[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines Schmuckstückes
durch Umgießen eines Schmucksteins mit Metall.
[0002] Ein derartiges Verfahren eignet sich insbesondere auch für relativ preiswerte Steine,
bei denen die gesonderte Herstellung eines Teiles des Schmuckstückes aus Edelmetall
und dessen Verbindung mit dem Stein durch einen Goldschmied einen relativ hohen Aufwand
bedeuten.
[0003] Als Schmucksteine zur Verwendung im gattungsgemäßen Verfahren kommen insbesondere
Steine in Frage, deren natürliche Farbe künstlich verstärkt oder verändert worden
ist. Für die Veränderung der Farbe des Steines stehen zwei grundsätzlich zu unterscheidende
Methoden zur Verfügung: Es ist möglich, färbende Elemente in den Stein eindiffundieren
zu lassen oder aber eine farbige, beispielsweise pigmenthaltige Schicht fest mit dem
Stein zu verbinden.
[0004] Nur die zweite Art von Farbveränderung ist hier von Interesse, da sie für die industrielle
Massenfertigung wesentlich besser geeignet ist. Beispielsweise ist es aus US 3,837,884
(Balzers) bekannt, auf einen Grundkörper eine blaue Farbschicht durch Aufdampfen von
Kobaltoxid, Aluminiumoxid und Siliziumoxid aufzubringen. Obwohl diese Schichten etwa
30 Minuten lang bei etwa 300°C in einer sauerstoffhaltigen Atmosphäre getempert werden,
sind sie unter den Bedingungen des gattungsgemäßen Verfahrens nicht stabil.
[0005] Überraschend wurde gefunden, dass Schmucksteine, welche mit einer farbigen Auflage
versehen sind, in einem Gießverfahren verarbeitet werden können, wenn vorgesehen wird,
dass während oder nach dem Aufbringen der Auflage diese einer energetischen Behandiung
unterzogen wird, welche jene Umwandlungen der Auflage bewirkt, die ohne die energetische
Behandlung beim Umgießen des Schmucksteins auftreten würden.
[0006] Bei der eingangs definierten Herstellung eines Schmuckstückes wird der Stein zunächst
für längere Zeit jener Temperatur ausgesetzt, bei welcher das Wachsmodell ausgebrannt
wird, welches schließlich durch das eingegossene Edelmetall ersetzt werden soll. Diese
Temperatur liegt in der Größenordnung von 750°C. Anschließend wird die Oberfläche
des Steines beim Eingießen des Edelmetalls auf eine Temperatur erhitzt, die bei Silber
zwischen 950° und 1050°, bei Gold zwischen 950° und 1250° und für Platin zwischen
1800° und 1900°C liegt. Wie anschließend anhand der Ausführungsbeispiele diskutiert
werden soll, genügt es, die mit einer Farbschicht versehenen Steine kurzzeitig auf
die Eingießtemperatur des Metalles und/oder durch längere Zeit auf die Ausbrenntemperatur
des Wachsmodelles zu erhitzen, um die beim Eingießen selbst noch auftretenden Farbänderungen
auf ein Minimum zu reduzieren.
[0007] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden anschließend anhand der Zeichnung bzw.
der Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Fig. 1 - 3 ist eine schematische Darstellung von drei herkömmlichen Phasen des erfindungsgemäßen
Verfahrens,
Fig. 4 ein Schnitt durch ein Detail eines erfindungsgemäß hergestellten Schmuckstückes.
[0008] Das Herstellen eines Schmuckstückes durch Umgießen eines Schmucksteins mit Metall
ist an sich bekannt. Wie in Fig. 1 dargestellt, wird der Stein 1 in Formmasse 5 eingebettet,
wogegen für das Metall der Fassung zunächst Wachs 6 als Platzhalter dient. Anschließend
wird das Wachs 6 durch Erhitzen auf etwa 750°C ausgetrieben, sodass der in Fig. 2
dargestellte Hohlraum 7 entsteht. Dieser Hohlraum 7 wird schließlich gemäß Fig. 3
mit Metall 4 gefüllt, welches den Stein 1 umgibt.
[0009] Als Beispiel eines Schmuckstückes ist in Fig. 1 - 3 ein Ring dargestellt, doch ist
die Erfindung immer dort anwendbar, wo die Oberfläche eines Steines, insbesondere
dessen Rückseite 2 (vgl. Fig. 4), mit einer farbigen Auflage versehen ist, die durch
das Eingießen von Metall 4 beeinträchtigt werden könnte.
[0010] Voraussetzung für die Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist zunächst, dass
der Stein selbst beim Umgießen mit Metall seine optischen Eigenschaften beibehält.
Glas und Quarz beispielsweise lassen sich ohne weiteres mit einer hitzeresistenten
Farbschicht versehen, doch würde normales Glas bei den angegebenen Temperaturen schmelzen.
Quarz würde sich schon bei den zum Ausbrennen des Wachses üblichen Temperaturen trüben.
[0011] Ein grundsätzlich geeigneter Stein, beispielsweise Zirkonoxid, wird nun mit einer
Farbschicht versehen. Die gängigsten Methoden hiezu sind Bedampfen, Sputtern, chemisches
Bedampfen usw. Speziell durch reaktives Sputtern auf ein leicht erwärmtes Substrat
lassen sich die meisten anorganischen Farben auch bei niederen Temperaturen direkt
aufbringen.
[0012] Zur Färbung des Steines kommen insbesondere Farbstoffe in Betracht, deren Grundzusammensetzungen
als anorganische Buntpigmente bekannt sind, insbesondere anorganische Materialien,
die einen "Strich" haben. Bekannt sind solche Farben im Zusammenhang mit Keramikglasuren
sowie mit oberflächlichem Färben von Glas. Insbesondere bieten sich Farbschichten
auf Basis oxidischer Pigmente mit Rutil-Cassiterit-, Zirkon-, Baddeleyite, Korund-Hamatit-,
Olivin-, Spinell-, Granat- und Perovskitstruktur an. Farbschichten auf Basis nitridischer
und vor allem oxinitridischer Pigmente scheinen ebenfalls sehr geeignet für das Verfahren
sowie Farbschichten auf Basis von Carbiden und Carboxiden. Farbschichten auf Basis
von Sulfiden, Sulfaten, Phosphaten, Cyanverbindungen sowie Metallkoloiden brauchen
eine besondere Einbettung, sind aber sogar dann geeignet, wenn sie einen Schmelzpunkt
in der Nähe oder knapp unterhalb der Eingießtemperatur haben.
[0013] Würde man einen derart vorbereiteten Stein im Verfahren nach Fig. 1 - 3 weiter bearbeiten,
käme es zu einer ungewünschten und weitgehend unkontrollierten Verfärbung des Steines.
Quantifiziert werden solche Verfärbungen nach dem "Colored Stone Grading System" des
Gemological Institute of America. Dabei werden Farbeindruck (Hue), "Tone" (hell/dunkel)
und Farbsättigung (Saturation) bewertet. Der durch die Erfindung erzielte Effekt besteht
darin, dass Steine, die ohne besondere Nachbehandlung des farbigen Überzuges nach
mindestens einem der angeführten Kriterien eine Änderung um mehr als zwei Punkte beim
Eingießen erfahren würden, nunmehr höchstens zwei Punkte, normalerweise höchstens
einen Punkt Abweichung zeigen. Dies wird durch eine energetische Behandlung erzielt,
welche die beim Ausbrennen des Wachses und beim Eingießen des Metalls auftretende
Belastung vorwegnimmt.
[0014] Anschließend werden einige Beispiele für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
gegeben. Die Bezeichnung der verwendeten Pigmente erfolgt dabei durch Angabe der CAS-Registrationsnummer
der American Chemical Society. Für hohe Temperaturen geeignete Pigmente sind in Ullmann's
Encyclopedia of Industrial Chemistry 1986, Vol. A5, insbesondere Seite 546/547 angegeben.
Diese Farben lassen sich alle entweder direkt oder durch Auswahl einer geeigneten
Zwischen-, Einbettungs- oder Deckschicht erfindungsgemäß so herstellen, dass sie ihre
Farbe beim Eingießen nicht mehr verändern.
Beispiel 1 (Vergleichsversuch):
[0015] Auf kubisches Zirkonia wurde nach dem in US 3,837,884 beschriebenen Verfahren eine
Schicht aufgedampft, die zu etwa 35 Gew.% aus Kobaltoxid , 10 % Aluminiumoxid, Rest
Siliziumoxid bestand. Durch anschließende Wärmebehandlung wurde eine Blaufärbung der
Schicht erzeugt. Eingießen des mit der gefärbten Schicht versehenen Steins ohne Nachbehandlung
führte bei der Eingießtemperatur von 14 ct Gelbgold (ca. 1050°C) zu Verfärbung des
Steins.
[0016] Neuerungsgemäß wurde der beschichtete Stein 10 Minuten lang auf 1200°C erhitzt und
anschließend eine Stunde lang bei 750°C (das entspricht der Wachs-Ausbrenntemperatur)
getempert. Nicht einmal bei der Eingießtemperatur von 14 ct Pd-Weißgold (1250°C) kam
es aufgrund der beschriebenen Wärmebehandlung zu nachträglichen Veränderungen.
Beispiel 2 (Vergleichsversuch):
[0017] Auf Zirkonia wurde ein Pigment der Zusammensetzung CAS 68186-85-6 (grüner Spinell,
Co
2TiO
4) mit etwas TiO
2 im Überschuss, durch Reaktiv-Sputtern bei niedriger Temperatur aufgebracht. Beim
Eingießen in 14 ct Paladium-Weißgold kam es zu einer deutlich sichtbaren Veränderung
der grünen Farbe.
[0018] Wurde hingegen die beschriebene Schicht eine Minute lang bei 1200°C getempert, zeigte
der beschichtete Stein beim Eingießen keine erkennbare Farbänderung.
[0019] Wurde hingegen der bei 1200°C getemperte Stein in eine 14 ct Gelbgoldschmelze eingegossen,
kam es trotzdem zu einer bräunlichen Farbveränderung. Die Farbveränderung war am Rand,
wo die Farbschicht direkten Kontakt mit der Legierung hatte, am stärksten.
[0020] Wurde zu der Farbschicht noch eine Schutzschicht aus Magnesiumaluminat aufgebracht
und der Stein bei 1200°C getempert, veränderte sich der Farbton, auch an den Stellen,
an denen ein direkter Kontakt zur heißen Gelbgoldlegierung bestand, nicht.
Beispiel 3:
[0021] Eine Farbschicht auf Basis des Pigments CAS 68187-35-9 (brauner Hämatit, Fe
2O
3) wurde dadurch temperaturstabil sowie chemisch und mechanisch resistent erzeugt,
indem auf eine dünne SiO
2-Schicht das Eisenoxid-Pigment gemeinsam mit einer Einbettmatrix aus Aluminiumoxid
aufgebracht wurde. Der Behandlung durch 10 Minuten bei 1200°C folgte eine Nachbehandlung
von zwei Stunden bei 750°C. Der Farbton des so eingebetteten und wärmebehandelten
Pigments entspricht zwar nicht mehr genau der Farbe des reinen Pigments, dafür veränderte
sich die Farbe beim Eingießen nicht.
Beispiel 4:
[0022] Zirkonia wurde mittels des Pigmentes CAS 68187-05-3, einem blaugrauen Spinell mit
der Grundformel Co
2SnO
4, beschichtet. Die ca. 125 mm Pigmentschicht wurde mit einer dichten Schutzschicht
aus Aluminiumoxid überzogen und eine Minute auf 1200°C erhitzt. Im Anschluss wurde
der Stein 30 Minuten bei 750°C an Luft getempert. Die resultierende Blaufärbung blieb
beim Eingießen in Sterling Silber erhalten.
[0023] Bei einzelnen der angeführten Beispiele wurde berücksichtigt, dass die farbige Auflage
eines Schmucksteins nicht nur durch die beim Eingießen von Metall auftretende Temperatur
beschädigt werden kann. Vielmehr kann es auch an der Grenzfläche zwischen Stein und
Farbschicht und vor allem an der Außenseite der Farbschicht zu unerwünschten Veränderungen
kommen, welche durch Trennschichten vermieden werden können. Insbesondere wird dadurch
der Tatsache Rechnung getragen, dass auch bei einem farbechten Stein beim Eingießen
von Metall die Politur leiden kann.
[0024] Will man die farbig beschichtete Rückseite eines Steins auch noch gegen mechanischen
Angriff, insbesondere gegen die schlagende Wirkung von Schleifkörpern oder anderen
Schmuckstücken, sowie die abrasive Wirkung von Diamantschleifkörnern sichern, kann
man, wie in Fig. 4 dargestellt, vorsehen, dass die Rückseite des Schmucksteines von
einem durch das eingegossene Metall gebildeten Ring umgeben ist.
1. Verfahren zur Herstellung eines Schmuckstückes durch Umgießen eines Schmucksteins
mit Metall, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmuckstein vor dem Umgießen mit einer farbstoffhaltigen Auflage versehen wird,
und dass während oder nach dem Aufbringen der Auflage diese einer energetischen Behandlung
unterzogen wird, welche jene Umwandlungen der Auflage bewirkt, die ohne die energetische
Behandlung beim Umgießen des Schmucksteins auftreten würden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die energetische Behandlung ein Erhitzen auf eine Temperatur zwischen 950° und 1250°C
während einer Zeit von 1 bis 20 Minuten umfasst.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die energetische Behandlung ein Tempern bei einer Temperatur zwischen 700° und 800°C
während einer Dauer von mindestens einer Stunde umfasst.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die farbstoffhaltige Auflage mit einem schützenden Überzug versehen wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass in dem Überzug Li, Mg, Zn, B, Ce, Ti, Si, Zr oder Al enthalten ist.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen Schmuckstein und farbiger Auflage eine Übergangsschicht angeordnet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Rückseite (2) des Schmucksteines (1) von einem durch das eingegossene Metall
(4) gebildeten Ring (3) geschützt wird.
8. Schmuckstein, welcher zur Herstellung eines Schmuckstückes durch Umgießen mit Metall
gemäß einem der Ansprüche 1 bis 7 geeignet ist, dadurch gekennzeichnet, dass der Schmuckstein mit einer farbstoffhaltigen Auflage von an sich variabler Farbe
versehen ist, welche sich aufgrund einer energetischen Behandlung bei Erhitzen auf
eine Temperatur unter 1250°C nicht mehr wesentlich ändert.