[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Nähgarn mit den Merkmalen des Oberbegriffs
des Patentanspruchs 1 sowie zwei Verfahren zur Herstellung eines derartigen Nähgarnes.
[0002] Nähgarne sind in unterschiedlichen Konstruktionen bekannt. So beschreibt beispielsweise
die EP 0 295 601 A ein Nähgarn aus multifilen Synthesefasern, wobei das bekannte Nähgarn
die Konstruktion eines luftverwirbelten Nähgarnes aufweist, derart, daß eine multifile
erste Kerngarnkomponente unter Zuhilfenahme eines Luftstromes mit einer zweiten Effektgarnkomponente
verwirbelt ist. Durch diese Verwirbelung werden die einzelnen Filamente eines derartigen
Nähgarnes schlaufen- oder bogenförmige miteinander vermischt, so daß hierdurch der
für den Nähvorgang erforderliche Fadenschluß des Nähgarnes erreicht wird.
[0003] Eine zweite, grundsätzliche Nähgarnkonstruktion ist in der EP 0 569 891 A beschrieben.
Hierbei wird eine multifile erste Garnkomponente von einer zweiten Garnkomponente
umsponnen, wobei zur Erstellung des fertigen Coregarnes dann mindestens zwei, vorzugsweise
drei, derartiger Vorgarne miteinander verzwirnt werden, so daß durch die Verzwirnung
der diesbezügliche Fadenschluß erreicht werden kann. Um ein unerwünschtes Aufdrehen
eines derartig verzwirnten Coregarnes bei dessen Verarbeitung zu verhindern, werden
vor dem Zwirnen die aus mindestens zwei Garnkomponenten bestehenden Vorgarne mit einer
Drehung versehen, wobei die Drehrichtung dieser Drehung entgegengesetzt ist zur Drehrichtung
der Zwirnung.
[0004] Aus der EP 0 569 890 A ist ferner eine dritte, grundsätzliche Konstruktion eines
Nähgarnes bekannt. Hierbei bildet diese bekannte Nähgarnkonstruktion das Nähgarn als
Zwirn aus, wobei dieser Zwirn mindestens zwei, vorzugsweise jedoch drei, multifile
Garnkomponenten aufweist. Jede, den Zwirn ausbildende Garnkomponente wird ebenfalls
vor der Verzwirnung mit einer Vordrehung versehen, wobei auch hierbei die Vordrehung
einer jeden multifilen Garnkomponente bezüglich ihrer Richtung entgegengesetzt ist
zur Richtung der Zwirndrehung.
[0005] Aus der EP 0 919 649 A ist ein Nähgarn aus synthetischen Multifilamenten bekannt,
wobei das bekannte Nähgarn mindestens zwei Garnkomponenten aufweist, deren Einzelfilamente
jeweils parallel zueinander ausgerichtet sind. Diese beiden Garnkomponenten sind miteinander
verwunden, wobei zur Erzielung des erforderlichen Fadenschlusses dann die miteinander
verwundenen beiden Garnkomponenten vollflächig auf ihrer Oberfläche mit einer polymeren
Beschichtung versehen sind. Mit anderen Worten weist somit dieses bekannte Nähgarn
zwei miteinander verdrehte multifile Garnkomponenten auf, wobei jedoch in jeder Garnkomponente
alle Filamente parallel zueinander ausgerichtet sind. Um bei dieser Nähgarnkonstruktion
dann ein Verschieben der beiden Garnkomponenten relativ zueinander während des Nähvorganges
zu verhindern, ist das bekannte Nähgarn vollflächig von der polymeren Beschichtung
umhüllt, so daß dementsprechend beispielsweise an der Fadenbremse der Nähmaschine
oder bei einer Umlenkung des Nähgarnes keine Filamente mit der Fadenbremse bzw. den
Umlenkorganen in Kontakt treten, da die polymere Umhüllung diesen Kontakt verhindert.
Von daher wird bei dieser Ausführungsform des Nähgarnes der für das Vernähen erforderliche
Fadenschluß primär durch die vollflächige Umhüllung zur Verfügung gestellt.
[0006] Die zuvor beschriebenen bekannten Nähgarne, die die Konstruktion eines Coregarnes,
eines verwirbelten Nähgarnes, eines Nähzwirns oder eines vollflächig beschichteten
Nähgarnes aufweisen, lassen sich nur bedingt für das Vernähen von elastischen Artikeln
verwenden. Hierfür ist es in der Regel erforderlich, die Naht bei Verwendung der bekannten
Nähgarne derart zu erstellen, daß die bekannten Nähgarne mit einer Garnüberlänge in
der Naht vorliegen, so daß hierdurch auch die ansonsten unflexible Naht eine gewisse
Elastizität besitzt, was jedoch den Nachteil beinhaltet, daß dabei ein erheblich größerer
Nähgarnbedarf erforderlich ist.
[0007] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Nähgarn insbesondere zur
Verwendung bei elastischen Artikeln zur Verfügung zu stellen, das besonders'wirtschaftlich
anwendbar ist.
[0008] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Nähgarn mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0009] Das erfindungsgemäße Nähgarn besteht, wie die eingangs beschriebenen bekannten Nähgarne,
aus multifilen Synthesefasern und/oder Fasergarnen. Im Unterschied hierzu jedoch weist
das erfindungsgemäße anwendungsfertige Nähgarn eine Höchstzugkraftdehnung zwischen
25 % und 85 % auf, wobei diese Höchstzugkraftdehnung sowie die absolute Festigkeit
in herkömmlicher Weise durch ein übliches Kraft-Dehnungs-Meßverfahren in Anlehnung
an DIN EN ISO 2062 ermittelt werden. Desweiteren besitzt das erfindungsgemäße Nähgarn
eine zugelastische Dehnung, die zwischen 30 % und 95 % der Dehnung liegt, die bei
einer Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes
entspricht. Hierbei wird durch den Begriff zugelastische Dehnung zum Ausdruck gebracht,
daß nach einer entsprechenden, vielfach wiederholten Belastung und anschließender
Entlastung das erfindungsgemäße Nähgarn immer noch eine Elastizität in der zuvor genannten
Größe besitzt. Das bei der vorliegenden Erfindung wiederholt zur Charakterisierung
des erfindungsgemäßen Nähgarnes sowie des Verfahrens verwendete Merkmal der zugelastischen
Dehnung wird so bestimmt, wie dies beim Ausführungsbeispiel nachfolgend konkret beschrieben
ist.
[0010] Überraschend konnte festgestellt werden, daß ein derartiges Nähgarn einwandfrei nähte
und sich insbesondere auch zum Vernähen von elastischen Artikeln einsetzen läßt, obwohl
die Fachwelt bisher angenommen hatte, daß sich ein derartig hoch-elastisches Nähgarn
nicht störungsfrei und insbesondere sich auch nicht maschinell vernähen läßt.
[0011] Elastische Artikel im Sinne der vorliegenden Anmeldung sind alle Artikel, die bei
einer Belastung, d.h. bei einer Kraftbeaufschlagung, eine reversible Längenvergrößerung
erfahren, wobei der Begriff elastische Artikel insbesondere gestrickte und gewirkte
Konfektionsteile aus dem Bereich Wäsche, Badebekleidung, Sportbekleidung, Blusen,
T-Shirts, Sweatshirts, Pullover und Miederwaren aber auch elastische und insbesondere
gewebte Oberbekleidungsartikel, so zum Beispiel elastische Hosen und vorzugsweise
elastische Jeans, sowie elastische technische Artikel, wie beispielsweise Sitzbezüge
für Fahrzeugsitze, abdeckt.
[0012] Der im vorliegenden Text verwendete Begriff Fasergarn, der den Begriffen Stapelfasergarn
bzw. Spinnfasergarn entspricht, bezeichnet solche Fäden, die aus einer Vielzahl von
Einzelfasern (Stapelfasern) mit einer begrenzten Länge, beispielsweise einer Stapellänge
zwischen 12 mm und 160 mm, erstellt, vorzugsweise ersponnen, sind.
[0013] Insbesondere ist als erster wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Nähgarnes
festzuhalten, daß sich durch Verwendung des erfindungsgemäßen Nähgarnes bei elastischen
Artikeln solche Nähte herstellen lassen, die auch ohne des Vorsehens der zuvor beschriebenen
Garnüberlängen in der Naht, wie dies bei den bekannten Nähgarnen stets erforderlich
ist, einwandfrei elastische Nähte erstellen lassen. Dieser Vorteil kommt insbesondere
dann zur Geltung, wenn mit dem erfindungsgemäßen Nähgarn Doppelsteppstich-Nähte des
Stichtyps 301 nach DIN 61400 erstellt werden, wobei hierbei das erfindungsgemäße Nähgarn
auf Doppelsteppstich-Maschinen bei Geschwindigkeiten zwischen 2.500 Umdrehungen/min
bis 5.000 Umdrehungen/min und einer Stichdichte von bis zu 5 Stichen/cm nur eine Fadenbruchhäufigkeit
von weniger als zwei Fadenbrüchen/Stunde im Dauereinsatz besitzt.
[0014] Darüber hinaus weisen die mit dem erfindungsgemäßen Nähgarn erstellten Nähte, insbesondere
Doppelsteppstich-Nähte, eine ausgezeichnete Nahtelastizität auf, die auch dann vorhanden
ist, wenn in einer derartigen Naht keine oder nur eine sehr geringe Garnüberlänge
des Nähgarnes vorliegt, wobei aufgrund der hohen Elastizität des erfindungsgemäßen
Nähgarnes und insbesondere der hohen zugelastischen Dehnung desselben sichergestellt
ist, daß auch nach einer wiederholten Belastung sowie auch nach einer wiederholten
Überbelastung der Naht kein unerwünschtes Aufklaffen der Naht auftritt, da sich das
Nähgarn an die Elastizität des elastischen Artikels anpaßt. Neben der zuvor beschriebenen
ausgezeichneten Vernähbarkeit, auch bei Einsatz von feinsten Nadeln, und seinem elastischen
Verhalten tritt bei dem erfindungsgemäßen Nähgarn auch kein unerwünschtes Verwerfen
oder Verlagern des erfindungsgemäßen Nähgarnes in der Naht auf, so daß die mit dem
erfindungsgemäßen Nähgarn erstellten Nähte stets eine einwandfreie und optimierte
Optik vermitteln und sich darüber hinaus durch eine hohe Flauschigkeit, Weichheit
und Geschmeidigkeit auszeichnen, so daß das erfindungsgemäße Nähgarn insbesondere
für auf der Haut getragene Konfektionsteile als besonders angenehm angesehen wird
und somit einen hohen Tragekomfort vermittelt. Aufgrund der zuvor erwähnten hohen
Flauschigkeit, Weichheit und Geschmeidigkeit des erfindungsgemäßen Nähgarnes ermöglicht
dieses auch ein Vernähen von mehreren, übereinander angeordneten Stofflagen, ohne
daß eine so erstellte Naht beim Tragen des konfektionierten Teiles als störend empfunden
wird.
[0015] Bedingt dadurch, daß bei der unter Verwendung des erfindungsgemäßen Nähgarnes erstellten
Nähte keine oder nur eine deutlich reduzierte Garnüberlänge in dieser Naht vorgesehen
wird, läßt sich das erfindungsgemäße Nähgarn, das, wie vorstehend bereits dargelegt
ist, eine ausgezeichnete maschinelle Vernähbarkeit besitzt, besonders wirtschaftlich
verarbeiten, wobei diese Nähgarneinsparung im Vergleich zu herkömmlichen Nähgarnen,
die eine entsprechend große Garnüberlänge in der Naht erfordern, zwischen 20 % und
40 %, bezogen auf die für die jeweils zu erstellende Naht und insbesondere auch bei
einer Doppelsteppstich-Naht, erforderliche Nähgarnlänge liegt.
[0016] Die zuvor beschriebenen Vorteile treten dann verstärkt auf, wenn das erfindungsgemäße
Nähgarn eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 35 % und 70 % besitzt und wenn bei dieser
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes eine zugelastische Dehnung aufweist,
die zwischen 50 % und 80 % der Dehnung liegt, die bei einer Meßkraft bestimmt wird,
die 70 % der absoluten Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes entspricht. Hier konnte
festgestellt werden, daß diese bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes
bei einer Vielzahl von elastischen Artikeln, die sich durch den Grad ihrer Elastizität
unterscheiden, universell anwenden läßt, wobei insbesondere mit dem erfindungsgemäßen
Nähgarn dann Doppelsteppstich-Nähte maschinell unter den zuvor angegebenen Bedingungen
erstellt werden.
[0017] Grundsätzlich kann das erfindungsgemäße Nähgarn als multifile Synthesefaser jede
Synthesefasern enthalten, die dem anwendungsfertigen Nähgarn die zuvor genannte Höchstzugkraftdehnung
und die zuvor aufgeführte zugelastische Dehnung verleiht. Somit kann das erfindungsgemäße
Nähgarn entsprechende Polyethylenterephthalat-Fasern oder Polyamid 6- oder Polyamid
6.6-Fasern aufweisen oder aus diesen Fasern bestehen.
[0018] Besonders geeignet ist es jedoch, wenn das erfindungsgemäße Nähgarn mindestens eine
Garnkomponente besitzt, die aus einer chemisch modifizierten Polyesterfaser besteht,
wobei hier als besonders bevorzugte chemisch modifizierte Polyesterfaser eine multifile
Poly-trimethylen-terephthalat-Faser oder ein Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern
herauszüstellen sind. Mit anderen Worten enthält das erfindungsgemäße Nähgarn entweder
die zuvor genannte multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Faser oder das zuvor aufgeführte
Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern oder aber das erfindungsgemäße
Nähgarn besteht insbesondere aus mindestens einer multifilen Poly-trimethylen-terephthalat-Faser
und/oder mindestens einem Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern.
[0019] Bezüglich der Konstruktion des erfindungsgemäßen Nähgarnes ist festzuhalten, daß
das erfindungsgemäße Nähgarn die Konstruktionen aufweisen kann, wie sie eingangs beim
Stand der Technik beschrieben sind, sofern sichergestellt ist, daß eine derartige
Konstruktion dem erfindungsgemäßen Nähgarn eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 25
% und 85 %, vorzugsweise zwischen 35 % und 70 %, und eine zugelastische Dehnung zur
Verfügung stellt, die zwischen 30 % bis 95 % und insbesondere zwischen 50 % und 80
% der Dehnung liegt, die bei einer Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten
Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes entspricht.
[0020] Besonders geeignet ist es jedoch, wenn das erfindungsgemäße Nähgarn die Konstruktion
eines Nähzwirnes besitzt, wobei dieser, sich durch ein ausgezeichnetes Verarbeitungsverhalten
weiter auszeichnender Nähzwirn dann mindestens zwei Zwirnkomponenten und vorzugsweise
drei Zwirnkomponenten aufweist. Überraschend konnte dabei festgestellt werden, daß
eine derartige Zwirnkonstruktion der hiermit erstellten Naht eine ausgezeichnete Elastizität
verleiht, obwohl herkömmliche Nähgarnzwirne sich konstruktionsbedingt durch ein relativ
unelastisches Verhalten auszeichnen.
[0021] Insbesondere dann, wenn die den Nähzwirn ausbildenden Zwirnkomponenten mit einer
Vordrehung versehen sind, wobei bevorzugt diese Vordrehung in S-Richtung erfolgt,
und die vorgedrehten Zwirnkomponenten dann unter Ausbildung des Nähzwirnes miteinander
verzwirnt sind, wobei diese Zwirndrehung vorzugsweise in Z-Richtung erfolgt, zeichnet
sich eine derartige Weiterbildung des erfindungsgemäßen Nähgarnes durch eine hohe
Verarbeitungssicherheit beim Vernähen, d.h. somit durch eine noch geringere Fadenbruchhäufigkeit,
in Kombination mit einer hohen Nahtelastizität aus, so daß die hiermit erstellten
Nähte auch nach vielfacher Belastung und Entlastung ihre Elastizität nicht verlieren.
[0022] Eine besonders geeignete Weiterbildung des erfindungsgemäßen Nähgarnes sieht vor,
daß hierbei die den Nähzwirn ausbildenden Zwirnkomponenten eine Vordrehung mit einem
Drehungsbeiwert α zwischen 50 und 130 und insbesondere zwischen 70 und 100 aufweist,
während der hieraus erstellte Nähzwirn dann insbesondere einen Drehungsbeiwert α'
besitzt, der zwischen 80 und 160 und vorzugsweise zwischen 95 und 125 variiert.
[0023] Hierbei ist der Drehungsbeiwert α bzw. α' wie folgt definiert:

[0024] In dieser Formel bedeutet Nm die Garnfeinheit (Gesamttiter) einer jeden vorgedrehten
Zwirnkomponente, angegeben in Nummer metrisch.

[0025] In dieser Formel bedeutet Nm die Garnfeinheit (Gesamttiter) des gesamten Zwirnes,
angegeben in Nummer metrisch.
[0026] Vorstehend sind für das erfindungsgemäße Nähgarn, das bei der dort beschriebenen
Ausführungsform die Konstruktion eines Zwirnes aufweist, Bereiche für Drehungsbeiwerte
α (Vordrehung) bzw. α' (Zwirndrehung) angegeben worden. Wird das erfindungsgemäß Nähgarn
aus multifilen Garnkomponenten ausgebildet, so variiert der Drehungsbeiwert α insbesondere
zwischen 50 und 100 und der Drehungsbeiwert α' zwischen 80 und 125, während bei Verwendung
von Fasergarnen zur Herstellung des gezwirnten erfindungsgemäßen Nähgarnes insbesondere
der Drehungsbeiwert α zwischen 90 und 130 und der Drehungsbeiwert α' zwischen 115
und 160 beträgt.
[0027] Bei einer grundsätzlich anderen, jedoch ebenfalls bevorzugten und besonders geeigneten
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes weist das erfindungsgemäße Nähgarn
die Konstruktion eines verwirbelten Garnes auf, wobei das verwirbelte Garn wenigstens
eine erste, den Kern des Garnes ausbildende Garnkomponente und mindestens eine hiermit
verwirbelte zweite Garnkomponente umfaßt, derart, daß die zweite Garnkomponente die
Effektgarnkomponente ausbildet. Im Vergleich zu der zuvor beschriebenen Zwirnkonstruktion
des erfindungsgemäßen Nähgarnes verleiht diese verwirbelte Nähgarnkonstruktion dem
erfindungsgemäßen Nähgarn eine besonders hohe Weichheit und besonders hautsympathische
Geschmeidigkeit, so daß diese Konstruktion immer dann bevorzugt ausgewählt wird, wenn
das erfindungsgemäße Nähgarn zum Vernähen von solchen elastischen Artikeln verwendet
wird, die direkt auf der Haut getragen werden oder die besonders stramm an der Haut
anliegen.
[0028] Insbesondere dann, wenn bei der zuvor beschriebenen speziellen Konstruktion des erfindungsgemäßen
Nähgarnes, das als verwirbeltes Nähgarn vorliegt, sowohl die erste Garnkomponente
als auch die zweite Garnkomponente ausschließlich aus der chemisch modifizierten multifilen
Polyesterfaser und insbesondere ausschließlich aus multifilen Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern
besteht, besitzt eine derartige spezielle Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes
eine hohe Elastizität in Verbindung mit einem optimalen zugelastischen Dehnungsanteil,
so daß Nähte, die hieraus hergestellt werden, keine Nähgarnüberlängen in der Naht
mehr aufweisen müssen. Von daher läßt sich ein derartiges Nähgarn mit hoher Wirtschaftlichkeit
aufgrund der zuvor beschriebenen Nähgarneinsparung verarbeiten.
[0029] Bei einer Weiterbildung des zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Nähgarnes weist
diese Weiterbildung ebenfalls die Konstruktion eines verwirbelten Nähgarnes auf, wobei
jedoch die erste Garnkomponente, d.h. die Kerngarnkomponente, aus der chemisch modifizierten
multifilen Polyesterfaser und insbesondere aus der multifilen Poly-trimethylen-terephthalat-Faser
besteht, während die zweite Garnkomponente, die die Effektgarnkomponente ausbildet,
eine Polyethylenterephthalat-Faser und somit bezüglich ihres chemischen Aufbaus aus
einer herkömmlichen multifilen Polyester-Faser besteht.
[0030] Insbesondere dann, wenn bei der zuvor beschriebenen Weiterbildung das Massenverhältnis
der ersten Garnkomponente zur zweiten Garnkomponente zwischen 60:40 bis 80:20 variiert,
deckt die Effektgarnkomponente, insbesondere wenn sie im Vergleich zur Kerngarnkomponente
eine höhere Einzelfilamentzahl und einen geringeren Einzelfilamenttiter aufweist,
vollständig oder nahezu vollständig die Kerngarnkomponente ab, so daß diese Ausführungsform
des erfindungsgemäßen Nähgarnes vorzugsweise dann für solche Nähgarne ausgewählt wird,
die in mittleren bis dunklen Farbtönen angeboten werden. Hier konnte festgestellt
werden, daß sich diese Weiterbildung des erfindungsgemäßen Nähgarnes in mittleren
bis dunklen Farbtönen besonders echt anfärben läßt, so daß dementsprechend ein derartig
gefärbtes erfindungsgemäßes Nähgarn hohe Echtheiten und vorzugsweise hohe Naßechtheiten
aufweist.
[0031] Um die Verarbeitungseigenschaften des erfindungsgemäßen Nähgarnes, das die Konstruktion
eines verwirbelten Nähgarnes aufweist, weiter zu verbessern, ohne daß hierdurch die
erforderliche Elastizität, d.h. die zugelastische Dehnung, verlorengeht oder in nennenswerter
Weise beeinträchtigt wird, sieht eine andere Weiterbildung des erfindungsgemäßen Nähgarnes
vor, daß hierbei das Nähgarn mit einer Drehung zwischen 0 Drehungen/m und 500 Drehungen/m,
insbesondere zwischen 80 Drehungen/m und 250 Drehungen/m, versehen ist. Eine derartige
Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Nähgarnes verbindet optimale maschinelle Vernäheigenschaften,
d.h. eine weiter verminderte Fadenbruchhäufigkeit, mit einer hohen Elastizität, so
daß hiermit insbesondere auch besonders zugempfindliche elastische Artikel und vorzugsweise
unter Anwendung einer Doppelsteppstich-Naht des Stichtyps 301 (DIN 61400) vernäht
werden können.
[0032] Um auch im späteren Gebrauch und insbesondere bei der Pflege der mit dem erfindungsgemäßen
Nähgarn vernähten elastischen Artikeln ein unerwünschtes Boldern der Nähte zu verhindern,
weist das erfindungsgemäße Nähgarn, vorzugsweise das gefärbte Nähgarn, insbesondere
einen Heißluftschrumpf bei 180 °C zwischen 0,5 % und 3 % und vorzugsweise zwischen
0,6 % und 1,5 %, sowie einen Kochschrumpf bei 98 °C in Wasser zwischen 0,1 % und 1,5
% und vorzugsweise zwischen 0,15 % und 0,8 %, auf. Hierbei wird der Heißluftschrumpf
bei 180 °C während 15 Minuten und der Kochschrumpf in Wasser bei 98 °C während 15
Minuten bestimmt.
[0033] Grundsätzlich richtet sich die beim erfindungsgemäßen Nähgarn vorzusehenden Festigkeiten
danach, welche Garnkomponenten für die Herstellung des Nähgarnes eingesetzt werden,
welche Nähgarnkonstruktion ausgewählt wird, für welchen Zweck und in welcher Nahtkonstruktion
das erfindungsgemäße Nähgarn eingesetzt wird. Für besonders feine, elastische Artikel,
bei denen die Naht keinen extremen Belastungen ausgesetzt ist, weist eine bevorzugte
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes eine absolute Festigkeit zwischen
400 cN und 900 cN und spezifische Festigkeit zwischen 10 cN/tex und 25 cN/tex auf,
wobei eine solche Ausführungsform des erfindungsgemäßen Nähgarnes dann entweder die
Konstruktion eines Zweifach-Zwirns, der vorzugsweise unter Verwendung von Fasergarnen
erstellt wird, oder die Konstruktion eines luftverwirbelten multifilen Nähgarnes besitzt.
Sollen hingegen mit dem erfindungsgemäßen Nähgarn solche elastischen Artikel, die
stärker belastet werden, vernäht werden, dann gelangen solche Ausführungsformen des
Nähgarnes zur Anwendung, deren absolute Festigkeit insbesondere zwischen 900 cN und
1.300 cN und deren spezifische Festigkeit zwischen 30 cN/tex und 45 cN/tex variieren.
Für diesen Einsatzzweck werden insbesondere multifile Dreifachzwirne oder luftverwirbelte
multifile Konstruktionen verwendet. Für extrem belastete Nähte, beispielsweise Nähte
an elastischen Sportartikeln, gelangen solche Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Nähgarnes zum Einsatz, die vorzugsweise die Konstruktion eines multifilen Dreifachzwirns
oder eines luftverwirbelten Nähgarnes aufweisen, wobei die absolute Festigkeit insbesondere
zwischen 1.300 cN und 1.800 cN und die spezifische Festigkeit vorzugsweise zwischen
45 cN/tex und 60 cN/tex variieren, so daß zusammenfassend hierzu festzuhalten ist,
daß die absolute Festigkeit des erfindungsgemäßen Nähgarnes insbesondere zwischen
400 cN und 1.800 cN und die spezifische Festigkeit des erfindungsgemäßen Nähgarnes
vorzugsweise zwischen 10 cN/tex und 60 cN/tex und vorzugsweise zwischen 14 cN/tex
und 34 cN/tex betragen.
[0034] Ebenso richtet sich der Gesamttiter des erfindungsgemäßen Nähgarnes danach, wofür
das erfindungsgemäße Nähgarn angewendet und mit welchem Stichtyp dieses erfindungsgemäße
Nähgarn dann vernäht wird. So hat sich gezeigt, daß ein Gesamttiter des erfindungsgemäßen
Nähgarnes, der zwischen 100 dtex und 1.800 dtex und vorzugsweise zwischen 200 dtex
und 1.200 dtex, variiert, eine Vielzahl der Anwendungsfälle des erfindungsgemäßen
Nähgarnes beim Vernähen einer breiten Palette von unterschiedlichen elastischen Artikeln
abdeckt, so daß das erfindungsgemäße Nähgarn vorzugsweise die zuvor genannten Gesamttiter
aufweist.
[0035] Vorstehend sind Ausführungsformen des erfindungsgemäßen Nähgarnes beschrieben, die
insbesondere eine chemisch modifizierte Polyesterfaser und vorzugsweise eine multifile
Poly-trimethylen-terephthalat-Faser enthalten oder hieraus bestehen. Hierbei weisen
diese Ausführungsformen eine solche chemisch modifizierte Polyesterfaser bzw. eine
solche Poly-trimethylen-terephthalat-Faser auf, deren Einzelfilamentzahl zwischen
18 Filamenten und 90 Filamenten und insbesondere zwischen 30 Filamenten und 60 Filamenten
variiert. Dies bedeutet, daß dann das entsprechende, hieraus erstellte erfindungsgemäße
Nähgarn, wenn es als Zweifach-Zwirn konstruiert ist, insbesondere zwischen 36 Filmenten
und 180 Filamenten, und wenn es als Dreifach-Zwirn konstruiert ist, vorzugsweise zwischen
54 Filamenten und 270 Filamenten, aufweist, wobei die Filamentanzahl bei einem verwirbelten
erfindungsgemäßen Nähgarn dann insbesondere zwischen 36 und 180 Filamenten variiert,
sofern dieses verwirbelte Nähgarn nur aus einer einzigen Kerngarnkomponente (erste
Garnkomponente) und einer einzigen Effektgarnkomponente (zweite Garnkomponente) konstruiert
ist.
[0036] Wird das erfindungsgemäße Nähgarn hingegen aus einem Fasergarn und insbesondere aus
einem Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern hergestellt, so werden hierfür
solche Fasern ausgewählt, deren Stapellänge vorzugsweise zwischen 25 mm und 110 mm
und insbesondere zwischen 35 mm und 90 mm variiert.
[0037] Weist das erfindungsgemäße Nähgarn neben dieser chemisch modifizierten Polyesterfaser
auch noch eine herkömmliche multifile Polyethylenterephthalat-Komponente auf, so werden
bevorzugte solche Garnkomponenten ausgewählt, die in ihrer Einzelfilamentzahl der
chemisch modifizierten Polyesterfaser angepaßt oder der Einzelfilamentzahl (Elementarfilamentzahl)
dieser chemisch modifizierten Polyesterfaser entsprechen.
[0038] Besonders vielfältig anwendbar sind solche Ausführungsformen des erfindungsgemäßen
Nähgarnes, bei denen das erfindungsgemäße Nähgarn einen Gleitwert zwischen 130 cN
und 200 cN und insbesondere einen Gleitwert zwischen 140 cN und 160 cN besitzt. Hier
konnte festgestellt werden, daß bei Einhaltung dieser Gleitwerte das erfindungsgemäße
Nähgarn zum Vernähen einer Vielzahl auch von unterschiedlich elastischen Artikeln
besonders problemlos eingesetzt werden kann, wobei auch insbesondere der zuvor genannte
Gleitwertbereich sicherstellt, daß mit dem erfindungsgemäßen Nähgarn einwandfrei und
dauerelastisch Doppelsteppstich-Nähte erstellt werden können, die als besonders hautsympathisch
insbesondere auch im Wäschebereich empfunden werden.
[0039] Es darf nochmals betont werden, daß alle die zuvor beschriebenen Ausführungsformen
des erfindungsgemäßen Nähgarnes im Vergleich zu herkömmlichen Nähgarnen bei der Erstellung
von elastischen Nähten und insbesondere auch bei der Erstellung von elastischen Doppelsteppstich-Nähten
den unter Kostengesichtspunkten wesentlichen Vorteile besitzen, daß die unter Verwendung
des erfindungsgemäßen Nähgarnes erstellten Nähte eine deutlich geringere Nähgarnlänge
erfordern, um eine mit herkömmlichen Nähgarnen vergleichbare Nahtelastizität zur Verfügung
zu stellen. Desweiteren ermöglicht erstmals das erfindungsgemäße Nähgarn bei elastischen
Artikeln die störungsfreie maschinelle Erstellung eines Doppelsteppstich-Naht, so
daß die so erstellte Doppelsteppstich-Naht die heute mit herkömmlichen Nähgarnen hergestellte
Kettenstichnaht vorteilhaft ersetzt, wobei eine derartige Doppelsteppstich-Naht im
Vergleich zur Kettenstichnaht weitere ästhetische Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet
und wesentlich hautsymphatischer ist, da sie im Vergleich zur Kettenstichnaht wesentlich
weniger aufträgt. Von daher kann das erfindungsgemäße Nähgarn insbesondere auch zum
Vernähen von mehreren, übereinander angeordneten Stofflagen besonders vorteilhaft
verwendet werden.
[0040] Der vorliegenden Erfindung liegt ferner die Aufgabe zugrunde, zwei Verfahren zur
Herstellung des zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Nähgarnes zur Verfügung zu stellen,
die eine reproduzierbare Herstellung dieses Nähgarnes ermöglichen.
[0041] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 22 sowie durch ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen
des Patentanspruchs 24 gelöst.
[0042] Eine erste, grundsätzliche Möglichkeit zur Herstellung des erfindungsgemäßen Nähgarnes
sieht vor, daß zwei oder drei Garnkomponenten, bei denen es sich vorzugsweise entweder
um multifile Garnkomponenten oder um Fasergarnkomponenten handelt, unabhängig voneinander
vorgedreht werden, wobei jede vorgedrehte Garnkomponente eine Höchstzugkraftdehnung
zwischen 25 % und 85 %, vorzugsweise zwischen 35 % und 70 %, und eine solche zugelastische
Dehnung aufweist, die zwischen 30 % und 95 %, vorzugsweise zwischen 50 % und 80 %,
der Dehnung liegt, die bei einer Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten Festigkeit
des jeweiligen Nähgarnes entspricht. Die vorgedrehten Garnkomponenten werden miteinander
unter Ausbildung eines Zwirnes verzwirnt, wobei der so erstellte Zwirn hiernach einer
thermischen, vorzugsweise einer hydrothermischen, Behandlung unterworfen wird.
[0043] Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß der Begriff hydrothermische Behandlung jegliche
thermische Behandlung abdeckt, die unter Zusatz von Wasser oder in einer wäßrigen
Flotte selbst durchgeführt wird, so daß insbesondere als hydrothermische Behandlung
eine Behandlung in einer Dampfatmosphäre, vorzugsweise in einer Sattdampfatmosphäre
oder in einer überhitzten Dampfatmosphäre, oder auch eine Behandlung in einer wäßrigen
Flotte, so insbesondere in einer Färbeflotte und/oder in einer Avivierflotte, aufzufassen
ist.
[0044] Die zuvor beschriebene erste Möglichkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens weist den
Vorteil auf, daß mit relativ wenigen Herstellungsschritten ein hochleistungsfähiges
Nähgarn hergestellt werden kann. Aufgrund der geringen Anzahl der beim erfindungsgemäßen
Verfahren erforderlichen Verfahrensschritte wird auch die Fehlerwahrscheinlichkeit
verringert, so daß dementsprechend besonders reproduzierbar und kostengünstig das
erfindungsgemäße Nähgarn hergestellt werden kann, das die vorstehend wiederholt aufgeführten
Vorteile aufweist, so daß zur Vermeidung von Wiederholungen auf die vorstehenden Ausführungen
zum erfindungsgemäßen Nähgarn verwiesen wird, die analog oder identisch auch auf die
erfindungsgemäßen Verfahren anzuwenden sind.
[0045] Eine besonders vorteilhafte Weiterbildung der zuvor beschriebenen ersten Möglichkeit
des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht vor, daß hierbei die zwei oder drei Garnkomponenten,
bei denen es sich vorzugsweise, wie bereits vorstehend erwähnt, entweder um multifile
Garnkomponenten oder um Fasergarnkomponenten handelt und die den Nähzwirn ausbilden,
mit einem Drehungsbeiwert α zwischen 50 und 130 und insbesondere zwischen 70 und 100
vorgedreht werden, wobei diese Drehung insbesondere in S-Richtung erfolgt. Anschließend
werden die so vorgedrehten Garnkomponenten mit einem Drehungsbeiwert α' zwischen 80
und 160 und insbesondere zwischen 95 und 125 miteinander verzwirnt. Für die zuvor
genannten engeren Bereiche der Drehungsbeiwerte α und α' gelten abhängig von der jeweiligen
Garnkomponente, d.h. ob hier eine multifile Garnkomponente oder eine Fasergarnkomponente
eingesetzt wird, die Ausführungen, wie sie vorstehend für bevorzugte Weiterbildungen
des erfindungsgemäßen Nähzwirns offenbart sind. Hier konnte festgestellt werden, daß
ein derartig konstruierter Nähzwirn ein einwandfreies maschinelles Nähverhalten zeigt,
so daß die Fadenbruchhäufigkeit beim Nähen, insbesondere auch bei einem andauernden
Nähen von mehreren Stunden, auf ein Minimum reduziert ist, so daß bei einem derartig
hergestellten Nähzwirn keine Fadenbrüche oder maximal im Mittel bis zu 1,8 Fadenbrüche
pro Stunde auftreten, wie dies vorstehend bereits beim erfindungsgemäßen Nähgarn ausführlich
dargelegt ist.
[0046] Die grundsätzlich zweite Möglichkeit zur Herstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens
sieht vor, daß hierbei mindestens zwei multifile Garnkomponenten miteinander verwirbelt
werden, wobei mindestens die Kerngarnkomponente, vorzugsweise jedoch jede Garnkomponente
eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 25 % und 85 %, vorzugsweise zwischen 35 % und
70 %, und eine solche zugelastische Dehnung besitzt bzw. besitzen, die zwischen 30
% und 95 %, vorzugsweise zwischen 50 % und 80 %, der Dehnung liegt, die bei einer
Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes
entspricht und wobei das verwirbelte Garn einer thermischen, vorzugsweise hydrothermischen,
Behandlung unterworfen wird.
[0047] Im Unterschied zum eingangs aufgeführten Stand der Technik gemäß der EP 0 295 601
A unterscheidet sich diese grundsätzliche zweite Möglichkeit des erfindungsgemäßen
Verfahrens zur Herstellung des erfindungsgemäßen Nähgarnes dahingehend, daß hierbei
für das an sich bekannte Verwirbelungsverfahren mindestens eine solche multifile Kerngarnkomponente
und vorzugsweise solche multifilen Garnkomponenten (Kern- und Effektgarnkomponenten)
eingesetzt werden, die die zuvor aufgeführten Höchstzugkraftdehnungen und die vorstehend
genannten zugelastischen Dehnungen besitzen.
[0048] Durch die desweiteren bei beiden Möglichkeiten des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehenen
thermischen Behandlung wird erreicht, daß die so hergestellten Nähgarne insbesondere
für den eigentlichen Vernähvorgang stabilisiert werden, so daß sie dann im vernähten
Zustand eine zugelastische Dehnung, d.h. somit eine reversible Dehnung, besitzen,
die es ermöglicht, daß das erfindungsgemäße Nähgarn auch ohne das Vorsehen einer Garnüberlänge
in der Naht die zuvor beim erfindungsgemäßen Nähgarn bereits beschriebene hohe Elastizität
aufweist, was sich insbesondere beim Vernähen von elastischen Artikeln und vorzugsweise
bei Anwendung von Doppelsteppstich-Nähten als besonderer Vorteil herausgestellt hat.
[0049] Um die Weichheit des erfindungsgemäßen Nähgarnes weiter zu steigern, sieht eine Weiterbildung
des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß hierbei zwei multifile Garnkomponenten miteinander
verwirbelt werden, wobei die erste, den Kern des Garnes bildende Garnkomponente mit
einer Voreilung zwischen 2 % und 15 %, insbesondere zwischen 3 % und 6 %, und die
zweite Effektgarnkomponente mit einer Voreilung zwischen 5 % und 40 %, vorzugsweise
zwischen 17 % und 30 %, dem Verwirbelungsschritt zugeführt werden. Bei dieser Variante
des erfindungsgemäßen Verfahrens ist also somit die Voreilung der zweiten Garnkomponente
(Effektgarn) wesentlich höher als die Voreilung der ersten Garnkomponente (Kernkomponente),
so daß aufgrund dieser Voreilungsunterschiede dem so hergestellten Nähgarn ein vergrößertes
Volumen und eine verbesserte Weichheit und Geschmeidigkeit sowie ein erhöhter Tragekomfort
verliehen wird.
[0050] Grundsätzlich können bei den beiden zuvor beschriebenen Möglichkeiten des erfindungsgemäßen
Verfahrens für alle Garnkomponenten, die den Nähzwirn bzw. das verwirbelte Nähgarn
ausbilden, solche Synthesefasern, so zum Beispiel Polyesterfasern, Polyamid 6- oder
Polyamid 6.6-Fasern ausgewählt werden, die die zuvor angegebenen Höchstzugkraftdehnungen
und die zuvor spezifizierten zugelastischen Dehnungen besitzen. Bei einer besonders
geeigneten Weiterbildung der erfindungsgemäßen Verfahren werden jedoch für diese Garnkomponenten
insbesondere chemisch modifizierte Polyesterfasern und vorzugsweise Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern,
bei denen es sich um ein Fasergarn oder um ein Multifilament handelt, ausgewählt,
so daß der so hergestellte Nähzwirn bzw. das so verwirbelte Nähgarn vorzugsweise ausschließlich
aus diesen multifilen Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern und/oder aus Fasergarnen
aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern besteht.
[0051] Eine besonders geeignete Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens sieht
vor, daß hierbei zur Herstellung des verwirbelten Nähgarns als erste Garnkomponente
(Kerngarnkomponente) eine multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Faser und als zweite
Garnkomponente eine multifile Poly-ethylen-terephthalat-Faser ausgewählt werden, so
daß über den Querschnitt des so hergestellten verwirbelten Nähgarnes gesehen die erste
Garnkomponente, d.h. die multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Faser, von der zweiten
Garnkomponente, d.h. der multifilen Poly-ethylen-terephthalat-Faser, weitestgehend
abgedeckt ist. Diese Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird insbesondere zur
Herstellung solcher verwirbelten Nähgarne angewendet, die für die Färbung in mittleren
und tiefen Tönen vorgesehen sind, da die gefärbten Nähgarne dadurch ein hohes Echtheitsniveau
besitzen, wie dies bereits vorstehend bei der diesbezüglichen Ausführungsform des
erfindungsgemäßen Nähgarnes beschrieben ist.
[0052] Grundsätzlich ist bezüglich der Temperatur, bei der die thermische Behandlung und
insbesondere die hydrothermische Behandlung durchgeführt wird, festzuhalten, daß diese
Temperatur für das jeweilige Material oberhalb dessen Glasumwandlungstemperatur und
unterhalb dessen Schmelzpunktes liegen muß. Vorzugsweise wird jedoch die thermische
Behandlung und insbesondere die hydrothermische Behandlung, die als besonders geeignete
Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens anzusehen ist, bei einer Effektivtemperatur
zwischen 120 °C und 200 °C durchgeführt, wobei eine diesbezügliche Behandlung in einer
wäßrigen Flotte besonders bevorzugt wird. Hierbei wird die Effektivtemperatur mittels
Differential-Thermo-Analyse ermittelt. Diese Differential-Thermo-Analyse zeichnet
das partielle Schmelzen der durch die thermische Behandlung und insbesondere durch
die hydrothermische Behandlung im Fasersubstrat in den nicht kristallinen Bereichen
gebildeten Kristallite in Form eines endothermen Peaks auf, wobei dieser endotherme
Peak dann als Effektivtemperatur der jeweiligen thermischen Behandlung definiert ist,
wie dies in "H.K. Rouette, Lexikon für Textilveredlung, Laumann-Verlag, Dülmen, 1995,
Band 1, S. 390-392" kurz beschrieben und ausführlich in der Veröffentlichung H.J.
Berndt, Dissertation TH Aachen (1971) "Untersuchung an thermisch-mechanisch vorbehandelten
Polyethylenglykolterephthalat - ein Beitrag zur Optimierung des Fixiereffektes und
seine Bestimmung" umfassend dargelegt ist.
[0053] Wie bereits vorstehend bei den erfindungsgemäßen Verfahren herausgestellt wird, wird
bevorzugt eine hydrothermische Behandlung durchgeführt, wobei es sich hier insbesondere
als sehr vorteilhaft erwiesen hat, wenn für die hydrothermische Behandlung das Garn
auf eine Spule aufgewickelt wird und die mit dem Garn bewickelte Spule dann der hydrothermischen
Behandlung unterworfen wird. Bezüglich der Verweilzeit bei einer derartigen thermischen
Behandlung ist festzuhalten, daß hierbei die Verweilzeit in dem Behandlungsmedium
und insbesondere in der wäßrigen Flotte allgemein von der gewählten Temperatur abhängt.
Bei relativ niedrigen Temperaturen des Behandlungsmediums bzw. der wäßrigen Flotte,
so zum Beispiel Temperaturen zwischen 80 °C und 100 °C, variiert üblicherweise die
Verweilzeit zwischen 30 Minuten und 2 Stunden, während bei Temperaturen zwischen 100
°C und 130 °C die Verweilzeit zwischen 45 Minuten und 1,5 Stunden, vorzugsweise zwischen
50 Minuten und 70 Minuten, liegt. Klarstellend ist anzumerken, daß die zuvor angegebenen
Temperaturen die Temperaturen des Behandlungsmediums und insbesondere die Badtemperaturen
der wäßrigen Flotte angeben.
[0054] Eine Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahren sieht vor, daß hierbei das Garn,
sei es das gezwirnte Nähgarn oder das verwirbelte Nähgarn, nach der thermischen, vorzugsweise
nach der hydrothermischen, Behandlung gefärbt und/oder aviviert wird. Hieran schließt
sich dann bei dieser Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens ein Verstrecken
des gefärbten und/oder avivierten Garnes an, wobei durch dieses Verstrecken insbesondere
der Anteil der zugelastischen Dehnung vergrößert und/oder die zugelastische Dehnung
weiter stabilisiert wird, so daß auch bei wiederholten Belastungen und anschließenden
Entlastungen das Garn sein ursprünglich elastisches Verhalten beibehält. Mit anderen
Worten dient diese Verstreckung des gefärbten und/oder avivierten Garnes insbesondere
auch der weiteren Stabilisierung der Elastizität des erfindungsgemäßen Nähgarnes.
[0055] Bezüglich der Temperatur, bei der das gefärbte und/oder avivierte Garn bei der zuvor
beschriebenen Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens verstreckt wird, ist
festzuhalten, daß sich diese Temperatur nach dem Grad der erwünschten Stabilisierung
der zugelastischen Dehnung, d.h. somit des Elastizitätsverhaltens des erfindungsgemäßen
Nähgarnes, richtet. Insbesondere erfolgt diese Verstreckung in einem Temperaturbereich
zwischen Raumtemperatur und 180 °C, wobei besonders bevorzugt eine Kaltverstreckung,
d.h. somit eine Verstreckung zwischen 15 °C und 40 °C, durchgeführt wird.
[0056] Zu der bei der zuvor beschriebenen Verstreckung anzuwendenden Kraft ist festzuhalten,
daß diese Kraft vorzugsweise zwischen 0,2 cN/dtex bis 1,5 cN/dtex, insbesondere zwischen
0,3 cN/dtex und 1 cN/dtex, variiert, wobei die zuvor angegebenen Werte die Kräfte
definieren, die während des eigentlichen Verstreckungsvorganges auf das erfindungsgemäße
Garn einwirken.
[0057] Wie bereits vorstehend ausgeführt ist, kann bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zusätzlich
zu der thermischen, insbesondere hydrothermischen, Behandlung dieser Verstreckungsschritt
unter den vorstehend genannten Spannungen durchgeführt werden.
[0058] Unter dem Gesichtspunkt eines besonders rationellen Verfahrensablaufes sieht eine
weitere Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß hierbei auch die zuvor
beschriebene bevorzugte hydrothermische Behandlung unter Spannung durchgeführt wird.
Um diese Spannungsbehandlung bei der hydrothermischen Behandlung zu bewirken, schlägt
eine Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens vor, daß hierbei das gezwirnte
oder verwirbelte Nähgarn direkt nach seiner Herstellung mit Spannung auf eine Spule
gewickelt wird, wobei hierbei vorzugsweise die Spannungen angewendet werden, wie sie
vorstehend für den zusätzlichen Verstreckungsschritt quantifiziert worden sind. Besonders
geeignet ist es jedoch, wenn bei dieser Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens
das gezwirnte oder verwirbelte Nähgarn mit einer solchen Spannung auf die Spule aufgewickelt
wird, daß die Spule eine Wickeldichte zwischen 350 g/l und 550 g/l, insbesondere zwischen
400 g/l und 550 g/l, aufweist.
[0059] Wiederholt ist vorstehend ausgeführt worden, daß das erfindungsgemäße Nähgarn oder
das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Nähgarn bevorzugt zur Konfektion
von elastischen Artikeln verwendet wird. Insbesondere wird jedoch das erfindungsgemäße
Nähgarn oder das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Nähgarn zur Erstellung
von Doppelsteppstichnähten bei elastischen Konfektionsteilen verwendet, wobei bevorzugte
Beispiele für derartige elastische Konfektionsteile vorstehend auch als elastische
Artikel bezeichnet sind.
[0060] Insbesondere wird das erfindungsgemäße Nähgarn auch als Stickgarn bei einer maschinellen
Erstellung von Stickmustern, vorzugsweise plastischen Stickmustern in elastischen
Artikeln, eingesetzt, da es auch für diesen Anwendungsfall ausgezeichnete Laufeigenschaften
bei einer minimierten Störanfälligkeit beim maschinellen Versticken besitzt.
[0061] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Nähgarnes sowie die erfindungsgemäßen
Verfahren sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0062] Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels
näher erläutert, wobei das Ausführungsbeispiel einen nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellten 3-fach-Nähzwirn beschreibt.
Ausführungsbeispiel
[0063] Auf einer herkömmlichen Zwirnmaschine wurden zunächst drei multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern
(chemisch modifizierte Polyesterfasern) mit einem Einzeltiter von 84 dtex und einer
Filamentzahl von 36 mit 820 Drehungen/min in S-Richtung vorgedreht.
[0064] Anschließend wurden die so vorgedrehten Vorgarne unter Ausbildung eines 3-fach-Zwirns
mit einer Zwirndrehung von 615 Drehungen/m in Z-Richtung verzwirnt. Der so erstellte
Zwirn wurde direkt auf der Zwirnmaschine auf eine Spule aufgewickelt, wobei die Wickeldichte
450 g/l betrug.
[0065] Die so erstellte Kreuzspule wurde dann einer hydrothermischen Behandlung in einer
wäßrigen Flotte unterworfen, wobei die wäßrige Flotte ausschließlich aus Wasser bestand.
Die Verweilzeit für diese hydrothermische Behandlung betrug 60 Minuten bei einer Endtemperatur
von 120 °C. Hierbei wurde die wäßrige Flotte, beginnend mit einer Starttemperatur
von 70 °C, mit einer Aufheizrate von 1 °C/min auf 120 °C aufgeheizt, hiernach 60 Minuten
bei 120 °C verweilen gelassen und anschließend auf 70 °C mit einer Abkühlrate von
3 °C/min abgekühlt.
[0066] Im Anschluß an diese hydrothermische Behandlung wurde dann die Spule in einem konventionellen
Färbeautoklaven bei 120 °C während 60 Minuten gefärbt, wie dies für eine Polyesterfaser
üblich ist. Die Aufheizcharakteristik dieser Färbung entsprach der zuvor beschriebenen
Aufheizcharakteristik bei der hydrothermischen Behandlung.
[0067] Von dem so erstellten Nähgarn wurden folgende technologische Daten ermittelt, die
nachfolgend in der Tabelle 1 wiedergegeben sind.
Tabelle 1
| technologische Daten des anwendungsfertigen Nähzwirns |
| Feinheit |
102 dtex x 3 |
| Höchstzugkraft** |
752 cN |
| Höchstzugkraftdehnung** |
68 % |
| zugelastische Dehnung* |
70 % |
| Garndrehung |
930 Touren/m S-Richtung |
| Zwirndrehung |
720 Touren/m Z-Richtung |
| Gleitwert |
143 cN |
| feinheitsbezogene Höchstzugkraft |
24 cN/tex |
| ** gemessen nach DIN EN ISO 2062 |
| * wie nachfolgend berechnet: |
[0068] Die Ermittlung der zugelastischen Dehnung, die nachfolgend auch kurz mit "ZD" bezeichnet
ist, des anwendungsfertigen Nähgarnes erfolgt nach DIN 53835.
[0069] Diese Höchstzugkraft betrug bei dem ausgewählten Beispiel 752 cN, wie dies die Tabelle
1 zusammenfaßt.
[0070] Anschließend wird das anwendungsfertige Nähgarn 50 Belastungszyklen ausgesetzt, wobei
ein jeder Belastungszyklus ein Dehnen des Nähgarnes mit einer Kraft, die 70 % der
Höchstzugkraft entspricht, und ein anschließendes Entspannen bis zu einer Zugkraft
von 20 cN (entspricht der Meßgrundbelastung) umfaßt. Diese Messung wurde in Anlehnung
an DIN 53835 durchgeführt.
[0071] Im konkreten Fall wurde für jeden Belastungszyklus eine Kraft von 526,4 cN (zuzüglich
einer Meßgrundbelastung von 20 cN) zugrundegelegt.
[0072] Nach Ablauf der 50 Belastungszyklen wird einerseits die Gesamtdehnung, die nachfolgend
als "GD" bezeichnet ist, des Nähgarnes und der Mittelwert der Dehnungen bestimmt,
auf den das Nähgarn bei jeder Entlastung zurückgeht. Dieser Mittelwert wird nachfolgend
als "MD" bezeichnet.
[0073] Im konkreten Fall wurde eine Gesamtdehnung bei einer Meßkraft von 526,4 cN von 47,6
% (GD) und ein Mittelwert der Dehnungen nach Entlastung (MD) von 14,28 % ermittelt.
[0074] Die zugelastische Dehnung (ZD) in % wird nach folgender Formel errechnet:

[0075] Auf den konkreten Fall bezogen errechnet sich die zugelastische Dehnung wie folgt:


[0076] Desweiteren wurde auf einer industriellen Nähmaschine bei einer Geschwindigkeit von
2.500 Umdrehungen/min mit dem Nähzwirn unter Anwendung eines Doppelsteppstiches, Stichtyp
301, DIN 61400 bei einer Stichdichte von 5 Stichen/cm eine Dauerbelastung des Nähfadens
dahingehend durchgeführt, daß die Nähzwirnbrüche/Stunde festgehalten wurden. Als Mittelwert
einer Gesamtnähzeit von 5 Stunden wurde die Nähzwirnbruchhäufigkeit mit 1,8 Brüchen/Stunde
ermittelt.
[0077] Die Bestimmung des in der Tabelle 1 aufgeführten Gleitwertes wurde wie folgt durchgeführt:
[0078] Für die Messung des Gleitwertes wird ein Meßgerät der Firma Honigmann (Wuppertal)
mit der Bezeichnung "HCC-µ-Meter, Präzisierungs-Reibwert-Meßgerät" verwendet.
[0079] Das Meßprinzip beruht darauf, daß das zu prüfende Nähgarn mit einer konstanten Geschwindigkeit
von 2 m/min abgezogen wird, nachdem zuvor das Nähgarn durch eine belastete Spannungsscheibenanordnung,
wie diese den an Nähmaschinen üblichen Spannungsscheibenanordnungen entspricht, geführt
worden ist. Hierbei wird die für das Abziehen des Nähgarnes erforderliche Kraft, die
in Tabelle 1 als Gleitwert angegeben ist, gemessen.
[0080] Die verwendete Spannungsscheibenanordnung besteht aus zwei, gegeneinander gepreßten
Spannungsscheiben aus poliertem Edelstahl.
[0081] Zur Kalibrierung der Meßanordnung wird ein handelsübliches Standardnähgarn, Typ Serafil
80 (3-fach Zwirn, Polyethylenterephthalat, endlos; Hersteller: Amann) verwendet. Hierbei
wird die Belastung der Spannungsscheiben so lange während des Abziehens des Standardnähgarnes
mit der vorstehend genannten Geschwindigkeit verändert, bis ein Gleitwert von 110
cN für dieses Standardnähgarn ermittelt wird.
[0082] Mit der so eingestellten Belastung der Spannungsscheiben wird dann die vorstehend
beschriebene Messung des jeweils zu überprüfenden Nähgarnes durchgeführt.
1. Nähgarn aus Synthesefasern, dadurch gekennzeichnet, daß das anwendungsfertige Nähgarn eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 25 % und 85 % besitzt
und daß das Nähgarn eine zugelastische Dehnung aufweist, die zwischen 30 % und 95
% der Dehnung liegt, die bei einer Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten
Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes entspricht.
2. Nähgarn nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das anwendungsfertige Nähgarn eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 35 % und 70 % besitzt
und daß die zugelastische Dehnung des Nähgarnes zwischen 50 % bis 80 % der Dehnung
beträgt.
3. Nähgarn nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn mindestens eine Garnkomponente aus einer chemisch modifizierten Polyesterfaser
besitzt.
4. Nähgarn nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern als chemisch modifizierte
Polyesterfaser enthält.
5. Nähgarn nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn Faserngarne aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern als chemisch modifizierte
Polyesterfaser enthält.
6. Nähgarn nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn aus der multifilen Poly-trimethylen-terephthalat-Faser und/oder aus dem
Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern besteht.
7. Nähgarn nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn die Konstruktion eines Nähzwirnes besitzt und daß der Nähzwirn mindestens
zwei Zwirnkomponenten aufweist.
8. Nähgarn nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Zwirnkomponenten mit einer Vordrehung versehen sind und daß die vorgedrehten
Zwirnkomponenten unter Ausbildung des Nähzwirnes miteinander verzwirnt sind.
9. Nähgarn nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Vordrehung einen Drehungsbeiwert α zwischen 50 und 130 aufweist.
10. Nähgarn nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Nähzwirn einen Drehungsbeiwert α' zwischen 80 und 160 besitzt.
11. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn die Konstruktion eines verwirbelten Garnes aufweist, und daß das verwirbelte
Garn wenigstens eine erste, den Kern des Garnes ausbildende Garnkomponente und mindestens
eine hiermit verwirbelte zweite Garnkomponente umfaßt, wobei die zweite Garnkomponente
die Effektgarnkomponente ausbildet.
12. Nähgarn nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß sowohl die erste Garnkomponente als auch die zweite Garnkomponente ausschließlich
aus der chemisch modifizierten multifilen Polyesterfaser besteht.
13. Nähgarn nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß nur die erste Garnkomponente aus der chemisch modifizierten multifilen Polyesterfaser
besteht und daß die zweite Garnkomponente aus der multifilen Polyethylenterephthalat-Faser
ausgebildet ist.
14. Nähgarn nach einem der Ansprüche 11 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß das Massenverhältnis der ersten Garnkomponente zur zweiten Garnkomponente zwischen
60:40 bis 80:20 variiert.
15. Nähgarn nach einem der Ansprüche 11 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn mit einer Drehung zwischen 0 Drehungen/m und 500 Drehungen/m versehen
ist.
16. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn einen Heißluftschrumpf bei 180 °C zwischen 0,5 % und 3 % und einen Kochschrumpf
bei 98 °C in Wasser zwischen 0,1 % und 1,5 % aufweist.
17. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn eine absolute Festigkeit zwischen 400 cN und 1800 cN besitzt.
18. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn eine spezifische Festigkeit zwischen 10 cN/tex und 60 cN/tex, vorzugsweise
zwischen 14 cN/tex und 34 cN/tex, besitzt.
19. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Nähgarn einen Gesamttiter zwischen 100 dtex und 1.800 dtex, vorzugsweise zwischen
200 dtex und 1.200 dtex, aufweist.
20. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die chemisch modifizierte Polyesterfaser eine Einzelfilamentzahl zwischen 18 Filamenten
und 90 Filamenten aufweist.
21. Nähgarn nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Gleitwert des Nähgarnes zwischen 130 cN und 200 cN variiert.
22. Verfahren zur Herstellung eines Nähgarnes nach einem der Ansprüche 1 bis 10 und 16
bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß zwei oder drei Garnkomponenten unabhängig voneinander vorgedreht werden, wobei jede
Garnkomponente eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 25 % und 85 % und eine solche zugelastische
Dehnung aufweist, die zwischen 30 % und 95 % der Dehnung liegt, die bei einer Meßkraft
bestimmt wird, die 70 % der absoluten Festigkeit des jeweiligen Nähgarnes entspricht,
daß die vorgedrehten Garnkomponenten miteinander unter Ausbildung eines Zwirnes verzwirnt
werden und daß der Zwirn einer thermischen, vorzugsweise einer hydrothermischen, Behandlung
unterworfen wird.
23. Verfahren nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß die zwei oder drei Garnkomponenten mit einem Drehungsbeiwert α zwischen 50 und 130
vorgedreht werden und daß die vorgedrehten Garnkomponenten mit einem Drehungsbeiwert
α' zwischen 80 und 160 miteinander verzwirnt werden.
24. Verfahren zur Herstellung eines Nähgarnes nach einem der Ansprüche 1 bis 3 und 11
bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei Garnkomponenten, insbesondere mindestens zwei multifile Garnkomponenten,
miteinander verwirbelt werden, wobei mindestens die Kerngarnkomponente, vorzugsweise
jedoch jede Garnkomponente eine Höchstzugkraftdehnung zwischen 25 % und 85 % und eine
solche zugelastische Dehnung aufweist, die zwischen 30 % und 95 % der Dehnung liegt,
die bei einer Meßkraft bestimmt wird, die 70 % der absoluten Festigkeit des jeweiligen
Nähgarnes entspricht und daß das verwirbelte Garn einer thermischen, vorzugsweise
hydrothermischen, Behandlung unterworfen wird.
25. Verfahren nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß zwei multifile Garnkomponenten miteinander verwirbelt werden und daß die erste, den
Kern des Garnes bildende Garnkomponente mit einer Voreilung zwischen 2 % und 15 %
und die zweite Effektgarnkomponente mit einer Voreilung zwischen 5 % und 40 % dem
Verwirbelungsschritt zugeführt werden.
26. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 25, dadurch gekennzeichnet, daß für alle Garnkomponenten eine chemisch modifizierte Polyesterfaser ausgewählt wird.
27. Verfahren nach Anspruch 26, dadurch gekennzeichnet, daß als chemisch modifizierte Polyesterfaser eine multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Faser
oder ein Fasergarn aus Poly-trimethylen-terephthalat-Fasern ausgewählt wird.
28. Verfahren nach Anspruch 24 oder 25, dadurch gekennzeichnet, daß als erste Garnkomponente eine multifile Poly-trimethylen-terephthalat-Faser und als
zweite Garnkomponente eine Polyethylen-terephthalat-Faser ausgewählt werden.
29. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß als thermische Behandlung eine hydrothermische Behandlung in einer wäßrigen Flotte
bei einer Effektivtemperatur zwischen 120 °C und 200 °C durchgeführt wird.
30. Verfahren nach Anspruch 29, dadurch gekennzeichnet, daß vor der hydrothermischen Behandlung das Garn auf eine Spule aufgewickelt wird und
daß als hydrothermischen Behandlung die mit dem Garn bewickelte Spule einer Behandlung
in einer wäßrigen Flotte unterworfen wird.
31. Verfahren nach einem der Ansprüche 22 bis 30, dadurch gekennzeichnet, daß das Garn nach der thermischen, vorzugsweise nach der hydrothermischen, Behandlung
gefärbt und/oder aviviert wird und daß das gefärbte und/oder avivierte Garn verstreckt
wird.
32. Verfahren nach Anspruch 31, dadurch gekennzeichnet, daß das gefärbte und/oder avivierte Garn bei einer Temperatur zwischen Raumtemperatur
und 180 °C verstreckt wird.
33. Verfahren nach Anspruch 31 oder 32, dadurch gekennzeichnet, daß das gefärbte und/oder avivierte Garn mit einer Kraft zwischen 0,2 cN/dtex bis 1,5
cN/dtex, vorzugsweise zwischen 0,3 cN/dtex und 1 cN/dtex verstreckt wird.
34. Verwendung des Nähgarnes nach einem der Ansprüche 1 bis 21 sowie des nach einem der
Ansprüche 22 bis 33 hergestellten Nähgarnes zur Erstellung von Doppelsteppstichnähten
bei elastischen Konfektionsteilen.
35. Verwendung des Nähgarnes nach einem der Ansprüche 1 bis 21 sowie des nach einem der
Ansprüche 22 bis 33 hergestellten Nähgarnes als Stickgarn zur Erstellung von Stickmustern,
insbesondere zur Erstellung von dreidimensionalen, plastischen Stickmustern.