[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und ein Versorgungssystem zur dosierten Materialversorgung
einer Beschichtungsvorrichtung in einer Anlage für die automatisch gesteuerte Serienbeschichtung
von Werkstücken gemäß dem Oberbegriff der unabhängigen Patentansprüche. Insbesondere
handelt es sich um die elektrostatische Serienbeschichtung von Werkstücken wie beispielsweise
Fahrzeugkarossen mit elektrisch leitfähigem Beschichtungsmaterial häufig wechselnder
Farbe.
[0002] Beispielsweise ist in der DE 101 57 966 ein Versorgungssystem der hier betrachteten
Gattung beschrieben, bei dem in der bekannten A/B-Technik zwei gemolchte Farbleitungen
von je einem Farbwechsler zu je einem Kolbendosierer führen, die über eine weitere
gemolchte Leitung mit dem als Beschichtungsvorrichtung dienenden Zerstäuber verbunden
sind. Wie in der DE 101 57 966 erläutert wird, ist unter einem Kolbendosierer eine
Dosiereinheit zu verstehen, in deren Zylinder der Kolben von einem während der Beschichtung
bedarfsabhängig gesteuerten Dosierantrieb so bewegt wird, dass er das Beschichtungsmaterial
in der bedarfsabhängig dosierten und veränderlichen Menge in die zu dem Zerstäuber
führende Leitung drückt, weil es während der Beschichtung in der Regel erforderlich
ist, die dem Zerstäuber zuzuführende Farb- bzw. Beschichtungsmaterialmenge z.B. in
Abhängigkeit von Werkstückbereichen, Größe und Form der zu beschichtenden Flächen,
Spritzstrahlform usw. zu ändern. Diese auch bei der vorliegenden Erfindung angewandte
volumetrische Dosierung, d.h. bedarfsabhängige Steuerung des Volumenstroms mit dem
beispielsweise von einem Servomotor angetriebenen Kolbendosierer hat wesentliche Vorteile
gegenüber anderen Dosiersystemen. Beispielsweise haben die in vielen Beschichtungsanlagen
verwendeten, ebenfalls volumetrisch dosierenden Zahnraddosierpumpen zwar eine hohe
Dosiergenauigkeit, doch sind sie schlecht spülbar. Die in andere Systemen (z.B. US
5 221 047) zur Dosierung verwendeten Farbdruckregler genügen dagegen nicht mehr den
heutigen Anforderungen an die Dosiergenauigkeit. Demgegenüber sind Kolbendosierer
sowohl sehr genau als auch bei einem Farbwechsel problemlos spülbar. Sie ermöglichen
eine genaue Dosierung nicht nur des Beschichtungsmaterials beim Applizieren durch
den Zerstäuber und beim Befüllen des Kolbendosierers, sondern auch einer mit gewünschtem
Volumen in eine Leitung oder den Kolbendosierer einzufüllenden Spülflüssigkeit (EP
1362641). Kolbendosierer können extrem steif ausgelegt werden (DE 102 33 633) und
ermöglichen außerdem bei Verwendung als Zwischenbehälter die seit der EP 0 292 778
bekannte vorteilhafte Potentialtrennung zwischen der auf Hochspannung arbeitenden
Beschichtungsvorrichtung und der geerdeten Farbversorgungseinheit wie z.B. einem Farbwechsler
durch abschnittweises Entleeren der Leitungen, das in modernen Beschichtungsanlagen
bekanntlich durch Molchtechnik realisiert wird (DE 199 37 426).
In gemolchten Systemen haben Kolbendosierer darüber hinaus den Vorteil, dass am Zerstäuber
keine Zahnraddosierpumpe vorhanden sein muss und deshalb Molchstationen innerhalb
des Zerstäubers angeordnet werden können, wodurch Farb- und Sülmittelverluste auf
ein Minimum reduziert werden können (EP 1314480).
[0003] Probleme bestehen bei den Beschichtungsanlagen der hier betrachteten Gattung aber
darin, dass für die Überwachung und Steuerung des Systems erheblicher Aufwand erforderlich
ist, der oft weder die gewünschte Optimierung des Dosierbetriebes noch die erforderliche
Zuverlässigkeit gewährleistet. Einige dieser Probleme haben ihre Ursache in der Beschaffenheit
der Molche und der für diese benötigten elastischen Schläuche, die z.B. in Kraftfahrzeugbeschichtungsanlagen
Innendurchmesser zwischen 5 und 10 mm haben und mehr als 15 m lang sein können. Bei
den zu fördernden Flüssigkeiten kann es sich sowohl um Farblack oder anderes Beschichtungsmaterial
als auch um den zum Spülen benötigten Verdünner handeln.
[0004] Aus der DE 100 65 608 ist ein System für die Kratzschutzbeschichtung von Fahrzeugkarossen
mit einer wässrigen Emulsion bekannt, die zunächst in einen Zwischenbehälter gepumpt
und dann von dort durch eine Leitung zu einer Sprüheinrichtung gefördert wird. Der
Zwischenbehälter besteht aus einem Zylinder mit einem Kolben, der zum Entleeren des
Zwischenbehälters von einem Motor angetrieben wird. Die Emulsion soll der Sprüheinrichtung
mit geregeltem Druck zugeführt werden. Zu diesem Zweck wird mit einem Drucksensor
der Emulsionszuführdruck gemessen und das Sensorsignal einer Steuereinrichtung zugeführt,
die ihrerseits den Kolbenantriebsmotor steuert. Mit dieser Druckregelung ist keine
volumetrische Dosierung des Beschichtungsmaterials in der oben erläuterten Weise möglich.
[0005] Aus der DE 101 20 077 ist ein Farbbeschichtungssystem bekannt, in dem über einen
unmittelbar vor dem Zerstäuber angeordneten Drucksensor der Farbdruck erfasst und
anschließend geregelt werden kann. Ferner kann sich ein Drucksensor an der Zuleitung
eines außerhalb des Farbwegs vorgesehenen Dosierzylinders für ein Schiebemedium für
das Beschichtungsmaterial befinden, der eine stets ausreichende Versorgung mit Schiebemedium
gewährleisten soll. Eine Dosiereinheit, in die das zu applizierende Beschichtungsmaterial
und/oder ein Spülmittel geleitet wird, ist nicht vorgesehen.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist die Angabe eines Verfahrens bzw. Dosiersystems der aus
der DE 101 57 966 bekannten Gattung, mit dem auf einfache Weise eine zuverlässige
Überwachung und/oder Steuerung insbesondere auch mehrerer Faktoren des Systems ermöglicht
wird.
[0007] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche gelöst.
[0008] Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass mit einem und demselben einfachen Drucksensor
zahlreiche verschiedene Parameter oder Funktionen des Systems sowohl während als auch
außerhalb des Beschichtungsbetriebes überwacht, diagnostiziert und/oder gesteuert
werden können. Die Größe des in dem Dosierzylinder oder in den mit ihm verbundenen
Leitungen gemessenen Flüssigkeitsdrucks lässt sich z.B. für die Optimierung der Geschwindigkeit
des Befüllens des Dosierzylinders und angeschlossener Leitungen und damit zur Vermeidung
von Zeitverlusten nutzen. Darüber hinaus lässt dieser Druck Rückschlüsse zu auf so
unterschiedliche Faktoren wie Druck und/oder Druckschwankungen der Flüssigkeiten in
dem Versorgungssystem, aus dem die Dosiereinheit befüllt wird (Ringleitungsdruck),
Viskosität der geförderten Flüssigkeiten und sogar Verschleißzustand der Molche. Des
Weiteren kann das von dem Drucksensor erzeugte Signal zur Kompensation von Nachgiebigkeiten
der gemolchten Schläuche und sonstiger Systembestandteile sowie von Änderungen von
Schlauchlängen und sonstigen Systembestandteilen und gemäß einer weiteren Möglichkeit
zum Melden von Molchpositionen genutzt werden.
[0009] Bei einem typischen Ausführungsbeispiel der Erfindung wird mit dem Drucksensor zunächst
beim Befüllen des Zylinders der Dosiereinheit der in oder an dem Zylinder herrschende
Druck oder ggf. Unterdruck des Beschichtungsmaterials (oder Spülmaterials) überwacht,
um insbesondere das Ansaugen von Luft zu vermeiden. Das Befüllen erfolgt vorzugsweise
volumetrisch aufgrund der Kolbenbewegung, d.h. mit vorbestimmtem Volumen und/oder
Volumenstrom, wobei das Drucküberwachungssystem durch Steuerung des Kolbenantriebs
korrigierend eingreift, wenn dessen Geschwindigkeit zu hoch ist oder wird. Weiterhin
kann der Flüssigkeitsdruck in dem oben erwähnten Versorgungssystem (Ringleitungsdruck)
gemessen werden. Bei dem anschließenden Appliziervorgang mit der erforderlichen genauen
volumetrischen Dosierung dient die Drucküberwachung dann hauptsächlich zum Schutz
von der Dosiereinheit nachgeschalteten Leitungen und Bauteilen vor unzulässig hohen
Drücken und dadurch verursachten Schäden.
[0010] An dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel wird die Erfindung näher
erläutert. Es handelt sich um ein gemolchtes A/B-System für die dosierte Versorgung
eines elektrostatischen Rotationszerstäubers mit elektrisch leitfähigem Beschichtungsmaterial
häufig wechselnder Farbe.
[0011] Das Beschichtungsmaterial wird dem Zerstäuber 1 von einer Farbversorgungseinheit
2 wie z.B. einem A/B-Farbwechsler zugeführt, der aus zwei Farbwechselventilanordnungen
an sich üblicher Art bestehen kann, die zu einer nach dem bekannten A/B-Prinzip betriebenen
Doppelfarbwechseleinheit zusammengesetzt sind. Die Farbventile FA und FB der Einheit
2 können an die üblichen (nicht dargestellten) Ringleitungen des Farbversorgungssystems
angeschlossen sein.
[0012] An die beiden Ausgänge der Einheit 2 sind über je eine Molchstation 6A bzw. 6B gemolchte
Schlauchleitungen 7A bzw. 7B aus Isolierwerkstoff angeschlossen, die über je eine
weitere Molchstation 8A bzw. 8B jeweils in den Zylinder 12A bzw. 12B eines Kolbendosierers
10A bzw. 10B führen. Der Kolben dieser Dosierer begrenzt den in dem Zylinder gebildeten
Farbraum und ist von einem (nicht dargestellten) Dosierantrieb, beispielsweise einem
von einem Servomotor angetriebenen Spindelantrieb, in dem Zylinder verschiebbar. Vorzugsweise
sollen die mechanischen Bauteile des Kolbendosierers mindestens teilweise aus elektrisch
isolierendem Werkstoff mit hohem Elastizitätsmodul wie namentlich Keramik bestehen,
wie in der schon erwähnten DE 102 33 633 beschrieben ist, wonach der Zug- und/oder
Biegeelastizitätsmodul des Werkstoffs größer sein soll als 10 GPa.
[0013] Aus dem Zylinder 12A bzw. 12B der Kolbendosierer 10A und 10B führt über je eine weitere
Molchstation 28A bzw. 28B je eine weitere gemolchte Schlauchleitung 27A bzw. 27B zu
je einer Molchstation 29A bzw. 29B innerhalb des Zerstäubers 1. Der Kolbendosierer
10A und seine Molchstationen 8A und 28A sind zweckmäßig zu einer kompakten Baueinheit
zusammengefügt. Dasselbe gilt für den Kolbendosierer 10B.
[0014] Je nach Betriebsweise könnten die Molchstationen für die Aufnahme von einem oder
mehreren Molchen ausgebildet sein.
[0015] Für die gesteuerten Verbindungen zwischen der Einheit 2, den Molchstationen, den
Kolbendosierern und den Schlauchleitungen sind zweckmäßige Ventilanordnungen an sich
bekannter Art vorgesehen (nicht dargestellt).
[0016] Bei dem betrachteten Beispiel können die Kolbendosierer 10A und 10B an der Außenseite
der bei 3 angedeuteten Wand der Sprühkabine angeordnet und mit dem Zerstäuber 1 über
gemolchte Leitungen 27A, 27B verbunden sein, die durch den Arm und die bei 4 angedeutete
Handachse eines Lackierroboters oder einer sonstigen Lackiermaschine hindurchgeführt
sind. In anderen Fällen können die Kolbendosierer 10A und 10B stattdessen in oder
an einem der Maschinenarme montiert sein wie bei dem in Fig. 2 der schon erwähnten
DE 101 57 966 dargestellten System, von dem sich der Aufbau des hier beschriebenen
A/B-Systems neben der Position der Kolbendosierer im Wesentlichen nur dadurch unterscheidet,
dass die beiden Kolbendosierer 10A und 10B mit dem Zerstäuber 1 über die beiden gemolchten
Leitungen 27A, 27B statt über eine gemeinsame Leitung verbunden sind. In weiterer
Übereinstimmung mit Fig. 2 der DE 101 57 966 kann ein mit Potentialtrennung betriebener
gesonderter Spülkreis (hier nicht dargestellt) vorgesehen sein, der einen weiteren
Kolbendosierer beispielsweise der oben beschriebenen Art und eine weitere gemolchte
Leitung enthält, über die als Spülmittel dienende Verdünnerflüssigkeit außerhalb der
Leitungen 27A und 27B in den Zerstäuber 1 geleitet wird.
[0017] Im Betrieb kann von der Einheit 2 beispielsweise zunächst der Zylinder 12A durch
Ringleitungsdruck mit einem durch automatisch gesteuerte Rückwärtsbewegung seines
Kolbens genau eingestellten Volumen eines benötigten Farbmaterials befüllt werden.
Eine gegen Ende dieses Vorgangs in der Leitung 7A verbliebene Restmenge des Farbmaterials
kann mit einem aus der Molchstation 6A kommenden Molch in den Zylinder 12A gedrückt
werden. Nach Entleerung der Leitung 7A kann dann das Beschichtungsmaterial aus dem
Zylinder 12A durch Vorwärtsbewegung des Kolbens durch die Leitung 27A zunächst bis
zu dem Zerstäuber angedrückt und dann mit der von dem automatisch gesteuerten Kolbenantrieb
bewirkten genauen Dosierung versprüht werden. Beispielsweise kann das Beschichtungsmaterial
hierbei von dem Kolbendosierer 10A unter Füllung der gesamten Leitung 27A in den Zerstäuber
gefördert werden. Die erforderliche Potentialtrennung zwischen der geerdeten Einheit
2 und dem Zerstäuber wird in diesem Fall durch die leere Leitung 7A bewirkt. Wenn
auch der Kolbendosierer 10A außerhalb der Kabine geerdet werden soll, kann die Potentialtrennung
durch Isolierstrecken vor und hinter einer begrenzten Farbsäule erreicht werden, die
zwischen begrenzenden Molchen durch die Leitung 27A gefördert werden kann, wie in
der DE 101 31 562 beschrieben ist. In allen Fällen sorgen die durch die Leitungen
gedrückten Molche einerseits für die zur Isolierung erforderliche Entleerung und Reinigung
der Leitung und andererseits für die Förderung von Spülmaterial durch die Leitung.
In der selben Weise kann der Zerstäuber 1 von dem B-Kreis versorgt werden, wobei gemäß
der bekannten A/B-Technik während des Versprühens einer ersten Farbe aus dem Kolbendosierer
10A eine zweite Farbe in den Kolbendosierer 10B geleitet und von dort bis zu dem Zerstäuber
angedrückt werden kann.
[0018] In an sich bekannter Weise kann nach einem Beschichtungsvorgang im System verbliebenes
Material in den Dosierzylinder und von dort in die jeweils angeschlossene Ringleitung
zurückgedrückt und/oder zurückgemolcht werden.
[0019] Die Erfindung ist im Übrigen auch für Systeme nutzbar, bei denen keine Potentialtrennung
erforderlich ist.
[0020] Für die Überwachung und Steuerung insbesondere mehrerer unterschiedlicher, außerhalb
der Kolbendosierer wirkender Faktoren des Beschichtungssystems sind die Kolbendosierer
10A und 10B (und ggf. der Verdünner liefernde Kolbendosierer des erwähnten gesonderten
Spülkreises) mit einem Drucksensor DSA bzw. DSB versehen, der kontinuierlich den in
dem Zylinder herrschenden Flüssigkeitsdruck misst und ein diesem Druck entsprechendes
z.B. elektrisches Signal erzeugt. Beispielsweise kann der Drucksensor an den Zylinder
12A bzw. 12B mit der Molchstation 28A oder 8A bzw. 28B oder 8B verbindenden Farbkanal
angeschlossen sein. Es ist aber auch möglich, den Druck des von der Dosiereinheit
10A bzw. 10B empfangenen und geförderten Materials ggf. je nach Funktion oder System
stromaufwärts oder stromabwärts des Kolbendosierers zu messen. Von einer größeren
Anzahl verschiedener Funktionen, für die das Signal der Drucksensoren genutzt werden
kann, werden nachfolgend einige erläutert.
[0021] Eine erste Funktion des Drucksensors besteht in der Überwachung und Regelung des
Befülldruckes des Kolbendosierers. Dies ist wichtig, wenn der Dosierzylinder bei der
Zurückbewegung des Kolbens einerseits nicht mit Unterdruck in Bezug auf die Umgebung,
andererseits aber mit nur geringem Überdruck möglichst nahe bei Null gefüllt werden
soll, z.B. um maximale Druckdifferenz zu dem Ringleitungsdruck zu erreichen, mit dem
das Befüllen bewirkt wird. Dieses Ziel kann beispielsweise durch entsprechende Steuerung
der Geschwindigkeit des Kolbenantriebs zur Einstellung und Einhaltung eines gewünschten
Drucksollwerts und ggf. Abschalten bei Unterschreiten einer Druckgrenze erreicht werden.
Die Überwachung bzw. Regelung des Befülldrucks ist sowohl beim Befüllen aus der Ringleitung
als auch beim Zurückdrücken von nicht verwendetem Material in den Dosierzylinder zweckmäßig.
Hierbei kann die höchstmögliche Befüllgeschwindigkeit ausgenutzt werden.
[0022] Eine zweckmäßige Regelmöglichkeit ergibt sich ferner, wenn das Material dem Dosierzylinder
von dessen Kolbenantrieb zum Andrücken bis zum Zerstäuber oder zum Zurückdrücken des
Materials beispielsweise in eine Ringleitung entnommen wird, wobei jeweils der Druck
mit zunehmender Befüllung der nachgeschalteten Schlauchleitung und in Abhängigkeit
von der Kolbengeschwindigkeit (ggf. mit Schwankungen) ansteigt. Hierbei soll einerseits
eine möglichst hohe Förderrate, d.h. möglichst kurze Förderzeit erreicht, andererseits
aber ein insbesondere durch die Festigkeit der Schläuche oder anderer Bauteile vorgegebener
Maximaldruck nicht überschritten werden. Um die in dem System unter Einhaltung der
Druckgrenze mögliche Zeitersparnis voll auszunutzen, wird zunächst eine maximale Förderrate
eingestellt oder eine Volumenregelung des geförderten Materials durchgeführt, also
volumenkonstante Förderung, bis ein vorgegebener Druckgrenzwert erreicht wird. Sodann
wird auf Druckregelung mit dem maximal zulässigen Druck unter Verwendung des Drucksensorsignals
als Istwert umgeschaltet.
[0023] Eine ähnliche Regelmöglichkeit besteht auch beim Befüllen des Dosierzylinders aus
der Ringleitung und beim Zurückdrücken nicht verbrauchten Farbmaterials vom Zerstäuber
in den Dosierzylinder. Auch hier kann zunächst zur schnellstmöglichen Befüllung eine
maximale Förderrate eingestellt oder eine Volumenregelung durchgeführt werden, bis
von dem Drucksensor das Erreichen einer noch zulässigen unteren Druckgrenze (nahe
Null) festgestellt wird, und dann auf Druckregelung zur Einhaltung des erreichten
Druckwertes umgeschaltet werden.
[0024] Eine der mit dem Drucksensor ferner realisierbaren Überwachungsmöglichkeiten besteht
darin, dass beispielsweise beim Andrückvorgang mit dem Drucksensor festgestellt wird,
ob die durch Reibung insbesondere der Molche und aufgrund der Viskosität des geförderten
Materials auftretenden Druckverluste im normalen Bereich liegen.
[0025] Mit dem Drucksensor kann beim Befüllen des Kolbendosierers auch der Ringleitungsdruck
gemessen und überwacht werden, d.h. der Farbdruck in der beim Befüllen des Dosierzylinders
über den Farbwechsler 2 jeweils angeschlossenen Ringleitung sowie dessen mögliche
Schwankungen. Der Druck im Dosierzylinder entspricht nach Erreichen der Kolbenendstellung
dem Ringleitungsdruck.
[0026] Ferner kann aus dem im Dosierzylinder gemessenen Druck die Viskosität des jeweiligen
Beschichtungsmaterials ermittelt werden, da sich bei als bekannt und gegeben angenommenen
sonstigen Systemparametern der Druck im Dosierzylinder nach allgemein bekannten physikalischen
Gesetzmäßigkeiten (u.a. Hagen-Poiseullesches Gesetz) entsprechend der Viskosität ändert.
[0027] Der u.a. auf der Fördermenge und Viskosität des geförderten Materials beruhende Druck
im Dosierzylinder kann sich insbesondere durch Nachgiebigkeit der gemolchten Schläuche
und eventuell auch des Kolbendosierers unerwünscht ändern (DE 101 48 097, DE 102 33
633). Auch diese Druckänderungen können von dem Drucksensor gemessen werden, und aufgrund
der Messungen kann z.B. durch entsprechende Steuerung des Kolbenantriebs eine Kompensation
der "Schlauchatmung" oder sonstigen Systemweichheiten durchgeführt oder unterstützt
werden.
[0028] Ferner kann mit dem Drucksensor auch die Länge oder das Volumen in dem System enthaltener
Schläuche festgestellt und mit seinem Signal beispielsweise eine nach der Installation
oder dem Austausch von Schläuchen festgestellte falsche Schlauchlänge kompensiert
werden, wenn sich der gemessene Druck in definierter Weise mit der Schlauchlänge ändert.
[0029] Eine andere Möglichkeit zur Nutzung des Drucksensorsignals ist die Feststellung,
dass ein Molch im Betrieb eine seiner Endstellungen erreicht. Wenn ein von dem Kolbendosierer
beaufschlagter Molch z.B. gegen einen Anschlag in der Molchstation stößt, macht sich
dies durch einen plötzlichen Druckanstieg im Dosierzylinder bemerkbar. Dadurch können
in manchen Fällen die sonst aus bekannten Gründen notwendigen externen Molchsensoren
eingespart werden, die auf Magnet- oder Eisenkerne der Molche ansprechen und insbesondere
im Hochspannungsbereich elektrostatischer Zerstäuber beträchtlichen Aufwand erfordern.
Mit dem die Molchendposition meldenden Signal des Drucksensors können zweckmäßig weitere
Signale insbesondere zur Ventilsteuerung des Systems ausgelöst werden.
[0030] Während oder auch außerhalb des normalen Betriebes des Dosiersystems lassen sich
mit dem Drucksensor kritische Eigenschaften des Systems und seiner Bestandteile ermitteln
oder überprüfen. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Feststellung des Zustands
der verwendeten Molche, deren Funktion insbesondere durch Verschleiß beeinträchtigt
wird. Fehlerhafte Molche können u.a. unzureichende Reinigung der Leitungen und damit
nicht nur unerwünschte Verschmutzung des Farbmaterials, sondern auch unzureichende
elektrische Isolierung bei der Potentialtrennung zur Folge haben. Wenn die Druckwerte,
die bei einer im Betrieb oder zu Diagnosezwecken durchgeführten Molchfahrt durch eine
der Schlauchleitungen gemessen werden, von vorgegebenen Normalwerten abweichen, kann
diese Abweichung als Maß für den Verschleißzustand des betreffenden Molches dienen.
[0031] Unabhängig von seinen sonstigen Diagnose-, Überwachungs- oder Steuerfunktionen dient
der Drucksensor DSA, DSB stets zur Überdrucküberwachung des Systems, um z.B. die Gefahr
von Beschädigungen der Schlauchleitungen oder anderer Bauteile des Systems durch unzulässig
hohen Druck zuverlässig zu vermeiden. Das Drucksensorsignal kann als Steuer- oder
Warnsignal und ggf. als Abschaltsignal und auch zur ständigen visuellen Druckanzeige
verwendet werden.
[0032] Wenn es je nach Anwendungsfall erforderlich ist, kann der Drucksensor hochspannungsfest
angeordnet oder ausgebildet sein, so dass er nicht durch die in elektrostatischen
Beschichtungsanlagen erforderliche Hochspannung gestört wird und/oder seine Signale
problemlos aus dem Hochspannungsbereich herausgeführt werden können.
1. Verfahren zur dosierten Materialversorgung einer Beschichtungsvorrichtung (1) in einer
Anlage für die automatisch gesteuerte Serienbeschichtung von Werkstücken, bei dem
das von der Beschichtungsvorrichtung (1) zu applizierende Beschichtungsmaterial und/oder
ein Spülmaterial zunächst in einen Zylinder (12A, 12B) einer Dosiereinheit (10A, 10B)
geleitet und dann durch eine insbesondere gemolchte Leitung (27A, 27B) der Beschichtungsvorrichtung
(1) zugeführt wird,
wobei in dem Zylinder (12A, 12B) ein Kolben von einem gesteuerten Antrieb zum Befüllen
oder Entleeren des Zylinders (12A, 12B) mit einer vorbestimmten Menge des Beschichtungs-
oder Spülmaterials bewegt wird,
und wobei das Beschichtungsmaterial insbesondere mit der von dem Kolbenantrieb bewirkten
genauen Dosierung appliziert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass der Druck des in dem Zylinder (12A, 12B) der Dosiereinheit (10A, 10B) befindlichen
oder dem Zylinder zugeführten oder entnommenen Beschichtungs- oder Spülmaterials von
einem Drucksensor (DSA, DSB) gemessen wird, der ein dem Druck entsprechendes Messsignal
erzeugt,
und dass in Abhängigkeit von dem Messsignal ein oder mehrere Betriebsparameter der
Beschichtungsanlage überwacht und/oder gesteuert werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass in Abhängigkeit von dem Messsignal die Geschwindigkeit des Kolbenantriebs der Dosiereinheit
(10A, 10B) gesteuert oder abgeschaltet wird, wenn der Zylinder (12A, 12B) befüllt
wird und/oder wenn aus ihm Material in ein Versorgungssystem zurückgedrückt oder nur
bis zu der Beschichtungsvorrichtung (1) angedrückt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Kolbenantrieb im geschlossenen Regelkreis zur Einstellung des Drucks entsprechend
einem Sollwert geregelt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass zur Materialförderung beim Herausdrücken des Materials aus der Dosiereinheit (10A,
10B) und/oder beim Einleiten des Materials in die Dosiereinheit zunächst eine maximale
Förderrate eingestellt oder eine Regelung des Fördervolumens durchgeführt wird, bis
ein Druckgrenzwert erreicht wird, und anschließend die Druckregelung durchgeführt
wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal der Druck und/oder Druckschwankungen des Materials in dem Versorgungssystem
ermittelt werden, aus dem die Dosiereinheit (10A, 10B) befüllt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal die Viskosität des Materials ermittelt wird, mit dem die Dosiereinheit
(10A, 10B) befüllt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal durch Molchreibung in der Leitung (7A, 7B, 27A, 27B) und/oder
durch die Viskosität des geförderten Materials verursachte Druckverluste ermittelt
werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal ein Steuersignal für die Kompensation von Druckänderungen gewonnen
wird, die auf Änderungen von Systembestandteilen wie z.B. der Nachgiebigkeit und/oder
der Länge oder des Volumens einer Schlauchleitung (7A, 7B, 27A, 27B) und/oder eines
sonstigen Bestandteils des Dosiersystems beruhen.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal ein die Molchposition meldendes Sensorsignal erzeugt wird, wenn
ein von der Dosiereinheit (10A, 10B) beaufschlagter Molch gegen einen Anschlag stößt.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass aus dem Messsignal der Verschleißzustand eines durch die Leitung (7A, 7B, 27A, 27B)
geförderten Molches ermittelt wird.
11. Versorgungssystem zur dosierten Materialversorgung einer Beschichtungsvorrichtung
(1) in einer Anlage für die automatisch gesteuerte Serienbeschichtung von Werkstücken
mit einer insbesondere molchbaren Leitung (27A, 27B), durch die das Beschichtungsmaterial
und/oder ein Spülmaterial der das Beschichtungsmaterial applizierenden Beschichtungsvorrichtung
(1) zuführbar ist,
und mit einer Dosiereinheit (10A, 10B), die einen Zylinder (12A, 12B) zur Aufnahme
des der Leitung (27A, 27B) zuzuführenden Beschichtungs- oder Spülmaterials enthält,
in dem ein Kolben von einem gesteuerten Antrieb zum Befüllen oder Entleeren des Zylinders
(12A, 12B) mit einer vorbestimmten Menge des Materials bewegbar ist,
wobei das Beschichtungsmaterial insbesondere mit der von dem Kolbenantrieb bewirkten
genauen Dosierung appliziert wird,
dadurch gekennzeichnet, dass ein den Druck des in dem Zylinder (12A, 12B) der Dosiereinheit (10A, 10B) befindlichen
oder dem Zylinder zugeführten oder entnommenen Beschichtungs- und Spülmaterials messender
Drucksensor (DSA, DSB) vorgesehen ist, der ein dem Druck entsprechendes Messsignal
erzeugt,
und dass eine Einrichtung vorgesehen ist, mit der in Abhängigkeit von dem Messsignal
des Drucksensors (DSA, DSB) ein oder mehrere Betriebsparameter der Beschichtungsanlage
überwacht und/oder gesteuert werden.
12. Versorgungssystem nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, dass der Kolben der Dosiereinheit (10A, 10B) über einen Spindelantrieb oder ein anderes
Getriebe von einem umsteuerbaren Servomotor angetrieben wird.
13. Dosiereinheit (10A, 10B) für ein System nach Anspruch 11 oder 12 mit einem Zylinder
(12A, 12B), einem von einem gesteuerten Motor angetriebenen oder antreibbaren Kolben
und einem Anschluss für einen den Flüssigkeitsdruck in dem Zylinder (12A, 12B) messenden
Drucksensor (DSA, DSB).
14. Dosiereinheit nach Anspruch 13 mit mindestens einer angebauten Molchstation (8A, 28A,
8B, 28B).
15. Dosiereinheit nach Anspruch 13 oder 14, deren Zylinder (12A, 12B) aus Keramikmaterial
oder anderem Isolierwerkstoff mit einem Zug- und/oder Biegeelastizitätsmodul gebildet
ist, der größer ist als 10 GPa.