[0001] Die Erfindung betrifft zum einen eine Seilwindenanordnung mit einer Seilwinde, einem
Windenantrieb und einer Steuereinrichtung und zum anderen ein Verfahren zu deren Betrieb.
[0002] Derartige Seilwindenanordnungen werden insbesondere im Spezialtiefbau eingesetzt.
Derartige Winden dienen beispielsweise zum Senken und Heben sogenannter Pfahlbohrwerkzeuge,
mit welchen Bohrungen mit einer Bohrtiefe von ca. 100 m und Bohrdurchmessern von ca.
1 m bis 3 m abgeteuft werden. Beim Pfahlbohren wird aufgrund des großen Bohrdurchmessers
das Gesamtgewicht des Bohrstranges und gegebenenfalls eine zusätzliche Anpresskraft
als Auflast für das Bohrwerkzeug verwendet.
[0003] Vom Pfahlbohren unterscheidet sich das sogenannte Brunnenbohren. Hierfür notwendige
Brunnenbohrgeräte haben einen deutlich kleineren Bohrdurchmesser von etwa max. 300
mm bis 500 mm. Dafür müssen jedoch Bohrtiefen von mehreren 100 m bis etwa 1000 m erreichbar
sein. Aufgrund des kleinen Bohrdurchmessers und der größeren Bohrtiefen wäre die durch
das Eigengewicht des Bohrstranges erzeugte Auflast am Bohrkopf zu groß, so dass dieser
geschädigt werden könnte. Um dies zu verhindern, muss die Auflast über die den Bohrstrang
tragende Winde genau gesteuert reduziert werden. Eine solche Auflaststeuerweise wird
üblicherweise mit speziellen Winden erreicht, welche zwei Antriebsmotore besitzen,
wie es beispielsweise in der DE 41 34 742 C1 dargestellt ist.
[0004] Der Erfindung liegt die
Aufgabe zugrunde, eine Seilwindenanordnung und ein Verfahren zu deren Betrieb anzugeben,
mit welchem bei einem einfachen Aufbau auch eine zuverlässige Auflaststeuerung möglich
ist.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Seilwindenanordnung mit den Merkmalen
des Anspruchs 1 bzw. durch ein Verfahren zum Betrieb einer Seilwindenanordnung gemäß
den Merkmalen des Anspruchs 6 gelöst. Bevorzugte Ausführungsform der Erfindung sind
in den abhängigen Ansprüchen angegeben.
[0006] Die erfindungsgemäße Seilwindenanordnung ist dadurch gekennzeichnet, dass durch die
Steuereinrichtung ein erster Betriebsmodus für ein Heben und Senken und ein zweiter
Betriebsmodus einschaltbar ist, in welchem eine Auflast an einer Seilwinde einstellbar
ist.
[0007] Ein Grundgedanke der Erfindung liegt darin, dass eine Steuerung mit zwei Betriebsarten
vorgesehen ist. Die Steuerung ist mit einem ersten Betriebsmodus ausgebildet, der
für einen normalen Hebe- und Senkbetrieb ausgelegt ist. In diesem Betrieb kann ohne
eine aufwendige Steuerung ein schnelles und effizientes Heben und Senken erfolgen,
wie es beispielsweise für das Pfahlbohren ausreichend ist. Die Steuerung ist aber
erfindungsgemäß auch auf einen zweiten Betriebsmodus umschaltbar, in welchem über
eine Eingabemöglichkeit der Steuerung eine gewünschte reduzierte Auflast einstellbar
ist, wobei die Steuereinrichtung über entsprechende Steuerorgane den Windenantrieb
entsprechend steuert und überwacht. Die Steuerung kann dabei auch eine Regelung des
Windenantriebes beinhalten. Die erfindungsgemäße Ausgestaltung der Seilwindenanordnung
erlaubt so einen Einsatz auch für das Brunnenbohren, ohne dass wie im Stand der Technik
zwei Antriebe vorgesehen werden müssen.
[0008] Eine bevorzugte Ausführungsform der Erfindung besteht darin, dass der Windenantrieb
einen Hydraulikmotor aufweist, der über Hydraulikleitungen mit einer Druckenergiequelle
verbunden ist. Ein Hydraulikmotor erlaubt bei einer kompakten Anordnung eine hohe
Kraftübertragung.
[0009] Eine besonders robuste und zuverlässige Steuerungsanordnung wird nach der Erfindung
dadurch erreicht, dass steuerbare Ventile vorgesehen sind, welche über die Steuereinrichtung
ansteuerbar sind.
[0010] Eine Messung der Auflast an dem Seil, wie es beispielsweise für ein Brunnenbohren
erforderlich ist, kann in zuverlässiger und einfacher Weise nach der Erfindung dadurch
erreicht werden, dass in den Hydraulikleitungen mindestens ein Druckaufnehmer zum
Messen eines Hydraulikdruckes angeordnet ist, wobei der Druckaufnehmer mit der Steuereinrichtung
in Verbindung steht. Gemäß einer Erkenntnis der Erfindung korreliert der Druck in
der Hydraulikleitung mit der Auflast und kann so über eine entsprechende Berücksichtigung
einer Korrelationsregel in der Steuereinrichtung zur Bestimmung und Steuerung bzw.
Regelung der gewünschten Auflast am Bohrgerät verwendet werden.
[0011] Zur Erhöhung der Betriebssicherheit der erfindungsgemäßen Seilwindenanordnung ist
es vorgesehen, dass an der Seilwinde eine hydraulisch betätigbare Haltebremse ausgebildet
ist, welche über die Steuereinrichtung steuerbar ist.
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren zum Betrieb einer Seilwindenanordnung ist dadurch
gekennzeichnet, dass für ein Heben und Senken in der Steuereinrichtung ein erster
Betriebsmodus eingestellt wird und dass ein zweiter Betriebsmodus eingestellt wird,
in welchem eine Auflast an einem Seil der Winde eingestellt wird. Durch dieses Verfahren
können die vorstehend genannten Vorteile beim Betrieb der erfindungsgemäßen Seilwindenanordnung
erreicht werden.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend anhand eines bevorzugten Ausführungsbeispieles weiter
erläutert, welches schematisch in dem beigefügten Hydraulikschaltplan dargestellt
ist.
[0014] Die erfindungsgemäße Seilwindenanordnung umfasst eine trommelförmige Seilwinde 22,
welche drehbar in einer Halterung 23 gelagert und über eine schematisch dargestellte
Antriebswelle mittels eines Windenantriebes 24 antreibbar ist. Die Seilwinde 22 ist
über eine Haltebremse 25 feststellbar, welche auf die Antriebswelle einwirkt. Der
als einzelner Hydraulikmotor ausgebildete Windenantrieb 24 ist über eine nachfolgend
näher erläuterte Hydraulikleitungsanordnung mit mindestens einer Druckenergiequelle
20 verbunden, welche eine hydraulische Pumpe ist.
[0015] Die Hydraulikleitungsanordnung umfasst eine Vielzahl von Ventilen, welche über eine
Steuerungseinrichtung 21 zum Einstellen der beiden nachfolgend erläuterten Betriebsmodi
ansteuerbar sind.
Erster Betriebsmodus für Vorschubwinde
[0016] Dieser erste Betriebsmodus wird beispielsweise für die bei Trockendrehbohrgeräten
üblichen Verfahren verwendet.
[0017] Die Steuereinrichtung 21 stellt die Ventile folgendermaßen ein: Ventil 19 ist drucklos
geschaltet; bei Ventil 13 ist Anschluss A gesperrt. Somit liegt kein Druck an den
Ventilen 17 und 16 (und damit an 2) an. Das proportionale Stromregelventil 9, 10 ist
in diesem Betriebsmodus ebenfalls geschlossen. Das Ventil 14 ist auf hohen Druck geschaltet.
[0018] Die als Konstantpumpe ausgebildete Druckenergiequelle 20 fördert also den Volumenstrom
direkt über das Ventil 19 in einen nicht dargestellten Tank. Das Rückschlagventil
11 verhindert als zweite Sicherheitsstufe neben dem Ventil 17, dass Öl über die Leitung
B' aus der Windensteuerung 26 abfließt. Die Auflaststeuerung ist somit nicht aktiv,
sondern nur der normale Windenmodus. Die Druckenergie kann hierfür durch eine weitere
nicht dargestellte Druckenergiequelle bereitgestellt werden.
[0019] Wird nun Druck auf "Heben" oder "Senken" gegeben, wird über das Wechselventil im
Windensteuerungsblock 26 und über das Wechselventil 16 das Ventil 2 betätigt und somit
die Haltebremse 25 geöffnet. Ebenso öffnet das Bremsventil im Windensteuerungsblock
26 - aber nur gerade soweit, dass der Windenantrieb 24 die Seilwinde 22 kontrolliert
auf- oder abspulen kann.
Zweiter Betriebsmodus für die Auflaststeuerung
[0020] Dieser Betriebsmodus wird beispielsweise verwendet, wenn das Bohrgerät mit einer
Spülbohrausrüstung, etwa zum Brunnenbohren, betrieben wird.
[0021] Das Ventil 19 wird umgestaltet, so dass die Druckenergiequelle 20 Hochdruck erzeugen
kann. Das Ventil 14 wird auf niedrigen Druck umgeschaltet. Diese Druckeinstellung
ist höher als der Einspeisedruck, so dass über das Ventil 14 kein Öl aus dem Einspeisekreis
abfließen kann. Ventil 9, 10 ist geschlossen. Das Ventil 13 kann nun umgeschaltet
werden, um das Rückschlagventil 17 zu entsperren und die Haltebremse 25 mit Hilfe
von Ventil 2 zu öffnen. Die Umschaltung von Ventil 13 wird nur freigegeben, wenn der
Druckschalter 12 genügend hohen Druck anzeigt.
[0022] Nach Öffnen der Haltebremse 25 spult die Seilwinde 22 mit niedriger Geschwindigkeit
auf, da die Druckenergiequelle 20 Volumenstrom liefert. Mit dem Druckaufnehmer 8 kann
nun der zum Heben des freischwebenden Spülbohrstrangs notwendige Druck erfasst werden.
Zum Errechnen der Last an der Winde (entspricht in diesem Zustand dem Eigengewicht
des Bohrstrangs) anhand des Drucks muss die vom Ventil 14 erzeugte Vorspannung berücksichtigt
werden.
[0023] Nun öffnet die Steuerung langsam Ventil 9, 10, so dass der Volumenstrom abfließen
kann. Fließt mehr Volumenstrom ab, als von der Pumpe 20 gefördert wird, beginnt die
Seilwinde 22 abzuspulen. Es ist in diesem Betriebsmodus also ein Abspulen des Seiles
von der Seilwinde 22 mit einer vorgegebenen Auflast mit demselben Windenantrieb 24
möglich, der auch in einem normalen Windenbetrieb eingesetzt werden kann.
[0024] Wenn sich der Bohrstrang auf die Sohle absenkt, steigt die Auflast auf den Bohrkopf.
Die Steuerung achtet nun darauf, dass die eingestellte Auflast nicht überschritten
wird.
[0025] Durch die kontinuierliche Druckmessung am Aufnehmer 8 kann die Steuerung bei fallendem
Druck und damit zu großer Auflast das Stromregelventil 9, 10 etwas schließen, um die
vorgegebene Auflast wieder zu erreichen. Bei steigendem Druck am Druckaufnehmer 8
und damit zu geringer Auflast wird das Stromregelventil 9, 10 durch die Steuerungseinrichtung
21 entsprechend geöffnet.
[0026] Ist die Auflast also zu groß, wird durch die erfindungsgemäße Steuerung der Bohrstrang
nicht mehr so schnell abgesenkt, wie der Bohrfortschritt ist, oder wird sogar angehoben.
Ist die ermittelte Auflast zu niedrig, wird der Bohrstrang durch die Seilwinde 22
wieder schneller abgesenkt, so dass sich dieser stärker auf der Sohle abstützt.
[0027] Nach Beendigung des Abbohrens wird zum Ziehen des Bohrstranges wieder in den ersten
Betriebsmodus umgeschaltet.
1. Seilwindenanordnung mit einer Seilwinde (22), einen Windenantrieb (24) und einer Steuereinrichtung
(21),
dadurch gekennzeichnet,
dass durch die Steuereinrichtung (21) ein erster Betriebsmodus für ein Heben und Senken
und ein zweiter Betriebsmodus einstellbar ist, in welchem eine Auflast an einem Seil
der Seilwinde (22) einstellbar ist.
2. Seilwindenanordnung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
dass der Windenantrieb (24) einen Hydraulikmotor aufweist, der über Hydraulikleitungen
mit mindestens einer Druckenergiequelle (20) verbunden ist.
3. Seilwindenanordnung nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
dass steuerbare Ventile (9, 10, 13, 14, 19) vorgesehen sind, welche über die Steuereinrichtung
(21) ansteuerbar sind.
4. Seilwindenanordnung nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den Hydraulikleitungen mindestens ein Druckaufnehmer (8) zum Messen eines Hydraulikdruckes
angeordnet ist, wobei der Druckaufnehmer (8) mit der Steuereinrichtung (21) in Verbindung
steht.
5. Seilwindenanordnung nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
dass an der Seilwinde (22) eine hydraulisch betätigbare Haltebremse (25) ausgebildet ist,
welche über die Steuereinrichtung (21) steuerbar ist.
6. Verfahren zum Betrieb einer Seilwindenanordnung mit einer Seilwinde (22), einem Windenantrieb
(24) und einer Steuereinrichtung (21),
dadurch gekennzeichnet,
dass für ein Heben und Senken in der Steuereinrichtung (21) ein erster Betriebsmodus eingeschaltet
wird und dass ein zweiter Betriebsmodus eingeschaltet wird, um eine Auflast an einem
Seil der Seilwinde (22) einzustellen.
7. Verfahren nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
dass die Seilwinde (22) durch einen Hydraulikmotor angetrieben wird, welcher über Hydraulikleitungen
mit einer Druckenergiequelle (20) verbunden ist.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Steuern des Hydraulikmotors steuerbare Ventile (9, 10, 13, 14, 19) vorgesehen
sind, welche über die Steuereinrichtung (21) gesteuert werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
dass in den Hydraulikleitungen ein Hydraulikdruck mittels mindestens einem Druckaufnehmer
(8) gemessen wird, und
dass die vom Druckaufnehmer (8) ermittelten Werte an die Steuereinrichtung (21) weitergeleitet
werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
dass zum Abbremsen und Feststellen der Seilwinde (22) eine Haltebremse (25) vorgesehen
ist, welche über die Steuereinrichtung (21) gesteuert wird.