[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Beizen von Gegenständen aus Stahl, insbesondere
Edelstahl, mit einem keine Salpetersäure enthaltenden Beizmittel, das aus einem Beizmitteltank
auf die in einer Beizkabine vorgehaltenen Gegenstände aufgesprüht wird, sowie eine
Anlage zum Beizen von Gegenständen aus Stahl, insbesondere Edelstahl, mit einem Beizmitteltank,
einer Beizkabine mit einer Düsenanordnung, einer Beizmittelzuführleitung vom Beizmitteltank
zur Düsenanordnung in der Beizkabine und einem Spülwassertank, der an die Düsenanordnung
der Beizkabine über eine Spülwasserzuführleitung angeschlossen ist.
[0002] Derartige Verfahren und Anlagen zur Oberflächenbehandlung von Metallen sind in unterschiedlichster
Ausgestaltung im Stand der Technik bekannt. Bei der Verarbeitung von Metallen, insbesondere
von Edelmetallen, wird auf dessen Oberfläche häufig eine Metalloxidschicht oder Zunderschicht
gebildet, die sowohl das Aussehen wie auch die mögliche Weiterverarbeitung des Materials
beeinträchtigt. Bei rostfreiem Stahl haftet diese unerwünschte Schicht sehr fest auf
der Oberfläche, so dass aggressive Säuren zum Beizen Verwendung finden. Eine übliche
Beizsäuremischung ist Salpetersäure und Flusssäure, die in wässriger Lösung verwendet
wird.
[0003] Im Stand der Technik ist das manuelle Sprühbeizen bekannt, bei dem das Beizmittel
mit einer Sprühlanze von Hand aufgetragen wird. Die Beize ist dabei viskos eingestellt
und haftet gut auf der Metalloberfläche. Nach einer Einwirkzeit von ½ bis 2 Stunden
wird die Beize dann mit Wasser abgewaschen. Bei dieser Arbeitsweise entstehen unmittelbar
nitrose Gase aus der Salpetersäure und Fluorgase aus der Flusssäure, die wegen ihrer
gesundheitsschädlichen Wirkungen abgesaugt werden müssen. Um die umweltschädliche
Wirkung zu begrenzen, muss die Abluft mit einem Abluftwäscher gereinigt werden, wobei
etwa 50 % der nitrosen Gase und 98 % der Fluorgase ausgewaschen werden. Der Beizer
muss beim Versprühen und Abwaschen der Beize geeignete Schutzkleidung mit Atemschutz
tragen, da am Arbeitsplatz entsprechende Grenzwerte überschritten werden.
[0004] Außerdem sind Tauchbeizverfahren bekannt, bei denen der zu beizende Gegenstand durch
ein in einem Beizbecken aufgenommenes Beizmittel geführt wird. Bei der Verwendung
der üblichen Beizsäuremischung entstehen ebenfalls nitrose Gase und Fluorgase. Eine
Randabsaugung an den Beizbecken ist daher ebenfalls erforderlich. Um das unkontrollierte
Austreten von Gasen aus dem Tauchbecken zu verringern, ist aus der DE 26 08 550 C2
bekannt, die Tauchbecken durch planenartige Abdeckungen abzudecken. Gleichwohl entsteht
giftige Abluft, die nötigenfalls auch über einen Abluftwäscher zu reinigen ist.
[0005] Ferner ist das sog. Autoklavbeizen bekannt, bei dem die Beizware in ein leeres luftdicht
abschließbares Becken gelegt und mit Beize geflutet wird. Die dabei aus dem Becken
verdrängte Luft muss ebenfalls über Abluftwäscher gereinigt werden. Nach Ablauf der
Beizzeit wird die Beize wieder zurück in den Beizvorratstank gepumpt, nachteilig ist
dabei, dass ein großes Volumen Beizflüssigkeit bewegt werden muss.
[0006] Ferner sind Spritzbeizverfahren bekannt, bei denen die Beizlösung über Düsen fein
dosiert auf das zu behandelnde Werkstück aufgesprüht wird. Dieses Verfahren wird,
wie DE 198 42 971 A1 beschreibt, zum Beizen von ebenflächigen, insbesondere bandförmigen
Behandlungsgut eingesetzt. Das Beizmittel kann im Kreislauf geführt werden, so dass
im Spritzbereich gesammeltes Beizmittel wiederum über die Düsen versprüht wird. Gleichwohl
müssen entstehende Gase abgesaugt und, bei Verwendung von Salpetersäure haltigen Beizen,
über einen Abluftwäscher gereinigt werden.
[0007] Um die zunehmend schärfer werdenden Arbeitsschutz- und Umweltschutzbestimmungen einzuhalten,
werden daher Beizanlagen häufig in luftdicht abgeschlossenen Beizkabinen verwendet.
Die EP 0 949 355 A1 schlägt eine eingehauste, bei permanentem Unterdruck arbeitende
Beizanlage vor, die mit einer Luftzuführung und einer Absaugung arbeitet. Ferner ist
aus der DE 36 35 525 C3 eine abgeschlossene Anlage zum Beizen von Werkstücken bekannt,
bei der eine unter Unterdruck gehaltene, luftdicht abgeschlossene Kabine die Behandlungsstationen
der Beizanlage enthalten.
[0008] Ferner wurden Beizlösungen vorgeschlagen, die insbesondere auf die Verwendung der
bisher üblichen Salpetersäure verzichten, um die Umwelteigenschaften zu verbessern.
Beispielsweise schlägt die DE 197 21 135 A1 eine eine Salzsäure als einzige Säure
enthaltende Beizlösung vor, die in einer Spritzbehandlung aufzubringen ist. Alternativ
wird in der DE 38 37 053 A1 ein aus einer wässrigen Fluorwasserstoffsäure bestehendes
Beizbad vorgeschlagen, dem kontinuierlich Ozon als Oxidationsmittel zugeführt wird.
Aus der EP 0 958 405 B1 ist eine Beizlösung mit beispielsweise Schwefelsäure und Flusssäure
sowie Wasserstoffperoxid und einem Stabilisator bekannt, mit der ein gutes Reinigungsergebnis
ohne Verwendung der umweltkritischen Salpetersäure erreicht wird. Darüber hinaus ist
in der EP 0 808 919 B1 ein Beizverfahren mit einem Beizmittel aus Salz- und Schwefelsäure
und einer Aktivierung mit einer Wasserstoffperoxidlösung bekannt.
[0009] Um den Wasserverbrauch zu verringern und die Umwelteigenschaften zu verbessern, ist
beispielsweise aus der DE 42 20 401 A1 eine Anlage für die Behandlung von Werkstücken
mit einem Prozessbad und nachfolgenden Spülbädern mit einer Wasserkreislaufführung
bekannt, bei der zur Auffrischung der Spülbäder und Regulierung der Prozesslösungskonzentration
Wasser aus der Prozesslösung selbst gewonnen wird.
[0010] In der DE 41 17 760 C1 wird ein Endlos-Produkt, wie Rohre, Drähte, Bänder in einem
Behandlungsbad kontinuierlich im Tauchverfahren mit einem Beizmittel behandelt. Dabei
ist eine Absaugung vorgesehen, die durch Ausbildung eines geringfügigen Unterdrucks
die unerwünschte Freigabe von giftigen Dämpfen verhindert. Die Abluftführung muss
zur Einhaltung von Umweltschutzvorgaben mit aufwendigen Filteranlagen ausgestattet
sein.
[0011] Die DE 44 11 163 A1 beschreibt ein Verfahren zur Behandlung von Teilen oder Komponenten
durch Besprühen und/oder Überfluten mit einem Lösemittel, das im Chargenbetrieb arbeitet.
Als Lösemittel wird insbesondere Dichlormethan verwendet, was aufgrund seiner physikalisch-chemischen
Eigenschaften besondere Vorkehrungen bei der Verarbeitung bedarf. In der Behandlungskammer
wird ein Vakuum erzeugt, in das das Dichlormethan eingesprüht wird. Nach mehreren
Spühvorgängen muss die Behandlungskammer, die darin befindlichen Produkte sowie das
in der Kammer ausgebildete Luft-Gas-Gemisch aufwendig gereinigt werden. Dazu muss
das Luft-Gas-Gemisch mehrfach aus der Kammer evakuiert und gereinigt werden. Die gereinigte
Luft wird dann an die Umgebung abgegeben. Zum Betanken des Vorratsbehälters für das
Dichlormethan ist eine Gaspendelleitung vorgesehen.
[0012] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren sowie eine Anlage zum Spritzbeizen
so auszubilden, dass eine verbesserte Umweltverträglichkeit und Ressourcenschonung
im Vergleich zum Stand der Technik gegeben ist.
[0013] Gelöst wird diese Aufgabe mit einem Verfahren gemäß Anspruch 1 und einer Anlage gemäß
Anspruch 6.
[0014] Dadurch, dass beim Aufsprühen des Beizmittels ein Gasausgleich zwischen Beizkabine
und Beizmitteltank durchgeführt wird, womit in der Beizkabine entstehende Gase teilweise
zum Beizmitteltank zurückgeführt werden, wird ein Druckausgleich zwischen dem sich
leerenden Beizmitteltank und der durch das Einsprühen des Beizmittels beaufschlagten
Beizkabine erreicht, ohne dabei Abluft an die Umgebung abzugeben. Ebenso wird das
in sich geschlossene System ohne Abluftabführung auch für den an das Beizen anschließenden
Spülvorgang angewendet, wenn nach dem Beizen aus einem Spülwassertank Spülwasser auf
die in der Beizkabine vorgehaltenen Gegenstände aufgesprüht und ein Gasausgleich zwischen
Beizkabine und Spülwassertank durchgeführt wird, womit die beim Spülen entstehenden
Restgase teilweise zum Spülwassertank zurückgeführt werden.
[0015] Gegenständlich wird dies dadurch erreicht, dass die Beizkabine, der Beizmitteltank
sowie der Spülwassertank nach außen abgedichtet sind und zwischen dem Beizmitteltank
und der Beizkabine eine erste Gaspendelleitung und zwischen dem Spülwassertank und
der Beizkabine eine zweite Gaspendelleitung vorgesehen sind.
[0016] Bevorzugt wird dabei sowohl für das Beizmittel wie auch für das Spülwasser die gleiche
Düsenanordnung in der Beizkabine verwendet. Vorteilhaft wird auch ein großer Teil
der Zuführleitung alternierend für Beizmittel bzw. Spülwasser verwendet. Damit wird
bei Beginn des Spülvorganges bereits ein Großteil der Zuführleitung sowie die Düsenanordnung
mit dem Spülwasser durchspült und folglich von der aggressiven Beize gereinigt. Ein
unerwünschter Verbleib von Beizmittel in der Düsenanordnung und in einem Großteil
der Zuführleitungen wird damit sicher vermieden.
[0017] Dabei wird die gemeinsame Nutzung der Zuführleitungen durch entsprechend angeordnete
Absperrventile erreicht. Ferner können auch in den Gaspendelleitungen Absperrventile
vorgesehen sein, um eine übermäßige Vermischung der sich in den beiden Verfahrensschritten
bildenden verschiedenen Abgaskonzentrationen aus dem Beizmittel zu vermeiden. Die
sich während des Beizvorgangs bildenden erheblich konzentrierten Abgase, meist Fluorgase,
können somit an einer Vermischung mit den weniger stark konzentrierten Abgasen des
gleichen Stoffes beim Spülvorgang und in dem Spülwassertank gehindert werden.
[0018] Das Spülwasser kann bereits Fraktionen des Beizmittels enthalten, muss also nicht
besonders rein sein und dient zum Abspülen der auf dem Gegenstand anhaftenden Beizmittelrückstände.
[0019] Wenn der Spülvorgang mehrstufig aus mehreren Spülwassertanks erfolgt, wobei mit jedem
Spülvorgang die Reinheit des Spülwassers zunimmt, wird eine mehrstufige Spülkaskade
realisiert, die eine besonders wirkungsvolle Abreinigung der Beizwaren ermöglicht.
Dabei erfolgt der erste Spülvorgang mit einem bereits stärker mit Beizmittel belasteten
Spülwasser, der zweite Spülvorgang mit einem geringer belasteten Wasser und so weiter
bis schließlich der letzte Spülvorgang mit reinem Spülwasser erfolgt.
[0020] Dadurch, dass das sich auf dem Kabinenboden sammelnde Beizmittel während und/oder
nach dem Beizvorgang und das sich auf dem Kabinenboden sammelnde Spülwasser während
und/oder nach dem/den Spülvorgängen in den Beizmitteltank bzw. den/die Spülwassertanks
zurückgefördert werden, werden sowohl das Beizmittel wie auch das Spülmittel somit
mehrfach verwendet, was sowohl den Beizmittel- wie auch den Spülwasserverbrauch stark
reduziert.
[0021] Dadurch, dass am Boden der Beizkabine ein Sammelmittel zum Sammeln der versprühten
Flüssigkeiten ausgebildet ist, von dem Rückförderleitungen zum Beizmitteltank bzw.
zum Spülwassertank führen, wird sowohl das heruntertropfende Beizmittel wie auch das
Spülwasser in der Beizkabine gesammelt und in die Tanks zurückgeführt. Dabei sind
ebenfalls die Gaspendelleitungen aktiv und erlauben einen Gasausgleich zwischen Beizkabine
und dem jeweiligen wiederbefüllten Tank.
[0022] Wenn nach dem Spülvorgang Frischwasser in der Beizkabine vernebelt wird, wobei das
sich auf dem Kabinenboden sammelnde leicht saure Wasser zum Spülwassertank mit größter
Reinheit des Spülwassers gefördert wird, bindet dieser Sprühnebel die im Gasraum der
Kabine aus dem Beizmittel entstandenen Gase und läßt diese als Aerosole absinken.
Für diesen Sprühnebel wird bevorzugt Frischwasser verwendet, das über gesonderte besonders
feine Nebeldüsen oberhalb der Düsenanordnung in der Beizkabine abgegeben wird. Die
sich dabei bildende Feuchtigkeit bindet nämlich die restlichen Gasteilchen des auswaschbaren
Beizmittels. Diese Feuchtigkeit schlägt sich nieder und sammelt sich am Kabinenboden.
Von dort wird das nun geringfügig belastete Frischwasser in den Spülmitteltank bzw.
den Spülmitteltank mit reinstem Spülwasser gepumpt.
[0023] Vor dem Öffnen der Beizkabine wird das Absinken der Aerosole weitestgehend vollständig
abgewartet, um dann die oberflächenbehandelten Gegenstände aus der Beizkabine entnehmen
zu können. Bevorzugt können die gebeizten und gespülten Werkstücke zusätzlich manuell
von einem Beizer mit Wasserhochdruck abgespritzt werden. Auf eine Absaugung kann hier
verzichtet werden, da die einzuhaltenden Grenzwerte für die Abgase des Beizmittels,
meist Fluorgase, deutlich unterschritten werden.
[0024] Bevorzugt wird nach dem Spülvorgang bzw. nach der Frischwasservernebelung ein Passivieren,
bevorzugt mit stabilisierter Zitronensäure, und anschließender Wasserspülung durchgeführt.
Ferner sollte vor dem Beizen eine Entfettung der zum Beizen vorgesehenen Gegenstände
durchgeführt werden.
[0025] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Anlage zum Beizen
anhand der beiliegenden Zeichnung detailliert beschrieben.
[0026] Darin zeigt:
- Fig. 1
- eine Anlage zur Oberflächenbehandlung in einem schematisierten Leitungsplan.
[0027] Die Beizkabine 1 ist zur Umgebung hermetisch abgedichtet ausgebildet. In der Beizkabine
1 sind die zu beizenden Gegenstände beispielsweise in einem Beizkorb A vorgelegt.
Oberhalb des Beizkorbes A ist eine Düsenanordnung 11 zum Besprühen der zu beizenden
Werkstücke im Beizkorb A mit einem Beizmittel B. Das Beizmittel B ist in einem Beizmitteltank
2, der ebenfalls nach außen abgedichtet ausgebildet ist, bevorratet. Vom Beizmitteltank
2 führt eine Beizmittelzuführleitung 21 zur Düsenanordnung 11 in der Beizkabine 1
. Das Beizmittel B wird dabei mittels Förderpumpe 22 zur Düsenanordnung 1 gefördert.
[0028] In der Beizkabine 1 ist am Boden unterhalb des Beizkorbes A ein Sammelmittel 12 für
herabtropfendes Beizmittel B angeordnet. Das Sammelmittel 12 führt in einem geeigneten
Gefälle die auftreffenden Flüssigkeiten zu einem am Sammelmittel 12 vorgesehenen Sammelpunkt
13, von dem eine Rückförderleitung 14 in den Beizmitteltank 2 führt. Für die Rückförderung
des Beizmittels B ist die gleiche Förderpumpe 22 der Beizmittelzuführleitung 21 vorgesehen.
Entsprechend sind Absperrventile 211, 212, 141, 142 in den zugeordneten Leitungen
21 bzw. 14 vorgesehen. Ferner ist zwischen dem Beizmitteltank 2 und der Beizkabine
1 eine erste Gaspendelleitung 23 mit einem Absperrventil 231 vorgesehen.
[0029] Weiter ist in Fig. 1 ein Spülwassertank 3 dargestellt, in dem Spülwasser C bevorratet
ist. An dem Spülwassertank 3 führt eine Spülwasserzuführleitung 31 ebenfalls zur Düsenanordnung
11 der Beizkabine 1. Zur Förderung des Spülwassers C über die Zuführleitung 31 zur
Düsenanordnung 11 in der Beizkabine 1 ist in der Zuführleitung 31 eine Förderpumpe
32 vorgesehen. Von den Beizwaren A abtropfendes Spülwasser wird über Sammelmittel
12 zum Sammelpunkt 13 geführt und dort über eine Rückförderleitung 15 in den Spülwassertank
3 zurückgefördert. Die Rückförderung über Rückförderleitung 15 wird ebenfalls über
die Förderpumpe 32 durchgeführt. Dafür sind entsprechende Absperrventile 311, 312,
151, 152 in den zugeordneten Leitungen 31 bzw. 15 vorgesehen. Ferner ist zwischen
dem Spülwassertank 3 und der Beizkabine 1 eine zweite Gaspendelleitung 33 vorgesehen,
die ein zugeordnetes Absperrventil 331 aufweist.
[0030] Weiter ist oberhalb der Düsenanordnung 11 in der Beizkabine 1 eine Nebeldüsenanordnung
16 mit einer Zuführleitung 17 angeordnet. Die Zuführleitung führt Frischwasser D zur
Beizkabine 1 . Zur Steuerung der Frischwasserzufuhr ist ein Absperrventil 171 in der
Zuführleitung 17 vorgesehen.
[0031] Nachfolgend wird das erfindungsgemäße Beizverfahren anhand des in Fig. 1 dargestellten
Ausführungsbeispiels erläutert.
[0032] Zunächst wird die Beizkabine 1 mit den zu beizenden Gegenständen, beispielsweise
in einem Beizkorb A eingelegt, bestückt. Bei größeren Gegenständen können diese auch
unmittelbar in die Beizkabine 1 eingestellt werden. Ggf. werden die Beizgegenstände
vor dem Beizverfahren entfettet. Zu Beginn des Vorgangs sind alle Absperrventile 141,
142, 151, 152, 171, 211, 212, 231, 311, 312, 331 geschlossen und die Förderpumpen
22, 23 nicht angesteuert.
[0033] Nun wird die Beizkabine 1 verschlossen und der Beizvorgang gestartet. Dazu werden
die Absperrventile 211, 212 der Zuführleitung 21 geöffnet. Ferner wird das Absperrventil
231 der Gaspendelleitung 23 geöffnet und die Förderpumpe 22 angesteuert. Nunmehr wird
Beizmittel B aus dem Beizmitteltank 2 über die Zuführleitung 21 zur Düsenanordnung
11 in die Beizkabine 1 gefördert. Das Beizmittel B wird im sog. Spritzbeizverfahren
über die Düsenanordnung 11 fein versprüht und auf die darunter liegenden, zu beizenden
Gegenstände A gesprüht.
[0034] Während der Förderung des Beizmittels B aus dem Beizmitteltank 2 über Zuführleitung
21 mittels Förderpumpe 22 sinkt der Flüssigkeitsspiegel in dem Beizmitteltank 2, womit
folglich über die Gaspendelleitung 23 eine Gasausgleichsströmung von der Beizkabine
1 in den Beizmitteltank 2 ausgelöst wird. Es wird dabei mit Beizmittel B angereicherte
Luft in den Beizmitteltank 2 gelangen. Nach ausreichender Beizwirkung auf den Beizgegenständen
A wird die Förderpumpe 22 gestoppt und die Absperrventile 211, 212 sowie der Beizmittelzuführleitung
21 geschlossen.
[0035] Nunmehr werden die Ventile 141, 142 der Rückförderung 14 geöffnet. Zwischenzeitlich
sammelt sich über Sammelmittel 12 im Sammelpunkt 13 an der Beizware A abtropfendes
Beizmittel B, das über die Rückförderleitung 14 in den Beizmitteltank 2 mittels Förderpumpe
22 rückgefördert wird. Entsprechend wird die Förderpumpe 22 angesteuert. Um ein unkontrolliertes
Rückfließen von Spülmittel B über die Leitung 14 zu vermeiden, ist dort bevorzugt
ein Rückschlagventil 143 angeordnet. Bei dieser Rückförderung des Beizmittels steigt
der Flüssigkeitsspiegel in dem Beizmitteltank 2, so dass über die erste Gaspendelleitung
23 eine Gasausgleichsströmung vom Beizmitteltank 2 zur Beizkabine 1 entsteht. Nachdem
nun im wesentlichen von den Beizgegenständen A abtropfendes Beizmittel B rückgefördert
wurde, wird die Förderpumpe 22 und die Ventile 231, 141, 142 geschlossen.
[0036] Nunmehr wird der Spülvorgang aktiviert. Dazu werden die Absperrventile 311 und 312
der Zuführförderleitung 31 sowie das Absperrventil 331 der zweiten Gaspendelleitung
33 geöffnet und die Förderpumpe 32 gestartet. Nunmehr wird Spülwasser C aus dem Spülwassertank
3 über die Spülwasserzuführleitung 31 der Düsenanordnung 11 in der Beizkabine 1 zugeführt.
Bevorzugt wird dabei auch ein Teil der Zuführleitung der Beizmittelzuführung gemeinsam
verwendet, um aggressives Beizmittel B bereits in der Zuführleitung 21, 31 über die
Düsenanordnung 11 auszutragen.
[0037] Nunmehr werden die Gegenstände im Beizkorb A mit Spülwasser C die Düsenanordnung
11 besprüht. Während des Spülvorganges sinkt der Flüssigkeitsspiegel in dem Spülwassertank
3, so dass über die zweite Gaspendelleitung 33 mit Beizmittel in geringer Konzentration
versetzte Luft aus der Beizkabine 1 in den Spülmitteltank 3 gelangt.
[0038] Mit Erreichen des gewünschten Spülergebnisses wird die Förderpumpe 32 gestoppt und
die Absperrventile 311 und 312 der Spülwasserzuführleitung 31 geschlossen. Gleichzeitig
wird über das Sammelmittel 12 im Sammelpunkt 13 am Boden der Beizkabine 1 das Spülwasser
C, das mit Rückständen des Beizmittels B versetzt ist, aufgefangen.
[0039] Nunmehr wird durch Öffnen der Absperrventile 151 und 152 sowie Starten der Förderpumpe
32 über die Rückförderleitung 15 das Spülwasser C in den Spülwassertank 3 rückgefördert.
Am Sammelpunkt 13 ist in der Rückförderleitung 15 ebenfalls ein Rückschlagventil 153
vorgesehen, um ein unkontrolliertes Zurückströmen des Spülwassers C in die Beizkabine
1 zu unterbinden.
[0040] Während der Rückförderung des Spülwassers C im Spülwassertank 3 steigt dort der Flüssigkeitsspiegel,
womit zum Druckausgleich Luft über die zweite Gaspendelleitung 33 zur Beizkabine 1
zurückgedrückt wird. Wenn im wesentlichen das abgetropfte Spülwasser über die Rückförderleitung
15 abgefördert ist, wird die Förderpumpe 32 gestoppt und die Ventile 151 und 152 der
Rückförderleitung 15 wie das Absperrventil 331 der zweiten Gaspendelleitung 33 geschlossen.
[0041] Nun wird durch Öffnen des Absperrventils 171 der Frischwasserzuführleitung 17 Frischwasser
D der Nebeldüsenanordnung 16 in der Beizkabine 1 zugeführt. Über die Nebeldüsenanordnung
16 wird das Frischwasser besonders fein versprüht. Dabei werden in diesem Wassernebel
die restlich verbliebenen Beizmittelgase, meist Fluorgase, gebunden und als leicht
saures Wasser auf das Sammelmittel 12 am Kabinenboden absinken. Erst wenn sich der
Wassernebel im wesentlichen gesetzt hat, wird das sich am Sammelpunkt 13 angesammelte
leicht saure Frischwasser D durch Öffnen der Absperrventile 151, 152 und 331 und Starten
der Förderpumpe 32 in den Spülwassertank 3 gefördert. Die zweite Gaspendelleitung
33 dient dabei dem Druckausgleich.
[0042] Nun kann die Beizkabine 1 geöffnet werden und die gebeizten Gegenstände entnommen
werden. Ggf. kann eine Bedienperson die gebeizten und gespülten Werkstücke mit Wasserhochdruck
abspritzen. Aufgrund der guten Reinigungswirkung und der Luftwäsche kann bei dieser
Arbeit auf eine Absaugung vollständig verzichtet werden. Dabei ist insbesondere wichtig,
dass als Beizmittel ein Beizmittel ohne Salpetersäure verwendet wird, da sich die
bei Verwendung eines Beizmittels mit Salpetersäure bildende nitrosen Gase nicht mit
Wasser aus der Luft auswaschen lassen.
Bezugszeichenliste
[0043]
- 1
- Beizkabine
- 11
- Düsenanordnung
- 12
- Sammelmittel
- 13
- Sammelpunkt
- 14
- Rückförderleitung
- 141
- Absperrventil
- 142
- Absperrventil
- 143
- Rückschlagventil
- 15
- Rückförderleitung
- 151
- Absperrventil
- 152
- Absperrventil
- 153
- Rückschlagventil
- 16
- Nebeldüsenanordnung
- 17
- Frischwasserzuführleitung
- 171
- Absperrventil
- 2
- Beizmitteltank
- 21
- Beizmittelzuführleitung
- 211
- Absperrventil
- 212
- Absperrventil
- 22
- Förderpumpe
- 23
- erste Gaspendelleitung
- 231
- Absperrventil
- 3
- Spülwassertank
- 31
- Spülwasserzuführleitung
- 311
- Absperrventil
- 312
- Absperrventil
- 32
- Förderpumpe
- 33
- zweite Gaspendelleitung
- 331
- Absperrventil
- A
- Beizkorb bzw. Beizgegenstand
- B
- Beizmittel
- C
- Spülwasser
- D
- Frischwasser
1. Verfahren zum Beizen von Gegenständen aus Stahl, insbesondere Edelstahl, im Chargenbetrieb
mit einem keine Salpetersäure enthaltenden Beizmittel, das aus einem Beizmitteltank
auf die in einer Beizkabine vorgehaltenen Gegenstände aufgesprüht wird, wobei beim
Aufsprühen des Beizmittels ein Gasausgleich zwischen Beizkabine und Beizmitteltank
durchgeführt wird, womit in der Beizkabine entstehende Gase teilweise zum Beizmitteltank
zurückgeführt werden, und nach dem Beizen aus einem Spülwassertank Spülwasser auf
die in der Beizkabine vorgehaltenen Gegenstände aufgesprüht und ein Gasausgleich zwischen
Beizkabine und Spülwassertank durchgeführt wird, womit die beim Spülen entstehenden
Restgase teilweise zum Spülwassertank zurückgeführt werden, ohne dass dabei Abluft
an die Umgebung abgegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Spülvorgang mehrstufig aus mehreren Spülwassertanks erfolgt, wobei mit jedem
Spülvorgang die Reinheit des Spülwassers zunimmt.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass das sich auf dem Kabinenboden sammelnde Beizmittel während und/oder nach dem Beizvorgang
und das sich auf dem Kabinenboden sammelnde Spülwasser während und/oder nach dem/den
Spülvorgängen in den Beizmitteltank bzw. den/die Spülwassertanks zurückgefördert werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Spülvorgang Frischwasser in der Beizkabine vernebelt wird, wobei das sich
auf dem Kabinenboden sammelnde leicht saure Wasser zum Spülwassertank mit größter
Reinheit des Spülwassers gefördert wird.
5. Verfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass nach dem Spülvorgang bzw. nach der Frischwasservernebelung ein Passivieren, bevorzugt
mit stabilisierter Zitronensäure, und anschließende Wasserspülung durchgeführt werden.
6. Anlage zum Beizen von Gegenständen aus Stahl, insbesondere Edelstahl, im Chargenbetrieb
mit einem Beizmitteltank (2), einer Beizkabine (1) mit einer Düsenanordnung (11),
einer Beizmittelzuführleitung (21) vom Beizmitteltank (2) zur Düsenanordnung (11)
in der Beizkabine (1) und einem Spülwassertank (3), der an die Düsenanordnung (11)
der Beizkabine (1) über eine Spülwasserzuführleitung (31) angeschlossen ist, insbesondere
zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Beizkabine (1), der Beizmitteltank (2) sowie der Spülwassertank (3) nach außen
abgedichtet sind und zwischen dem Beizmitteltank (2) und der Beizkabine (1) eine erste
Gaspendelleitung (23) und zwischen dem Spülwassertank (3) und der Beizkabine (1) eine
zweite Gaspendelleitung (33) vorgesehen sind, wobei das in sich geschlossene System
keine Abluftabführung hat.
7. Anlage nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Düsenanordnung (11) nacheinander vom Beizmittel (B) und vom Spülwasser (C) beaufschlagbar
ausgebildet ist.
8. Anlage nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass in den Beizmittel- und Spülwasserzuführleitungen (21, 31) und/oder in den Gaspendelleitungen
(23, 33) absperrbare Ventile (211, 212, 311, 312, 231, 331 ) vorgesehen sind.
9. Anlage nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, dass am Boden der Beizkabine (1) ein Sammelmittel (12) zum Sammeln der versprühten Flüssigkeiten
(B, C) ausgebildet ist, von dem Rückförderleitungen (14, 15) zum Beizmitteltank (2)
bzw. zum Spülwassertank (3) führen.
10. Anlage nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass in den Rückförderleitungen (14, 15) absperrbare Ventile (141, 142, 151, 152) vorgesehen
sind.
11. Anlage nach Anspruch 7, 8, 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet, dass in den Zuführleitungen (21, 31) und/oder in den Rückförderleitungen (14, 15) Pumpen
(22, 32) vorgesehen sind.
12. Anlage nach einem der Ansprüche 6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass oberhalb der Düsenanordnung (11) in der Beizkabine (1) eine Nebeldüsenanordnung (16)
vorgesehen ist, die mit Frischwasser (D) beaufschlagbar ist.