[0001] Die Erfindung betrifft eine selbsttätige Schwallspülvorrichtung zur Reinigung von
Abwasserkanälen, insbesondere für Abwassergerinne und -rohre, gemäß der im Oberbegriff
des Patentanspruches genannten Art.
[0002] Eine derartige Schwallspülvorrichtung ist an der DE 100 64 879 C1 und EP 1 219 753
A2 bekannt geworden.
[0003] Sie dient dazu, die sich in Kanälen bildenden Ablagerungen infolge der im Abwasser
mitgeführten Feststoffe mittels eines in einem Abwasserkanal über den Abwasserzulauf
in permanentem Zyklus erzeugten Spülschwalls zu remobilisieren und fortzuschwemmen.
[0004] Hierzu wird die Spülklappe an der Kanalwand dichtend über eine Hebelmechanik zum
und in den Kanal geführt. In der unteren Klappenstellung (Absperrposition) wird diese
von einem Verschluss festgehalten, so dass sich das bei Trockenwetter ankommende Abwasser
vor der Spülklappe aufstauen kann. In Verbindung mit einem oberwasserseitig angeordnetem
Steuermechanismus wird die Spülklappe bei erreichtem Stauwasserspiegel schlagartig
für den Spülschwall freigegeben. Die sich dann bei fallendem Wasserspiegel wieder
in Richtung Absperrposition bewegende Spülklappe wird über den Steuermechanismus bei
einem definierten Wasserstand zunächst in einer Zwischenstellung gehalten und fällt
dann erst schlagartig in die Absperrposition, wenn der Steuermechanismus das Wasserspiegelniveau
für den Trockenwetterabfluss ertastet hat.
[0005] Um das Aufschwenken der Spülklappe bei der Freigabe des Spülschwalls zu unterstützen,
ist nach der bekannten Vorrichtung oberwasserseitig vor der Spülklappe ein Auftriebskörper
vorgesehen, der mit der Spülklappe fest verbunden ist.
[0006] Dabei ist der Auftriebskörper zwangsläufig über der Kanalsohle und somit höher als
die dichtende Unterkante der Spülklappe positioniert, weil ansonsten der Auftriebskörper
bei der Abwärtsbewegung auf die Wasserspiegelebene des Trockenwetterabflusses aufschlagen
würde und auch eventuelle Feststoffablagerungen auf der Kanalsohle ein Einrasten der
Spülklappe in die Absperrposition verhindern würde.
[0007] Bewegt sich die von dem Auftriebskörper hydraulisch getragene Spülklappe bei der
Freigabe des Spülschwalls oder bei Regenwetterabfluss im Kanal nach oben, dann verbleibt
ein Teil von der Spülklappe als Differenz zwischen dem sich vor der Spülklappe einstellenden
Wasserspiegelniveau und Unterkante Spülklappe quer im Abwasserstrom wie eine Tauchwand.
Durch diesen Tauchwandeffekt werden die im Abwasser mitgeführten Schwimmstoffe an
der Spülklappe zurückgehalten.
[0008] Hierbei ist von Nachteil, dass insbesondere bei länger andauerndem Regenwetterabfluss
infolge des nicht mehr stattfindenden Spülbetriebs, der nach diesem System nur unter
Trockenwetterbedingungen möglich ist, sich große Mengen an Schwimmstoffen vor der
Spülklappe ansammeln, die nicht mehr weiterfließen können. Besonders problematisch
sind die dabei entstehenden Verklumpungen durch Fette, die zu massiven Feststoffpfropfen
anwachsen, sich von selbst nicht mehr auflösen und zum versagen der Spülvorrichtung
führen. Die bekannte Spülvorrichtung bedarf somit einer permanenten Wartung, die einen
hohen Personalaufwand erfordert.
[0009] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die bekannte Spülvorrichtung derart
weiterzubilden, dass Schwimmstoffansammlungen vor der Spülklappe bei Regenwetterverhältnissen
weitestgehend vermieden werden.
[0010] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt nach den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1.
[0011] Nach der vorliegenden Erfindung ergibt sich der Vorteil, dass bei höheren Wasserständen
im Kanal, die sich zum Zeitpunkt der Freigabe der Spülklappe während des Spülbetriebs
und unter Regenwetterverhältnissen einstellen, die Spülklappe von dem Auftriebskörper
über das Wasserspiegelniveau im Kanal herausgeführt wird. Dadurch wird der Tauchwandeffekt
an der Spülklappe beseitigt und die im Abwasserstrom an der Wasseroberfläche mitgeführten
Schwimmstoffe können die Spülklappe ungehindert passieren.
[0012] Weiterhin ist von Vorteil, dass sich bei im Vergleich zum bekannten Stand der Technik
die Spülklappe bei der Freigabe des Spülschwalls infolge ihres vergrößerten Hubweges
entsprechend weiter öffnet, wodurch sich der Schwalleffekt und somit die Spülwirkung
weiter verstärkt.
[0013] Weitere Merkmale der Erfindung sind in den Unteransprüchen, der Beschreibung der
Figuren und den Figuren selbst dargestellt, wobei bemerkt wird, dass alle Einzelmerkmale
und alle Kombinationen von Einzelmerkmalen weitere erfinderische Ausgestaltungen darstellen.
[0014] Eine beispielhafte Ausführungsform wird nachfolgend unter Hinweis auf die Zeichnungen
näher erläutert.
[0015] Es zeigen:
- Figur 1
- einen Schnitt durch die Vorrichtung in Längsrichtung des Kanals in der unteren Spülklappenposition
- Figur 2
- eine Ansicht der Vorrichtung gemäß Fig.1 oberwasserseitig quer zum Kanalprofil in
Fließrichtung gesehen
- Figur 3
- einen Schnitt durch die Vorrichtung in Längsrichtung des Kanals bei freigegebener
Spülklappe im aufgeschwommenen Zustand
- Figur 4
- eine Ansicht der Vorrichtung gemäß Fig.3 oberwasserseitig quer zum Kanalprofil in
Fließrichtung gesehen
- Figur 5
- einen Schnitt analog zu Fig.1 mit veränderter Neigung der Spülklappe bzw. des Auftriebskörpers
- Figur 6
- einen Schnitt analog zu Fig.3 mit veränderter Neigung der Spülklappe bzw. des Auftriebskörpers
[0016] Die Zeichnungen zeigen einen Abwasserkanal 1 mit einer über die Hebelarme 2 und 2a
eines Parallelhebels zum und in den Kanal geführten Spülklappe 3, die gegen die Kanalwand
4 gedichtet gelagert ist. In der unteren Spülklappenposition wird die Spülklappe 3
von einem hier nicht näher dargestellten Verschluss 5 festgehalten, so dass sich das
zulaufende Abwasser (Trockenwetterzulauf) vor der Spülklappe 3 aufstauen kann. Beim
Erreichen einer definiert aufgestauten Wasserspiegelebene wird die Spülklappe 3 zur
Freigabe des Spülschwalls über einen vom Oberwasserstand betätigten, nicht näher dargestellten
Steuermechanismus 6 entriegelt. Vor der Spülklappe 3 ist ein Auftriebskörper 7 angeordnet,
der beispielhaft aus zwei parallel zueinander liegenden Rohrteilen konzipiert ist,
wobei sich zwischen den Rohrteilen der schwimmerbetriebene Steuermechanismus 6 bewegt.
[0017] Die Spülklappe 3 ist über die Drehlager 9 und 9a gelenkig mit den Hebelarmen 2 und
2a verbunden, die um die ortsfesten Drehlager 8 und 8a schwenkbar sind. An den Hebelarmen
2 und 2a sind die Drehlager 9b und 9c parallel zu den Drehlagern 8,8a und parallel
zu den Drehlagern 9,9a befestigt. An den Drehlagern 9b und 9c ist eine vertikal gerichtete
Betätigungsstange 10 angeordnet, die an ihrem unteren Ende einen mit der Betätigungsstange
10 fest verbundenen Auftriebskörper 7 trägt. Der Auftriebskörper 7 kann jedoch auch
nach oben verlängert ausgebildet sein, so dass dieser ohne Betätigungsstange 10 unmittelbar
über die Drehlager 9b, 9c mit den Hebelarmen 2,2a kraft- und bewegungsschlüssig zusammenwirkt.
[0018] Dabei bilden die Drehlager 9, 9a, 9b und 9c sowie die Drehlager 8, 8a, 9b und 9c
ein rautenförmiges in sich verschiebbares Kräfteparallelogramm.
[0019] Nach einer anderen Ausführungsform (Fig.5 und Fig.6) ist eine absolute Parallelität
zwischen den Drehlagern und den Hebelarmen untereinander nicht zwingend erforderlich,
wenn sich beispielsweise die Neigung der Spülklappe3 und/oder die des Auftriebskörpers
7 zwischen der oberen und der unteren Position verändern soll.
[0020] Bei einer Drehbewegung der Hebelarme 2 und 2a um die ortsfesten Drehlager 8 und 8a
erfährt die Spülklappe 3 eine schnellere Auf- bzw. Abwärtsbewegung als der Auftriebskörper
7, was erfindungsgemäß zu unterschiedlichen Hubwegen unter der Spülklappe 3 und unter
dem Auftriebskörper 7 führt.
[0021] Durch diesen Effekt wird nach der Erfindung die Position des zunächst in der Grundstellung
höher als die Spülklappenunterkante liegenden Auftriebskörpers 7 mit zunehmendem Wasserstand
im Kanal 1 in eine in Bezug zur Spülklappe 3 tieferliegende Position umgewandelt.
[0022] Somit kann bei einer entsprechenden Wasserführung im Kanal 1 (beispielsweise Wasserspiegelebene
12) die Spülklappe 3 infolge ihres größeren Hubweges b über die Wasserspiegelebene
12 herausgeführt werden. An der Wasseroberfläche treibende Schwimmstoffe können dann
ungehindert unter der Spülklappe 3 hindurch abfließen.
[0023] Durch den vorgenannten Effekt nimmt auch bei der Freigabe des Spülschwalls die Öffnungshöhe
unter der Spülklappe entsprechend zu, was zu einer verstärkten Spülwirkung führt.
[0024] Der Auftriebskörper 7 kann relativ zum Parallelhebel durchaus in Lage und/Höhe verstellbar
sein. Dies ist in den Zeichnungen nicht veranschaulicht, kann allerdings durch einfache
bauliche Mittel erreicht werden, die beispielsweise zwischen dem Auftriebsköper 7
und der Betätigungsstange 10 wirksam sind.
1. Schwallspülvorrichtung für einen Abwasserkanal (1) mit einer über einen Parallelhebel
zum und in den Kanal (1) geführten und gegen die Kanalwand (4) gedichtet gelagerten,
selbsttätig gesteuerten und mit einem Auftriebskörper (7) versehenen Spülklappe (3),
die in einem größten Teils leeren Kanal (1) auch bei geringem Abwasserlauf einen Einstau
erzeugt und diesen als Spülschwall ablaufen ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Auftriebskörper (7) mit den Hebelarmen (2, 2a) des Parallelhebels zur Betätigung
der Spülklappe (3) kraft- und bewegungsschlüssig zusammen wirkt, dass bei einer Drehbewegung
der Hebelarme (2, 2a) der Hubweg (a) des Auftriebskörpers (7) geringer ist als der
Hubweg in (b) der Spülklappe (3).
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülklappe (3) von dem Auftriebskörper (7) hydraulisch getragen ist.
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülklappe (3) an einem Ende des aus zwei Hebelarmen (2, 2a) bestehenden Parallelhebels
schwenkbar gehalten und über dessen anderes Ende in dem Kanal (1) geführt und in einer
Ruhestellung gegen die Kanalwand (4) dichtend gelagert ist.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülklappe (3) in der unteren Spülklappenposition mittels eines Verschlusses
(5) festgehalten wird.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass vor der Spülklappe (3) der Auftriebskörper (7) angeordnet ist, der aus zwei parallel
zueinander liegenden Rohrteilen konzipiert ist.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass sich zwischen den Rohrteilen der schwimmerbetriebene Steuermechanismus (6) bewegt.
7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülklappe (3) über ein Drehlager (9, 9a) gelenkig mit den Hebelarmen (2, 2a)
verbunden ist.
8. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass an den Hebelarmen (2, 2a) Drehlager (9b, 9c) für eine mit dem Auftriebskörper (7)
verbundene Betätigungsstange (10) angeordnet sind oder der Auftriebskörper (7) unmittelbar
über die Drehlager (9b, 9c) mit den Hebelarmen (2, 2a) kraft- und bewegungsschlüssig
zusammenwirkt.
9. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Drehlager (9b, 9c) von Betätigungsstange (10) beziehungsweise Auftriebskörper
(7) und die Drehlager (9, 9a) der Spülklappe (3) und/oder die Drehlager (9b, 9c) von
Betätigungsstange (10) beziehungsweise Auftriebskörper (7) und die ortsfesten Drehlager
(8, 8a) der Hebelarme (2, 2a) ein rautenförmiges, in sich verschiebbares Kräfteparallelogramm
bilden.
10. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass der Auftriebskörper (7) bezüglich des Parallelhebels in Lage und/oder Höhe verstellbar
ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass die Hebelarme (2, 2a) des Parallelhebels geringfügig divergieren.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Spülklappe (3) und/oder der Auftriebskörper (7) in deren unteren Position eine
andere Neigung einnehmen als in deren oberen Position.