozesses darstellt
und zur Entscheidung über die Beendigung oder Unterbrechung des Aufenthalts des Bauteils
(9) in dem Mittel (6) herangezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
als weiterer Pol eine Elektrode (12) in dem Mittel (6) verwendet wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, dass
als Mittel (6) eine Säure verwendet wird
4. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
der Strom (I) am Anfang des Entschichtungsprozesses mit der Zeit (t) ansteigt und
dann relativ konstant bleibt.
5. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein Absinken des Stroms (I(t)) im zeitlichen Verlauf, insbesondere auf einen vorgegebenen
Vergleichswert, einen Endpunkt des Entschichtungsprozesses markiert.
6. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Verfahren in Teilschritten durchgeführt wird,
wobei jeweils in einem Verfahrenszwischenschritt eine abrasive Entschichtung stattfindet
und
das Bauteil (9) danach erneut in dem Mittel (6) angeordnet wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
in einem Verfahrenszwischenschritt das Bauteil (9) gespült wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Spannung nur zeitweise angelegt wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Spannung gepulst wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass ein Behälter (3) für das Mittel (6) verwendet wird, und dass mehrere Bauteile (9)
in einem Behälter (3) vorhanden sind,
für die (9) jeweils ein individueller zeitlicher Verlauf (I(t)) ermittelt wird.